Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

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Montag, 30. November 2009
Kabinettstückchen
Viel Phantasie wurde uns gleich am ersten Tag der Woche abverlangt...

DAS KABINETT DES DR. PARNASSUS (1:1.85, DD 5.1)
OT: The Imaginarium of Doctor Parnassus
Verleih: Concorde
Land/Jahr: Frankreich, Kanada 2009
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Heath Ledger, Johnny Depp, Colin Farrell
Kinostart: 07.01.2010

Der steinalte Dr. Parnassus tingelt mit seiner Schaubude samt Töchterlein und skurriler Weggefährten durch London. Was seine Tochter nicht weiß: ihr Vater hat einen Deal mit dem Teufel gemacht. An ihrem sechzehnten Geburtstag gehört sie dem Belzebub. Und es sind gerade noch zwei Tage bis dahin... Ex “Monty Python” Terry Gilliam nimmt den Zuschauer wieder mit auf eine Reise der phantastischen Art. Skurril, surreal, verwirrend. Man muss es schon mögen, was einem hier alles aufgetischt wird. Dass eine der Hauptrollen gleich von mehreren Schauspielern (Heath Ledger, Jude Law, Colin Farrell und Johnny Depp) gespielt wird, ist dabei schon fast belanglos. Ich persönlich hatte mir von diesem Film sehr viel versprochen, zumal ich zuvor den sehr inspirierenden Trailer gesehen hatte. Leider wurde ich herb enttäuscht. BRAZIL ist und bleibt Gilliams absolutes Meisterwerk.
Freitag, 27. November 2009
Die Chinesin und das Zimmermädchen
Zum Abschluss der Pressewoche gab es Arthouse gleich im Doppelpack.

SHE, A CHINESE (1:1.85, DD 5.1)
OT: She, A Chinese
Verleih: Camino
Land/Jahr: Deutschland, Großbritannien, Frankreich 2009
Regie: Xiaolu Guo
Darsteller: Lu Huang, Yibo Wei, Geoffrey Hutchings
Kinostart: 04.02.2010

Die junge Chinesin Mei vegetiert in ihrem kleinen Dorf vor sich hin. Sie hat das monotone Leben dort satt und lässt keine Möglichkeit aus, in die Stadt zu kommen. Als sie eines Tages von einem befreundeten LKW-Fahrer vergewaltigt wird, beschließt sie fortzugehen. Ihr Ziel: England... Ein in der Hauptrolle hervorragend gespieltes Drama, in dem es laut Presseheft um “Identifikationssuche im Zeitalter der Globalisierung und dem Drang junger Chinesen, aus der Enge ihres riesigen Landes in eine unbegrenzte Welt auszubrechen” geht. Das Ganze war mir persönlich aber doch zu sehr Arthouse...

DIE SCHACHSPIELERIN (1:1.85, DD 5.1)
OT: Joueuse
Verleih: Concorde
Land/Jahr: Frankreich, Deutschland 2009
Regie: Caroline Bottaro
Darsteller: Sandrine Bonnaire, Kevin Kline, Dominic Gould
Kinostart: 07.01.2010

Helene lebt mit Mann und Tochter auf Korsika. Mit ihrer Arbeit als Zimmermädchen in einem Hotel und als Putzfrau eines reichen Doktors kann sie die Familie gerade so über Wasser halten, ihr Mann ist von Arbeitslosigkeit bedroht. Da entdeckt sie plötzlich das Schachspiel für sich. In ihrem Arbeitgeber, dem reichen Doktor, findet sie einen Lehrmeister... Noch ein Film, in dem es um das Ausbrechen aus der monotonen Lebenssituation geht. Sandrine Bonnaire brilliert als Helene, der es gelingt, durch ihre Leidenschaft ihrem Leben eine neue Perspektive zu geben. Ebenfalls überzeugend: Kevin Kline als Helenes Lehrmeister, im Original mit perfektem Französisch. Ein schöner und ruhiger Film, der darüber hinaus auch noch exzellent photographiert ist.
Donnerstag, 26. November 2009
Der Pirat und die Flamingos
Gerade wenn man denkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, schaut Störtebeker um die Ecke...

12 METER OHNE KOPF (1:2.35, DD 5.1 EX)
Verleih: Warner
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Sven Taddicken
Darsteller: Ronald Zehrfeld, Matthias Schweighöfer, Franziska Wulf
Kinostart: 10.12.2009

Im Jahre 1400 treiben Piratenkapitän Klaus Störtebeker und seine Mannen ihr blutiges Unwesen in Nord- und Ostsee und macht den hanseatischen Kaufleuten das Leben schwer. Nachdem er bei einer Seeschlacht schwer verletzt wird, erfällt er in eine Depression. Sein bester Freund Gödeke Michels springt für ihn ein und alsbald hat das Piratenschiff zwei Kapitäne... Ein Tiefpunkt deutschen Filmschaffens! Weder Regisseur noch Drehbuchautor machen ihren Standpunkt klar: handelt es sich hierbei nun um eine Komödie, ein Drama, einen Abenteuerfilm oder gar um eine Liebesgeschichte? Der mit Hardrockmusik unterlegte Film bedient sich zeitgenössischer Fäkalsprache und passt damit absolut nicht ins 14. Jahrhundert! Und damit es auch Schauwerte gibt, wurde das Machwerk mit ein paar Sexszenen angereichert, über die man nur den Kopf schütteln kann. Mein Tipp: wer es sich leisten kann, der bleibe diesem Film fern.

DAS GEHEIMNIS DER FLAMINGOS (1:1.85, DD 5.1)
OT: The Crimson Wing: Mystery of the Flamingos
Verleih: Walt Disney
Land/Jahr: USA, Großbritannien 2008
Regie: Matthew Aeberhard, Leander Ward
Kinostart: 03.12.2009

In schönen, ruhigen Bildern wird der Lebenszyklus der Flamingos beobachtet, die sich Jahr für Jahr in einem Salzsee in Afrika zu Tausenden ein Stelldichein geben, um sich zu paaren. Faszinierend und einschläfernd zugleich.
Mittwoch, 25. November 2009
Wenn der Buck auf Reisen geht...
Schon Mittwoch und erst jetzt die erste Pressevorführung. Das wird eine kurze Woche filmtechnisch gesprochen!

SAME SAME BUT DIFFERENT (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Delphi
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Detlev Buck
Darsteller: David Kross, Apinya Sakuljaroensuk, Anatole Taubman
Kinostart: 21.01.2010

Verlagspraktikant Benjamin lernt während seines Urlaubs in Kambodscha eine junge Prostituierte kennen und verliebt such in sie. Wieder zurück in Deutschland schickt er ihr ständig Geld, damit sie nicht mehr anschaffen muss. Doch dann offenbart sie ihm per Telefon, dass sie HIV positiv ist. Ein Schock für Benjamin... Vielleicht liegt es einfach daran, dass das Sujet des nach einer wahren Begebenheit entstandenen Films einfach nicht Detlev Bucks Sache ist. Der mit viel Aufwand an Originalschauplätzen gedrehte Film wirkt nicht nur einmal fast wie verloren, wenn er sich auf kleine Nebenhandlungen einlässt und diese nicht konsequent zu Ende führt. Der anfängliche AIDS-Schock geht zwar an die Nieren, relativiert sich aber ganz schnell wieder. Und Benjamins selbstlose Liebe zur jungen Prostituierten, der er gute Medikamente beschafft, wirkt nicht wirklich romantisch. Das Konzept des Films geht nicht richtig auf und wird die Mehrzahl der Zuschauer mehr langweilen als begeistern.

PARANORMAL ACTIVITY (1:1.85, 2k Digital, PCM 5.1)
OT: Paranormal Activity
Verleih: Wild Bunch (Central)
Land/Jahr: USA 2007
Regie: Oren Peli
Darsteller: Katie Featherston, Micah Sloat, Amber Armstrong
Kinostart: 19.11.2009

Ein junges Paar will mittels Videoaufnahmen einen Poltergeist dingfest machen, der in ihrem kleinen Häuschen sein Unwesen treibt... Wie schon in Filmen wie REC oder GLOVERFIELD bekommen die Zuschauer auch hier “nur” ein Videoband zu sehen. Einmal mehr also Reality-Horror. Doch der hat durchaus Potenzial. Und das ohne bahnbrechende Spezialeffekte. Leider schöpft der Film dennoch seine ungeahnten Möglichkeiten voll aus, sondern unterbricht seinen Spannungsbogen immer wieder. Das geht anfangs noch in Ordnung, doch zum Ende hin ärgert das dann doch ein wenig. Auch die Kameraführung der Protagonisten ist an der ein oder anderen Stelle weniger “Reality” denn “Hollywood”. Besonders störend aber entpuppt sich die Dummheit des Hauptdarstellers. Hier hat das Drehbuch zugunsten erzwungener Dramaturgie komplett versagt. Dennoch sehenswertes Grusel-Kino. Leider wurden vom deutschen Filmverleih keine Pressevorführungen angeboten, so dass ich mir den Film unter realen Kinobedingungen ansehen musste – mit extrem nervendem Publikum!
Freitag, 20. November 2009
Alte Knochen
Leichte Kost zum Wochenausklang: eine Rentner-Gang gegen die böse Bank.

DINOSAURIER (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Constantin
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Leander Haußmann
Darsteller: Ezard Haußmann, Eva Maria Hagen, Daniel Brühl
Kinostart: 24.12.2009

Ihrer Gutgläubigkeit und der Raffgier eines jungen Bankers hat es die Rentnerin Lena zu verdanken, dass sie ihr kleines Häuschen an die Bank verliert und in ein Seniorenheim umsiedeln muss. Dort wirft der umtriebige Johann ein Auge auf sie und will ihr helfen, ihr Häuschen wieder zurückzugewinnen... Leander Haußmanns Remake des deutschen Klassikers “Lina Braake” nimmt leider viel zu spät so richtig Fahrt auf. Zu diesem Zeitpunkt hat er vermutlich das Publikum schon verloren. Das ist eigentlich sehr schade, hat er doch ein richtiges Antiquariat an bekannten Schauspielern zu bieten, angefangen bei Walter Giller bis Ralf Wolter. Die geben ihr Bestes und überzeugen in den altersgerechten Rollen. Ein Film, den man nicht unbedingt gesehen haben muss.
Donnerstag, 19. November 2009
Kurdenschicksal und Schriftstellerzänke
Der erste Film heute hat mir ausgesprochen gut gefallen, so dass der zweite dagegen keine Chance mehr hatte. Fast keine zumindest.

WELCOME (1:2.35, DD 5.1)
OT: Welcome
Verleih: Arsenal (Filmagentinnen)
Land/Jahr: Frankreich 2009
Regie: Philippe Lioret
Darsteller: Vincent Lindon, Firat Ayverdi, Audrey Dana
Kinostart: 04.02.2010

Der 17jährige Kurde Balil hat es von seiner Heimat Irak bis nach Calais geschafft. Jetzt muss er nur noch irgendwie nach England kommen, um seine Freundin Mina in London in die Arme nehmen zu können. Der gefährliche Transport über Schlepperbanden misslingt und Balil sitzt fest. Die einzige Möglichkeit erscheint ihm über den Ärmelkanal zu schwimmen. In Calais trifft er auf den Schwimmlehrer Simon kennen, der ihm Schwimmunterricht gibt.... Der bewegende Film schildert sehr authentisch das Schicksal vieler Flüchtlinge, die in Frankreich stranden und unbedingt ins gelobte Land England gelangen wollen. In den Hauptrollen perfekt besetzt lässt er den Zuschauer teilhaben an der dramatischen Geschichte des Balil. Für Simon ist der Umgang mit Balil riskant, denn in Frankreich steht die Hilfe für Illegale unter Strafe. Doch für den in Scheidung lebenden Schwimmlehrer ist Balil eine Stütze, die ihn am Leben hält. Ein spannendes und gleichzeitig sehr gefühlvolles Stück Kino, das außerdem hervorragend photographiert ist.

EIN RUSSISCHER SOMMER (1:2.35, DD 5.1)
OT: The Last Station
Verleih: Warner
Land/Jahr: Deutschland, Russland 2009
Regie: Michael Hoffman
Darsteller: Helen Mirren, Christopher Plummer, James McAvoy
Kinostart: 28.01.2010

Ein junger Mann, der überzeugter Tolstoijaner ist, wird der neue Privatsekretär des alten Leo Tolstoi. Der hat sich ganz seiner Sache des gewaltlosen Widerstandes, des Verzichts auf Privateigentum und der Enthaltsamkeit verschrieben, ohne diese Regeln jedoch selbst so genau zu befolgen. Während dieser Zeit kommt es zwischen Tolstoi und seiner Frau zu Auseinandersetzungen das Werk und damit das Erbe Tolstois betreffend... Wer schön photographierte Historienfilme mag, der wird an diesem RUSSISCHEN SOMMER seinen Gefallen finden. Ein aufgezeichnetes Darstellerensemble läuft hier zur Höchstform auf. Mir persönlich hat diese wahre Geschichte jedoch nicht so sehr gefallen wie die fiktiven Sittengemälde aus der Merchant-Ivory-Schmiede. Den deutschen Verleihtitel finde ich etwas irreführend, spielt der Film doch zu großen Teilen im Herbst.
Mittwoch, 18. November 2009
Das Plastikzeitalter
Dokumentarfilme können sehr ernüchternd sein...

PLASTIC PLANET (1:1.85, DD 5.1 EX)
Verleih: farbfilm (Barnsteiner)
Land/Jahr: Österreich, Deutschland 2009
Regie: Werner Boote
Kinostart: 25.02.2010

Haben Sie Angst vor Plastik? Spätestens nach Werner Bootes Film werden Sie es haben. Der smarte Österreicher führt seinen Zuschauern vor Augen, dass das Leben im Plastikzeitalter alles andere als gut ist. In bester Michael Moore Manier reist er um die ganze Welt, um herauszufinden, ob Plastik gesundheitsschädlich ist oder nicht. Da gehört ein kleiner Plastikhersteller in China genauso dazu wie die Müllsammler auf einer Mülldeponie in Kalkutta. Die Gespräche mit Wissenschaftlern vieler Universitäten bringen das düstere Geheimnis schließlich ans Licht: Plastik ist extrem gefährlich. Die Industrie weiß das schon lange, sagt es aber nicht. Denn schließlich geht es hier um satte Profite. Eine EU-Kommissarin benennt das Problem: die Lobby der großen Chemiekonzerne ist zu groß, um dagegen anzukommen. Bootes interessant gestalteter Film erinnert sehr an die Projekte eines Michael Moore, wobei das im durchaus positiven Sinn gemeint ist. Ein Dokumentarfilm, der fesselt und gleichzeitig beängstigend ist. Sehenswert.
Dienstag, 17. November 2009
Lustige Zombies und eisige Berge
Mit einem Double Feature begrüsste mich die neue Pressewoche...

ZOMBIELAND (1:2.35, DD 5.1)
OT: Zombieland
Verleih: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Ruben Fleischer
Darsteller: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Emma Stone
Kinostart: 10.12.2009

Die ganze Welt wurde durch eine Seuche in Zombieterritorium verwandelt. Columbus, ein junger Typ, hält sich für den einzigen Überlebenden. Seine Überlebensstrategie sind die Regeln, die er für sich selbst aufgestellt hat. Eines Tages macht er sich auf den Weg in seine Heimat. Unterweg trifft er auf den durchgeknallten Tallahassee, der gerne Zombies killt und ganz scharf auf Twinkies ist. Gemeinsam treten sie eine lange Reise an... Ruben Fleischer hat ein ganz nettes Zombie Road-Movie geschaffen, das ganz auf das Zielpublikum zugeschnitten ist: Zombie-Fans. Hier darf gesplattert und gleichzeitig gelacht werden. Doch leider verliert die Idee während des Films deutlich an Fahrt und der Film plätschert so vor sich hin. Was den Fun-Faktor angeht, so gibt es Filme, die das einfach besser können. Nichtsdestotrotz hat der Film einen cineastischen Höhepunkt: die Begegnung mit dem echten Bill Murray, der sich aus Sicherheitsgründen als Zombie tarnt. Und eines sei schon verraten: laut Drehbuch ist dies sein letzter Film...

NANGA PARBAT (1:2.35, 2K Digital, PCM 5.1)
Verleih: Senator
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Joseph Vilsmaier
Darsteller: Florian Stetter, Andreas Tobias, Karl Markovics
Kinostart: 14.01.2010

In gewaltigen Bildern erzählt Joseph Vilsmaier die wahre Geschichte der Besteigung des Nanga Parbat in Pakistan durch die Messner-Brüder. Die teilweise im 65mm-Format aufgenommenen Landschaftspanoramen sind derart spektakulär, dass man kleinere dramaturgische Schwächen dafür gerne in Kauf nimmt. So wirkt beispielsweise der Vortrag von Reinhold Messner (gespielt von Florian Stetter) über die dramatische Besteigung, bei der sein jüngerer Bruder den Tod fand, etwas gekünstelt. Die Besteigung selbst wirkt dagegen sehr authentisch und extrem spannend.
Freitag, 13. November 2009
Wer ist hier der Außerirdische?
Unglaublich: trotz Freitag dem 13. gab es bei der Vorführung heute keine Panne...

PLANET 51 (1:2.35, DD 5.1)
OT: Planet 51
Verleih: Sony Pictures
Land/Jahr: Spanien, Großbritannien 2009
Regie: Jorge Blanco, Javier Abad, Marcos Martínez
Kinostart: 03.12.2009

Auf Planet 51 herrschen die fünfziger Jahre – so wie man das aus unzähligen amerikanischen Filmen kennt. Plötzlich landet ein Raumschiff. Der Astronaut, der aussteigt, will eben die amerikanische Flagge in den Boden stecken, als er merkt, dass er von allerlei urkomischen kleinen grünen Kreaturen betrachtet wird. “Nicht ich bin hier der Außerirdische, sondern Ihr!”. Und schon fängt der Ärger an... An Ideen fehlt es diesem englisch-spanischen Computeranimationsfilm wahrlich nicht. Da werden Filmzitate von E.T. über SINGIN‘ IN THE RAIN bis hin zu ALIEN (hier in Form eines außerirdischen Hündchens, das Säure pinkelt) eingeflochten, dass es eine wahre Freude ist. Zumindest für Erwachsene mit filmhistorischem Hintergrund. Interessanterweise ist der Film jedoch bereits ab 6 Jahren freigegeben. Den Kleinen werden sich ganz bestimmt nicht die vielen Anspielungen erschließen und für sie dürfte der Film damit nur der halbe Spaß sein. Die angedeutete “Alien Autopsy” sowie ein Verweis auf die Area 51 (die im Film natürlich anders heisst) ist auch alles andere als kindgerecht. PLANET 51 dürfte sich in erster Linie an erwachsenes Publikum wenden und kann es locker mit amerikanischen Animatiionsfilmen ähnlichen Einschlags aufnehmen.
Donnerstag, 12. November 2009
Jeunet kann’s noch immer!
Ich wage die Behauptung, den besten Film der Saison gesehen zu haben...

MICMACS - UNS GEHÖRT PARIS! (1:2.35, DD 5.1)
OT: Micmacs A Tire-Larigot
Verleih: Kinowelt
Land/Jahr: Frankreich 2009
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Darsteller: Dany Boon, Dominique Pinon, André Dussollier
Kinostart: 22.07.2010

Im Kindesalter verliert Bazil seinen Vater, als dieser auf Kriegsgebiet eine Mine entschärfen will. Im Mannesalter wird Bazil selbst durch einen Querschläger aus einer Handfeuerwaffe verletzt und muss fortan mit einer Kugel in seinem Kopf leben. Bazil hat die Schnauze voll von Rüstungskonzernen. Mit Hilfe einer Schar von Obdachlosen beschließt er, den Kampf gegen die Waffenhersteller aufzunehmen... Willkommen im Mikrokosmos des Jean-Pierre Jeunet! Der AMELIE-Regisseur besinnt sich wieder seiner Wurzeln und beschert uns ein an Ideenreichtum kaum zu überbietendes kleines Meisterwerk. Wie immer visuell derart bestechend, dass es (fast) alles in den Schatten stellt, was jüngst in den Kinos zu sehen war. Mit viel schwarzem Humor angereichert, präsentiert er uns eine Geschichte, in der es die kleinen Leute (die Betroffenen) mit großen Konzernen aufnehmen und den Waffenlobbyisten eine Lektion erteilen, die sich gewaschen hat. So schön, dass man am Ende gerne ein paar Tränen spendiert. Nebenbei entpuppt sich Jeunet als Liebhaber klassischer Filmmusik, lässt er doch viele Szenen mit Max Steiner’s Scores zu Bogart-Filmen der “Schwarzen Serie” unterlegen. MICMACS ist ein Film, der förmlich nach mehrmaligem Sehen schreit. Denn ist wird schier unmöglich sein, die vielen kleinen Einzelheiten und Geschichten, die Jeunet eingearbeitet hat, bereits beim ersten Sehen zu verarbeiten. Einen besseren Film wie diesen werde ich wohl in diesem Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen.

DER WEISSE RABE – MAX MANNHEIMER (1:1.85, Dolby SR)
Verleih: Barnsteiner
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Carolin Otto
Kinostart: 10.12.2009

Max Mannheimer, ein Überlebender mehrerer Konzentrationslager, besucht die Orte seiner Gefangenschaft und erzählt freimütig über sein trauriges Schicksal. Ein Film, der betroffen macht, aber im Kino vermutlich kein Publikum finden wird.
Mittwoch, 11. November 2009
Ein Road-Movie in Eiseskälte
Heute gab es den passenden Film zum Wetter...

NORD (1:2.35, DD 5.1)
OT: Nord
Verleih: Alamode (24 Bilder)
Land/Jahr: Norwegen 2009
Regie: Rune Denstad Langlo
Darsteller: Anders Baasmo Christiansen, Kyrre Hellum, Marte Aunemo
Kinostart: 07.01.2010

Seit ihm sein bester Freund die Frau samt Kind weggeschnappt hat, vegetiert Jomar nur noch vor sich hin. Eigentlich möchte er freiwillig in der Psychiatrie blieben, aber man lässt ihn nicht. Stattdessen muss er Dienst an einem Skilift tun. Als plötzlich sein Freund dort auftaucht und ihm sagt, dass er sich alleine in den Süden aufmachen wird, beschließt Jomar, seine Ex aufzusuchen. Eine lange Reise mit dem Scooter beginnt... NORD ist ein Road-Movie, wie es nur aus nordischen Ländern kommen kann. Die Personen, die Jomar im Laufe des Films trifft, sind nicht weniger skurril als er selbst. Vermutlich die Folge der vereinsamten Schneelandschaften in Norwegen, in denen dieser absonderliche Film angesiedelt ist. Seine Lauflänge von nur 78 Minuten merkt man ihm nicht an – er erscheint länger. Dennoch vermag er auf eine seltsame Weise zu unterhalten und präsentiert ganz beiläufig noch den wohl skurrilsten Selbstmord der Filmgeschichte.
Dienstag, 10. November 2009
Bleibe lieber beim Original!
Passend zum trüben Novembertag gab es heute zwei nicht so tolle Filme...

FAME (1:2.35, DD 5.1)
OT: Fame
Verleih: Universum (Walt Disney)
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Kevin Tancharoen
Darsteller: Naturi Naughton, Kay Panabaker, Anna Maria Perez de Tagle
Kinostart: 24.12.2009

Es ist gerade einmal 30 Jahre her, dass Sir Alan Parker seinen fulminanten Film über eine Künstlerschule in New York in die Kinos brachte. Jetzt also beschert uns Regisseur Kevin Tancharoen ein Remake dieses Kultfilms. Und ein extrem schlechtes dazu noch! Oberflächliche Charaktere, einfallslose Inszenierung. Ein Remake, das die Welt nicht braucht und das sie auch schnell wieder vergessen wird. Ich kann nur dazu raten, sich einmal das Original anzuschauen. Denn das funktioniert auch heute noch genauso gut wie damals. Ein zeitloses Meisterwerk eben.

ADAM (1:2.35, DD 5.1)
OT: Adam
Verleih: Fox
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Max Mayer
Darsteller: Hugh Dancy, Rose Byrne, Peter Gallagher
Kinostart: 10.12.2009

Adam arbeitet als Elektrotechniker in einer Spielwarenfabrik. Gerade eben ist sein Vater gestorben. Da bekommt der kontaktarme Adam eine neue Nachbarin. Und eine hübsche dazu. Zwischen den beiden funkt es ein bisschen. Doch Beth hat es mit Adam nicht leicht. Denn der leidet am Asperger Syndrom, einer leichten Form von Autismus... Vielleicht liegt es ja gerade an dieser leichten Form des Autismus, dass der Funke bei diesem Film nicht richtig überspringt. Das Asperger Syndrom gibt für einen Filmstoff einfach nicht viel her. So plätschert der Film 100 Minuten dahin, ohne beim Zuschauer große Gefühlsregungen auszulösen. Und damit lohnt sich der Gang ins Kino leider nicht wirklich.
Freitag, 06. November 2009
Dem Roland sei neueschder Kadaschdrofafilm
Es bleibt einem nichts erspart in dieser Welt...

2012 (1:2.35, DD 5.1)
OT: 2012
Verleih: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: John Cusack, Chiwetel Ejiofor, Amanda Peet
Kinostart: 12.11.2009

Nur die Staatsoberhäupter und zahlungskräftiges Klientel weiß es: 2012 geht die Erde unter. Mittels eines streng geheimen Evakuierungsplans sollen die VIPs gerettet werden. Doch die Katastrophe ist näher als man denkt... Regisseur Roland Emmerich, der allzu gerne als der schwäbische Spielberg tituliert wird, beweist aufs Neue, dass er leider nichts dazugelernt hat. Einmal mehr verarbeitet er alle Katastrophenfilme dieser Welt und stellt die Spezialeffekte in den Mittelpunkt seines Films. Ob ERDBEBEN, POSEIDON ADVENTURE, TITANIC usw. – es gibt wohl keinen apokalyptischen Film, bei dem hier nicht Anleihen genommen wurden. Warum das Ganze dann länger als zweieinhalb Stunden braucht, um zum perfekten Hollywood Happy End zu führen, versteht man nicht. Die darin agierenden Personen verkörpern so ziemlich jedes nur erdenkliche Klischee und verbreiten damit mehr Langeweile als Anteilnahme. Bleibt zu wünschen, dass unser schwäbischer Regieheld eines Tages mal einen richtig guten Film abliefert. Dafür allerdings bedarf es eines Drehbuchs.
Donnerstag, 05. November 2009
Fröhliches Quaken
Der zweite Film aus dem Hause Disney in dieser Woche – und wieder ein Volltreffer.

KÜSS DEN FROSCH (1:1.85, DD 5.1)
OT: The Princess and the Frog
Verleih: Walt Disney
Land/Jahr: USA 2009
Regie: John Musker, Ron Clements
Kinostart: 10.12.2009

Disney Animation Studios kehren wieder zurück zu ihren Wurzeln. KÜSS DEN FROSCH ist kein computergenerierter Animationsfilm, sondern ein richtig gezeichneter. Und dazu noch ein sehr hübsch anzusehender! Das Märchen mit Anleihen beim “Froschkönig” bietet darüber hinaus auch noch eine echte Rarität: denn die Heldin der Geschichte ist eine Farbige. Nichts wünscht sie sich sehnlicher als ihr eigenes kleines Restaurant im New Orleans, der Wiege des Jazz, zu eröffnen. Doch ein Fluch verwandelt sie in einen Frosch. Es ist sicher nicht zuviel verraten, wenn ich erwähne, dass dieser perfekte Familienfilm ein Happy End hat. Nichtsdestotrotz – und das ist auch neu bei Disney – gibt es einen Toten. Aber das trübt den Spaß nicht im mindesten.
Mittwoch, 04. November 2009
Gar lustig ist das Studentenleben
Dass die Traumwelt des Films mit dem echten Leben nichts gemeinsam hat, war mir schon lange bekannt. Doch muss ein Film deswegen gleich langweilig sein?

13 SEMESTER (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Fox
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Frieder Wittich
Darsteller: Max Riemelt, Alexander Fehling, Robert Gwisdek
Kinostart: 07.01.2010

Moritz bricht aus seinem Elternhaus aus um in Darmstadt Wirtschaftsmathematik zu studieren. Ganze 13 Semester dürfen wir ihn durch die Höhen und Tiefen seines studentischen Lebens begleiten. Partys, die erste große Liebe, WGs, Freundschaften. Die in 13 Kapitel unterteilte Komödie kommt leider ohne Höhepunkte aus und plätschert endlos vor sich hin. Spätestens beim vierten Zwischentitel “Das 4. Semester” wird einem klar, dass da noch weitere neun Kapitel von ähnlich langweiligem Charakter folgen werden. Mein eigenes Studentenleben gestaltete sich da irgendwie aufregender.
Dienstag, 03. November 2009
Ja ist denn schon Weihnachten...
Heute durfte ich gleich zweimal staunen. Erst einmal im positiven Sinn, danach dann im negativen...

EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE (1:2.35, 3D, 2k Digital, PCM 5.1)
OT: A Christmas Carol 3D
Verleih: Walt Disney
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Robert Zemeckis
Darsteller: Jim Carrey, Gary Oldman, Colin Firth
Kinostart: 05.11.2009

Charles Dickens‘ zeitloser Klassiker A CHRISTMAS CAROL wurde einmal mehr verfilmt. Aber wie! Nach dem POLAREXPRESS hat sich Robert Zemeckis wieder der faszinierenden Motion Capture Technik bedient, mit deren Hilfe Schauspieler animiert werden können. Auf diese Art und Weise ist ihm ein absolut phantastischer Weihnachtsfilm gelungen, in deren Mittelpunkt der gefühlskalte und geizige Geschäftsmann Scrooge steht und den Jim Carrey mit Leben erfüllt. Eine scheinbar schwerelose Kamera fliegt förmlich durch das London des ausgehenden 18. Jahrhunderts und verblüfft mit aberwitzigen Einstellungen. Die 3D-Technik kommt ihr dabei zu Hilfe ohne störend empfunden zu werden oder gar aufgesetzt zu wirken. Die opulenten Bilder werden eingehüllt in einen fulminanten Score von Alan Silvestri. EINE WEIHNACHTGESCHICHTE ist allerbeste Unterhaltung mit Tiefgang und unbedingt den Gang ins Kino wert!

UNTER STROM (1:2.35, Dolby SR)
Verleih: Salzgeber (24 Bilder)
Land/Jahr: Deutschland 2008
Regie: Zoltan Paul
Darsteller: Harald Krassnitzer, Catrin Striebeck, Hanno Koffler
Kinostart: 10.12.2009

Ein unschuldig Verurteilter nimmt sich noch im Gerichtsgebäude ein Paar als Geiseln. Dummerweise sind die beiden aber gerade inmitten ihres Scheidungsprozesses. Unterwegs gesellt sich auch noch ein bekannter Politiker hinzu – unfreiwillig natürlich... Es ist schier unglaublich, was in deutschen Landen alles Fördergelder einstreicht! Angesichts der finanziellen Unterstützung dieses Machwerks darf doch sehr an der Vergabepolitik gezweifelt werden. Denn wieder einmal versucht sich ein deutscher Film im Genre der Komödie. Die Bruchlandung ist hier mehr als perfekt! Nicht nur, dass sich die Schauspieler angesichts ihres mangelnden Talents bis auf die Knochen blamieren, auch sonst fehlt es dem Film (und dem Drehbuch) an allen Ecken und Kanten an richtigem Talent. Wer bis zum Beginn der Endtitel noch wach geblieben ist, sollte sich in ärztliche Behandlung begeben.

Montag, 02. November 2009
Der Dichter und die Schneiderin
Die Poesie der Liebe führte uns in die Pressewoche ein...

BRIGHT STAR – MEINE LIEBE. EWIG (1:1.85, DD 5.1)
OT: Bright Star
Verleih: Tobis
Land/Jahr: Großbritannien, Australien, USA 2009
Regie: Jane Campion
Darsteller: Paul Schneider, Abbie Cornish, Ben Whishaw
Kinostart: 24.12.2009

In wunderschöne Bilder gekleidet präsentiert Regisseurin Jane Campion die unglückliche Liebesgeschichte zwischen dem Dichter John Keats und Fanny Brawne im altehrwürdigen England. Wer Gedichte mag und ein Faible für eine Liebe, die nicht sein durfte, dem wird dieser Film sicherlich gefallen. Menschen mit einem Stimmungstief jedoch sollten sich die teil tristen Bilder nicht antun.

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