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In eigener Sache: Als regelmäßigem Besucher meines Filmblogs ist Ihnen bestimmt schon aufgefallen, dass in letzter Zeit einige Filme nicht rezensiert werden. Das hat seinen Grund. Als ich vor 10 Jahren mit diesem Filmblog begann, bestand die Absicht darin, möglichst alle Filme zu besprechen, denen ein offizieller Start in deutschen Kinos zuteil wurde. Da zur damaligen Zeit praktisch alle Filmverleiher ihre Filme in Stuttgart mit Pressevorführungen bedachten, war dieses hehre Ziel - mit wenigen Ausnahmen - tatsächlich zu erreichen. In den letzten Jahren jedoch verabschiedeten sich immer mehr Filmverleiher aus Stuttgart, d.h. diese Verleiher führen in Stuttgart keine Pressevorführungen mehr durch. Dazu zählen u.a. Warner Brothers, Sony Pictures, Concorde, oder inzwischen auch Disney. All jene Filme, die in Stuttgart keine Pressevorführung erhielten, in regulären Vorführungen "nachzusitzen", ist mir leider momentan aus Zeitgründen nicht möglich; das klappt nur hin und wieder. Die Devise lautet: Mut zur Lücke. Wolfram Hannemann, im März 2018 |
POL POT DANCING Im Gespräch mit Enrique Sánchez Lansch |
VENA Im Gespräch mit Chiara Fleischhacker |
TANDEM - IN WELCHER SPRACHE TRÄUMST DU? In Conversation with Claire Burger |
RIEFENSTAHL Im Gespräch mit Andres Veiel |
HAGEN - IM TAL DER NIBELUNGEN Im Gespräch mit Cyrill Boss und Philipp Stennert |
ARCHITECTON In Conversation with Victor Kossakovsky |
PETRA KELLY - ACT NOW! Im Gespräch mit Doris Metz |
SAMIA Im Gespräch mit Yasemin Samdereli |
ELLBOGEN Im Gespräch mit Asli Özarslan und Melia Kara |
ÜBEN ÜBEN ÜBEN Im Gespräch mit Laurens Pérol |
SOUND BITS: MARTIN KWOK - THE BEATLES: GET BACK In Conversation with Supervising Sound Editor Martin Kwok |
SOUND BITS: MARTIN KWOK In Conversation with DUNE: PART TWO's Supervising Dialgue Editor Martin Kwok |
PRODUCER'S CUT: CHRIS DEFARIA In Conversation with Hollywood producer Chris deFaria |
VFX WIZARDS: MICHAEL FINK In Conversation with VFX Supervisor Michael Fink |
DIE BLUME DER HAUSFRAU Wiederaufführung zum 25jährigen Jubiläum |
VFX WIZARDS: PAUL FRANKLIN & ALEKS PEJIC In Conversation with VFX Supervisors Paul Franklin & Aleks Pejic |
VFX WIZARDS: CHARLEY HENLEY In Conversation with VFX Supervisor Charley Henley |
UNION - DIE BESTEN ALLER TAGE Im Gespräch mit Annekatrin Hendel |
MARIA MONTESSORI Im Gespräch mit Léa Todorov |
SCHLEIMKEIM - OTZE UND DIE DDR VON UNTEN Im Gespräch mit Jan Heck |
STELLA. EIN LEBEN Im Gespräch mit Kilian Riedhof |
JOHNNY & ME Im Gespräch mit Katrin Rothe |
ROXY In Conversation with Dito Tsintsadze |
Dolby Cinema @ Traumpalast Esslingen Im Gespräch mit Fritz Deininger & Marius Lochmann |
KASH KASH Im Gespräch mit Lea Najjar & Matthias Drescher |
LIVING BACH Im Gespräch mit Regisseurin Anna Schmidt |
DIE THEORIE VON ALLEM Im Gespräch mit Timm Kröger, David Bennent und Viktoria Stolpe |
DER SOMMER, ALS ICH FLIEGEN LERNTE In Conversation with Klara Hrvanovic & Radivoje Andric |
SIEBEN WINTER IN TEHERAN Im Gespräch mit Steffi Niederzoll |
FOCUS ON ANIMATION: NATHAN FARISS Der Set Supervisor bei Pixar spricht über seine Arbeit |
FOCUS ON VISUAL EFFECTS: AARON WEINTRAUB Der VFX Supervisor spricht über seine Arbeit |
FOCUS ON VISUAL EFFECTS: TIM WEBBER Der Oscar-Gewinner spricht über seine Arbeit als VFX Supervisor |
DER FUCHS Im Gespräch mit Adrian Goiginger & Simon Morzé |
WANN KOMMST DU MEINE WUNDEN KÜSSEN Im Gespräch mit Hanna Doose und Bibiana Beglau |
SHARAF Im Gespräch mit Samir Nasr und Ahmed Al Munirawi |
SEASIDE SPECIAL Im Gespräch mit Jens Meurer |
MEINE CHAOSFEE & ICH Im Gespräch mit Jella Haase & Caroline Origer |
MITTAGSSTUNDE Im Gespräch mit Lars Jessen |
ALLES IN BESTER ORDNUNG Im Gespräch mit Natja Brunckhorst |
THE DYING SWANS PROJECT Im Gespräch mit Eric Gauthier |
THE OTHER SIDE OF THE RIVER Im Gespräch mit Antonia Kilian |
SUZI Q Rock-Ikone Suzi Quatro spricht über den Dokumentarfilm SUZI Q |
FOCUS ON Jana und Sophia Münster (HANNI & NANNI) |
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Dienstag, 26. November 2024 Es wird getanzt! Mein Double Feature an einem trüben Dienstag POL POT DANCING (1:2.35, 5.1) Verleih: jip film & verleih Land/Jahr: Deutschland, Norwegen 2023 Regie: Enrique Sánchez Lansch Darsteller: Pierre Niney, Bastien Bouillon, Anaïs Demoustier Kinostart: 05.12.2024
In der Zeit von 1975 bis 1979 wird durch die Roten Khmer unter Führung von Diktator Pol Pot fast ein Viertel
der kambodschanischen Bevölkerung ermordet, darunter besonders viele Kulturschaffende. Startänzerin
Chea Samy, einst am Königshof beschäftigt, um den Bruder ihres Mannes zu erziehen und im traditionellen
kambodschanischen Tanz zu unterrichten, kann sich zwar unerkannt retten, wird jedoch zur Zwangarbeit auf
den Feldern gezwungen. Als sie eines Tages feststellen muss, dass es sich bei Pol Pot um niemand anderen
als ihren Ziehsohn handelt, bricht für sie eine Welt zusammen. Diese Geschichte ist die Ausgangssituation
für Enrique Sánchez Lanschs Dokumentarfilm. Lansch zeigt, wie Sophiline Cheam Shapiro, die noch von
Chea Samy prsönlich unterrichtet wurde, gemeinsam mit Tänzer:innen die grausame Vergangenheit ihres
Landes tänzerisch einstudiert. Chea Samy ist es zu verdanken, dass der traditionelle kambodschanische
Tanz überlebt hat. Eine Tanzkultur, die inzwischen zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Zwischen den
Tanzdarbietungen, die Lansch im breiten CinemaScope-Format von Kameramann Marcus Winterbauer
einfangen lässt und die vom Komponistenduo Christoph M. Kaiser und Julian Maas mit viel Percussion
untermalt werden, wird noch nie veröffentlichtes Archivmaterial montiert. Darin kommen unter anderem Chea
Samy und sogar Pol Pot zu Wort. Dadurch wird klar, unter welchem Trauma Kambodscha bis zum heutigen
Tag zu leiden hat. Lansch dokumentiert am Beispiel von Sophiline Cheam Shapiro, wie die Menschen
versuchen, sich ihrer Vergangenheit zu nähern.
BETTER MAN – DIE ROBBIE WILLIAMS STORY (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Better Man Verleih: Tobis Film Land/Jahr: USA, Großbritannien 2024 Regie: Michael Gracey Darsteller: Jonno Davies, Steve Pemberton, Damon Herriman, Alison Steadman, Kate Mulvany Kinostart: 02.01.2025
Der kleine Robert wächst als Underdog in einem ärmlichen Elternhaus auf und verehrt besonders seinen
Vater, der gerne Entertainer wäre. Als der die Familie auf Nimmerwiedersehen verlässt, nimmt Robert sein
Leben selbst in die Hand und landet schließlich als einer von Fünfen in der Boygroup ”Take That”. Doch
Robert möchte nicht immer nur in der zweiten Reihe stehen, sondern ganz vorne ins Rampenlicht. Was ihm
tatsächlich gelingt. Als Robbie Williams schafft er es bis ganz nach oben. Doch sein Leben auf der
Überholspur hat auch seine Schattenseiten: extreme Selbstzweifel, Depressionen und Drogen sind seine
ständigen Begleiter... Bereits zum zweiten Mal widmet sich Regisseur Michael Gracey dem Biopic eines
Künstlers, der noch unter uns weilt. War es 2019 in ROCKETMAN Elton Johns Lebensgeschichte, so kommt
in BETTER MAN nun also die Lebensgeschicbte von Robbie Williams auf die große Leinwand. Extrem
ungewöhnlich dabei: Williams ist immer nur als Affe zu sehen – und das ist wörtlich gemeint. Ob Rückblicke
in seine Kindheit oder der große Auftritt in der Royal Albert Hall – stets sieht man einen Schimpansen in
Menschengestalt. Offenbar ist das die Sicht, die Williams auf sich selbst hat: einer, der sich zum Affen macht
und damit Millionen verdient. Spätestens seit Graceys THE GREATEST SHOWMAN wissen wir, welch
grandioses inszenatorisches Potenzial in den Regisseur steckt. Auch in BETTER MAN inszeniert Gracey
speziall die Musikeinlagen extrem souverän! Eine der Song & Dance Nummern ist dabei so virtuos als
Plansequenz ausgearbeitet, dass einem beim Zuschauen fast die Spucke wegbleibt. Alleine für diese Szene
lohnt sich der Film, der übrigens trotz 134 Minuten kaum Langeweile aufkommen lässt. Man muss wirklich
kein Robbie Williams Fan sein, um diesen Film zu mögen. Einen Film der zeigt, wie aus dem Superstar ein
besserer Mensch wurde.
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Mittwoch, 20. November 2024 Ein Kapitän sinnt auf Rache Literaturverfilmung am Mittwochmorgen DER GRAF VON MONTE CHRISTO (1:2.35, 5.1) OT: Le Comte De Monte-Christo Verleih: capelight pictures Land/Jahr: Frankreich, Belgien 2024 Regie: Matthieu Delaporte, Alexandre de La Patellière Darsteller: Pierre Niney, Bastien Bouillon, Anaïs Demoustier Kinostart: 23.01.2025
Marseille im Jahre 1815. Neid und Missgunst sorgen dafür, dass der frisch ernannte Kapitän Edmond Dantès
direkt vom Traualtar in den Kerker eines Inselgefängnisses verfrachtet wird. Ohne ein Gerichtsverfahren.
Nach über 10 Jahren im Kerker gelingt Edmond die Flucht. Das Geheimnis, das ihm ein Mitgefangener vor
seiner Flucht anvertraut hat, führt ihn zu einem unermesslichen Schatz auf der Insel Monte Christo. In
Freiheit und zu großem Reichtum gekommen macht sich Edmond daran, seinen perfiden Racheplan in die
Tat umzusetzen... Was die Regisseure Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière hier auftischen,
hat mit dem Originalwerk von Alexandre Dumas nicht mehr viel zu tun. Freilich wurde der grobe
Handlungsstrang aus Dumas’ Werk beibehalten, doch haben die Regisseure, die gleichzeitig auch das
Drehbuch lieferten, dem Ganzen einen Frischenanstrich verpasst. Und der erinnert mehr an die MISSION:
IMPOSSIBLE Filme als an den Romanklassiker. Doch schlimm ist das keinesfalls, denn Delaporte und de La
Patellière liefern einen derart fulminant inszenierten Rachefeldzug, der Langeweile erst gar nicht aufkommen
lässt. Atemlos jagen sie ihren Protagonisten durch knapp drei Stunden Spielzeit, entfesseln die
CinemaScope-Kamera (Nicolas Bolduc) und lassen alles von einem passenden Orchester-Score (Jérôme
Rebotier) lautstark untermalen. Das ”Who is Who” im Film verwirrt ab und zu zwar, doch kann man dem
komplizierten Handlungsstrang trotzdem folgen. Am Ende siegt freilich die Moral und lässt uns wissen, dass
Vergeben weitaus mehr bewirken kann als pure Rache. Es würde mich nicht wundern, wenn es irgendwann
eine Fortsetzung oder gar eine TV-Serie geben würde. Wer sich gut unterhalten lassen möchte, ist bei
diesem Epos sehr gut aufgehoben.
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Freitag, 15. November 2024 Sharkiator II Ab und zu muss man sich auch einmal dem Mainstream widmen GLADIATOR II (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Gladiator II Verleih: Paramount Pictures Germany Land/Jahr: Großbritannien, USA 2024 Regie: Ridley Scott Darsteller: Paul Mescal, Pedro Pascal, Joseph Quinn, Fred Hechinger, Lior Raz, Derek Jacobi, Connie Nielsen, Denzel Washington Kinostart: 14.11.2024
Lucius, Sohn des legendären Gladiators Maximus, wird von den Römern gefangen genommen und muss als
Gladiator Kämpfe in derrömischen Arena bestreiten, um zwei wahnsinnige Kaiser zu unterhalten. Lucius
hofft, dass er sich dadurch an dem Mann rächen kann, der seine Frau zu getötet hat. Und der ist
ausgerechnet mit Lucius’ Mutter verheiratet... Die Optik von Ridley Scotts langerwarteter Fortsetzung zu
GLADIATOR erinnert in der ersten haben Stunde an jene von Zack Snyders 300. Und Scotts Film gibt sich
ebenso martialisch wie Snyders Werk. Da werden mit scharfer Klinge Köpfe und Gliedmaßen abgehackt,
Körper mit Schwertern oder Pfeilen durchbohrt, Gladiatoren im Kolosseum von Haien (!) verspeist. Alles
freigegeben ab 16 Jahren. Wie sich doch die Zeiten geändert haben! In GLADIATOR II weicht die Handlung
einer gigantischen Bilderflut, die man sich am besten in einem Dolby Cinema anschaut. Der dazugehörende
Dolby Atmos Sound gibt sich lautstark und glasklar. Die digitalen Effekte haben sich seit dem ersten
GLADIATOR weiterentwickelt, so dass jetzt Vieles glaubhaft erscheint. Mit Ausnahme der Haie, die sich
superschnell durch das geflutete Kolosseum bewegen, während auf dem Wasser eine Seeschlacht inszeniert
wird. Sehr hoher Trashfaktor an dieser Stelle. Leider. Scott liefert hier eine Fortsetzung, die es nicht
gebraucht hätte. Und schon gar nicht auf zweieinhalb Stunden gestreckt.
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Montag, 11. November 2024 Die schwangere Jenny und der Filmvorführer Mein Montagsdoppel, von dem mir insbesondere der zweite Film gut gefallen hat VENA (1:1.66, 5.1) Verleih: Weltkino Land/Jahr: Deutschland 2024 Regie: Chiara Fleischhacker Darsteller: Emma Nova, Friederike Becht, Paul Wollin, Barbara Philipp, Edith Stehfest Kinostart: 28.11.2024
Das Timing ist alles andere als ideal. Denn Jenny ist schwanger. Und drogensüchtig. Und sie soll in Kürze
ihre Haftstrafe antreten. Ihr Freund Bolle, bei dem sie in der Hochhaussiedlung lebt, ist zwar berufstätig, aber
auch drogenabhängig. Erst als die Hebamme Marla in Jennys Leben tritt beginnt sie für sich und ihr Baby
Verantwortung zu übernehmen... Chiara Fleischhackers Debütfilm glänzt insbesondere mit einer
Hauptdarstellerin (Emma Nova), die unglaublich authentisch wirkt. Authentizität spiegelt sich auch in ihren
Bildern wider: keine geschönte Kulisse, sondern nüchterne Wohnsilos und beengende Amtsstuben
dominieren die auf 1.66 kadrierte Optik des Films. Auch der Verzicht auf Filmmusik verleiht Fleischhackers
Sozio-Drama Realismus. VENA nimmt die Zuschauer mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, während der
man viel Sympathie für die Hauptfigur entwickelt. Man bleibt bis zum Schluss dran, will wissen, wie es Jenny
gelingen könnte, ihr Leben wieder in ordentliche Bahnen zu lenken.
DIE RÜCKKEHR DES FILMVORFÜHRERS (1:2.35, 5.1) OT: The Return Of The Projectionist Verleih: déjà-vu film UG Land/Jahr: Frankreich, Deutschland 2024 Regie: Orkhan Aghazadeh Darsteller: Samid Idrisov, Ayaz Khaligov Kinostart: 31.10.2024
Ein kleines Dorf irgendwo in Aserbaidschan. Der plötzliche Tod seines Sohnes hat den alten Samid
vollkommen aus der Bahn geworfen. Nach einem Jahr der Trauer will Samid einen Neuanfang wagen. Zu
Sowjet-Zeiten war er als Filmvorführer tätig. Jetzt will er das Kino wieder in sein Heimatdorf bringen. Zwei alte
Projektoren aus Sowjet-Bestand hat er noch. Doch es fehlt an Projektionslampen. Die müsen aufwändig in
Litauen bestellt werden. Und das ist bei weitem nicht das einzige Problem. – In seinem dokumentarischen
Film erzählt der aus Aserbaidschan stammende Orkhan Aghazadeh die Geschichte des
aserbaidschanischen ”Cinema Paradiso”, wenn man so will. Aghazadeh begleitet seinen Protagonisten bei
seiner Suche nach Lösungen für die Probleme, die eine Filmvorführung im Dorf mit sich bringt. Ein nicht
verfügbares Mobilfunknetz, Plakate, die nach einem Regenguss ausgewaschen sind, eine fehlende Filmrolle
– Samid muss gegen Windmühlen kämpfen. An seiner Seite aber weiß er seinen Enkel Ayaz, der mit seinem
Smartphone eigene Filme macht. Aghazadeh beobachtet die beiden beim Aufnehmen von Geräuschen für
Ayaz’ Film und auch beim Dreh, bei dem beide als Darsteller fungieren. Samid findet einen Neuanfang, kann
den Schmerz um den verunglückten Sohn endlich loslassen. In grandiose Bilder packt Orkhan Aghazadeh
seinen Dokumentarfilm, der sich gar nicht wie ein Dokumentarfilm anfühlt. Ohne Filmmusik, dafür mit
überwältigenden Close-Ups und mit großer Liebe zum Kino.
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Donnerstag, 07. November 2024 Familie im Dauerstreit Sönke Wortmann hat den dritten Teil seiner ”Namen”-Trilogie abgeliefert DER SPITZNAME (1:2.35, 5.1 + Atmos) Verleih: Constantin Film Land/Jahr: Deutschland 2024 Regie: Sönke Wortmann Darsteller: Iris Berben, Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse, Kya-Celina Barucki, Jona Volkmann Kinostart: 19.12.2024 Aufgrund einer Sperrfristvereinbarung gibt es die Kurzkritik zu diesem Film erst ab 16.12.2024 an dieser Stelle |
Mittwoch, 06. November 2024 Ein Hohelied auf die Freundschaft Zur Wochenmitte gab es deutsche Filmkost FESTE & FREUNDE (1:2.35, 5.1) Verleih: Leonine Studios Land/Jahr: Deutschland 2024 Regie: David Dietl Darsteller: Laura Tonke, Jasmin Shakeri, Annette Frier, Nicholas Ofczarek, Henning Flüsloh, Trystan Pütter, Ronald Zehrfeld, Katia Fellin, Pegah Ferydoni, Antje Traue, Marlene Tanczik Kinostart: 02.01.2025 Aufgrund einer Sperrfristvereinbarung gibt es die Kurzkritik zu diesem Film erst ab 18.12.2024 an dieser Stelle |
Dienstag, 05. November 2024 Von Musikern und Ketzern Das Dienstagsdoppel war bunt gemischt DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE (1:2.35, 5.1) OT: En Fanfare Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2024 Regie: Emmanuel Courcol Darsteller: Benjamin Lavernhe, Pierre Lottin, Sarah Suco Kinostart: 26.12.2024
Erst als Star-Dirigent Thibaut dringend einen Knochemarkspender braucht, erfährt er, dass er in Wirklichkeit
adoptiert wurde und seine Schwester gar nicht seine Schwester ist. Er erfährt auch, dass er noch einen
Bruder hat, der ebenfalls adoptiert wurde, jedoch von einer anderen Familie. Thibaut macht ihn ausfindig.
Jimmy arbeitet in einer Schulkantine und spielt Posaune in der örtlichen Bergarbeiterkapelle. Weil Jimmy
seinem Bruder das dringend benötigte Knochenmark spendet, möchte sich Thibaut revanchieren und ihm ein
besseres Leben ermöglichen... Einer dieser Filme, der die Erwartungen in die Höhe treibt, sie am Ende aber
leider nicht bedinenn kann. Was übrig bleibt ist die Erinnerung an zwei großartige Darsteller, die in die Rollen
der beiden Brüder schlüpfen: Benjamin Lavernhe (bekannt aus BIRNENKUCHEN MIT LAVENDEL) mimt
den großen Dirigenten, der es zu Weltruhm gebracht hat, Pierre Lottin gibt den Posaunisten, der nie wirklih
sein Leben angepackt hast. Letzerer ist der eigentliche Star des Ensembles, weil es ihm gelingt unglaublich
perfekt den Underdog zu mimen – in Gestik und Sprache. Emmanuel Courcols Film ist kein Meisterwerk,
aber auch kein Film der vollkommen enttäuscht. Man wird ihn schon kurz nach dem Sehen wieder vergessen
haben.
HERETIC (1:2.35, 5.1) OT: Heretic Verleih: Plaion Pictures Land/Jahr: USA 2024 Regie: Bryan Woods, Scott Beck Darsteller: Hugh Grant, Sophie Thatcher, Chloe East Kinostart: 26.12.2024
Im Auftrag ihrer Kirche gehen zwei junge Frauen auf die Jagd nach neuen Mitgliedern, die gewillt sind, sich
taufen zu lassen. Ihr Weg führt sie auch zum abgelegenen Haus von Mr. Reed, der sie sehr neugierig und
wissbegierig in seinem alten Haus empfängt. Während seine Frau angeblich für die Überraschungsgäste
Blaubeerkuchen backt, beginnt Reed den Glauben der Mädchen zu hinterfragen und auf die Probe zu stellen.
Ganz allmählich wird den Mädchen das Spiel zu unheimlich. Gibt es tatsächlich eine Frau im Haus? Und
warum lässt sich die Haustür plötzlich nicht mehr öffnen? - Mit ihrem perfiden, kammerspielartigem Katz- und
Mausspiel bringen Bryan Woods und Scott Beck frischen Wind ins Horror-Genre. Nicht nur dass es ihnen
gelungen ist, Hugh Grant für die Rolle des Bösen zu gewinnen, sie liefern auch noch ein intelligentes
Drehbuch, das Fragen nach Religion und Glauben stellt – wo hört das eine auf, wo fängt das andere an? Im
Dialog (oder eher Monolog?) mit seinen Opfern zerpflückt Hugh Grant sämtliche Religionen dieser Welt (auf
die drei wichtigsten reduziert), indem er ihre (gemeinsamen) Thesen ad absurdum führt. Mit einer
überzeugenden Kameraführung (Chung-Hoon Chung), die sich trotz Kammerspiel an CinemaScope wagt
und dem ebenso überzeugenden Sounddesign, das auch Stille extrem gut nutzt, lassen die Regisseure ihren
handverlesenen Cast auf ein Spiel auf Leben und Tod ein und steigern souverän die Spannung. Leider kippt
der Film in der letzten halben Stunde, in der Spannung durch Splatter ersetzt wird. Und das vollkommen
unnötigerweise. Nichtsdestotrotz empfiehlt sich der düstere Thriller einem Publikum, das etwas mehr als nur
Blutlachen von einem Horrorfilm erwartet.
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Montag, 04. November 2024 Eine Revolution frisst ihre Kinder Mit Deutschlands Oscar-Beitrag bin ich in die neue Woche gestartet DIE SAAT DES HEILIGEN FEIGENBAUMS (1:2.35, 5.1) OT: Dane-ye Anjir-e Ma’abed Verleih: Alamode Film Land/Jahr: Iran, Frankreich, Deutschland 2024 Regie: Mohammad Rasoulof Darsteller: Misagh Zareh, Mahsa Rostami, Setareh Maleki, Soheila Golestani Kinostart: 26.12.2024
Iman ist überglücklich: endlich wurde er zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran
befördert. Zum Schutz überreicht man ihm eine Pistole. Als Massenproteste das Land überschatten, greift
das Regime zu immer härteren Maßnahmen, die Iman in psychische Probleme stürzen. Doch er tut, was
man von ihm verlangt. Seine beiden Töchter verfolgen die Protestwelle wie elektrisiert und gehen auf
Konfrontation zu ihrem Vater. Als die Töchter einer verletzten Studentin helfen und plötzlich auch noch seine
Waffe verschwunden ist, gerät das gesamte Familienidyll ins Wanken... Unter schwierigsten Bedingungen
sowie strengster Geheimhaltung im Iran gedreht, nimmt Regisseur Mohammad Rasoulofs Film die
Zuschauenden in eine Familie auf, die durch die jüngsten Ereignisse im Iran aus den Fugen gerät. Gleich zu
Beginn gibt Rasoulof, der sein Heimatland inzwischen verlassen hat, mit folgendem Text einen
verschlüsselten Hinweis darauf, was sich in de folgende 167 Minuten abspielen wird: ”Ficus Religiosa ist ein
Baum mit einem ungewöhnlichen Lebenszyklus. Seine Samen, die in Vogelkot enthalten sind, fallen auf
andere Bäume. Luftwurzeln bilden sich und wachsen bis zum Boden. Dann wickeln sich die Zweige um den
Wirtsbaum und erdrosseln ihn. Schließlich steht die heilige Feige von allein.” – Es ist wohl dieses
verschlüsselte Wissen um das Ende der Geschichte, das dafür sorgt, dass man dem Film seine Länge
verzeiht. Denn je länger er dauert, desto später wird man mit dem harten Ende konfrontiert. Geschickt
montiert der Regisseur echte Handy-Videos von den brutal niedergeschlagenen Demonstrationen gegen das
autoritäre Regime in seinen Film, während Imans Töchter allmählich beginnen, sich gegen ihren Vater, in
dem sie einen Handlangr des Regimes sehen, aufzulehnen. Die äußere Revolution trifft auf die innere
Revolution oder umgekehrt. Rasoulof hat mit seinen Besetzung einen Glücksgriff getan: man nimmt allen
ihre Rollen ab – ob Haupt- oder Nebenbestzung. Auch Kameraarbeit, Sounddesign und Filmmusik
überzeugen in diesem Film, der Deutschland im Rennen um den Auslands-Oscar vertreten wird.
TANDEM – ICH WELCHER SPRACHE TRÄUMST DU? (1:1.66, 5.1) OT: Langue Étrangère Verleih: Port-au-Prince Land/Jahr: Frankreich, Deutschland, Belgien 2024 Regie: Claire Burger Darsteller: Lilith Grasmug, Josefa Heinsius, Nina Hoss, Chiara Mastroianni, Jalal Altawil Kinostart: 24.10.2024
Die schüchterne 17jährige Fanny aus Straßburg kommt als Austauschschülerin nach Leipzig. Dort lebt sie
bei der gleichaltrigen und sehr selbstbewussten Lena und ihrer Mutter. Um mehr Aufmerksamkeit von Lena
zu erhalten, erfindet Fanny ein spannendes Leben. Die beien Mädchen kommen sich näher, doch verstrickt
sich Fanny immer weiter in kleines Lügenkonstrukt... Mit zwei wunderbar aufspielenden
Nachwuchsdarstellerinnen erzählt Regisseurin Claire Burger die Geschichte zweier Mädchen, die sich selbst
und einander finden müssen. In der politisch aufgeheizten Welt um sie herum beginnt ganz langsam eine
Liebe zu keimen, der sich die Mädchen schließlich stellen müssen. Dabei bleibt die Kamera immer ganz nah
bei den Protagonistinnen und verliert ich nicht in optischen Spielereien. Burgers Film wird dadurch
Authentizität verliehen und die Geschichte wirkt glaubhaft.
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