Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

Wolfram Hannemann | Talstr. 11 | D-70825 Korntal | Germany | Phone: +49 (0) 711 838 06 49 | Fax: +49 (0) 711 8 38 05 18
e-mail: info (at) wolframhannemann.de

Home           Referenzen           Filmblog           Jugendschutzbeauftragter           Impressum

Filmblog Aktuell           Filmblog-Archiv           Filmtitel-Index
Sonntag, 28. Februar 2010
Sunday at the Movies
Meine sonntägliche Filmauswahl passte hervorragend zum Orkan-Wetter. Denn der erste Film hatte den “Sturm” bereits im Titel und der zweite Film bot eine Orkan-Sequenz.

DIE RUHE VOR DEM STURM (1:1.85, 3D, 2K Digital)
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Nikolai Vialkowitsch

Eine Filmpremiere der ganz besonderen Art zog mich am Sonntagmittag in ihren Bann. Aus einem Flohmarktfund (man munkelt Ebay) von etwa 20 stereoskopisch aufgenommener Fotografien aus den zwanziger Jahren erstellte Regisseur Nikolai Vialkowitsch zusammen mit seinem Schnittmeister Philipp Käßbohrer eine 45minütige Collage, in die auch privat aufgenommene Filmsequenzen aus der gleichen Zeit integriert wurden. Es war die Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg – die Ruhe vor dem Sturm. Unterlegt wurde die Stummfilmcollage mit einer von Henrik Albrecht eigens dafür komponierten Musik, die vom Trio Parnassus bei dieser Premiere im Stuttgarter Metropol-Kino live aufgeführt wurde. Das ganze Projekt war höchst beeindruckend und war in seiner Wirkung wesentlich nachhaltiger als die typischen Kriegsdokus aus jener Zeit.

SHUTTER ISLAND (1:2.35, 2K Digital, PCM 5.1)
OT: Shutter Island
Verleih: Concorde
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Sir Ben Kingsley
Kinostart: 25.02.2010

Zusammen mit einem Kollegen wird US Marshal Teddy Daniels 1954 auf eine hermetisch abgeriegelte Insel gerufen, auf der geistig gestörte Kriminelle interniert sind. Eine hochgradig gefährliche Insassin ist auf mysteriöse Art und Weise spurlos verschwunden. Je tiefer Daniels in den Fall eintaucht, desto mysteriöser wird die Geschichte und seine eigene Vergangenheit holt ihn ein... Martin Scorsese wagt einen Ausflug in das Genre-Kino. Und er macht es virtuos. Die CinemaScope-Bilder von Robert Richardson, die Shutter Island in geheimnisvolles, düsteres, gar bedrohliches Licht rücken, sind genauso fesselnd wie die perfekt eingesetzte Filmmusik (die nicht speziell dafür komponiert wurde!), die an Bernard Herrmanns brillante Musik zu KAP DER ANGST erinnert. Auch Scorseses Schauspielerensemble macht sich prächtig. Nicht nur Di Caprio gibt hier sein Bestes, auch kleinste Nebenrollen wie z.B. Max von Sydow als Dr. Naehring, der Leiter der Nervenklinik, brillieren. Leider jedoch ist der Film mit seinen 138 Minuten viel zu lang geraten. Speziell dann, wenn man die Geschichte relativ schnell durchschaut und sie damit für Vielseher wie mich keine besonderen Überraschungen birgt.
Freitag, 26. Februar 2010
Berühmte Literatur
Gleich zwei Verfilmungen berühmter Vorlagen standen heute auf dem Programm...

DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY (1:1.85, DD 5.1)
OT: Dorian Gray
Verleih: Concorde
Land/Jahr: Großbritannien 2009
Regie: Oliver Parker
Darsteller: Colin Firth, Ben Barnes, Rachel Hurd-Wood
Kinostart: 15.04.2010

Schönling Dorian Gray kehrt Ende des 19. Jahrhunderts nach London zurück, um das Erbe seines Großvaters anzutreten. Schnell wird die feine Londoner Gesellschaft auf ihn aufmerksam und sein Aussehen wird von dem Künstler Basil Hallward in einem Bild festgehalten. Der Zyniker Lord Henry Wotton nimmt Dorian unter seine Fittiche und bringt ihn auf den Pfad der Untugend – er verspricht seine Seele dem Teufel. Fortan altert nicht er, sondern das Gemälde. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen... Die Neuverfilmung von Oscar Wildes Klassiker gibt sich ambitioniert im Hinblick auf Ausstattung und Atmosphäre und lebt ganz speziell von der Schauspielkunst eines Colin Firth in der Rolle des Henry Wotton. Aufgrund seiner in Form von Flashbacks eingestreuten Sado-Maso-Spielchen und sonstigen Brutalitäten musste der Film in England Kürzungen hinnehmen. Es schien mir, als ob uns heute eben jene gekürzte Fassung gezeigt wurde.

ALICE IM WUNDERLAND (1:1.85, 3D, 2K Digital, PCM 5.1)
OT: Alice in Wonderland
Verleih: Walt Disney
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Tim Burton
Darsteller: Mia Wasikowska, Johnny Depp, Anne Hathaway
Kinostart: 04.03.2010

England im ausgehenden 19. Jahrhundert: als die junge Alice gerade um ihre Hand angehalten wird, rennt sie einem seltsamen Kaninchen hinterher und fällt in ein tiefes Loch. Alsbald befindet sie sich in einer höchst wundersamen Welt, die eigentlich nur ein Traum sein kann. Die seltsamen Lebewesen dort haben aber offensichtlich alle auf Alice gewartet. Denn sie soll das Wunderland von der Macht der Roten Königin befreien... Tim Burtons Neuinterpretation des bekannten surrealen Märchens von Lewis Carroll bietet eine ganze Menge Stoff für die Augen! Mit perfekter Tricktechnik wird hier eine vollkommen fremde Welt erschaffen. Allerdings sind viele darin enthaltene Elemente Überbleibsel aus sattsam bekannten Fantasyfilmen, so dass Burtons Film nur wenig wirklich Neues zu bieten hat. ALICE IM WUNDERLAND wird vornehmlich in 3D-Kinos zu sehen sein, obgleich der Film nur in 2D aufgenommen wurde. Die dritte Dimension wurde hinterher per Computer hineingerechnet. Burton verzichtet fast komplett darauf, seinem Publikum Gegenstände an den Kopf zu werfen, sondern nutzt wie bereits AVATAR die dritte Dimension allein zur räumlichen Tiefenwirkung. Wie immer bei Burton ist auch wieder ein imposanter Score von Danny Elfman zu hören. Sicherlich nicht Burtons bester Film, aber durchaus nett anzuschauen.
Donnerstag, 25. Februar 2010
Engpass Energie
Die Tatsache, dass es sich bei dem heutigen Film um eine Dokumentation handelt, macht den Film umso gruseliger!

DIE 4. REVOLUTION – ENERGY AUTONOMY (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Delphi
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Carl-A. Fechner
Kinostart: 18.03.2010

Hoch interessanter Dokumentarfilm über erneuerbare Energien, der das Beharren der großen Energiekonzerne auf umweltschädigenden Methoden zur Stromgewinnung als reine Profitsucht entlarvt. An vielen Beispielen wird gezeigt, dass es für Jedermann erschwinglich und vor allem lohnenswert ist, auf alternative Energien umzusteigen. Anhand der genannten Fakten lässt sich auch unschwer erkennen, dass die Menschheit unmittelbar vor der größten Energiekrise ihrer Geschichte steht. Was dagegen getan werden kann oder vielmehr muss, wird unmissverständlich vermittelt. Eine sehr sehenswerte Dokumentation, die darüber hinaus auch noch mit einer beeindruckenden Filmmusik unterlegt ist.
Mittwoch, 24. Februar 2010
Lola und Chloe
Kinderkost und Erwachsenenkram im flotten Wechsel – und das bei frühlingshaften Temperaturen!

HIER KOMMT LOLA (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Constantin
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Franziska Buch
Darsteller: Meira Durand, Felina Czycykowski, Fernando Spengler
Kinostart: 04.03.2010

Lola wünscht sich nichts so sehr wie eine beste Freundin. An der neuen Schule hat sie aber wieder einmal Pech damit und flüchtet sich in Tagträume, in denen sie sich als großen Gesangsstar sieht. Ihr brasilianischer Vater ist gerade dabei, zusammen mit ihrem Opa ein Restaurant zu eröffnen. Alles geht drunter und drüber und sie erkennt zu spät, dass sie tatsächlich schon längst eine beste Freundin gefunden hat... Ein Film, in dem Themen wie Vorurteile, Freundschaft, Trennung der Eltern kindgerecht aufbereitet werden. Bis auf die etwas nervigen Gesangseinlagen (die ein bisschen an die CHIPMUNKS erinnern!) durchaus für Kinder bis 8 Jahren geeignet.

CHLOE (1:1.85, DD 5.1)
OT: Chloe
Verleih: Kinowelt
Land/Jahr: USA, Kanada 2009
Regie: Atom Egoyan
Darsteller: Liam Neeson, Amanda Seyfried, Julianne Moore
Kinostart: 22.04.2010

Um seine Treue zu überprüfen, setzt die Gattin eines Musikdozenten das junge Call-Girl Chloe auf ihn an. Die hat seiner Frau dann auch einiges zu erzählen. Denn der graumelierte Dozent hat offensichtlich mehr als nur angebissen. Doch es kommt anders... Mit seinem Erotikthriller wandelt Regisseur Atom Egoyan auf den Spuren eines frühen Brian De Palma. In diesem Film gibt es nichts wirklich Neues zu bestaunen. Stattdessen wird ein Klischee nach dem anderen abgearbeitet. Egoyan hinterlässt leider keine eigene Handschrift. Einzig Julianne Moore hat mich wieder begeistert! Und das nicht nur, weil sie sich unverhüllt präsentiert.
Dienstag, 23. Februar 2010
Gemeinsam einsam
Nach dem heutigen Film waren sich alle irgendwie einig, dass die weibliche Hauptrolle eigentlich Tilda Swinton zugestanden hätte...

NOTHING PERSONAL (1:1.85, DD 5.1)
OT: Nothing Personal
Verleih: MFA (24 Bilder)
Land/Jahr: Irland, Niederlande 2009
Regie: Urszula Antoniak
Darsteller: Stephen Rea, Lotte Verbeek
Kinostart: 08.04.2010

Eine junge Holländerin trampt auf der Flucht vor einer schmerzvollen Vergangenheit durch das wild-romantische Irland. Auf einer Halbinsel trifft sie auf den Eigenbrödler Martin. Der lebt ganz allein in einem großen Haus und bietet ihr Essen gegen Arbeit. Ihre Bedingung: keine Fragen. Im Laufe der Zeit entwickelt sich zwischen den beiden Geheimniskrämern eine Beziehung... Der in Kapitel unterteilte Film von Urszula Antoniak ist eine der ungewöhnlichsten Liebesgeschichten der letzten Zeit. Den grandiosen Hauptdarstellern ist es zu verdanken, dass diese auch ohne viel Worte funktioniert. Die überragende Landschaft tut ein Übriges, um die Geschichte über Einsamkeit und Zweisamkeit zu illustrieren. Wenn der Zuschauer dann ganz am Ende des Films noch genau soviele Fragen hat wie zu Beginn, dann hat der Film sein Ziel erreicht: wir denken darüber nach! Das große Manko des Films dürfte jedoch die deutsche Synchronfassung sein, welche die unterschiedlichen Dialekte glatt bügelt.
Montag, 22. Februar 2010
Sänger auf dem Abstellgleis
Musik, Zigaretten und Alkohol – im heutigen Pressefilm gab’s davon mehr als genug!

CRAZY HEART (1:2.35, DD 5.1)
OT: Crazy Heart
Verleih: Fox
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Scott Cooper
Darsteller: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal, Robert Duvall, James Keane, Anna Felix
Kinostart: 04.03.2010

Bad Blake, ein in die Jahre gekommener abgewrackter und alkoholsüchtiger Country-Sänger, tingelt sich von einem schäbigen Gig zum nächsten. Dabei steht er ständig im Schatten seines weitaus erfolgreicheren Ex-Proteges Tommy Sweet. Erst als er sich in die alleinerziehende Journalistin Jean verliebt, findet er wieder Halt im Leben... Jeff Bridges spielt Bad absolut überzeugend. Und das liegt nicht nur daran, dass er seine Songs alle selber singt. Er ist Bad Blake wie er leibt und lebt. Die Oscar-Nominierung hat er sich definitiv verdient. Was den Film selbst angeht, so gab es Filme dieser Art sicherlich schon mehr als nur einmal. Neu hingegen ist das Ende, das ich hier aber nicht verraten möchte. Wer Country & Western Musik mag, dem wird Scott Coopers Regieerstling ganz bestimmt gefallen.
Donnerstag, 18. Februar 2010
Fussball ist unser Leben
Heute hatten wir mal wieder eine Horde von Kindern zu Gast in der Pressevorführung. Aber die Kleinen haben sich gut benommen. Nur das Putzpersonal hatte hinterher alle Hände voll zu tun...

TEUFELSKICKER (1:1.85, 2K Digital, PCM 5.1)
Verleih: Universal
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Granz Henman
Darsteller: Henry Horn, Dario Barbanti, Marvin Schlatter, Benno Fürmann
Kinostart: 11.03.2010

Erst versiebt Moritz wegen seiner Träumerei auf dem Fußballfeld den Sieg seiner Mannschaft und dann wollen sich seine Eltern auch noch scheiden lassen! Seine Mutter nimmt ihn einfach mit zu seinem Opa. Neues Spiel – neues Glück. Moritz findet ein paar neue Fußballverrückte und will mit seiner Patchwork-Mannschaft an einem Turnier teilnehmen... Der nach bekanntem Strickmuster inszenierte Film gibt sich flott und witzig und dürfte speziell die Kids im Alter bis 12 Jahren ansprechen. Auch wenn an manchen Stellen das Timing nicht richtig sitzt, so überwiegt der positive Eindruck. Als netten kleinen Gag für Filmfreunde warten die TEUFELSKICKER mit einer Filmmusik auf, die ganz bewusst Anleihen bei den klassischen Italo-Western-Scores eines Ennio Morricone nimmt.
Mittwoch, 17. Februar 2010
Zwei Amerikaner in Paris
Der Aschermittwoch hatte für mich langweiliges Actiongeballere und einen Underdog im Körbchen.

FROM PARIS WITH LOVE (1:2.35, DD 5.1 EX)
OT: From Paris with Love
Verleih: Universum (Walt Disney)
Land/Jahr: Frankreich 2010
Regie: Pierre Morel
Darsteller: John Travolta, Jonathan Rhys Meyers, Kasia Smutniak
Kinostart: 25.03.2010

Der für die Sicherheit des US-Botschafters in Paris zuständige Mann lässt sich als Spion anheuern und hat alsbald einen recht coolen, aber politisch vollkommen inkorrekten Partner am Hals. Der will in Paris ein paar böse Buben dingfest machen, die ein Attentat planen... Ein Film aus der Feder von Luc Besson, der frei nach dem Motto “zuerst schießen und dann fragen!” zwei Amerikaner in Paris so richtig aufräumen lässt. Dabei nimmt man aber John Travolta den obercoolen Waffenheld mit Bruce-Willis-Frisur speziell in den Actionsequenzen nicht so recht ab. Aber es handelt sich sowieso um jene Art von Film, über die man einfach nicht nachdenken sollte. Aber auch mit ausgeschaltetem Hirn ist das immer noch unerträglich.

BLIND SIDE – DIE GROSSE CHANCE (1:1.85, DD 5.1)
OT: The Blind Side
Verleih: Warner
Land/Jahr: USA 2009
Regie: John Lee Hancock
Darsteller: Sandra Bullock, Tim McGraw, Quinton Aaron
Kinostart: 25.03.2010

Allen nennen ihn “Big Mike”. Der für sein Alter extrem groß und stark wirkende Teenager Michael Oher geht zwar zur Schule, leidet jedoch unter eine Lernschwäche und hat darüber hinaus kein Zuhause. Eines Tages nimmt ihn Anne, glücklich verheiratet und Mutter zweier Kinder, unter ihre Fittiche. Sie nimmt ihn in ihre Familie auf und sorgt dafür, das sein außerordentliches Sporttalent gefördert wird. Basierend auf einer wahren Geschichte schildert der Film Michaels Aufstieg vom Ghetto bis zum gefeierten Footballstar. Sandra Bullock in der Rolle der Adoptivmutter überzeugt leider nicht so, wie ich es mir von einer für den Oscar nominierten Rolle gewünscht hätte. Dagegen brilliert Quinton Aaron als wortkarger Michael umso mehr. Interessanterweise verzichtet der Film auf typisch amerikanisches Pathos und der Druck auf die Tränendrüse fällt dadurch nur ganz minimal aus. Ich hätte mir für diesen Film jedoch noch mehr Gefühl gewünscht.
Montag, 15. Februar 2010
Politthriller
Eine recht übersichtliche Filmwoche begann heute mit spannender Unterhaltung.

DER GHOSTWRITER (1:2.35, DD 5.1)
OT: The Ghost Writer
Verleih: Kinowelt
Land/Jahr: Frankreich, Deutschland, Grossbritannien 2010
Regie: Roman Polanski
Darsteller: Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Kim Cattrall
Kinostart: 18.02.2010

Nach dem mysteriösen Tod eines Ghostwriters, der dabei war, die Memoiren des früheren britischen Premierministers zu bearbeiten, wird ein neuer Ghostwriter damit beauftragt. Auf einer kleinen Atlantikinsel soll er zusammen mit dem Ex-Premier und dessen Stab zusammenarbeiten. Doch mehr und mehr glaubt der neue Ghostwriter dabei einer Verschwörung auf die Spur zu kommen... Mit dem Gespür für richtiges Timing präsentiert Roman Polanski einen perfekt inszenierten Politthriller mit aktuellem Bezug. Ewan McGregor als Ghostwriter und Pierce Brosnan als Ex-Premier spielen ihre Rollen glaubhaft. Auch kleinere Nebenrollen sind exzellent besetzt. Kameramann Pawel Edelmann taucht den Hauptspielort des Films, die kleine Insel Martha’s Vineyard, in ein düsteres, bedrohlich wirkendes Licht, vertärkt durch die Herrmanneske Musik von Alexandre Desplat. Störend empfand ich persönlich die Auflösung des Plots am Ende des Films. Aber man sollte vermutlich nicht alles hinterfragen, sondern sich einfach auf einen spannenden Thriller einlassen.
Freitag, 12. Februar 2010
Frisuren und Medikamente
Zum Wochenausklang noch schnell ein Double Feature...

DIE FRISEUSE (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Constantin
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Doris Dörrie
Darsteller: Gabriela Maria Schmeide, Natascha Lawiszus, Kim Ill-Young
Kinostart: 18.02.2010

Kathi ist gelernte Friseurin, alleinerziehend, arbeitslos und extrem dick. Niemand will sie als Friseurin einstellen, passt sie doch ganz und gar nicht in die Ästhetik angesagter Frisierstuben. Da beschliesst Kathi, einen eigenen Salon aufzumachen. Das aber ist nicht so einfach... Herzlich willkommen zu Deutschlands neuester Fleischbeschau! Denn Regisseurin Dörrie schreckt nicht davor zurück, in ihrer neuesten Komödie ihre sehr beleibte Hauptdarstellerin nicht nur einmal im Evaskostüm zu präsentieren. Fetischisten werden hier vermutlich auf ihre Kosten kommen, alle anderen aber müssen sich mit gefühlten drei Stunden Kino herumschlagen.

AUSNAHMESITUATION (1:1.85, DD 5.1)
OT: Extraordinary Measures
Verleih: Concorde
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Tom Vaughan
Darsteller: Brendan Fraser, Harrison Ford, Keri Russell
Kinostart: 11.03.2010

Als ein Vater zweier an “Morbus Pompe” (einer unheilbaren, tödlichen Erbkrankheit) erkrankter Kinder von den hoffnungsvollen Forschungsergebnissen eines Wissenschaftlers erfährt, nimmt er Kontakt zu ihm auf. Weil niemand jedoch dessen Forschungsprojekt finanziell unterstützen will, ruft der Vater eine Initiative ins Leben, um das Projekt privat zu finanzieren... Ähnlich wie in dem weitaus besseren Film LORENZOS ÖL ist es auch hier der persönliche Einsatz eines Betroffenen, der für seine Kinder alles gibt. Der nach einer wahren Begebenheit entstandene Film vermag jedoch nicht zu fesseln. Das liegt zum einen an Harrison Ford, der in der Rolle des exzentrischen Wissenschaftlers hoffnungslos fehlbesetzt ist, zum anderen an der Anhäufung gängiger Klischees.
Donnerstag, 11. Februar 2010
Sozialdrama und Gangsternetzwerk
Trotz Schneeeinbruch habe ich es heute ins Kino geschafft...

PRECIOUS – DAS LEBEN IST KOSTBAR (1:1.85, DD 5.1)
OT: Precious: Based on the Novel Push by Sapphire
Verleih: Prokino (Fox)
Land/Jahr: USA 2008
Regie: Lee Daniels
Darsteller: Gabourey 'Gabby' Sidibe, Mo'Nique, Paula Patton
Kinostart: 25.03.2010

Precious durchlebt die Hölle: die 17jährige Dunkelhäutige ist nicht nur extrem übergewichtig, sondern auch bereits zum zweiten Male von ihrem eigenen Vater schwanger. Ihre Mutter lebt von der Stütze und ist gemein zu ihrer Tochter. Erst als Precious gegen den Widerstand ihrer Mutter freiwillig auf eine Hilfsschule geht, beginnt sie aus sich heraus zu gehen... Ein unbequemer Film, der dazu noch unbequem anzuschauen ist. Hier gibt es keine Hochglanzbilder, sondern nur düstere und dreckige. Die nervöse Kamera könnte die einer Doku-Soap sein. Grelle Farben gibt es nur in den visualisierten Tagträumen der Protagonistin, in welche sie sich stürzt, sobald etwas Schlimmes mit ihr passiert. Am Ende des Films bleibt die Hoffnung. Immerhin.

EIN PROPHET (1:1.85, DD 5.1)
OT: Un Prophete
Verleih: Sony Pictures
Land/Jahr: Frankreich, Italien 2009
Regie: Jacques Audiard
Darsteller: Tahar Rahim, Niels Arestrup, Adel Bencherif
Kinostart: 11.03.2010

Der 19jährige Araber Malik wird zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Dort nimmt ihn Cesar Luciano unter seine Fittiche: wenn Malik einen Mord an einem unbequemen Insassen begeht, wird er von Cesar und seinem Clan geschützt. Unfreiwillig willigt Malik ein. Doch dies ist erst der Anfang. Denn von seinem Gönner lernt der Frischling weit mehr, als dem lieb ist... Spätestens seit PUBLIC ENEMY No. 1 weiß man, dass Franzosen ein Händchen für perfekte Gangsterfilme haben. Jacques Audiards Gefängnisfilm ist ein weiteres Beispiel für hartes Genrekino, was hierzulande fast gar nicht in die Kinos gelangt. Umso erfreulicher, dass EIN PROPHET von Sony Pictures deutschlandweit ausgewertet wird. Mit einem hervorragenden Cast zeigt der Film, wie es Malik und seinen Freunden gelingt, trotz ihrer Inhaftierung vom Gefängnis aus ein Verbrecher-Netzwerk aufzubauen und letztendlich den Drogenmarkt an sich zu reissen. Spannend inszeniert und mit einem hörenswerten Score von Alexandre Desplat ausgestattet.
Mittwoch, 10. Februar 2010
Surreales
Komödie oder mehr? Der heutige Film gab mir Rätsel auf...

VORSICHT SEHNSUCHT (1:2.35, DD 5.1)
OT: Les Herbes Folles
Verleih: Schwarz-Weiss
Land/Jahr: Frankreich, Italien 2009
Regie: Alain Resnais
Darsteller: André Dussollier, Sabine Azéma, Emmanuelle Devos
Kinostart: 08.04.2010

Als ein Mann im mittleren Alter die Brieftasche einer Zahnärztin und Freizeitpilotin findet, beginnt eine ungewöhnliche Beziehung zwischen den beiden... Regie-Altmeister Alain Resnais´ neuester Film gibt sich als Komödie, driftet aber ab der Mitte des Films ins Surreale ab und hinterlässt beim Publikum nur fragende Gesichter. Der wunderschön fotografierte Film mit unkonventioneller Filmmusik (von Mark Snow) möchte die Zuschauer vermutlich zum Nachdenken ermuntern, wird damit aber Schiffbruch erleiden.
Dienstag, 09. Februar 2010
Belanglosigkeiten, Emotionen und Langeweile
Die Pressewoche begann mit einem Triple Feature und damit mit einem Wechselbad der Gefühle.

MEN ON THE BRIDGE (1:1.85, DD 5.1)
OT: Köprüdekiler
Verleih: farbfilm (Barnsteiner)
Land/Jahr: Deutschland, Türkei 2009
Regie: Asli Özge
Darsteller: Cemile Ilker, Umut Ilker, Fikret Portakal
Kinostart: 22.04.2010

Zwei herumstreunende, Rosen verkaufende Jugendliche, ein Ehepaar auf der Suche nach einer neuen Wohnung und zwei Verkehrspolizisten bilden den Mittelpunkt dieses dokumentarischen Films. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Brücke über den Bosporus. Der mit Laiendarstellern besetzte Film ergeht sich jedoch derart in Belanglosigkeiten, dass man ganz schnell die Lust am Zuschauen verliert, weil ja das eigene Leben wesentlich interessanter erscheint.

INVICTUS - UNBEZWUNGEN (1:2.35, DD 5.1)
OT: Invictus
Verleih: Warner
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Morgan Freeman, Matt Damon, Tony Kgoroge
Kinostart: 18.02.2010

Südafrika 1995. Nelson Mandela ist nach 30jähriger Haft zum neuen Präsidenten ernannt worden, die Apartheid abgeschafft. Doch nicht in den Köpfen der Menschen. Mandela hat die geniale Idee, die anstehende Rugby-Weltmeisterschaft zu nutzen, um seine Nation zu vereinen... Der nach einer wahren Begebenheit enstandene Film beweist aufs Neue, dass Clint Eastwood auch im hohen Alter noch gute Filme inszenieren kann. Seinem Hauptdarsteller Morgan Freeman ist es zu verdanken, dass der Film von Anfang bis Ende fesselt. Leider wird der Film in der deutschen Synchronfassung viel verlieren, da dann der von Freeman für diese Rolle antrainierte südafrikanische Akzent fehlen wird. Das spannend inszenierte Endspiel, bei dem großer Wert auf Authentizität gelegt wurde, eine ausgeklügelte Farbdramaturgie und natürlich Morgan Freeman machen aus diesem Film großes Kino.

SURVIVAL OF THE DEAD (1:2.35, DD 5.1)
OT: Survival of the Dead
Verleih: Splendid (Kinostar)
Land/Jahr: USA, Kanada 2009
Regie: George A. Romero
Darsteller: Kathleen Munroe, Kenneth Welsh, Athena Karkanis
Kinostart: 06.05.2010

Die Welt ist von Zombies befallen. Da gerät eine kleine wackere Gruppe von Soldaten auf einer Insel vor Amerikas Küste in den Kampf zwischen zwei alten Männern... Er kann’s nicht lassen: George Romero liefert mit SURVIVAL OF THE DEAD seinen bereits sechsten Zombiefilm – und den langweiligsten zugleich! Zwar vermag er uns noch damit zu überraschen, dass man Zombies auch mit einem Feuerlöscher oder einer Leuchtpistole töten kann, doch der nur ansatzweise vorhandene Sarkasmus reicht bei weitem nicht aus, um den Film in richtigen Splatter-Fun umzukehren. So plätschert er einfach nur gemütlich vor sich hin, lässt hier und da wieder Köpfe bersten und führt beim Zuschauer zum bewussten Blick auf die Uhr. Beachtlich: Romero hat das CinemaScope-Format entdeckt und liefert richtig gute Qualität ab.
Freitag, 05. Februar 2010
Good Cop, Bad Cop
Zum Abschluss einer ziemlich vollgepackten Pressewoche gab es heute nur einen einzigen Film...

GESETZ DER STRASSE – BROOKLYN’S FINEST (1:2.35, DD 5.1)
OT: Brooklyn’s Finest
Verleih: Kinowelt
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Antoine Fuqua
Darsteller: Richard Gere, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Don Cheadle
Kinostart: 01.04.2010

Drei Cops, drei Geschichten – aber nur eine Location: Brooklyn. Da ist Eddie, vollkommen desillusioniert und kurz vor seiner Pensionierung stehend. Und Tango, der seit Jahren als verdeckter Ermittler inmitten von schwarzen Gangs operiert und in sein altes Leben zurück möchte. Und Sal, der aufgrund von Geldproblemen bereits vom Pfad der Tugend abgekommen ist. Ihre drei Schicksale vereint Antoine Fuquas pessimistischer Polizeifilm in teilweise spannend montierten Parallelhandlungen, zusammengehalten von Marcelo Zarvos Score, der mehr als nur einmal an den grandiosen MAGNOLIA erinnert. Wer Polizeifilme mag, dem wird dieser Film sicherlich gefallen.
Donnerstag, 04. Februar 2010
Ehrenmord, Bad Cop und griechische Mythologie
Schon das zweite Triple-Feature in dieser Woche...brauche ich jetzt einen Psychiater?

DIE FREMDE (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Majestic (Fox)
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Feo Aladag
Darsteller: Sibel Kekilli, Nizam Schiller, Derya Alabora
Kinostart: 11.03.2010

Unglücklich verheiratet lebt Umay in Istanbul zusammen mit ihrem kleinen Sohn und ihrem Mann, der sie ständig schlägt und auch das Kind nicht gut behandelt. Eines Tages reist sie heimlich zusammen mit ihrem Sohn zu ihren Eltern nach Deutschland. Plötzlich steht die Ehre der Familie auf dem Spiel. Für Umay wird es gefährlich... Das Thema Ehrenmord wird in diesem psychologisch ausgefeilten Film auf sehr beklemmende Art und Weise nahe gebracht. Das ist vor allem der Hauptdarstellerin Sibel Kekilli zu verdanken, die in der Rolle der jungen, modern eingestellten Deutsch-Türkin voll aufgeht. Aber auch die Nebenpersonen sind sehr sorgfältig ausgewählt. Die Bilder von Kamerafrau Judith Kaufmann sowie die dezent eingesetzte Filmmusik tun ein Übriges, um den Zuschauer in das Drama zu ziehen. Ein sehr empfehlenswerter Film.

BAD LIEUTENANT – COP OHNE GEWISSEN (1:1.85, DD 5.1)
OT: The Bad Lieutenant – Port of Call: New Orleans
Verleih: Splendid (Fox)
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Werner Herzog
Darsteller: Nicolas Cage, Eva Mendes, Val Kilmer
Kinostart: 25.02.2010

Ein Cop mit Rückenschmerzen soll den Mord an einer schwarzen Familie aufklären, kommt aber durch exzessiven Drogenkonsum selbst immer weiter vom Weg des Gesetzes ab... Nicolas Cage in der Rolle des politisch vollkommen unkorrekten Ermittlers läuft die ganze Zeit so durch den Film, als wäre er tatsächlich ständig bekifft gewesen. Das nervt irgendwann dann einfach nur noch. Unerträglich auch die schlampige Kameraarbeit, bei der offensichtlich immer an der Ausleuchtung gespart wurde, sowie die stellenweise vollkommen unpassende Filmmusik. Werner Herzog tat mit seiner Neuinterpretation des Harvey Keitel Klassikers BAD LIEUTENANT wahrlich nichts Gutes!

PERCY JACKSON – DIEBE IM OLYMP (1:2.35, DD 5.1)
OT: Percy Jackson and the Olympians: The Lightning Thief
Verleih: Fox
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Chris Columbus
Darsteller: Logan Lerman, Brandon T. Jackson, Alexandra Daddario
Kinostart: 11.02.2010

Schüler Percy Jackson erfährt zu seiner Überraschung, dass er der Sohn des griechischen Gottes Poseidon ist und schwebt fortan in Lebensgefahr. Wird er doch glatt beschuldigt, dem obersten Gott Zeus den Blitz gestohlen zu haben. Mit ein paar wackeren Freunden macht er sich auf den Weg, den wahren Dieb zu finden... Mich würde es nicht wundern, wenn Percy Jackson und Harry Potter Blutsverwandte sind! Die Geschichten ähneln sich einfach viel zu sehr. Tricktechnisch steht PERCY JACKSON den POTTER-Filmen in nichts nach, doch angesichts des offensichtlichen Imitats mag keine rechte Freude aufkommen. Wenigstens hat der Film eine unheimlich dynamische Tonmischung (Sounddesigner: Randy Thom) vorzuweisen, die die Subwoofer im Kino richtig zur Geltung bringen wird und auch die orchestrale Filmmusik äußerst plastisch erscheinen lässt.
Mittwoch, 03. Februar 2010
Tatsächlich...Valentinstag!
Heute ausnahmsweise nur zwei Screenings...

VALENTINSTAG (1:1.85, DD 5.1)
OT: Valentine’s Day
Verleih: Warner
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Garry Marshall
Darsteller: Taylor Lautner, Taylor Swift, Jessica Biel, Jessica Alba, Jamie Foxx, Jennifer Garner, Julia Roberts, Ashton Kutcher
Kinostart: 11.02.2010

Valentinstag in Los Angeles. Heiratsanträge und Blumengrüße haben Hochkonjunktur. Aber auch bittere Erkenntnisse über unehrliche Beziehungen. Das Auf und Ab verschiedener Paare und Singles in den unterschiedlichsten Konstellationen wird ausgelotet in dieser Komödie mit viel Gefühl. Mich erinnerte es sehr stark an TATSÄCHLICH...LIEBE, in welchem sich die Wege der Protagonisten zur Weihnachtszeit kreuzen. An dessen Qualität kommt VALENTINSTAG bei weitem nicht heran, vermag aber trotzdem gut zu unterhalten.

SCHWERKRAFT (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: farbfilm (24 Bilder)
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Maximilian Erlenwein
Darsteller: Fabian Hinrichs, Jürgen Vogel, Nora von Waldstätten
Kinostart: 25.03.2010

Als sich einer seiner Kreditkunden vor seinen Augen erschießt, gerät das Leben eines Bankers außer Kontrolle. Zusammen mit seinem alten Musikkumpel, einem Ex-Knacki, raubt er die Wohnungen betuchter Bankkunden aus und findet Gefallen an dem gefährlichen Spiel... Bis auf ein relativ unscharfes Bild ein handwerklich gut gemachter und in den Hauptrollen gut gespielter Film, der jedoch mehr als nur einmal ziemlich surrealistisch wirkt und damit an Glaubwürdigkeit verliert.
Dienstag, 02. Februar 2010
Aller guten Dinge sind drei
Junge Täter, eine Heavy-Metal-Band und ein Krimiheld gaben heute ihr Stelldichein beim Presse-Triple-Feature.

FRIEDENSSCHLAG – DAS JAHR DER ENTSCHEIDUNG (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Piffl
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Gerardo Milsztein
Kinostart: 18.03.2010

Der Dokumentarfilm beobachtet über einen Zeittraum eines Jahres eine Handvoll straffällig gewordener Jugendlicher, die von extrem motivierten Bewährungshelfern beim Einstieg in ein neues Leben unterstützt werden. Man fiebert richtig mit den Jugendlichen Tätern mit und wünscht sich, dass sie es am Schluss schaffen. Doch nicht alle können ihrer Gefängnisstrafe entgehen. Hochachtung gebührt dem unermüdlichen Einsatz der Bewährungshelfer, die immer genau den richtigen Umgangston für ihre Schützlinge finden und diese mittels Boxkampf, Therapiegesprächen und weiteren Tätigkeiten resozialisieren möchten. Eine höchst interessante Dokumentation.

ANVIL (1:1.85, DD 5.1)
OT: Anvil! The Story of Anvil
Verleih: Rapid Eye Movies
Land/Jahr: USA 2008
Regie: Sacha Gervasi
Kinostart: 11.03.2010

Schon über 30 Jahre lang existiert die kanadische Heavy-Metal-Band “Anvil”. Und das, obwohl sie überhaupt keinen Erfolg hat! Die Bandmitglieder, die mittlerweile alle in ihren Fünfzigern sind, geben aber nicht auf und nutzen jede Chance, vor Publikum zu spielen. Für große Tourneen nehmen die Freaks ihren Jahresurlaub, nur um dann festzustellen, dass sie anstatt vor erhofften Tausenden von Fans spielen nur vor weniger als 200 Zuhörern für einen Hungerlohn ihr Bestes geben. Auch wenn man kein Fan von Metal ist, so kann man gar nicht anders, als diese Dokumentation zu mögen. Führt sie einem doch deutlich vor Augen, was Idealismus und auch Freundschaft wert sind. Denn ohne diese beiden Zutaten wäre das Leben für die “Anvil”-Band kaum zu ertragen. Ein toller kleiner Film!

JERRY COTTON (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Constantin
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert
Darsteller: Christian Tramitz, Christian Ulmen, Mónica Cruz
Kinostart: 11.03.2010

Jerry Cotton, der beste Mann beim FBI (und nur echt im roten Jaguar), wird von Gangstern ausgetrickst und ist plötzlich selbst eines Mordes verdächtig. Zusammen mit seinem neuen Partner, dem trotteligen Phil Decker, will er auf eigene Faust und Under Cover den Fall lösen... Ich kann mich noch gut an die “Jerry Cotton”-Reihe mit George Nader erinnern, die mir als Teenager großen Spaß gemacht hat und mich zu allerlei selbstgemachten Hörspielen inspirierte. Doch was mir hier heute vorgesetzt wurde, lässt doch wieder berechtigte Zweifel an der sinnvollen Verwendung von Fördergeldern wach werden! Der Film möchte als zwar Persiflage auf den Groschenromanhelden verstanden werden, doch es gelingt ihm kein einziges Mal, dem Publikum ein müdes Lächeln zu entlocken. Auch wenn Christian Ulmen als Phil Decker in schöner Regelmäßigkeit darauf hinweist, dass das eben Gesagte ein Witz war. JERRY COTTON ist der mit Abstand langweiligste Film, den ich seit langer Zeit gesehen habe. Das Einzige, was mich bei der Vorführung wach gehalten ist, war das ausgezeichnete 5.1-Sounddesign und die Hochglanzbilder in CinemaScope. Schade, dass solch perfektes Handwerk für ein unterdurchschnittlich schlechtes Drehbuch herhalten muss.
Montag, 01. Februar 2010
Das antike Alexandria
Mit einem Historienspektakel startete meine prall gefüllte Pressewoche.

AGORA – DIE SÄULEN DES HIMMELS (1:2.35, DD 5.1)
OT: Agora
Verleih: Tobis
Land/Jahr: Spanien, USA 2009
Regie: Alejandro Amenábar
Darsteller: Rachel Weisz, Max Minghella, Rupert Evans
Kinostart: 11.03.2010

Im Alexandria des 4. Jahrhunderts versucht die Philosophin und Astronomin Hypatia dem Verlauf der Gestirne auf die Spur zu kommen, während ein Glaubenskrieg zwischen Christen und Heiden eskaliert... Mit beeindruckender Tricktechnik lässt Regisseur Alejandro Amenábar die Kamera einige Male ins Universum entgleiten – in bester Google Earth Manier – und relativiert so das ganze Drama der Antike. Denn von ganz oben betrachtet erscheinen die Menschen, ja sogar die Erde, als vollkommen unbedeutend. Für einen Historienfilm ein höchst interessanter Ansatzpunkt. Dario Marianelli unterlegt die Bilder mit großer orchestraler Musik und schafft so die richtige Stimmung nicht nur für spektakuläre Szenen, sondern auch für die intimeren Momente wie z.B. die unerfüllte Liebe des Sklaven Davus zu seiner Herrin Hypatia. Etwas störend empfand ich einige der Schnitte, die auf mich den Eindruck machten, als ob ganze Passagen fehlen würden. Vielleicht gibt es ja eine längere TV-Fassung des Films. Nichtsdestotrotz: Wer Historienfilme mag, der ist bei AGORA gut aufgehoben.

© 2009-2024 Wolfram Hannemann
Datenschutzerklärung
All displayed Logos and Product Names may be ©, TM or ® by their respective rights holding companies.
No infringement intended.