Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

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Freitag, 30 Juli 2010
Rentner on the Road und Beethoven im Kongo
Als Wochenabschluss gab es noch ein bemerkenswertes Double Feature.

MAMMUTH (1:1.85, DD 5.1)
OT: Mammuth
Verleih: X Verleih (Warner)
Land/Jahr: Frankreich 2010
Regie: Benoît Delépine, Gustave de Kervern
Darsteller: Gérard Depardieu, Isabelle Adjani, Yolande Moreau
Kinostart: 16.09.2010

Schlachter Serge wird in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Eingesperrt zuhause kann er nichts mit sich selber anfangen. Die Aufgaben, die ihm seine als Kassiererin im Supermarkt arbeitende Frau aufträgt, füllen ihn nicht aus. Schließlich schickt ihn seine Frau mit seinem alten Motorrad, einer Münch-Mammut, auf eine Reise, um die noch fehlenden Nachweise für die Rente bei seinen früheren Arbeitgebern zu besorgen. Für Serge beginnt eine nostalgische Reise zu den Orten und Personen seines Lebens... Die Regisseure Benoît Delépine und Gustave de Kervern sind beim deutschen Publikum spätestens seit LOUISE HIRES A CONTRACT KILLER für ihre skurrilen Personen und Geschichten bekannt. Auch in MAMMUTH gibt es jede Menge davon, doch ist dieser Film im Grundton weitaus weniger schwarzhumorig als vielmehr melancholisch. Auf seiner Reise muss Serge unter anderem den Tod seiner Jugendfreundin verarbeiten, die ihm immer wieder erscheint und die er noch immer liebt. Ganz nebenbei behandeln die Regisseure dann auch noch die sozialen Probleme des Rentenalters. Die Bilder ihres Kameramanns Hugues Poulain sind alles andere als makellos: oft sind sie extrem grobkörnig und unscharf und lassen das Gefühl aufkommen, einen alten Super 8 Film zu sehen. Beim Betrachten der Bilder musste ich augenblicklich an meine Begegnung mit Benoît Delépine im vergangenen Jahr denken, bei der er mir erzählte, dass er als Jurymitglied bei einem Festival eingeladen war, auf dem es nur mit dem Handy fotografierte Filme zu beurteilen gab. Er meinte, dass auf der Leinwand wunderbar große Pixel zu sehen gewesen seien, die ihn an den Sternenhimmel erinnerten. Vermutlich war dies die visuelle Inspiration für den neuen Film.

KINSHASA SYMPHONY (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Salzgeber
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Claus Wischmann, Martin Baer
Kinostart: 23.09.2010

Claus Wischmann und Martin Baer beobachten in ihrer Dokumentation die Proben eines Amateurorchesters im Kongo, das ausschließlich aus Schwarzen besteht und das sich auf ein großes Open Air Konzert vorbereitet. Während der Proben zu Beethovens Neunter Sinfonie kommen einige der Musiker zu Wort, die ihre ganz persönliche Geschichte und ihre Beziehung zur klassischen Musik erzählen. Den Meisten bietet die Musik die Möglichkeit der kurzzeitigen Flucht aus ihrem erbärmlichen Dasein. Beeindruckend ist hierbei die Hingabe, mit der die Musiker versuchen, ihr Bestes zu geben.
Donnerstag, 29. Juli 2010
Tanzschlacht
Tanzfilme sind wieder angesagt – doch je plastischer diese werden, desto flacher gerät deren Story.

STEP UP 3D (1:1.85, 2k Digital, 3D, PCM 5.1)
OT: Step Up 3D
Verleih: Constantin
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Jon M. Chu
Darsteller: Sharni Vinson, Rick Malambri, Adam Sevani
Kinostart: 26.08.2010

Eigentlich ist der Tanz sein Element. Doch seinen Eltern zuliebe kommt der junge Moose zum Ingenieursstudium nach New York. Gleich am ersten Tag lernt er Luke kennen, der mit seiner Tanz-Crew “Pirates” bei einem großen Wettbewerb gegen die Platzhirsche “Samurais” antreten will. Da ist Moose natürlich gleich mit von der Partie... Mit einer auf das Notwendigste geschrumpften Handlung soll dem Hip-Hop-Tanz gefrönt werden, der mehr als akrobatische Leistung denn als gefühlvolle Ausdrucksweise zu werten ist. Einzig in einer kleinen Szenen, in welcher offensichtlich Fred Astaire und Ginger Rogers gehuldigt wird, vermag die Faszination fürs Tanzen tatsächlich vermitteln. Die dreidimensionale Bildtechnik des Films vermag die eindimensionalen Charaktere nicht auszugleichen, erscheint deren Handeln doch allzu weltfremd zu sein. Damit kann man höchstens kleine Teenys noch beeindrucken. An ein erwachsenes Publikum wendet sich der Film sicherlich nicht.
Mittwoch, 28. Juli 2010
Noch eine Fantasygeschichte und noch ein Guru
Heute hatte ich das Gefühl, dass wirklich alles schon einmal da war. Vielleicht sollte ich weniger Filme schauen...?

DUELL DER MAGIER (1:2.35, DD 5.1)
OT: The Sorcerer’s Apprentice
Verleih: Walt Disney
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Jon Turteltaub
Darsteller: Nicolas Cage, Jay Baruchel, Monica Bellucci
Kinostart: 02.09.2010

Ein New Yorker Physikstudent steht plötzlich im Mittelpunkt eines seit Jahrhunderten andauernden Kampfes zwischen den guten und den bösen Nachkommen des Zauberers Merlin. Er alleine soll die Fähigkeit haben, das Böse ein für alle mal zu besiegen. Zauberer Balthazar nimmt ihn als Zauberlehrling unter seine Fittiche... Es ist, als träfe Harry Potter auf Ghostbusters. Der mit einem Overkill an optischen Effekten zugekleisterte Fantasy-Film aus der Profitwerkstatt von Produzent Jerry Bruckheimer versteht es mangels wirklich origineller Einfälle ganz besonders zu langweilen. Die beiden einzigen positiven Aspekte: der Film ist irgendwann einmal zu Ende und er ist nicht in 3D. Muss noch mehr gesagt werden?

GURU – BHAGWAN, HIS SECRETARY & HIS BODYGUARD (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Pandora
Land/Jahr: Schweiz 2010
Regie: Sabine Gisiger, Beat Häner
Kinostart: 23.09.2010

In ihrem Dokumentarfilm lassen Sabine Gisiger und Beat Häner zwei der engsten Vertrauten des Guru “Bhagwan” alias Shree Rajneesh zu Wort kommen. Beide erzählen ihre ganz persönliche Erfahrung mit einem Guru, dem sie blind vertrauten und dadurch in ihr Verderben rannten. “Ich weiß nicht mehr genau, wann genau es begann schief zu laufen” erinnert sich der ehemalige Bodyguard des zwielichtigen Gurus am Anfang des Films und macht den Zuschauer damit neugierig auf die ganze Geschichte. Und die ähnelt auffallend der Thematik von DAVID WANTS TO FLY, in der es auch um blindes Vertrauen in einen Führer geht, das für die skrupellose Profitgier des Gurus missbraucht wird. Eine interessante Dokumentation mit sehr viel historischem Bild- und Filmmaterial, die sich jedoch wesentlich sachlicher und nüchterner gibt als der eben erwähnte Film.
Dienstag, 27. Juli 2010
Von der Primatenforscherin zur Aktivistin
Eine eindrucksvolle Dokumentation eröffnete heute den Pressereigen dieser Woche.

JANE’S JOURNEY – DIE LEBENSREISE DER JANE GOODALL (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Universum (Filmagentinnen)
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Lorenz Knauer
Darsteller: Jane Goodall, Pierce Brosnan, Angelina Jolie
Kinostart: 02.09.2010

Im Alter von 26 Jahren machte sich Jane Goddall 1960 auf nach Afrika, um das Leben der Schimpansen zu studieren. Ihre Forschungsarbeiten gelten als bahnbrechend. Seit 1986 ist sie engagierte Aktivistin im Kampf gegen Tierversuche und Umweltzerstörung. Lorenz Knauers emotionaler Dokumentarfilm zeigt erstmals auch die private Seite von Dame Jane Goodall, die jetzt 76jährig aktiver als je zuvor ist und gibt einen Einblick in ihr bisheriges Leben. Sie ist eine faszinierende Persönlichkeit mit einer unglaublichen Ausstrahlung und Ruhe, die ihren Mitstreitern und Anhängern auf der ganzen Welt als Quell der Inspiration dient. Beeindruckende Bilder (Kamera: Richard Ladkani) und eine gefühlvolle Musik (Wolfgang Netzer) machen es dem Zuschauer sehr einfach, sich auf Mrs. Goodall einzulassen.
Freitag, 23. Juli 2010
Mondklau und Drogendeal
Zum Ausklang der Pressewoche gab es ein weiteres Doppelprogramm, das mich nicht enttäuschte.

ICH – EINFACH UNVERBESSERLICH (1:1.85, 2k Digital, 3D, PCM 5.1)
OT: Despicable Me
Verleih: Universal
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud
Kinostart: 30.09.2010

Super-Bösewicht Gru möchte der Beste seines Faches sein. Als er plötzlich Konkurrenz durch einen Jungspund bekommt, der die Cheops-Pyramide geklaut hat, reift ihn ein genialer Master-Plan: Er will den Mond stehlen! Das Ziel ist zum Greifen nah. Doch es fehlt ihm noch die dafür erforderliche Schrumpfungskanone. Und die befindet sich ausgerechnet im Besitz seines Konkurrenten. Dessen Domizil gleicht einer Festung. Da hat er eine brillante Idee, bei der ihm drei kleine Waisenmädchen helfen sollen, die er schnurstracks adoptiert – ohne die Folgen zu bedenken... Ein richtig witziger computeranimierter Filmspaß für jung und alt und groß und klein! Und ein Beweis dafür, dass es nicht immer nur Pixar sein muss. Persönlich gefielen mir jene kleinen Helfer des Oberschurken am besten, die sich mit boshaften kleinen Späßen gegenseitig selbst in die Pfanne hauen und mit Sicherheit von den “Gremlins” inspiriert wurden. Einfach herrlich! Da muss man sich dann nicht wundern, wenn hinterher alle Kinder so einen kleinen “Minion” mit nach Hause nehmen möchten. Unbedingt anschauen.

BIS AUFS BLUT - BRÜDER AUF BEWÄHRUNG(1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Camino
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Oliver Kienle
Darsteller: Jacob Matschenz, Burak Yigit, Balder Beyer
Kinostart: 16.09.2010

Seit ihrer Kindheit sind Tommy und Sule beste Freunde. Als Jugendliche halten sie sich mit Drogendeals über Wasser. Da erwischt es Tommy und er wandert für sechs Monate in den Knast. Nach seiner Entlassung will seine Freundin nichts mehr von ihm wissen. Nur Sule und die anderen Kumpels haben sich nicht verändert. Doch Tommy möchte aus der Perspektivlosigkeit ausbrechen und muss erfahren, dass ihn einer seiner Kumpels verpfiffen hat... Oliver Kienle gibt mit seinem Film über Freundschaft und Verrat im Rapper-Milieu ein höchst beachtliches Debüt. Nicht nur überzeugt die Bild- und Tongestaltung in jeder Hinsicht, auch erscheint sein Drehbuch genauso authentisch wie seine Darsteller. Auch wenn der Film zum Ende hin etwas lang geraten ist, vermag dies den überwiegend positiven Eindruck nicht zu schmälern. Ein harter, aber sehenswerter Film.
Donnerstag, 22. Juli 2010
Kunstkino und künstliches Kino
A Thursday at the art movies...or ist it arty movies?

RÜCKKEHR ANS MEER (1:2.35, DD 5.1)
OT: Le Refuge
Verleih: Arsenal
Land/Jahr: Frankreich 2009
Regie: François Ozon
Darsteller: Isabelle Carré, Louis-Ronan Choisy, Melvil Poupaud
Kinostart: 09.09.2010

Mousse und ihr Freund Louis hängen an der Nadel. Als Louis an einer Überdosis unreinen Heroins stirbt, wird Mousse ins Krankenhaus eingeliefert und muss erfahren, dass sie schwanger ist. Obgleich die Familie des Verstorbenen ihr einreden möchte, das Kind abzutreiben, entscheidet sich Mousse genau für das Gegenteil... Relativ unspannend und dadurch gefühlt zu lange inszenierte François Ozon seinen neuesten Film, der sich auch sehr “arthausmäßig” gibt. Immerhin gibt es gute Darsteller (insbesondere Isabelle Carré in der Rolle der Mousse), doch das ist mir persönlich zu wenig. Ozon war schon besser.

SHAHADA (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: 3Rosen (24 Bilder)
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Burhan Qurbani
Darsteller: Jeremias Acheampong, Marija Skaricic, Carlo Ljubek
Kinostart: 30.09.2010

Drei junge Muslime in Deutschland – drei Schicksale, geprägt durch die strenge Religion. Da gibt es Maryam, die sich heimlich einer Abtreibung unterzogen hat und jetzt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. Und der dunkelhäutige Samir muss mit seiner versteckten Homosexualität fertig werden, was umso schwieriger ist weil er sich gerade eben in seinen Kollegen verliebt hat. Und zu guter Letzt ist da noch der türkischstämmige Polizist Ismail, dessen Kugel ein ungeborenes Kind tötete und der sich seither in Schuld zu jener Bosnierin hingezogen fühlt, der er soviel Leid bereitet hat. Burhan Qurbanis Film verfolgt die drei Protagonisten, deren Geschichten sich mehrfach kreuzen, innerhalb weniger Tage während der Fastenzeit. Dabei erscheinen jedoch genau diese wiederkehrenden Kreuzungspunkte als sehr künstlich und gewollt, was dem Film ziemlich an Authentizität nimmt. Nicht jeder kann eben ein Kunstwerk wie MAGNOLIA entwerfen. Tröstlich bei der ganzen Sache ist das Darstellerensemble, das seine Rollen wirklich ausfüllen kann, und auch die Kameraarbeit, die Berlin in ein kaltes, unwirtliches Licht rückt.
Mittwoch, 21. Juli 2010
Fantasy und Mittelalter
Wussten Sie schon: jeder Film kann ein Meisterwerk sein – muss es aber nicht!

DIE LEGENDE VON AANG (1:2.35, 2k Digital, 3D, PCM 5.1)
OT: The Last Airbinder
Verleih: Paramount
Land/Jahr: USA 2010
Regie: M. Night Shyamalan
Darsteller: Jackson Rathbone, Nicola Peltz, Dev Patel
Kinostart: 19.08.2010

Realverfilmung einer bereits als Animationsserie erschienenen Vorlage, in der es um die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer geht. Für jedes der vier Elemente gibt es eine spezielle Nation, das nur durch sie gebändigt werden kann. Im Gleichgewicht gehalten werden alle Elemente von einem Avatar, der alle vier Elemente beherrscht. Doch schon seit einem Jahrhundert führt die Feuernation einen schrecklichen Krieg gegen die anderen drei Nationen. Da wird der Avatar wiedergeboren und nimmt mit seinen Gefährten den Kampf auf... Der mit Abstand schwächste Film im Portfolio von M. Night Shyamalan, der mit THE SIXTH SENSE seinen atemberaubenden Einstand gab und zuletzt mit THE HAPPENING restlos enttäuschte. DIE LEGENDE VON AANG ist der erste Teil eines als Trilogie konzipierten Fantasy-Epos, bei dem wieder einmal die Spezialeffekte die Geschichte komplett dominieren und dadurch vollkommen unattraktiv werden lässt. Selbst die Charaktere verblassen angesichts der überbordenden Effekte, zumal sich der Regisseur und Drehbuchautor überhaupt keine Mühe gemacht hat, diese Charaktere mit richtigem Leben zu füllen. Da wird dann dem Publikum eine Liebesgeschichte einfach so vor die Füße geknallt, ohne sie von Grund auf aufzubauen und damit nachvollziehbar zu machen. Doch nicht nur die Charaktere besitzen keine Tiefe, sogar die 3D-Technik kommt ohne Tiefenwirkung. Dass der Film erst im Nachhinein auf 3D aufgepäppelt wurde, bekommt ihm gar nicht gut und führt sogar zu erheblichen Bildunschärfen bei schnellen Bewegungen. Einzig die Musik von James Newton Howard (wie immer mit großem Orchester und Chor) und der extrem dynamische 5.1 Sound haben mich hier überzeugt. Aber vermutlich sind diese beiden Elemente nur deshalb so gut, damit die vielen schlechten Elemente weniger auffallen.

BLACK DEATH (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Wild Bunch
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Christopher Smith
Darsteller: Sean Bean, Carice van Houten, Eddie Redmayne
Kinostart: 09.09.2010

Europa im Jahre 1348: die Pest wütet unaufhaltsam und dezimiert seine Einwohner beträchtlich. Ritter Ulric soll im Auftrag des katholischen Bischofs einem Gerücht nachgehen, welches besagt, dass es ein einziges Dorf gibt, das auf eigenartige Weise von der Pest verschont wurde. Und dies möglicherweise nur durch die satanischen Rituale der Bewohner. Ein junger Mönch soll Ulric und seinen hartgesottenen Mannen den Weg weisen. Unterwegs lauern viele Gefahren... Düster, farbreduziert, dreckig – so wurde uns das dunkle Mittelalter inzwischen schon durch zahlreiche Historienfilme vermittelt. Damit hat der in Sachsen-Anhalt entstandene Film zumindest optisch nichts Aufsehenerregendes zu bieten. Auch der Kampf von Gottesanhänger gegen Ungläubige ist nicht neu. Und schon gar nicht der innere Zweifel, der den jungen Mönch, der selbst schon gesündigt hat, zerreisst. Alles in allem also einfach nur eine Routineübung? Nein, nicht ganz. Denn wäre der Regisseur kein Geringerer als Horror-Experte Christopher Smith (SEVERANCE, CREEP), dann würde es im Film sicherlich nicht so viele explizite Gewalt- und Greueltatendarstellungen geben. Da wird gehackt, gestochen und gevierteilt, dass das Blut nur so spritzt. Und ganz am Ende des Films gibt es dann noch eine Lektion darüber, wie aus Gottestreuen Hexenjäger werden. BLACK DEATH wird vorab auf dem Fantasy Filmfest 2010 zu sehen sein.
Dienstag, 20. Juli 2010
Sozialstudie und Traumwelten
Nirgendwo sonst prallen die Gegensätze so krass aufeinander wie beim Double Feature im Kino! Für mich gab es heute einen schönen Auftakt für ereignisreiche Pressewoche.

FISH TANK (1:1.33, DD 5.1)
OT: Fish Tank
Verleih: Kool
Land/Jahr: Großbritannien 2009
Regie: Andrea Arnold
Darsteller: Katie Jarvis, Rebecca Griffiths, Carrie-Ann Savill
Kinostart: 23.09.2010

Die 15jährige Mia hat es nicht leicht. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester haust sie in einer Sozialwohnung in einer typisch heruntergekommenen englischen Stadt. Seit ihre Mutter einen neuen Lover hat, geht ihr alles noch mehr auf den Keks. Einordnen oder gar unterordnen kommt für sie gar nicht in Frage. Da bricht sie lieber mit ihrer besten Freundin. Ihre große Leidenschaft ist der Tanz. Als sich die Chance für eine Audition auftut und sie sich plötzlich zum Lover ihrer Mutter hingezogen fühlt, gerät ihre Welt vollends aus den Fugen... Was bei dieser britischen Sozialstudie wirklich überzeugt, ist ihre Hauptdarstellerin Katie Jarvis, die in ihrer Rolle vollkommen aufgeht. Die Geschichte selbst hat nicht viel Neues zu bieten, hat man es so oder in ähnlicher Form schon so häufig gesehen. Was den Film aber dennoch von anderen Filme abhebt ist das ungewöhnliche Bildformat, in dem Andrea Arnold ihren Film hat aufnehmen lassen. Es handelt sich um echtes TV-Format – also kein Breitwand mit 1:1.85 oder gar CinemaScope mit 1:2.35. Gleiches gilt für die Tonspur, die mehr Mono als Stereo zu bieten hat. Man kann nur darüber spekulieren, warum eine Filmemacherin für die Kinoleinwand im Fernsehformat produziert. Möglicherweise wollte sie damit die Enge der Umgebung, in der Mia aufwächst, spürbar machen. Und möglicherweise ist ihr das damit sogar gelungen.

INCEPTION (1:2.35, DD 5.1)
OT: Inception
Verleih: Warner
Land/Jahr: USA, Großbritannien 2010
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page
Kinostart: 29.07.2010

Im Auftrag eines japanischen Konzerns soll eine kleine Gruppe von Spezialisten den Erben eines konkurrierenden Unternehmen dazu bewegen, die Firma aufzulösen. Mithilfe eines kollektiven Traums dringen die Spezialisten in die Gedankenwelt ihres Opfers ein, um dort einen entsprechenden Gedanken einzupflanzen. Diese Methode nennt sich “Inception” und ist hochgradig gefährlich, da dabei auch deren Unterbewusstsein in den Traum eingreift und ein Eigenleben entwickelt... Was MATRIX für die neunziger Jahre war, das dürfte INCEPTION für das erste Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts werden. Regisseur Christopher Nolan beweist nach DARK KNIGHT aufs Neue, dass er einer der visuellsten Filmemacher der Gegenwart ist. Die Bilder seines Chefkameramanns Wally Pfizer entfalten eine faszinierende Sogwirkung, je weiter und tiefer der Zuschauer in die Traumwelten eindringt. Unterstützt wird dieses Gefühl natürlich auch von den bahnbrechenden Spezialeffekten, mit denen der Film aufwartet. Trotz des komplexen Stoffes, der den Zuschauer zum Mitdenken zwingt, gelingt es dem Regisseur, den Film von Anfang bis Ende spannend zu inszenieren und die Waage zwischen Anspruch und Action zu halten. Erwähnenswert ist auch die Musik von Hans Zimmer, dessen Score in diesem Film optimal platziert ist (und mich passagenweise einmal mehr an die Kompositionen von John Barry erinnerte). Ganz wichtig: INCEPTION, den Blockbuster für Anspruchsvolle, sollte man unbedingt in einem bild- und tontechnisch guten Kino anschauen.
Freitag, 16. Juli 2010
Ein Leben für den perfekten Klang
Die erste und letzte Pressevorführung in dieser Woche entführte mich in die entrückte Welt der Perfektionisten.

PIANOMANIA (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: farbfilm (24 Bilder)
Land/Jahr: Österreich, Deutschland 2009
Regie: Robert Cibis, Lilian Franck
Kinostart: 09.09.2010

Faszinierender Dokumentarfilm über den Meisterstimmer und Konzerttechniker Stefan Knüpfer, der für Flügelhersteller “Steinway & Sons” in Österreich arbeitet und für die berühmtesten Pianisten der Gegenwart tätig ist. In beobachtender Art und Weise wird der Zuschauer in seine Welt der Klänge entführt und schildert sehr präzise die akribische Arbeitsweise. Die extrem schwierigen Vorbereitungen für eine Bach-Einspielung mit dem Starpianisten Pierre-Laurent Aimard dienen dabei als roter Faden und sorgen so für die notwendige Spannung im Film. Auch für Nicht-Piano-Kenner hat die Dokumentation viel zu bieten, lässt sie die komplizierten technischen Details außen vor und konzentriert stattdessen auf die Beobachtung des Technikers und den Künstlern bei deren Versuch, das Optimale aus den Musikinstrumenten zu zaubern. “Auf der Suche nach dem perfekten Klang” lautet die zweite Zeile des Filmtitels und erinnerte mich an meine ganz persönliche Suche nach dem perfekten Klang im Kinosaal. Doch letztendlich lässt sich dieser Perfektionismus auch auf ganz andere Themenbereiche übertragen und macht PIANOMANIA damit universell erlebbar. Übrigens: nicht weniger perfektionistisch gestalteten die Filmemacher die Tonspur des Films, bei der bis zu 90 einzelne Tonspuren für die 5.1-Abmischung zur Verfügung standen.
Freitag, 09. Juli 2010
Good (K)Night!
Die letzte Pressevorführung dieser Woche entpuppte sich leider als Gähngenerator...

KNIGHT AND DAY (1:2.35, DD 5.1)
OT: Knight And Day
Verleih: Fox
Land/Jahr: USA 2010
Regie: James Mangold
Darsteller: Tom Cruise, Cameron Diaz, Peter Sarsgaard
Kinostart: 22.07.2010

Eigentlich wollte Blondschopf June nur zur Hochzeit ihrer Schwester reisen als sie das Flugzeug betritt. Doch es kommt alles ganz anders, als sie den smarten Roy kennenlernt und sie sich in ihn Hals über Kopf verliebt. Was sie aber nicht ahnt: just als sie sich auf der Bordtoilette das Näschen pudert, liefert der sich mit den anderen Fluggästen ein Duell auf Leben und Tod! Hierbei müssen nicht nur alle Passagiere das Zeitlich segnen, sondern auch die Piloten. Roy entpuppt sich als Geheimagent. Und das ist erst der Anfang! – Wer jetzt glaubt, dass hier die größte Actionshow der Welt aufgefahren wird, der wird herb enttäuscht werden. Denn das Gespann Cruise/Diaz vermag die hehre Absicht des Regisseurs und des Drehbuchautoren kaum umzusetzen. Und so füllt das Werk schon innerhalb kurzer Zeit den Kinosaal mit Langeweile. Dagegen helfen dann auch nicht die vielen Stunts (gepaart mit noch mehr CGI-Effekten), denn die Chemie stimmt hier einfach nicht. Der weitaus bessere Filmtitel wäre “Good (K)Night and Sleep Well”.
Donnerstag, 08. Juli 2010
Knietief in Klischees wandeln
Eine solche Ansammlung von Romantikklischees im ersten Films hätte sich selbst der gute alte Shakespeare nicht träumen lassen! Dafür aber gab’s dann noch immerhin noch einen brauchbaren Nachtisch.

BRIEFE AN JULIA (1:2.35, DD 5.1)
OT: Letters To Juliet
Verleih: Concorde
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Gary Winick
Darsteller: Amanda Seyfried, Vanessa Redgrave, Gael García Bernal
Kinostart: 19.08.2010

Als ihr Verlobter Victor den gemeinsamen Urlaub in Verona zum Aufbau von Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten für sein New Yorker Restaurant zweckentfremdet, entdeckt Journalistin Sophie eine Gruppe von Frauen, die sich “Julias Sekretärinnen” nennt und die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die zu Hunderten unter “Julias” Balkon (jener aus Shakespeares Klassiker) an die Wand genagelten Liebeskummerbriefe zu beantworten. Sophie hilft begeistert mit. Da entdeckt sie plötzlich einen 50 Jahre alten, versteckten Brief einer Engländerin und schreibt ihr. Kurze Zeit darauf steht diese zusammen mit ihrem Enkel vor ihr. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem einstigen Lover der Engländerin... Was am Ende dieses Films übrig bleibt dürften die schönen Impressionen der Toskana sein. Alles andere gilt es schnellstmöglich wieder zu verdrängen. Denn was die Filmemacher hier an Gefühlsduselei auffahren wirkt so, als hätte man versucht, sämtliche Liebesdramenklischees in einen einzigen Film zu packen! Das erträgt selbst der hartgesottenste Schnulzenkucker nicht ohne ernsthafte Verletzungen davonzutragen. Auch beim Cast stimmt nicht alles. Hier entpuppt sich insbesondere Christopher Egan in der Rolle des Enkels, in den sich die Protagonistin verliebt (wie könnte es anders sein), als totale Fehlbesetzung. Der Zuschauer fragt sich hier zurecht, wie man sich in diesen Typen verlieben kann. Schwamm drüber – es kommen auch wieder gute Filme.

ZWISCHEN UNS DAS PARADIES (1:2.35, DD 5.1)
OT: Na Putu
Verleih: Neue Visionen
Land/Jahr: Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Österreich, Kroatien 2009
Regie: Jasmila Zbanic
Darsteller: Zrinka Cvitesic, Leon Lucev, Nina Violic
Kinostart: 02.09.2010

Luna und Amar leben in wilder Ehe im heutigen Sarajewo. Sie ist Stewardess, er Fluglotse. Mit dem Kinderkriegen aber klappt es nicht. Als sie sich gerade für eine künstliche Befruchtung entschieden haben, verliert Amar wegen Alkoholkonsums im Dienst seinen Job. Ein Freund, den er seit dem Krieg nicht mehr gesehen hat, stellt ihm einen Job in Aussicht. Doch er gerät damit in die Fänge einer fundamentalistischen Wahabitengruppe... In klaren, farbreduzierten Bildern (Kamera: Christine A. Maier) und ohne Filmmusik schildert der Film, wie Amar immer tiefer in die frauenverachtende Religion hineingesogen wird und damit das gemeinsame Leben mit seiner Freundin ruiniert. Für ihn und seine “Brüder” ist der Krieg noch lange nicht vorbei. Ein sehenswerter Film mit überzeugenden Darstellern.
Mittwoch, 07. Juli 2010
Eine Affäre und das Surferglück
Liebesdrama aus Frankreich und kühles Nass aus Amerika bestimmten meinen Tagesablauf heute.

MADEMOISELLE CHAMBON (1:2.35, Dolby SR, DTS 5.1)
OT: Mademoiselle Chambon
Verleih: Arsenal (Central)
Land/Jahr: Frankreich 2009
Regie: Stephane Brize
Darsteller: Vincent Lindon, Sandrine Kiberlain, Aure Atika
Kinostart: 12.08.2010

Als er eines Tages die Aushilfslehrerin seines kleinen Sohnes kennenlernt, ist es um den schwer arbeitenden Maurermeister Jean geschehen. Und auch die Lehrerin ist nicht abgeneigt. Eine zarte Liebe, die nicht sein darf, beginnt... In fast dokumentarisch wirkenden Bildern wird nicht nur der schweißtreibende Job von Jean minutiös geschildert, sondern auch die Begegnungen der beiden Protagonisten, die sich auf das Austauschen von Blicken beschränken. Den beiden Darstellern ist es zu verdanken, dass man an dieser klassischen Möchtegern-Seitensprung-Affäre mitfühlen kann, die darüber hinaus auch nicht mit süßlicher Filmmusik übergossen wird. Allerdings zieht sich der Film ab der Hälfte ziemlich in die Länge und man wünschte sich ein offenes Ende. Doch es bleibt leider bei dem Wunsch.

ULTIMATE WAVE TAHITI 3D (1:1.85, 2k Digital, 3D, PCM 5.1)
OT: The Ultimative Wave Tahiti
Verleih: Fantasia Film
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Stephen Low
Darsteller: Kelly Slater, Raima Van Bastolear, Michael Hanrahan
Kinostart: 26.08.2010

In dieser für Standard-Bildwände adaptierten IMAX-Produktion wird das Surfer-Paradies Tahiti gezeigt. Einmal im Jahr treffen sich dort die weltbesten Surfer, unter ihnen Kelly Slater, um auf die “dämonische Welle” zu warten. Denn sie gilt es zu bezwingen. Neben beeindruckenden dreidimensionalen Naturaufnahmen dokumentiert der Film die Entstehung Tahitis und der umliegenden Inseln und jener gigantischen Wellen. Seinen wahren Reiz dürfte der Film allerdings nur auf großen IMAX-Leinwänden entfalten.
Dienstag, 06. Juli 2010
Jagdszenen auf einem fernen Planeten
Das heutige Screening kostete wieder nur kostbare Lebenszeit...

PREDATORS (1:2.35, DD 5.1)
OT: Predators
Verleih: Fox
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Nimród Antal
Darsteller: Adrien Brody, Alice Braga, Laurence Fishburne, Topher Grace
Kinostart: 08.07.2010

Ein bunt zusammengewürfelter Haufen von echt Hartgesottenen, darunter Söldner, Elitesoldaten und sogar ein blutrünstiger Killer, findet sich unversehens in einem fremden Dschungel wieder. Keiner von ihnen weiß mehr, wie er hierher gekommen ist. Doch schon bald müssen die Krieger feststellen, dass sie zum Jagdwild für seltsame Kreaturen deklariert wurden... Man könnte das Ganze vereinfachend zusammenfassen unter dem Titel “Jagdszenen auf einem fremden Planeten”. Denn die zusammengestückelte Elitetruppe befindet sich nicht etwa auf der Erde, sondern auf einem außerirdischen Planeten. Und außerirdisch gibt sich auch der von Robert Rodriguez produzierte und von Nimród Antal inszenierte Sci-Fi-Horror-Film – nämlich außerirdisch schlecht! PREDATORS könnte glatt als Vorzeigestück dafür herhalten, wie man einen Actionfilm ohne jegliche Spannung inszenieren kann. Wenn fast am Ende des Films dann auch das “Zehn kleine Negerlein”-Prinzip fast komplett ausgeschöpft wurde, wird auch der letzte Zuschauer vermutlich schon süß träumen. Nicht einmal die CGI-Effekte überzeugen, sondern sehen richtig nach CGI aus. Auch das muss man erst einmal können! Bedenklich nur, dass Rodriguez selbst für die Effekte verantwortlich zeichnet. Und was den Ton des Films angeht: so wenig Dynamik gab es schon lange nicht mehr zu hören. Zumindest mit der uns gezeigten deutschen Synchronfassung werden die in den Kinosälen verbauten Subwoofer nicht bedient. Richtig ärgerlich auch der Kurzauftritt von Laurence Fishburne, der einzig und alleine die Frage aufwirft, wie es dieser Dickkopf (ich meine das wörtlich!) in das enge Predator-Korsett geschafft hat. Mein Tipp: Hände weg von diesem Film und stattdessen nochmals das Original mit Arnie anschauen. Denn das gibt’s inzwischen mit einer Freigabe ab 16 Jahren – uncut versteht sich. Warum wohl der neue Film keine Jugendfreigabe bekommen hat? Fragen über Fragen...
Freitag, 02. Juli 2010
Wahre Freunde
Heute gab es eine köstliche Lektion in Sachen Freundschaft mit der Erkenntnis, dass man sich seine Freunde selbst aussuchen darf.

MARY & MAX ODER SCHRUMPFEN SCHAFE, WENN ES REGNET? (1:1.85, DD 5.1)
OT: Mary And Max
Verleih: MFA (24 Bilder)
Land/Jahr: USA 2009
Regie: Adam Elliot
Kinostart: 26.08.2010

Die kleine Mary fristet in Australien ein äußerst tristes Dasein. Ihre Schulkameraden hänseln sie ständig, ihre Mutter säuft und stiehlt und ihr Vater ist vollkommen desillusioniert. Der Zufall will es dass ihr eines Tages ausgerechnet die Adresse von Max Horowitz aus New York in die Hände fällt, dem sie einen Brief schreibt. Der ist mit seinen 40+ Jahren genauso wenig glücklich mit seinem Dasein und hat obendrein noch extreme Probleme wie z.B. Panikattacken. Die Brieffreundschaft der beiden wird viele Jahre überdauern... “Based on a true story” steht da zu Beginn dieses herrlich skurrilen Knetanimationsfilms über zwei zutiefst traurige Menschen, deren Brieffreundschaft dazu führt, dass sie selbst wieder Freude am Leben haben. Mit geschultem Blick für kleine Details präsentiert Adam Elliot eine herzerwärmende Geschichte, die ebenso wenig mit schwarzem Humor spart wie mit Tragik, die den Zuschauer in der einen Sekunde vor Trauer weinen lässt und in der nächsten Sekunde aus den Tränen der Trauer wieder Tränen der Freude werden lässt. Der in Sepiatönung gehaltene Animationsfilm überzeugt auch handwerklich und braucht den Vergleich mit WALLACE UND GROMIT nicht zu scheuen. Anstelle eines eigens für den Film komponierten Scores bedient sich Elliot bestehender Musikstücke (u.a. das Hauptthema aus einem meiner Lieblingsfilme: SLIM SUSIE!), die er gekonnt im Film platziert. Ein sehenswertes Stück Kino!
Donnerstag, 01. Juli 2010
Wo Vampire und Werwölfe auf Bienen treffen
Beim heutigen Doppelprogramm konnte ich in gut klimatisierten Kinos der tropischen Hitze draußen entfliehen.

ECLIPSE – BISS ZUM ABENDROT (1:2.35, DD 5.1)
OT: The Twilight Saga: Eclipse
Verleih: Concorde
Land/Jahr: USA 2010
Regie: David Slade
Darsteller: Xavier Samuel, Kristen Stewart, Robert Pattinson
Kinostart: 15.07.2010

Während sich Bella zwischen ihrem Vampir-Lover und einem Wolfsmenschen in Sachen Liebe entscheiden muss, braut sich Böses zusammen: in Seattle rottet sich eine Vampirsarmee zusammen, die es zu bekämpfen gilt. Und prompt sind Edward und sein Vampirs-Clan auf die Mithilfe ihrer Erzrivalen, der Werwölfe, angewiesen... Die TWILIGHT-Saga geht in die dritte Runde, aber nicht in 3D. Obgleich die dritte Dimension der Geschichte wenigstens noch etwas an Tiefe verliehen hätte. So aber mutet das zweite Sequel an wie eine Art Rosamunde Pilcher für Teenies – oder glaubt tatsächlich jemand daran, dass sich die heutigen Teenager auf solch geschwollene Art und Weise über Liebe und Gefühle unterhalten wie die jungen Einwohner in Forks? Wie auch in den ersten beiden Teilen, so verbirgt sich auch im dritten Teil wieder dieselbe subtile Botschaft: eine klare Absage zu vorehelichem Sex! So dürfen sich auch jetzt wieder die Jungs und Mädels nur küssen und mehr nicht. Stopp – nicht ganz. Sie dürfen auch pausenlos reden. Aber das hatten wir ja eingangs schon. Enttäuschend an dieser Romantik-Schnulze ohne Salz und Pfeffer sind auch die Spezialeffekte, die man in weitaus besserer Qualität in anderen Filmen schon gesehen hat. Alles in allem wieder eine einzige große Enttäuschung, der ein Millionenpublikum huldigen wird.

BAL – HONIG (1:1.85, DD 5.1)
OT: Bal
Verleih: Piffl
Land/Jahr: Türkei, Deutschland 2010
Regie: Semih Kaplanoglu
Darsteller: Bora Altas, Tülin Özen, Erdal Besikçioglu
Kinostart: 09.09.2010

Den kleinen Yusuf und seinen Vater verbindet ein inniges Verhältnis. Als der Vater eines Tages aufbricht, um neue geeignete Stellen zur Gewinnung von wildem Honig aufmacht, wartet Yusuf sehnsüchtig auf dessen Heimkehr. Vergebens. – BAL ist der abschließende dritte Teil einer Trilogie, in der Regisseur Semih Kaplanoglu nach YUMURTA und SÜT den Werdegang eines Dichters schildert – allerdings in umgekehrter Reihenfolge. So nimmt sich BAL dessen Kindheit in den Bergen an. Und das in betörend schönen Bildern. Wenn ein Film in der letzten Zeit den Mut zur Langsamkeit bewies, dann ist es dieser. Nicht weniger beachtlich ist auch die schauspielerische Leistung des kleinen Bora Altas, der seine Rolle als Yusuf mit Bravour meistert. Was die Aussage des Films angeht, so hat diese sich mir allerdings nicht erschlossen. Da bedarf es dann doch eines wesentlich größeren Intellekts.

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