Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

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Dienstag, 31. August 2010
Klaustrophobisch
Was habe ich heute gelernt? Man muss nicht tot sein, um in einem Sarg zu liegen und man muss nach Bali reisen, um seine große Liebe zu finden. Alles Kino oder was?

BURIED – LEBEND BEGRABEN (1:2.35, DD 5.1 EX)
OT: Buried
Verleih: Ascot Elite (Fox)
Land/Jahr: USA, Spanien 2009
Regie: Rodrigo Cortés
Darsteller: Ryan Reynolds
Kinostart: 04.11.2010

Was würden Sie tun, wenn Sie plötzlich in vollkommener Dunkelheit aufwachen würden und feststellen müssten, dass Sie sich in einem engen Sarg befinden, der irgendwo vergraben wurde? Diese Frage werden sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle Zuschauer stellen, die sich auf Rodrigo Cortés‘ klaustrophobischen Thriller einlassen. Paul Conroy (Ryan Reynolds) befindet sich in genau dieser misslichen Lage. Der Fahrer eines LKW-Konvois mit Hilfsgütern für de Irak weiß nicht, wie er in die beengende Holzkiste gekommen ist. Seine einzigen Gefährten sind ein Handy, ein Taschenmesser und ein Flachmann. Und der Akku des Handys ist bald ebenso verbraucht wie der Sauerstoff im Sarg... Auch wenn man an der Logik der Geschichte hin und wieder berechtigte Zweifel anbringen kann, so schlägt einen die Inszenierung dennoch in ihren Bann. Kaum zu glauben, wie man mit ganz wenig Licht und einer extrem winzigen Location richtige Spannung erzeugen kann. Die Kamera (Eduard Grau) vollführt geradezu akrobatische Leistungen, wenn sie wie selbstverständlich um den Eingesargten kreist oder sonstige Kunststückchen vollführt. Nahaufnahmen intensivieren die klaustrophobische Grundstimmung und führen dazu, dass man schon nach kurzer Zeit selbst im Kinosaal um Luft ringt! Und die Kamera verlässt nie den Sarg und wird sozusagen zum zweiten Darsteller des Ein-Personen-Films. Um die Spannung in wichtigen Momenten weiter anzufeuern, setzt Regisseur Cortés auf eine orchestrale Filmmusik und auf ein sehr atmosphärisches Sounddesign. Sehenswert für alle, die es aushalten können.

EAT PRAY LOVE (1:1.85, DD 5.1)
OT: Eat Prey Love
Verleih: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Ryan Murphy
Darsteller: Julia Roberts, James Franco, Richard Jenkins, Javier Bardem
Kinostart: 23.09.2010

Liz hat alles, was man sich nur wünschen kann: einen Man, ein Haus und einen tollen Job. Als jedoch plötzlich ihre Ehe in die Brüche geht, beschliesst Liz eine Auszeit zu nehmen. Ihre Reisen führen sie nach Italien, nach Indien und nach Bali und so wird ihr Selbstfindungstrip gleichzeitig zu einer inneren Reise... Die Verfilmung des autobiographischen Weltbestsellers von Liz Gilbert dürfte sich zuallererst an ein weibliches Publikum richten. Ein Selbstfindungstrip, der in Indien in einen Ashram führt, ist zumindest für westliche Männer nicht unbedingt nachvollziehbar. Da ist schon eher Liz‘ erste Station Italien greifbarer. Denn dort lernt sie die Genüsse von gutem Essen kennen und erfährt etwas vom Dolce Vita, vom “Es sich gut gehen lassen”. Wenn sie dann im letzten Teil des Films auf Bali ihre große Liebe findet, dann darf schon mal zum Taschentuch gegriffen werden. Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Nicht nur Julia Roberts in der Rolle der Liz spielt in Höchstform, sondern auch ihre Mitspieler. Wer große Gefühle, Sich-selber-finden und Aussteiger mag, dem könnte EAT PRAY LOVE gefallen.
Montag, 30. August 2010
Fernbeziehung
Eine Pressevorführung an einem Montag verspricht nichts Gutes...

VERRÜCKT NACH DIR (1:2.35, DD 5.1)
OT: Going the Distance
Verleih: Warner
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Nanette Burstein
Darsteller: Drew Barrymore, Justin Long, Charlie Day
Kinostart: 02.09.2010

Eine junge Journalistin und ein junger PR-Manager lernen sich kennen und lieben. Doch beruflich bedingt müssen sich die beiden mit einer Fernbeziehung begnügen. Eine harte Belastungsprobe für das junge Paar... Als “Romantik-Komödie” angepriesen, entpuppt sich der amerikanische Film rasch als Fäkalhumor- und Pubertätswitze-Schleuder, die das bisschen Romantik, das da aufzukeimen droht, mit brachialer Kraft zerstört. Strengstens davon abzuraten ist, dieses Stückchen Film als “Date-Movie” vorzuschlagen!
Freitag, 27. August 2010
Sterbebett und Lichtnahrung
Funktioniert ein Theaterstück in CinemaScope und hatte David Lynch doch recht? Zwei Fragen, deren Klärung am heutigen Freitag anstanden.

DAS ENDE IST MEIN ANFANG (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Universum (24 Bilder)
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Dr. Jo Baier
Darsteller: Bruno Ganz, Elio Germano, Erika Pluhar
Kinostart: 07.10.2010

Der langjährige Asienkorrespondent des “Spiegel”, Tiziano Terzani, hat sich mit seiner Frau zusammen auf seinen Landsitz in der Toskana zurückgezogen, um dort in Ruhe sterben zu können. Er bittet seinen Sohn Folco aus New York zu sich, um ihm von seinem Leben zu erzählen... Der nach dem gleichnamigen Buch entstandene Film ist im Grunde genommen ein Theaterstück. Wenn Terzani (hervorragend gespielt von Bruno Ganz) seinem Sohn aus seinem bewegten Leben erzählt, so geschieht das ohne die gewohnten Rückblicke. Die Kamera bleibt hier auf Bruno Ganz, der ganze Monologstrecken zu bewältigen hat. Das ist ungewöhnlich und wird dadurch nicht jeden Zuschauer ansprechen. Immerhin gelingt es Kamerafrau Judith Kaufmann entsprechende Bilder zu finden, die Terzanis Lebensphilosophien vorstellbar machen. Zum Ende hin drückt Regisseur Jo Baier dann aber zu sehr auf die Tränendrüse und führt damit eigentlich Terzanis Auffassung, dass man die Welt mit einem Lachen verlassen darf, ad absurdum.

AM ANFANG WAR DAS LICHT (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Movienet
Land/Jahr: Österreich 2009
Regie: P. A. Straubinger
Darsteller: Jasmuheen, Rüdiger Dahlke
Kinostart: 28.10.2010

Menschen, die sich nur von Licht ernähren? Gibt es so etwas? Filmemacher P. A. Straubinger will es genau wissen und geht für seinen Dokumentarfilm auf eine Reise um die ganze Welt. Er stellt Menschen vor, die von sich behaupten, schon seit Jahrzehnten keine Nahrung mehr aufzunehmen, stellt wissenschaftliche Untersuchungen vor, befragt jede Menge Experten. Sowohl Zweifler als auch solche, die an die Lichtnahrung glauben, kommen zu Wort. Straubingers Film fördert Erkenntnisse zutage, die noch kaum jemand kennt und die über kurz oder lang die gesamte Wissenschaft auf den Kopf stellen dürften. Eine interessante, gut gestaltete Dokumentation, bei der mir am Schluss plötzlich folgende Frage durch den Kopf schoss: hatte David Lynch doch recht (siehe: DAVID WANTS TO FLY)?
Donnerstag, 26. August 2010
Aller guten Dinge sind drei
Der Höhepunkt meiner Pressewoche: gleich drei Screenings gab es heute. Das war dann fast schon ein kleiner Vorgeschmack auf das Fantasy Filmfest, auf dem ich täglich mindestens vier Filme sehen werde.

LEBANON (1:1.85, DD 5.1)
OT: Lebanon
Verleih: Senator
Land/Jahr: Deutschland, Israel 2009
Regie: Samuel Maoz
Darsteller: Yoav Donat, Itay Tiran, Oshri Cohen
Kinostart: 14.10.2010

1982 – der Beginn des Libanonkrieges. Ein einzelnes Panzerkommando soll Fallschirmjägern helfen, eine Stadt in feindlichem Gebiet zu sichern, die zuvor von israelischen Fliegern bombardiert wurde. Doch der Panzer kommt weit vom Kurs ab und sitzt plötzlich in der Falle... Dass die Schrecken eines Krieges in ihrer filmischen Darstellung nicht immer mit einem pyrotechnischen Feuerwerk einhergehen müssen, beweist Samuel Maoz‘ Film. Ausnahmslos aus der Perspektive der kleinen Panzerbesatzung wird das Unmenschliche, das den Panzerinsassen abverlangt wird, geschildert. Die Angst und der Schrecken kann an den Gesichtern der hervorragenden Darsteller direkt abgelesen werden. Die klaustrophobische Grundstimmung des Films wird von einem erstklassigen Sounddesign unterstützt und lässt einen einzigen Gedanken beim Zuschauer keimen: “Hier möchte ich nicht sein!” Exzellentes Kino mit Tiefgang.

BANKSY – EXIT THROUGH THE GIFT SHOP (1:1.85, DD 5.1)
OT: Exit Through The Gift Shop
Verleih: Alamode
Land/Jahr: USA, Großbritannien 2010
Regie: Banksy
Darsteller: Banksy
Kinostart: 21.10.2010

Als ein filmverrückter Franzose eine Dokumentation über den englischen Street-Art-Künstler Banksy machenn will, dreht der den Spieß um. Schließlich ist eben dieser Franzose mit seinem Spleen, alles und überall zu filmen, die weitaus interessantere Figur... EXIT THROUGH THE GIFT SHOP ist das, was man im Fachjargon als “Mockumentary” bezeichnen würde. Denn alles, was gezeigt wird, erscheint echt zu sein. Doch Banksy, der durch provokante und nicht immer legale Graffitti-Malereien weltweit für Aufsehen sorgte und im Untergrund lebt, wäre nicht Banksy, wenn er mit diesem Film nicht auch provozieren wollte. Und so rechnet er auf höchst amüsante Weise mit den sogenannten Kunstexperten ab, die gerne Tausende von Dollars für “angesagte” Kunst springen lassen. Und er macht das sehr überzeugend – so überzeugend, dass ich sogar an die Echtheit der Geschichte glaubte. Bravo!

DER LETZTE EXORZISMUS (1:1.85, DD 5.1)
OT: The Last Exorcism
Verleih: Kinowelt
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Daniel Stamm
Darsteller: Patrick Fabian, Ashley Bell, Louis Herthum
Kinostart: 30.09.2010

Reverend Cotton Marcus, ein angesehener Prediger und praktizierender Exorzist, lässt sich von einer kleinen Filmcrew bei einem Einsatz begleiten. Auf einer abgelegenen Farm soll er ein junges Mädchen vom Teufel befreien... Die “Reality”-Welle, die im Horrorgenre durch Filme wie CLOVERFIELD und [REC] ausgelöst wurde, will einfach nicht abebben. Dabei hat sich diese Inszenierungsform, die dem Zuschauer vorgaukelt, ein dokumentarisches Video zu sehen und keine fiktionale Story, eigentlich schon totgelaufen. Der von Daniel Stamm inszenierte Film funktioniert anfangs noch recht ordentlich, entlarvt er doch den Reverend (hervorragend gespielt von Patrick Fabian) als einen Scharlatan, der gar nicht an den Exorzismus glaubt, sondern mit allerlei Hilfsmitteln wie einem auf Knopfdruck rauchenden Kruzifix oder einem Miniplayer mit wählbaren Dämonenlauten eine perfekte Show abliefert. Dass er bei seinem dokumentierten Einsatz damit wenig ausrichten können wird, ist dem Genre-Kenner schnell klar. Und genau jenem Genre-Kenner dürfte Stamms Film eher langweilen wie fesseln. Was DER LETZTE EXORZISMUS von den eingangs erwähnten Reality-Filmen unterscheidet ist das Vorhandensein einer Filmmusik. Die wird zwar sehr spärlich eingesetzt, aber sie ist eben vorhanden und entlarvt dadurch das abgespielte Band als keine Dokumentation, sondern ein künstlerisch überarbeitetes Produkt. Und das wiederum nimmt dem Film die Spannung.
Mittwoch, 25. August 2010
Der sterbende Onkel und die meuternden Tiere
Ein harter Arbeitstag. Den ersten Film empfehle ich nur meinen Feinden, den zweiten niemandem.

UNCLE BOONMEE WHO CAN RECALL HIS PAST LIVES (1:1.85, DD 5.1)
OT: Loong Boonmee Raleuk Chaat
Verleih: Movienet
Land/Jahr: Spanien, Thailand, Deutschland, Großbritannien, Frankreich 2010
Regie: Apichatpong Weerasethakul
Darsteller: Natthakarn Aphaiwonk, Sakda Kaewbuadee, Geerasak Kulhong
Kinostart: 30.09.2010

Weil er an einem Nierenversagen leidet und weiß, dass er bald sterben wird, zieht sich Uncle Boonmee mit nahen Verwandten und Freunden auf seinen Landsitz zurück. Dort erscheinen ihm der Geist seiner toten Frau und auch der Geist seines verschollenen Sohnes... Wenn ich während einer Vorführung damit kämpfe, ob ich auf die Uhr schaue oder nicht, dann will das etwas heissen. Denn eines meiner Prinzipien ist: schaue während eines Films niemals auf die Uhr! Der Film dauert gefühlte fünf Stunden, hat tonnenweise unterbelichtete Bilder integriert und scheint obendrein oft einfach zu vergessen auch mal die Schere anzusetzen. Mit anderen Worten: ein Meisterwerk! Das zumindest war die Meinung der Jury der Filmfestspiele in Cannes, wo der Film mit der Goldenen Palme geehrt wurde. Hier muss dann leider passen. Offensichtlich bin ich von der Zielgruppe genauso weit entfernt wie der Mars von der Erde. Wem sich dieser Film erschließt, der darf sich glücklich schätzen. Für mich war es vertane Lebenszeit.

KONFERENZ DER TIERE (1:2.35, 2k Digital, 3D, PCM 5.1)
Verleih: Constantin
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Holger Tappe, Reinhard Klooss
Kinostart: 07.10.2010

Weil in ihrem Delta in Afrika ein Staudamm errichtet wurde, leiden die Tiere Durst. Als sich auch noch ein Eisbär, ein Känguruh und ein Schildkrötenpaar zu ihnen gesellen, weil auch ihre Lebensräume durch den Menschen bedroht werden, beschließen die Tiere gemeinsam zu Handeln... Wenn man sich den Hauptakteur, das Erdmännchen Billy, genau beäugt, dann weiß man doch gleich, welcher Film diese deutsche Produktion inspiriert hat: ICE AGE! Da passt es ja dann auch, dass auch die Musik zu beiden Filmen vom selben Komponisten stammt: David Newman. Doch im Gegensatz zu den Hollywood-Vorbildern nervt dieses computergenerierte 3D-Produkt ziemlich, weiß es doch nicht so recht, wie man eine Geschichte erzählt. Und witzig ist die ganze Sache auch nicht, auch wenn sie sich ihre Schöpfer krampfhaft darum bemühen. In Anlehnung an eine Erzählung von Erich Kästner ist so ein weiterer Animationsfilm entstanden, der sich als Umweltrettungsfilm verstanden haben möchte. Dass diese Botschaft letztendlich jedoch auch nur auf die Nerven geht, liegt ebenfalls am Unvermögen der Autoren, eine richtige Geschichte zu erzählen. Und dazu gehört eben auch eine Gefühlsebene. Von der fehlt hier jedoch jede Spur. Wenn dann die Tiere ganz am Ende des Films sogar in New York einmarschieren, um die Menschen aufzurütteln, dann weiß man, dass es sich um einen europäischen Film handelt. Aber warum in die Ferne schweifen? Als ob wir in Europa nicht auch ein Umweltproblem hätten! Das nenne ich Zynismus.
Dienstag, 24. August 2010
Der Bundespräsident und die Apokalypse
Wieder ein Tag voll krasser Gegensätze. Das kriegt man fast nur im Kino so geboten!

DER GROSSE KATER (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Central
Land/Jahr: Schweiz, Deutschland 2009
Regie: Wolfgang Panzer
Darsteller: Bruno Ganz, Ulrich Tukur, Christiane Paul, Marie Bäumer
Kinostart: 28.10.2010

Um von innenpolitischen Querelen abzulenken, inszeniert der schweizer Bundespräsident, “Kater” genannt, einen hochfestlichen Staatsempfang für das spanische Königspaar. Niemand ahnt, dass sein 8jähriger Sohn in einer Klinik ums Überleben kämpft und er selbst um die Liebe seiner Frau kämpfen muss und sich damit in seiner größten Lebenskrise befindet. Zudem sägt sein bester Freund an seinem Stuhl... Bruno Ganz glänzt zwar in der Rolle des Bundespräsidenten, doch kann sein Spiel nicht über die groben Holprigkeiten des Drehbuchs hinweghelfen. Der Film wandelt auf dünnem Pfad zwischen Polit-Thriller, Satire und Familiendrama, ohne wenigstens eine dieser Disziplinen richtig ausbauen zu können. Beeindruckend indes ist die orchestrale Filmmusik von Patrick Kirst, die fast schon zuviel des Guten ist angesichts der nicht stilsicheren Inszenierung.

THE ROAD (1:2.35, DD 5.1)
OT: The Road
Verleih: Senator
Land/Jahr: USA 2009
Regie: John Hillcoat
Darsteller: Viggo Mortensen, Charlize Theron, Robert Duvall, Kodi Smit-McPhee
Kinostart: 07.10.2010

Die Welt am Abgrund. Alles ist zerstört. Es gibt kaum noch Nahrung und Wasser. Der verzweifelte Überlebenskampf hat aus den Menschen Kannibalen gemacht. In dieser unwirtlichen Umgebung macht sich ein Vater zusammen mit seinem kleinen Sohn auf den beschwerlichen Weg in den Süden, um dort wieder Hoffnung schöpfen zu können. Ihr ständiger Begleiter ist eine Pistole und zwei Schuss Munition... In aschfarbenen CinemaScope-Bildern präsentiert Kameramann Javier Aguirresarobe die Endzeit-Vision von Regisseur John Hillcoat, dessen Film nach dem Roman von Cormac McCarthy entstand. Viggo Mortensen als der Vater und Kodi Smit-McPhee meistern ihre Rollen mit Bravour in einem postapokalyptischen, äußert deprimierenden Film, bei dem es unter anderem um den Erhalt der Menschlichkeit in einem unmenschlichen Umfeld geht. Mir persönlich war das Ende des Films etwas zu versöhnlich, ja geradezu hoffnungsvoll geraten. Aber das war vermutlich ein Zugeständnis ans amerikanische Publikum, die mit ihrem Kinoticket auch gleich ein Happy End mitkaufen wollen.
Montag, 23. August 2010
Auf den Spuren der Coen-Brüder
Eine schwarze Komödie eröffnete heute eine prall gefüllte Pressewoche.

SNOWMAN’S LAND (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Zorro
Land/Jahr: Deutschland 2009
Regie: Tomasz Thomson
Darsteller: Jürgen Rißmann, Thomas Wodianka, Reiner Schöne
Kinostart: 30.09.2010

Der abgewrackte Auftragskiller Walter erschießt versehentlich den Falschen und soll sich eine Auszeit nehmen. Doch stattdessen nimmt er einen neuen Auftrag an. Ganz weit im Osten soll er den legendären Gangster Berger aufsuchen. Auf dem verschneiten Weg dorthin stößt ein alter Kollege zu ihm, der durchgeknallte Micky. Am Ziel, einem verlassenen Sanatorium, angekommen ist Berger nicht zu finden. Nur dessen heisse Braut. Als die dann ganz zufällig erschossen wird, wird es für die beiden Killer erst richtig schlimm... Nicht nur die verschneite Landschaft erinnert an den Geniestreich FARGO der Brüder Coen. Auch die skurrilen Gestalten und die absurden Situationen sowie die dargestellten Gewaltausbrüche könnten eine Erfindung der Coens sein. Doch ganz im Gegensatz zu den amerikanischen Profis versteht es Regisseur Tomasz Thomson leider nicht, das richtige Timing für seinen Film zu finden. So laufen schwarzhumorige Gags oft einfach ins Leere. Auch werden Stilmittel oft rein willkürlich ohne dramaturgische Notwenigkeit eingesetzt wie z.B. das Einfrieren von Szenen, die dann mit Standbildern fortgeführt werden. Dem Film zugute halten kann man, dass sich endlich wieder ein deutscher Regisseur an eine Genre-Produktion gewagt hat. Auch wenn SNOWMAN’S LAND jetzt nicht restlos überzeugen konnte, so darf man dennoch auf Thomsons nächstes Projekt gespannt sein.
Freitag, 20. August 2010
Schildkröten und Junkies
Zum Wochenausklang wieder einmal hartes Kontrastprogramm...

SAMMYS ABENTEUER – DIE SUCHE NACH DER GEHEIMEN PASSAGE (1:2.35, 2k Digital, 3D, PCM 5.1)
OT: Around the World in 50 Years 3D
Verleih: Kinowelt
Land/Jahr: Belgien 2010
Regie: Ben Stassen
Kinostart: 28.10.2010

Im Alter von 50 Jahren erzählt die Schildkröte Sammy rückblickend aus ihrem bewegten Leben. Dabei werden Themen wie Freundschaft, Liebe, Wagemut und auch die Zerstörung der Umwelt durch den Menschen aufgegriffen. Der in atemberaubendem 3D entstandene Computeranimationsfilm hat einige liebenswerte Geschöpfe zu bieten, verläuft aber gemessen an entsprechenden amerikanischen Vorbildern auffallend langsam. Dadurch wird er sicherlich für Kinder leichter verdaulich, doch werden sich Erwachsene vermutlich etwas schwer damit tun. Die 3D-Technik ist besonders bei den vielen Unterwasseranimationen höchst eindrucksvoll und macht richtig Spaß. An einigen Stellen wird der Film für kleiner Zuschauer etwas zu bedrohlich, z.B. beim Angriff eines Haies auf die kleinen Schildkröten. Die Thematisierung der Umweltverschmutzung geht zwar in Ordnung, wirkt jedoch insgesamt etwas zu dominant.

TWELVE (1:1.85, DD 5.1)
OT: Twelve
Verleih: Tobis
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Joel Schumacher
Darsteller: Chace Crawford, 50 Cent, Emma Roberts
Kinostart: 14.10.2010

Gutes Aussehen, heisser Sex und der ultimative Joint bestimmen das Leben von ein paar Jugendlichen der New Yorker Upper Class. Ihr Dreh- und Angelpunkt ist White Mike, der Drogendealer. Als plötzlich einer der besten Freunde von White Mike ermordet wird, überschlagen sich die Ereignisse... Der Roman des damals 17jährigen Nick McDonell wurde von Regisseur Joel Schumacher packend inszeniert, wird sich aber nicht ganz einfach seinem Publikum erschliessen. Die vielen Namen und Charaktere und die ständigen Kommentare aus dem Off (im Original gesprochen von Kiefer Sutherland) verwirren speziell zu Anfang ziemlich und man braucht eine ganze Zeit, sich in dem Film mit den vielen parallel laufenden Handlungssträngen zurechtzufinden. Dennoch wird man das Kino mit Bildern aus diesem Film verlassen und darüber nachdenken.
Dienstag, 17. August 2010
Hochzeit in Polen und Gemetzel in Südamerika
Der heutige Kinotag hat leider nicht sonderlich viel Gutes gebracht...

HOCHZEITSPOLKA (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: X Verleih (Warner)
Land/Jahr: Deutschland, Polen 2010
Regie: Lars Jessen
Darsteller: Christian Ulmen, Katarzyna Maciag, Fabian Hinrichs
Kinostart: 30.09.2010

Als seine vier Kumpels mitsamt der Ex-Freundin am Vorabend seiner Hochzeit in einem kleinen polnischen Kaff auftauchen, gerät Frieders Welt aus den Fugen. Zumal der gute Frieder als Geschäftsführer einer deutschen Firma allen bislang erfolgreich verschwiegen hat, dass die Firma bald dicht machen wird und sein Kumpel Jonas das alles hinausposaunen möchte... Der gescheiterte Versuch einer Culture Clash Komödie! Wenn es zwischen Deutschen und Polen durch die Sprachbarriere bedingt zu haarsträubenden Missverständnissen kommt, dann kann das ziemlich lustig sein. Warum es aber in dieser Komödie nicht funktioniert ist rätselhaft. Vermutlich liegt es an der Verkrampftheit, mit der die Filmemacher dabei vorgegangen sind. Schade.

THE EXPENDABLES (1:2.35, DD 5.1)
OT: The Expendables
Verleih: Splendid (Fox)
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Sylvester Stallone
Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, Mickey Rourke, Randy Couture, Dolph Lundgren, Eric Roberts, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger
Kinostart: 26.08.2010

Eine kleine Truppe hartgesottener Söldner erhält den Auftrag, einen Diktator in Südamerika auszuschalten. Dass die Truppe dabei nicht nur den Diktator, sondern auch noch dessen gesamte Armee dezimiert, versteht sich dabei von selbst. Willkommen zurück in den achtziger Jahren! Denn Filme wie dieser von Sylvester Stallone geskriptete und inszenierte Actionfilm knallharten Einschlags waren das Markenzeichen jenes Jahrzehnts. Da durfte Rambo noch Rambo sein und bekam Szenenapplaus für jeden Bösen, den er zur Strecke brachte. Damit das auch heutzutage noch so funktioniert (wir sind schließlich alle inzwischen reifer und weiser), hat sich Stallone gleich eine ganze Garde von altehrwürdigen Haudegen wie Jet Li, Dolph Lundgren oder Mickey Rourke mit ins Boot geholt. Doch wie heisst es so schön: zuviele Köche verderben den Brei. Vor allem wenn sie schon zu alt sind. So darf Rambos Rentner-Gang dann auch bevorzugt im Dunkeln agieren. Da bedarf es schon eines ausgezeichneten und flinken Auges, um die ganze Action zu erfassen, die vorne auf der Leinwand abläuft. Ich habe mich während des Films gefragt, ob es tatsächlich noch Kinogänger gibt, die eine solche witz- und hirnlose Haudrauf- und Schießkaputt-Orgie sehen möchten. Wenn dann während des Abspanns ein Song mit dem Titel “The Boys are back in Town” ertönt, dann ahnt man schon Böses...ein Sequel. Nichtsdestotrotz dürfte der Film in die Filmgeschichte eingehen, weil es Stallone gelungen ist, die alten Action-Mimen zu vereinen und obendrein noch Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger für Kurzauftritte zu verpflichten.
Freitag, 13. August 2010
Der Boxer und der Filmemacher
Nicht nur gute Filme kommen aus deutschen Landen – aber manche sind besser als andere!

MAX SCHMELING (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: KSM (Central)
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Dr. Uwe Boll
Darsteller: Henry Maske, Heino Ferch, Susanne Wuest
Kinostart: 07.10.2010

Der Zweite Weltkrieg: Während er als Soldat einen Kriegsgefangenen zu einem Stützpunkt auf Kreta bringen soll, erzählt Boxweltmeister Max Schmeling seine Lebensgeschichte... Das war jetzt also sozusagen mein erstes “Bollwerk”. Die erste Frage, die sich mir stellte, war: “Warum arbeitet Dr. Boll nicht mit Profi-Schauspielern und überlässt das Feld einem vollkommen unbegabten Profi-Boxer?” Natürlich blieb die Frage unbeantwortet. Der auf der Leinwand praktizierte Dilettantismus indes hat den Film ruiniert. Und die darüber gegossene pathetische Filmmusik katapultierte das ganze Bollwerk dann in den Kitsch. Aber vermutlich habe ich ein Meisterwerk verkannt, das alle deutschen Filmpreise einheimsen wird.

DAS LEBEN IST ZU LANG (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: X Verleih (Warner)
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Dani Levy
Darsteller: Markus Hering, Meret Becker, Veronica Ferres
Kinostart: 26.08.2010

Alfi Seliger ist nicht nur Familienvater und Hypochonder, sondern auch noch Filmemacher. Und er steckt in der schwersten Krise seines Lebens: der Midlife-Crisis! Zu allem Unglück will der selbsternannte Loser seinen neuen Film (eine Komödie über die Mohammed-Karikaturen mit dem Titel “Mo-haha-med”) finanziert bekommen... Dani Levys neue Komödie sprüht nur so vor Ideenreichtum während der ersten Hälfte. Sein Hauptdarsteller in bester “Woody Allen”-Manier ist gewissermaßen auch ein Abziehbild von Levy selbst, obgleich der Regisseur das natürlich verneint. Und Levy nimmt hier die deutsche Filmindustrie trefflich aufs Korn. Wenn sich Alfi Seliger gegen Ende des Films als Gefangener in seinem eigenen Film wiederfindet und das ganze Theater ins Absurde geführt wird, dann wissen wir, dass nicht das Leben zu lang ist, sondern nur dieser Film (der wohl gemerkt bis dahin gute Laune verbreitet). Für mich persönlich ist der Höhepunkt des Films natürlich die Anfangssequenz, in der sich Alfi Seliger über unscharfe Kinoprojektionen und zu leisen Ton unterhalb der 7.0-Normeinstellung des Dolby-Faders auslässt.
Donnerstag, 12. August 2010
Angelina Ballerina
Star-Power war heute angesagt! Sowohl Angelina Jolie als auch George Clooney dürfen ballern...

SALT (1:2.35, DD 5.1)
OT: Salt
Verleih: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Phillip Noyce
Darsteller: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor
Kinostart: 19.08.2010

Als ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag ein russischer Überläufer auftaucht, der CIA-Agentin Evelyn Salt als “Schläferin” bezichtigt, die den russischen Präsidenten töten soll, sieht diese rot. Gejagt von den eigenen Kollegen flieht sie nach New York. Dort soll der russische Präsident an der Beisetzung des amerikanischen Vizepräsidenten teilnehmen. Plötzlich läuft alles aus dem Ruder... Gut tut, wer gar nicht erst nach der Logik dieser hanebüchenen Geschichte fragt, sondern sich ganz auf Angelina und ihre Action einlässt. Denn die ist durchaus sehenswert. Wenn Agentin Salt schnurstracks über den Highway flüchtet, dann ist das richtig spannend inszeniert und dürfte Popcorn-bestücktes Publikum bei Laune halten. Angelina darf nach Herzenslust ballern, schlagen und erstechen – und ist trotzdem “unkaputtbar”. Wenn sich die Story während des Films des Öfteren eine Einhundertundachtziggrad-Wendung nimmt und oben erwähntes Publikum aus dem Staunen nicht mehr herauskommt ob dieser Wendungen, dann werden geübte Kinogänger einfach nur müde lächeln und sagen “Das habe ich von Anfang an gewusst!”. Womit sie natürlich eindeutig Recht haben.

THE AMERICAN (1:2.35, DD 5.1)
OT: The American
Verleih: Tobis
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Anton Corbijn
Darsteller: George Clooney, Bruce Altman, Thekla Reuten
Kinostart: 16.09.2010

Nach einem Zwischenfall in Schweden muss der amerikanische Berufskiller Jack untertauchen. In einem malerischen Dorf in Italien soll er ein letztes Mal aktiv werden. Für eine geheimnisvolle Auftraggeberin soll er ein Gewehr bauen. Plötzlich kommt sich Jack verfolgt vor. Hat es jemand auf ihn abgesehen? Möglicherweise die attraktive Prostituierte Clara, die ihn in ihren Bann zieht?... George Clooney in einer Rolle, die ihm auf den Leib geschrieben ist: als wortkarger Einzelgänger trägt er den ganzen Film. Doch der an wunderschönen Locations gedrehte Film bietet nicht wesentlich Neues, gab es doch schon etliche Filmkiller, die aussteigen wollten. Das Ende des Films wird vermutlich beim größten Teil des Publikums auf Ratlosigkeit stoßen. Das liegt aber leider nur daran, dass es dem Regisseur nicht gelingt, das Ende so aufzubereiten, dass man es nicht falsch interpretieren kann.
Dienstag, 10. August 2010
Begegnung mit einem Genie
Ein Film, der mit fast zwei Jahren Verspätung in die deutschen Kinos kommt, und eine Möchtegern-Komödie haben meinen Kinotag heute bestimmt.

ICH & ORSON WELLES (1:2.35, DD 5.1)
OT: Me And Orson Welles
Verleih: farbfilm (Barnsteiner)
Land/Jahr: Großbritannien 2008
Regie: Richard Linklater
Darsteller: Zac Efron, Christian McKay, Claire Danes
Kinostart: 26.08.2010

New York 1937. Durch Zufall ergattert der 17jährige Schüler Richard eine Rolle in Orson Welles‘ Inszenierung von Shakespeares “Julius Cäsar” am berühmten Mercury Theatre. Die Zusammenarbeit mit dem charismatischen und absolut brillanten Welles bereitet jedoch allen Beteiligten große Probleme. Da verliebt sich Richard in die schöne Sonia, Welles‘ Assistentin... Wenn Sie im August nur einen einzigen Kinobesuch absolvieren können, dann sollte Ihre Wahl auf diesen Film fallen! Das handverlesene Schauspielerensemble (speziell Christian McKay als Orson Welles und Claire Danes als Sonia), das perfekte Produktionsdesign mit viel Liebe zum Detail, die hervorragende CinemaScope-Kameraarbeit von Dick Pope mit ihrer nostalgischen Farbgebung und das äußerst spritzige Drehbuch machen diese Komödie zu einer wahren Sternstunde des Films! Die auf tatsächlichen Begebenheiten beruhende Geschichte dient gleichzeitig als eine Hommage an einen der größten Filmemacher aller Zeiten – Orson Welles. Seine Genialität wird spürbar in einer Sequenz, in der er als Schauspieler in einem live gesendeten Hörspiel zur Überraschung und Verwirrung aller Beteiligten seinen Text mit Improvisationen aufpeppt. Aber Welles wird auch als Mensch gezeigt – und ganz speziell als Ehemann, der trotzdem keine Gelegenheit auslässt, eine schöne junge Frau zu verführen. Ein genialer Geist braucht eben seine Freiräume. Fazit: perfekte, intelligente Kinounterhaltung!

GREGS TAGEBUCH – VON IDIOTEN UMZINGELT! (1:1.85, DD 5.1)
OT: Diary Of A Wimpy Kid
Verleih: Fox
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Thor Freudenthal
Darsteller: Zachary Gordon, Robert Capron, Rachael Harris
Kinostart: 16.09.2010

Der kleine Greg und sein übergewichtiger Freund Rowley kommen auf die Junior High School und müssen fortan versuchen, sich von ihrem Loser-Image zu befreien. Doch Greg kann tun was er will – er schafft es einfach nicht, zum Liebling der High School aufzusteigen. Als Rowley aber plötzlich vollkommen unerwartet das Interesse der ganzen Schule auf sich zu ziehen scheint, wird die Freundschaft der beiden Schüler auf eine harte Probe gestellt. Wer mit grobschlächtigem amerikanischem Humor etwas anfangen kann, dem mag diese nur mäßig witzige Komödie gefallen. Da wird gepinkelt und gepopelt auf Teufel komm raus und auch sonst wird keine Möglichkeit ausgelassen, die beiden Loser zu demütigen. Das muss man freilich schon mögen, um diesen Film zu überleben. Kleiner Tipp: verzichten Sie auf diesen Film und schauen Sie sich lieber DER KLEINE NICK an. Denn da kann man aus vollem Herzen lachen!
Freitag, 06. August 2010
Für die Kleinen
Auch für den Kinonachwuchs muss gesorgt werden. So durfte ich heute gleich zwei Filme anschauen, die sich an kleine Zuschauer richten.

DIE WILDE FARM (1:1.85, DD 5.1)
OT: La Vie Sauvage Des Animaux Domestiques
Verleih: Polyband (Fox)
Land/Jahr: Frankreich, Deutschland 2009
Regie: Dominique Garing, Frédéric Goupil
Kinostart: 09.09.2010

Als der Bauernhofsbesitzer plötzlich mit dem Krankenwagen abtransportiert wird, sind die Tiere erstmals auf sich gestellt... Als Live-Action-Film mit säuselnder Erzählerstimme konzipierter Dokumentarfilm, der Hühner, Schweine, Katzen, Mäuse und sonstiges Getier bei der Futtersuche, beim Paarungsverhalten und bei der Suche nach geeigneten Nistplätzen beobachtet. Langsamkeit beherrscht hier die Szenerie. Am ehesten noch für Kinder geeignet, obgleich es auch Szenen gibt, die gerade für Kinder nicht leicht zu verdauen sind (ein Fuchs schnappt sich ein Huhn oder eine Katze jagt eine Maus). Positiv aufgefallen ist mir die Filmmusik von Max Richter, dessen Score für WALTZ WITH BASHIR bereits beeindruckte.

PONYO – DAS GROSSE ABENTEUER AM MEER (1:1.85, DD 5.1 EX)
OT: Gake No Ue No Ponyo
Verleih: Universum (Walt Disney)
Land/Jahr: Japan 2008
Regie: Hayao Miyazaki
Kinostart: 16.09.2010

Ein kleines Goldfischmädchen möchte entgegen dem Willen ihres Vaters ein ganz normales Menschenmädchen werden. Durch ihre Zauberkräfte gelingt ihr das auch und sie freundet sich mit einem kleinen Jungen an. Doch gleichzeitig entfesselt sie ungewollt die Kräfte des Meeres... Ein mit viel Phantasie und Liebe zum Detail entworfener Animationfilm des japanischen Studio Ghibli. Besonders beeindruckend an diesem für Kinder produzierten Film ist der große orchestrale Score von Joe Hisaishi, der von den Tontechnikern äußerst plastisch aufgenommen wurde.
Donnerstag, 05. August 2010
Pfandleiher und Tieragenten
Ein gemischtes Doppel gefällig? Bitte sehr...

IM OKTOBER WERDEN WUNDER WAHR (1:2.35, DD 5.1)
OT: Octubre
Verleih: Neue Visionen
Land/Jahr: Peru 2010
Regie: Diego Vega, Daniel Vega
Darsteller: Bruno Odar, Garbriela Velasquez, Carlos Gassols
Kinostart: 14.10.2010

Das heutige Lima: Pfandleiher Clemente ist ein wortkarger und knallharter Kredithai, dessen einziges Vergnügen es ist, im Bordell abzusteigen. Als er eines Abends wieder nach hause kommt, steht ein Körbchen mitsamt einem Baby in seinem Wohnzimmer. Er behält das kleine Mädchen und macht sich auf die Suche nach der Mutter... Ein extrem deprimierender Film. Nicht nur hausen die Akteure in total heruntergekommenen Behausungen oder sind gar obdachlos und leben am Rande des Existenzminimums, auch die Farben im Film strahlen nur Kälte aus. “Alles muss sich ändern” sagt einmal eine der Prostituierten zum Pfandleiher und fasst damit die Kernaussage des Films in einem Satz zusammen. Denn Clemente stellt eine arme Frau als Betreuerin für sein Kind ein, da er arbeiten muss. Und die wiederum nimmt kurzerhand einen Obdachlosen und dessen schwerkranke Frau ins Haus des Pfandleihers auf. Ob Clemente es will oder nicht: er entwickelt plötzlich Gefühle für die Menschen.

CATS & DOGS – DIE RACHE DER KITTY KAHLOHR (1:1.85, 2k Digital, 3D, PCM 5.1)
OT: Cats & Dogs: The Revenge of Kitty Galore
Verleih: Warner
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Brad Peyton
Kinostart: 12.08.2010

Nacktkatze Kitty Kahlohr strebt die Herrschaft über die Menschen an. Mithilfe ihrer Erfindung, dem “Schrei der Wildnis”, will sie alle Hunde weltweit in den Wahnsinn treiben, um so die Menschen hilflos zu machen. Doch Kitty hat nicht mit den Geheimagenten der Hunde und Katzen gerechnet. Und ausgerechnet die müssen jetzt zusammenarbeiten, um Kittys Plan zu vereiteln... Die perfekte Mischung aus Realfilm und Computeranimation erweckt die kleinen und großen Vierbeiner zum Leben, indem sie ihnen Stimmen gibt und auch sonst allerlei Dinge machen lässt, die im wirklichen Leben nicht funktionieren. Aber das geht natürlich voll in Ordnung in dieser Agentenparodie, die mit sehr viel Action angereichert ist. Kinder werden ihren ganz besonderen Spaß damit haben. Aber auch für Erwachsene ist vorgesorgt. Die werden sich an den vielen Anspielungen auf James Bond Filme köstlich amüsieren und bei der Persiflage auf Hannibal Lector lauthals lachen dürfen. Persönlich enttäuscht hat mich allerdings die Tonqualität, die leider nicht die gewohnte Brillanz aufwies. Als herrlichen Bonus gibt es übrigens als Vorfilm ein neues Abenteuer mit Road Runner und Coyote (im Bildformat 1:2!).
Mittwoch, 04. August 2010
Liebesschmerzen in Berlin
Eine Art Rosamunde Pilcher für die nächste Generation hat mich heute ins Kino geholt...

GROUPIES BLEIBEN NICHT ZUM FRÜHSTÜCK (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Walt Disney
Land/Jahr: Deutschland 2010
Regie: Marc Rothemund
Darsteller: Anna Fischer, Kostja Ullmann, Inka Friedrich
Kinostart: 16.09.2010

Lila, soeben von ihrem Austauschschülerjahr nach Berlin zurückgekehrt, lernt zufällig den gutaussehenden Christopher kennen. Sie ahnt nicht, dass er ausgerechnet der Lead-Sänger der momentan angesagtesten Teeny-Band “Berlin Mitte” ist und verliebt sich in ihn. Und Christopher in sie. Doch die Wahrheit über Chriz‘ Musikerkarriere bleibt nicht lange verborgen und führt zu vielen Verwicklungen, die letztendlich die große Liebe schwer belasten... Hübsch besetzte Teeny-Schmonzette, deren Hauptanliegen die Vermarktung des ohrwurmigen Soundtracks sein dürfte. Liebe, Herz und Schmerz laufen hier nach Schema F ab und werden vermutlich nur die ganz jungen Teeny-Mädels begeistern können. “Mission Accomplished” dürften dann die Produzenten sagen.
Dienstag, 03. August 2010
Der böse Film und die harten Helden
Der Versuch eines Films über einen Film und der erste Kinoauftritt einer Fernsehheldentruppe bestimmten heute meinen Kinotag.

JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Concorde
Land/Jahr: Österreich, Deutschland 2010
Regie: Oskar Roehler
Darsteller: Tobias Moretti, Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu
Kinostart: 23.09.2010

1939 wird der mittelmäßig erfolgreiche Schauspieler Ferdinand Marian von Reichspropagandaminister Goebbels mehr oder weniger dazu gezwungen, in dem NS-Film “Jud Süss” unter Regie von Veit Harlan die Hauptrolle zu übernehmen. Anfangs daran zweifelnd, ob seine Rolle und auch der Film überhaupt zu seinem Portfolio als Schauspieler passen, werden seine letzten Zweifel spätestens mit dem enormen Erfolg des Films beseitigt. Erst viel zu spät wird Lebemann Marian klar, was er damit angerichtet hat... Ein Film über jenen verbotenen Film, der ein ganzes Volk dazu verführt hat, Juden zu hassen. Kein leichtes Unterfangen, das sich Regisseur Oskar Roehler da vorgenommen hat. Sein Film über den Film gibt zwar Einblicke in die raffinierte Subtilität, mit der Goebbels und seine NS-Propagangda-Maschinerie bei der Verführung des deutschen Volkes vorgehen, gerät aber gleichzeitig schon fast zu einer Farce. Denn der von Moritz Bleibtreu gespielte Goebbels ist derart überzeichnet, dass er zu einer Karikatur wird und damit die Glaubwürdigkeit des gesamten Anliegens unterwandert. Zusätzlich platziert der in seiner beklemmenden Farbgebung fast auf Schwarzweiß reduzierte Film oft Szenen, die aus dem Zusammenhang herausgerissen erscheinen und einfach nur reißerisch wirken (z.B. wenn Marian während eines Bombenangriffs mit der Frau eines KZ-Kommandanten vögelt!). Ob diese tatsächlich historisch überliefert sind, darüber kann man nur mutmaßen. In meinen Augen stellt Roehlers Film einen misslungenen Versuch dar, die NS-Vergangenheit aufzuarbeiten.

DAS A-TEAM – DER FILM (1:2.35, DD 5.1)
OT: The A Team
Verleih: Fox
Land/Jahr: USA 2010
Regie: Joe Carnahan
Darsteller: Liam Neeson, Bradley Cooper, Jessica Biel
Kinostart: 12.08.2010

Ein bunt zusammengewürfelter Haufen von ehemaligen Mitgliedern einer Elitetruppe wird bei ihrem Einsatz, Druckplatten für Dollar-Noten aus dem Irak zu schleusen, hereingelegt und landet im Gefängnis. Doch die harte Truppe gibt nicht so schnell auf und entflieht dem Gefängnis. Gemeinsam wollen sie die Hintermänner der Tat dingfest machen und die Druckplatten sichern... Das aus der gleichnamigen TV-Serie bekannte Team gibt sich in neuer Besetzung jetzt erstmals im Kino die Ehre und lässt gleich richtiges achtziger Jahre Feeling aufkommen. Denn so unverwundbar und stets mit markigen Sprüchen auf den Lippen wurden die Helden der Nation nur in jenen Jahren geliefert! DAS A-TEAM ist zwar ein “No Brainer”, er tut dies aber mit solcher Überzeugung, dass er schon wieder Spaß macht. Und wer Action mag, der liegt bei diesen Typen goldrichtig. Da schwebt dann schon mal zwischendurch ein Panzer mit der ganzen Mannschaft an Fallschirmen aufgehängt durch die Luft und platscht in einen großen See in Deutschland. Ernst genommen möchte diese Komödie keinesfalls, was dem Zuschauer auch immer wieder klargemacht wird. Und das ist auch gut so. Denn so bleiben die zwei Stunden Action-Overkill wirklich unterhaltsam. Nicht dass man nach Ende des Films noch darüber nachdenken müsste...

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