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Donnerstag, 28. März 2013 Magische Momente Eine Komödie sollte den Abschluss der ziemlich kargen Filmwoche bilden. DER UNGLAUBLICHE BURT WONDERSTONE (1:2.35, DD 5.1) OT: The Incredible Burt Wonderstone Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2013 Regie: Don Scardino Darsteller: Steve Carell, Steve Buscemi, Olivia Wilde, Jim Carrey, James Gandolfini, Alan Arkin, Jay Mohr, Michael Bully Herbig Kinostart: 04.04.2013
Als Schüler wurde der kleine Burt von seinen Schulkameraden immer nur gehänselt und niemand wollte etwas mit ihm
zu tun haben. Doch dann bekam er zum Geburtstag einen Zauberkasten geschenkt. Jetzt sollte sich alles für ihn ändern.
In der Tat brachte es ihm die Freundschaft mit Anton ein, der ebenso von magischen Tricks fasziniert war wie Burt.
Zehn Jahre später sind die beiden ein Team und haben ihre eigene Show in Las Vegas. Bis Steve Gray auftaucht, der
sich selber “Brain Rapist” nennt und mit ebenso ekeligen wie gefährlichen Tricks von sich Reden macht. Burt und
Anton sehen sich mit schwindenden Zuschauerzahlen konfrontiert und schließlich beginnt auch noch ihre Freundschaft
zu zerbröckeln... Don Scardinos Komödie entführt in die Welt der Illusionisten und Magier, die alles dafür tun, um das
Publikum zu verblüffen. Es gibt Anspielungen auf Siegfried und Roy und Meister David Copperfield hat sogar einen
Gastauftritt. Während Steve Carell als Burt und Steve Buscemi als Anton noch die gute alte Magie repräsentieren, die
sie von ihrem Vorbild Rance Holloway (brillant: Alan Arkin) gelernt haben, ist Jim Carrey alias Steve Gray ein
Vertreter der neuen Generation von Illusionisten. Letzterer hat jedoch mit Magie eigentlich schon gar nichts mehr zu
tun, wohl eher mit Sensationslust und Stunt Acts. In Scardinos Film gibt es ein paar witzige Momente und jede Menge
sarkastischen Humor, der durchaus gesellschaftskritisch verstanden werden kann, doch hinterlässt der Film keinen
bleibenden Eindruck. Hier springt die Magie im wahrsten Sinne des Wortes nicht so recht über auf das Publikum.
Wobei es eine Wonne ist zuzuschauen, wie Burt und Anton bei einem Auftritt das ganze Publikum verschwinden lassen.
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Mittwoch, 27. März 2013 Porträt einer Legende Die erste von nur zwei Pressevorführungen in der Karwoche war einer echten Musiklegende gewidmet. BB KING: THE LIFE OF RILEY (1:1.85, 5.1) OT: BB King: The Life Of Riley Verleih: Arsenal Land/Jahr: Großbritannien 2012 Regie: Jon Brewer Darsteller: B.B. King, Eric Clapton, Carlos Santana Kinostart: 09.05.2013
Kein anderer Name ist so mit dem Begriff der Blues-Musik verbunden wie der von BB King. Für viele Musiker gilt er
als der Vater des Blues. In seinem Dokumentarfilm lässt Jon Brewer das bewegte Leben des BB King von dessen
Geburt bis in die Gegenwart Revue passieren. Zwei Jahre lang begleitete der Regisseur Master King, der mit
bürgerlichem Namen Riley B. King heisst, mit seiner Kamera und konnte sich so aus einem Fundus von mehr als 250
Stunden Filmmaterial bedienen. Doch nicht nur BB King selbst kommt hier zu Wort, auch viele seiner Weggefährten.
Ob Bono, Eric Clapton. Mick Jagger oder sogar Barack Obama – alle haben sie gerne mit BB King zusammen Musik
gemacht. Bis es soweit war musste King allerdings einen harten Weg zurücklegen, wuchs er doch als Schwarzer just in
einer Zeit auf, in der die USA von Rassendiskriminierung dominiert wurden. Der Dokumentarfilm porträtiert einen
Menschen, der sich immer selbst treu geblieben ist und zum Vorbild für viele seiner Zeitgenossen wurde. Bei seiner
Länge von zwei Stunden würde man sich allerdings wünschen, dass die Musiknummern nicht immer nur sehr kurz
angespielt werden, nur um dann vom nächsten Interview abgelöst zu werden. Ein ununterbrochener Konzertmitschnitt
hätte diesem Film ganz sicher besser zu Gesicht gestanden. So aber werden speziell die Fans von BB Kings Musik
sicherlich enttäuscht werden.
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Freitag, 22. März 2013 Mich laust der Affe Dass ich das noch erleben darf: nach Ende der Vorführungen heute durfte ich Sonne genießen! SCHIMPANSEN (1:1.85, DD 5.1) OT: Chimpanzee Verleih: Walt Disney Land/Jahr: Kanada, USA 2012 Regie: Alastair Fothergill, Mark Linfield Kinostart: 09.05.2013
Der in der Reihe “DisneyNature” produzierte Dokumentarfilm führt uns nach Afrika, direkt in den tropischen
Regenwald. Dort begegnen wir Oscar, einem kleinen Schimpansen, dessen Leben wir von seiner Geburt an begleiten
werden. In seinen ersten Monaten ist Oscar noch ganz auf seine Mutter fixiert, die ihn ständig mit Nahrung versorgen
muss. Gemeinsam mit ihr hat er einen festen Platz innerhalb der Schimpansenfamilie. Doch ein schweres Schicksal steht
dem Kleinen bevor. Als eine konkurrierende Schimpansenherde in das Jagdrevier der Schimpansenfamilie einfällt, endet
dies mit dem Tod der Mutter und der Vertreibung der Familie. Oscar ist jetzt ganz allein. Ein Überlebenskampf beginnt
für ihn... Eindrucksvolle Bilder prägen den neuen Film von Alastair Fothergill und Mark Linfield, der
überraschenderweise an sehr unterschiedlichen Gebieten Afrikas gedreht wurde (und nicht etwa an nur einem Platz, so
wie im Film vereinfacht dargestellt). Detailliert wird das Leben der Schimpansen in der Gemeinschaft geschildert, die
Nahrungssuche, das Entlausen, sogar die Jagd auf kleinere Affen, die echte Teamarbeit voraussetzt. Wie so oft jedoch
ist auch bei diesem Film die Kommentierung aus dem Off sehr grenzwertig. Da wird wieder einmal alles
vermenschlicht, weil ja Tiere alles genauso empfinden und machen wie Menschen. Ein Trugschluss, der sich natürlich
bestens verkaufen lässt. Ein sachlicher Kommentar bringt vermutlich nicht den angestrebten Umsatz. Disney eben.
I, ANNA(1:2.35, DD 5.1) OT: I, Anna Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Großbritannien, Deutschland, Frankreich 2011 Regie: Barnaby Southcombe Darsteller: Charlotte Rampling, Gabriel Byrne, Eddie Marsan Kinostart: 02.05.2013
Eine flüchtige Begegnung mit einer geheimnisvollen Frau, die er in der Nähe eines Tatorts trifft, lässt den
Kriminaldetektiv Bernie nicht mehr los. Anstatt sich um den neuen Mordfall zu kümmern, heftet er sich an die Fersen
von Anna, die ihn fasziniert. Doch Anna trägt ein dunkles Geheimnis in sich, das in unmittelbarem Zusammenhang mit
dem Mord steht... Barnaby Southcombe (Sohn der Hauptdarstellerin Charlotte Rampling) und sein Kameramann Ben
Smithard haben den nach einem Buch von Elsa Lewin inszenierten Psychothriller in ein kaltes Licht getaucht. Schöne
Farben sucht man hier fast vergebens, knallharter Beton dominiert die Außenaufnahmen. Damit wird perfekt in Bilder
umgesetzt, wie es im Inneren der Protagonisten aussieht. Leider bietet der Film wenig Überraschendes. Die
Handlungsabfolge ist leicht vorhersagbar, was den Film um seine Spannung bringt. Erfreulich ist jedoch die Besetzung,
die mit Charlotte Rampling und Gabriel Byrne zwei britische Urgesteine aufweist. Ganz entgegen den üblichen Film
Noir Klischees sind die Liebenden in diesem Film keine jungen Menschen, sondern befinden sich fast schon im
Rentenalter. Ein Film Noir also für die reifere Generation.
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Donnerstag, 21. März 2013 Kein Film zum Muttertag Während des ersten Films heute musste nicht nur ich, sondern auch alle anderen Kollegen, massiv gegen Schlaf ankämpfen. Ob es beim zweiten Film besser war, wird erst am 25. März enthüllt. UNTERWEGS MIT MUM (1:2.35, DD 5.1) OT: The Guilt Trip Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2012 Regie: Anne Fletcher Darsteller: Seth Rogen, Barbra Streisand, Colin Hanks Kinostart: 18.04.2013
Vermutlich geht kein erwachsener Mann freiwillig mit seiner Mutter auf einen Road-Trip. Genau das ist es aber, was
Andy Brewster aus einem Schuldgefühl heraus mit seiner Mutter macht. Denn die eröffnet ihm in einer stillen Minute,
dass sein verstorbener Vater nicht die große Liebe ihres Lebens war, sondern ein ganz anderer Kerl, der sie jedoch nicht
heiraten wollte. Heimlich recherchiert der gutmütige Andy im Internet und macht den verflossenen Lover in San
Francisco ausfindig. Und da sich Andy sowieso gerade auf Promotion-Tour befindet, um ein von ihm erfundenes
Putzmittel an den Mann zubringen, und San Francisco auf der Strecke liegt, will er seine Mum damit überraschen. Doch
diese Reise hätte er besser nie angetreten... Wenn Andy mit seiner Mutter im Hotel eincheckt und ihm der Rezeptionist
mit einem Augenzwinkern andeutet, dass er Andys Mutter für dessen Geliebte hält, dann ist das genau die Art von Witz,
die man von einem solchen Film erwarten würde. Dass Andy dann auch noch das Zimmer mit Mama teilen muss, ist
eigentlich auch von Anfang an klar. Und dass sie mit ihrem Sohnemann während der Fahrt gemeinsam obszöne
Hörbücher verschlingt, vermutet man auch schon recht früh. Wie überhaupt fast alles in diesem Film, der ganz nach
bewährtem Schema abläuft und sich nicht bemüht, in irgend einer Art und Weise originell zu sein. Seth Rogan und
Barbra Streisand mögen zwar ein recht gutes Mutter-Sohn-Gespann abgeben, doch ihre Geschichte wirkt wie eine
Schlaftablette. Binnen der ersten halben Stunde verliert man komplett das Interesse an dem Film und ärgert sich über
eine Szene, in der Frau Streisand in einem Restaurant vor Publikum ein riesiges Stück Fleisch innerhalb einer Stunde
verschlingen soll, um nicht bezahlen zu müssen. Widerlich! Ein Film zum Muttertag? Ganz sicher nicht.
G.I. JOE 3D - DIE ABRECHNUNG (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: G.I. Joe 2: Retaliation Verleih: Paramount Land/Jahr: USA, Kanada 2012 Regie: Jon M. Chu Darsteller: Dwayne Johnson, Bruce Willis, Channing Tatum Kinostart: 28.03.2013
Die G.I. Joes sehen sich einer großen Gefahr ausgesetzt: jemand macht sich daran, die Eliteeinheit kampferprobter
Soldaten radikal zu dezimieren. Als sich die wenigen noch übrig gebliebenen G.I. Joes unter Führung von Roadblock im
Untergrund daran machen, die Sache aufzuklären, machen sie eine schockierende Entdeckung: der amerikanische
Präsident, ihr oberster Befehlshaber, wurde durch einen Doppelgänger ersetzt. Und der sorgt dafür, dass der alte Rivale
der G.I.s wiederbelebt wird: der Cobra Commander. Die Schalcht kann beginnen... Kaum hat der Film angefangen,
explodiert es auch schon wieder an allen Enden und Ecken! Wenn die G.I. Joes ans Werk gehen, dann kann der Gegner
noch so sehr in der Überzahl sein – er hat einfach keine Chance gegen soviel Gewitztheit und Elan wie sie dieser
Elitetruppe anhaftet. Als Zuschauer des ganzen Spektakels fängt man an, erst einmal zu sortieren: das ist ein Guter, das
ein Böser, noch ein Guter, noch ein Böser...und der? Verdammt! Zu welchem Lager gehört der denn gleich? Der Film
gibt dem Zuschauer keine Chance. Ist man nicht bereits seit Jahren schon besessener “G.I. Joe”-Fan, dann wird sich
einem die konfuse Konstellation vermutlich nie erschließen. Letztendlich ist es ja auch vollkommen egal. Lasst die
Bilder sprechen und lauscht den Klängen – das könnte das richtige Rezept zum Konsum dieses Films sein. Überladen
mit Kampfhandlungen jedweder Art und ausstaffiert mit digitalen visuellen Effekten, bietet der Film eigentlich auch gar
keinen Raum für eine großartige Handlung. Und mittendrin dann Bruce Willis in einer kleinen Nebenrolle. Warum das
denn? Vermutlich weil Bruce immer dabei sein muss, wenn auf dem Plakat “Action” steht. In den ganzen 110 Minuten
gibt es nur eine einzige Sequenz, die man als gelungen bezeichnen kann: die waghalsige Entführung von Storm Shadow,
die in schwindelerregender Höhe stattfindet. Alles andere ist viel Lärm um nichts.
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Mittwoch, 20. März 2013 We are not Dead Heute gab es zur Abwechslung nur einen einzigen Film zu begutachten. Ich werde es überleben. DER TAG WIRD KOMMEN (1:2.35, DD 5.1) OT: Le Grand Soir Verleih: Alamode (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich 2012 Regie: Benoît Delépine, Gustave de Kervern Darsteller: Benoît Poelvoorde, Albert Dupontel, Brigitte Fontaine
Benoit und Jean-Pierre sind zwei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Benoit zum ältesten
Punk mit Hund mutiert ist und ziellos bettelnd umherirrt, arbeitet Jean-Pierre als Verkäufer in einem Bettengeschäft, lebt
in Scheidung und muss sich um sein Kind kümmern. Jean-Pierres Erfolgsquote als Verkäufer ist auf dem Tiefpunkt, er
verliert die Nerven und wird prompt gekündigt. Erst als er sich seinem Bruder anschließt und mit ihm als Punk
umherzieht, gewinnt er wieder Boden unter den Füßen und erlebt zum ersten Mal, was Freiheit ist... Benoît Delépine
und Gustave de Kervern gelten als Meister des skurrilen und doch stets hintergründigen Humors. Ihre Filme strotzen vor
anarchischem Humor, der aber immer nur Mittel zum Zweck ist, um das eigentliche Thema zu verpacken. So geschehen
in LOUISE HIRES A CONTRACT KILLER und so geschehen auch in ihrem neuesten Film, DER TAG WIRD
KOMMEN. Aus dem Original übersetzt lautet der Filmtitel eigentlich “Der große Abend”, aber wir Deutschen sind
unzutreffende Übersetzungen ja längst gewohnt. Das Aufbegehren gegen das Establishment, das Beenden des
Konsumkriegs – das sind die Themen, die sich hinter der skurrilen Fassade verbergen. Seelenlos präsentiert sich das
riesige Einkaufszentrum, in dessen Shops und auf dessen Parkplätzen der Konsumterror tobt während die Mehrheit der
Konsumenten schlichtweg vergisst zu leben. “We are not Dead” schreiben die beiden alten Punks am Ende des Films an
den Straßenrand, zusammengesetzt aus riesigen Buchstaben, die sie von den gigantischen Firmenschildern abgeschraubt
haben. Ein Satz, der zum Nachdenken anregt. Wie immer bei Delépine und Kervern sind die Rollen überwiegend mit
Freunden der beiden Regisseure besetzt. Sogar ihr großer Freund Gerard Depardieu ließ es sich nicht nehmen, sich für
eine Nebenrolle (wen wundert’s: als wahrsagender Schnapstrinker) besetzen zu lassen und auch Yolande Moreau
absolviert einen kurzen Gastauftritt. DER TAG WIRD KOMMEN ist Kino der etwas anderen Art.
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Dienstag, 19. März 2013 Zickenterror und Sauftour Knisternde Erotik und deutsche Bierkultur wurden in den heutigen Pressevorführungen thematisiert. PASSION (1:1.85, DD 5.1) OT: Passion Verleih: Ascot Elite (24 Bilder) Land/Jahr: Frankreich, Deutschland 2012 Regie: Brian De Palma Darsteller: Rachel McAdams, Noomi Rapace, Karoline Herfurth Kinostart: 02.05.2013
Die Werbekampagne für ein neues Smartphone entwickelt sich für Isabelle und ihre Chefin Christine zu einer
Machtprobe. Christine outet sich als echte “Bitch”, indem sie Isabelles geniale Ideen als ihre eigenen verkauft. Wie
keine andere versteht sich Christine darauf, die Menschen in ihrer Umgebung zu manipulieren und für sich
einzuspannen. Doch die nach außen hin zerbrechlich wirkende Isabelle weiß sich zu wehren. Der Zickenkrieg eskaliert
und führt schließlich zu einem Mord... Alle paar Jahre meldet er sich wieder zurück auf der Kinoleinwand: der
mittlerweile 72-jährige Brian De Palma, auf dessen Konto Filme wie SCARFACE, BODY DOUBLE oder DRESSED
TO KILL gehen. Mit PASSION hat er ein Sujet gefunden, das ihn wieder zu seinen Wurzeln zurückführt. Denn das
Remake eines französischen Thrillers lässt ihn ein weiteres Mal auf den Spuren des Film Noir wandeln – angereichert
mit jeder Menge Erotik selbstverständlich. Da knistert es schon ziemlich zwischen Rachel McAdams und Noomi
Rapace. Und genau dieser Aspekt dürfte von diesem Film in Erinnerung bleiben – wenn überhaupt. Denn De Palma
zelebriert in seinem neuen Ouevre wieder die Überinszenierung, zu deren Gunsten er gerne auf Spannung oder
Plausibilität verzichtet. Wie immer ist alles recht stylish in Szene gesetzt, doch überbeansprucht er leider jenes Element
zu oft, in dem die Protagonistin plötzlich aus ihrem Alptraum aufschreckt. Hier stellt sich schnell der Gewöhnungseffekt
ein und führt zu Langeweile. Letztere wird auch durch die Filmmusik von Pino Donaggio getriggert, die unter
Verwendung von Debussy einen einlullenden Charakter besitzt. Etwas nervtötend wirkt sich das prominent inszenierte
Product Placement aus. All das hat der Regisseur schon weitaus besser beherrscht. Schade, dass er sich ausgerechnet mit
diesem Film wieder zurückmeldet.
BEERLAND (1:1.85, 5.1) Verleih: Movienet (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland 2012 Regie: Matthew Sweetwood Kinostart: 25.04.2013
Als der gebürtige Amerikaner Matthew zum ersten Mal gemeinsam mit seinen Eltern das Oktoberfest in München
besucht, ist er schockiert: nach 40 Minuten auf der Wies’n hat er noch immer kein Bier abbekommen! Dabei dachte er
eigentlich, dass es sich um ein Bierfest handelt und keinen Rummelplatz. Sein traumatisches Erlebnis nutzt er dazu,
einen Film daraus zu entwickeln und der Bierkultur der Deutschen auf den Zahn zu fühlen. Sofern es überhaupt so etwas
gibt wie eine Bierkultur. Seine Recherchen führen ihn zunächst in historische (Bier)Zeiten, die von einem Künstler in
Miniatur-Panoramen festgehalten werden. Historisch auch die Aufführung der “Bierkriege” im bayerischen Dorfen, wo
jährlich Tausende von Deutschen gebannt dem historisch übermittelten Kampf für billiges Bier auf der Freilichtbühne
auf dem Marktplatz beiwohnen. Was aber wäre die Bierkultur ohne den Stammtisch? Matthew findet einen typischen
Vertreter in Berlin und lauscht den Stammtischgesprächen, bei denen mit zunehmendem Bierkonsum auch zunehmend
die Hemmungen fallen. So reist Matthew in seinem Dokumentarfilm durch ganz Deutschland, um Antworten darauf zu
finden, warum es ausgerechnet in Deutschland diesen Bierkult gibt, der in seinem Land vollkommen unbekannt ist. Als
Zuschauer ist man anfangs noch recht neugierig, welche Facetten der deutschen Bierkultur er ans Tageslicht bringt.
Doch schnell merkt man, dass seine Dokumentation recht konzeptionslos zusammengebastelt wurde – sie führt leider zu
keinen tiefschürfenden Erkenntnissen und beginnt ab der Hälfte langweilig zu werden. Da hilft dann nur noch ein Bier –
aber bitte gebraut nach deutschem Reinheitsgebot!
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FANTASY FILMFEST NIGHTS #11 - Stuttgart 16.03./17.03.2013 NO ONE LIVES (1:2.35, DD 5.1) OT: No Onle Lives Land/Jahr: USA 2012 Regie: Ryuhei Kitamura Darsteller: Luke Evans, Adelaide Clemens, Derek Magyar Kinostart: Fantasy Filmfest Nights 2013
Ein junges Paar, das sich mit seinem gesamten Hab und Gut auf der Durchreise befindet, gerät in die Hände
einer brutalen Diebesbande. Erst als sie im Inneren des Anhängers eine geheime Kammer entdecken, in der
sich eine geknebelte junge Frau befindet, wird ihnen klar, dass es sich bei dem Paar um Entführer handeln
muss. Allerdings kommt diese Erkenntnis bereits zu spät: das Gemetzel hat begonnen... Mit seinem
neuesten Horrorfilm sorgt Regisseur Ryuhei Kitamura (THE MIDNIGHT MEAT TRAIN, AZUMI) sicherlich
unfreiwillig dafür, dass dieser in den Untiefen der Videotheken verschwinden und hierzulande wohl kaum eine
Auswertung im Kino erfahren wird. Schuld daran ist wie so oft das dümmliche Drehbuch, das sich weniger
um Plausibilität schert denn um blutverschmierte und geschredderte Körper. Angesichts hirnloser Aktionen
der in Bedrängnis geratenen Protagonisten mag sich keine Spannung aufbauen und man dankt dem
Regisseur schon inständig dafür, dass sein Werk nur knappe 90 Minuten dauert. Fortsetzung
vorprogrammiert.
PAINLESS (1:2.35, DD 5.1) OT: Insensibles Land/Jahr: Spanien, Frankreich, Portugal 2012 Regie: Juan Carlos Medina Darsteller: Irene Montalà, Derek de Lint, Juan Diego Kinostart: Fantasy Filmfest Nights 2013
Die Diagnose ist eindeutig: Lymphknotenkrebs. Das Einzige, was den Chirurgen David Martel jetzt noch
retten könnte, wäre eine Knochenmarkspende seiner Eltern. Die aber hat er schon sit vielen Jahren nicht
mehr gesehen. Als er sie aufsucht und um Hilfe bitte, ist er über deren Ablehnung verwirrt. Erst jetzt eröffnen
sie ihm, dass David gar nicht ihr leiblicher Sohn ist. David beginnt damit, nach seine wahren Eltern zu
forschen. Deren Schicksal ist eng verwoben mit einer 1931 in Spanien entdeckten Krankheit, die Kinder
vollkommen schmerzunempfindlich machten... Mit seinem auf mehreren Zeitebenen erzählten Film liefert
Juan Carlos Medina handwerklich vorzügliches Kino ab. Der Horror, den er schildert, dient ihm nur als Mittel
zum Zweck. Tatsächlich ist der Film eine Parabel für die Folgen des Faschismus und was ein Krieg aus
Menschen machen kann. In gewisser Weise, speziell den Aufbau betreffend, erinnert der Film an den
grandiosen DIE FRAU DIE SINGT, ohne freilich dessen Qualitäten je zu erreichen.
CITADEL (1:1.85, DD 5.1) OT: Citadel Land/Jahr: Irland, Großbritannien 2012 Regie: Ciaran Foy Darsteller: Aneurin Barnard, Wunmi Mosaku, James Cosmo Kinostart: Fantasy Filmfest Nights 2013
Seit er hilflos mit ansehen musste, wie seine schwangere Freundin von ein paar Hoodies gekleideten Kids
abgestochen wurde, leidet Tommy unter Platzangst. Als ihm ein Priester eröffnet, dass sich die Bande auch
Tommys kleine Tochter holen wird, muss er über sich hinauswachsen. Gemeinsam mit dem Priester will er
der Bande den Garaus machen. Doch es handelt sich nicht um Kids, sondern um Dämonen... Spätestens
seit ATTACK THE BLOCK hat sich ganz still und leise ein neues Horrorfilm-Subgenre etabliert: der
Hochhaus-Schocker. Die irisch-schottische Koproduktion CITADEL von Ciaran Foy ist der neueste Beitrag in
dieser Reihe. Souverän inszeniert, in kargen Farben und mit einem ansprechenden Sounddesign
ausgestattet, vermag er durchaus zu unterhalten. Die angenehme Länge von unter 90 Minuten fällt ebenso
positiv auf wie auch die gute und überzeugende Besetzung. Ein netter kleiner Film für zwischendurch.
THE SEASONING HOUSE (1:2.35, 5.1) OT: The Seasoning House Land/Jahr: Großbritannien 2012 Regie: Paul Hyett Darsteller: Rosie Day, Sean Pertwee, Kevin Howarth Kinostart: Fantasy Filmfest Nights 2013
Während des Balkankriegs wird ein taubstummes Mädchen entführt und in ein Bordell verschleppt, in dem
Frauen zwangsprostituiert werden. Dort muss sie den Frauen Drogen spritzen, um sie gefügig zu machen.
Als eines Tages jener Kommandant auftaucht, der ihre Mutter töten ließ, sinnt das Mädchen auf Rache...
Einmal mehr muss der Balkankrieg als Hintergrund für einen echten Exploitation-Film herhalten. Hier sind
schon die Figuren derart krass überzeichnet, dass man dieses Werk nicht weiter ernst nehmen kann. Hier
geht es eigentlich nur darum, Gewalt gegen Frauen zu zelibrieren. Spannung? Fehlanzeige.
THE BAY (1:1.85, DD 5.1) OT: The Bay Land/Jahr: USA 2012 Regie: Barry Levinson Darsteller: Kristen Connolly, Jane McNeill, Christopher Denham Kinostart: Fantasy Filmfest Nights 2013
Eine junge Reporterin berichtet von Ereignissen, die sich 2009 in einer idyllischen Bucht in den USA während
der Feierlichkeiten zum 4. Juli ereigneten. Damals starben Hunderte von Menschen aufgrund eines
Parasitenbefalls, der wiederum auf ins Wasser geleiteten, verseuchten Hühnerkot zurückzuführen ist... Der
erste Ausflug von RAIN MAN Regisseur Barry Levinson ins Horror-Genre macht neugierig. Welche Akzente
mag ein solch renommierter Filmemacher in diesem Genre setzen? Levinson entwickelt seinen
Horror-Thriller vor dem Hintergrund einer Umweltkatastrophe, die durch die Behörden vertuscht werden soll.
Er wählt dafür das seit BLAIR WITCH PROJECT etablierte “Fake Documentary”- oder “Found
Footage”-Format, das Videomaterial unterschiedlichster Art und Qualität zu einem großen Ganzen
kombiniert. Und er scheut sich nicht, seinen “gefälschten” Bildern einen Hauch von Ekel überzuziehen. Es
gelingt ihm dabei sogar (mit Hilfe einer dynamischen Tonspur), das Publikum mehr als nur einmal zu
erschrecken. Hartgesottene Kinogänger wird das kaum schocken, zart Besaitete aber durchaus. Insgesamt
stellt THE BAY nichts Besonderes dar, sondern ist nur einer unter inzwischen vielen fiktiven
Dokumentarfilmen.
STOKER (1:2.35, DD 5.1) OT: Stoker Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2013 Regie: Park Chan-wook Darsteller: Mia Wasikowska, Nicole Kidman, David Alford, Matthew Goode Kinostart: 09.05.2013
Kaum ist ihr über alles geliebter Vater nach einem tragischen Autounfall unter der Erde, taucht dessen
Bruder Charlie wie aus dem Nichts bei India und ihrer Mutter Evelyn auf. Der geheimnisvolle Fremde stellt
nicht nur ihrer kaltherzigen Mutter nach, sondern hat auch ein Auge auf India geworfen. Da verschwindet
plötzlich die Haushälterin wie vom Erdboden – nur eines von vielen merkwürdigen Ereignissen, die jetzt ihren
Lauf nehmen... Mit dem Rachethriller OLDBOY prägte Regisseur Chan-wook Park das koreanische Kino
ganz gewaltig (und das im durchaus wörtlichen Sinn). Jetzt hat er seinen ersten Spielfilm in Hollywood
fertiggestellt und präsentiert mit STOKER einen prominent besetzten Thriller, der den Betrachter ebenso
fasziniert wie verstört. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Jede Einstellung, jede noch so kurze Sequenz
hat ihre Bedeutung - auch wenn sich diese nicht unmittelbar erschließt. Sein Film setzt sich zusammen wie
ein Puzzle. Erst am Schluss gewährt er dem geneigten Publikum einen Blick auf das große Ganze. In
teilweise absolut betörenden Bildern, die sich auf der breiten CinemaScope-Bildwand frei entfalten können,
erzählt er eine morbide Geschichte, die mit Überraschungen nicht geizt und dadurch ihren Fortgang nicht
vorhersagen lässt. Ein ausgeklügeltes Sounddesign, das diese Bezeichnung mehr als verdient, dient als
Nährboden für den Spannungsaufbau. Mia Wasikowska, Nicole Kidman und Matthew Goode überzeugen als
undurchschaubare Figuren in diesem Spiel um Eifersucht, Lust, Jäger und Opfer. Fazit: ein Geheimtipp!
AMERICAN MARY (1:2.35, DD 5.1) OT: American Mary Land/Jahr: USA, Kanada 2012 Regie: Jen Soska, Sylvia Soska Darsteller: Katharine Isabelle, Antonio Cupo, Tristan Risk Kinostart: Fantasy Filmfest Nights 2013
Mary, eine sehr begabte Medizinstudentin, nimmt aus Geldnot heraus einen Job in einem Stripclub an, in
dessen Hinterzimmer sie Notoperationen an lichtscheuen Individuen durchführt. Als sich herumspricht, dass
das smarte Girl für gutes Geld illegale Operationen durchführt, kann sie sich bal vor Aufträgen nicht mehr
retten. Sie avanciert zur Ikone der Underground Surgeries. Und genau das bekommt auch ihr Professor bald
hautnah zu spüren, nachdem er Mary vergewaltigt. Die Messer sind gewetzt, Herr Professor! - Vergesst
Piercings – jetzt sind Body Modifications angesagt! Mit einer ziemlich blutigen Satire betritt das
Regiegespann Jen und Sylvia Soska das Filmparkett. Die Zwillingsschwestern, die auch selber im Film
mitwirken, haben damit einen recht skurrilen Horrorfilm geschaffen, der – gemessen am Applaus des
Publikums im Anschluss an die Vorführung – möglicherweise zum Kultfilm der BodMod-Szene aufsteigen
könnte. Richtige Filmfans seinen allerdings vorgewarnt: die Inszenierung ist derart zäh, dass sich die 103
Minuten wie drei Stunden anfühlen. Zudem scheinen die Regie-Neulinge erhebliche Probleme mit der
Tonspur des Films zu haben. Die nämlich klang so, als wäre sie noch nicht vollendet. Es fehlen oft
Geräusche und die Dialoge weisen extrem unterschiedliche Qualitäten auf. Sorry Mädels, aber so etwas
liefert man nicht gegen Geld ab! Was den Splatterfaktor angeht, so werden die eingefleischten Fans
sicherlich ordentlich bedient – sofern sie nicht unterwegs vom Schlaf übermannt werden.
JOHN DIES AT THE END (1:1.85, 5.1) OT: John Dies At The End Land/Jahr: USA 2012 Regie: Don Coscarelli Darsteller: Chase Williamson, Rob Mayes, Paul Giamatti Kinostart: Fantasy Filmfest Nights 2013
In einem chinesischen Restaurant erzählt ein junger Mann einem Journalisten die absonderliche Geschichte
über eine neue Wunderdroge, die ihm u.a. Zeitreisen ermöglichen... Mit JOHN DIES AT THE END scheint
Regisseur Don Coscarelli an seinen großen Erfolg BUBBA HO-TEP anknüpfen zu wollen. Auch hier tun sich
zwei zusammen, um gegen die Mächte der Finsternis anzukämpfen. Sogar Komponist Brian Tyler lässt
Italo-Western-Klänge vom Stapel, die er bereits bei BUBBA HO-TEP so erfolgreich einsetzte. Allerdings
erreicht Coscarellis Film leider nicht die zum Schenkelklatschen animierende Qualität eines BUBBA
HO-TEP. Immerhin gelingt es ihm, einige nette Beiträge zu Zeitreisen beizusteuern, die es auf diese Weise
noch nicht gab. Letztendlich jedoch versinkt sein Film in bizarren Bildern und Situationen, die an Terry
Gilliams FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS erinnern. Mit Drogenkonsum lässt sich eben alles irgendwie
erklären. Oder auch nicht.
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Donnerstag, 14. März 2013 Naturdoku und Krimi Die letzten beiden Pressevorführungen in dieser Woche. Das ist ganz gut so, denn am Wochenende gibt’s bei den ”Fantasy Filmfest Nights” noch viel zu sehen. DIE NORDSEE – UNSER MEER (1:1.85, DD 5.1) Verleih: Polyband (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Thoralf Grospitz, Jens Westphalen, Jan Haft, Florian Graner, Robert Morgenstern, Alexander Haßkerl, Kay Ziesenhenne, Felix Pustal, Ernst Sasse, Hans-Peter Kuttler, Thomas Behrend, Christine Karliczek Sprecher: Axel Prahl Kinostart: 18.04.2013
Mal ist es da, dann wieder nicht. Das Meer an Deutschlands Nordküste ist schon ein witziges Naturschauspiel. Die
Gezeiten sorgen hier für einen ständigen Wandel. Gleichzeitig ist die Nordsee Heimat unzähliger Vogelarten und
Meeresbewohner. Die Insel Helgoland bietet Basstölpeln ideale Brutplätze, die Nachbarinsel Düne erfreut sich an
Kegelrobben. Aber auch unter Wasser gibt es hier wahre Schätze, von denen der Helgolandhummer nur einer ist. In der
nach zweijähriger Arbeit entstandenen Dokumentation geht es danach flugs weiter nach Dänemark und dann schließlich
nach Norwegen. Hier bietet der Film die wohl beeindruckendsten Landschaftsbilder: die berühmten Fjorde. Auf der
Rundreise geht es danach weiter an die schottische Küste, von dort schließlich nach Holland und wieder zurück nach
Deutschland. Unterwegs gibt es interessante Begegnungen sowohl über als auch unter Wasser, von denen jene mit einem
Grönlandwal die wohl spektakulärste sein dürfte. Dass sich der Film leider in keiner Weise von ähnlich thematisierter
Fernsehkost unterscheidet liegt auf der Hand: produziert hat ihn der NDR. Zum Einsatz kamen Kameras, die sich auf
dem neuesten technischen Stand befinden und wackelfreie Helikopteraufnahmen sowie extreme
Slow-Motion-Aufnahmen ermöglichen. Bei all der teuren Technik darf man sich als Kinozuschauer dann aber wundern,
warum das Naturpanorama nur im kaschierten Breitwandformat und nicht bei voll geöffneter CinemaScope-Breite
serviert wird. Was den von Axel Prahl eingesprochenen Kommentar angeht, so stellt man sich ernsthaft die Frage, ob
man sich hier in einem Programm für Schulkinder befindet. Hier wird alles vermenschlicht, verniedlicht und süffisant
kommentiert. Wäre etwas mehr Ernsthaftigkeit zuviel verlangt? Kritische Betrachtungen zum Thema Nordsee
beispielsweise in Verbindung mit Umweltproblemen bleiben hier übrigens komplett außen vor. Schließlich soll die
Illusion vom paradiesischen Idyll nicht verdorben werden. Zumindest nicht für den Preis einer Eintrittskarte.
DEAD MAN DOWN (1:2.35, DD 5.1) OT: Dead Man Down Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: USA 2013 Regie: Niels Arden Oplev Darsteller: Colin Farrell, Noomi Rapace, Terrence Howard, Dominic Cooper, Isabelle Huppert, Armand Assante, F. Murray Abraham Kinostart: 04.04.2013
Um seine getötete Familie zu rächen, spielt Victor ein gefährliches Spiel: unerkannt hat er sich als rechte Hand eben
jenes Gangsterbosses eingeschlichen, der für den Tod verantwortlich zeichnet. Er wartet nur noch auf den richtigen
Moment, um zuzuschlagen. Da setzt ihn plötzlich seine attraktive Nachbarin Beatrice unter Druck. Mit einem Video, das
Victor bei einem Mord zeigt, will sie ihn zwingen, für sie einen Mord zu begehen. Das Opfer: der nach kurzer Haft
entlassene Autofahrer, der dafür verantwortlich ist, dass Beatrices Gesicht entstellt wurde... Niels Arden Oplev, der mit
der Erstverfilmung von Stieg Larssons VERBLENDUNG großen Erfolg hatte, hat sich für diesen Thriller mit
Action-Elementen wieder Noomi Rapace an Bord geholt. Sie spielt die seit einem Autounfall im Gesicht entstellte
Beatrice. Allerdings überzeugt sie in dieser Rolle nicht so sehr wie sei dies als Lisbet Salander tat. Ihre Rachegedanken
kann sie nur ansatzweise auf die Leinwand transportieren. Ihrem Filmpartner Colin Farrell gelingt dies weitaus besser.
Ihm nimmt man es durchaus ab, dass er den Tod seiner Familie mit voller Härte bestrafen möchte. Immerhin liefert
Oplev mit DEAD MAN DOWN einen handwerklich solide inszenierten Krimi ab, bei dem ab und an auch mal die
Kamera zum Star wird (beispielsweise in einer Einstellung, in der sich die Kamera drehend von oben nach unten durch
ein Treppenhaus bewegt). Mit seiner Länge von 110 Minuten zieht sich der Film allerdings etwas hin, bietet dafür aber
reichlich Zeit, um den Body Count nach oben zu jagen. Etwas skurril übrigens der Auftritt von Frankreichs
Schauspiel-Ikone Isabelle Huppert als Beatrices schwerhörige und französisch sprechende Mutter. Die Dame wirkt in
dem ganzen Tohuwabohu etwas fehl am Platz.
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Mittwoch, 13. März 2013 Die Fuge gerät aus den Fugen Heute gab es mal wieder hochkarätig besetztes Kino vom Feinsten. SAITEN DES LEBENS (1:2.35, DD 5.1) OT: A Late Quartet Verleih: Senator Land/Jahr: USA 2012 Regie: Yaron Zilberman Darsteller: Christopher Walken, Philip Seymour Hoffman, Imogen Poots, Mark Ivanir, Catherine Keener Kinostart: 02.05.2013
Seit Jahrzehnten schon bereisen das Ehepaar Robert und Juliette und deren Freunde Daniel und Peter als Streichquartett
”The Fugue” die ganze Welt und haben großen Erfolg. Als jedoch beim Cellisten Peter Parkinson diagnostiziert wird,
beginnt ein Zersetzungsprozess. Während sich Peter auf die Suche nach einem Ersatz für sich selbst begibt, bricht
Robert aus seinem bisherigen Leben aus, weil er nicht immer nur zweite Geige spielen will, und der Perfektionist Daniel
beginnt eine Affäre mit Alexandra, der Tochter von Robert und Juliette. ”The Fugue” gerät im wahrsten Sinne des
Wortes aus den Fugen... Passend zur anspruchsvollen Musik, die das Quartett durch das Leben begleitet, verpackt
Regisseur Yaron Zilberman seinen Spielfilm in ein exquisites Interieur. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Und
Zilberman kann sich gleichzeitig auf ein ausgezeichnetes Ensemble verlassen. Der Gedanke, dass keiner der Darsteller
tatsächlich ein Instrument spielen kann, kommt erst gar nicht auf. Die Investition in gleich drei Instrumenten-Coaches
pro Schauspieler macht sich offensichtlich bezahlt. Somit überzeugt das Ensemble nicht nur als Charakterdarsteller,
sondern auch als Vollblutmusiker. SAITEN DES LEBENS – ein Film über das Leben und gleichzeitig ein Lehrstück
in Sachen Musik. Ein Fest für Auge und Ohr. Unbedingt ansehen!
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Dienstag, 12. März 2013 Fußball und Steinzeit Eine Dokumentation und ein Animationsfilm lockten mich heute trotz schlechten Wetters ins Kino. 11 FREUNDINNEN (1:1.85, DD 5.1) Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Deutschland 2012 Regie: Cho Sung-Hyung Darsteller: Lira Bajramaj, Uschi Holl, Dzsenifer Marozsán Kinostart: 23.05.2013
Zweimal schon war die deutsche Nationalmannschaft Weltmeister beim Frauenfußball. Grund genug für Filmemacherin
Cho Sung-Hyung, die Mannschaft während der Weltmeisterschaft 2011 mit ihren Kameras zu begleiten. Dass ihr Film
allerdings erst jetzt in die Kinos kommt, zeugt von ungeschickter Vermarktung. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass
Deutschland den dritten Sieg in Folge nicht errungen hat und damit der Wunsch nach einem weiteren Sommermärchen
nicht erfüllt wurde. Aber Cho Sung-Hyungs Film ist keinesfalls nur ein Protokoll der Spiele. Vielmehr beginnt der Film
bereits im Winter davor. Die Filmemacherin hat sich fünf Spielerinnen herausgegriffen und zeigt die jungen Frauen
nicht nur beim harten Training, sondern auch in ganz privater, häuslicher Umgebung sowie beim Job. Es gibt also
tatsächlich noch ein Leben nach dem Fußball! Lira Bajramaj, Uschi Holl, Dzsenifer Marozsán, Anja Mittag und Bianca
Schmidt sind die Heldinnen des Films. Nicht alle haben es in den Kader der Nationalmannschaft geschafft. Sung-Hyung
lässt auch die Verlierer vor der Kamera zu Wort kommen. Insgesamt gelingt es dem Film, die Emotionen der WM 2011
noch einmal aufleben zu lassen, so dass es der Dokumentation gelingt, auch ohne den davongetragenenen Sieg ein
begeisterndes Bild vom Frauenfußball in Deutschland zu zeichnen.
DIE CROODS (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos, Barco Aura 11.1) OT: The Croods Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2013 Regie: Christopher Sanders, Kirk De Micco Kinostart: 21.03.2013
Etwas neues auszuprobieren ist das Schlimmste, was man tun kann. So zumindest denkt man bei den Croods, einer
Familie von Höhlenbewohnern, die in der Steinzeit lebt. Einzig Teenage-Töchterchen Eep ist die vielen Verbote ihres
patriarchischen Vaters leid. So entschließt sie sich dazu, eines nachts alleine die Höhle zu verlassen und stößt dabei
prompt auf den hübschen Guy, der immerhin weiß, wie man Feuer machen kann. Guy ist es auch, der den misstrauischen
Croods den baldigen Weltuntergang prophezeit. Vater Crood muss schon bald erfahren, dass Guy wohl Recht damit hat.
Gemeinsam mit Guy verlassen die Croods ihre geliebte Höhle und müssen sich einem großen Abenteuer stellen... Wenn
sich Familie Crood zur “Frühstücksformation” aufstellt und mit vereinten Kräften einem riesigen Frühstücksei
hinterherjagt, dann entfaltet der computeranimierte Film DIE CROODS ein schier unglaubliches Tempo an Aktionen
und Einfällen, die auch noch die verwendete 3D-Technik perfekt zur Schau stellt. Dass dieses Tempo im weiteren
Verlauf des Films nicht gehalten werden kann, versteht sich fast von selbst, tut aber dem Spaß keinen Abbruch. Und der
macht auch vor Anarcho-Humor keinen Halt, speziell wenn es um die ungeliebte Großmutter (entliehen aus ICE AGE
4) geht, die alle gerne loswerden möchten. Hier generiert der Film tatsächlich einige herzhafte Lacher – ein seltenes
Ereignis bei einer amerikanischen Komödie. Damit ist DIE CROODS akzeptables Mainstream-Kino.
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Montag, 11. März 2013 Immer an der Wand lang Heute wurde mir wieder klar vor Augen geführt, warum ich zu Höhenangst neige... JÄGER DES AUGENBLICKS (1:1.85, DD 5.1) Verleih: MFA Land/Jahr: Österreich 2009-2012 Regie: Christian Lonk, Philipp Manderla, Malte Röper Kinostart: 25.04.2013
Eine besondere Herausforderung muss schon dabei sein – denn sonst braucht man es ja gar nicht erst versuchen. In
diesem Punkt sind sich die drei Profi-Freeclimber absolut einig. So machen sich Stefan Glowacz, Kurt Albert und
Holger Heuber auf in den südamerikanischen Dschungel, um den Mount Roraima zu erobern. Der Tafelberg hat es
wahrhaftig in sich: Tausende Meter ragt der harte Fels fast waagrecht in den Himmel. Die Filmemacher Christian Lonk,
Philipp Manderla und Malte Röper haben die Extremsportler bei ihrer Tour zum Roraima mit der Kamera begleitet und
zeigen die Mühsalen, denen sich die drei wackeren Burschen aussetzen. Schon alleine der Weg durch den Dschungel bis
hin zum Fuße des erklärten Ziels dauert eine ganze Woche. Die vielen Strapazen jedoch finden ein jähes Ende, als
unwirtliches Wetter und die zur Neige gehenden Vorräte die drei Kletterer zur Aufgabe zwingen. Damit ist der
beeindruckende Dokumentarfilm jedoch noch keineswegs zu Ende – der richtig spannende Abschnitt kommt erst noch!
Versetzt mit vielen Statements der drei Freeclimber, die gemeinsam die Rotpunkt-Kletterbewegung ins Leben gerufen
haben, sowie Archivmaterial aus den Frühjahren der Kletterpartner, versucht der Film zu ergründen, was diese Männer
zu ihrem Handeln antreibt. Gleichzeitig gelingt es ihm mit großartigen Bildern die waghalsigen Expeditionen hautnah
miterleben zu lassen. Das ist teilweise so intensiv gelungen, dass man ab und zu freiwillig den Atem anhält! Automatisch
stellt sich dem Betrachter auch die Frage, wie es den Filmemachern gelungen ist, derart nah am Geschehen zu sein. Das
“Making of” zur Doku dürfte darauf spannende Antworten geben. Für JÄGER DES AUGENBLICKS sollte man
möglichst schwindelfrei sein. Zur Not kann man sich aber auch an der Lehne des Kinostuhls festhalten.
Video: Stefan Glowacz und Holger Heuber zu Gast im Delphi-Kino in Stuttgart |
Freitag, 08. März 2013 Riesige Nebenwirkungen Vor dem Einnehmen von Antidepressiva fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker oder besser: Steven Soderbergh SIDE EFFECTS (1:1.85, DD 5.1) OT: Side Effects Verleih: Senator Land/Jahr: USA 2013 Regie: Steven Soderbergh Darsteller: Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones Kinostart: 25.04.2013
Emily leidet unter starken Depressionen. Kein Wunder: ihr geliebter Gatte Martin musste wegen Insiderhandel für vier
Jahre hinter Schloss und Riegel, was bei ihr zu einer Fehlgeburt führte. Jetzt hat Martin seine Zeit abgesessen und
schmiedet schon wieder dubiose Pläne. Für Emily ist es zuviel: sie rast mit ihrem Auto gegen eine Wand. Doch sie
überlebt ihren Suizidversuch und kommt in die Obhut des Psychiaters Dr. Jonathan Banks. Und der verschreibt ihr
genau die Tabletten, von deren Hersteller er finanzielle Zuwendungen erhält. Mit fatalen Nebenwirkungen: in
vollgedröhntem Zustand ermordet Emily ihren Mann und kann sich danach an nichts mehr erinnern... Dubiose
Marketingmaßnahmen der Pharmakonzerne und die allzu freizügigen Verschreibungspraktiken der Ärzte bilden den
Hintergrund für Steven Soderberghs soliden Thriller, mit dem sich der Regisseur nach eigenem Bekunden aus dem
Filmgeschäft zurückziehen möchte. Das ist natürlich umso trauriger, nachdem er mit SIDE EFFECTS nach dem
Ausrutscher MAGIC MIKE einen wirklich hochkarätigen Film abliefert. Hochkarätig auch die Besetzung: Jude Law
als Psychiater, der einem verlockenden Angebot eines Arzneimittelherstellers nicht widerstehen kann; Rooney Mara
nach ihrer Rolle in David Finchers Stieg Larsson-Verfilmung VERBLENDUNG als schwache junge Frau, die mit
Depressionen zu kämpfen hat; und schließlich Catherine Zeta-Jones in bekannt arroganter Manier als skrupellose
Psychiaterin. SIDE EFFECTS ist gut gemachtes Kino ohne Schnörkel und einem passenden Score von Thomas
Newman. Allerdings könnte man Soderbergh den Vorwurf machen, dass alleine schon die Verabreichung von nicht
ausgereiften Antidepressiva ein so spannendes Thema ist, dass es keines übergeordneten Thrillers bedarf, um Spannung
zu erzeugen. Aber als Filmkritiker muss man ja nicht unbedingt immer ein Haar in der Suppe finden.
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Donnerstag, 07. März 2013 Das größte Glück dieser Erde... ...liegt auf dem Rücken der Pferde. Der zweite Film des heutigen Doppels lässt keinen Zweifel daran. DIE WILDE ZEIT (1:1.85, DD 5.1) OT: Apres Mai Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Frankreich 2012 Regie: Olivier Assayas Darsteller: Lola Créton, Dolores Chaplin, Victoria Ley Kinostart: 30.05.2013
Frankreich 1970. Gilles und seine Freunde, junge Studenten, lassen sich von der politisch aufgeheizten
Aufbruchstimmung im Land mitreissen, die eine neue Gesellschaftsordnung zum Ziel hat. Gleichzeitig lernt der Aktivist
aber auch die Liebe sowie die Malerei kennen... Drehbuchautor und Regisseur Olivier Assayas bleibt zwar nach dem
unglaublich spannenden Epos CARLOS weiter den siebziger Jahren treu, leider aber alles andere als spannend. Sein
autobiographisch angehauchter Film DIE WILDE ZEIT ist ein recht politischer Film und heisst im Original übersetzt
eigentlich “Nach dem Mai”. Gemeint ist damit der Mai 1968, in dessen Fahrwasser die Protagonisten seines Films
agieren. Sie haben das Gefühl, dass alles möglich zu sein scheint und dass sich Träume erfüllen werden. Ein paar wenige
tun dies auch, doch viele erweisen sich als Illusion. So enden die großen politischen wie künstlerischen Ziele von Gilles
als Assistent in einem Londoner Filmstudio bei den Dreharbeiten eines Fantasyfilms mit Urwelttieren und (natürlich)
Nazis. Assayas‘ gutes Ensemble kann den Film leider nicht über seine Längen hinweg retten.
OSTWIND (1:1.85, DD 5.1) Verleih: Constantin Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Katja von Garnier Darsteller: Hanna Höppner, Marvin Linke, Cornelia Froboess, Jürgen Vogel Kinostart: 21.03.2013
Weil sie das Klassenziel nicht erreicht hat, darf Mika nicht mit den anderen ins Feriencamp, sondern wird auf den Pferdehof
ihrer Großmutter geschickt. Dort entdeckt sie ganz zufällig ihr Händchen für Pferde und freundet sich mit Ostwind an,
dem wildesten von allen. Heimlich dressiert sie das von allen als unbezähmbar geltende Tier, das von der Oma an einen
Pferdemetzger, den “Ungarn”, verkauft werden soll. Mehr noch: Mika will mit Ostwind ein Reitturnier gewinnen... Das
ganze Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Diese alte Weisheit bewahrheitet sich natürlich in Katja von
Garniers Jugendfilm OSTWIND, der hauptsächlich junge Teenager-Mädchen in seinen Bann ziehen dürfte.
Hauptdarstellerin Mika (gut gespielt von Hanna Höppner) bildet für diese Zielgruppe die perfekte Identifikationsfigur:
etwas rebellisch, total cool und hoch zu Ross. Doch der Film würde nicht so gut funktionieren, gäbe es nicht die
orchestrale Filmmusik von Annette Focks, die mindestens zu 50 Prozent an der emotionalen Wirkung des Films beteiligt
ist. Schöne Musik in Kombination mit ausgewählten Slow-Motion-Aufnahmen vom Ausritt – welches kleine Mädchen
könnte da noch widerstehen. Etwas übertrieben, für Erwachsene sogar unfreiwillig komisch, ist der “Ungar”. Man sieht
ihn nie, bekommt nur seine Aura zu spüren, wenn er mit seinen Stiefeln durch große Matschlöcher stapft: das Mensch
gewordene Böse, das nur nach dem Leben von Ostwind trachtet. Doch im Kontext des Films betrachtet geht das
vollkommen in Ordnung und erzeugt dadurch Spannung.
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Mittwoch, 06. März 2013 Liebe, Tod, Glaube und Bluegrass-Musik Beim heutigen Film musste ich mal wieder mein Taschentuch bemühen. Hier kommt großartiges Kino auf uns zu! THE BROKEN CIRCLE (1:2.35, DD 5.1) OT: The Broken Circle Breakdown Verleih: Pandora Land/Jahr: Belgien, Niederlande 2012 Regie: Felix Van Groeningen Darsteller: Johan Heldenbergh, Veerle Baetens, Nell Cattrysse Kinostart: 25.04.2013
Didier ist zwar Belgier, fühlt sich aber als Cowboy und ist leidenschaftlicher Bluegrass-Musiker. Elise betreibt ein
Tattoo-Studio und ist selbst ihr bestes Aushängeschild. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und schon bald wird
Elise zur Lead-Sängerin in Didiers Bluegrass-Gruppe. Dann wird das Töchterchen Maybelle geboren. Das
Familienglück scheint perfekt. Als jedoch bei Maybelle nach ein paar Jahren Krebs diagnostiziert wird, gerät das
gesamte Idyll ins Wanken... Wie gehen Menschen mit einem schweren Verlust um? Mit Elise und Didier treffen zwei
Menschen aufeinander, die unterschiedlicher wohl kaum sein können. Während Didier überzeugter Atheist ist und alles
nur rational zu erklären versucht, hat Elise einen festen Glauben. Einzig die Bluegrass-Musik und die gemeinsame
Tochter schweißt die beiden zusammen. Maybelles Tod schließlich befördert die Probleme an die Oberfläche. Beide
versuchen auf ihre Weise mit dem Unglück fertig zu werden, was schließlich zur Zerreißprobe ihrer Liebe wird. Liebe,
Glaube, Tod, Musik - Felix Van Groeningens (DIE BESCHISSENHEIT DER DINGE) neuer Film geht unter die Haut
und wird auch die härtesten Kinogänger zu Tränen rühren. Und das ohne jemals kitschig zu werden. Van Groeningen
verwendet eine nicht lineare Erzählstruktur, die zwar wichtige Ereignisse bereits vorwegnimmt, diese aber dadurch umso
intensiver vermittelt. Durch die verschiedenen Zeitebenen mit nicht chronologischem Verlauf gestaltet sich der Film
sehr interessant und zieht den Zuschauer in seinen Bann. Ein Übriges tut die wunderbare Bluegrass.Musik, die
gleichzeitig melancholisch und extrem rhythmisch sein kann und die im Film von den Darstellern höchstpersönlich
interpretiert wird. THE BROKEN CIRCLE ist ein Geheimtipp für den nächsten Kinobesuch.
Video: THE BROKEN CIRCLE Cast & Crew live in der Karlsruher Schauburg Video: THE BROKEN CIRCLE - Live (Kurzfassung) |
Dienstag, 05. März 2013 Kindermund tut Wahrheit kund Falsche Anschuldigungen und die sich daraus ergebende Selbstjustiz bestimmten meinen Vormittag. DIE JAGD (1:2.35, DD 5.1) OT: Jagten Verleih: Wild Bunch Land/Jahr: Dänemark, Schweden 2012 Regie: Thomas Vinterberg Darsteller: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Susse Wold Kinostart: 28.03.2013
Alle Kinder haben Lucas gerne. Und Lucas mag alle Kinder. Der 40jährige ehemalige Lehrer ist seit der Schließung der
Schule als Kindergärtner tätig und genießt großes Ansehen im Dorf und bei seinen Freunden. Als er das Geschenk der
kleinen Klara nicht annehmen möchte, ist sie tief verletzt und streut das Gerücht, dass Lucas ihr sein Geschlechtsteil
gezeigt hat. Binnen Stunden sieht sich Lucas mit Anfeindungen aller Art konfrontiert. Selbst sein bester Freund kehrt
ihm den Rücken zu. Im Dorf beginnt eine Hetzjagd auf den Unschuldigen... Kindermund tut Wahrheit kund. Das
zumindest glauben die Gutbürger eines kleinen Dorfes, als die kleine Klara den Kindergärtner Lucas bezichtigt, sich ihr
unsittlich genähert zu haben. Für die Dorfbewohner passt natürlich sofort alles zusammen: Lucas mag Kinder, ist
geschieden und lebt alleine. In seinem neuen Film schildert Thomas Vinterberg sehr genau, was passiert, wenn man sieht
was man sehen will. Die daraus resultierende Spirale dreht sich unaufhörlich nach oben und endet mit Gewalt. Mads
Mikkelsen spielt den unschuldig in Verdacht geratenen Lucas – und er ist großartig in dieser Rolle. Der Titel des Films
hat gleich doppelte Bedeutung. Zum Einen ist es ein Hinweis auf die Jagd, die die Dorfbewohner auf den vermeintlichen
Übeltäter machen. Zum Anderen aber ist damit jene Jagd gemeint, die sich am Ende des Films zuträgt. Dort nämlich
wird Lucas‘ Sohn in das Jagen von Wild eingeführt, ein Jahr nachdem sich der Vorfall begab und sich die Wogen
wieder geglättet haben. Doch Zweifler gibt es nach wie vor...
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Montag, 04. März 2013 Kann man Liebe fälschen? Während der Hauptdarsteller des ersten Films dieser schwierigen Frage nachgeht, rettet ein junger Bauer eine Prinzessin – und das gleich mehrfach. THE BEST OFFER (1:2.35, DD 5.1 EX) OT: Migliore Offerta Verleih: Warner Land/Jahr: Italien 2012 Regie: Giuseppe Tornatore Darsteller: Geoffrey Rush, Jim Sturgess, Sylvia Hoeks Kinostart: 21.03.2013
Virgil Oldman gilt in der Kunstszene als unbeirrbarer Kenner. Fälschungen halten seinem Urteil nicht Stand. Auch als
Auktionator hat sich der alternde und von seinem Beruf fast schon besessene Oldman einen Namen gemacht. Als ihn
eines Tages eine mysteriöse Frau bittet, sich um den Nachlass ihrer Eltern zu kümmern, lehnt er zunächst ab. Doch
alleine die Tatsache, dass er die Frau nie zu Gesicht bekommt, macht ihn extrem neugierig. Als er bei einer Begehung
der Villa auch noch seltsame mechanische Teile findet, ist es um ihn geschehen und er willigt in den Auftrag ein – ein
Auftrag, die seine gesamte Existenz nachhaltig verändern wird... Giuseppe Tornatore, dem Schöpfer des Klassikers
CINEMA PARADISO, ist mit THE BEST OFFER einer der faszinierendsten Filme der Saison gelungen. Eine
absolut brillante Optik und ein Geoffrey Rush in Hochform prägen seinen Film, in dem Original und Fälschung sehr
dicht beieinander liegen. Kann man Liebe fälschen? Der Protagonist Virgil Oldman wird am Ende des Films eine
Antwort darauf finden. Nicht nur er, auch die Zuschauer werden eine Überraschung erleben. Wie immer bei Tornatore
lieferte Ennio Morricone die musikalische Untermalung, die dank eines hervorragenden Surround-Sounds großen Raum
im Film einnehmen kann. THE BEST OFFER ist grandioses Kino, das gerne in exquisitem Dekor schwelgt und auf
den Zuschauer eine ebensolche hypnotische Sogwirkung ausübt wie die schöne Unbekannte auf den alternden
Kunstexperten.
JACK AND THE GIANTS (1:2.35, 3D, DD 5.1) OT: Jack The Giant Slayer Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2013 Regie: Bryan Singer Darsteller: Nicholas Hoult, Eleanor Tomlinson, Stanley Tucci, Bill Nighy, Ewan McGregor Kinostart: 14.03.2013
Der einfache Bauer Jack kommt an die Bohnen wie die Jungfrau zum Kind: ein Mönch übergibt dem Jüngling einen
Beutel voll Bohnen und rät ihm, diese auf keinen Fall nass werden zu lassen. Doch es kommt wie es kommen muss und
eine der Bohnen kommt mit Regenwasser in Berührung. Im Nu schießt ein riesiges Bohnengewächs aus seinem Haus
gen Himmel und nimmt die zufällig anwesende Prinzessin, in die sich Jack natürlich verliebt hat, gleich mit. Als Retter
in der Not erklimmt Jack die riesige Pflanze und gelangt schließlich in den Himmel. Dort muss er allerdings feststellen,
dass er es mit grausamen Riesen zu tun hat, die die Prinzessin gefangen halten... Hier ist das Sonderangebot für Fantasy-
und Action-Fans: Bryan Singers Effektspektakel JACK AND THE GIANTS sind eigentlich gleich zwei Filme in
einem! Denn kaum dass Jack seine Prinzessin aus den Klauen der Riesen befreit hat und man schon aufstehen möchte,
um den Kinosaal zu verlassen, beginnt Teil 2. Jetzt nämlich steigen die bösen Riesen hinunter auf die Erde und lassen es
so richtig krachen. So überzeugend der Film in seinen visuellen Effekten auch ist, umso ermüdender ist er auf der
anderen Seite in seiner banalen Handlungsebene. Ewig lange Schlachtengemälde will man seit HERR DER RINGE
eigentlich nicht mehr auf der Leinwand erleben – dort wurde bereits alles gezeigt, was es zu zeigen gibt. Auch waren
dort noch richtige Charaktere am Werke. In Singers Film bleibt alles ziemlich oberflächlich. John Ottmans bombastische
Orchestermusik weiß sich da auch nur mit an HERR DER RINGE erinnernden Klängen zu helfen. Viel Lärm um nichts
– typisch Hollywood‘scher Mainstream.
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Freitag, 01. März 2013 Belgrader Liebesgeschichten und ein Künstlerporträt Endspurt der Pressewoche – und wieder ein Double Feature. RENDEZVOUS IN BELGRAD (1:1.85, 5.1) OT: Prakticni Vodic Kroz Beograd Sa Pevanjem I Plakanjem Verleih: Film Kino Text Land/Jahr: Serbien, Deutschland, Frankreich, Ungarn, Kroatien 2011 Regie: Bojan Vuletic Darsteller: Julie Gayet, Marko Janketic, Anita Mancic Kinostart: 11.04.2013
Eine Sängerin, die für ein Konzert nach Belgrad kommt, bereitet dem örtlichen Fahrer allerlei Probleme. Ein Paar, das
sich zu Sado-Maso-Spielchen im Hotel trifft. Ein Deutsch-Türke, der sich von einer Barbekanntschaft zu einem
Seitensprung verführen lässt. Der gemeinsame Schnittpunkt dieser Geschichten ist die Stadt Belgrad, die sich nach dem
Ende des Balkankriegs wie Phönix aus der Asche erhoben hat und sich als neuer Nabel der Welt versteht. Bojan
Vuletics Film ist in mehrere Kapitel unterteilt, die jeweils durch Einstellungen mit sich küssenden Paaren vor Belgrader
Kulisse unterbrochen werden. Diese sollen vermutlich als Symbole der Liebe verstanden werden, wirken allerdings so
künstlich und verkrampft, das man mit den Küssenden fast schon Mitleid hat. Am Ende jedes Kapitels gibt es stets eine
Gesangseinlage, mal vorgetragen von Straßenarbeitern, Hotelangestellten oder Stewardessen, die so melancholisch sind,
dass man auch hier gar nicht mehr an die Liebe glauben möchte. Dazu ein ziemlich irreführender Titel, der eigentlich
eine romantische Liebeskomödie erwarten lässt, die sich jedoch ziemlich schnell als ein relativ deprimierendes Drama
über die Liebe entpuppt, dessen Botschaft am Ende in eine Einladung an die ganze Welt mündet: Belgrad ist das neue
Paris. Hier ist wohl nur der Wunsch der Vater des Gedankens.
GEORG BASELITZ (1:1.85, Mono) Verleih: Alamode Land/Jahr: Deutschland 2012 Regie: Evelyn Schels Darsteller: Georg Baselitz Kinostart: 11.04.2013
Malen tut er am liebsten am Boden kniend: Georg Baselitz, die Nummer 3 auf der Weltrangliste zeitgenössischer Maler,
mag es fließend. So fließend, dass sich seine Farben auf einer aufgerichteten Leinwand miteinander vermischen würden.
Seine großformatigen Bilder bleiben daher ebenso am Boden liegen wie das fast unüberschaubare Arsenal an Pinseln,
Farbbehältern und Lappen, die er für seine Arbeit benötigt. Beneidenswert, wie der inzwischen 75-jährige problemlos
auf den Knien und über die Leinwand gebeugt arbeiten kann! Kommentarlos porträtiert Evelyn Schels den Künstler in
ihrem Dokumentarfilm, zeigt ihn bei seiner Arbeit und lässt ihn vor der Kamera zu Wort kommen. Als
“erziehungsresistent” bezeichnet er sich und gibt zu, dass er schon immer gegen den Strom schwimmen wollte. Das
führte letztendlich zu seiner Ausweisung aus seiner Heimat DDR und machte seinen immensen Erfolg erst möglich.
Dass bei ihm die ganze Welt auf dem Kopf steht, brachte schließlich den internationalen Durchbruch: seine auf den
Kopf gestellten Porträts beeindruckten die Kunstwelt ebenso wie seine Skulptur, die auf der Biennale 1980 ausgestellt
wurde. Neben seiner Ehefrau holt Evelyn Schels auch andere Zeitzeugen Baselitz‘, der mit bürgerlichem Namen Hans
Georg Kern heisst, vor die Linse und befragt auch Galeristen sowie seine beiden Söhne. Dazwischen sieht man den
Meister immer wieder unermüdlich am Arbeiten, sowohl in seinem Haus am Ammersee wie auch in seinem Haus in
Italien, dem Land der Künstler. Wer sich für die Werke Georg Baselitz, zu der auch Skulpturen aus Holz gehören,
interessiert, lernt den Künstler in diesem Film als einen sehr offenen und sehr ehrgeizigen, aber auch sehr unsicheren
Menschen kennen, der seine Arbeiten immer wieder in Frage stellt. Abgerundet wird der Film mit Detailaufnahmen von
Baselitz‘ bekanntesten Werken.
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