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Freitag, 25. Oktober 2013 Eine Frau die schwimmt und eine Frau die trinkt Sehr unterschiedliche Frauenfiguren dominierten die letzten beiden Filme der Pressewoche. DIE FRAU, DIE SICH TRAUT (1:2.35, DD 5.1) Verleih: X Verleih (Warner) Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Marc Rensing Darsteller: Steffi Kühnert, Jenny Schily, Christina Hecke Kinostart: 12.12.2013
Beate ist fast 50, berufstätig und Mutter zweier erwachsener Kinder, die sie ständig brauchen. Als sie eines Tages
erfährt, dass sie Gebärmutterhalskrebs hat, erzählt sie davon nichts ihren Kindern, nur ihrer besten Freundin Hanni.
Behandeln lassen will sie sich nicht, sondern stattdessen sich ihren letzten großen Traum erfüllen: die ehemalige
Sportschwimmerin will den Ärmelkanal durchqueren. Als sie mit einem harten Training beginnt, stößt dies bei ihren
Kindern auf komplettes Unverständnis. Beate bleibt nur ein Weg, um ihren Traum zu leben: sie muss das Ding alleine
und ohne Rücksicht auf die Familie durchziehen... Marc Rensings Tragikomödie lebt ganz von der sehr überzeugenden
Hauptdarstellerin. Steffi Kühnert spielt die Frau, die sich traut, so souverän und mit nettem Ostakzent, dass man sie
einfach mögen muss. Automatisch ergreift man als Zuschauer ihre Partei und unterstützt sie zumindest gedanklich bei
der Erfüllung ihres großen Traums. Schade nur, dass Rensings Film ab und zu recht holprig daherkommt. Dass Beates
Kinder ihrer Mutter gar nicht zuhören und sie ihr Leben nach den Bedürfnissen ihrer Kinder ausrichten soll, macht der
Film schon sehr schnell klar. Dass dieses Thema aber in Folge immer wieder aufs Neue präsentiert wird, erinnert an die
Methode Holzhammer. Es ist so als ob der Zuschauer ständig wieder daran erinnert werden müsste, wie egoistisch doch
diese erwachsenen Kinder sind. Es gibt auch andere dramaturgische Schwächen, die den Film als ziemlich dick
aufgetragen wirken lassen. Das ist sehr schade, denn er hätte es wahrlich nicht nötig gehabt. Weniger ist manchmal
mehr.
BLUE JASMINE (1:2.35, DD 5.1) OT: Blue Jasmine Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2013 Regie: Woody Allen Darsteller: Alec Baldwin, Cate Blanchett, Louis C.K., Sally Hawkins Kinostart: 07.11.2013
High-Society-Diva Jasmine ist am Ende. Nachdem ihre Ehe mit dem reichen Geschäftsmann Hal gescheitert ist, rettet
sie sich mit Psychopharmaka und Alkohol zu ihrer Schwester Ginger. Die hat sich auch von ihrem Mann getrennt und
bewohnt mit ihren beiden Kindern ein Apartment. Gingers neuen Freund klassifiziert die hochnäsige Jasmine sogleich
als Loser. In ihrer Verzweiflung beginnen beide Schwestern, nach einem Partner Ausschau zu halten, der standesgemäß
zu ihnen passt. Doch genau da liegt der Hund begraben... Eines muss man Woody Allen lassen: er versteht sich wirklich
darauf, seine Darsteller zu Hochform auflaufen zu lassen. In seinem neuesten Regie-Streich gilt das insbesondere für
Cate Blanchett, die ständig an irgendeinem Drink nippt und sich des Mund fusselig redet. Aber auch Sally Hawkins in
der Rolle ihrer minderbemittelten Schwester kann zeigen, was in ihr steckt. Gleiches gilt natürlich auch für die
Nebenfiguren, die dem typisch Allen’schen Universum entsprungen zu sein scheinen. So gut wie seine Besetzung ist der
Film selbst leider nicht. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitebenen erscheint allzu willkürlich, ja fast schon
etwas unbeholfen. Auch die Kameraarbeit (dieses Mal sogar in CinemaScope!) ist an mehr als nur einer Stelle etwas
holprig geraten. Der gute Woody wird doch nicht auf seine alten Tage tatsächlich noch alt werden?
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Mittwoch, 23. Oktober 2013 Von Wasserrutschen und Bestien Wenn ein Coming-of-Age-Drama ungebremst auf eine Tierfreundschaft stößt, kann es sich nur um ein Presse-Double-Feature handeln. GANZ WEIT HINTEN (1:1.85, DD 5.1) OT: The Way, Way Back Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2013 Regie: Nat Faxon, Jim Rash Darsteller: Steve Carell, Sam Rockwell, Liam James, AnnaSophia Robb, Amanda Peet, Toni Collette Kinostart: 05.12.2013
Duncan hat eine Menge Probleme. Nicht nur steckt der introvertierte 14jährige gerade mitten im schwierigen Alter, auch
sein Vater hat sich von der Mutter getrennt, um sich mit einer Jüngeren zu vergnügen. Auch Mama hat wieder etwas
Neues angefangen. Und so sitzt Duncan zusammen mit seiner älteren Schwester und seiner Mutter im Auto von Mamas
neuem Freund Trent. Ihr Ziel: Trents Ferienhaus in den Hamptons. Mit Strand und Meer hat Duncan allerdings gar
nichts am Hut. Er möchte lieber alleine sein, zumal er Trent nicht leiden kann und auch die Nachbarin extrem
anstrengend ist. Nur an deren Tochter findet der Teenager Gefallen, traut sich aber nicht. Bei seinen einsamen
Ausflügen mit dem Fahrrad entdeckt er sein eigenes, kleines Paradies: die Water Wizz Badewelt! Und mehr noch: in
dem unorthodoxen Bademeister Owen findet er einen Freund. Und dem gelingt es sogar mit seinem anarchischen
Humor, Duncan aus der Reserve zu locken... Während der Autofahrt zum Ferienhaus wird Duncan von Trent gefragt:
“Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie würdest Du Dich da einschätzen?” Nur zögernd antwortet Duncan mit “6”. “Ich
würde Dich mit einer 3 einschätzen”, erwidert Trent. Damit ist unmissverständlich klar: Trent ist ein echter
Kotzbrocken! Niemand der auch nur ein wenig Interesse am Sohn seiner Freundin hat, würde so etwa sagen. Da wundert
es nicht, dass sich Duncan dem lockeren Owen zuwendet, in dem er alsbald eine Art Ersatzvater findet. Sam Rockwell
spielt ihn auf seine gekonnt lässige Art und man schließt ihn gleich ins Herz. Entgegen bisherigen Rollen darf Steve
Carell dieses Mal den “Bad Guy” mimen, eine Rolle, die er souverän beherrscht. Liam James schließlich mimt den
Außenseiter Duncan, der in dieser Coming-of-Age-Geschichte Selbstvertrauen entwickeln darf, sehr überzeugend.
GANZ WEIT HINTEN ist kein großer Film, sondern einer der leisen Töne. Und das tut zur Abwechslung mal richtig
gut.
BELLE & SEBASTIAN (1:2.35, 5.1) OT: Belle Et Sébastien Verleih: Ascot Elite (Paramount) Land/Jahr: Frankreich 2013 Regie: Nicolas Vanier Darsteller: Felix Bossuet, Tchéky Karyo, Margaux Chatelier Kinostart: 19.12.2013
Die französischen Alpen 1943. Während die Nazis in den kleinen Bergdörfern schwadronieren, um Fluchthelfer dingfest
zu machen, die Juden über die Grenze in die Schweiz bringen, suchen der kleine Sebastian und sein Ersatz-Opa Cesar
nach der “Bestie”, einem herrenlosen wilden Hund, der angeblich Schafe reisst. Dass dem nicht so ist, erkennt
Sebastian, als er der “Bestie” alleine gegenübersteht. In Wirklichkeit handelt es sich bei der “Bestie” um eine zahme
Hündin. Sebastian freundet sich heimlich mit ihr an und tauft sie Belle. In einem Versteck will er sie vor ihren Häschern
schützen. Das jedoch ist erst der Anfang eines großen und gefährlichen Abenteuers... Wenn dieser Film etwas
Grandioses hat, dann sind es seine Bilder: die unendlich weiten Täler und die riesigen Berge der französischen Alpen
werden von Chefkameramann Eric Guichard kinogerecht im CinemaScope-Format eingefangen. Nicolas Varniers Film
ist die Kinoadaptation einer gleichnamigen französischen Fernsehserie aus den 1960er-Jahren, die wiederum auf einem
Kinderbuch von Cecile Aubry basiert. Dass die Geschichte ausgerechnet in den Wirren des Kriegsjahres 1943
angesiedelt ist, könnte kleinere Zuschauer verstören. Möglicherweise wollte man dem damit entgegenwirken, dass sich
der im Film auftretende Haupt-Nazi am Ende als Gutmensch erweist. Aus der Sicht des erwachsenen Zuschauers wirkt
das jedoch ziemlich aufgesetzt.
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Dienstag, 22. Oktober 2013 Politischer Zündstoff und hammermäßige Action Recht abwechslungsreich gestaltete sich heute mein betreutes Filmeschauen. INSIDE WIKILEAKS – DIE FÜNFTE GEWALT (1:2.35, DD 5.1) OT: The Fifth Estate Verleih: Constantin Land/Jahr: USA 2013 Regie: Bill Condon Darsteller: Benedict Cumberbatch, Daniel Brühl, Anthony Mackie Kinostart: 31.10.2013
Seit es die Enthüllungsplattform Wikileaks gibt, ist nichts mehr so wie es einmal war. Dabei hat alles ganz klein
angefangen. Der charismatische und autistische Züge tragende Julian Assange rekrutiert in Berlin seinen Kollegen
Daniel Domscheit-Berg. Gemeinsam wollen sie die Privilegierten und Mächtigen dieser Welt überwachen. Dabei sollen
sogenannte Whistleblower die Möglichkeit haben, ihr Wissen vollkommen anonym publik zu machen. Das System
schlägt ein wie eine Bombe... Es bedarf schon eines relativ guten Nervenkostüms, um diesen überlangen Film
durchzuhalten. Denn so hektisch, wie es darin zugeht, kann man das als normal gestresster Arbeitsmensch fast nicht
ertragen. Dabei reflektiert Bill Condon in seiner wahren Geschichte vermutlich einfach nur den Rhythmus der Dinge,
wie sie wirklich abgelaufen sind. Mit dem Internet hat eben auch die Taktzahl extrem zugenommen – insbesondere in
der Nachrichtenbranche. Bei einem derart weltumspannenden Thema fällt natürlich die deutsche Synchronisation extrem
negativ auf. Dieser Film wäre sicherlich in einer untertitelten Fassung vorzuziehen. Zuschauer mit wenig Kenntnis über
das Internet werden Probleme haben, die im Film gezeigte Technik zu verstehen. Die ist selbst für etablierte Nutzer
nicht immer leicht nachzuvollziehen. Passend dazu werden natürlich die Wikileaks-Gründer als waschechte “Nerds”
porträtiert. Vollkommen unpassend dazu wird dann noch eine halbherzige Liebesgeschichte eingebaut, die wohl ein
Zugeständnis an weibliche Zuschauer darstellen soll.
THOR – THE DARK KINGDOM (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Thor: The Dark World Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2013 Regie: Alan Taylor Darsteller: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Kat Dennings Kinostart: 31.10.2013
Der böse Malekith und sein Volk der dunklen Elfen wollen Odins Reich übernehmen und es in Dunkelheit stürzen. Das
ruft natürlich Odins Sohn Thor auf den Plan, der gemeinsam mit seiner Erdenfreundin Jane und seinem zwielichtigen
Adoptivbruder Loki Front gegen die Bösen macht... Jetzt darf er wieder seinen Hammer schwingen: Chris Hemsworth
alias Thor ist wieder zurück. Sein zweites Kinoabenteuer ist leider genauso langweilig wie das erste. Visuelle Effekte
dominieren auch jetzt wieder das Geschehen und verdrängen die Charaktere, die Story ist vernachlässigbar. Und wenn
man meint, dass die Endtitel das lang ersehnte Ende des Films einläuten: falsch! Es gibt noch eine relativ lange Sequenz
inmitten der Endtitel. So – aber jetzt ist Schluss. Denkste! Ganz am Ende kommt noch eine Sequenz! Und wem das alles
noch nicht genügt, dem hinterlassen die Macher ganz am Schluss noch die überflüssige Botschaft “Thor will
return”.
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Montag, 21. Oktober 2013 Ein Leben im Netz Die erste Pressevorführung dieser Woche beschäftigte sich mit den dunklen Seiten des Cyberspace. DISCONNECT (1:1.85, DD 5.1) OT: Disconnect Verleih: Weltkino Land/Jahr: USA 2012 Regie: Henry-Alex Rubin Darsteller: Jason Bateman, Hope Davis, Frank Grillo, Paula Patton, Andrea Riseborough, Alexander Skarsgård, Michael Nyqvist, Max Thieriot, Colin Ford Kinostart: 30.01.2014
Derek versucht den Tod seines kleinen Sohnes beim Online-Gambling zu verdrängen, während Ehefrau Cindy Hilfe in
Chatforen sucht. Beide werden Opfer eines raffinierten Kreditkartenbetrügers. Ben gilt als Freak an seiner Schule und
wird unwissend zum Cyber-Mobbing-Opfer zweier Mitschüler. Fernsehjournalistin Nina gewinnt den minderjährigen
Kyle für eine Reportage über Online-Prostitution, nichtahnend, was sie dadurch anrichtet... Das Internet als das Medium,
das alle Menschen miteinander verbindet, hat nicht nur gute Seiten. Henry-Alex Rubin beleuchtet in seinem Film die
dunklen Seiten des Netzes und präsentiert mit seinen drei ineinandergreifenden Geschichten Fälle, die so oder ähnlich
Tag für Tag in Wirklichkeit passieren. Hier geht es um Mobbing, Betrug und Ausbeutung. Aber es geht auch gleichsam
um Entfremdung von den eigenen Kindern und auch vom Ehepartner. Das Internet mit seinen vielen Chatrooms bietet für
viele in solchen Situation einen idealen Zufluchtsort, an dem man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann. Die
ständig im Wechsel gezeigten Storys steuern allesamt auf einen Höhepunkt zu, an dem sich alles entlädt – und das
großartig in Super Slow Motion und unterlegt mit der Musik von Max Richter. DISCONNECT ist spannend
inszeniertes Kino mit einem durchweg überzeugenden Darstellerensemble.
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Freitag, 18. Oktober 2013 Kindersoldaten Eine Science-Fiction-Verfilmung ließ die Pressewoche heute ausklingen. ENDER’S GAME – DAS GROSSE SPIEL (1:2.35, DD 5.1 + Atmos) OT: Ender’s Game Verleih: Constantin Land/Jahr: USA 2013 Regie: Gavin Hood Darsteller: Asa Butterfield, Harrison Ford, Sir Ben Kingsley, Abigail Breslin Kinostart: 24.10.2013
Irgendwann in der Zukunft. Die Erde wird von Aliens bedroht. Auf der Suche nach perfekten Kämpfern macht das
Militär auch vor Kindern keinen Halt, beweisen die doch im Kampf noch weitaus mehr Intuition als die Erwachsenen. In
dem jungen Ender meint Colonel Graff den perfekten Führer für den entscheidenden Schlag gegen die Invasoren
gefunden zu haben. Getrennt von Eltern und Schwester wird der Junge außerhalb der Erde einem harten Training
unterzogen... Ganz ehrlich? Bei diesem Sci-Fi-Film hatte ich mit Schlaf zu kämpfen. Und das lag nicht etwa daran, dass
ich Schlaf nachzuholen hätte. Der Film ist derart träge inszeniert, dass es ihm nicht gelingt, den Zuschauer bei Laune zu
halten. Großteile des Films sind nichts anderes als ein gigantisches Videospiel, in dem sich der Protagonist (gespielt von
Asa “HUGO” Butterfield) ständig von einem Level (hier Dienstgrad genannt) in den nächst höheren hangelt. Nicht
einmal der gesamte tricktechnische Zauber vermag in seinen Bann zu ziehen. Geschweige denn die Darsteller – die Kids
sind zu jung, um echte Charaktere zu verkörpern, die Alten zu alt, um noch etwas zu reissen. Immerhin: der Film ist
nicht in 3D, was ihm sofort einen Zusatzpunkt beschert. 114 Minuten geballte Langeweile – da nützt auch die durchaus
interessante Message des Films leider nichts mehr.
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Donnerstag, 17. Oktober 2013 Dirty Old Man Die nächste Runde der “Jackass”-Reihe wurde heute eingeläutet. JACKASS: BAD GRANDPA (1:1.85, DD 5.1) OT: Jackass: Bad Grandpa Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2013 Regie: Jeff Tremaine Darsteller: Johnny Knoxville, Jackson Nicoll, Georgina Cates Kinostart: 24.10.2013
Ein alter Mann sitzt im Wartezimmer. Eine Frau setzt sich neben ihn. Eine Schwester betritt den Raum, geht auf den
alten Mann zu und sagt ihm, dass seine Frau leider gestorben sei und man nichts mehr hat machen können, um sie zu
retten. Der Alte reisst die Augen auf und verfällt in ein schallendes Gelächter. “Und ich dachte schon, die Alte stirbt
nie!” sagt er zum vollkommenen Entsetzen seiner Sitznachbarin. Hinter dem alten Herrn verbirgt sich natürlich niemand
anderes als Johnny Knoxville, der die gesamte Szene mit versteckten Kameras aufnehmen lässt! Dieses Mal gibt es eine
Rahmenhandlung, die ihn als “Bad Grandpa” gemeinsam mit seinem 8jährigen Enkel Billy quer durch Amerika reisen
lässt, stets auf der Suche nach neuen Thrills für die vielen versteckten Kameras. Seine Scherze als “Dirty Old Man”
zielen dabei natürlich fast immer unter die Gürtellinie, man könnte sie durchaus als geschmacklos bezeichnen. Mancher
seiner Gags geht dabei natürlich im wahrsten Sinne des Wortes und auch mit voller Absicht in die Hose. Da sind dann
solche Späße wie das sich ständig mitsamt Opa zusammenfaltende Bett oder das riesige Paket mit lebendigem Inhalt,
das verschickt werden soll, wirklich noch harmlos. Allerdings gibt es durchaus einen Grund, sich den Film bis zum Ende
anzuschauen. Denn genau dort präsentiert Knoxville seine Persiflage auf LITTLE MISS SUNSHINE, in der er seinen
Enkelsohn in ein Mädchenkostüm steckt und damit letztendlich für ziemlich verstörte Gesichter im Publikum sorgt.
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Mittwoch, 16. Oktober 2013 Schneewittchen als Stierkämpferin Ein Grimmsches Märchen hatte die Pressevorführung heute für mich im Gepäck BLANCANIEVES – EIN MÄRCHEN VON SCHWARZ UND WEISS (1:1.33 & 1:1.85, DD 5.1) OT: Blancanieves Verleih: AV Visionen (24 Bilder) Land/Jahr: Spanien, Frankreich 2012 Regie: Pablo Berger Darsteller: Macarena Garcia, Maribel Verdú, Daniel Giménez Cacho, Ángela Molina Kinostart: 28.11.2013
Antonio Villalta ist der Star der Stierkampfarena. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihm: durch einen Unfall
wird er an den Rollstuhl gefesselt und seine Frau stirbt bei der Geburt seiner Tochter. Erschüttert über ihren Tod weist
er seine kleine Tochter zurück. Die ihn pflegende Krankenschwester wittert ihre große Chance und ehelicht ihn schon
bald, um an sein Geld heranzukommen. Währenddessen wächst die kleine Carmen bei ihrer Großmutter auf. Als die
jedoch stirbt, wird das Kind in die Obhut der Stiefmutter gegeben. Und die ist ihr alles andere als wohlgesonnen... Nun
kommt er also doch noch ganz regulär ins Kino: der Gewinner des Publikumspreises des diesjährigen Fantasy Filmfest.
Und das vollkommen zurecht. Regisseur Pablo Berger und sein Chefkameramann Kiko de la Rica demonstrieren mit
ihrem Film sehr eindrucksvoll die Kraft der Bilder, die eigentlich keiner Erklärung mehr bedürfen. Inszeniert als
Stummfilm in historischem Bildformat und elegantem Schwarzweiß und nur unterlegt mit der Orchestermusik von
Alfonso de Villalonga berührt die Geschichte wahrhaftig. Grundgerüst ist das Grimm’sche Märchen vom
Schneewittchen, das Berger in das Stierkampfmilieu der 1920er-Jahre in Spanien gepackt hat. Traditionelle
Bildgestaltungstechniken des Stummfilms mischt Berger gekonnt mit neuzeitlicher Kameraführung und Schnitttechnik.
Und seine erstklassige Besetzung beherrscht die hohe Kunst, mit Mimik mehr auszudrücken als mit Worten. Tipp:
unbedingt anschauen!
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Dienstag, 15. Oktober 2013 Aller guten Dinge sind drei Schlechtes Wetter draußen – drei Filme drinnen. DER MOHNBLUMENBERG (1:1.85, DD 5.1) OT: Kokuriko-zaka Kara Verleih: Universum Film (24 Bilder) Land/Jahr: Japan 2011 Regie: Goro Miyazaki Kinostart: 21.11.2013
Japan kurz vor der Olympiade 1964. Die 17jährige Schülerin Umi lernt den etwas älteren Shun kennen, der in der
Redaktion einer Schülerzeitung tätig ist. Durch ihn lernt sie auch das alte Holzhaus kennen, in dem sich die Schüler ein
Jugendzentrum eingerichtet haben. Dieses soll allerdings abgerissen werden, was die Schüler auf die Barrikaden bringt.
Gemeinsam kämpft Umi mit Shun und seinen Kommilitonen für den Erhalt des Hauses und verliebt sich in Shun. Doch
diese Liebe muss noch ein großes Hindernis überwinden... Goro Miyazakis Animationsfilm ist nach einem Manga
entstanden und hat nichts mit westlichen Animationsfilmen gemeinsam, in denen es stets wundersame und märchenhafte
Figuren gibt. Miyazaki hätte genauso gut einen Realspielfilm inszenieren können, doch er wählte die Animation als
Kunstform. Die ist auch durchaus bewundernswert in ihrem Detailreichtum. Die Geschichte selbst jedoch hat nichts
Aufregendes zu bieten, was im Gedächtnis haften bleiben würde. Kaum ist der Film zu Ende, hat man ihn auch schon
wieder vergessen.
SCHWESTERN (1:1.85, DD 5.1) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Deutschland, Schweiz 2012 Regie: Anne Wild Darsteller: Maria Schrader, Marie Leuenberger, Jesper Christensen Kinostart: 12.12.2013
Saskia Kerkhoff ist außer sich: ihre jüngere Schwester Kati hat sich dazu entschlossen, ins Kloster zu gehen. Und das
ohne vorher mit ihr darüber zu sprechen! So trifft sich die ganze Familie an jenem Sonntag im Kloster, an dem Kati
eingekleidet werden soll. Eine Verzögerung bei der Prozedur nutzen die Familienmitglieder für ein improvisiertes
Picknick unweit von der Klosteranlage. Eine Zeit der Reflektion beginnt, alte Wunden brechen wieder auf, andere
werden gekittet... SCHWESTERN ist ein Vertreter typisch deutschen Arthaus-Kinos. Hier begegnen sich
Künstlichkeiten und Absurditäten, wie etwa in Bienenkostüme gekleidete Menschen, die den Synchronflug üben. Au
weia !
WOLKIG MIT AUSSICHT AUF FLEISCHBÄLLCHEN 2 (1:2.35, 3D, DD 5.1) OT: Cloudy With A Chance Of Meatballs 2 Verleih: Sony Pictures Land/Jahr: USA 2013 Regie: Cody Cameron, Kris Pearn Kinostart: 24.10.2013
Kaum hat Erfinder Flint die Welt und seine Heimatinsel im Besonderen gerettet, interessiert sich der bekannte
Wissenschaftler Chester V für Flint. Er holt ihn in seinen Erfinder-Kader, wo sich Flint Hoffnungen macht, zum Erfinder
des Jahres gekürt zu werden. Doch Chester V hat in Wirklichkeit ganz andere Absichten – und die rücken die Welt
alsbald wieder in die Nähe eine großen Katastrophe... Erinnern Sie sich noch an den einfallsreichen und gefühlvollen
ersten Teil des Films? In der Fortsetzung tummeln sich zwar auch wieder alle liebgewonnenen Figuren aus dem
Originalfilm, doch das liebevolle Element scheint weggespült zu sein. Lebte der Urfilm noch von der Beziehung
zwischen dem verschroben-schüchternen Erfinder Flint und der Wettermoderatorin Sam Sparks, so gilt die jetzt als
quasi etabliert und wird nicht weiter verfolgt. Stattdessen jagt ein skurriler Einfall den nächsten, für Gefühle ist da kein
Platz mehr. So gelingt es auch nicht wirklich, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen. Es bleibt bei einer
Achterbahnfahrt der Gags, auf die man gut hätte verzichten können.
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Montag, 14. Oktober 2013 Von den Wurzeln bis in die Wipfel So wie die vergangene Pressewoche endete, so begann heute die neue Woche: mit einem Dokumentarfilm. DAS GEHEIMNIS DER BÄUME (1:2.35, DD 5.1) OT: Il Etait Une Forêt Verleih: Weltkino Land/Jahr: Frankreich 2013 Regie: Luc Jacquet Kinostart: 02.01.2014
Die Bilder in Luc Jacquets neuestem Naturfilm sind durchaus beeindruckend. Ganz langsam schwebt die Kamera am
Stamm eines riesigen Baumes entlang vom Boden bis hinauf in seine Wipfel und macht dadurch dessen gigantische
Ausmaße erfahrbar. Jacquet lässt einen Botaniker und begeisterten Baumliebhaber durch den Regenwald wandern,
Zeichnungen anfertigend. Aus dem Off hören wir seine Stimme (in der deutschen Fassung ist es die von Bruno Ganz).
Er klagt über die sinnlose Rodung der Regenwälder und erklärt, dass die Bäume mindestens 500 Jahre benötigen, um
wieder auf demselben Stand zu sein. Und Bäume sind so wichtig für unser Überleben auf der Erde, verdanken wir ihnen
doch die Luft um uns herum. Der Botaniker nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise durch die Wunderwelt der Bäume,
macht den Mikrokosmos um sie herum sichtbar und demonstriert ihre Verteidigungsstrategien gegen äußere Feinde.
Auch wenn der komplexe Themenbereich höchst interessant ist, so scheint sich der Film doch ein paar Mal im Kreis zu
drehen. Viel zu oft werden die eindrucksvollen Bilder durch digitale Animationen, die aussehen, als wären sie von
Kinderhand gezeichnet worden, in ihrer Wirkung gestört. Und genau das ist sehr schade angesichts eines Films, der die
Natur in den Mittelpunkt rückt.
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Sonntag, 13. Oktober 2013 Zuviel Religion ist ungesund Weil die kürzlich anberaumte Pressevorführung ausfallen musste, habe ich mir heute einen Screener des Films angeschaut TORE TANZT (1:2.35, DD 5.1) Verleih: Rapid Eye Movies Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Katrin Gebbe Darsteller: Julius Feldmeier, Sascha Alexander Gersak, Annika Kuhl Kinostart: 28.11.2013
Jesus ist sein Held. Der junge Tore ist ein “Jesus Freak” – “mir kann nichts passieren, weil es Dich gibt” ist seine
Devise. Als sein bester Kumpel Eule nach Berlin auswandert, verliert Tore sein Zuhause. Der Zufall will es, dass er im
Schrebergarten einer Familie vor den Toren Hamburgs landet. Oberhaupt Benno nimmt ihn in der Gemeinschaft auf.
Erst nach und nach kommen jedoch dunkle Abgründe zum Vorschein und Tore ist sich sicher: Jesus hat ihn zu dieser
Familie geschickt, um sie zu retten... Bereits die Eröffnungssequenz ihres Films imponiert: da wird der junge Tore
standesgemäß im Freien getauft, unterlegt mit suggestiver Musik und fotografiert in beeindruckendem CinemaScope.
Katrin Gebbe, die sich für ihren Film durch eine wahre Geschichte inspirieren ließ, versteht sich auf richtige Kinobilder.
Mit TORE TANZT liefert sie ein kompromissloses Drama mit einer beängstigenden Gewaltspirale, das an die Werke
eines Michael Haneke erinnert. Man ahnt schon sehr früh, dass Tores Glaube, der ihm nicht nur vorschreibt in
Keuschheit zu leben, sondern im Falle eines Falles auch die andere Wange hinzuhalten, ein böses Ende nehmen wird.
Seine innere Haltung fordert Benno geradezu heraus, sich gegenüber Tore immer aggressiver zu verhalten, bis die
Gewalt am Ende ein schier unerträgliches Maß erreicht. TORE TANZT ist harter Tobak. In den Hauptrollen
überzeugen Julius Feldmeier als der naiv gläubige Tore und Sascha Alexander Gersak als sadistischer Benno.
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Freitag, 11. Oktober 2013 Wo Bildung erkämpft wird Zum Ausklang einer prall gefüllten Woche gab es heute zwei interessante Dokumentationen AUF DEM WEG ZUR SCHULE (1:1.85, DD 5.1) OT: Sur Le Chemin De L'école Verleih: Senator Land/Jahr: Frankreich 2013 Regie: Pascal Plisson Kinostart: 05.12.2013
Bildung muss erkämpft werden. In seinem Dokumentarfilm führt Regisseur Pascal Plisson dies ganz konkret vor Augen.
Sein Film konzentriert sich auf vier Schulkinder, deren Weg in die Schule alles andere als einfach ist. Da gibt es den
kleinen Jackson in Kenia, der zusammen mit seinem kleineren Bruder einen sehr abenteuerlichen Schulweg durch die
kenianische Steppe hat und stets mit großer Gefahr einhergeht. Oder ein aufgewecktes Mädchen im Hochgebirge von
Marokko, die mit zwei Mitschülerinnen jeden Montag vier Stunden Weg auf sich nehmen muss, um zur Schule zu
gelangen. Der kleine Carlito und seine kleine Schwester lassen sich von ihrem Pferd durch halb Argentinien tragen, um
an Bildung zu kommen. Und Samuel aus Indien schließlich, an einen improvisierten Rollstuhl gefesselt, wird von seinen
beiden Brüdern auf unwägbarem Gelände in die Schule geschoben. Mit grandiosen Bildern und unterlegt von einer
einfühlsamen Filmmusik zollt der Film seinen kleinen Protagonisten Respekt. Respekt zollen dürften auch die
Zuschauer, die die Schüler bei ihren teils irrwitzigen Schulwegen beobachten dürfen. Für die deutsche Fassung des
Films gibt es allerdings Punkteabzug: die Erwachsenen sprechen grundsätzlich gebrochenes Deutsch, während die
Kinder astreines Hochdeutsch reden. Man will auf diese Art und Weise wohl deutlich machen, dass die Eltern über
keine Schulbildung verfügen, ihren Kindern jedoch eine bestmögliche Schuldbildung ermöglichen. Hier hätte man sich
wahrhaftig lieber die mehrsprachige Originalfassung mit deutschen Untertiteln gewünscht!
AS TIME GOES BY IN SHANGHAI (1:1.85, DD 5.1) Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Deutschland, Niederlande 2013 Regie: Uli Gaulke Kinostart: 28.11.2013
Die “Peace Old Jazz Band” aus Shanghai ist die älteste Jazzband der Welt – amtlich bestätigt. Ihr jüngstes Mitglied ist
gerade einmal um die 70, ihr ältestes bereits 88 Jahre. Und trotzdem spielen sie noch immer mit den alten
amerikanischen Rhythmen von Glenn Miller und Artie Shaw zum Tanz auf. Doch ganz unvermittelt erreicht den
Manager der Truppe ein Anruf aus Holland: dort will man die Band beim Jazzfestival in Rotterdam spielen sehen! Uli
Gaulke begleitete die alten Herrschaften bei ihren Vorbereitungen zum großen Auftritt, der gleichzeitig ihr erster
Auftritt außerhalb Chinas darstellt. Die Suche nach einer geeigneten Sängerin ist dabei ein besonderes Problem. Nicht
zu jung soll sie sein, aber trotzdem gut aussehen und gleichzeitig den alten Stil der Band verkörpern. Und es wird
geprobt, dass einem die Ohren schmerzen. Denn derart schräge Töne ist man als Westeuropäer nicht gewohnt! Im
Verlauf seiner Dokumentation porträtiert Gaulke jeden einzelnen Musiker der Band, lässt ihn vor der Kamera darüber
erzählen, wie er zur Musik kam und was die Kulturrevolution mit ihnen anrichtete. Diese Band – so schräg sie auch
klingt – muss man einfach mögen. Der Film macht richtig Spaß!
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Donnerstag, 10. Oktober 2013 Von Headhuntern und Bankern Heute gab es etwas ganz besonderes: zwei thematisch zusammenpassende Filme. HOUSTON (1:2.35, DD 5.1) Verleih: farbfilm (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland, USA 2012 Regie: Bastian Günther Darsteller: Ulrich Tukur, Garret Dillahunt, Jenny Schily Kinostart: 05.12.2013
Im Auftrag eines großen Konzerns soll Headhunter Clemens Trunschka den CEO eines amerikanischen Ölkonzerns,
Steve Ringer, abwerben. Als er die Chance verpasst, diesen bei seiner Stippvisite in Deutschland abzupassen, reist
Trunschka nach Houston, dem Sitz des Ölkonzerns. Doch die Kontaktaufnahme mit Ringer gestaltet sich schwieriger als
erwartet und so werden Trunschkas Versuche ihn zu treffen, immer verzweifelter... Wenn Ulrich Tukur alias Headhunter
Clemens Trunschka einen Blick aus dem Fenster seines Hotelzimmers in Houston wirft, starren ihn nur seelenlose
Hochhäuser an und spiegeln damit den Seelenzustand des Protagonisten hervorragend wider. Trunschka ist der perfekte
Verlierer. Auch sein Freund der Alkohol vermag ihn nicht mehr aus diesem Zustand herauszuholen. Viel gleißendes
Gegenlicht lässt uns als Zuschauer spüren, wie sich Trunschka nach durchzechter Nacht fühlt. Den Kontakt zu Frau und
Kindern hat er komplett verloren, nur Trugbilder seines treuen Hundes erinnern ihn an das Zuhause, das wohl nicht mehr
existiert. Ulrich Tukur spielt diesen Ritter der traurigen Gestalt sehr souverän, man hat keinen Zweifel daran, dass sich
hier ein Mensch im Sturzflug befindet. Selbst den Retter in der Not, den ebenfalls beziehungstechnisch gescheiterten
Amerikaner Robert Wagner, vermag er nicht mehr als Freund wahrzunehmen. Gespielt wird Wagner typisch
amerikanisch naiv-aufdringlich von Garret Dillahunt.
MASTER OF THE UNIVERSE (1:2.35, 5.1) Verleih: Arsenal Land/Jahr: Deutschland, Österreich 2013 Regie: Marc Bauder Kinostart: 07.11.2013
Rainer Voss war einer der führenden Investment-Banker in Deutschland. Bis die Finanzkrise kam. Jetzt lebt er
zurückgezogen als Privatier. Marc Bauder ist es gelungen, ihn für seinen Dokumentarfilm zu gewinnen – einen
Dokumentarfilm, der dem Zuschauer tiefe Einblicke in jene Parallelwelt gibt, die sich die Banker vor dem großen Crash
geschaffen haben. Bauder platziert seinen Protagonisten Voss in ein leerstehendes Frankfurter Bankgebäude und lässt ihn
in dieser abgeschotteten, isolierten Umgebung aus dem Nähkästchen plaudern. Voss‘ Statements sind oftmals
schockierend, bestätigen sie doch, dass der gesamte Finanzmarkt aus den Fugen geraten ist und noch lange kein Ende in
Sicht ist. Börres Weiffenbachs CinemaScope-Bilder unterstreichen in hervorragender Weise die Seelenlosigkeit, in
deren Umgebung die Finanzjongleure ganze Länder in den Ruin getrieben haben – und es nach wie vor tun. Die
One-Man-Show des Rainer Voss ist einer der spannendsten Dokumentarfilme des Jahres.
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Mittwoch, 09. Oktober 2013 Zeit ist relativ Der heutige Mittwoch stand mal wieder ganz im Zeichen von Komödien DON JON (1:2.35, DD 5.1) OT: Don Jon Verleih: Ascot Elite (Paramount) Land/Jahr: USA 2013 Regie: Joseph Gordon-Levitt Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Scarlett Johansson, Julianne Moore Kinostart: 14.11.2013
Jon lässt nichts anbrennen. Der gutaussehende Barkeeper hat Schlag bei den Mädels, was ihm jede Menge Sex einbringt.
Doch für ihn ist trotzdem nichts so befriedigend wie Pornos im Netz zu schauen, die Kleenextücker stets griffbereit. Er
mag seine Familie, sein Auto, seine Kumpels und geht jeden Sonntag zur Kirche, wo er seine Sünden loswerden kann.
Doch sein ungezügeltes durch Internet-Pornos getaktetes Leben kommt ganz schön durcheinander, als er nacheinander
zwei extrem unterschiedliche Frauen kennenlernt... Ob man es nun will oder nicht, aber Joseph Gordon-Levitt bringt es
in seiner Rolle als Frauenschwarm Jon Martello auf den Punkt: manchmal ist Pornoschauen einfach geiler als richtigen
Sex zu haben! Und er belegt seine Theorie sehr anschaulich mit rasanten Bild-Stakkatos und dem passenden
musikalischen Grundgerüst. Natürlich wird “Don Jon” im Verlauf des Films eine Wandlung durchmachen, die ihn zu
einem besseren Menschen machen wird. Diese Wandlung wird ausgelöst durch zwei Frauen: Scarlett Johansson als die
extrem oberflächliche Barbara, die gerne “teast” und bestimmt sowie Julianne Moore als die ältere Esther, eine Frau mit
Lebens- und Leiderfahrung. DON JON ist eine gelungene Komödie mit einer Botschaft und lebt ganz besonders von
ihren Charakteren.
ALLES EINE FRAGE DER ZEIT (1:2.35, DD 5.1) OT: About Time Verleih: Universal Land/Jahr: Großbritannien 2013 Regie: Richard Curtis Darsteller: Domhnall Gleeson, Rachel McAdams, Bill Nighy Kinostart: 17.10.2013
An seinem 21. Geburtstag wird Sohn Tim vom Vater in das große Familiengeheimnis eingeweiht: alle männlichen
Nachkommen besitzen die Fähigkeit, Zeitreisen zu machen und dadurch Handlungen zu beeinflussen. So also auch Tim.
Anfangs noch ungläubig, muss Tim aber bald schon feststellen, dass ihm sein Vater keineswegs einen Bären
aufgebunden hat – es ist alles wahr! Schnell gewöhnt sich Tim an seine neue Fähigkeit und setzt diese gewinnbringend
bei der Eroberung seiner großen Liebe Mary ein. Doch er weiß längst noch nicht alles über seine Zeitreiseeigenschaft
und muss bald schon eine schmerzliche Erfahrung machen... Um es auf einen Nenner zu bringen: morgen ist der erste
Tag vom Rest Deines Lebens – also nutze ihn! So lautet in etwa die Quintessenz dieser Romantikkomödie. Warum sie
aber eine Zeitreisegeschichte benötigt, um zu dieser Kernaussage zu gelangen, erschließt sich nicht wirklich. Vor allem
dann nicht, wenn das Zeitreiseelement so stümperhaft wie in diesem Film behandelt wird. Auch ist es ein verdammt
langer Weg bis zu oben erwähnter Erkenntnis – ganze 124 Minuten braucht Richard Curtis für diese simple Sichtweise
der Dinge. Gewiss: es gibt ein paar nette Einfälle in diesem Film, die wieder versöhnlich stimmen, wie etwa die erste
Liebesnacht mit Mary, die Tim mit Hilfe seiner Zeitreisefähigkeiten zur größten Liebesnacht aller Zeiten macht. Fazit:
man kann sich diesen Film gut mit dem passenden Date anschauen, sollte sich aber nicht zu viele Gedanken machen.
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Dienstag, 08. Oktober 2013 Weder Fisch noch Fleisch Tag 2 der Pressewoche konnte mich trotz dreifachem Einsatz nicht überzeugen ICH UND DU (1:1.85, DD 5.1) OT: Io E Te Verleih: Kool Land/Jahr: Italien 2012 Regie: Bernardo Bertolucci Darsteller: Tea Falco, Jacopo Olmo Antinori, Sonia Bergamasco Kinostart: 21.11.2013
Seine Mutter glaubt ihren 14jährigen Sohn Lorenzo im Skiurlaub mit seiner Schulklasse. Doch sie ahnt nicht, dass sich
der Sonderling im Keller des Mietshauses für eine ganze Woche eingerichtet hat! Dort will Lorenzo endlich einmal ganz
für sich sein und alles tun, wonach ihm der Sinn steht. Doch seine vermeintlich gewonnene Freiheit wird jäh gestört, als
seine Halbschwester Olivia zu ihm stößt. Dass die momentan auf kaltem Entzug ist, macht die Sache ziemlich
schwierig... Bernardo Bertoluccis neuester Film hat nicht viel Handlung zu bieten. Stattdessen konzentriert er sich ganz
auf die Beziehung zwischen den Halbgeschwistern. Erst durch die Extremsituation, in der sich die beiden befinden,
kommen sie sich näher und beginnen einander zu verstehen. ICH UND DU ist Kino der leisen Töne.
INSIDE LLEWYN DAVIS (1:1.85, DD 5.1) OT: Inside Llewyn Davis Verleih: Studiocanal Land/Jahr: USA 2013 Regie: Joel Coen, Ethan Coen Darsteller: Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman, Justin Timberlake Kinostart: 05.12.2013
New York 1961. Erfolglos tingelt der Musiker Llewyn Davis nicht nur von einem schäbigen Gig zum nächsten, sondern
auch von einer Schlafgelegenheit zur nächsten. Als ihm dann auch noch die Katze des Wohnungseigentümers entwischt,
verschlimmert das seine Lage noch weiter... Schon seit jeher stehen die Gebrüder Coen auf Loser. Kaum einer ihrer sehr
unterschiedlichen und zumeist skurrilen Filme hat nicht mindestens einen Verlierer in einer Hauptrolle. In die Coen’sche
Riege der hauptamtlichen Loser reiht sich jetzt also auch Llewyn Davis ein, dem einfach alles missglückt. Doch man hat
ihn irgendwie gern, da man sich – freiwillig oder unfreiwillig – mit ihm sehr gut identifizieren kann. Und Oscra Isaac
spielt ihn wirklich grandios, mit oftmals stoischem Blick. Dennoch kann das neueste Werk der beiden Brüder nicht so
ganz überzeugen: die dahinter stehende Story ist etwas zu dünn geraten und die Folkmusikeinlagen sind etwas zu viel
des Guten. Die visuelle Gestaltung des Films ist auch nicht gerade originell. Denn – so scheint es – ist die Manie
amerikanischer Filmemacher, fast sämtliche Farben zurückzudrehen, jetzt auch bei den Coens angelangt. Warum die
beiden Filmemacher nicht gleich zum Schwarzweiß greifen (wie etwa in THE MAN WHO WASN’T THERE) lässt
sich nicht ganz nachvollziehen. Pluspunkt: John Goodman darf wieder einmal in einer Nebenrolle glänzen – eine
Nebenrolle ganz im Geiste der Coens. Fazit: von einem Coen-Film darf man durchaus mehr erwarten.
MALAVITA – THE FAMILY (1:2.35, DD 5.1) OT: The Family Verleih: Universum Film (Walt Disney) Land/Jahr: USA, Frankreich 2013 Regie: Luc Besson Darsteller: Robert De Niro, Michelle Pfeiffer, Dianna Agron, Tommy Lee Jones Kinostart: 21.11.2013
Ex-Mafiosi Fred wird im Rahmen des Zeugenschutzprogrammes mitsamt seiner Gattin sowie den beiden Kindern in
einem unscheinbaren Haus in einem Dorf in der Normandie untergebracht. Möglichst unauffällig leben heisst die
Devise. Doch wie das nun einmal so ist: alte Gewohnheiten legt man nicht so schnell ab. Als die ersten kleineren
Probleme auftreten, schlagen alle Vier mit unverminderter Härte und einem Lächeln im Gesicht zu... Eigentlich wollte er
sich schon längst vom Regiestuhl verabschiedet haben und sich auf das Produzieren von Filmen beschränken. Doch
Frankreichs Kultregisseur Luc Besson konnte es wohl doch nicht lassen und übernahm bei MALAVITA
höchstpersönlich die Regie. Nach Sichtung des Films fragt man sich jedoch zurecht, warum sich Besson ausgerechnet
für diesen Film wieder hat reaktivieren lassen. Seine Handschrift jedenfalls trägt das Werk keinesfalls, wirkt es doch
sehr beliebig. Dazu ist es weder Fisch noch Fleisch, kann sich nicht entscheiden, ob es nun eine Krimikomödie sein
möchte oder doch eher ein ernstes (und blutiges!) Gangsterdrama. Immerhin gefällt sich Robert de Niro offensichtlich
ziemlich in seiner Rolle des untergetauchten Mafiabosses – er spielt ihn grandios. Michelle Pfeiffer, deutlich in die Jahre
gekommen, mimt seine nicht minder durchtriebene Gattin. Die beiden Kids des Ehepaares hingegen wirken ziemlich
blass, auch wenn sie kräftig zuschlagen dürfen. Der Exekutivproduzent des Films ist kein Geringerer als Martin
Scorsese, der sich sodann auch gleich seine eigene Hommage integriert hat: bei einem Screening des örtlichen Filmclubs
kommt natürlich GOODFELLAS zur Aufführung. Fazit: wenn schon der Film selber nicht so recht weiß, was er
eigentlich gerne sein möchte, dann will es der Zuschauer erst recht nicht wissen.
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Montag, 07. Oktober 2013 Black Monday Angesichts der zur Begutachtung ins Rennen geschickten Filme erwies sich der erste Arbeitstag als ein ziemlich harter Brocken. FRAU ELLA (1:2.35, DD 5.1) Verleih: Warner Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Markus Goller Darsteller: Ruth-Maria Kubitschek, Matthias Schweighöfer, August Diehl Kinostart: 17.10.2013
Seit er seinen Doktor hingeschmissen hat, fährt Sascha Taxi und genießt die unproblematische Beziehung zu Freundin
Lina. Als die ihm jedoch plötzlich eröffnet schwanger zu sein, bekommt der junge Mann Panik und baut prompt einen
Unfall. Noch im Krankenhaus gibt ihm Lina den Laufpass. Dafür lernt er Frau Ella kennen, eine alte Dame, die er vor
einer gefährlichen Operation rettet, indem er sie einfach aus dem Krankenhaus entführt. Die Alte steckt voller
Lebensweisheit und erzählt ihm von ihrer unerfüllten Liebe zu einem amerikanischen GI. Gemeinsam mit seinem
Kumpel Klaus beschließt er, Frau Ella mit ihrer großen Liebe zusammenzubringen. Der Weg führt das Trio direkt nach
Paris... *Sarkasmusmodus EIN* Endlich mal wieder ein Film, bei dem man von Anfang an weiß, wie er ablaufen wird
und vor Überraschungen sicher ist! *Sarkasmusmodues AUS* Was Markus Goller hier abgeliefert hat ist vermutlich
exakt das, was Fernsehzuschauer an einem Sonntagabend in einem öffentlich-rechtlichen TV-Sender sehen wollen.
Matthias Schweighöfer spielt nun schon seit gefühlten zehn Jahren dieselbe Rolle und Frau Kubitschek will es im
gesetzten Alter noch einmal wissen – sehr zum Leidwesen all jener Zuschauer, die gerne etwas mehr Abwechslung
haben wollen und auch Überraschungen gegenüber aufgeschlossen sind. Dieses Road-Movie macht ihnen aber leider
einen Strich durch die Erwartungshaltung und läuft brav nach Schema F ab. Es gilt: nicht jeder Film kann ein
Meisterwerk sein. Es gilt aber auch: ein Film muss nicht zwangsläufig langweilig inszeniert sein. FRAU ELLA ist
typisch deutsches Kino wie es typischer nicht sein kann. Dass Regisseur Markus Goller das alles schon einmal
wesentlich besser konnte, hat er mit FRIENDSHIP! im Jahre 2010 zur Genüge bewiesen. Umso bedauerlicher nun
dieser Absturz in die Mittelmäßigkeit.
RUNNER RUNNER (1:2.35, DD 5.1) OT: Runner Runner Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2013 Regie: Brad Furman Darsteller: Ben Affleck, Justin Timberlake, Gemma Arterton, Anthony Mackie Kinostart: 17.10.2013
Als College-Student Richie beim Online-Poker sein gesamtes Vermögen verliert und erfahren muss, dass es dabei nicht
mit sauberen Dingen zuging, macht er sich auf den Weg nach Costa Rica, um den Boss des Online-Casinos Ivan Block
zur Rede zu stellen. Zu seiner Überraschung bietet ihm der sogar nebst einer Wiedergutmachung auch gleich noch einen
äußerst lukrativen Job an. Richie willigt ein und findet sich schon bald in einem Geflecht aus Korruption und Gewalt
wieder... Wenn ein Film derart bieder inszeniert wird wie Brad Furmans RUNNER RUNNER, so darf man sich nicht
wundern, wenn man spätestens nach einer halben Stunde sein Publikum verloren hat. Weder ist Ben Affleck in der Rolle
des Ivan Block auch nur annähernd angsteinflößend, noch hat man auch nur eine Sekunde lang Angst um Justin
Timerlake, der sich von Macht und Geld regelrecht verführen lässt. Selbst Gemma Arterton als “Love Interest” der
beiden Protagonisten weckt kein Interesse beim Betrachter. Langeweile dominiert das Geschehen. Eine Verschwendung
von Zeit und Geld.
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Mittwoch, 02. Oktober 2013 Jede Menge Peitschenhiebe Leider ist die frühe Pressevorführung heute morgen mangels eines DCPs ausgefallen, so dass ich die Zeit bis zum zweiten Film mit gefühlt mehreren Litern Kaffee überbrücken durfte... 12 YEARS A SLAVE (1:2.35, DD 5.1) OT: 12 Years A Slave Verleih: Tobis Land/Jahr: USA 2013 Regie: Steve McQueen Darsteller: Chiwetel Ejiofor, Michael Fassbender, Benedict Cumberbatch Kinostart: 23.01.2014
Saratoga/New York, 1841. Der Afro-Amerikaner Solomon Northup führt ein glückliches Leben als Geigenvirtuose, seine
Frau und die beiden Kinder bedeuten ihm alles. Als er von zwei Taschenspielern für ein Engagement in Washington
angeheuert wird, tappt er in eine Falle: am nächsten Morgen findet er sich in Ketten und wird mit einem Schiff nach
Louisiana verfrachtet, einem Ort, an dem es nach wie vor Sklaverei gibt. Für Solomon beginnt ein Martyrium, aus dem
es keinen Ausweg zu geben scheint... Es scheint fast so, als habe Quentin Tarantino mit seinem DJANGO
UNCHAINED eine Welle losgetreten, mit der die Amerikaner jetzt versuchen, ihre unrühmliche Versklavung der
afroamerikanischen Bevölkerung zumindest filmisch aufzuarbeiten. DER BUTLER gehört hier ebenso dazu wie Steve
McQueens neuer Film 12 YEARS A SLAVE. Beruhend auf einer wahren Geschichte, die sich zur Mitte des 19.
Jahrhunderts in den USA zugetragen hat, erzählt er in teils krassen Bildern die Geschichte eines Farbigen, der vom
freien Mann über Nacht zum Sklaven wurde und über viele Jahre nie die Hoffnung aufgab, aus der Sklaverei befreit zu
werden. Mit sehr überzeugenden Darstellern zeichnet der Film eine erschütternde Periode der amerikanischen
Geschichte. Die ausgezeichnete Kameraarbeit von Sean Bobbit und der teils brutale Score von Hans Zimmer
unterstreichen diese grausame Zeit hervorragend. Allerdings erinnerte mich Zimmers Hauptthema an die Musik aus
einem ganz anderen Film, der mir jedoch einfach nicht mehr einfallen will.
SPIELTRIEB (1:2.35, DD 5.1) Verleih: Concorde Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Gregor Schnitzler Darsteller: Michelle Barthel, Jannik Schümann, Maximilian Brückner Kinostart: 10.10.2013
Die 15jährige Ada gilt in ihrer Schulklasse als Streberin und wird deshalb gemobbt. Dabei will sie einfach nur die
Schule so schnell wie möglich hinter sich bringen, um endlich aus ihrem zerrütteten Elternhaus ausbrechen zu können.
Da kommt der 18jährige Alev als neuer Schüler in ihre Klasse. Ada fühlt sich von dem dämonischen Jüngling
angezogen und freundet sich mit ihm an. Der präsentiert ihr schon bald seine Theorie vom Spieltrieb. Denn alles, was
Menschen tun, sieht er als Spielhandlungen an. Sein Ziel ist die Manipulation von Menschen. Ein erstes Opfer hat er
auch schon ausgesucht: den Deutsch- und Sportlehrer Smutek. Alev stiftet Ada dazu an, Smutek zu verführen. Das Spiel
beginnt und läuft schon bald aus dem Ruder... Schon mit der Eröffnungsszene beweist Regisseur Gregor Schnitzler, dass
er ein Auge für kinogerechte Bilder hat: seine CinemaScope-Kamera folgt den Füßen einer Joggerin und dreht das Bild
zudem um 180 Grad, stellt es quasi auf den Kopf. Hier wird bereits symbolisch angedeutet, dass es mit diesem Mädchen
etwas ganz besonderes auf sich hat. Die optische Ausgestaltung lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier nicht etwa
um einen Fernsehfilm handelt, sondern um eine echte Kinoproduktion. Kameramann Andreas Berger hat hier ganze
Arbeit geleistet. Auch der Einsatz von Filmmusik sowie das ansprechende Sounddesign grenzt diesen Film deutlich von
TV-Kost ab. Mit Michelle Barthel als Ada und Jannik Schümann als Alev hat der Regisseur die perfekte Besetzung der
Hauptrollen für seinen Film gefunden und präsentiert damit einen passablen Psychothriller nach dem gleichnamigen
Roman von Juli Zeh.
Video: SPIELTRIEB - Preview in Stuttgart |
Dienstag, 01. Oktober 2013 Es weihnachtet Wenn draußen die Sonne zum Goldenen Oktober lädt, gibt es nichts Schöneres, als sich in Weihnachtsstimmung zu bringen. DIE LEGENDE VOM WEIHNACHTSSTERN (1:2.35, 5.1) OT: Reisen Til Julestjernen Verleih: Polyband (24 Bilder) Land/Jahr: Norwegen 2012 Regie: Nils Gaup Darsteller: Jakob Oftebro, Agnes Kittelsen, Andreas Cappelen Kinostart: 14.11.2013
Weil sein über alles geliebtes Töchterchen Goldhaar an Weihnachten spurlos verschand, verfluchte der König den
Weihnachtsstern, der daraufhin verschwand. Die Legende sagt, dass er sie erst wieder finden würde, wenn der
Weihnachtsstern innerhalb von zehn Jahren wieder leuchtet. Kurz vor dem zehnten Jahr taucht die kleine Sonja im
Schloss auf und verspricht dem König, für ihn den Weihnachtsstern zu finden. Ein grosses Abenteuer beginnt... Ja ist
denn schon wieder Weihnachten? Offenbar. Denn sonst würde uns der deutsche Filmverleiher ganz sicher nicht Nils
Gaups Weihnachtsmärchen zeigen. Dabei soll es sich angeblich um den erfolgreichsten norwegischen Film des
vergangenen Jahres handeln. Es gibt darin auch durchaus ein paar schöne, weihnachtliche Momente, doch verlassen sich
die Filmemacher meist auf die visuellen Effekte, die eine teils schwache Inszenierung kaschieren sollen. Mehr Herz und
weniger Technik stünde dem Werk wesentlich besser zu Gesicht.
AUF DEN ZWEITEN BLICK (1:2.35, 3.0) Verleih: Barnsteiner Land/Jahr: Deutschland 2012 Regie: Sheri Hagen Darsteller: Anita Olatunji, Michael Klammer, Milton Welsh Kinostart: 10.10.2013
Eine Radiomoderatorin, die seit einem Autounfall blind ist; ein schwuler Klavierstimmer mit extremer Sehbehinderung,
der auf der Suche nach einem Partner ist; ein blinder Telefonist, der sich mit eingebildeten Freunden unterhält; eine
Therapeutin, die mit zunehmendem Verlust ihres Augenlichts konfrontiert wird. Sie alle sind die Protagonisten mit
Sehbehinderung, die in Sheri Hagens Episodenfilm auf Menschen ohne Sehbehinderung prallen, wie z.B. ein Taxifahrer
mit kleiner Tochter, der auf der Suche nach einer neuen Mutter für sein Kind ist oder ein afrikanischer Geschäftsmann,
der dem Kinderwunsch seiner Frau nicht nachkommen kann, weil er in Wirklichkeit schwul ist. Sheri Hagens Film
wurde in der heutigen Pressevorführung mit einer offenen Audiodeskription präsentiert, d.h. dass alle
Szenenbeschreibungen, die üblicherweise Sehbehinderte über Kopfhörer hören, wurde über die Lautsprecheranlage im
Kino für alle hörbar wiedergegeben. Menschen ohne Sehbehinderung sollten dadurch Gelegenheit haben, sich in die
Lage Sehbehinderter hineinzuversetzen. Zusätzlich war der Film auch noch mit Untertiteln für Hörgeschädigte
ausgestattet, Das Ergebnis dieser Präsentation war ein “Overkill”! Es waren schlicht und ergreifend viel zu viel
Informationen, die da Sekunde für Sekunde auf Zuschauer ohne Behinderung einströmten. Eine finale Beurteilung des
Films an sich möchte ich mir daher nicht erlauben. Der Episodenfilm, in dem die diversen Episoden ineinandergreifen,
beschäftigt sich mit der Integration sehbehinderter Menschen in unsere Gesellschaft und versucht, den Zuschauer für
deren Probleme zu sensibilisieren.
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