Wolfram Hannemann | Talstr. 11 | D-70825 Korntal
| Germany | Phone: +49 (0) 711 838 06 49
| Fax: +49 (0) 711 8 38 05 18
e-mail: info (at) wolframhannemann.de |
|
|
Donnerstag, 28. November 2013 Bully macht den Buddy Die finale Show in dieser recht dünnen Pressewoche machte ein deutsches Doppel HANNAS REISE (1:2.35, 5.1) Verleih: Zorro (Filmagentinnen) Land/Jahr: Deutschland, Israel 2013 Regie: Julia von Heinz Darsteller: Karoline Schuch, Doron Amit, Lore Richter, Suzanne von Borsody Kinostart: 23.01.2014
Etwas mit Juden machen – das ist gut für die Karriere. Die ehrgeizige BWL-Studentin Hanna weiß genau, wie sie die für
ihr Vorstellungsgespräch notwendige soziale Kompetenz auf einfache Weise erlangen kann: sie bittet einfach ihre
Mutter, Leiterin der “Aktion Friedensdienste” für Israel, ihr eine entsprechende Bescheinigung auszustellen. Doch die
Mutter sorgt dafür, dass ihre Tochter ihre Sozialkompetenz tatsächlich erlangt und schickt sie in ein Behindertendorf
nach Tel Aviv. Dort lernt sie nicht nur den Israeli Itay kennen, der sie heftig anflirtet, sondern auch Gertraud, eine
Holocaust-Überlebende, die viel über Hannas Familie zu wissen scheint... Welche Auswirkungen hat der Holocaust auf
Israelis und Deutsche der 3. Generation? Dieser Frage geht Regisseurin und Drehbuchautorin Julia von Heinz in ihrem
Film HANNAS REISE nach. Karoline Schuch in der titelgebenden Rolle durchläuft in ihm einen Reifeprozess. Ihre
ursprünglich aus rein eigennütziger Motivation begonnene Reise endet damit, dass sich die junge Frau mit ihrer eigenen
Familiengeschichte auseinandersetzt. “You can’t start from zero” heisst es im Film und Hanna muss erkennen, dass die persönliche
Geschichtsschreibung durch das Schweigen innerhalb der Familie zwar abgerissen ist, die Grundströme der Geschichte
jedoch im Verborgenen weiter gewirkt haben. Dies wird durch ihre Begegnung mit der alten Gertraud einerseits und mit
den Annäherungsversuchen des Israelis Atay andererseits überzeugend dargestellt. Auch wenn sich der Film
stellenweise ein wenig holprig in der Inszenierung gibt, verliert man nie die Lust daran ihn zu schauen. Belohnt wird
man am Ende dann sogar noch mit einer sehr gelungenen Montage, die Stadtbilder aus Berlin und Tel Aviv
gegeneinander stellt.
BUDDY (1:2.35, 5.1) Verleih: Warner Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Michael Bully Herbig Darsteller: Alexander Fehling, Michael Bully Herbig, Mina Tander Kinostart: 25.12.2013
Eddie ist ein waschechter Lebemann. Als Firmenchef hat er nicht nur jede Menge Kohle, sondern ebenso viele Mädels.
Doch sein ausufernder Lebensstil ruft seinen Schutzengel auf den Plan. Dumm nur, dass nur Eddie ihn sehen kann. Das
führt zu großen Problemen und schließlich zum Rausschmiss aus seinem eigenen Konzern. Dabei will Buddy, sein
Schutzengel, nur das Beste für ihn – und das in Form einer alleinerziehenden Krankenschwester, in die sich Eddie
unsterblich verlieben soll... Irgendwann im Verlauf des Films habe ich mich gefragt, warum denn unbedingt dieser
“Buddy” hier gebraucht wird. Oder anders ausgedrückt: funktioniert diese Geschichte tatsächlich nur durch die Figur
des ausschließlich für den Protagonisten sichtbaren Schutzengel? Klare Antwort: nein – niemand braucht den “Buddy”!
Vermutlich wollte der Drehbuchautor damit der abgedroschenen “vollkommen abgehobener, stinkreicher Typ findet
durch die Begegnung mit einer alleinerziehenden Krankenschwester die große Liebe und damit wieder zurück ins
Leben”-Geschichte etwas Pfiff verleihen. Der Versuch jedenfalls scheitert. Auch die immer wieder imposant in Szene
gesetzten Action-Szenen passen nicht so recht in den oft rührseligen Film. Zweifelsfrei versteht Michael Bully Herbig
etwas vom Filmemachen in technischer Hinsicht – die gute Kameraarbeit, der Schnitt sowie der Einsatz von Filmmusik
zeugen von hoher Handwerkskunst. Da ist es dann umso ärgerlicher, dass das Drehbuch weit weniger gelungen ist.
Meine Prognose: Millionen von Kinodeutschen wird das nicht stören und sie werden in die Plexe strömen, um endlich
das zu sehen zu bekommen, um was es in Bullys groß angelegter Werbekampagne zum Film (betitelt “Bully macht den
Buddy”, zu sehen im Privat-TV) eigentlich geht.
|
Dienstag, 26. November 2013 Hilfe, holt mich hier raus! Als Filmkritiker bleibt einem manchmal wirklich nichts erspart. STREETDANCE KIDS – GEMEINSAM SIND WIR STARS (1:1.85, 3D, DD 5.1) OT: All Stars Verleih: Universum Film (SquareOne) Land/Jahr: Großbritannien 2013 Regie: Ben Gregor Darsteller: Akai Osei-Mansfield, Theo Stevenson, Ashley Jensen Kinostart: 02.01.2014
Weil ihr Jugendclub “The Garage” einem Parkplatz weichen soll, schließen sich ein paar Jugendliche zusammen, um
mittels eines “Dance Battle” das für eine Renovierung benötigte Geld zu sammeln. Dabei müssen sich die sehr
unterschiedlichen Charaktere natürlich erst einmal zusammenraufen und das Tanzen lernen... Es ist schon irgendwie
seltsam, dass ein Film, dessen Handlung in London angesiedelt ist, fast komplett ohne die Wahrzeichen dieser Stadt
auskommt. Fast so, als wolle man verhindern, dass der Zuschauer bemerkt, dass es “nur” London ist und nicht etwa das
hippe New York. Aber sei es darum – das hätte den Film auch nicht mehr gerettet. Die Geschichte von ein paar
Jugendlichen, die ihr Clubhaus retten wollen, dient hier nur als Aufhänger für Tanzdarbietungen jeglicher Art. Und die
sind meist derart uninteressant, dass man sich fast schon den schnellstmöglichen Abriss des Jugendhauses herbeisehnt!
Die unterirdisch schlechte deutsche Synchronisation, die zusätzlich an schlechter Technik leidet, gibt diesem englischen
Ghetto-Film den Rest. Mögen die Rollen der Jugendlichen noch einigermaßen akzeptabel erscheinen, so sind es die der
Erwachsenen keinesfalls. Hier verfällt das Drehbuch in abgedroschene Stereotypen und ergeht sich in Überzeichnungen.
Die Zielgruppe der Teens hat weitaus Besseres verdient und ist mit Sicherheit auch Besseres gewohnt.
|
Montag, 25. November 2013 Der alte Mann und das Meer Mit einem Ein-Personen-Stück begann heute die neue, spärlich ausgestattete Pressewoche ALL IS LOST (1:2.35, DD 5.1) OT: All Is Lost Verleih: SquareOne (Universum Film) Land/Jahr: USA 2013 Regie: J.C. Chandor Darsteller: Robert Redford Kinostart: 09.01.2014
Ausgerechnet ein herrenlos im Indischen Ozean herumtreibender Container voller Schuhe wird einem Segler zum
Verhängnis. Denn der stählerne Koloss reisst beim Aufprall auf die Segelyacht ein großes Loch in deren Seitenwand.
Aufgrund des daraus resultierenden Wassereinbruchs funktioniert das elektronische Navigationssystem nicht mehr. Der
Segler, ein Amerikaner, der auf der Flucht vor dem Leben zu sein scheint, kann das Loch nur notdürftig stopfen. Schon
rückt ein Sturm heran... J.C. Chandors ALL IS LOST bewegt sich irgendwo zwischen dem Klassiker DER ALTE
MANN UND DAS MEER und dem neuzeitlichen LIFE OF PI – SCHIFFBRUCH MIT TIGER. Der Stoff scheint
damit eigentlich schon recht gut abgedeckt zu sein. Dennoch gelingt es Chandor und seinem Hauptdarsteller Robert
Redford, in vielen Sequenzen eine beachtliche Spannung aufzubauen. “Was würde ich wohl in dieser Situation machen”,
denkt man sich unweigerlich, wenn “Our Man” (wie Redfords Rolle im Abspann betitelt wird) sein angeschlagenes Boot
durch einen schweren Sturm manövrieren muss. In teilweise grandiosen Bildern fängt Kameramann Frank G. DeMarco
den Kampf des Menschen mit den Naturgewalten ein, die ebenso schön wie unheimlich sein können. Eine äußerst
präzise Tonspur, die vollkommen ohne Gimmicks auskommt, vermittelt Redfords Überlebenskampf sehr authentisch.
Aber Kritik muss auch sein: die Lesebrille, die unser Held noch zum Lesen eines Buches braucht, verschwindet
irgendwann aus dem Blickfeld des Drehbuchs. Und dennoch kann “Our Man” problemlos Karten lesen oder den
Sextanten bedienen.
|
Freitag, 22. November 2013 “For Jim” Die Pressewoche endete mit dem Abschied von einem großartigen Schauspieler. GENUG GESAGT (1:1.85, DD 5.1) OT: Enough Said Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2013 Regie: Nicole Holofcener Darsteller: Julia Louis-Dreyfus, James Gandolfini, Catherine Keener Kinostart: 19.12.2013
Eva und Albert teilen dasselbe Schicksal: beide sind von ihren Partnern geschieden und haben jeweils eine Tochter. Als
sie sich zufällig auf einer Party kennenlernen, funkt es zwischen Eva und Albert und sie beginnen eine Liebesaffäre.
Während ihrer Arbeit als mobile Masseurin entwickelt sich zwischen Eva und ihrer neuen Kundin Marianne, die
ebenfalls geschieden ist, eine richtige Freundschaft. Als Marianne ständig über ihren Ex abzulästern beginnt, muss Eva
bald erkennen, dass der niemand anderer ist als der gutmütige Albert. Fortan betrachtet sie ihren neuen Liebhaber nur
noch mit den Augen der Freundin. Das kann ja nicht gut gehen... Zum letzten Mal gibt es James Gandolfini in einer
Paraderolle zu sehen. Der erst kürzlich viel zu früh verstorbene Schauspieler mimt auch hier wieder die Rolle, die er am
besten ausfüllen kann: die eines Sugar-Daddys. Mit seiner wohltuend sonoren Stimme verleiht er allen seinen Szenen
diesen warmen, kuscheligen Charakter. Man kann gar nicht anders als ihn zu mögen – sogar seine Fehler und Marotten,
die er als Albert an den Tag legen darf. Wie beispielsweise das Flüstern, das er überhaupt nicht beherrscht. Was für
Gandolfini gilt, das gilt aber auch für den Rest des Ensembles. Alle füllen ihre Rollen hervorragend aus. Nicole
Holofcener hat einen kleinen und überaus witzigen Film mit liebenswerten Charakteren inszeniert, der nie übertrieben
wirkt, nie eskaliert, und dennoch vorzüglich unterhält.
|
Donnerstag, 21. November 2013 Der Polizist, der nie lächelt Wird immer wieder gern genommen: ein Schwedenkrimi aus Dänemark ERBARMEN (1:2.35, 5.1) OT: Kvinden I Buret Verleih: NFP (Warner) Land/Jahr: Dänemark, Deutschland, Schweden 2013 Regie: Mikkel Nørgaard Darsteller: Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Sonja Richter Kinostart: 23.01.2014
Carl Mørk war Ermittler im Morddezernat, bis er eines Tages in eine Falle tappte, bei der ein Kollege getötet und ein
weiterer zum Krüppel wurde. Jetzt soll er nach dem Willen seines Vorgesetzten das Dezernat Q übernehmen. Das jedoch
ist alles andere als erfreulich, handelt es sich doch um das Sichten und Auswerten von längst zu den Akten gelegten
Fällen. Assad, ein Kollege mit Migrationshintergrund und ein Büro im fensterlosen Keller spornen Carl nicht gerade an.
Zumal er auch im Privaten nicht klar kommt: seine Partnerin gab ihm den Laufpass. In seinem unendlichen Frust nimmt
er sich des Falles der verschollenen Merete an, die angeblich Selbstmord begangen haben soll. Doch je mehr sich Carl
und Assad mit dem Fall beschäftigen, umso mehr Zweifel kommen auf... Ein gefallener Polizist, ein Kollege, der sich
nicht entmutigen lässt, ein ungelöster Fall und ein Racheplan, der sich über Jahre erstreckt – der von Mikkel Nørgaard
nach einem Roman von Jussi Adler-Olsen inszenierte Krimi hat sämtliche Ingredienzien, auf die Schwedenkrimi-Fans
abfahren. Und möglicherweise hat er viel zuviele davon. Nicht etwa, dass der Film unspannend wäre. Doch seine Story
und die Zutaten sind ziemlich abgedroschen. Wenn dann noch das ZDF als Mitproduzent genannt wird, schließt sich der
Kreis: bei ERBARMEN dürfte es sich um den Pilotfilm zur neuen Sonntagabend-Serie handeln. Immerhin: die
Konstellation der beiden Ermittler hat durchaus ihren Reiz – ein Griesgram von einem Polizisten und sein Kollege mit
Migrationshintergrund. Nørgaards Film arbeitet mit zwei Zeitebenen. Während die beiden Helden in der Gegenwart
ermitteln, läuft das eigentliche Verbrechen immer wieder im Rückblick weiter ab. So bleibt zumindest die Spannung
aufrecht erhalten, wenn auch eingefleischte Krimifans sich schon bald mit teilweise Hanebüchenem konfrontiert sehen.
Fazit: was für den Fernsehzuschauer vielleicht schon etwas zu heftig ist, könnte für den Kinogänger fast schon ärgerlich
sein.
RAM-LEELA (1:2.35, DD 5.1) OT: Ram-Leela Verleih: Rapid Eye Movies Land/Jahr: Indien 2013 Regie: Sanjay Leela Bhansali Darsteller: Ranveer Singh, Deepika Padukone, Priyanka Chopra Kinostart: 21.11.2013
Damit hat keiner gerechnet: ausgerechnet Ram verliebt sich in Leela und Leela verliebt sich in Ram. Dabei gehören die
beiden unterschiedlichen Klans an, die sich schon seit Jahrhunderten spinnefeind sind. Die Liebenden müssen ihre Liebe
daher erst einmal geheimhalten. Da passiert etwas Tragisches: in Notwehr erschießt Ram Leelas Bruder. Wird die Liebe
der Beiden daran zerbrechen? - Dass man den guten alten Shakespeare auch im fernen Indien als guten Lieferanten für
filmreife Stoffe erkannt hat, beweist RAM-LEELA. Denn der neue Blockbuster aus dem Orient ist nichts anderes als
ein Upgrade des altbekannten “Romeo & Julia”-Stoffes. Und Regisseur Sanjay Leela Bhansali übertrifft sich selbst mit
seiner Inszenierung! RAM-LEELA ist ein Bilder- und Farbenrausch allererster Güte, der nicht an wunderbar
choreografierten Song & Dance Nummern mit fetziger Musik spart. Hier birst die Leinwand vor Erotik und es gibt echte
(!) Kussszenen. Die Darsteller sind allesamt eine Augenweide, allen voran Ranveer Singh als Ram und Deepika
Padukone als Leela. Ein weiterer Star im Film ist das Set-Design, das bombastischer nicht sein könnte. Wer indisches
Kino mag, der sollte diesen Film nicht verpassen. Und wer noch nie indisches Kino erlebt hat, dem bietet sich hier die
optimale Gelegenheit, das endlich nachzuholen.
|
Montag, 18. November 2013 Die Hungerspiele gehen weiter Eine sehr dünne Pressewoche begann heute mit einem lang erwarteten Blockbuster DIE TRIBUTE VON PANEM - CATCHING FIRE (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: The Hunger Games: Catching Fire Verleih: Studiocanal Land/Jahr: USA 2013 Regie: Francis Lawrence Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Lenny Kravitz, Philip Seymour Hoffman, Jeffrey Whright, Stanley Tucci, Donald Sutherland Kinostart: 21.11.2013
Kaum haben Katniss und Peeta die 74. Hungerspiele von Panem gewonnen, beginnt der Ärger für beide von Neuem.
Präsident Snow will verhindern, dass ihr glorreicher Sieg zu Aufständen in den Außenbezirken führt und Katniss zur
Leitfigur wird. Also beschließt er kurzerhand, dass die 75. Hungerspiele mit altbekannten Teilnehmern durchgeführt
werden. Katniss und Peeta werden dazu verdammt mitzumachen – oder ihre Angehörigen müssen leiden. In einer
vollkommen neuen Arena sollen die Spiele ausgetragen werden. Um zu überleben müssen Katniss und Peeta Allianzen
mit den Gegnern eingehen. Doch wem können sie trauen? - Das Warten hat ein Ende: Katniss ist zurück! Und sie hält
was sie verspricht. Denn wie schon der erste Teil der TRIBUTE VON PANEM Reihe setzt auch der Fortsetzungsfilm
auf eine gute Mischung zwischen Action und Spannung ohne dabei auf Gefühle zu verzichten. Der grandios bebilderte
Film liefert dem Zuschauer auch wieder starke Identifikationsfiguren: Katniss, die um das Wohl ihrer Familie kämpft
und zwischen zwei Männern hin- und hergerissen wird, und Peeta, der in Katniss verliebt ist und alles für sie tun würde.
Als neues Gesicht im Ensemble taucht Philip Seymour Hoffman auf, der den neuen Spielleiter mimt und von dem in den
weiteren Fortsetzungsfilmen noch mehr zu erwarten ist. Für Langeweile jedenfalls ist in diesem Film keine Zeit. Dafür
sorgen ein paar Überraschungen, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll. Fazit: grandioses Popcorn-Kino mit
Anspruch, das mit einem Cliffhanger gleich Appetit auf Teil 3 macht. Kleiner Tipp: wer den Film so erleben möchte,
wie er von seinen Schöpfern konzipiert wurde, der sollte ihn in einem richtigen IMAX-Kino anschauen. Denn der größte
Teil der Arena-Sequenzen wurde mit einer 65mm-IMAX-Kamera aufgenommen, die dafür sorgt, dass bei den
entsprechenden Sequenzen die gesamte IMAX-Bildwand mit Bild in bester Qualität ausgefüllt wird.
|
Freitag, 15. November 2013 Wen die Muse küsst Ja ist denn schon wieder Wochenende? Tatsächlich – keine weiteren Pressevorführungen im Terminkalender. DAS MÄDCHEN UND DER KÜNSTLER (1:2.35, 5.1) OT: El Artista Y La Modelo Verleih: Camino (Filmagentinnen) Land/Jahr: Spanien 2012 Regie: Fernando Trueba Darsteller: Jean Rochefort, Aida Folch, Claudia Cardinale Kinostart: 25.12.2013
Es ist der Sommer des Jahres 1943. Frankreich ist von deutschen Truppen besetzt. Zurückgezogen lebt der Bildhauer
Marc Cros zusammen mit seiner Frau in einem kleinen Dorf am Rande der Pyrenäen nahe der spanischen Grenze. Eines
Tages bringt seine Frau die 20-jährige Mercè mit nach Hause, die sie im Dorf aufgelesen hat. Cros bietet der aus einem
Lager Geflohenen eine Unterkunft und Verpflegung an, wenn sie ihm dafür Modell steht. Mercè willigt ein. In seinem in
den Hügeln gelegenen Atelier beginnt der Künstler mit der Arbeit. Mercè wird zu seiner Muse... Fernando Truebas Film
ist ganz sicher nicht der erste Film über einen Künstler und seine Muse, aber es könnte der erste in Schwarzweiß sein.
Kameramann Daniel Vilar versteht es aber einen Film auch ohne Farbe bunt aussehen zu lassen. Die sehr ästhetisch
komponierten CinemaScope-Bilder passen hervorragend zum Thema des Films, in dem es unter anderem auch um
Perfektion geht, die nicht erreichbar zu sein scheint. Mit Jean Rochefort in der Rolle des Bildhauers und Aida Folch als
dessen Inspirationsquelle ist Truebas Film perfekt besetzt. Claudia Cardinale als des Meisters Gemahlin spielt hier nur
eine untergeordnete Rolle. DAS MÄDCHEN UND DER KÜNSTLER ist ein Film der leisen Töne, in dem der
Regisseur nach eigenem Bekunden große Themenkomplexe wie Leben und Tod, Jugend und Alter, Schönheit in Zeiten
des Grauens, Sinn und Notwendigkeit von Kunst und der Suche nach der Schönheit behandelt.
|
Donnerstag, 14. November 2013 Tanzen mit dem Feind In den heutigen Filmen ging es um Völkerverständigung und ungewollte Vaterschaften DANCING IN JAFFA (1:1.85, 5.1) OT: Dancing In Jaffa Verleih: MFA Land/Jahr: USA, Israel 2013 Regie: Hilla Medalia Kinostart: 16.01.2014
Pierre Dulaine ist ein international gefeierter Tanzstar. Geboren in Jaffa in Israel kehrt der als Tanzlehrer arbeitende
Dulaine jetzt zum ersten Mal seit seiner Ausreise in den 1940er-Jahren wieder in seine Heimatstadt zurück – mit einem
ungewöhnlichen Projekt im Koffer. Frei nach dem Motto “Tanzen verbindet” möchte er israelisch-jüdischen und
israelisch-palästinensischen Schulkindern Tanzunterricht geben. Nicht etwa getrennt – ganz im Gegenteil: die durch
religiöse und politische Umstände zu Feinden gewordenen Kinder beider Lager sollen miteinander tanzen! Regisseurin
Hilla Medalia hat Pierre Dulaine bei seiner schwierigen Mission begleitet. Noch bevor die beiden Lager
zusammengeführt werden, gilt es zunächst innerhalb jeden Lagers die kleinen Schüler davon zu überzeugen, dass ein
Junge mit einem Mädchen zusammen tanzen darf, dass sie sich gegenseitig berühren dürfen. Dafür muss Dulaine auch
die Eltern überzeugen. Durch seine Art und Weise, mit den Kindern umzugehen, gelingt es Dulaine, deren Vertrauen zu
gewinnen. Vertrauen ist auch die Basis für ein Miteinander auf der Tanzfläche. Hilla Medalia hat für ihren Film zwei
Paare herausgepickt, die sie genauer beobachtet. So erfahren wir als Zuschauer von deren Lebensumständen und ihren
Problemen, können eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Pierre Dulaines Schulprojekt hat nicht nur die friedliche
Koexistenz der beiden Völkergruppen zum Ziel, sondern gleichzeitig auch therapeutische Wirkung für die Kinder. Hilla
Medalie ist mit DANCING IN JAFFA ein ebenso emotionaler wie mitreißender Dokumentarfilm gelungen.
DER LIEFERHELD – UNVERHOFFT KOMMT OFT (1:2.35, DD 5.1) OT: Delivery Man Verleih: Constantin Land/Jahr: USA 2013 Regie: Ken Scott Darsteller: Vince Vaughn, Chris Pratt, Cobie Smulders Kinostart: 05.12.2013
David Wozniak ist ein großes Kind. Der gutmütige Fleischlieferant steckt knöcheltief in Schulden und vernachlässigt
seine Freundin. Ausgerechnet jetzt wird sie auch noch schwanger und will sich von ihm trennen, weil sie sich ihn nicht
als Vater vorstellen kann. Just in dem Moment, als David sich an den Gedanken gewöhnt, Vater zu werden, erlebt er
eine große Überraschung: aufgrund seiner anonymen Samenspenden, die er vor 20 Jahren tätigte, ist er bereits der
biologische Vater von 533 Kindern! Und über Hundert seiner Sprösslinge haben eine Klage auf Herausgabe seiner
Daten eingereicht, weil sie ihn kennenlernen wollen. David beschließt, endlich erwachsen zu werden und besucht ein
paar seiner Kinder inkognito... Falls Ihnen der Stoff bekannt vorkommt, dann liegt es schlicht und ergreifend daran, das
es sich um ein Remake handelt. STARBUCK lautet der Titel des franko-kanadischen Originals. Immerhin: Original und
Kopie stammen dieses Mal vom selben Regisseur. Kein Wunder also, dass die Kopie dem Original zum Verwechseln
ähnlich sieht. Alle Gags, alle Handlungsstränge, selbst die kleinste Kleinigkeit wurde 1:1 übernommen. Da stellt sich
dann natürlich berechtigterweise die Frage, warum denn der Stoff ein weiteres Mal verfilmt wurde. Die Antwort liegt auf
der Hand: war das Original noch auf Französisch, so erklingt das Remake jetzt in Englisch. Das hat natürlich nur für die
originalsprachliche Fassung eine Bedeutung, nicht jedoch für die deutsche Synchronfassung. Wer also STARBUCK
kennt, der muss den LIEFERHELD nicht anschauen. Wer STARBUCK nicht kennt, hat mit DER LIEFERHELD die
Chance, eine filmische Wissenslücke mit berührenden knappen zwei Stunden zu schließen.
|
Dienstag, 12. November 2013 Erst eisig, dann heiss Mit dem Output des ersten Presse-Doppels in dieser Woche war ich sehr zufrieden DIE EISKÖNIGIN – VÖLLIG UNVERFROREN (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Frozen Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2013 Regie: Chris Buck, Jennifer Lee Kinostart: 28.11.2013
Von Geburt an verfügte Königstochter Elsa über die Gabe, alles in Eis zu verwandeln. Als dies jedoch beim Spiel mit
ihrer kleinen Schwester Anna zu einem Unfall führte, beschloss sie, sich in ihrem Zimmer einzuschließen und nie wieder
herauszukommen. Als ihr Vater viele Jahre später stirbt, soll Elsa zur Königin gekrönt werden. Ein Tag, auf den sich
Anna schon fast ihr ganzes Leben gefreut hat, würde sie doch endlich wieder ihre geliebte Schwester sehen. Doch der
große Tag wird zum Fiasko: Elsa kann ihre Kräfte nicht unter Kontrolle halten und schon bald ist das gesamte
Königreich mit Eis überzogen. Elsa flieht in die Berge. Doch Anna glaubt fest daran, dass ihre Schwester das Unglück
wieder umkehren kann und folgt ihr tapfer...
Der neueste Animationsfilm aus dem Hause Disney lässt einen alles andere als kalt! Ähnlich wie RAPUNZEL versteht
sich auch dieser Film darauf, eine Beziehung zwischen dem Zuschauer und den computeranimierten Charakteren
aufzubauen. Leiden Prinzessin oder Königin, so leidet man automatisch mit, Gefühle werden transportiert. Einfallsreich,
lustig und spannend zugleich erschufen Chris Buck und Jennifer Lee in Anlehnung auf ein Märchen von Hans Christian
Andersen einen zeitgemäßen Abenteuerfilm. Hier gibt es nicht nur den unbezwingbaren männlichen Helden, sondern
auch sehr tapfere Frauen, die ihren Mann stehen. Und das Disney-Studio betritt zugleich Neuland: einer der guten
Charaktere erweist sich gegen Ende des Films als ein sehr durchtriebener, schlechter Charakter! An dieser Stelle wird
aber nicht verraten, um wen es sich dabei handelt! In Puncto Animation lässt der Film nichts zu wünschen übrig. Die
CinemaScope-Leinwand verwandelt sich in einen dreidimensionalen, farbenprächtigen Eispalast. Dazu gibt es wieder
zwei äußerst liebenswerte neue Gesellen, die für jede Menge Spaß sorgen: Olaf, der lebende Schneemann und Sven, das
muhende Rentier mit den großen Kulleraugen. Möchte man an dem Film unbedingt Kritik anbringen, so könnte man
durchaus sagen, dass die erste Hälfte des Films fast schon ein Musical darstellt, (in der deutschen Fassung sind die
Songs leider ebenfalls eingedeutscht), während dieser Charakter in der zweiten Hälfte komplett verloren geht und den
Film recht inhomogen erscheinen lässt. Aber Schwamm darüber: DIE EISKÖNIGIN macht so viel Spaß, dass das
schon nicht mehr zum Tragen kommt. Die fetzigen Songs und die orchestrale Filmmusik weisen eine sehr schöne
Dynamik und Plastizität auf, was sich speziell in der “Dolby Atmos”-Version sehr positiv auswirken dürfte. Als
Überraschung gibt es übrigens vor dem eigentlichen Film noch einen Kurzfilm mit Mickey Mouse, der mit gigantischem
3D aufwartet!
THE COUNSELOR (1:2.35, DD 5.1) OT: The Counselor Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2013 Regie: Ridley Scott Darsteller: Michael Fassbender, Penélope Cruz, Cameron Diaz, Javier Bardem, Brad Pitt Kinostart: 28.11.2013
Um sich und seiner zukünftigen Ehefrau ein luxuriöses Leben zu ermöglichen, lässt sich ein Anwalt an der
amerikanisch-mexikanischen Grenze auf einen großangelegten Drogendeal ein. Als jedoch der Drogenkurier abgefangen
wird und die heisse Ware in dunkle Kanäle verschwindet, sieht er sich dem mächtigen Drogenkartell ausgeliefert. Und
das fordert Blutzoll... Dass man einen Thriller nicht zwangsläufig mit brachialer Action inszenieren muss, sondern
insbesondere auch leise Töne als Spannungskatalysator dienen können, beweist Ridley Scott mit seinem neuen Film. Er
stellt Dialoge in den Mittelpunkt und porträtiert dadurch die Charaktere, die allesamt irgendwie miteinander in
Beziehung stehen. Dass alles böse enden wird, ist einem zwar schnell klar, doch bleibt bis zuletzt offen, wer mit dem
Leben davonkommt und wer nicht. Als besonderen Clou hat Scott Hollywood-Aktrice Cameron Diaz dieses Mal ganz
entgegen ihren sonstigen Rollen besetzt. Brad Pitt hingegen ist in einer Nebenrolle zu sehen, die er in ähnlicher Weise
bereits in KILLING THEM SOFTLY ablieferte. Der großartig photographierte Film schreckt dabei jedoch auch vor
einigen krassen Szenen nicht zurück – schließlich hat ja das Drogenkartell die Finger im Spiel. THE COUNSELOR ist
spannende Unterhaltung bis zum Schluss.
|
Freitag, 08. November 2013 Von falschen Bärten und knallharten Fleischklößen Zum Ausklang meiner Pressewoche gab es mal wieder einen Film für den Kinogängernachwuchs. ELLA UND DAS GROSSE RENNEN (1:2.35, 5.1) OT: Ella Ja Kaverit Verleih: Film Kino Text Land/Jahr: Finnland 2012 Regie: Taneli Mustonen Darsteller: Freja Teijonsalo, Jyry Kortelainen, Artturi Auvinen Kinostart: 25.12.2013
Weil ein durchgedrehter Rennfahrer eine neue Rennbahn bauen will, soll die kleine Schule, in der Ella und ihre Freunde
unterrichtet werden, abgerissen werden. Die Erwachsenen sind absolut machtlos gegen den Durchsetzungswillen des
Rennfahrers. Doch der hat nicht mit dem Engagement der kleinen Schüler gerechnet... Nachdem die “Ella”-Bücher von
Timo Parvela sogar auf dem deutschen Markt Bestseller sind, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Verfilmung ins
Kino kommt. Taneli Mustonen hat sie geschaffen und damit einen zielgruppengerechten Film abgeliefert, der alles hat,
was Kinderherzen höher schlagen lässt: Spannung, Humor und jede Menge Action mit falschen Bärten und knallharten
Fleischklößen. Und wenn wie im vorliegenden Fall die Kinder um den Erhalt ihrer kleinen Schule kämpfen, dann gibt
das dem Ganzen sogar noch einen pädagogisch wertvollen Anstrich.
|
Donnerstag, 07. November 2013 Ein Blinder unter Blinden Mit den Ohren hören – unser heutiges Thema in der Pressevorführung. IMAGINE (1:2.35, DD 5.1) OT: Imagine Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Polen, Frankreich, Portugal, Großbritannien 2012 Regie: Andrzej Jakimowski Darsteller: Edward Hogg, Alexandra Maria Lara, David Atrakchi Kinostart: 02.01.2014
Der blinde Engländer Ian kommt als Lehrer für räumliche Orientierung an eine Augenklinik in Lissabon. Mit seinen
unorthodoxen Lehrmethoden stößt er nicht nur bei seinen Vorgesetzten, sondern auch bei seinen Schülern auf Skepsis.
Weil er sich immer ohne Blindenstock bewegt, glauben diese sogar, dass er ein Schwindler ist und in Wirklichkeit
sehen kann. Nur die schöne Eva vertraut ihm voll und ganz... Mit Zungenschnalzen und Händeklatschen kann man ganz
schön weit kommen. Eindrucksvoll demonstriert Andrzej Jakimowski in seinem Film, wie sich blinde Menschen mit
Hilfe ihrer Ohren orientieren können. Immer wieder beweist Lehrer Ian seinen großen und kleinen Schülern, das man
nur genau hinhören muss, um sich ohne Stock drinnen wir auch draußen zurechtzufinden und selbst die kleinsten Details
wahrzunehmen. Allerdings tritt der Film spätestens nach der Hälfte auf der Stelle und entwickelt sich nicht wesentlich
weiter.
|
Mittwoch, 06. November 2013 Die Königin der Herzen Das lang erwartete Biopic über die 1997 bei einem Unfall ums Leben gekommene Prinzessin von Wales stand heute auf dem Programm DIANA (1:1.85, DD 5.1) OT: Diana Verleih: Concorde Land/Jahr: Großbritannien, USA 2013 Regie: Oliver Hirschbiegel Darsteller: Naomi Watts, Naveen Andrews, Douglas Hodge Kinostart: 09.01.2014
England 1995. Während Diana, Prinzessin von Wales, auf ihre Scheidung wartet, lernt sie zufällig den Herzchirurgen
Dr. Hasnat Khan kennen und ist sofort fasziniert von ihm. Zwischen den beiden ungleichen Menschen entbrennt eine
innige Liebesaffäre, die jedoch an Dianas Popularität zu zerbrechen droht... Oliver Hirschbiegels Biopic beschränkt sich
auf die letzten beiden Jahre im Leben der beliebtesten Prinzessin der Welt und konzentriert sich dabei auf die Romanze
zwischen ihr und dem Herzchirurgen Hasnat Khan. Mit viel Sentimentalität sowie Herz-Schmerz wird jene Affäre
geschildert, in der Diana ihre Erfüllung fand und in der der Grundstein für ihre weltweiten humanitären Einsätze gelegt
wurde. Letztere jedoch werden meist nur ganz kurz gestreift und man erfährt als Zuschauer kaum etwas darüber. So
bleibt fast nur die große Liebesgeschichte, die die Herzen der Menschen bewegte und sicherlich im Kinosaal für manche
Träne sorgen wird. Naomi Watts gibt dabei eine umwerfende Diana ab, die lieben und leiden darf und ein jähes Ende
findet.
|
Dienstag, 05. November 2013 Machete don’t tweet! Wenn Vampire auf Machete treffen, so kann das nur Eines bedeuten: es gab ein Presse Double-Feature ONLY LOVERS LEFT ALIVE (1:1.85, DD 5.1) OT: Only Lovers Left Alive Verleih: Pandora Land/Jahr: Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Zypern 2013 Regie: Jim Jarmusch Darsteller: Tom Hiddleston, Mia Wasikowska, Anton Yelchin, John Hurt, Tilda Swinton Kinostart: 25.12.2013
Adam und Eve sind zwei Vampire, die sich schon seit Jahrhunderten kennen und lieben. Beide sind sehr kultiviert und
verfügen über immenses Wissen. Ihre animalischen Triebe haben sie weitgehend unter Kontrolle und versorgen sich mit
Blutkonserven. Doch ihre Tage scheinen angesichts zunehmender Blutseuchen und anderer Umweltprobleme gezählt zu
sein, die Vorräte werden knapp. Präventiv lässt sich der musikbegeisterte Adam eine Pistolenkugel aus Holz anfertigen.
Wird er sie benutzen? In gewisser Weise erinnert Jim Jarmuschs neuestes Werk an die deutsche Produktion
FINSTERWORLD. Wurde dort bereits eine Art Bestandsaufnahme über den Zustand der insbesondere
bundesdeutschen Gesellschaft gemacht, so könnte man Jarmuschs Film als Bestandsaufnahme über den momentanen
Zustand der Welt interpretieren. Denn frei nach dem Motto “wenn unsere Welt inzwischen derart schlecht geworden ist,
dass nicht einmal Vampire überleben können, dann dürfte alles schon zu spät sein”. Adam und Eve, die beiden sich
liebenden Vampire, sind hierbei Metaphern für den aktuellen Zustand menschlichen Daseins. Wenn man dem Film auch
ankreiden muss, dass er sein Thema ziemlich in die Länge zieht (wir sprechen hier von immerhin 123 Minuten!), so
faszinieren auf der anderen Seite seine Bilder. Und die reflektieren nichts anderes als Trostlosigkeit. Leider gelingen
dabei Kameramann Yorick de Saux nur ein einziges Mal Bilder hypnotischer Sogwirkung, nämlich dann, wenn die
Kamera gleich zu Beginn die Protagonisten von oben filmt und sich ständig dabei dreht, immer im Wechsel mit einer
sich ebenso drehenden 45er-Schallplatte. Immerhin: jetzt bekommt auch endlich das Arthaus-Publikum Vampire zu
sehen – wenn auch relativ unblutige.
MACHETE KILLS (1:1.85, DD 5.1) OT: Machete Kills Verleih: Universum Film (Walt Disney) Land/Jahr: USA 2013 Regie: Robert Rodriguez Darsteller: Danny Trejo, Mel Gibson, Demián Bichir, Michelle Rodriguez, Sofía Vergara, Charlie Sheen, Lady GaGa, Antonio Banderas, Walton Goggins, Cuba Gooding Jr. Kinostart: 19.12.2013
Im Auftrag der amerikanischen Regierung soll Machete einen schizophrenen Mexikaner ausschalten, der eine Rakete auf
Washington abfeuern will. Doch der Auftrag hat einen Haken: der Auslösemechanismus für die Rakete ist mit dem Herz
des Bösen gekoppelt. Stirbt er, geht die Rakete los. War da eben die Rede von einem Haken? Machete kennt keine
Haken! - Darauf hat die Fangemeinde schon lange gewartet. Jetzt heisst es nicht mehr “Machete don’t text”, sondern in
logischer Fortführung “Machete don’t tweet!” Die Lacher jedenfalls dürfte Multitalent Robert Rodriguez damit auf
seiner Seite haben. Wie er es im Abspann von MACHETE bereits angekündigt hat, liefert Rodriguez jetzt mit
MACHETE KILLS den Fortsetzungsfilm ab. Und der Regisseur ist seinem Stil durch die Bank treu geblieben und
zelebriert menschenverachtendes Grindhouse-Kino – im durchaus positiven Sinn. Denn wer sich aus Versehen in diesen
Film verirrt, der ist hier definitiv fehl am Platz. In einen MACHETE-Film geht man nicht aus Versehen, sondern mit
ganz klaren Absichten: Splatter-Fun ist angesagt. Schon gleich zu Beginn schwört Rodriguez seine Fans auf die
“Coming Attractions” ein (natürlich stilecht mit vielen Kratzern und Schrammen im Bild): MACHETE KILLS
AGAIN...IN SPACE ist der Titel des Machwerkes, mit dem Danny Trejo alias wortkarger, Machete schwingender
Mexikaner seinen Krieg gegen böse Buben im Weltall fortsetzen wird und dabei die heiligen Pfründe der STAR WARS
Jünger mächtig besudelt. Im aktuellen Film wird nicht nur der Body Count in die Höhe geschraubt, auch die Anzahl
leicht bekleideter Girls mit reichlich Oberweite hat zugenommen. Derart pralle Tatsachen schreien förmlich nach 3D.
Ein Schrei, den Rodriguez nicht ungehört verstummen lässt und so den 3D-Hype gekonnt persifliert – in 2D. Der
Meister schreckt sogar nicht davor zurück, die Eröffnungsszene seines Klassikers DESPERADO durch den Kakao zu
ziehen (besser müsste es hier heissen: durch den Tequila zu ziehen). Eines dürfte aber klar sein: wenn Gedärme über die
laufenden Rotorblätter eines Helikopters geworfen werden, dann darf so etwas natürlich nicht jugendfrei sein. Und so ist
zu hoffen, dass die FSK ein Einsehen mit den Bedürfnissen der Rodriguezianer haben und den Film nicht unter 18
Jahren zulassen wird. Etwas anderes würde die Fangemeinde enttäuschen. Fazit: Rodriguez liefert exakt das, was auf der
Verpackung steht. Freut Euch!
|
Montag, 04. November 2013 Zwei Brüder und eine Leiche Nach einer ganzen Woche ohne eine einzige Pressevorführung ging es heute endlich wieder rund. 45 MINUTEN BIS RAMALLAH (1:2.35, 5.1) Verleih: Zorro Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Ali Samadi Ahadi Darsteller: Karim Saleh, Navid Akhavan, Julie Engelbrecht Kinostart: 05.12.2013
Um seiner Mutter einen Gefallen zu tun, reist Rafik von Deutschland aus zurück in seine Heimat Israel, um an der
Hochzeitsfeier seines Brudes Jamal teilzunehmen. Dabei kann Rafik weder seinen Bruder ausstehen, noch verträgt er
sich mit seinem Vater. Da passiert das Unerwartete: der Vater stirbt während der Feier. Sein letzter Wunsch: er möchte
an seinem Geburtsort in der Nähe von Ramallah beigesetzt werden. Das aber liegt in den palästinensischen
Autonomiegebieten. Gemeinsam mit seinem Bruder und dem Leichnam des Vaters macht sich Rafik auf, des Vaters
letzten Wunsch zu erfüllen. Das jedoch erweist sich als extrem kompliziert... Dass man durchaus eine Komödie vor dem
Hintergrund der palästinensisch-israelischen Spannungen machen kann, hat Christopher Morris 2010 mit seinem
famosen Schelmenstück FOUR LIONS hinlänglich bewiesen. Ali Samadi Ahadis Film ist zwar etwas anders geartet,
doch letztlich zieht auch er dieses Spannungsfeld durch den Kakao – allerdings weitaus langweiliger! Dabei bietet die
Story durchaus Potenzial. Warum dieses nicht genutzt wird und stattdessen ein lautes, überdrehtes, schwarzhumoriges
und teils sperriges Etwas in die Kinos geschickt wird, verwundert.
BLAU IST EINE WARME FARBE (1:2.35, DD 5.1) OT: La Vie d'Adèle - Chapitre 1& 2 Verleih: Alamode (Wild Bunch) Land/Jahr: Frankreich, Belgien, Spanien 2012 Regie: Abdellatif Kechiche Darsteller: Léa Seydoux, Adèle Exarchopoulos, Jeremie Laheurte Kinostart: 19.12.2013
Dass Mädchen mit Jungs ausgehen ist für die 15jährige Schülerin Adèle ganz selbstverständlich. Doch als ihr rein
zufällig die Kunststudentin Emma über den Weg läuft, erweckt die bei ihr bislang ungeahnte Sehnsüchte. Adèle kann
sich nicht dagegen wehren und sucht die Nähe der jungen Frau mit den blauen Haaren. Zwischen den beiden jungen
Frauen entwickelt sich eine Liebesbeziehung... Dass ein intimer Film mit einer Spielzeit von knapp drei Stunden nicht
zwangsläufig langweilig sein muss, beweist Regisseur Abdellatif Kechiche hier in hervorragender Weise. Das liegt vor
allem an seinen beiden Hauptdarstellerinnen, an denen sich die Kamera gar nicht satt genug sehen kann. Der gesamte
Film wird von Großaufnahmen dominiert. Die Kamera bleibt selbst während der intimsten Momente ganz dicht bei den
sich liebenden jungen Frauen. Léa Seydoux als die erfahrene Emma und Adèle Exarchopoulos als unbeschriebenes Blatt
Adèle geben wirklich alles in ihrem Spiel – körperlich wie gefühlsmäßig. Insbesondere Adèle Exarchopoulos begeistert.
Das Mädchen mit dem sinnlichen Mund dürfte eine große Karriere vor sich haben. BLAU IST EINE WARME
FARBE mag zwar vordergründig die Geschichte einer lesbischen Liebe sein, doch sie ist auch gleichzeitig eine ganz
universelle Liebesgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen. Dank der tollen Darsteller fühlt man als Zuschauer stets
mit den Liebenden mit, kann ihre Gefühlsregungen nachvollziehen.
|
Datenschutzerklärung All displayed Logos and Product Names may be ©, TM or ® by their respective rights holding companies. No infringement intended. |