Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

Wolfram Hannemann | Talstr. 11 | D-70825 Korntal | Germany | Phone: +49 (0) 711 838 06 49 | Fax: +49 (0) 711 8 38 05 18
e-mail: info (at) wolframhannemann.de

Home      Referenzen      Filmblog      Videoproduktion    Jugendschutzbeauftragter      Impressum
Filmblog Aktuell           Filmblog-Archiv           Filmtitel-Index
Freitag, 20. Dezember 2013
Mehr als nur Milch
In der letzten Pressevorführung in diesem Jahr ging es tierisch ab.

DIE SCHÖNE KRISTA (1:1.85, 5.1)
Verleih: Aries Images (Barnsteiner)
Land/Jahr: Deutschland 2013
Regie: Antje Schneider, Carsten Waldbauer
Kinostart: 20.03.2014

Was sind das für Euter, Mann! Gegen die schöne Krista kann keine Konkurrentin punkten. Und ihr Züchter ist stolz auf seine Dame. Die Dame, um die es geht, ist natürlich eine Milchkuh. Jörg Seeger ist ihr Besitzer und er präsentiert seine Kuh “die alles hat, was wir von einer modernen Milchkuh verlangen – gut im Fundament, scharf gebaut, eine großrahmige Hochleistungskuh” (wie sie einer der Preisrichter charakterisiert) auf allen internationalen Wettbewerben. Mal gewinnt er mit ihr, mal wird es nur der zweite Platz. Antje Schneider und Carsten Waldbauer bleiben in ihrem Dokumentarfilm mit der Kamera ganz nah bei Krista und der Züchterfamilie, begleiten sie sogar bis ins ferne Kanada, von wo Kristas Vater stammt. Es sind die vielen kleinen, stimmigen Bilder, die diesem Dokumentarfilm seinen ganz speziellen Charakter verleihen, wie z.B. die zum Trocknen in der Sonne aufgehängte Wäsche auf dem Bauernhof oder die fein säuberlich in Regalen aufbewahrten Zuchtbücher. Aber die Kamera bleibt auch ganz nah dran, wenn der Tierarzt die offenbar kranke Krista untersucht. Hier zeigt uns der Film auch ganz deutlich, dass es bei der Zucht ums Geld geht und damit um das Überleben des Bauernhofs. Denn taugen Kristas Embryonen nichts, so können sie nicht verkauft werden. Von der Milch alleine kann sich der Hof nicht halten. DIE SCHÖNE KRISTA bietet lustige und auch ergreifende Momente, die den Zuschauer ganz sicher nicht kalt lassen werden. Denn so eine Kuh ist mehr als nur Milch. Der Film zeigt es.

Video: Die Filmemacher zu Gast in Stuttgart
Donnerstag, 19. Dezember 2013
Was würden wir ohne Journalisten nur tun...
Das heutige Pressedoppel rückte zwei wahre Geschichten in den Fokus, in denen jeweils Journalisten die treibende Kraft waren

DER BLINDE FLECK (1:2.35, 5.1)
Verleih: Ascot Elite (24 Bilder)
Land/Jahr: Deutschland 2013
Regie: Daniel Harrich
Darsteller: Benno Fürmann, Nicolette Krebitz, Heiner Lauterbach, August Zirner
Kinostart: 23.01.2014

München 1980. Mitten während des Oktoberfestes geht eine Bombe hoch und reisst viele unschuldige Menschen in den Tod. Ein Täter wird schnell ermittelt: der angeblich introvertierte Student Gundolf Köhler, ein Einzeltäter, der beim Anschlag selbst ums Leben kam. Doch dem Journalisten Ulrich Chaussy kommen Zweifel. Als er mit seinen Recherchen beginnt, erhält er prompt Hilfe von einem Unbekannten. Der spielt ihm sämtliche Akten der Staatsanwaltschaft zu. Der Verdacht fällt auf den bayerischen Staatsschutzchef Hans Langemann. Hat er den Fall manipuliert? Chaussy sieht sich mit einem äußerst brisanten Fall konfrontiert... Ein Politthriller aus Deutschland – geht das? Regisseur Daniel Harrich zumindest versucht sich daran. Das Drehbuch zu seinem Film hat er zusammen mit dem Journalisten Ulrich Chaussy verfasst, der im Film von Benno Fürmann verkörpert wird. Darin wird ein Fall aufgearbeitet, der den Journalisten über viele Jahre beschäftigt hat und der bis heute nicht restlos aufgeklärt wurde. Harrichs Inszenierung schwankt zwischen spannendem Thriller-Kino und politisch ambitioniertem Film, wirkt aber leider im Gesamtbild oft recht dilettantisch. Fürmanns Filmpartnerin Nicolette Krebitz beispielsweise, die Frau Chaussy verkörpert, könnte glatt für eine Laiendarstellerin gehalten werden. Die notdürftig integrierten Action-Momente wirken ziemlich aufgesetzt. In technischer Hinsicht muss man dem Film leider einen schlechten Ton attestieren. Viele der Dialoge sind unverständlich. Fachleute waren hier ganz sicher nicht am Werk.

PHILOMENA (1:1.85, DD 5.1)
OT: Philomena
Verleih: SquareOne (Universum Film)
Land/Jahr: Großbritannien 2013
Regie: Stephen Frears
Darsteller: Dame Judi Dench, Steve Coogan, Michelle Fairley
Kinostart: 27.02.2014

Erst als sie schon fast 70 Jahre alt ist, erzählt Philomena ihrer erwachsenen Tochter von ihrem unehelichen Sohn, den die Ordensschwestern jenes Klosters in Irland, in das sie vom Vater gesteckt wurde, im Alter von vier Jahren zur Adoption freigaben. Jetzt will sie ihn wiederfinden. In dem arbeitslosen Journalisten Martin Sixsmith findet sie einen Helfer. Gemeinsam machen sie sich an die Arbeit, um Philomenas Sohn zu finden. Noch ahnen sie nicht, dass sie dadurch einem unglaublichen Skandal auf die Spur kommen... Was Stephen Frears neuen Film wirklich zu einem großartigen Stück Kino macht, ist das Gespann Steve Coogan und Judi Dench. Sie mit ihrer direkten Art, er mit seinem Weltuntergangsblick. Zusammen geben sie ein wirklich wundervolles Team ab, das gemeinsam versucht, Licht in ein weiteres dunkles Kapitel der Katholischen Kirche zu bringen. Inszenatorisch und auch filmmusikalisch (komponiert von Alexandre Desplat) erinnert Frears Film dabei mehr als nur einmal an die alten Hitchcock-Filme vom Schlage eines REBECCA. Ob sich wirklich alles so zugetragen hat, wie es in diesem nach einer wahren Begebenheit entstandenen Film gezeigt wird, kann man als Außenstehender freilich nicht beurteilen. Wenn Philomena beispielsweise auf einer Fotografie, die ihren Sohn bei einer Pressekonferenz zusammen mit dem amerikanischen Präsidenten zeigt, unter den Pressevertretern ausgerechnet Martin Sixsmith entdeckt, könnten Zweifel aufkeimen. Aber dann gilt ja auch der Grundsatz, das das Leben selbst die kuriosesten Geschichten schreibt. PHILOMENA ist ein sehr bewegendes Drama mit vielen ironischen Momenten. In einem Satz. Tolles Kino!
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Das Loch in der Socke
Es ist zwar schon Mittwoch, aber trotzdem war es heute die erste Pressevorführung der Woche.

LOVELY LOUISE (1:1.85, DD 5.1)
Verleih: Camino
Land/Jahr: Schweiz, Deutschland 2013
Regie: Bettina Oberli
Darsteller: Stefan Kurt, Annemarie Düringer, Stanley Townsend
Kinostart: 13.02.2014

Eigentlich ist André Feinmechaniker, aber seiner Mutter zuliebe fährt er Taxi. Nur so kann er bei ihr wohnen und sich auf Schritt und Tritt um die betagte Schauspielerin kümmern. Mitte 50 ist er inzwischen und muss sich immer anhören, dass sie seinerzeit ihre große Hollywoodkarriere im zuliebe an den Nagel gehängt hat. Das er immer noch bei Mutti wohnt macht ihm natürlich in Liebesdingen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Als eines Tages plötzlich ein Amerikaner vor der Haustür steht und behauptet, sein Bruder zu sein, gerät Andrés fest eingefahrenes Leben aus dem Ruder. Eine bessere Interpretation des Muttersöhnchens hat man wohl schon lange nicht mehr gesehen: Stefan Kurt brilliert in der Rolle des André, der zwar schon jenseits der 50 ist, aber immer noch bei Mama wohnt und damit voll und ganz unter ihrer Fuchtel. Ein immer gleicher Tagesablauf prägt seinen Alltag. Eigentlich ist er weniger Taxifahrer als vielmehr Chauffeur seiner Frau Mama. Annemarie Düringer spielt diese alte und nach wie vor eitle Dame voller Inbrunst. Und Stanley Townsend geht in der Rolle des heimgekehrten zweiten Sohnes und Bruders in perfekt amerikanisch-naiver Weise. Ohne dieses hervorragend besetzte Trio hätte der Film glattweg verloren, ja würde sogar etliche Holprigkeiten in der Inszenierung offenlegen. So aber sieht man einfach über sie hinweg. Viel Mühe gab man sich bei der Ausstattung des Films, wie z.B. die Wohnung von André und seiner Mama zeigt. Man spürt richtig, dass sich hier seit 50 Jahren nicht viel verändert hat. Besonders schön kommt das alles natürlich im originalen Schwyzerdütschen Dialekt, den man auch ohne die deutschen Untertitel problemlos verstehen kann. Ein ziemlich effektvolles Sounddesign, das für diese Art von Film fast schon ein bisschen zuviel ist, rundet die überwiegend vergnügliche Tragikomödie ab, die deutlich zeigt, dass man niemand trauen kann, der ein Loch in der Socke hat.
Freitag, 13. Dezember 2013
Wenn Dinos auf die Kacke hauen
Ich sage es frei heraus: das Anschauen des heutigen Films kam einer Strafe gleich...

DINOSAURIER 3D – IM REICH DER GIGANTEN (1:2.35, 3D, DD 5.1)
OT: Walking With Dinosaurs
Verleih: Constantin
Land/Jahr: Großbritannien, USA, Australien 2013
Regie: Neil Nightingale, Barry Cook
Kinostart: 19.12.2013

Der kleine Pachyrhinosaurus Patchi ist der kleinste in seiner Herde und damit zum Außenseiter gestempelt. Doch der Kleine lässt sich nicht unterkriegen, freundet sich mit dem Urvogel Alex an und entdeckt in dem Dino-Weibchen Juniper seine große Liebe. Doch bevor sich Patchi und Juniper endgültig finden, müssen einige Abenteuer überstanden werden... Erinnern Sie sich noch an die ungewöhnliche TV-Serie, bei der man vor ein paar Jahren erstmals per Computeranimation die Welt der Dinosaurier hautnah miterleben konnte? Damals gab es einen Sprecher aus dem Off, der wie in einem Dokumentarfilm die Tiere und ihre Verhaltensweisen sachlich kommentierte. Jetzt also will man mit DINOSAURIER 3D – IM REICH DER GIGANTEN dieses TV-Event auf die große Leinwand übertragen. In technischer Hinsicht ist das auch vollkommen überzeugend gelungen – sogar in 3D und CinemaScope. Was jedoch aus der TV-Serie nicht übernommen wurde, ist der Kommentar. Stattdessen dürfen jetzt plötzlich alle Tiere – ob Vögel oder Dinos – sprechen! Und sie tun dies auf einem Niveau, das man höchstens den ganz jungen Zuschauern zumuten kann. Allerdings stehen diese Dialoge im krassen Gegensatz zu den Bildern, die keinen Freiraum für die Phantasie lassen, so wie man es von animierten Disney-Filmen kennt oder etwa aus der IN EINEM LAND VOR UNSERER ZEIT Reihe. Es will einfach nicht zusammenpassen. Damit könnte das ganze Unterfangen sogar für die vorhin erwähnten ganz jungen Zuschauer nach hinten losgehen. Zu all dem gesellt sich dann noch eine total lächerliche Rahmenhandlung, die jeder Beschreibung spottet, zumal sie auch noch komplett überflüssig erscheint. Viel Dinosaurierkacke und dazu noch Otto Waalkes‘ Stimme – das haut den stärksten Dino um.
Donnerstag, 12. Dezember 2013
Ehekrise in Paris, Heilkunde im Orient
Zwei vollkommen unterschiedliche Filme bestimmten heute mal wieder meinen Kinoalltag

LE WEEKEND (1:2.35, DD 5.1)
OT: Le Week-end
Verleih: Prokino (Fox)
Land/Jahr: Großbritannien 2013
Regie: Roger Michell
Darsteller: Jim Broadbent, Lindsay Duncan, Jeff Goldblum
Kinostart: 30.01.2014

Anlässlich ihres 30. Hochzeitstages wollen Nick und Mag, ein britisches Ehepaar im besten Alter, die Uhr etwas zurückdrehen und ein Romantik-Wochenende in eben jener Stadt verbringen, in der sie damals die Flitterwochen verbrachten: Paris. Doch als sich das Hotel als Bruchbude herausstellt und die Alternative als unbezahlbar erweist, weicht die Romantik harten Diskussionen... Auch wenn Meg ihren treuen Nick immer wieder bei seinen Annäherungsversuchen abblitzen lässt, nimmt man dennoch ganz behutsam wahr, dass es zwischen den beiden noch immer eine tiefe Verbindung gibt. Die Kinder sind aus dem Haus, ihre Jobs schwinden allmählich – Nick und Meg müssen sich neu erfinden, müssen auch ihre Liebe zueinander wieder reaktivieren. Mit Jim Broadbent und Lindsay Duncan hat Roger Michell eine wunderbare Besetzung der Hauptrollen für seinem Film gefunden. Die beiden sind sehr authentisch und geben großartige Identifikationsfiguren. Als Dritter im Bunde gesellt sich Jeff Goldblum hinzu. Er mimt einen alten Studienfreund von Nick, der das Ehepaar zu einer Party nach Hause einlädt und damit die Eheleute vor eine harte Probe stellt. LE WEEKEND ist melancholisch-witziges Kino der leisen Töne, das prima unterhält.

DER MEDICUS (1:2.35, DD 5.1)
Verleih: Universal
Land/Jahr: Deutschland 2013
Regie: Philipp Stölzl
Darsteller: Tom Payne, Emma Rigby, Stellan Skarsgård, Sir Ben Kingsley, Elyas M'Barek
Kinostart: 25.12.2013

England im Mittelalter. Als seine Mutter stirbt und er ganz alleine auf sich gestellt ist, schließt sich der kleine Rob Cole einem fahrenden Bader an und bekommt dadurch erstmals Kontakt zur Heilkunst. Schnell bemerkt er, dass er eine ganz besondere Gabe hat: durch das Handauflegen auf kranke Körper kann er sagen, ob ein Patient stirbt oder weiterlebt. Zum jungen Mann herangewachsen macht er sich schließlich auf gen Osten, um sich von dem berühmten Ibn Sina in die hohe Kunst der Heilkunde einführen zu lassen... Dass man eine Geschichte, die man gut und gerne in einen Film von 90 Minuten Länge packen kann, auch auf 150 Minuten aufblähen kann, beweist Philipp Stölzl mit seiner Bestseller-Verfilmung des Romans von Noah Gordon. Zwar in CinemaScope projiziert, liefert der Film dennoch keine wirklich kinogerechten Bilder. Zu sehr drängt sich der Eindruck einer in ihrer Spiellänge reduzierten TV-Produktion auf. Außerdem wirkt Tom Payne in der Rolle als Rob Cole irgendwie zu modern. Die Besetzung von Ben Kingsley als Ibn Sina ist da weitaus glaubwürdiger. Fazit: muss man nicht gesehen haben.
Dienstag, 10. Dezember 2013
Unterwegs mit Bilbo
Bei 160 Minuten in 3D machen auch die besten Augen irgendwann schlapp...

DER HOBBIT: SMAUGS EINÖDE (1:2.35, 3D + HFR 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: The Hobbit: The Desolation Of Smaug
Verleih: Warner
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Sir Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage, Orlando Bloom
Kinostart: 12.12.2013

Bilbo Beutlin und Gandalf, der Zauberer, wollen gemeinsam mit 13 tapfere Zwergen unter Führung von Thorin Eichenschild das verlorene Zwergenreich Erebor zurückerobern. Auf ihrer beschwerlichen Reise bekommen sie es nicht nur mit den zähnefletschenden Orks zu tun, sondern auch mit Riesenspinnen und dem Drachen Smaug... Alle Jahre wieder... Es ist fast schon zur Tradition geworden, dass uns Peter Jackson jedes Jahr pünktlich zu Weihnachten mit neuen Geschichten aus Mittelerde versorgt. Jetzt also gibt es den vorletzten Teil der HOBBIT-Trilogie, die die Vorgeschichte zu HERR DER RINGE liefert. Nach so vielen Jahren mit Hobbits, Elben und Orks muss ich freimütig eingestehen, dass sich bei mir eine gewisse Müdigkeit gegenüber diesem nicht enden wollenden Fantasy-Epos einstellt. Die Bilder, mit denen uns Jackson Mittelerde zum Greifen nahe bringt, sind natürlich wie immer fulminant, doch es scheinen immer wieder dieselben zu sein. Mit Variationen natürlich. Es stellt sich damit leider ein Gewöhnungseffekt ein. Das freilich wird den Hardcore Tolkien-Fan nicht davon abhalten, auch den zweiten HOBBIT unübertroffen gut zu finden – es sei ihm gegönnt! Zwei atemberaubend temporeich inszenierte Sequenzen (die Flucht von Bilbo und den Zwergen aus dem Elbenort sowie der Kampf mit dem Drachen) garantieren hier Entertainment vom Feinsten. Persönlich enttäuscht war ich von der Tonmischung des Films, die vermutlich mit heisser Nadel gestrickt wurde und unter den Erwartungen bleibt. An den visuellen Effekten hingegen gibt es nichts auszusetzen, sie überzeugen ein weiteres Mal. Aber eben auch hier inzwischen der Gewöhnungseffekt, der dafür sorgt, dass solche Bilder als etwas ganz Normales angesehen werden. Immerhin gibt es im Cast erfrischend Neues: nicht nur darf Stephen Fry einen Gastauftritt absolvieren, auch Evangeline Lilly darf als Elbenkriegerin vielen Orks große Schmerzen bereiten und sich in einen der tapferen Gefährten verlieben. Und das Cliffhanger-Finale wird dafür sorgen, dass auch der dritte und letzte Teil gigantische Umsätze an den Kinokassen machen wird.
Montag, 09. Dezember 2013
Tagträumer und Millionär
Die neue Woche bescherte mir gleich zu Beginn ein wundervolles Doppelprogramm

DAS ERSTAUNLICHE LEBEN DES WALTER MITTY (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: The Secret Life Of Walter Mitty
Verleih: Fox
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Ben Stiller
Darsteller: Ben Stiller, Kristen Wiig, Shirley MacLaine, Sean Penn
Kinostart: 01.01.2014

Seit 16 Jahre arbeitet der schüchterne Walter Mitty im Negativarchiv des LIFE Magazins. Die neue Kollegin Cheryl himmelt er zwar an, traut sich aber nie. Dafür flüchtet er sich in die abstrusesten Tagträume, in denen er sich selbst immer als Held sieht. Zu allem Unglück soll jetzt auch noch das LIFE Magazin eingestellt und durch eine Online-Version ersetzt werden. Dummerweise fehlt ausgerechnet das Negativ Nr. 25, das Starfotograf Sean O’Donnell als die “Quintessenz des Lebens” bezeichnet und das Cover der letzten Ausgabe bilden soll. Niemand weiß, was darauf zu sehen ist – am wenigsten Walter. Damit die ganze Sache nicht auffliegt, beschließt Walter, das Negativ aufzutreiben und jagt dem Fotografen ohne festen Wohnsitz hinterher. Walters bisher einziges Abenteuer wird auch gleich zu seinem größten... Für seine neueste Regiearbeit hat sich Schauspieler Ben Stiller an die Neuverfilmung eines Klassikers gemacht: DAS DOPPELLEBEN DES HERRN MITTY aus dem Jahre 1947 mit dem umwerfenden Danny Kaye in der Titelrolle. Selbstverständlich übernimmt Stiller diesen Part nun im Remake, das sich bei genauerem Hinsehen eigentlich nur ganz lose an das Original hält. Und der Film tut gut daran, muss er sich so nicht unbedingt mit dem Vorbild messen. Kennt man Stiller überwiegend aus recht derben Komödien, so lernt man ihn hier von einer ganz anderen Seite kennen. Nicht überdreht, schrill und laut oder gar fäkalhumorig gibt sich Stiller hier, sondern eher in sich gekehrt und schüchtern. Damit füllt er seine Filmrolle perfekt aus. Die für ihn scheinbar unerreichbare Cheryl wird von Kristen Wiig dargestellt und damit weder von einem Hollywood-Dummchen oder einer Tussen-Blondine. Wiig verkörpert genau den Typ von Frau, die perfekt mit einem mit Komplexen behafteten Mann harmoniert. Auch links und rechts der Protagonisten tummeln sich hervorragend besetzte Rollen, wie z.B. der grönländische Helikopter-Pilot (Ólafur Darri Ólafsson), Mittys neuer Boss (Adam Scott) oder Fotografenlegende Sean O’Connell (Sean Penn). Doch es gibt noch einen weiteren Star im Film: die Kameraarbeit von Stuart Dryburgh. Seine Bilder faszinieren von der ersten bis zur letzten Minute. Ob der ungewöhnliche Blickwinkel von oben, wenn Mitty zur Arbeitsstelle geht, oder die prächtigen Panoramen von Grönland und Island - Dryburgh komponiert durchwegs Bilder für die große Kinoleinwand. Und große darf die wirklich sein, denn sonst könnte man die ganz unmerklich einkopierten Anfangstitel glatt übersehen. Ein wirklich hübscher Einfall, der den besonderen Stil des ganzen Films unterstreicht. Zur Hochform läuft der Film immer dann auf, wenn er uns an Mittys Tagträumen teilhaben lässt. Das passiert gleich am Anfang des Films in einer wirklich verblüffenden Art und Weise. Einen Punktabzug gibt es allerdings. Denn wenn wir am Ende des Films sehen dürfen, was denn nun tatsächlich auf Bild Nr. 25 zu sehen ist, verpufft die Faszination mit einem Schlag. Wieviel schöner wäre es gewesen, wenn uns der Film hier im Unklaren gelassen und damit die bebilderte Quintessenz des Lebens unserer eigenen Phantasie überlassen hätte. Dennoch: Action, Witz und Gefühl – MITTY bietet komplette Rundum-Sorglos-Kinounterhaltung.

NEBRASKA (1:2.35, DD 5.1)
OT: Nebraska
Verleih: Paramount
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Alexander Payne
Darsteller: Bruce Dern, Will Forte, June Squibb
Kinostart: 16.01.2014

Der alte Woody Grant hat es geschafft: er ist über Nacht zum Millionär geworden. Glaubt er zumindest. In Wahrheit ist er nur einem Marketinggag aufgelegen, der eine Million nur in Aussicht stellt. Doch unverdrossen macht sich der etwas wackelige Alte zu Fuß auf nach Lincoln in Nebraska, um seinen Gewinn persönlich abzuholen. Sein Sohn David weiß jedoch um seines Vaters Zustand und so lässt er sich dazu überreden, ihn mit dem Auto nach Lincoln zu fahren. Die Autofahrt bringt die beiden Männer, die eigentlich nichts voneinander wissen, näher... Die Bilder von Kameramann Phedon Papamichael sprechen eine deutliche Sprache. In Schwarz-Weiß und CinemaScope führt er uns ein Amerika vor Augen, das im Sterben liegt. Die Orte, die Vater und Sohn bei ihrem Roadtrip durchqueren, haben ihre guten Tage längst hinter sich gelassen. So wie das Leben Woody Grant schon längst hinter sich gelassen hat. NEBRASKA erzählt ebenso melancholisch wie überaus witzig, wie sich Vater und Sohn erst richtig kennenlernen, als es fast schon zu spät ist. Alexander Payne, Regisseur von Filmen wie SIDEWAYS oder THE DESCENDANTS, hat diesen berührenden Film inszeniert und ihn großartig besetzt. Bruce Dern liefert hier eine Oscar-reife Leistung ab als greiser Vater mit Alkoholproblem. Den Part des Sohnes meistert Will Forte bravourös. Aber auch die vielen kleinen Nebenrollen, die das Drehbuch bereithält, sind mit brillanten Charakteren besetzt. Davon zeugt vor allem das Familienzusammentreffen in Woodys alter Heimat, wo der ganze Clan dann gemeinsam vor dem Fernseher sitzt und kein Wort redet. Und June Squibb als Woodys Frau Kate dürfte mit ihrem losen Mundwerk für mehr als nur einen herzhaften Lacher sorgen. NEBRASKA empfiehlt sich als Geheimtipp für Fans des anspruchsvollen Kinos.
Donnerstag, 05. Dezember 2013
Die Truthahnbefreiungsfront
Schon wieder vorbei? War eine kurze Pressewoche...

FREE BIRDS (1:1.85, 3D, DD 5.1)
OT: Free Birds
Verleih: Senator
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Jimmy Hayward
Kinostart: 13.02.2014

Reggie hat es nicht leicht. Offensichtlich ist er der einzige Truthahn in seiner Herde, der um das Schicksal jedes amerikanischen Truthahns weiß: an Thanksgiving geht es ab in die Röhre! Welch ein Glück ist es da für ihn, dass der amerikanische Präsident ausgerechnet ihn begnadigt und ihn seiner Tochter als Haustier schenkt. Eines Nachts jedoch trifft Reggie auf Jake, seines Zeichens ebenfalls Truthahn. Der operiert im Geheimen als Mitglied der Truthahnbefreiungsfront. Sein Ziel: Abschaffen der Truthahntradition an Thanksgiving. Mittels einer Zeitmaschine reist er gemeinsam mit Reggie zurück ins 17. Jahrhundert – genau drei Tage vor jenen historischen Tag, als zum ersten Mal ein Truthahn geopfert wurde... Die Grundidee dieses computeranimierten Films ist goldig: das Essen wehrt sich! Mehr noch: das Essen schlägt zurück! Warum auch sollten immer nur Truthähne in den Backröhren Millionen von Amerikanern landen? Mit vielen witzigen Einfällen und etlichen Reminiszenzen an ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT wird eine alte amerikanische Tradition von hinten aufgerollt und aus der Sicht der unmittelbar Betroffenen beleuchtet. Dem Einfallsreichtum und der Animationskunst steht Jimmy Haywards Film einem Pixar-Film in nichts nach, auch wenn er in der Mitte etwas an Tempo verliert. Die Figuren schließt man trotzdem gerne ins Herz. FREE BIRDS ist gutes Family Entertainment und dank seiner Länge von nur 91 Minuten sogar für den kleineren Nachwuchs gut konsumierbar.
Dienstag, 03. Dezember 2013
Eine zerrüttete Ehe und ein alleinerziehender Vater
Nach einem fulminanten ersten Film heute war der zweite umso schlimmer

LE PASSÉ – DAS VERGANGENE (1:1.85, DD 5.1)
OT: Le Passé
Verleih: Camino (Studiocanal)
Land/Jahr: Frankreich 2013
Regie: Asghar Farhadi
Darsteller: Bérénice Bejo, Tahar Rahim, Ali Mosaffa
Kinostart: 30.01.2014

Ahmad kehrt nach vier Jahren aus seiner Heimat Teheran wieder nach Paris zurück, um endgültig die Scheidungspapiere für Marie zu unterzeichnen. Dass seine Ex inzwischen in einer neuen Beziehung lebt, erfährt er nur durch Zufall. Auch dass ihr Neuer, Samir, verheiratet ist und seine Frau seit einem Selbstmordversuch im Koma liegt. Maries Töchter aus ihrer ersten Ehe, die kleine Léa und die rebellische Lucie, mögen Ahmad sehr. Marie bittet ihn, mit Lucie zu sprechen, weil sie nicht mehr auf ihre Mutter hört, seit Samir und sein kleiner Sohn bei ihr wohnen. Während er selbst mit seinen Gefühlen für Marie zu kämpfen hat, gelingt es Ahmad nur ganz allmählich, zu Lucie vorzudringen und ihr ein Geheimnis zu entlocken... Nach seinem großen Erfolg mit NADER UND SIMIN – EINE TRENNUNG widmet sich der iranische Regisseur Asghar Farhadi in seinem neuen Film ein weiteres Mal zwischenmenschlichen Beziehungsproblemen. Sollte man der Vergangenheit treu bleiben oder sie aufgeben und in die Zukunft blicken? In LE PASSÉ – DAS VERGANGENE ist dies die zentrale Fragestellung. Soll Samir sich endgültig von seiner im Koma liegenden Frau trennen, um mit Marie ein neues Leben beginnen zu können? Soll sich Ahmad tatsächlich von Marie scheiden lassen, damit sie für ein neues Leben frei ist? So unspektakulär Farhadis Film in seiner Inszenierung auch ist, desto fesselnder entwickelt sich das Drama auf der Leinwand. Das verdankt der Regisseur einem ausgezeichneten Ensemble, bei dem nicht nur die Darsteller der Erwachsenen brillieren, sondern auch die der Kinder. 130 Filmminuten vergehen hier wie im Flug und machen LE PASSÉ damit zu einem der Highlights im Januar.

HOMEFRONT(1:2.35, DD 5.1)
OT: Homefront
Verleih: Universum Film (Walt Disney)
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Gary Fleder
Darsteller: Jason Statham, James Franco, Winona Ryder
Kinostart: 23.01.2014

Früher hat er als verdeckter Ermittler Drogenringe auffliegen lassen. Doch als seine Frau gestorben ist, hat Broker den Dienst quittiert und lebt zurückgezogen mit seiner kleinen Tochter in einer kleinen Stadt auf dem Land. Doch Ärger bleibt auch dort nicht aus. Denn Gator ist er ein Dorn im Auge, will der doch in Ruhe seine Drogen an den Mann bringen. Als er von Brokers Vergangenheit Wind bekommt, will er ihn anderen Drogendealern ans Messer liefern... Stereotyper geht es kaum noch: Jason Statham wird einmal mehr als knallharter Typ mit weichem Kern vermarktet. Wenn er zuschlägt, dann richtig. Denn nur so bleibt sein weicher Kern – hier in Form seiner 10jährigen Tochter – unbeschadet. Daddy weiß immer ganz genau, was richtig und was falsch ist. Das ist ja auch nicht weiter schwer, wenn man bedenkt, dass kein Geringerer als Sylvester Stallone das Drehbuch verfasst hat. Da darf keine Figur in die Tiefe gehen, alles muss schön an der Oberfläche blieben. Denn andernfalls würde man ja sein Publikum überfordern. HOMEFRONT ist Futter für alle Fließband-Multiplexe, die den Film nur als Zugabe zu Popcorn und Softdrink anbieten. Zuschauer mit etwas mehr Anspruch werden sich zu Tode langweilen ob der bis zum Exzess getriebenen “Schema F”-Handlung des Films. Immerhin: Winona Ryder legt einmal mehr ihr Sauberfrau-Image ab und agiert als Drogen-Dealer-Schlampe.
Montag, 02. Dezember 2013
Schwarz gegen Weiss
Eine weitere recht magere Pressewoche wurde heute mit einem Biopic eingeläutet.

MANDELA – DER LANGE WEG ZUR FREIHEIT (1:2.35, DD 5.1)
OT: Mandela: Long Walk To Freedom
Verleih: Senator
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Justin Chadwick
Darsteller: Idris Elba, Naomie Harris, Robert Hobbs
Kinostart: 30.01.2014

Ende der 1940er Jahre versucht Nelson Mandela in dem von den Weißen regierten Südafrika sein Brot als Rechtsanwalt zu verdienen. Doch die zunehmenden Repressalien gegen die schwarze Bevölkerung lassen dem freiheitsliebenden Kämpfer keine andere Wahl als sich der Widerstandsbewegung anzuschließen. Mit Unterstützung seiner Frau Winnie versucht er mit Gewalt gegen das weiße Regime vorzugehen. Doch er und seine Verbündeten werden gefasst und zu lebenslanger Haft verurteilt. Damit aber beginnt erst der Kampf. Hauptinspirationsquelle für sein Biopic über Nelson Mandela war dessen Autobiographie. So werden nicht nur die politischen Auseinandersetzungen auf dem beschwerlichen Weg Südafrikas zum Ende der Apartheid gezeigt, sondern insbesondere auch Mandelas persönliche Auseinandersetzungen mit sich selbst und auch mit seiner Frau Winnie. Der Film bietet viele ergreifende Momente, wie etwa jene, in der der in Haft sitzende Mandela seine Tochter, die er zuletzt als Dreijährige sah, nach 13 Jahren zum ersten Mal wieder sehen darf. In einer Oscar-reifen Leistung brilliert Idris Elba in der Rolle des Nelson Mandela. Überzeugend auch Naomie Harris als die Frau an seiner Seite. Eine großartige Kameraarbeit (Lol Crawley) und eine ansprechende Filmmusik (Alex Heffes) machen den Film zu einem Ereignis. MANDELA – DER LANGE WEG ZUR FREIHEIT ist großes, bewegendes Kino, das wieder einmal beweist, dass das Leben selbst die interessantesten Drehbücher schreibt.

© 2009-2024 Wolfram Hannemann
Datenschutzerklärung
All displayed Logos and Product Names may be ©, TM or ® by their respective rights holding companies.
No infringement intended.