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Mittwoch, 30. April 2014 Schmerzensgeld Die beiden letzten Pressevorführungen in dieser Woche brachten jede Menge Action und auch viele Schläge unter die Gürtellinie BRICK MANSIONS (1:2.35, DD 5.1) OT: Brick Mansions Verleih: Universum Film (Walt Disney) Land/Jahr: Frankreich, Kanada 2014 Regie: Camille Delamarre Darsteller: Paul Walker, Sal Longobardo, Robert Maillet, RZA, David Belle Kinostart: 05.06.2014
Detroit im Jahre 2018. Der Stadtteil “Brick Mansions” ist hermetisch vom Rest der Stadt abgeriegelt und befindet sich
in fester Gangsterhand. Als sich die bösen Buben einer Bombe bemächtigen, mit der die ganze Stadt dem Erdboden
gleich gemacht werden könnte, soll sie der Cop Collier in einer Undercover-Mission entschärfen. Zusammen mit dem
Ex-Sträfling Lino als Tarnung dringt er in die Verbrecherhochburg ein – eine Mission, die gefährlicher ist als er
dachte... Zehn Jahre ist es her seit Luc Besson das Drehbuch für den französischen Action-Klassiker BANLIEU 13
lieferte. Jetzt hat er sein eigenes Drehbuch neu aufgelegt und das gesamte Szenario von Frankreich in die amerikanische
Metropole Detroit verlegt – inklusive einiger kleiner Anpassungen. Auch seinen damaligen Hauptdarsteller David Belle
hat er wieder mit ins Boot geholt. Neben Paul Walker (es ist sein letzter Film) ist er der eigentliche Star dieser rasanten
Action-Geschichte, die vor allem mit den vorzüglich choreographierten Stunts beim Zielpublikum punkten wird. Schaut
man einmal mehr großzügig über die vielen Ungereimtheiten der Handlung hinweg, so bietet BRICK MANSIONS 90
Minuten lang adrenalinsteigernde Action vom Feinsten.
BAD NEIGHBORS (1:2.35, DD 5.1) OT: Neighbors Verleih: Universal Land/Jahr: USA 2014 Regie: Nicholas Stoller Darsteller: Seth Rogen, Rose Byrne, Zac Efron Kinostart: 08.05.2014
Mac und Kelly Radner lieben ihre kleine Tochter über alles und auch das kleine Häuschen, das sie ihr Zuhause nennen.
Als jedoch eines Tages in das benachbarte Haus eine Studentenvereinigung einzieht, ist es vorbei mit Beschaulichkeit
und Ruhe – jetzt ist Non-Stop Party angesagt! Anfangs versuchen es die Radners noch auf die sanfte Tour, die
Lärmbelästigung durch die Studenten zu minimieren. Doch als die sich als unbelehrbar erweisen, ist Krieg angesagt...
Hier ist also jener Film, den Sie im Frühjahr unbedingt verpassen sollten! Selten hat mich ein Film 90 Minuten derart
gequält wie dieses Machwerk, das ständig darum bemüht ist, die Schläge immer tiefer unterhalb der Gürtellinie zu
platzieren. Von guter Unterhaltung kann hier leider nicht mehr gesprochen werden – dieser Film schreit geradezu nach
Schmerzensgeld!
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Dienstag, 29. April 2014 Von Feen und Autofahrern Mit den beiden heutigen Pressevorführungen habe ich bereits die Hälfte der Woche hinter mir TINKERBELL UND DIE PIRATENFEE (1:1.85, 3D, DD 5.1 + 7.1) OT: The Pirate Fairy Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2014 Regie: Peggy Holmes Kinostart: 12.06.2014
Eigentlich sollte die kleine Fee Zarina jeden Tag nur ganz brav Feenstaub herstellen. Doch Zarina ist verdammt
neugierig und hinterfragt alles, was ihr unter die Finger kommt. Als sie mit blauem Feenstaub experimentiert und ihr
Experiment außer Rand und Band gerät, wird sie ihrer Dienste enthoben. In ihrem Gram verlässt sie das Feenland. Ein
Jahr später taucht sie während eines großen Fests plötzlich wieder auf, versetzt das gesamte Feenland in einen
Dauerschlaf und entwendet den blauen Feenstaub. Tinkerbell und ihre Feenfreundinnen heften sich an ihre Spuren und
sind bass erstaunt, Zarina in der Rolle eines Piratenkapitäns wiederzufinden... Eines gleich vorweg: die Story dieses
Films hat überhaupt keine Dynamik aufzuweisen! Wenn er spannend sein will, dann eben doch nicht richtig. Die
Spannung wird sprichwörtlich in Schach gehalten, damit die Zielgruppe der Zuschauer – kleine Mädels bis etwa zehn
Jahren – den Film relativ relaxed ansehen kann. Aber genau das könnte auch richtig schief gehen, denn moderne Kids
erwarten heutzutage mehr von einem Kinonachmittag. Da darf es schon mal ordentlich zur Sache gehen und man möchte
doch wenigstens ein bisschen mitfiebern dürfen. Die eindimensionale Story hält sich aber leider sehr bedeckt und wird
dadurch selbst bei der kurzen Lauflänge von nur 78 Minuten (der 10-minütige Abspann bereits eingerechnet!) sehr
schnell langweilig. Die Animationen sind sehr oberflächlich gehalten und 3D hat dem leider nichts mehr hinzuzufügen.
Dass dem Film trotzdem eine Kinoauswertung zuteil wird, dürfte daran liegen, dass man dies bereits als Werbung für die
DVD und Blu-ray, die sicher nicht lange auf sich warten lässt, werten muss. NO TURNING BACK – LOCKE (1:2.35, DD 5.1) OT: Locke Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Großbritannien, USA 2013 Regie: Steven Knight Darsteller: Tom Hardy, Ruth Wilson, Andrew Scott Kinostart: 19.06.2014
Nach Arbeitsende setzt sich Ivan Locke in sein Auto. Aber er fährt nicht nach Hause, sondern schlägt den Weg ins weit
entfernte London ein, wo eine zufällige Begegnung sein Kind zur Welt bringt. Während der Fahrt in sein neues Leben
muss sich Ivan per Telefon nicht nur mit seiner Frau aussprechen, seine beiden Söhne vertrösten und der werdenden
Mutter gut zureden, sondern auch noch den wichtigsten Auftrag seines Lebens stemmen. Das Allerwichtigste jedoch: er
muss die Stimme seines Vaters loswerden, der ihn als Kind hat sitzen lassen... Für einen Regisseur ist es immer eine
Gratwanderung, ein Ein-Personen-Stück für die Leinwand umzusetzen. Dass es Steven Knight zumindest ein Stück weit
gelingt, liegt an seinem Hauptdarsteller Tom Hardy. Der verkörpert die Figur des Ivan perfekt, auch wenn man sich hin
und wieder mehr Emotionen von ihm wünschen würde. Der Schauplatz beschränkt sich auf den Innenraum seines Autos,
die gesamte Geschichte ergibt sich aus den unzähligen Telefonaten, die er während seiner Fahrt nach London tätigt.
Bemerkenswert die Kameraarbeit von Haris Zambarloukos, der trotz dem engen Raum CinemaScope nutzt, um den
Seelenzustand des Protagonisten zu visualisieren. Dass der Film nicht in Echtzeit abläuft erweist sich als ein kleiner
Wermutstropfen. Ohne diesen wäre der Film wesentlich spannender geworden.
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Freitag, 25. April 2014 Von Deutschen und Türken Die recht spärliche Pressewoche wurde mit einer deutschen Komödie beendet. EINMAL HANS MIT SCHARFER SOSSE (1:1.85, 5.1) Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Deutschland 2014 Regie: Buket Alakus Darsteller: Idil Üner, Adnan Maral, Siir Eloglu Kinostart: 12.06.2014
Hatice ist eine junge, in Hamburg lebende Deutschtürkin mit gutem Job und modernem Lebensstil, die aber ihren
Minirock gegen einen Maxirock tauscht, sobald sie ihre Eltern in Salzgitter besucht. Der sehr traditionsbewusste und
sture Herr Papa besteht darauf, dass sie als seine älteste Tochter als Erste unter die Haube kommt. Als ihre jüngere
Schwester schwanger wird und der Vater seinen Segen zur Hochzeit verweigert, weil die Älteste noch nicht verheiratet
ist, beschließt Hatice, ihren Eltern einen Schwiegersohn vorzustellen – allerdings nur zum Schein. Doch woher bekommt
die anspruchsvolle Hatice jetzt einen “Hans mit scharfer Sosse”, also die perfekte Kreuzung zwischen einem Deutschen
und einem Türken? - “Wieviele Bundesländer hat die Bundesrepublik Deutschland?” fragt die Mutter voller Stolz den
deutschen Schwiegersohn in spe, der die richtige Antwort natürlich nicht kennt. “16” triumphiert Mama und ergänzt
“Einbürgerungsunterricht!” - Komödien über Menschen in Deutschland mit Migrationshintergrund werden immer
wieder gerne genommen. Ganz besonders dann, wenn es sich um Deutschtürken handelt. In diesem Sinne hat jetzt Buket
Alakus den Bestseller von Hatice Akyün verfilmt. Tatsächlich bietet der Stoff auch richtig gute Ansätze, die
vorhandenen Klischees ins Humoristische umzuwandeln. Doch die Komödie tut sich schwer damit, über die gesamte
Lauflänge des Films zu unterhalten. Vielmehr tritt der Film irgendwann auf der Stelle und dreht sich im Kreise und
erzeugt damit Langeweile. Da nützt dann auch das spielfreudige deutschtürkische Ensemble nicht mehr viel. Oder liegt
es vielleicht nur daran, dass man viele der in gebrochenem Deutsch vorgetragenen Dialoge einfach nicht verstehen
kann?
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Donnerstag, 24. April 2014 Unerwiderte Liebe Die Großen der Literatur hatten alle ihre ganz eigenen Probleme, wie in der heutigen Pressevorführung zu erfahren war. VIOLETTE (1:1.85, DD 5.1) OT: Violette Verleih: Kool Land/Jahr: Frankreich, Belgien 2013 Regie: Martin Provost Darsteller: Emmanuelle Devos, Sandrine Kiberlain, Olivier Gourmet Kinostart: 26.06.2014
Mit Schwarzmarktgeschäften hält sich Violette Leduc während des Zweiten Weltkriegs über Wasser. Schreiben aber ist
ihre eigentlich Berufung. Der Mann, mit dem sie eine Scheinehe führt, unterstützt ihre Ambitionen aber nicht sonderlich.
In dessen Dunstkreis aber lernt sie die erfolgreiche Schriftstellerin Simone de Beauvoir kennen, die ihr Talent erkennt
und sie fördert. Violette verliebt sich unsterblich in die Autorin. Doch ihre Liebe wird nicht erwidert... “Ist eine Frau
hässlich, kommt das einer Todsünde gleich. Ist man schön, dreht man sich nach dir um, weil du so schön bist. Ist man
hässlich, dreht man sich nach dir um, weil du so hässlich bist.” Mit diesem Zitat beginnt Martin Provosts Biopic über die
Schriftstellerin Violette Leduc. Der Film konzentriert sich auf die vielschichtige Beziehung der Autorin zu ihrer
Mentorin Simone de Beauvoir. In einem Zeitraum von etwa zehn Jahren präsentiert Provost den Werdegang von
Violette, von ihrem ersten, erfolglosen Buch, bis hin zu ihrem großen Durchbruch “Die Bastardin” Anfang der 1960er
Jahre. Dabei wird der Film von zwei großartigen Darstellerinnen getragen: Emmanuelle Devos als die sich nach Liebe
und Zuneigung sehnende Violette und Sandrine Kiberlain als die unterkühlte Simone. Unterstützt werden die
Darstellerinnen durch die atmosphärische Fotografie von Yves Cape.
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Dienstag, 22. April 2014 Das Superhirn Die erste von nur drei Pressevorführungen in dieser Woche war bestimmt schon die schlimmste! TRANSCENDENCE (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Transcendence Verleih: Tobis Land/Jahr: USA 2014 Regie: Wally Pfister Darsteller: Johnny Depp, Rebecca Hall, Paul Bettany, Morgan Freeman, Kate Mara Kinostart: 24.04.2014
Bevor ein brillanter Computerwissenschaftler stirbt, lässt er sein Gehirn mit Hilfe seiner Frau in einen
Highend-Computer hineinrechnen und lebt in ihm weiter. Als er erkennt, welche Macht er jetzt plötzlich besitzt, läuft er
zur Hochform auf und beginnt eine private Armee aufzubauen... Es gehört schon erhebliches Talent dazu, zwei Stunden
lang mit immer demselben Gesichtsausdruck zu spielen. Einem Darsteller wie Johnny Depp jedenfalls hätte man ein
solches “Talent” nicht zugetraut. Da fragt man sich, warum der ganze Kerl nicht einfach computeranimiert wurde – das
hätte der Produktion bestimmt eine Menge Geld gespart. Und da wir gerade vom Sparen reden: den Film kann man sich
getrost sparen. Außer natürlich, man hat einen Faible für Trash. Aber auch dann wird man vermutlich enttäuscht werden,
denn richtigen Trash zum Lachen gibt Wally Pfisters Regiedebüt einfach nicht her. Dass ein Computerhirn die
Weltmacht übernimmt ist in der Filmgeschichte wahrhaftig nichts Neues und wurde in der Vergangenheit schon weitaus
spannender inszeniert als hier. Mit seiner Kameraarbeit für die Filme von Christopher Nolan hat sich Pfister einen
Namen gemacht – und das zurecht. Leider scheint ihm das Regiefach ganz und gar nicht zu liegen. Von
Schauspielerführung keine Spur. Besonders deutlich erkennbar an Kate Mara, die meist einfach nur herumsteht. Hin und
wieder versucht Pfister Großartiges in Bildern auszudrücken, aber auch das schlägt fehl, weil es einfach zum falschen
Zeitpunkt geschieht. In einem halben Jahr wird sich wohl niemand mehr an diesen Film erinnern. Und das ist auch gut
so.
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Freitag, 18. April 2014 Ordnung muss sein Karfreitag und Regenwetter – dagegen hilft ein Screener vom Stapel. VOM ORDNEN DER DINGE (1:1.85, 5.1) Verleih: Movienet (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland 2013 Regie: Jörg Haaßengier, Jürgen Brügger Kinostart: 29.05.2014
Vom Kosmos und vom Chaos ist die Rede in dieser unkommentierten Dokumentation von Jörg Haaßengier und Jürgen
Brügger. Die beiden Filmemacher beschäftigen sich mit etwas typisch Menschlichem – dem Ordnen. Und das in all
seinen Ausprägungen. Selbst ein älterer Herr, bei dem das Ordnen schon zur Manie geworden ist und der alles statistisch
exakt dokumentiert, findet in diesem Film seinen Platz. Über ihn darf geschmunzelt werden – und das ist durchaus
positiv gemeint. Aber auch echten Forschern blicken die beiden Regisseure über die Schulter. Etwa beim Sortieren von
toten Käfern oder beim Katalogisieren von Bakterien. Geordnet werden muss selbstverständlich auch das Land. So
beobachtet Kameramann Sven O. Hill sozusagen als “Running Gag” einen kleinen Vermessungstrupp bei ihrer Arbeit
querfeldein in Sachsen-Anhalt. Seine Bilder sind es, die diesen Film so besonders machen: präzise beobachtet, mal ganz
nah, mal aus großer Distanz. Beeindruckend auch, wie aus vermeintlicher Unordnung Ordnung gemacht werden kann.
Etwa durch Schallwellen, die ein Häufchen Sand in symmetrische Formen verwandelt. Oder ein Schwarm von
Zugvögeln. Von Nahem vollkommen chaotisch, von der Ferne aber perfekte Figuren am Himmel zaubernd. Die Kamera
sucht auch Ordnung, wo man eigentlich keine vermutet: in einem Waldstück stehen die Bäume sehr geordnet
nebeneinander, am Himmel formieren sich Wolken. Passend dazu der Leitsatz aus dem Film ENEMY: “Chaos ist
Ordnung, die darauf wartet, entschlüsselt zu werden”. Wer selbst gerne Dinge ordnet und das Chaos meidet, der wird
sich in VOM ORDNEN DER DINGE ganz gewiss wiederfinden.
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Dienstag, 08. April 2014 Ein Modepüppchen in Marokko Eine Komödie muss nicht zwangsläufig über Humor verfügen...wie der heutige Film zu beweisen versuchte. PARIS UM JEDEN PREIS (1:2.35, DD 5.1) OT: Paris A Tout Prix Verleih: Polyband (24 Bilder) Land/Jahr: Frankreich 2013 Regie: Reem Kherici Darsteller: Reem Kherici, Cécile Cassel, Shirley Bousquet Kinostart: 22.05.2014
Ausgerechnet als sie eine Festanstellung als Designerin bei einem wichtigen Pariser Modehaus in Aussicht hat, wird Maya von den
französischen Behörden in ihre Heimat Marokko abgeschoben: ihr Visum ist schon längst abgelaufen! Von ihrem
Zuhause hat sich die High Heels und enge Klamotten gewohnte Maya schon meilenweit entfernt und wirkt wie ein
Fremdkörper im Land ihrer Herkunft. Jetzt setzt sie alle Hebel in Bewegung, um wieder ein Visum zu bekommen. Doch
Maya rechnet nicht mit der Sturheit der marokkanischen Behörden... Paris um jeden Preis? Eine Komödie um jeden
Preis! Das war wohl Reem Khericis Devise, als sie diese Komödie inszenierte. Wobei Komödie hier nicht der richtige
Ausdruck ist. Schlaftablette trifft es da eher. Nach einer schier unerträglichen ersten Viertelstunde in der Modewelt von
Paris hofft man auf eine vergnügliche Fortsetzung im fernen Marokko mit allerlei “Culture Clash”-Einlagen. Aber weit
gefehlt. Im exotisch bebilderten Marokko wird die ganze Sache fast noch unerträglicher! Auch dort zündet keine Pointe.
Und die verzweifelten Versuche, mit einer Parallelhandlung in Paris die gähnende Langeweile der Wüste mit Lachern zu
füllen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Mag ja durchaus sein, dass die Hauptdarstellerin mit den hübschen
Beinen schauspielerisches, wenn nicht gar komödiantisches Talent besitzt – bei diesem Film kommt das alles nicht zur
Geltung. Schade um die Mühe.
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Montag, 07. April 2014 Spannungsgeladen Dass es auch gute Thriller außerhalb des amerikanischen Mainstreams gibt, machte uns allen die heutige Vorführung klar ZULU (1:2.35, DD 5.1) OT: Zulu Verleih: Studio Hamburg (24 Bilder) Land/Jahr: Frankreich, Südafrika 2013 Regie: Jérôme Salle Darsteller: Orlando Bloom, Forest Whitaker, Conrad Kemp Kinostart: 08.05.2014
Der gewaltsame Tod einer Studentin in Kapstadt ruft die Cops Ali und Brian auf den Plan. Bei ihren Ermittlungen
bekommen sie es alsbald mit brutalen Drogenhändlern zu tun, die eine völlig neue Droge auf den Markt gebracht haben.
Nicht nur müssen die beiden gegen falsche Entscheidungen ihrer Vorgesetzten ankämpfen, sondern auch gegen ihre
eigenen Probleme. Und das ist erst die Spitze des Eisbergs in einem Fall, der für beide Cops zu einer tödlichen Falle zu
werden scheint... Man ist ja schon richtig dankbar dafür, dass ein Thriller nicht wieder in den Straßenschluchten
irgendeiner amerikanischen Großstadt spielt. Aber ZULU gilt noch mehr Dank: dieses Mal sind es nicht die bösen
deutschen Nazis, die im Untergrund agieren. In Jérôme Salles spannungsgeladenen Film sind es vielmehr
Apartheidsgegner, die nach Ende der Rassentrennung begnadigt wurden, aber trotzdem pflichtbewusst ihre Dienste
weiter jener menschenverachtenden Sache widmen – auf ziemlich perfide Weise. Die südafrikanische Großstadt
Kapstadt ist hier der Schmelztiegel, in dem Gut und Böse aufeinandertrifft. Auf der einen Seite die beiden Cops,
dargestellt von Orlando Bloom und Forest Whitaker, die beide ihre ganz eigenen privaten Probleme mit sich
herumschleppen; auf der anderen Seite knallharte Drogenhändler, die nicht nur mit Handfeuerwaffen umzugehen
verstehen, sondern auch mit der Machete. ZULU ist ein richtig harter Krimi mit politischen Untertönen, inszeniert vor
exotischer Kulisse mit überzeugenden Darstellern. Mit diesem Film dürfte Orlando Bloom endgültig das ihm ständig
anhaftende Legolas-Bild ad acta legen. Auch trotz einiger gängiger Klischees ist die französisch-südafrikanische
Koproduktion eine Bereicherung im Thriller-Genre,
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Donnerstag, 03. April 2014 Frankreich vor der Revolution und ein Film zum Nachbauen Das heutige Doppelprogramm hatte Retro im Blut! ANGELIQUE (1:2.35, DD 5.1) OT: Angélique, Marquise Des Anges Verleih: Tiberius Land/Jahr: Frankreich, Österreich 2013 Regie: Ariel Zeitoun Darsteller: Nora Arnezeder, Gérard Lanvin, Miguel Herz-Kestranek, David Kross, Mathieu Kassovitz Kinostart: 12.06.2014
Frankreich 1661. Die aus gutem Haue stammende Angélique soll gehen ihren Willen mit dem Grafen Joffrey de Peyrac
vermählt werden, um so die Schulden der Familie zu begleichen. Im Laufe der Zeit schlägt Angéliques anfängliche
Abneigung gegen den wesentlich älteren und entstellten Joffrey jedoch in Liebe um und die beiden gründen eine
Familie. Doch gegen Joffrey werden politische Intrigen in Gang gesetzt, die nicht nur sein Leben, sondern auch das von
Angélique und ihren Kindern bedrohen... In den 1960er-Jahren brachte es die von Anne Golon erdachte Heldin
Angélique auf gleich vier Verfilmungen mit Michèle Mercier in der Hauptrolle. Jetzt lässt Regisseur Ariel Zeitoun die
historische Romanheldin wider aufleben, indem er die ersten vier Bücher der Romanserie als eine prall gefüllte
Abenteuerromanze inszeniert. Nora Arnezeder spielt jetzt die Titelheldin und macht ihre Sache ebenso gut wie ihr
Partner Gérard Lanvin in der Rolle ihres entstellten Gatten. Mit der oft recht wackeligen Kameraführung will der
Regisseur vermutlich den ganzen Film aktuellen Sehgewohnheiten anpassen. Doch der Schuss geht nach hinten los: die
moderne Inszenierung passt irgendwie nicht so ganz zu dem historischen Stoff. Da hilft auch nicht, dass fast alles durch
Weichzeichner gejagt wurde. Durchgejagt wird auch der Stoff. Die Vermutung liegt nahe, dass es außer der
113-Minuten-Fassung, die in den Kinos zu sehen ist, auch noch eine verlängerte TV-Version geben wird. Wer große
Romanzen in aufwühlenden Zeiten mit einer starken Hauptfigur mag, den wird das ANGELIQUE-Reboot sicher freuen.
THE LEGO MOVIE (1:2.35, 3D, DD 5.1) OT: The Lego Movie Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2014 Regie: Phil Lord, Chris Miller Kinostart: 10.04.2014
In der schönen heilen Lego-Welt ist nicht alles so wie es scheint. Denn Präsident Business plant heimlich die Fixierung
des gesamten Lego-Landes mittels einer Geheimwaffe. Die kann nur durch den verschollenen letzten “Stein des
Widerstandes” unbrauchbar gemacht werden. Eine Prophezeiung besagt, dass “Der Besondere” kommen und diesen
“Stein des Widerstandes” finden wird, um die Welt zu retten. Dass ausgerechnet der einfache, vollkommen
durchschnittliche Bauarbeiter Emmet dieser “Besondere” sein könnte, käme ihm selbst nie in den Sinn. Doch der Zufall
will es, dass er den “Stein des Widerstandes” findet. Gemeinsam mit dem Girl Wildstyle und deren Verbündeten lässt
sich Emmet auf sein größtes Abenteuer ein... Hier kommt er also, der Film zum selber Nachbauen! Oder könnte es sein,
dass Sie bereits zu jenen Zeitgenossen zählen, die statt Phantasie zu entwickeln sich lieber auf Computerspiele trimmen
ließ? Dann wird es aber höchste Zeit, Ihrer Phantasie bei einer Runde Lego einmal freien Lauf zu lassen und nicht etwa
nach den in den Packungen beigelegten Bauanleitungen vorzugehen! Das könnte eine der Botschaften des recht
originellen Animationsfilms von Phil Lord und Chris Miller sein. Wenn man nur fest an sich glaubt, dann kann man alles
schaffen. Eine Erkenntnis, die auch Emmet erfährt, als er plötzlich und wider Willen zum “Besonderen” deklariert wird
und die Lego-Welt retten muss. Diese Traumwelt vermischt sich im Film erst ganz allmählich mit der realen Welt. Auf
dem Weg dorthin werden uns von den Filmemachern natürlich viele kleine Puzzle-Teile in die Hand gegeben, die es
dann nur richtig zu interpretieren gilt. So entpuppt sich der Film auf seiner Meta-Ebene (die vermutlich vom
Ziel-Publikum der unter 8jährigen gar nicht wahrgenommen wird!) als eine bitterböse Gesellschaftssatire. Dort werden
mit einer subtil befohlenen Spaßgesellschaft sämtliche Probleme verdrängt. Leider nimmt der Film erst ab seiner Mitte
richtig Fahrt auf und platziert ein paar gelungene Film-Parodien. Die eigenartige Animationstechnik, mit der der
Retro-Look einer Stop-Motion-Animation gekonnt simuliert wird, prägt den Charakter des Films, der selber mehr Retro
denn State-of-the-Art ist. Fazit: für Lego-Freaks und Animationsfreunde, die das Besondere lieben.
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Mittwoch, 02. April 2014 Anschauungsunterricht Ein niedliches Äffchen im Regenwald bestritt meine heutige Matinee AMAZONIA – ABENTEUER IM REGENWALD (1:1.85, 3D, DD 5.1) OT: Amazonia 3D Verleih: Polyband (24 Bilder) Land/Jahr: Frankreich, Brasilien 2013 Regie: Thierry Ragobert Kinostart: 24.04.2014
Kapuzineräffchen Sai wurde in Gefangenschaft geboren und wuchs als Spielkamerad für ein kleines Mädchen auf. Eines
schönen Tages soll das kleine Tier mitsamt Käfig umgezogen werden und wird dafür in ein Transportflugzeug
verfrachtet. Ausgerechnet mitten über dem brasilianischen Dschungel stützt die Maschine ab und Sai kann unversehrt
entkommen. Zum ersten Mal im Leben muss es für sich selber sorgen. Gar nicht so einfach, wenn man nicht weiß, wer
Freund und wer Feind ist... Keinen computeranimierten Film, aber einen mit Realaufnahmen liefert Regisseur Thierry
Ragobert mit AMAZONIA. Auf seinem Weg durch den Amazonas-Dschungel begegnet das Kapuzineräffchen allen
möglichen Insekten, Vögeln und Säugetieren, die den Regenwald bevölkern. Diese werden beeindruckend zumeist mit
Nahaufnahmen von der 3D-Kamera eingefangen. Der Kommentar aus dem Off stellt dem Kinozuschauer diese oft
sonderbaren Lebewesen vor und verzichtet dabei dankenswerterweise auf eine allzu große Vermenschlichung der
Urwaldbewohner. Mit seiner Musik liefert Bruno Coulais den emotionalen Unterbau für diesen dokumentarischen Film.
Insgesamt zwar ein netter Anschauungsunterricht in Sachen tropischer Regenwald, aber leider ziemlich einschläfernd.
Dass der Regenwald durch massive Rodung großen Schaden nimmt, wird nur ganz beiläufig gezeigt und nicht weiter
kommentiert.
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Dienstag, 01. April 2014 Wenn Worte auf Bilder prallen Zwei interessante Filme heute in der Presse – und das ist kein Aprilscherz! WORDS AND PICTURES (1:2.35, DD 5.1) OT: Words And Pictures Verleih: Senator Land/Jahr: USA 2013 Regie: Fred Schepisi Darsteller: Clive Owen, Juliette Binoche, Keegan Connor Tracy Kinostart: 22.05.2014
Jack Marcus, brillanter Englischlehrer an einer amerikanischen Highschool, steht auf der Abschussliste: seit er sich in
einem Rosenkrieg von seiner Frau hat scheiden lassen, ist der Wodka sein bester Freund. Da kommt ihm die neu
eingestellte Kunstlehrerin Dina Delsanto gerade recht. Die an schwerer Arthritis leidende bekannte Künstlerin fordert
seinen Intellekt heraus: sagen tausend Worte mehr als ein Bild oder ist es doch umgekehrt? Ein Wettbewerb soll das
klären – und die beiden Kontrahenten kommen sich dabei näher... Wo zwei starke Charaktere aufeinandertreffen, da
fliegen die Fetzen! Feiner ausgedrückt könnte man auch sagen, was sich liebt, das zofft sich. Beides passt wunderbar auf
Jack und Dina, die sich in Fred Schepisis Dramödie wunderbare Wortgefechte liefern. Jacks literarischer Austausch mit
seinen Schülern weckt Erinnerungen und DER CLUB DER TOTEN DICHTER und die Filmmusik erinnert ein wenig
an die Orchestermusiken von Rachel Portman – beides positive Zutaten für den in den Hauptrollen exzellent gespielten
Film, für den Juliette Binoche sogar noch ihre eigenen Malereien zur Verfügung gestellt hat. Etwas störend indes das
Happy End, das sicherlich ein Zugeständnis an das amerikanische Publikum darstellt. Fazit: das perfekte Date-Movie.
ZEIT DER KANNIBALEN (1:2.35, 5.1) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Deutschland 2014 Regie: Johannes Naber Darsteller: Devid Striesow, Sebastian Blomberg, Katharina Schüttler Kinostart: 22.05.2014
Öllers und Niederländer sind schon seit Jahren ein eingespieltes Team. Im Auftrag ihrer Firma reisen sie als
Unternehmensberater um die ganze Welt und frönen unverhohlen und ohne Rücksicht auf Verluste dem Kapitalismus.
Eines Tages taucht plötzlich die ehrgeizige Bianca auf, um den bisherigen Kollegen Hellinger zu ersetzen. Der hat es
zum Partner der Company geschafft, ein Posten, auf den beide Männer spekuliert haben. Als das Trio von Hellingers
plötzlichem Freitod erfährt, keimen neue Hoffnungen auf. Bis Bianca zu verstehen gibt, dass sie vom Management
damit beauftragt wurde, die Tauglichkeit von Öllers und Niederländer zu bewerten... Nicht nur durch die
ungewöhnliche, auf Schlaginstrumente konzentrierte Filmmusik hebt Johannes Nabers Drama von anderen deutschen
Spielfilmen ab. Auch das Setting ist auf das Wesentlichste reduziert. So gibt es immer nur Hotelzimmer zu sehen, in
denen die gesamte Handlung abläuft. Und das in bestem CinemaScope. Der Blick aus dem Fenster ist meistens in Smog
gehüllt. Nur die Hautfarbe der Hotelangestellten macht deutlich, dass wir uns schon wieder in einem anderen Land
befinden. Devid Striesow, Sebastian Blomberg und Katharina Schüttler brillieren in ihren Rollen als
Unternehmensberater, die nur auf den Profit ihrer Company und damit auf ihre eigene Karriere fixiert sind. Dass alle
drei am Ende selbst vom kapitalistischen System “gefickt” werden, ist dabei konsequent logisch und nachvollziehbar.
ZEIT DER KANNIBALEN ist spannendes Kammerspiel mit teilweise überzeichneten Figuren, die jedoch alle ein
großes Stückchen Wahrheit in sich tragen.
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