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Samstag, 28. Februar 2015 Zwei Städte, viele Schicksale Zur Abwechslung gab es für mich heute mal wieder Kost von der Silberscheibe WILLKOMMEN AUF DEUTSCH (1:1.85, 5.1) Verleih: Brown Sugar Films Land/Jahr: Deutschland 2014 Regie: Hauke Wendler, Carsten Rau Kinostart: 12.03.2015
Anhand des Beispiels zweier Gemeinden in Norddeutschland beleuchten die beiden Dokumentarfilmer Hauke Wendler
und Carsten Rau die gegenwärtige Asylpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Das kleine Dorf Appel steht aus Sicht
der Bürger vor einem riesigen Problem: das leerstehende Altenheim soll demnächst als Asylantenheim für 53
Schwarzafrikaner dienen. “Das ist alles andere als sozialverträglich!” monieren die Einwohner, Widerstand formiert
sich. Ganz anders die Situation in Tespe. Dort wird das ehemalige Haus der Sparkasse bereits von Flüchtlingen
bewohnt. Das obere Stockwerk ist das augenblickliche Zuhause einer fünfköpfigen Familie aus Tschetschenien. Sie
bangen jeden Tag und hoffen, dass sie nicht abgeschoben werden. Die Mutter liegt mit psychischer Erkrankung im weit
entfernten Krankenhaus, die 21jährige Tochter Larisa muss ganz alleine den Haushalt schmeissen. Eine 80jährige
Rentnerin kümmert sich ehrenamtlich um das Wohlergehen der Familie und hilft wo sie nur kann. Reiner Kaminski, der
Leiter des Fachbereichs Soziales beim Landkreis Harburg und damit zuständig für die Asylanten, sitzt zwischen allen
Stühlen und ist überlastet. Der exzellent fotografierte Dokumentarfilm, entstanden in einem Zeitraum von einem Jahr,
stimmt nachdenklich. Einzelschicksale von Flüchtlingen werden den Bedürfnissen der Gemeinden gegenübergestellt mit
dem klaren Fazit: das Asylgesetz muss dringend reformiert werden. WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND ist eine
Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation und lädt zur Diskussion ein.
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Freitag, 27. Februar 2015 Ziemlich verliebte Freunde Zum Wochenausklang eine nette Romantikkomödie THE F-WORD – VON WEGEN GUTE FREUNDE! (1:2.35, DD 5.1) OT: What If Verleih: Senator Land/Jahr: Irland, Kanada 2014 Regie: Michael Dowse Darsteller: Daniel Radcliffe, Zoe Kazan, Megan Park Kinostart: 09.04.2015
Eigentlich wollte Wallace erst gar nicht mehr vor die Tür gehen, seit es mit seiner Freundin aus ist und er sein
Medizinstudium geschmissen hat. Für die Party seines besten Kumpels Allan macht er eine Ausnahme – und die halt
ungeahnte Folgen. Denn er lernt Allans Cousine Chantry kennen, eine Trickfilmzeichnerin, die offensichtlich auf genau
derselben Wellenlänge sendet wie Wallace. Eigentlich sind die beiden ein Traumpaar und wissen es insgeheim auch von
der ersten Sekunde an – wäre da nicht dieser kleine Schönheitsfleck mit dem Namen Ben, seines Zeichens Chantrys
Freund! Wallace und Chantry beschließen nur Freunde zu bleiben. Aber da hat freilich Amor auch noch ein Wörtchen
mitzureden... Das berühmte “F”-Wort steht hier nicht etwa für das, wofür man es immer wieder gerne verwendet,
sondern für das Gegenteil: Freundschaft. Allerdings könnte man während dem Film ständig glauben, dass der Filmtitel
doch eher das F unterhalb der Gürtellinie meint. Denn viele der Dialoge, speziell jene zwischen Wallace und Allan, sind
ziemlich vulgär und zerstören den eigentlichen Romantik-Charakter dieser Komödie, die auf einem Theaterstück basiert.
Thematisiert wird das uralte Dilemma, in dem Freunde stecken, wenn sie unterschiedlichen Geschlechts sind. Wie einst
Harry und Sally im gleichnamigen Film beweisen Wallace und Chantry, dass es keine Freundschaft zwischen Mann und
Frau geben kann, sondern diese immer in der Liebe endet – auch wenn sich das beide nicht eingestehen wollen. Daniel
Radcliffe tut zwar sein Bestes, um den schlagfertigen und manchmal zynischen Romantiker zu mimen, aber mit immer
demselben Gesichtsausdruck ist man nicht gewillt, ihm diese Rolle abzukaufen. Zu sehr ist Radcliffe mit dem Fluch des
Harry Potter beladen. Ganz anders hingegen seine Partnerin Zoe Kazan. Sie versteht sich hervorragend darauf, ihre
romantische Seite zu offenbaren und kann das innere Dilemma, in dem sie steckt, auf ihr hübsches Gesicht projizieren.
Abgesehen von zuvor erwähnten verbalen Entgleisungen machen die Rede- oder Wortduelle der beiden Protagonisten
durchaus Laune. Hübscher Einfall: Chantrys wahres Gefühlsleben zeigt sich in einer kleinen Animationsfigur, die
schwerelos stets in Richtung von Wallace schwebt. Etwas nervig: die auf ziemlich hohem Pegel eingestreuten Songs, die
zeitweise die Dialoge erdrücken. Fazit: mit Einschränkungen als Date Movie brauchbar.
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Donnerstag, 26. Februar 2015 Schuld und Sühne Ein tödlicher Unfall und sexueller Missbrauch wurden heute in den Vorführungen thematisiert. EVERY THING WILL BE FINE (1:2.35, 3D, 5.1) OT: Every Thing Will Be Fine Verleih: Warner Land/Jahr: Deutschland, Kanada, Schweden, Norwegen 2015 Regie: Wim Wenders Darsteller: James Franco, Charlotte Gainsbourg, Rachel McAdams Kinostart: 02.04.2015
Ein Schriftsteller mit Beziehungsproblemen und Schreibblockade verursacht einen Unfall, bei dem ein kleiner Junge
ums Leben kommt. Sein gesamtes Leben gerät aus den Fugen. Nach einem erfolglosen Suizid bricht er zu neuen Ufern
auf und versöhnt sich sogar mit der Mutter des getöteten Kindes. Doch der Unfall wird ihn noch viele Jahre nicht
loslassen... Jetzt zeigt uns also Altmeister Wim Wenders, wie 3D richtig geht. Denn alle anderen Regisseure, darunter
auch Herr Scorsese mit seinem HUGO, haben nichts davon verstanden! Nun, ich gebe ja freimütig zu, dass ich aufgrund
eines Augenfehlers fast nichts dreidimensional sehen kann – zumindest nicht im Kino. Das stört mich auch nicht weiter
und ich kann Wenders neuesten Film leider nicht nach seiner bahnbrechenden Dreidimensionalität beurteilen. Was mich
allerdings nicht davon abhält den Meister zu schelten: warum in aller Welt muten Sie uns ein derart kontrastarmes und
dunkles Bild zu? Noch dazu ein Bild, das künstlich verkleinert wurde, um die Untertitel in den dadurch entstehenden
schwarzen Balken um unteren Bildrand zu packen? So etwas löst bei mir unweigerlich Augenkrebs aus! Bei keinem
anderen 3D-Film habe ich die 3D-Brille derart oft abgesetzt, um überhaupt noch etwas zu erkennen. Bei dem eingangs
erwähnten HUGO von Scorsese hatte ich diese Probleme nicht. Wer nun also bei wem Nachhilfestunden nehmen sollte,
überlasse ich der Phantasie des Lesers. Aber lassen wir den technischen Schnickschnack und widmen uns dem Film
selbst, zumindest mit ein paar wenigen Worten: er ist zu lang! Das fast zweistündige Kammerspiel hätte gut um die
Hälfte gekürzt werden können. Stattdessen übt sich Wenders im Mut zur Langsamkeit und legt eine an Bernard
Herrmann erinnernde Filmmusik über seine dunklen Bilder. Unheilschwanger würde man das wohl nennen. Aber eben
nur bis zu einem gewissen Punkt. Ist der überschritten (wie im vorliegenden Fall), üben wir uns in Langeweile. Aber was
weiß ich schon. Vermutlich habe ich wieder grandiose Filmkunst komplett verkannt.
VERFEHLUNG (1:2.35, 5.1) Verleih: Camino Land/Jahr: Deutschland 2014 Regie: Gerd Schneider Darsteller: Sebastian Blomberg, Kai Schumann, Jan Messutat Kinostart: 26.03.2015
Seit Jahren arbeitet der katholische Priester Jakob Völz als Gefängnisseelsorger. Neben seinem unerschütterlichen
Glauben findet er stets Halt bei seinen Priester-Kollegen Dominik und Oliver. Während Oliver dabei ist, die
Karriereleiter zu besteigen, kümmert sich Dominik vor allem um die Jugendpflege. Als Dominik eines Tages plötzlich
unter Verdacht steht, einen Schüler missbraucht zu haben, ist für Jakob und Oliver klar, dass es sich um eine unhaltbare
Anschuldigung handelt. Je mehr sich jedoch Jakob mit dem Fall beschäftigt, desto größer werden seine Zweifel und
stürzen ihn schließlich in einen existentiellen Konflikt... Es war nur eine Frage der Zeit, bis die vielen Missbrauchsfälle
durch Geistliche auch in einen Spielfilm münden. Geschaffen hat ihn Gerd Schneider, ein studierter Theologe, der damit
sein Kinodebüt gibt. Und das ist auch weitgehend gelungen. Zumindest was die Thematik angeht. Der Konflikt zwischen
dem an Gerechtigkeit glaubenden Priester und der Institution der katholischen Kirche, die solche Probleme aus
marketingtechnischen Gründen lieber “intern” lösen möchte, wird gut herausgearbeitet. Woran der Film leider scheitert
sind seine Bilder, die zwar in CinemaScope flimmern, aber trotzdem an Fernsehbilder erinnern. In Bezug auf die
Darsteller sowie die Filmmusik ordentliches Handwerk.
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Mittwoch, 25. Februar 2015 Ich bin kein Gemüse Polnisches Kino gibt es nur selten bei uns zu sehen. Heute war es mal wieder soweit IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM (1:2.35, DD 5.1) OT: Chce Sie Zyc Verleih: MFA (Filmagentinnen) Land/Jahr: Polen 2013 Regie: Maciej Pieprzyca Darsteller: Dawid Ogrodnik, Kamil Tkacz, Dorota Kolak Kinostart: 09.04.2015
Polen in den 1980er Jahren. Der kleine Mateus leidet schon immer an einer zerebralen Bewegungsstörung. Er kann
weder laufen noch reden. Von der Außenwelt wird er sofort als geistig behindert eingestuft. Doch sein Geist ist frisch
und lebendig und wartet nur darauf, allen zu sagen: “Ich bin kein Gemüse!”. Der Einzige, der ihn zu verstehen scheint,
ist sein Vater. Als der jedoch stirbt und seine Mutter einen Unfall hat, kommt Mateus in ein Heim für geistig Behinderte.
Doch Mateus gibt nicht auf... Ein Mensch gefangen im eigenen Körper. SCHMETTERLING UND
TAUCHERGLOCKE hatte die Thematik bereits eindrucksvoll nach einer wahren Geschichte in Szene gesetzt.
Ebenfalls auf einer wahren Geschichte beruht das polnische Drama IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM, das von
Mateus erzählt, der aufgrund seines körperlichen Gebrechens nach außen hin als geistig behindert wahrgenommen wird,
dies aber ganz und gar nicht ist. Regisseur Maciej Pieprzyca lässt seinen Protagonisten aus dem Off erzählen, so als
wäre er ein ganz normaler Mensch. Seine Gedanken, seine Wünsche, seine Bedürfnisse – als Zuschauer erfahren wir
alles von Mateus. Doch weder seine Eltern noch seine Geschwister und schon gar nicht die Pflegekräfte im Heim für
geistig Behinderte ahnen auch nur entfernt, dass Mateus ein ganzes Universum in seinem Kopf hat. Der Film schildert
die ersten 25 Jahre im Leben des Mateus, in Abschnitte gegliedert, die mit Schriftsymbolen eingeleitet werden und die
erst im Laufe des Films ihre Bedeutung offenbaren. In der Rolle des Mateus absolviert Dawid Ogrodnik ein echte
Tour-de-Force: keinen Augenblick zweifelt man daran, dass es sich um den echten Mateus handeln muss. Erst der
Abspann lehrt uns eines Besseren. An diese Rolle reicht selbst ein Eddie Redmayne nicht heran.
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Dienstag, 24. Februar 2015 Schräg und schrill Irgend etwas muss man ja tun. Ich war im Kino. TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER PUNK! (1:1.85, 5.1) Verleih: X Verleih (Warner) Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Oskar Roehler Darsteller: Tom Schilling, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Emilia Schüle Kinostart: 26.03.2015
Anfang der 1980er-Jahre bricht Robert aus seinem bisherigen Leben aus, lässt Freundin und Mutter weit hinter sich. Mit
Irokesenfrisur ausgestattet strandet er in West-Berlin, wo Sex, Drogen und Punk regieren. In der Peep-Show seines alten
Kumpels Schwarz wird er zum Mädchen für alles: Schrubben von Wichskabinen und Essen besorgen für die Girls. Mit
einer der Tänzerinnen, Sanja, beginnt er eine Liebelei. Und dann lockt da noch das viele Geld, das sein Vater als
ehemaliger Kassenwart der RAF in Gewahrsam hat... Ganz schön schrill bricht Oskar Roehlers neuester Film von der
Leinwand über seine Zuschauer herein. So schrill und schräg, dass man das erst einmal verdauen muss. Ganz zu
schweigen von ein paar richtig widerlichen Einlagen in bester FEUCHTGEBIETE-Manier. Farbe und Schwarzweiß
wechseln sich ständig ab: Farbe gibt es nur innen, Schwarzweiß nur draußen. Aber warum? Roehlers Liebeserklärung an
das West-Berlin Anfang der 1980er-Jahre ist eine ziemlich derbe Komödie geworden, bei der man sich ständig fragt,
wohin sie uns führen soll. Tom Schilling glänzt als Punker Robert und Frederick Lau mimt den richtig hässlichen
schwulen Nazi Gries, der eigentlich von Nichts eine Ahnung hat, mit Bravour. Etwas fehl am Platz wirkt Wilson
Gonzalez Ochsenknecht, der in der Rolle des Schwarz auffallend emotionslos agiert. Ist das gewollt oder kann er nicht
anders? Fazit: wer abgedreht mag, dem könnte der Film gefallen. Mir leider nicht.
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23. Februar 2015 Tierhorror und Frauenfreundschaft
Wieder mal typisch: da will man eigentlich die Oscar-Verleihung live anschauen und sich die Nacht um die Ohren
schlagen, werden prompt zwei Pressevorführungen in aller Herrgottsfrühe angesetzt. Also Bye-bye Oscars...
UNDERDOG (1:2.35, 5.1) OT: White God / Fehér Isten Verleih: Delphi Land/Jahr: Ungarn, Deutschland, Schweden 2014 Regie: Kornél Mundruczó Darsteller: Zsófia Psotta, Sándor Zsótér, Lili Monori Kinostart: 25.06.2015
Als ihre Mutter zum Studium nach Australien geht, gibt sie ihre 13jährige Tochter Lili mitsamt dem Hund Hagen in die
Obhut des Vaters. Der ist allerdings vom Hund alles andere als begeistert und setzt ihn mitten in der Stadt aus. Während
sich Lili auf die Suche nach Hagen macht, wird der schon von einem skrupellosen Schinder zum Kampfhund
umerzogen. Das aber wird sich schon sehr bald rächen... Tier-Horror aus Ungarn – mal etwas ganz Ungewöhnliches.
Oder bezweckt Regisseur Kornél Mundruczó etwas ganz anderes mit seinem Film – vielleicht ein Plädoyer dafür, Hunde
gut zu behandeln? Oder gar eine Parabel auf die gesellschaftlichen Missstände in der ganzen Welt, in der sich eine
gedemütigte Spezies gegen ihre Peiniger auflehnt, so wie es das Presseheft suggeriert. Am Ende des Films ist man
jedenfalls genauso schlau wie am Anfang. Viel zur Verwirrung trägt auch der Sub-Plot bei, in dem ein Jugendorchester
den “Tannhäuser” probt und der breiten Raum im Film einnimmt. Aber man muss ja nicht alles verstehen.
DAS GLÜCK AN MEINER SEITE (1:1.85, 5.1) OT: You’re Not You Verleih: Koch Media Land/Jahr: USA 2014 Regie: George C. Wolfe Darsteller: Hilary Swank, Emmy Rossum, Josh Duhamel Kinostart: 16.04.2015
Als die Pianistin Kate an ALS erkrankt, versorgt sie ihr Ehemann Evan so gut er kann. Doch ohne eine zusätzliche
Pflegekraft kann er die Aufgabe nicht mehr stemmen. Umso erstaunter ist er, als ihm Kate eröffnet, dass sie ihre
Pflegerin gekündigt hat, weil diese sie lediglich als Patientin behandelt hat. Zu Evans Entsetzen entscheidet sich Kate für
die vollkommen chaotische Dauerstudentin Bec als Ersatz für die Pflegekraft. Doch sind es gerade Becs
unkonventionelle Art und ihr unerschütterlicher Humor, die Kate beflügeln – so sehr, dass sie an sich selbst vollkommen
neue Seiten entdeckt... Einen belangloseren deutschen Titel hätte sich der deutsche Filmverleiher kaum einfallen lassen
können. Was im Original in etwa “Du bist nicht Du” heisst, endet nun in Beliebigkeit und suggeriert dazu noch, dass es
eine Nicholas Sparks Verfilmung sein könnte. Dabei ist George C. Wolfes Film alles andere als das! Sein Film
thematisiert den Wunsch vieler unheilbarer Patienten, nicht ständig nur bemitleidet zu werden, sondern als die Person
wahrgenommen zu werden, die man tatsächlich ist. Eine Erkenntnis, die Kate (gespielt von Hilary Swank) erst durch das
Zusammentreffen mit Bec (Emmy Rossum) gewinnt und die für das ganze Leben gilt. Als Kates Beziehung zu ihrem
Mann Evan aufgrund ihrer schweren Krankheit zerbricht, wird ihr klar, dass sie immer nur diejenige sein wollte, die ihr
Mann in ihr gesehen hat. Wolfe verzichtet dabei in seiner Inszenierung weitestgehend auf typisch amerikanischen
Edelkitsch, den er sich allerdings ganz am Schluss dann doch nicht verkneifen kann (Taschentücher dürfen gezückt
werden). Etwas zu sehr schwarzweiß geraten sind indes Kates Freundinnen sowie ihre Mutter, die sich zu wenig
mitfühlend verhalten. Hier hätte der Film etwas behutsamer vorgehen müssen. So aber wird natürlich die besondere
Freundschaft zwischen den ungleichen Frauen noch mehr unterstrichen. DAS GLÜCK AN MEINER SEITE ist ein
weiterer Beweis dafür, dass ALS inzwischen offensichtlich in der Filmwelt angekommen ist. Fast könnte man sagen,
dass ALS der neue Krebs ist. Allerdings verzichtet der Film auf eine Erklärung der Krankheit und ihres Verlaufes, so
dass Unwissende etwas verwirrt sein könnten.
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Freitag, 20. Februar 2015 Von Breakdancern, Scharfschützen und Peitschenhieben Letzter Pressetag der Woche – volles Programm. Film ab! DESSAU DANCERS (1:2.35, 5.1) Verleih: Senator Land/Jahr: Deutschland 2014 Regie: Jan Martin Scharf Darsteller: Sonja Gerhardt, Gordon Kämmerer, Oliver Konietzny, Wolfgang Stumph, Justus von Dohnányi Kinostart: 16.04.2015
Es ist Sommer 1985. In der DDR elektrisiert ein amerikanischer Tanzfilm die Jugendlichen: BEAT STREET. Der
18jährige Frank wird vom Breakdance-Fieber gepackt und gründet mit seinen Freunden die “Break Beaters”. Doch
derlei Gehopse auf der Straße passt den Oberen nicht ins Regime und so wird Sportlehrer Dietz damit beauftragt, die
“Break Beaters” zu einer “akrobatischen Schautanzgruppe” zu formen... Wie konnte denn das passieren! Ausgerechnet
einem Film über Breakdance fehlt es gehörig an Pfeffer! Die Geschichte müht sich so über ihre 90 Minuten hinweg, dass
die sich anfühlen wie zwei Stunden. Das lässt sich auch durch die akrobatischen Tanzeinlagen nicht mehr kaschieren. Zu
allem Überfluss gibt es dann noch eine Liebesszene, die eigentlich nur noch peinlich ist, weil sie dramaturgisch
überhaupt nicht zum Rest des Films passt. Schade.
AMERICAN SNIPER (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: American Sniper Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2014 Regie: Clint Eastwood Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Luke Grimes Kinostart: 26.02.2015
Als Amerika in den Irakkrieg zeiht, meldet sich Patriot Chris Kyle freiwillig bei den SEALS, der härtesten Truppe beim
Militär. Dort wird er zum Scharfschützen ausgebildet und in den Irak geschickt. Schon bald nennt man ihn nur noch
“Die Legende”, weil er mehr Feinde tötet als jeder andere Sniper und die Aufständischen setzen sogar ein Kopfgeld auf
ihn aus. Seine Kriegseinsätze nehmen immer mehr Besitz von ihm, was sich schließlich bei seinen Heimaturlauben
negativ auf seine junge Familie auswirkt... AMERICAN SNIPER ist so etwas wie Clint Eastwoods Version von
Kathryn Bigelow, der als Bester Film des Jahres” 2008 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. In beiden Filmen wird die
Traumatisierung der Soldaten durch den Krieg thematisiert und beide Filme inszenieren dies in ähnlicher Art und Weise.
Wie Bigelow so zieht auch Eastwood alle Register tontechnischer Möglichkeiten, um dem Zuschauer den harten Alltag
seines Protagonisten so realistisch wie möglich vor Auge und Ohr zu führen. War man einmal als Scharfschütze im
Kriegseinsatz im Irak, wird man sein Leben lang im Einsatz bleiben. So sitzt Bradley Cooper in der Rolle des Chris
Kyle mit leerem Blick vor dem Fernsehappart im Wohnzimmer. Die Kamera zeigt ihn aus der Sicht des Fernsehers,
Schüsse und Granateinschläge sind zu hören. Er scheint sich einen Kriegsfilm anzuschauen. Langsam bewegt sich die
Kamera, bis sie hinter ihm positioniert ist un den Blick auf den Monitor freigibt: kein Bild, der Fernseher ist gar nicht
an. Was wir hier hören ist die Hölle, die im Inneren des Chris Kyle tobt und die nie wieder verstummen wird. Mit
Bradley Cooper hat Eastwood eine ideale Besetzung gefunden, der im Laufe des Films eine Wandlung vom witzigen
Typen hin zum emotionalen Wrack sehr überzeugend absolviert. Wer die Chance hat, den Film in einem Kino mit Dolby
Atmos Tonsystem zu sehen oder ihn gar in einer IMAX-Projektion erleben kann, sollte die Gelegenheit dafür nutzen. Es
lohnt sich.
FIFTY SHADES OF GREY (1:2.35, DD 5.1) OT: Fifty Shades Of Grey Verleih: Universal Land/Jahr: USA 2015 Regie: Sam Taylor-Johnson Darsteller: Dakota Johnson, Jamie Dornan, Luke Grimes Kinostart: 12.02.2015
Die Literaturstudentin Anastasia Steele lässt sich auf eine Affäre mit dem Milliardär Christian Grey ein. Der jedoch ist
an Romantik nicht interessiert und versucht stattdessen Anastasia dazu zu überreden, in einen Vertrag als seine
Sex-Sklavin einzuwilligen... “Ich will nicht mit Dir schlafen. Ich will Dich ficken – und zwar hart!” – Welches
Teenager-Mädel kann solchen Sprüchen aus dem Mund eines noch ziemlich jungen Milliardärs schon widerstehen! Aber
lassen wir mal die Ironie beiseite. Gestern habe ich mir nun tatsächlich den momentan angesagtesten Blockbuster im
Kino angeschaut. Der deutsche Filmverleiher wollte seinen Kassenhit aus nicht näher benannten Gründen der
Fachpresse in Stuttgart leider nicht zeigen, so dass ich mir das Werk in einer ganz regulären Kinovorstellung meinem
kritischen Blick unterzogen habe. Allerdings – das sollte vielleicht noch erwähnt werden – habe ich mir dafür weibliche
Begleitung organisiert. Denn so ganz allein unter Frauen macht ein einzelner Herr bei einem solchen Film einen eher
zwielichtigen Eindruck. In der Tat bestand das Publikum vornehmlich aus jungen Frauen, die vermutlich eben erst die
16 Lenze vollendet hatten. Denn die benötigt man laut Einschätzung der FSK, um diesen Film ohne schwerwiegende
Traumata zu überstehen (man möge es mir nachsehen – aber der Ironie-Modus lässt sich offensichtlich doch nicht so
leicht ausschalten!). Aber zurück zum Film. Was als erstes auffällt: die Chemie zwischen Dakota Johnson als
studentisches Naivchen und Jamie Dornan als sie angeblich einschüchternder milliardenschwerer Unternehmer stimmt
überhaupt nicht! Wieso nur verfällt Anastasia diesem Typen, der Geld anstelle von Charisma besitzt? Leider nicht
nachvollziehbar. Auch ist es bei aller Liebe nur extrem schwer vorstellbar, dass es eine derart naive Literaturstudentin
gibt. Ein Mädchen, das ganz genau weiß, was für schlimme Sachen der feine Herr Grey mit ihr in seinem Spielzimmer
tun will (es ist ja alles im Vertrag benannt!) und es erst dann glaubt, wenn er diese schlimme Sachen tatsächlich mit ihr
macht. Und schwups steigt sie in den Fahrstuhl und der Film ist zu Ende. Ein “Hä?” brach sich an dieser Stelle im
Kinosaal Bahn und machte allen Anwesenden klar, dass die Sado-Maso-Geschichte in Serie geht. Wer auf derart
substanzlose Ware verzichten möchte, aber trotzdem ein bisschen SM-Luft schnappen will, dem seien GESCHICHTE
DER O von Just Jaeckin oder noch besser Lars von Triers NYMPHOMANIAC empfohlen. Speziell in Letzterem wird
die Sado-Maso-Spielart nicht derart weichgespült, dass unbedarfte Teenies womöglich feuchte Träume mit nach Hause
nehmen.
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Donnerstag, 19. Februar 2015 Depressionen, ein Mord und zwei Indianer Der letzte Film entpuppte sich als klarer Favorit des heutigen Triple Features HEDI SCHNEIDER STECKT FEST (1:2.35, 5.1) Verleih: Pandora Land/Jahr: Deutschland, Norwegen 2015 Regie: Sonja Heiss Darsteller: Laura Tonke, Hans Löw, Leander Nitsche Kinostart: 07.05.2015
Alles beginnt damit, dass Hedi plötzlich eine Panikattacke erleidet. Zusehends driftet die junge Mutter in eine schwere
Depression ab und gefährdet damit allmählich auch das Glück der dreiköpfigen Familie... Unentschlossenheit ist das
Zauberwort bei Sonja Heiss‘ Film. Soll es nun eine Komödie sein oder ein ernstes Drama? Beides zusammen jedenfalls
will einfach nicht funktionieren. Da kann sich die gute Besetzung auch noch so sehr abmühen. Außerdem geht das
Drehbuch etwas sorglos mit dem Thema Panikattacken und Depression um: kein Arzt wird einfach nur Pillen
verschreiben bei einem Fall, der eine Psychotherapie zwingend erforderlich macht!
DIE AUGEN DES ENGELS (1:2.35, 5.1) OT: The Face Of An Angel Verleih: Concorde Land/Jahr: Großbritannien 2014 Regie: Michael Winterbottom Darsteller: Daniel Brühl, Kate Beckinsale, Valerio Mastandrea Kinostart: 21.05.2015
Eigens aus London kommt Filmregisseur Thomas Lang ins italienische Siena angereist, um einen Dokumentarfilm über
einen spektakulären Mordfall zu drehen. Die attraktive amerikanische Studentin Jessica Fuller soll ihre Zimmergenossin
mit Hilfe ihres Freundes erstochen haben. Der kontroverse Prozess wirft mehr Fragen als Antworten auf. Angeregt durch
Kokain verliert sich Lang beim Schreiben des Drehbuchs schon bald in Phantastereien und beginnt Wirklichkeit und
Traum miteinander zu vermischen... Hier herrscht totale Konfusion! Michael Winterbottoms Film, in Anlehnung an den
aufsehenerregenden Fall der Amanda Knox, lässt leider keine klare Linie erkennen. Ganz so, als hätte der Regisseur
selbst gar nicht gewusst, in welche Richtung sich sein Film entwickeln soll. Nicht unähnlich seinem Protagonisten
Daniel Brühl, der als Filmregisseur eigentlich einen Dokumentarfilm machen will, aber sich da bald nicht mehr so ganz
sicher ist. Bleibende Eindrücke hinterlässt Winterbottoms Mix aus Drama, Liebesfilm und Thriller (mit einem Hauch
WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN) jedenfalls nicht und man sehnt das Ende der Geschichte schon nach
kurzer Zeit herbei.
WINNETOUS SOHN (1:1.85 & 1:2.35, 5.1) Verleih: Weltkino Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: André Erkau Darsteller: Lorenzo Germeno, Tristan Göbel, Alice Dwyer, Uwe Ochsenknecht, Armin Rohde Kinostart: 09.04.2015
Er nennt sich immer nur “Der Häuptling” und läuft stets in voller Federpracht herum: der zehnjährige Max fühlt sich
zum Indianer berufen, seit ihm sein Vater im zarten Kindesalter alle Tugenden eines großen und weisen Kriegers gelehrt
hat. Dass er so gar nicht wie ein Indianer aussieht, sondern eher in der korpulenten Liga spielt, stört ihn überhaupt nicht.
Da ist der gleichaltrige Morten schon ganz anders drauf: mit Strickmütze, langen Haaren und schwarzer Kleidung macht
er auf total cool. Die beiden lernen sich im Indianercamp kennen, in das Morten nur widerwillig geht. Als Max davon
Wind bekommt, dass die Rolle von Winnetous Sohn bei den Karl May Festspielen in Bad Segeberg neu besetzt werden
soll und ein Casting gemacht wird, ist er Feuer und Flamme. Jetzt gilt es erst einmal die in Trennung lebenden Eltern
davon zu überzeugen, dass Bad Segeberg genau auf ihn wartet und mehr noch – seinen neuen Freund Morten zu
überreden, ihm bei der Vorbereitung auf die Rolle zu helfen... WINNETOUS SOHN ist ein Film über Freundschaft und
Träume, die es trotz zerrütteter Familienverhältnisse zu erhalten gilt. Aber auch ein Film darüber, dass es nicht auf
Äußerlichkeiten ankommt, sondern nur die inneren Werte zählen. André Erkau verpackt diesen komplexen Stoff auf
sehr unterhaltsame Weise in einen Film, der damit insbesondere Kinder anspricht. Schon der Einstieg in den Film
gestaltet sich originell, weil er aussieht und sich auch anhört wie ein echter Karl May Western (allerdings ohne die
Böttcher-Musik, dafür mit Italo-Western-Feeling). So lange, bis die Kamera ihren Blickwinkel ändert und man die
Kulissen der Bad Segeberg’schen Freilichtbühne sieht. Derlei Motive werden immer wieder eingebaut, etwa wenn Max
seinen Freund Morten vor ihn mobbenden Mädels schützt. Beide Jungs kommen aus suboptimalen Elternhäuser. Max‘
Mutter hat einen Neuen, ohne dass Max es bemerkt. Da muss ihm schon Morten auf die Sprünge helfen. Und Mortens
Eltern haben sich lange schon meilenweit von ihrem verschlossenen und mit Ängsten lebenden Morten entfernt.
Gemeinsam stützen sich die Jungen und kämpfen nach alter Indianerart gegen alle Widrigkeiten dieser Welt. Auch
besetzungstechnisch ist Erkaus Film gelungen. Lorenzo Germeno und Tristan Göbel können als das ungleiche
Freundespaar punkten, Alice Dwyer und Christoph Letkowski überzeugen als Max‘ Eltern. In einer köstlichen
Nebenrolle darf sich Uwe Ochsenknecht komödiantisch austoben: in der Rolle des Generals, der bei den Festspielen das
Sagen hat.
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Dienstag, 17. Februar 2015 Es war einmal... Sogar am Faschingsdienstag kriegt man ein Doppelprogramm angeboten. CINDERELLA (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: Cinderella Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2015 Regie: Sir Kenneth Branagh Darsteller: Lily James, Cate Blanchett, Richard Madden, Stellan Skarsgård, Holliday Grainger, Sophie McShera, Derek Jacobi, Helena Bonham Carter Kinostart: 12.03.2015
Irgendwo in einem kleinen Königreich erleidet die hübsche und immer fröhliche Ella ein schweres Schicksal: erst stirbt
ihre Mutter, viele Jahre später auch noch ihr Vater. Dumm nur, dass der zuvor wieder geheiratet hat. Denn jetzt ist Ella
auf Gedeih und Verderb ihrer Stiefmutter und deren beiden Töchter ausgeliefert. Und wird prompt zur Hausmagd
degradiert. Eines Tages lernt sie bei einem Ausritt einen charmanten jungen Mann kennen, der sich als Lehrling am
Königshof ausgibt. Noch ahnt sie nicht, dass es sich um den Prinzen höchst persönlich handelt. Auch Ella verschweigt
ihm ihre Identität. Die beiden trennen sich wieder. Doch der Prinz kann Ella nicht vergessen. Weil er von seinem Vater
gedrängt wird, sich endlich eine Frau zu suchen, lädt er alle Mädchen des Landes zu einem Ball ins Schloss ein –
natürlich in der Hoffnung, seine Angebetete wiederzusehen. Doch als Ella, inzwischen von ihrer neuen Familie in
Cinderella umgetauft, am Ball teilnehmen will, macht ihr ihre Stiefmutter einen Strich durch die Rechnung. Aber es gibt
ja noch die gute Fee... Die Geschichte von Cinderella ist ja eigentlich sattsam bekannt (unlängst erst wurde sie Teil der
Musicalverfilmung von INTO THE WOODS). So war hier die einzig spannende Frage, wie wohl der
Shakespeare-erprobte Kenneth Branagh diesen Stoff für die Leinwand umsetzen wird. Da gibt es zunächst einmal einen
längeren Vorbau, in dem Ellas Geschichte erzählt wird, bevor sie zu Cinderella wurde. Das ist weder sonderlich
spannend noch originell inszeniert. Fahrt bekommt die ganze Sache erst mit Cinderellas Begegnung mit ihrer guten Fee
und der dann folgenden Umwandlung von Kürbis, Mäusen und sonstigem Kleingetier in eine goldene Kutsche samt
Personal. Mit Cinderellas Ankunft auf dem Ball im Schloss erreicht der Film seinen inszenatorischen Höhepunkt. Hier
schwelgt die Kamera in prächtigen Gewändern und Panoramen. Mt dem obligatorischen Glockenschlag um 24 Uhr
allerdings endet es mit der Opulenz. Was dann kommt ist leider genauso flach gehalten wie der zuvor erwähnte Vorbau.
Auch in technischer Hinsicht enttäuscht Branaghs CINDERELLA-Version: das Bild hat allzu oft mit Unschärfen zu
kämpfen, die einkopierten Berge in der Ferne sehen tatsächlich aus wie einkopierte Berge in der Ferne und die
Tonqualität der englischen Originaldialoge lassen oft ausreichend Höhen vermissen. Offensichtlich wurde hier unter
enormem Zeitdruck mit der heissen Nadel gestrickt. Immerhin gibt es an der Besetzung nichts zu mäkeln. Cate Blanchett
gibt die gefühlskalte Stiefmutter mit großer Inbrunst und Lily James gibt eine Cinderella, die man einfach mögen muss –
ganz besonders in ihrem blauen Ballkleid. Gelungen auch die Trickaufnahmen mit den kleinen Mäusen, mit denen die
titelgebende Heldin ständig spricht. Einfach putzig. Die Filmmusik von Patrick Doyle zieht alle Register orchestraler
Scores und verleiht dem Film seine emotionale Ebene. Fazit: kein Film, den man unbedingt sehen muss, aber der auch
nicht sonderlich wehtut.
TRAUMFRAUEN (1:2.35, 5.1) Verleih: Warner Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Anika Decker Darsteller: Hannah Herzsprung, Karoline Herfurth, Palina Rojinski, Iris Berben, Elyas M'Barek, Frederick Lau Kinostart: 19.02.2015
Vier Frauen – ein Problem: die Männer! Da ist Margaux, deren Mann sie für eine Jüngere verlassen hat und die sich just
in dem Moment nach einem Neuen umschaut, als der Alte wieder Interesse zeigt. Tochter Hannah hat derweil Probleme
mit ihrem Kollegen, der eigentlich gar kein Interesse an ihr hat. Ihre Schwester Leni startet gerade ihre Depri-Phase,
weil sie ihren Freund per Skype inflagranti erwischt hat. Ihre gemeinsame Freundin Vivienne, Single und glücklich,
weiß da immer Rat. Und der führt stracks zu den nächsten Männern und damit zu weiteren Herz-Schmerz-Problemen...
(ALP)TRAUMFRAUEN (was ein wesentlich besserer Titel wäre!) entpuppt sich ziemlich schnell als ein Film aus der
Retorte. Hier wirkt alles extrem künstlich und aufgesetzt, keine der Figuren ist natürlich. Das Ende ist bereits am Anfang
vorhersehbar. Aber genau das scheint auch das Kalkül zu sein: ein Film, perfekt auf den Filmkonsum multiplexaffiner
Kinogänger abgestimmt. Denn wenn man mal kurzzeitig den Saal verlässt, um Softdrinks oder Popcorn aufzufüllen,
verpasst man rein gar nichts. Dafür gibt es im Film unheimlich viele “Pausen”, also Stellen, in denen es keine Dialoge
mehr gibt, sondern nur noch einen Klangteppich aus Songs, die sich gut auf Tonträger vermarkten lassen und die zum
Nachschub holen bestens geeignet sind. Eigentlich könnte sich das Multiplex auch gleich das Werbeprogramm vor dem
Hauptfilm sparen, denn TRAUMFRAUEN ist nur so gespickt mit Product Placements! Eine Zumutung, was hier dem
zahlenden Kinozuschauer angeboten wird. Fairer wäre es, dem Zuschauer Geld zu zahlen, dass er dieses
Werbeprogramm in Spielfilmlänge tatsächlich anschaut. Deutsches Kino auf dem Tiefpunkt – das wird vermutlich die
Kinokassen kräftig klingeln lassen.
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Freitag, 13.02.2015 “Man muss das Richtige tun!” Protagonist der heutigen Pressevorführung war ein Mann, der posthum zum Helden wurde, auch wenn seine Tat misslang ELSER – ER HÄTTE DIE WELT VERÄNDERT (1:2.35, 5.1) Verleih: NFP (Tobis) Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Oliver Hirschbiegel Darsteller: Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner Kinostart: 09.04.2015
8. November 1939, Bürgerbräukeller in München. Nur knapp entkommt der Führer einem Bombenattentat, als er dort
seine Jubiläumsrede hält. Der Schuldige ist schnell gefasst: Georg Elser, ein Schreiner aus Königsbronn. In ihrer
Arroganz wollen die Nazis nicht glauben, dass Elser ganz alleine gehandelt hat. Während sie ihn grausamen Folterungen
unterziehen, brechen sich in Elser Erinnerungen an sein Leben und seine große Liebe Bahn... ELSER gehört in die
Kategorie von Filmen, bei denen ich am liebsten das Kino verlassen hätte. Nicht etwa weil der Film so schlecht wäre.
Ganz im Gegenteil. Schlecht werden jedoch kann es einem beim Zuschauen schon, denn Regisseur Oliver Hirschbiegel
schildert sehr konsequent und mit radikaler Härte die unmenschlichen Verhörmethoden der Nazis, denen Georg Elser
hilflos ausgeliefert war. Die gezeigten Bilder gehen bis an die Schmerzgrenze und sogar darüber hinaus. Dennoch
stellen diese Bilder keinen Selbstzweck dar, sondern sorgen dafür, dass man als Zuschauer das Grauen nachvollziehen
kann, dem Elser hier begegnete und das er eigentlich mit seiner Tat bekämpfen wollte. Einmal mehr zeigt Kamerafrau
Judith Kaufmann, dass sie das richtige Gespür für Bilder hat, die nachhaltig wirken. Motivwahl, Bildausschnitt und
Farbgebung passen perfekt. Eine äußerst sorgfältig eingesetzte Filmmusik setzt Akzente, spielt sich aber nie in den
Vordergrund oder wird gar pathetisch. Christian Friedel mimt den Georg Elser, jenen Mann, der das Richtige tun wollte
und dabei zugrunde ging. Seine Performance überzeugt ebenso wie die seiner beiden Widersacher, die von Burghart
Klaußner und Johann von Bülow gespielt werden.
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Donnerstag, 12.02.2015 Ein langer Weg Der friedliche Marsch der unterdrückten Farbigen von Selma nach Montgomery hat US-Geschichte geschrieben. Jetzt bildet dieses Ereignis den Hintergrund für ein Biopic über Martin Luther King. Mein Vormittag. SELMA (1:2.35, DD 5.1) OT: Selma Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Großbritannien, USA 2014 Regie: Ava DuVernay Darsteller: David Oyelowo, Tom Wilkinson, Tim Roth Kinostart: 19.02.2015
Sommer 1965. Auch wenn die Diskriminierung schwarzer Bürger in den USA formal aufgehoben wurde, ist das noch
lange nicht Realität. Insbesondere im Süden werden Farbige nach wie vor diskriminiert. Jüngst mit dem
Friedensnobelpreis ausgezeichnet, macht sich Martin Luther King auf den Weg nach Selma in Alabama, wo sich der
Widerstand formt. Mit gewaltfreien Protesten will er die US-Regierung dazu bewegen, Farbigen im ganzen Land das
Wahlrecht zuzugestehen. King wird dort aber nicht nur mit einem brutalen Sheriff und einem uneinsichtigen Gouverneur
konfrontiert, auch das Verhältnis zum Präsidenten wird extrem strapaziert. Bald schon schlägt Kings Kampf um
Gleichberechtigung und Gerechtigkeit im ganzen Land Wellen... Wer kraftvolles Schauspielerkino mag, der ist hier
genau richtig. Ava DuVernays Film ist bis in kleinste Nebenrollen hochkarätig besetzt. Allen voran liefern aber die
Protagonisten hier exzellente Leistungen ab. In der Rolle des Martin Luther King liefert David Oyelowo eine oscarreife
Leistung ab. Sein Porträt der Bürgerrechts-Ikone ist sehr nuanciert und zeigt King nicht nur von dessen starken Seite,
sondern auch als einen ganz normalen Mann, der sich auch Eheproblemen stellen muss und mit Selbstzweifeln zu
kämpfen hat. Tom Wilkinson mimt seinen erbitterten Gegner, den US-Präsidenten Lyndon B. Johnson, in einer sehr
glaubwürdigen Darstellung. Darüber hinaus versteht es Ava DuVernay hervorragend, ihren Film zwar ohne die typisch
amerikanische Überdosis an Pathos, aber dennoch sehr aufwühlend und bewegend zu inszenieren. Großen Anteil daran
hat die Filmmusik von Jason Moran, der genau den richtigen Ton trifft. SELMA ist ein beeindruckendes Biopic über
einen wichtigen Abschnitt im kurzen Leben des Martin Luther King sowie einem Ereignis, das in die Geschichte der
Vereinigten Staaten von Amerika eingegangen ist.
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Dienstag, 10.02.2015 Schwamm drüber! Der heutige Tag hat mich in Sachen Film eher enttäuscht als begeistert ALS WIR TRÄUMTEN (1:1.85, 5.1) Verleih: Pandora Land/Jahr: Deutschland, Frankreich 2015 Regie: Andreas Dresen Darsteller: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Joel Basman Kinostart: 26.02.2015
Als Dreizehnjährige drücken Dani, Mark, Rico, Pitbull und Paul noch gemeinsam die Schulbank in der DDR. Als sie 17
sind, ist die Mauer längst gefallen und jeder versucht, seine Träume zu verwirklichen. Ob beim gemeinsamen Projekt
einer Underground-Disco oder alleine mit der ersten Liebe. Alles kommt aber anders als erhofft, trotzdem ist es ihre
schönste Zeit... Auf verschiedenen Zeitebenen erzählt Andreas Dresen die Geschichte von fünf Schulfreunden, die den
Umbruch in der DDR noch als Kinder erleben und nach dem Mauerfall zu Jugendlichen heranwachsen. Dabei weist
Dresens Film, der nach dem Roman von Clemens Meyer entstand, gewisse Parallelen zu Burhan Qurbanis WIR SIND
JUNG. WIR SIND STARK. Auf. In beiden Filmen versuchen die Filmemacher das Gefühl zu vermitteln, mit dem
Jugendliche Aufbruchsstimmung und Perspektivlosigkeit gleichermaßen erleben. Hier ist Qurbanis Film zweifelsfrei der
Gewinner. Dresen setzt zwar auch stampfende Musik ein, um die Freude der Freunde auszudrücken, doch gelingt es ihm
nicht, den Zuschauer so stark einzubinden wie das bei Qurbani der Fall ist. Das liegt vor allem an der Zerrissenheit von
Dresens Film, die sich durch den ständigen Zeitenwechsel einstellt. Der Film wirkt dadurch episodenhaft, der
Spannungsaufbau leidet. Immerhin kann Dresen mit einem exzellenten Cast punkten.
SPONGEBOB SCHWAMMKOPF 3D (1:1.85, 3D, DD 5.1) OT: The SpongeBob Movie: Sponge Out Of Water Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2015 Regie: Paul Tibbitt Darsteller: Antonio Banderas Kinostart: 19.02.2015
Weil der böse und listige Plankton das geheime Rezept für die extrem leckeren Krabbenburger der geizigen Krabbe Mr.
Krabs klaut, versucht SpongeBob mittels einer Zeitmaschine in die Vergangenheit zu reisen, um den Diebstahl zu
vereiteln... Mit einem Mix aus 2D- und 3D-Computeranimation sowie Realsequenzen wird das zweite Kinoabenteuer
des kleinen Schwamms SpongeBob präsentiert. Mehrere kleine Episoden werden mittels der Realsequenzen miteinander
verknüpft, so dass der Eindruck entsteht, es handele sich um ein paar Episoden der TV-Serie. Die Action ist dabei
gerade für Kinder teilweise grenzwertig (es gibt Folterungen und Opferungen!) und findet ihren fulminanten Höhepunkt
leider erst ganz am Ende, wenn reale und computeranimierte Welt zusammengeführt werden. Insgesamt erscheint der
nasse Spaß überlang, was sich in Langeweile niederschlägt. Interessant gestaltet sich die Tonspur des Films, die mit
einem voll sinfonischen Score von John Debney aufwartet und der mit vielen Filmmusikzitaten gespickt ist. Sogar
Maestro Ennio Morricones “The Exctasy of Gold” muss hier herhalten.
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Freitag, 06. Februar 2015 Mord, Sex, Drogen Willkommen in den 1970er-Jahren – zumindest in Paul Thomas Andersons neuem Film, den es heute in der Presse zu sehen gab INHERENT VICE – NATÜRLICHE MÄNGEL (1:1.85, DD 5.1) OT: Inherent Vice Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2014 Regie: Paul Thomas Anderson Darsteller: Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Owen Wilson, Katherine Waterston, Reese Witherspoon, Benicio Del Toro Kinostart: 12.02.2015
1970: Doc, mehr Hippie als Privatdetektiv, bekommt ganz unverhofft Besuch von seiner Verflossenen. Und die erzählt
ihm von einem Entführungsplan, den die Gattin mitsamt dem Liebhaber plant. Das Opfer soll der Immobilienhai
werden, mit dem Docs Ex liiert ist. Doch das ist erst der Anfang einer bizarren Geschichte, in der es um weit mehr als
nur eine vermeintliche Entführung geht: Mord, Sex, Korruption, Drogen und das gesamte verdammte Zeug... Auch wenn
mich der Inhalt des Films nicht so sehr vom Hocker gerissen hat, dann war es zumindest die Kameraarbeit von Robert
Elswit, die mich begeisterte. Sie dürfte zum Besten gehören, was man in letzter Zeit zu sehen bekam. In seinen
poppig-bunten Bildern lässt er die 1970er-Jahre wieder auferstehen und macht gleichzeitig deutlich, wie erfrischend es
sein kann, gegen den seit Jahren anhaltenden Trend der Regisseure zu schwimmen, die möglichst viel Farbe aus ihren
Filmen entfernen. Joaquin Phoenix in der Rolle des Doc ist absolut grandios, eine Mischung aus dem “Dude” (allerdings
ohne Bademantel) und den schrägen Vögeln aus FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS. Aber auch sonst ist Paul
Thomas Andersons Film bis in kleinste Nebenrollen hervorragend besetzt. So gerät beispielsweise Martin Shorts Auftritt
als Zahnarzt zu einem eigenen Kabinettstückchen. Wer den Roman von Thomas Pynchon kennt und seinen Humor mag,
der dürfte sich bei dieser Verfilmung de Buches köstlich amüsieren. Verwirrend allerdings gerät die Vielzahl von
Namen, die während der 148 Minuten des Films auftauchen. Einmal kurz nicht aufgepasst und schon hat man den Faden
verloren. Das allerdings – so erfahren wir spätestens am Ende des Films – fällt auch nicht weiter ins Gewicht. Ein
durchgeknallter, ziemlich schräger Film, der es sicherlich schwer haben wird, Publikum zu finden. Seine zweite Chance
bekommt der Film von mir auf jeden Fall – dann allerdings in der 70mm-Fassung, die hoffentlich Bestandteil des
diesjährigen Todd-AO-Festivals in der Karlsruher Schauburg sein wird.
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Donnerstag, 05. Februar 2015 Von Menschen und Schafen Heute mal wieder ein Wechselbad der Gefühle...echtes Kino eben. STILL ALICE – MEIN LEBEN OHNE GESTERN (1:1.85, 5.1) OT: Still Alice Verleih: Polyband (24 Bilder) Land/Jahr: USA 2014 Regie: Richard Glatzer, Wash Westmoreland Darsteller: Julianne Moore, Kristen Stewart, Alec Baldwin Kinostart: 05.03.2015
Alice ist hochbegabt und extrem erfolgreich – sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Sie unterrichtet Linguistik an
der Uni, hat einen angesehenen Forscher zum Mann und drei gut geratene erwachsene Kinder. Doch sie merkt, dass
etwas mit ihr nicht stimmt. Am Anfang fällt ihr nur ein Wort nicht ein, später verirrt sie sich beim Joggen in einem
Gebiet, das sie wie ihre Westentasche kennt. Der Befund des Neurologen trifft sie hart: die 50jährige leidet an einer
seltenen Art von Alzheimer. Ein nicht zu gewinnender Kampf gegen das Vergessen beginnt... Einmal mehr darf Julianne
Moore beweise, dass sie zu den besten ihres Fachs gehört. In der Rolle der Alice liefert die amerikanische
Schauspielerin ein derart nuanciertes Spiel ab, dass man ihr die anfangs fassungslose, dann verängstigte und am Ende in
sich gekehrte Alice uneingeschränkt abnimmt. In STILL ALICE behandeln die Regisseure Richard Glatzer und Wash
Westmoreland das Thema Alzheimer mit all seinen Auswirkungen am Beispiel einer Familie, deren Mutter mit 50
Jahren aus dem bisherigen Leben gerissen wird und alle Familienmitglieder vor große Herausforderungen stellt. Neben
Moore überzeugen auch Alec Baldwin als Alices Ehemann sowie Kristen Stewart als Lydia, Alices jüngste Tochter. Ein
Film ohne Happy End, der zum richtigen Zeitpunkt abblendet.
SHAUN DAS SCHAF – DER FILM (1:1.85, DD 5.1) OT: Shaun The Sheep Movie Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Großbritannien 2015 Regie: Richard Starzack, Mark Burton Kinostart: 19.03.2015
Es kommt so wie es kommen muss: weil Shaun endlich mal eine Auszeit vom langweiligen Landleben nehmen möchte,
herrscht bald das blanke Chaos. Nicht nur liegt der Farmer plötzlich mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus, jetzt fährt
auch noch die gesamte Schafsherde mit dem Bus in die Stadt, um ihn zu suchen, weil sie nicht mehr an ihr Futter
kommen. Zu allem übel heftet sich dann auch noch ein grimmiger Tierfänger an ihre weisse Wolle. Ob das ein gutes
Ende nimmt? - Eigentlich war es ja nur eine Frage der Zeit bis die erfolgreiche TV-Serie SHAUN DAS SCHAF der
Aardman Studios auch das Licht der großen Kinoleinwand erblickt. Jetzt also ist das listig-freche Schaf in seinem ersten
Kinofilm zu bewundern. Und was für ein Film! Da haben die Knetexperten bei Aardman herzallerliebst gearbeitet. Der
Film von Richard Starzack und Mark Burton ist geradezu gespickt mit originellen und insbesondere witzigen Einfällen
(welcher Film kann schon von sich behaupten, gebündelte Toastscheiben als Bestechungsgeld einzusetzen!). Manches
geht so schnell, dass man den Film gerne noch ein zweites Mal anschaut und dabei vollkommen neue Gags entdeckt.
Mein Geheimtipp für ein perfektes Movie Date (sorry, aber PADDINGTON kann einpacken).
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Dienstag, 03. Februar 2015 Alle sind orientierungslos Tragikomisches aus Frankreich stand heute auf dem Filmfahrplan ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS (1:2.35, DD 5.1) OT: Les Souvenirs Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2014 Regie: Jean-Paul Rouve Darsteller: Michel Blanc, Annie Cordy, Mathieu Spinosi Kinostart: 26.03.2015
Student Romain mag seine Großmutter Madeleine sehr. Für seinen Vater, den stets unentschlossenen Michel, ist sie eine
Last. Der jüngst in den Ruhestand Versetzte ist schließlich auch die treibende Kraft, Oma endlich in eine betreute
Wohnanlage abzuschieben. Doch sein Ruhestand bekommt dem häuslichen Frieden nicht. Derweil verliebt sich Romain
in ein Mädchen, das er nicht kennt und wohl nie wieder sehen wird. Als die Großmutter plötzlich spurlos aus dem Heim
verschwindet, macht sich der junge Mann auf, seine Oma zu suchen – und findet sein Glück... Jean-Paul Rouve
präsentiert in seinem tragikomischen Film drei Generationen, von denen jede mit einer gewissen Orientierungslosigkeit
zu kämpfen hat. Großmutter Madeleine hängt der Vergangenheit nach, Papa Michel findet sich mit dem Rentnerdasein
nicht zurecht, Mama Nathalie sehnt sich nach einer neuen Liebe und Sohn Romain hat das ganze Leben noch vor sich
und wartet auf die erste große Liebe. Erinnerungen sind es, die sie alle bewegen. Leider hat sich der deutsche
Filmverleiher zu einem vollkommen anderen Titel hinreissen lassen. So wurde aus “Die Erinnerungen” plötzlich “Zu
Ende ist alles erst am Schluss”. Regisseur Rouve verlässt sich in seinem Film auf ein Ensemble, das seine Rollen gut
ausfüllt. Hier spielt sich niemand in den Vordergrund. Es ist ein Film der leisen Töne, manchmal ein bisschen witzig,
manchmal ein bisschen traurig, aber stets lebensbejahend.
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