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Sonntag, 29. November 2015 Weihnachten in der Klapse Und es gibt sie tatsächlich – gute Filme aus deutscher Produktion. 4 KÖNIGE (1:2.35, 5.1) Verleih: Port-au-Prince (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Theresa von Eltz Darsteller: Jella Haase, Paula Beer, Jannis Niewöhner, Moritz Leu Kinostart: 03.12.2015
Die vorlaute Lara hat eine Drogenpsychose hinter sich. Die schweigsame Alex hat sich zwischen ihren geschiedenen
Eltern aufgerieben. Der vollkommen verängstigte Fedja wurde zum Mobbingopfer in seiner Schulklasse. Der aggressive
Timo hatte das Gesicht seiner Mutter auf die heisse Herdplatte gedrückt. Vier Jugendliche und nur eine Gemeinsamkeit:
sie müssen Weihnachten in der Psychiatrie verbringen. Ein Weihnachten, das keiner von ihnen vergessen wird. - Mit
großem Einfühlungsvermögen erzählt Therese von Eltz in ihrem Spielfilmdebüt die Geschichte von vier Jugendlichen,
die das Weihnachtsfest in der Psychiatrie verbringen müssen. In einer Gruppentherapie gibt ihnen der Psychologe Dr.
Wolff subtile Anleitungen, wie sie aus ihrer Situation herausfinden können. Doch erst auf sich alleine gestellt entwickelt
die Gruppe eine Dynamik, die jeden Einzelnen im psychologischen Heilungsprozess voranbringt. Diese präzise
Beobachtung verleiht dem Film eine ungeheure Authentizität. Untermauert wird diese durch den exzellenten Cast, der
insbesondere in den vier Hauptrollen die momentan besten Jungdarsteller versammelt. Unter anderem darf Jella Haase
nach ihrer Rolle als Chantal in FACK JU GÖHTE 1 & 2 endlich einmal wieder ihr gesamtes Potenzial als ernsthafte
Schauspielerin unter Beweis stellen. Eine sehr sparsam eingesetzte Filmmusik, das subtile Sounddesign und die
aussagekräftigen und sehr ruhigen CinemaScope-Bilder (Kamera: Kristian Leschner) zeugen von großem Talent. 4
KÖNIGE ist ein packendes Jugenddrama mit einem perfekten Ende.
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Freitag, 27. November 2015 Die den Hals nicht voll kriegen Die letzte Pressevorführung in dieser Woche behandelte ein trauriges Kapitel der amerikanischen Finanzwelt THE BIG SHORT (1:2.35, DD 5.1) OT: The Big Short Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2015 Regie: Adam McKay Darsteller: Christian Bale, Brad Pitt, Ryan Gosling, Steve Carell, Marisa Tomei Kinostart: 14.01.2016
New York im Jahre 2005: die Wirtschaft boomt, an der Wall Street werden mit immer komplexer werdenden
Immobilienprodukten immer größere Gewinne gemacht. Doch Hedgefonds-Manager Michael Burry schlägt Alarm:
schon in wenigen Jahren würde die Immobilienblase platzen und zu einer weltweiten Finanzkrise führen. Aber niemand
will auf ihn hören. So entwickelt Burry einen perfiden Plan: durch Leerkäufe von Aktien großer Investmentbanken
wettet er gemeinsam mit anderen risikofreudigen Spekulanten gegen das Finanzsystem... Man muss sich schon etwas mit
der Materie auskennen, wenn man die ganzen Abläufe verstehen möchte, die zum Platzen der Immobilienblase führten.
Immerhin gibt Regisseur Adam McKay in seinem Wirtschaftsthriller immer wieder vergleichende Beispiele dafür, auf
welch korrupte Art und Weise sich die Banker immer wieder neue gewinnversprechende Fonds aus den Rippen leierten.
Da lässt er beispielsweise einen Koch erklären, wie er aus nicht weiter verwendbaren Zutaten trotzdem noch etwas
Essbares hervorzaubert – und schon wird dem Zuschauer klar, mit welchen Methoden profitgierige Finanziers die ganze
Welt in eine schwere Krise stürzten. McKays Film ist ebenso spannend wie extrem sarkastisch erzählt und nutzt dabei
viele Elemente aus der Video-Clip-Branche. Allerdings sollte man den Film entweder in einer deutsch untertitelten
Fassung anschauen oder deutsch synchronisiert. Ansonsten läuft man große Gefahr den Durchblick zu verlieren. So ist
es zumindest mir in der heutigen Pressevorführung (im englischen Originalton und ohne Untertitel) ergangen. Großer
Pluspunkt des Film ist seine Traumbesetzung: Christian Bale, Brad Pitt, Ryan Gosling und Steve Carell machen den
Wirtschaftskrimi extrem sehenswert.
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Donnerstag, 26. November 2015 Verstörende Clique Wie vertreibt man sich die pressevorführungsfreie Zeit? Mit einer privaten Pressevorführung! UNS GEHT ES GUT (1:1.85, 5.1) Verleih: X Verleih (Warner) Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Henri Steinmetz Darsteller: Franz Rogowski, Denis Moschitto, Jonas Dassler Kinostart: 28.01.2016
Die Engländer würden sagen: “This movie left me puzzled!”. So erging es mir zumindest, als ich Henri Steinmetz‘
Spielfilmdebüt gesehen habe. Da gibt es diese Clique von jungen Menschen, vier Jungs und ein Mädchen, die irgendwie
ziellos durch eine nicht weiter benannte Großstadt ziehen. Wie die einzelnen Mitglieder dieser Gruppe miteinander in
Verbindung stehen, wird nicht weiter erläutert. Ihr Anführer Tubbie (mit oft unverständlichem Gebabbel gespielt von
Franz Rogowski) ist ständig darum bemüht, von irgendwelchen Leuten Geld einzutreiben. Eingeteilt ist der Film in
Kapitel. Da liest man dann – ähnlich einem Stummfilm von Klaviermusik begleitet – was im nächsten Kapitel passiert.
Die Locations, an denen sich die Gruppe herumtreibt, sind meist seelenlose Betonkonstruktionen mit
Graffitti-Geschmiere. Mittendrin taucht dann plötzlich eine dubiose Ärztin auf, die gerne Botox spritzt. Ein
Fragezeichen jagt das nächste. Brillant indes sind die oft statischen Bilder von Kameramann Bernhard Keller. Vielleicht
verstehe ich den Film wenn ich einmal erwachsen bin. Das kann allerdings noch lange dauern.
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Dienstag, 24. November 2015 Janis und die Peanuts Zwei von nur drei Pressevorführungen in dieser Woche gab es heute zu sehen. JANIS: LITTLE GIRL BLUE (1:1.85, 5.1) OT: Janis: Little Girl Blue Verleih: Arsenal Land/Jahr: USA 2015 Regie: Amy Berg Kinostart: 14.01.2016
Sie schrie sich förmlich die Seele aus dem Leib: Janis Joplin wurde in den 1960er Jahren zu einer der größten
Rockikonen der Musikgeschichte. 1970 starb sie an den Folgen von Heroin- Alkoholmissbrauch. Sie war gerade einmal
27 Jahre alt. In ihrem Dokumentarfilm versucht Amy Berg, den Menschen hinter dem Rockidol zu porträtieren. Mit
Hilfe von zeitgenössischen Interviews mit Joplins Geschwistern, ehemaligen Bandmitgliedern und anderen
Wegbegleitern der Sängerin entsteht so ein Bild der echten Janis, die letztendlich ihrem eigenen Ruhm zum Opfer viel.
Zu sehen gibt es eine Unmenge an historischem Material, das die Sängerin zumeist auf der Bühne zeigt, aber auch
ausgelassen im Kreise ihrer Band oder als Stargast in der Dick Cavett Show (der sich in einem aktuellen Interview
angeblich nicht mehr erinnern kann, ob er eine Affäre mit ihr hatte oder nicht!). Das oft sehr intime Porträt der Janis
Joplin ist natürlich vor allem für ihre Fans sehenswert, doch dürfte ihr Schicksal gleichzeitig stellvertretend für das
anderer gefallener Prominenter stehen.
DIE PEANUTS – DER FILM (1:1.85, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: The Peanuts Movie Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2015 Regie: Steve Martino Kinostart: 23.12.2015
Als eines schönen Tages eine neue Schülerin – das kleine rothaarige Mädchen – in der Klasse auftaucht, läuft der zum
Loser gestempelte Charlie Brown zu Hochform auf, um sie zu beeindrucken. Dabei gibt es natürlich viele Hürden zu
überwinden – und der gute Charlie stolpert bei jeder... Lange war es ruhig geworden um die von Charles Schulz
erdachten Pennäler, die sich den Herausforderungen des Lebens stellen müssen. Im Gegensatz zu den TV-Episoden, die
in den 1970er Jahren über die Bildschirme flimmerten, sind jetzt die prägnanten Ein- oder auch Zweizeiler langen
Dialogen gewichen. Das macht bei einem abendfüllenden Film zwar durchaus Sinn, doch wird damit gerade dieses
wunderbare “Schlag auf Schlag” Timing zerstört. Ferner muss man feststellen, dass der Fokus im neuen Film ganz klar
auf Charlie Brown liegt und alle anderen Charaktere zu Randerscheinungen degradiert werden. Das ist ganz besonders
schade, liegt doch die Stärke von Schulz‘ Vorlage gerade in der Vielfalt seiner sehr unterschiedlichen Figuren. Wer die
Peanuts nicht kennt, dem wird das sicher nicht auffallen. Da sich die Dialoge der Peanuts vor allem an ein erwachsenes
Publikum richten, gibt es zwischendurch natürlich auch immer wieder Passagen, die speziell jüngeren Zuschauern Spaß
bereiten werden: Snoopy in seiner Lieblingsrolle – als Pilot und Kriegsheld. Übrigens ist das zum Einsatz kommende
3D bei den PEANUTS vernachlässigbar – es bringt keinen Mehrwert. Ganz anders sieht das beim Vorfilm aus, der ein
neues kurzes (Eis)Abenteuer mit Scrat vom Stapel lässt!
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Sonntag, 22. November 2015 Der König und sein Doppelgänger Heute habe ich mir mal wieder echtes Masala-Kino auf großer Leinwand gegönnt PREM RATAN DHAN PAYO(1:2.35, DD 5.1 + Atmos) OT: Prem Ratan Dhan Payo Verleih: Rekord-Film Land/Jahr: Indien 2015 Regie: Sooraj R. Barjatya Darsteller: Salman Khan, Sonam Kapoor, Anupam Kher Kinostart: 12.11.2015
Als ein König kurz vor seiner Hochzeit bei einem Attentat schwer verletzt wird, wird ein ihm bis aufs Haar gleichender
Schauspieler engagiert, um vier Tage lang in die Rolle des Königs zu schlüpfen. Dabei verliebt er sich in die zukünftige
Gemahlin des Königs – und sie in ihn. Die Geschichte mit Doppelgängern, eines seit Jahren anhaltenden
Geschwisterzwists, einem großen Familiengeheimnis und eines Außenstehenden, der am Ende alle Wogen glätten kann,
ist alles andere als neu. Die Zutaten sind dem großen Lehrbuch für Bollywood-Filme entnommen. Richtig zubereitet
entfaltet diese Mischung (oder besser: dieses Masala) immer wieder farbenprächtige Feelgood-Atmosphäre, die in
einfallsreich choreographierten Tanzeinlagen gipfelt. Auch in PREM RATAN DHAN PAYO ist das nicht anders,
wenn dieser Film auch etwas mehr Durchhaltevermögen abverlangt, um von einer Tanznummer zur nächsten zu
kommen. Die beste dieser Einlagen spart sich der Film bis zum Schluss auf, explodiert dann aber förmlich in Farben und
Formen. Eine Augenweise auf großer Leinwand! Man könnte fast meinen, dass Indien das einzige Land weltweit ist, das
es versteht, den Mehrkanalton in einer solchen Art und Weise zu nutzen, dass die Musik (die ja wesentlicher Bestandteil
des “Masala”-Kinos ist!) unglaublich plastisch klingt und den gesamten Kinosaal einnimmt. Dadurch wird die Wirkung
der Musik gesteigert und das gesamte Kinoerlebnis in eine andere Liga katapultiert. Der eigentliche Kritikpunkt bei
diesem Film betrifft die deutsche Untertitelung. Nicht nur waren diese oftmals nicht zu lesen, da als weiße Schrift auf
weißem Grund zu sehen, sie strotzten auch nur so vor extrem peinlichen Schreibfehlern. Die Verwendung eines
handelsüblichen Rechtschreibkorrekturprogramms hätte zumindest bei Letzterem Abhilfe schaffen können.
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Freitag, 20. November 2015 Wenn die Psyche leidet Zum Wochenabschluss gab es heute tatsächlich mal ein Animations-Doppel. ANOMALISA (1:2.35, 5.1) OT: Anomalisa Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2015 Regie: Charlie Kaufman, Duke Johnson Kinostart: 21.01.2016
Michael Stone hat es geschafft. Der Motivationstrainer und Bestsellerautor reist durch ganz Amerika und hält Vorträge.
Doch in seinem Privatleben wird es zunehmend düsterer. Nicht nur scheinen sich alle Menschen in seiner Umgebung zu
gleichen und sprechen mit immer derselben Stimme. Auch seine Beziehung zu Frau und Kind zuhause wird auf den
Prüfstand gestellt. Alles ändert sich, als Stone im Hotelflur Lisas Stimme hört. Die junge Frau arbeitet in einem
Call-Center und ist eigens für seinen Vortrag angereist. Kann Stone mit ihr einen Neubeginn wagen? - Mit seinen
skurrilen Drehbüchern zu Filmen wie BEING JOHN MALKOVICH oder VERGISS MEIN NICHT hat Charlie
Kaufman sein großes Talent als Autor unter Beweis gestellt. Mit ANOMALISA hat er jetzt sein eigenes Theaterstück
zu einem Film umgearbeitet und auch noch selbst die Regie übernommen. Jeder andere Regisseur hätte mit Sicherheit
das eigene Theaterstück mit richtigen Darstellern inszeniert. Aber nicht Charlie Kaufman: sein durch Crowdfunding
produziertes skurriles Drama inszenierte er jetzt mit Puppen in Stop-Motion-Technik! Schon alleine dadurch dürfte
ANOMALISA einer der ungewöhnlichsten Filme des Jahres 2016 werden. Auch wenn die Stop-Motion-Technik immer
mit etwas Ruckeln einher geht, so faszinieren die Bilder, die das Leben in einem Hotelzimmer perfekt wiedergeben. Und
die Animationstechnik macht sogar keinen Halt vor einer deftigen Sexszene! Um das psychische Problem des
Protagonisten anschaulich zu machen, haben Kaufman und Stop-Motion-Experte Duke Johnson allen Figuren in seinem
Mikrokosmos dasselbe Gesicht und sogar dieselbe Stimme verliehen. Einzige Ausnahme: Lisa. Sie hat ein anderes
Gesicht und auch eine andere Stimme. Wer melancholisch-depressives skurriles Kino mag, der wird an ANOMALISA
seine wahre Freude haben.
ARLO & SPOT (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: The Good Dinosaur Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2015 Regie: Peter Sohn Kinostart: 26.11.2015
Was wäre wenn vor 65 Millionen Jahren kein Meteorit die Erde getroffen hätte? ARLO & SPOT gibt die Antwort: die
Dinosaurier beherrschen nach wie vor die Erde. Und nicht nur das: sie kultivieren sogar die Erde! Der kleine Arlo ist das
jüngste und kleinste von drei Kindern einer Dinosaurierfamilie, die eine große Farm betreibt, um genügend Essen für
das Überleben zu haben. Damit er sich bewähren kann erhält Arlo von seinem Vater die Aufgabe, jenen Räuber zu
fassen, der ständig den Futtervorrat der Dinos klaut. Als er den kleinen Räuber ungewollt entwischen lässt, nimmt er
zusammen mit seinem Vater dessen Fährte auf. Da passiert ein Unglück: eine Schlammlawine reisst den Vater mit! Ganz
auf sich allein gestellt muss Arlo nun den Weg nach Hause finden – und erhält dabei überraschend Gesellschaft... Was
im englischen Original eigentlich “Der gute Dinosaurier” heisst, wurde für Deutschland kurzerhand in ARLO & SPOT
umgetauft – warum auch immer. Offenbar hat man hierzulande kein Vertrauen in den Originaltitel. Das könnte durchaus
gerechtfertigt sein. Denn im Vergleich zu anderen Animationsfilmen aus dem Hause Pixar (das ja jetzt zu Disney
gehört) sieht ARLO & SPOT recht lieblos animiert aus. Die Dinosaurier wirken leider wie Plastikspielzeug. Wesentlich
besser gelungen ist da der kleine Spot, obgleich auch hier die gewohnte Pixar-Perfektion etwas zu wünschen übrig lässt.
Man könnte den Eindruck gewinnen, dass der Film unter enormem Zeitdruck entstanden ist. Immerhin gibt es für junge
Zuschauer genügend Action und natürlich auch eine Botschaft für den Heimweg: Teil einer Familie zu sein ist das
Größte.
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Donnerstag, 19. November 2015 Unter der Oberfläche brodelt es Dass man schwierige Themen durchaus provokant-satirisch angehen kann, zeigte der heutige Film MADEMOISELLE HANNA & DIE KUNST, NEIN ZU SAGEN (1:2.35, 5.1) OT: Je Suis À Vous Tout De Suite Verleih: X Verleih (Warner) Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Baya Kasmi Darsteller: Vimala Pons, Mehdi Djaadi, Agnès Jaoui Kinostart: 14.01.2016
Hanna und Hakim sind Geschwister, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Während die attraktive Hanna ein
selbstbestimmtes und sehr freizügiges Leben führt, trägt sich ihr Bruder mit dem Gedanken, gemeinsam mit seiner
jungen Familie nach Algerien auszuwandern – in jenes Land also, aus dem ihr Vater einst auswanderte. Eines jedoch ist
den Geschwistern gemeinsam: sie können nicht Nein sagen – niemals und zu niemandem. Damit bringt sich Hanna als
Personalchefin, die immer wieder Leute entlassen muss, oft in arge Gewissenskonflikte, die sie Dinge tun lassen, die sie
eigentlich gar nicht will. Als Hakim auf eine neue Niere angewiesen ist und nur Hanna als Spenderin in Frage kommt,
lehnt er es ab, weil er Hannas Lebensweise nicht toleriert. Es kommt zum Bruch zwischen den Geschwistern... Baya
Kasmis Film ist eigentlich nur vordergründig eine Komödie. Eine typisch französische dazu. Humor und Erotik gehen
dabei Hand in Hand, ohne sich gegenseitig weh zu tun. Doch unter der Oberfläche brodelt es gewaltig: Protagonistin
Hanna (extrem appetitlich: Vimala Pons) wurde es Kind über Jahre hinweg missbraucht, ohne dass es ihre Eltern je
erfahren hätten. Das erklärt das Verhaltensmuster, das Hanna an den Tag legt. Auch ihr nuttiges Outfit, das sie selbst nie
als vulgär empfindet, ergibt so Sinn. Kasmis behandelt in ihrem Film aber nicht nur diese Missbrauchsgeschichte auf
sehr sarkastische Weise. Auch die Problem von Migranten in Frankreich sind ihr ein Anliegen. Das wird besonders
schön ironisiert, als der Betreiber eines Halal-Geschäfts neuen Kunden Wege zeigt, wie man den Ramadan auf ein
Minimum reduzieren kann – mit einer Urlaubsreise nach Patagonien, wo es nur drei Stunden Tag ist. Logisch dass die
Reise direkt im Laden gebucht werden kann. Trotzdem bleibt nach dem Feelgood-Ende des Films ein ungutes Gefühl
zurück und man fragt sich unweigerlich, was man denn da eben gesehen hat.
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Dienstag, 17. November 2015 Ein Anwalt mutiert zum Monster Heute gab es mal wieder eines der beliebten Triple Features... DIE DUNKLE SEITE DES MONDES (1:2.35, 5.1) Verleih: Alamode (Filmagentinnen) Land/Jahr: Deutschland, Luxemburg 2015 Regie: Stephan Rick Darsteller: Moritz Bleibtreu, Nora von Waldstätten, Jürgen Prochnow Kinostart: 14.01.2016
Als einer seiner Klienten vor seinen Augen Selbstmord begeht, wird Wirtschaftsanwalt Urs Blank vollkommen aus der
Bahn geworfen. Die Affäre mit der jungen und unkonventionellen Lucille gibt ihm neuen Lebensmut. Als ihn Lucille
dazu überredet, einen halluzinogenen Pilz zu probieren, legt dies ungewollt seine animalische Seite frei – mit
ungeahnten Folgen. Mit dem nach einem Roman von Martin Suter entstandenen Thriller gibt Stephan Rick, Absolvent
der Filmakademie Baden-Württemberg, sein Regie-Debüt. Souverän bedient er sich hierbei zwar aller notwendigen
technischen Zutaten wie Kamera (in CinemaScope) und Filmmusik (Gast Waltzing), vernachlässigt jedoch das
Drehbuch, das er zusammen mit Catharina Junk geschrieben hat. So enthält der Film etliche Ungereimtheiten, die man
im Falle eines Thrillers nicht gerne verzeiht. Ferner verliert er die Figur der Lucille, die von Nora von Waldstätten
gespielt wird (und das weit unter ihrem Potenzial!), vollkommen aus den Augen und reduziert sie damit zu einer
Randerscheinung. Fazit: Thriller-Kino aus deutschen Landen, das man nur bedingt weiterempfehlen kann.
STONEWALL (1:2.35, 5.1) OT: Stonewall Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2015 Regie: Roland Emmerich Darsteller: Jeremy Irvine, Jonny Beauchamp, Jonathan Rhys Meyers, Joey King, Ron Perlman Kinostart: 19.11.2015
1969 verschlägt es den jungen Danny nach New York in die Christopher Street. Von seinen Eltern wegen seiner
Homosexualität ausgestoßen, versucht er auf eigene Faust sein Studium an der Columbia University zu finanzieren. Als
Dreh- und Angelpunkt des Treibens in Greenwich Village erweist sich die Stonewall Inn, ein Treffpunkt für Schwule,
Lesben und Transvestiten. Danny freundet sich mit einigen der Street Kids an und beginnt eine Affäre mit Trevor, der
sich für die Gleichberechtigung Homosexueller einsetzt... Dass Roland Emmerichs Film nicht richtig zündet liegt
möglicherweise daran, dass er mit seinem Thema einfach zu spät kommt. Sein Film über die Anfänge der “Gay
Pride”-Bewegung mutet fast schon wie ein Märchen an angesichts der Tatsache, dass Schwulsein mittlerweile zur
Selbstverständlichkeit geworden ist. Auch inszenatorisch enttäuscht der Film. So gibt es immer wieder Rückblenden, die
zeigen, warum der junge Danny sein Zuhause verlassen hat. Diese Rückblenden erscheinen vollkommen überflüssig und
ziehen den Film nur in die Länge. Mit seinen 129 Minuten Spielzeit ist der definitiv “over the top”. Was die Besetzung
angeht, so enttäuscht insbesondere der Hauptdarsteller, der zu wenig Charisma versprüht. Ganz anders dagegen die
Clique, mit der Danny sich anfreundet: hier finden sich wahrhaft schillernde Charaktere. Emmerichs beste Qualitäten in
diesem Film liegen eindeutig beim Einsatz der Filmmusik (Rob Simonsen), die bestimmten Sequenzen erst die richtige
Stimmung verleihen ohne aufdringlich zu sein. STONEWALL ist alles andere als das von Emmerich gewohnte
Effekte-Kino und sein bisher persönlichster Film. Die Richtung stimmt.
DER KLEINE PRINZ (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1) OT: The Little Prince Verleih: Warner Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Mark Osborne Kinostart: 10.12.2015
In einer nur auf Leistung ausgerichteten, unmenschlichen Welt, soll ein kleines Mädchen die Sommerferien dazu nutzen,
sich auf das Vorstellungsgespräch bei der “Werth-Gesellschaft”, einer Art Elite-Universität, vorzubereiten. Dabei lernt
sie zufällig ihren Nachbarn, einen alten, kauzigen Piloten kennen, der ihr seine Lebensgeschichte erzählt. Allmählich
wird ihr bewusst, wie endlich das Leben ist und sie beschließt statt zu lernen Abenteuer zu erleben... Einfühlsam
versucht sich der nach dem bekannten Kinderbuch von nach dem Buch von Antoine de Saint-Exupéry entstandene
computeranimierte Film an den Themenkomplexen Kindheit, Freundschaft. Liebe sowie Sterben und Tod und bereitet
diese für kleinere Zuschauer auf. Das ist wunderbar gelungen, könnte allerdings für sehr kleine Kinder noch einer
Nachbesprechung mit den Eltern notwendig machen. Gleichzeitig wurde der Romanvorlage ein zeitgemäßes Update
verpasst. So geht es hier auch um eine ausschließlich auf Leistung getrimmte Gesellschaft, in der Kinder um ihre
Kindheit gebracht werden. Diese pointiert eingesetzte Gesellschaftskritik erinnert nicht nur an George Orwells 1984,
sondern auch ein bisschen an Terry Gilliams BRAZIL. Dabei bleibt der Film stets witzig, manchmal sogar sarkastisch
und lässt genügend Raum für Phantasie und skurrile Momente. Auch und vor allem Erwachsene werden ihre wahre
Freude an Mark Osbornes Interpretation der Buchvorlage haben. Die Computeranimation ist beeindruckend, die
Filmmusik perfekt.
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Montag, 16. November 2015 Die Ameise und der Marienkäfer Ein höchst ungewöhnlicher Animationsfilm eröffnete die neue Pressewoche DIE WINZLINGE – OPERATION ZUCKERDOSE (1:2.35, 3D, DD 5.1) OT: Minuscule - La Vallée Des Fourmis Perdues Verleih: Pandastorm (Tobis) Land/Jahr: Frankreich, Belgien 2013 Regie: Thomas Szabo, Hélène Giraud Kinostart: 14.01.2016
Die Zuckerdose auf einem hastig verlassenen Picknickplatz hat es einem kleinen Ameisentrupp angetan. Was könnte
auch besser sein für die Ameisenkönigin, um viele Eier zu produzieren! Während der Trupp unter großer Anstrengung
versucht, die Dose samt Inhalt in die weit entfernte Ameisenburg zu transportieren, stößt ein kleiner Marienkäfer dazu,
der durch ein paar fliegende Rowdies aus seiner Heimat vertrieben wurde und jetzt nicht mehr richtig fliegen kann. Als
auch die gefährlichen und wesentlich größeren Roten Ameisen die Zuckerdose entdecken, wird aus der Reise zur
Ameisenburg ein waghalsiges Unternehmen... Der von Thomas Szabo und Hélène Giraud bereits 2013 inszenierte Film
ist eine perfekte Mischung aus Realaufnahmen und Computeranimation. Gleichzeitig dürfte dieses Projekt der Traum
jedes Sound-Designers sein! Der Clou: im ganzen Film wird kein einziges Wort gesprochen. Dass man dennoch der
Handlung folgen kann, liegt am Einfallsreichtum der Sound-Designer, die mit den oft niedlichen Lauten, die sie den
kleinen Waldbewohnern geben, jeden Dialog überflüssig machen. Wenn die Kamera ziemlich am Anfang des Films von
der Menschenperspektive zur Insektenperspektive wechselt, dann wechselt auch die Geräuschkulisse. So mutiert das
Summen der vorbeifliegenden Insekten zu rasanten Autobahngeräuschen mit Motorenlärm und Gehupe. Auch an
anderen Stellen im Film werden Geräusche aus der Menschenwelt verwendet, um die Action bei den Insekten
tontechnisch zu gestalten (so etwa bei der Belagerung der Ameisenburg durch die Armee der Roten Ameisen). Für die
passenden Gefühle sorgt die fulminante Orchestermusik von Hervé Lavandier, die den Film fast Non-Stop begleitet und
sich auch bestens als Konzertmusik eignen würde. Kleinere Kinder könnten den Film an manchen Stellen als ziemlich
gruselig empfinden. Hier sind dann die begleitenden Eltern gefragt. Natürlich gibt es auch eine Moral mit auf den
Heimweg: Insekten der Welt – seid solidarisch. Das lässt sich natürlich auch auf die Menschenwelt übertragen.
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Donnerstag, 12. November 2015 Der Meisterdetektiv und die Farmersfrau Ansprechendes Arthaus-Vergnügen und Nullachtfünfzehn-Western – der abschließende Mix der Pressewoche MR. HOLMES (1:2.35, DD 5.1) OT: Mr. Holmes Verleih: Alamode (Filmagentinnen) Land/Jahr: Großbritannien 2015 Regie: Bill Condon Darsteller: Sir Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker Kinostart: 24.12.2015
Zurückgezogen lebt der mittlerweile 93jährige Sherlock Holmes zusammen mit seiner Haushälterin und deren
11jährigem Sohn auf seinem Landsitz in Südengland und kümmert sich um seine Bienenzucht. Doch etwas plagt ihn: er
kann sich nicht mehr an seinen letzten Fall erinnern, weil ihn sein meisterhaftes Gedächtnis langsam aber sicher im Stich
lässt. Gemeinsam mit dem Jungen macht er sich daran, die alten Erinnerungen aufzufrischen in der Hoffnung, so seinen
letzten Fall nochmals zu lösen... Bill Condons Sherlock Holmes gehört zu jener Gattung von Filmen über den
Meisterdetektiv, die den Mythos demontieren und dabei unter der kalten, äußeren Schale den Menschen entdecken. Das
ist nicht etwa negativ gemeint, sondern überaus positiv. Verfilmungen, die die Genialität des Sherlock Holmes in den
Mittelpunkt rücken, gibt es schon zur Genüge. Was passiert aber mit dem Superhirn, wenn es über 90 Jahre alt ist und
mit Demenz zu kämpfen hat? Ian McKellen macht in einer Power-Performance Holmes zu einem Menschen, der zu
berühren vermag. Mit nostalgischen Bildern und einem passenden Score wird hier also nicht nur eine Detektivgeschichte
erzählt, sondern auch eines vom Schicksal gezeichneten alten Mannes, der vor seinem Ableben oder wenigstens vor dem
kompletten Versagen seines Verstandes mit sich und der Welt ins Reine kommen möchte. Denn offene Rechnungen
verderben den Lebensabend. MR. HOLMES ist eine gelungene Kreuzung zwischen einem Sherlock Holmes Krimi und
Arthaus-Kino.
JANE GOT A GUN (1:2.35, DD 5.1) OT: Jane Got A Gun Verleih: SquareOne/Universum (24 Bilder) Land/Jahr: USA 2014 Regie: Gavin O'Connor Darsteller: Natalie Portman, Ewan McGregor, Joel Edgerton Kinostart: 31.12.2015
Schwer verletzt kommt Janes Mann wieder auf der Ranch an. Und er hat keine guten Nachrichten: ein alter Feind ist ihm
mit seiner gesamten Schar auf den Fersen. In ihrer Not bittet sie ihren Ex, ihr beim Kampf gegen die Truppe zu helfen.
Nach anfänglichem Widerwillen geht er auf ihre Bitte ein. Während sie nun auf das Eintreffen der Gangster warten,
reflektieren die beiden ihre gemeinsame Vergangenheit... Gavin O’Connors mutet ein bisschen an wie ein Western aus
dem Baukasten. Man nehme eine einsame Farm, ein paar grandiose Felsenlandschaften, gut erkennbare böse Menschen
sowie gut erkennbare gute Menschen und verflechte die guten Menschen in eine Menage-a-Trois. Damit ist für
genügend Konfliktstoff nicht nur zwischen Gut und Böse, sondern auch zwischen Gut und Gut gesorgt und schon kann
das große Ballern losgehen. JANE GOT A GUN wird weder eingefleischte Westernfans noch Western-Neueinsteiger
begeistern können. Der Film gebart sich einfach zu altmodisch und darüber hinaus auch wenig spannend, um für einen
perfekten Kinoabend herzuhalten.
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Dienstag, 10. November 2015 Katniss stürmt das Kapitol Heute wurde das letzte Kapitel der “Hunger Games” aufgeschlagen DIE TRIBUTE VON PANEM: MOCKINGJAY TEIL 2 (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: The Hunger Games: Mockingjay Part 2 Verleih: Studiocanal Land/Jahr: USA 2015 Regie: Francis Lawrence Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Julianne Moore, Donald Sutherland, Philip Seymour Hoffman Kinostart: 19.11.2015
Um ihren Plan, Präsident Snow zu töten, in die Tat umzusetzen, schließt sich Katniss Everdeen einer Einsatztruppe aus
Distrikt 13 an, der zum Präsidentenpalast vordringen soll. Nicht nur die Anwesenheit des psychisch noch immer labilen
Peeta sowie ihres Freundes Gale machen den Einsatz lebensgefährlich, sondern auch die vielen heimtückischen Fallen,
die den Trupp erwarten. Es ist fast so, als würde Katniss einmal mehr an den Hunger-Spielen teilnehmen... Nachdem
sich das Studio dazu entschlossen hatte, den dritten und letzten Teil der PANEM-Trilogie in zwei Teile aufzuspalten,
wartet die ganze Welt nunmehr seit einem Jahr gespannt auf das Finale. Wird man endlich erfahren, wem Katniss
letztendlich ihr Herz schenkt – Peeta oder Gale? Keine Sorge – die Aufgabe dieser Rezension ist es keineswegs zu
Spoilern, wie auf Neudeutsch so schön sagt. Wer also Antworten haben möchte, der muss sich schon auf den Weg ins
Kino machen. Der letzte Teil setzt genau dort an wo Teil 3.1 endete. Es gibt zwar auch jetzt wieder einiges an Action,
doch nicht mehr in der bisher gewohnten Qualität. Zumindest fühlt es sich so an, nachdem man das Finale künstlich in
zwei Teile zerlegt und so den Film um seinen Spannungsbogen gebracht hat. Auch Teil 3.2 fühlt sich als etwas
Unfertiges an. Viele PANEM-Fans dürfte das ziemlich enttäuschen. Mich persönlich hat dieses Ende definitiv
enttäuscht, was vermutlich die Folge zu hoher Erwartungen war. Immerhin gibt es im Film eine wenn auch nur kurze
Sequenz, die mich beeindruckt hat: da marschiert Katniss alias Jennifer Lawrence in die Straße der Tribute, die Kamera
folgt ihr ganz ruhig von hinten. Das ist ein tolles, fast schon ikonisches Kinobild, das den Mythos Katniss auf den Punkt
bringt. Schade, dass es nicht noch mehr solcher Bilder gibt.
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Freitag, 06. November 2015 Ein amerikanischer Held Den Abschluss einer prall gefüllten Pressewoche bildete Steven Spielbergs neuester Streifen. BRIDGE OF SPIES – DER UNTERHÄNDLER (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: Bridge Of Spies Verleih: Fox Land/Jahr: USA, Deutschland 2015 Regie: Steven Spielberg Darsteller: Tom Hanks, Amy Ryan, Mark Rylance, Alan Alda, Sebastian Koch Kinostart: 26.11.2015
In der Hochphase des Kalten Krieges soll der einfache Versicherungsanwalt James Donovan die Verteidigung des in den
USA gefassten mutmaßlichen Spions Rudolf Abel übernehmen. Die US-Regierung will damit nach außen
demonstrieren, dass jedermann in den USA ein faires Verfahren erhält. Tatsächlich gelingt es Donovan, seinen
Mandanten vor der Todesstrafe zu bewahren. Das bringt dem Anwalt in der Bevölkerung zwar nicht viel Sympathien
ein, doch werden Regierung und Geheimdienste auf den aufrechten Mann aufmerksam. Sie treten an ihn mit einer noch
größeren Aufgabe heran: als Unterhändler soll er einen in russischer Gefangenschaft befindlichen amerikanischen
Piloten gegen Rudolf Abel austauschen. Damit beginnt das größte Abenteuer seines Lebens... Mit seinem neuen Film
würdigt Steven Spielberg einen amerikanischen Helden, den kaum jemand kennt: den Versicherungsanwalt James
Donovan. Donovan rettete als Unterhändler für die US-Regierung während der Zeit des Kalten Krieges in den 1960er
Jahren Tausenden von Bürgern das Leben. Exemplarisch dafür schildert Spielberg jenes maßgebliche Ereignis, das dazu
führte. Und er tut dies dieses Mal ohne viel Pathos, sondern eher sachlich und nüchtern. Filmmusik (ausnahmsweise
nicht aus der Feder von John Williams, sondern von Thomas Newman) wird auf ein Minimum beschränkt. Dadurch
wirkt der Film sehr authentisch. Viel Aufwand und Mühe ist in das Produktionsdesign geflossen und Janusz Kaminskis
Kameraarbeit beeindruckt einmal mehr. Mit Tom Hanks in der Hauptrolle gibt Spielberg seinem Helden ein Gesicht, das
perfekt passt. BRIDGE OF SPIES ist intelligentes wie spannendes Agenten-Kino.
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Donnerstag, 05. November 2015 Geschüttelt, nicht gerührt Ein Triple gefällig? Klar, warum auch nicht! EWIGE JUGEND (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Youth Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Italien, Frankreich, Schweiz, Großbritannien 2015 Regie: Paolo Sorrentino Darsteller: Sir Michael Caine, Harvey Keitel, Rachel Weisz, Paul Dano, Jane Fonda Kinostart: 26.11.2015
Weitab von jeglicher Zivilisation verbringen der sich im Ruhestand befindliche Stardirigent Fred und sein gleichaltriger
Jugendfreund und Filmregisseur Mick ihren Urlaub in einem idyllisch gelegenen Wellnesshotel. Ihre tagtäglichen
Gespräche kreisen um Prostata, alte Lieben und die Probleme ihrer Kinder. Während Mick versucht, gemeinsam mit
vier Kollegen ein Drehbuch zu schreiben, soll Fred dafür gewonnen werden, ein Geburtstagskonzert für die Queen zu
dirigieren. Der Schauspieler Jimmy beobachtet derweil das skurrile Treiben im Hotel, um sich auf eine neue Rolle
vorzubereiten... Spätestens mit LA GRANDE BELLEZZA hat Regisseur Paolo Sorrentino bewiesen, dass er einer der
eindrucksvollsten Bilderlieferanten der Gegenwart ist. Auch in seinem neuesten Film arbeitet er wieder mit
Kameramann Luca Bigazzi zusammen und macht unmissverständlich klar, dass seine vorherigen Filme in Sachen Optik
keine Ausnahme waren: EWIGE JUGEND fesselt mit grandiosen CinemaScope-Aufnahmen von bestechender
Qualität. Für solche Bilder lohnt sich der Weg ins Kino – so etwas kriegt man auf dem Flatscreen nicht zu sehen.
Unterstützt werden die brillanten Schauwerte durch eine imposante Tonspur (in ausgewählten Kinos im Dolby Atmos
Tonsystem), die insbesondere die Musik extrem beeindruckend wiedergibt. Wie schon in LA GRANDE BELLEZZA
gibt es auch jetzt wieder Anleihen bei Fellini. So könnte der gesamte Mikrokosmos der Kurklinik einem Film des
Meisters entsprungen sein. Thematisch geht es um Freundschaft, Liebe und den Lauf der Zeit, der alles ändern kann. In
dem bis in kleinste Rollen mit Prominenz besetzten Film brillieren vor allem Michael Caine in der Rolle des Musikers
Fred Ballinger und Harvey Keitel als sein befreundeter Filmregisseur Mick Boyle. EWIGE JUGEND ist allerbestes
Arthaus-Kino für Gourmets.
THE GIFT (1:2.35, DD 5.1) OT: The Gift Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2015 Regie: Joel Edgerton Darsteller: Jason Bateman, Joel Edgerton, Rebecca Hall Kinostart: 26.11.2015
Simon und Robyn, ein beruflich erfolgreiches Paar, haben gerade erst ihr neues Haus bezogen. Beim Einkaufsbummel
spricht sie ein Mann an, der sich alsbald als Simons alter Schulkamerad Gordo entpuppt und der sich den beiden
förmlich aufdrängt. Sie ladenden weniger erfolgreichen Mann in ihr neues Zuhause ein. Doch sie werden den Eindruck
nicht ganz los, dass mit Gordo etwas nicht stimmt. Als sie zum Gegenbesuch bei ich eingeladen werden, kommt es zu
einem unschönen Eklat: Simon kappt die Verbindung zu Gordo. Doch damit fängt der Alptraum erst an... Auch wenn
man als erfahrener Thriller-Fan schon recht frühzeitig ahnt, in welche Richtung sich der Film entwickelt, so hat
Regisseur Joel Edgerton doch noch einen kleinen Trumpf im Ärmel, den er erst nach über der Hälfte der Spielzeit
ausspielt. Und man muss neidlos anerkennen, dass er seine Home Invasion Geschichte wirklich souverän in Szene setzt.
Nachdenken sollte man über die Auflösung des Plots allerdings nicht unbedingt, weil dort eine Ungereimtheit
schlummert, die das mühevoll aufgebaute Kartenhaus mit einem Schlag zerstören würde. Also: einfach zurücklehnen
und genießen.
SPECTRE (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: Spectre Verleih: Sony Pictures Land/Jahr: Großbritannien, USA 2015 Regie: Sam Mendes Darsteller: Daniel Craig, Christoph Waltz, Naomie Harris, Monica Bellucci, Léa Seydoux Kinostart: 05.11.2015
James Bond geht auf seine eigene Mission: um an den Kopf einer geheimnisvollen Organisation zu kommen, lässt er
sich bereitwillig vom Dienst suspendieren. Sein Weg führt in schließlich nach Rom, wo er durch die Witwe eines
Kriminellen den Tagungsort der Verbrecherorganisation “Spectre” erfährt. Als er schließlich deren Anführer sieht, traut
er seinen Augen kaum: sein Erzrivale von einst ist wieder am Leben! Zu spät bemerkt Bond, dass er in einer tödlichen
Falle sitzt... Mit einer spektakulären Eröffnungssequenz, in der sich James Bond in einem Helikopter einen Kampf mit
bösen Buben liefert, startet die vierte Bond-Verfilmung mit Daniel Craig in der Rolle des Geheimagenten mit der Lizenz
zum Töten. Die Stimmung ist wie in den beiden anderen Bonds mit Craig einmal mehr depressiv. Witze hält das
Drehbuch nur ganz spärlich bereit. Dafür gibt es adrenalintreibende Action, die insbesondere in den IMAX-Kinos ihre
Wirkung nicht verfehlt. Was die Frauen angeht, so muss man sagen, dass sich Craig damit nicht so ganz wohl zu fühlen
scheint. Die Liebesszenen wirken ziemlich aufgesetzt, fast so, als wären sie im Drehbuch nur eine von vielen
Ingredienzien, die es abzuhaken gilt. In der Rolle des Bösewichts wiederholt Christoph Waltz einmal mehr die Rolle, die
er seit INGLORIOUS BASTERDS auf Abruf bereithält. Das ist zwar ganz nett, nutzt sich auf Dauer jedoch ab. Die
Tonspur (für Standardkinos in 7.1 abgemischt, für IMAX-Kinos nur in 5.0) lässt keine Wünsche offen und trumpft
speziell in der IMAX-Version auf. Wenn gegen Ende eine ganze Stadt explodiert, dann hat das beste
Sensurround-Qualität! Wer Craig als Bond mag, dem wird SPECTRE gefallen.
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Mittwoch, 04. November 2015 Zombies auf dem Trampolin Blutig am Anfang, sehr gefühlvoll im Abgang. So in etwa lässt sich das heutige Presse-Doppel charakterisieren SCOUTS VS. ZOMBIES – HANDBUCH ZUR ZOMBIE-APOKALYPSE (1:2.35, DD 5.1) OT: Scouts Guide To The Zombie Apocalypse Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2015 Regie: Christopher Landon Darsteller: Tye Sheridan, David Koechner, Logan Miller, Patrick Schwarzenegger Kinostart: 12.11.2015
Drei inmitten ihrer Pubertät steckende Jungs – Ben, Augie und Carter - sind schon seit langer Zeit begeisterte
Pfadfinder. Doch Carter und Ben wissen längst, dass man mit der Pfadfinder-Kluft definitiv nicht bei den Mädels landen
kann. Statt zusammen mit dem etwas korpulenten Augie das nächtliche Zeltlager zu hüten, schleichen sie sich davon, um
an einer angesagten, aber geheimen Party teilzunehmen. Doch Augie stellt die beiden zur Rede, es kommt zum Clinch
zwischen den Freunden. Als sie jedoch verdutzt feststellen müssen, dass zwischenzeitlich eine Zombie-Seuche
ausgebrochen ist, müssen sich die Freunde noch einmal als Team bewähren... Splatter-Fun-Filme können richtig lustig
sein, müssen es aber nicht. Das beweist zumindest Christopher Landon mit seiner misslungenen Zombie-Komödie. Statt
zündender Gags gibt es hier leider nur Langeweile. Obendrein wird mit Fäkalhumor und Anzüglichkeiten im Stile von
AMERICAN PIE nicht gerade gespart. Da bringt es eine Szene besonders gut auf den Punkt: beim Sprung aus einem
Fenster fasst einer der Pfadfinder instinktiv nach etwas zum festhalten – und hat prompt den Penis eines Zombies in der
Hand. Wie man sich schon denken kann wird der Gag, der jetzt folgt, im wahrsten Sinne des Wortes in die Länge
gezogen. Da passt dann die suboptimale deutsche Synchronisation (in Fachkreisen oft zu recht als “Porno-Synchro”
bezeichnet) wie die Faust aufs Auge. Aber Lachen muss man deswegen noch lange nicht. Es gibt zwar nette neue
Einfälle, wie etwa auf dem Trampolin hüpfende Untote oder das Gebiss, das der alten Nachbarin aus dem Mund fällt, als
sie einen Kopf kürzer gemacht wird, doch werden die leider ohne Gespür für richtiges Timing platziert. Dieser Film
lohnt wirklich nicht. Großes Pfadfinder-Ehrenwort.
DIE MELODIE DES MEERES (1:1.85, DD 5.1) OT: Song Of The Sea Verleih: KSM (24 Bilder) Land/Jahr: Irland, Luxemburg, Belgien, Frankreich, Dänemark 2014 Regie: Tomm Moore Kinostart: 24.12.2015
Seit dem Tod seiner Mutter muss der kleine Ben ständig auf seine kleine Schwester Saoirse aufpassen, was ihm ganz
und gar nicht gefällt. Am liebsten wäre er nur noch mit seinem treuen Hund Cu zusammen, mit dem er am Fuße jenes
Leuchtturms spielt, wo er mit seinem Vater lebt. Eines Tages jedoch müssen Ben und Saoirse zu ihrer Großmutter in die
Stadt ziehen. Während Ben einen Plan ausheckt, wie er wieder zurück zu seinem geliebten Cu kommt, bemerkt er
seltsame Kräfte bei Saoirse, die sie mittels einer Muschel hervorrufen kann. Zusammen mit seiner kleinen Schwester
flüchtet Ben heimlich aus dem Haus der Großmutter. Während ihrer abenteuerlichen Flucht wird Ben noch ein paar
weitere Geheimnisse um Saoirse lüften... Passend zu Weihnachten kommt dieser grandiose und zauberhafte
Animationsfilm, der für den Oscar nominiert war, auch in die deutschen Kinos. Die Art der Animation, der Einsatz der
Musik (hervorragend: Bruno Coulais) und die gesamte Stimmung erinnern dabei in gewisser Weise an DAS LETZTE
EINHORN. Der Subtext des Films, nämlich der Verlust der Mutter, wird kindgerecht verpackt in eine mystische
Geschichte voller Feen, Eulen, Riesen und Hexen. Die farbenprächtigen Bilder laden zum Eintauchen, der Score zum
Lauschen ein. DIE MELODIE DES MEERES empfiehlt sich als perfektes Familienkino.
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Dienstag, 03. November 2015 Flüchtlinge und Dorayakis Ein brisantes Thema und eine Prise Esoterik bescherte mir mein Dienstags-Doppel DÄMONEN UND WUNDER (1:2.35, 5.1) OT: Dheepan Verleih: Weltkino Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Jacques Audiard Darsteller: Antonythasan Jesuthasan, Kalieaswari Srinivasan, Claudine Vinasithamby Kinostart: 10.12.2015
Der Freiheitskämpfer Dheepan flüchtet aus seiner von Bürgerkrieg dominierten Heimat Sri Lanka. Um in Frankreich
Fuß fassen zu können, schließen sich ihm eine junge Frau sowie ein neunjähriges Waisenmädchen an. Gefälschte
Ausweispapiere machen aus den Fremden eine Familie. In einem Pariser Vorort tritt Dheepan die Stelle des
Hausmeisters eines verkommenen Gebäudekomplexes an und gerät zwischen die Fronten eines tobenden
Drogenkrieges... Der Held der Geschichte, Dheepan, kommt vom Regen in die Traufe. Den Bürgerkrieg wollte er hinter
sich lassen und sieht sich jetzt aber mit einem Bandenkrieg konfrontiert. Ob er will oder nicht wird er vor die
Entscheidung gestellt, für seine Scheinfamilie zu kämpfen oder sich unterzuordnen. Mit der authentisch wirkenden
Besetzung und starken Bildern gelingt es Jacques Audiard ganz allmählich Spannung aufzubauen, bringt sich aber durch
das fast surreale Ende um seine Leistung. Nach seinen wunderbaren Filmen EIN PROPHET und DER GESCHMACK
VON ROST UND KNOCHEN dürfte DÄMONEN UND WUNDER Audiards bislang schwächste Arbeit sein, die
dennoch von großer Handwerkskunst zeugt.
KIRSCHBLÜTEN UND ROTE BOHNEN (1:2.35, 5.1) OT: An Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Japan, Frankreich, Deutschland 2015 Regie: Naomi Kawase Darsteller: Kirin Kiki, Masatoshi Nagase, Miki Mizuno Kinostart: 31.12.2015
Sentaro ist zunächst ziemlich verblüfft, als sich die 76jährige Tokue in seiner heruntergekommenen Imbissbude als
Aushilfe bewirbt. Doch der verschuldete Imbissbetreiber ändert sehr schnell seine Meinung, als ihn die Alte ihre
selbstgemachte Rote-Bohnen-Paste, die sogenannte “An”, probieren lässt. Denn genau die will Sentaro nie richtig
gelingen, obgleich sie die wichtigste Zutat für die Dorayaki-Pfannkuchen ist. Tokues Paste ist ein Gedicht! Im Lauf der
Zeit entsteht zwischen den beiden eine sehr offene Freundschaft, die jedoch vor eine schwere Probe gestellt werden
wird... In ihrem neuen Film zelebriert die japanische Regisseurin Naomi Kawase die Herstellung der kleinen Dorayakis
so intensiv, dass man einen richtigen Heisshunger auf die süßen Pfannkuchen entwickelt. Natürlich geht es ihr um
wesentlich mehr in diesem extrem ruhig erzählten Film – um nichts Geringeres als das Leben selbst. Der sehr
melancholische und esoterisch angehauchte, aber gut besetzte Film ist – wie das bei asiatischen Filmen oft der Fall ist –
leider ziemlich in die Länge gezogen. Das ist zur Abwechslung mal ganz nett, aber letztendlich doch etwas zuviel des
Guten.
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Montag, 02. November 2015 Der demente Rächer Im Montagsdoppel gab es heute zwei sehr unterschiedliche Thriller zu begutachten REMEMBER (1:1.85, 5.1) OT: Remember Verleih: Tiberius Film (24 Bilder) Land/Jahr: Kanada, Deutschland 2015 Regie: Atom Egoyan Darsteller: Christopher Plummer, Bruno Ganz, Dean Norris, Jürgen Prochnow, Martin Landau Kinostart: 31.12.2015
Nach dem Tod seiner Frau wird der schon etwas demente Zev Guttman von seinem Freund Max auf eine Reise
geschickt, deren Ziel das Aufspüren und Töten jenes Mannes, der als Blockwart in Auschwitz für die Ermordung von
Max‘ und Zevs Familien verantwortlich war. Das ist für Zev aufgrund der beginnenden Demenz nicht ganz einfach.
Doch Max hat für alles vorgesorgt. Mittels detaillierter schriftlicher Anweisungen weist er Zev den Weg zu vier
möglichen Kandidaten, die alle unter dem Namen Rudy Kurlander registriert sind... Bei Atom Egoyans neuestem Film
wird man das Gefühl nicht los, ein verfilmtes Theaterstück zu sehen. Auch wenn es hier ab und an Landschaften zu
sehen gibt, so findet der gesamte Film in beengten Innenräumen statt. Was allerdings noch viel mehr stört ist das
Drehbuch. Denn der Protagonist muss auf seinem Rachefeldzug gleich vier Rudy Kurlander heimsuchen. Wenn man
jetzt glaubt, dass vielleicht schon die zweite Adresse die richtige wäre, so irrt man gewaltig und ahnt spätestens dann,
dass alle vier brav abgearbeitet werden. Damit beginnt der Film irgendwann zu langweilen. Man fragt sich, warum man
überhaupt noch weiterschauen soll. Wäre es eine DVD, so würde man nach der zweiten Adresse den schnellen Vorlauf
abrufen. Eigentlich hätte man diesen Stoff auch gleich zu einer TV-Serie verarbeiten können, in der der Held in jeder
Folge eine weitere falsche Adresse heimsucht bis er schließlich beim Staffel-Finale auf seinen Erzfeind stößt. Oder so
ähnlich. Auch Mychael Dannas Herrmanneseke Filmmusik hilft hier nicht weiter, suggeriert sie doch ständig etwas viel
Größeres, was aber nicht vorhanden ist. Immerhin gibt es ein Wiedersehen mit Altmimen wie Christopher Plummer und
Martin Landau. Fazit: Atom Egoyan liefert hier leider nur Durchschnitt.
COLONIA DIGNIDAD – ES GIBT KEIN ZURÜCK (1:2.35, 5.1) OT: Colonia Verleih: Majestic (Fox) Land/Jahr: Deutschland, Luxemburg, Frankreich 2015 Regie: Florian Gallenberger Darsteller: Emma Watson, Daniel Brühl, Michael Nyqvist, Vicky Krieps Kinostart: 18.02.2016
Chile 1973. Als die Stewardess Lena ihren politisch aktiven Freund Daniel in Santiago besucht, wird Machthaber
Salvador Allende von General Pinochet mit einem Militärputsch abgesetzt. Pinochets Armee geht brutal gegen die
Anhänger Allendes vor. Auch Daniel wird verschleppt und gefoltert und landet schließlich in der hermetisch
abgeriegelten “Colonia Dignidad”, einer Sekte unter Führung des brutalen Paul Schäfer, der sich Pius nennt. Um ihrem
Freund zu helfen, begibt sich Lena freiwillig in die Hände der Sekte, aus der es kein Entrinnen gibt... Basierend auf
tatsächlichen Ereignissen schildert Florian Gallenberger das Martyrium der Deutschen Lena und Daniel, die über
Monate hinweg in der Colonia Dignidad festgehalten wurden und ihre gemeinsame Flucht vorbereiten. Mit 110 Minuten
Laufzeit ist der Film definitiv zu lang geraten, da das Drehbuch über weite Strecken nur das ebenso brutale wie absurde
Lagertreiben schildert. Gallenbergers Versuch, aus der Geschichte einen spannenden Thriller zu machen, gelingt damit
leider nur bedingt.
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