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Sonntag, 27. Dezember 2015 Auf der Suche nach Luke Skywalker Mein vermutlich letzter Kinobesuch in diesem Jahr galt dem Weihnachtsgeschenk für alle Kinobetreiber STAR WARS: DAS ERWACHEN DER MACHT (1:2.35 & 1:1.44 (IMAX), 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos, IMAX 12-Kanal) OT: Star Wars: The Force Awakens Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2015 Regie: J.J. Abrams Darsteller: Harrison Ford, Mark Hamill, Carrie Fisher, Adam Driver, Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Lupita Nyong'o Kinostart: 17.12.2015
Darth Vader hat einen Nachfolger: Kylo Ren heisst der fehlgeleitete Mensch, der im Auftrag seines Führers die
Herrschaft über das Imperium übernehmen möchte. Damit sein fieser Plan gelingt, muss er nur noch den legendären
Jedi-Ritter Luke Skywalker eliminieren. Dessen geheimen Aufenthaltsort kennt nur der Roboter BB-8, der dadurch
plötzlich zum Objekt der Begierde wird. Unterstützung erhält der kleine Androide durch die Müllsammlerin Rey und
den abtrünnigen Storm Trooper Finn... J.J. Abrams STAR WARS Film könnte man durchaus als ein “Best of” der
Original-Trilogie (ich meine damit die neuzeitlich als Episoden 4 bis 6 getauften Filme!) bezeichnen. Natürlich wird
alles neu verpackt, aber im Kern kennen wir sämtliche Ingredienzien bereits. Wir, das ist die Generation 50+, die die
Episoden 4 bis 6 seinerzeit im Kino gesehen hat. Die visuellen Effekte, die damals Furore machten, empfindet man
heutzutage als vollkommen normal, sieht man solche Effekte inzwischen in fast jedem Film in noch besserer Qualität.
Die sind auch im neuen Film trotz ihrer Perfektion nichts Besonderes mehr. Damit steht und fällt der Film mit seinem
Drehbuch. Das bietet für Neueinsteiger ein paar nette Plot-Twists, die uns “Alte” natürlich nicht mehr vom Hocker
reissen. Trotzdem wird das Spektakel nie langweilig – auch nicht nach über zwei Stunden Spielzeit. Das gilt zumindest
für die IMAX WITH LASER Version, die ich mir angesehen habe. Der Gag dabei: es gibt eine längere Sequenz im
Film, die in originärem IMAX 15/70 aufgenommen wurde und die in der für laserbasierte IMAX-Kinos angefertigten
Digitalfassung nicht nur ein sogenanntes “Letterbox”-Bild im Format 1:2.35 bietet, sondern die ganze Bildwand im
Format 1:1.44 ausfüllt. Was für ein Unterschied! Man gebe J.J. Abrams genügend Geld, damit er den nächsten Film
komplett in IMAX dreht! Fazit: STAR WARS: DAS ERWACHEN DER MACHT ist bestes Popcorn-Kino.
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Donnerstag, 17. Dezember 2015 Mord im Schwabenland Ein schwäbischer Krimi beendete heute das Pressevorführungsjahr 2015. TRASH DETECTIVE (1:2.35, 5.1) Verleih: Camino Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Maximilian Buck Darsteller: Rudolf Waldemar Brem, Sebastian Fritz, Therese Hämer Kinostart: 18.02.2016
Als in dem kleinen schwäbischen Kaff Matringen die örtliche Schönheitskönigin Susi über Nacht spurlos verschwindet,
gerät der Säufer Uwe in Verdacht. Ausgerechnet er will beobachtet haben, wie Susi blutüberströmt und leblos in einem
Mercedes weggefahren wurde. Weil ihm niemand glaubt, macht sich Uwe selbst daran, den “Fall” zu lösen. Doch der
Argwohn und die Vorurteile der Leute setzen ihm zu... Es braucht einen langen Atem, um den Film von Anfang bis Ende
durchzustehen. Zäh wie Kaugummi entwickelt sich die düstere Geschichte, die sich ganz offensichtlich an Vorbildern
wie FARGO (deutlich zu erkennen an der Mütze mit Ohrenschützern, die die Polizistin trägt!) oder Wolf Haas‘
Brenner-Krimis orientiert, ohne jedoch jemals deren Qualität zu erreichen. Rudolf Waldemar Brem in der Rolle des
Säufers Uwe erinnert von seinem Äußeren her an einen total abgewrackten Josef Hader alias Brenner. Nur spricht er
keinen österreichischen Dialekt, sondern versucht sich im Schwäbischen. Versucht deshalb, weil auch das nicht
überzeugend gelingt. Warum man diese Rolle nicht direkt mit einem schwäbischen Muttersprachler besetzt hat bleibt ein
Rätsel. Oder man hätte ihn besser als Nicht-Schwaben dargestellt und dadurch seinen Außenseiterstatus in der
schwäbischen Gemeinde noch deutlicher herausgestellt. Kaum eine der agierenden Personen werden in ihrem Charakter
vertieft, wodurch der Film fast belanglos wirkt. Die Tonspur weist Mängel dergestalt auf, dass viele der Dialoge kaum
verständlich sind, selbst wenn man des Schwäbischen mächtig ist. So manche Szene wirkt ziemlich dilettantisch. So
beispielsweise eine Szene, in der Uwe dem Metzger und seinem Leibwächter aus einem Keller entkommt. Das ist derart
gestelzt, dass man sofort merkt, dass im Drehbuch wohl nur stand “Uwe entkommt”. Die Umsetzung hier ist wirklich
miserabel. Pluspunkt: Christian Trieloffs Kamera fängt wunderbar depressive Bilder ein. Fazit: ein Diplom-Film, der
leider noch nicht die Kinoreife hat.
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Dienstag, 15. Dezember 2015 Tapfere Journalisten und eine amerikanische Powerfrau Als die Parade der Oscar-Kandidaten könnte ich mein heutiges Presse-Doppel titulieren. SPOTLIGHT (1:1.85, 5.1) OT: Spotlight Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2015 Regie: Thomas McCarthy Darsteller: Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Stanley Tucci Kinostart: 25.02.2016
Was die Washington Post für die Watergate-Affäre war, das ist die Boston Globe für den Missbrauchsskandal in der
Katholischen Kirche. Ohne die beharrlichen Recherchen der Investigativjournalisten des Globe wären die über viele
Jahrzehnte durch die kirchlichen Institutionen vertuschten Missbrauchsfälle möglicherweise nie ans Tageslicht
gekommen. In seinem Drama zeigt Regisseur Thomas McCarthy auf spannende Weise, wie das Räderwerk in Gang
kam, mit welchen Unwegbarkeiten die Journalisten zu kämpfen hatten und wie diese emotional mit der ganzen
Geschichte umzugehen versuchten. Mit seiner Riege hochkarätiger Darsteller fesselt der Film von der ersten bis zur
letzten Minute und lässt seine 128 Filmminuten wie im Flug verstreichen. Howard Shores ungewohnt ruhiger Score ist
das Tüpfelchen auf dem “i”: das leicht verstimmte Piano, das man auf der Tonspur hört, macht von Anfang an klar, dass
hier etwas nicht stimmt.
JOY – ALLES AUSSER GEWÖHNLICH (1:1.85, 5.1) OT: Joy Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2015 Regie: David O. Russell Darsteller: Jennifer Lawrence, Robert De Niro, Édgar Ramírez, Diane Ladd, Bradley Cooper, Isabella Rossellini, Drena De Niro, Virginia Madsen Kinostart: 31.12.2015
Joy hat es alles andere als leicht. Als alleinerziehende Mutter zweier Kinder muss sie nicht nur den Lebensunterhalt
verdienen, sondern auch noch ihrem geschiedenen Vater sowie ihrem Ex Unterschlupf gewähren, während sich ihre
Mutter ganz und gar Seifenopern hingibt. Doch dann startet die smarte Joy plötzlich durch: eine geniale Erfindung soll
sie von all ihren Sorgen befreien. Allerdings ist der Weg dorthin mit vielen Stolpersteinen gepflastert... Wenn es eine
Frau schaffen kann, dann diese! Joy ist der Inbegriff der amerikanischen Powerfrau, die als Alleinerziehende nicht nur
den Haushalt schmeisst, sondern sich auch noch um ihren Vater, ihren Ex sowie Gott und die Welt kümmert und ganz
nebenbei eine florierende Firma mit ihrem selbst entwickelten Produkt auf die Beine stellt. Inspiriert wurde die von
David O. Russell höchst ungewöhnlich inszenierte Geschichte von der amerikanischen Erfinderin und Home Shopping
Star Joy Mangano. Jennifer Lawrence spielt diese Powerfrau, die genauso oft am Boden liegt wie sie im siebenten
Himmel schwebt. Und sie spielt Joy dabei so überzeugend, dass man als Zuschauer bald damit beginnt, ihr insgeheim
viel Erfolg zu wünschen und ihr heimlich die Daumen drückt. Nicht minder überzeugend sind die Männer an Lawrences
Seite: Robert De Niro als Joys Vater, der unter dem schlechten Einfluss seiner neuen Flamme (perfekt: Isabella
Rossellini) sogar die eigene Tochter über den Tisch zieht; Edgar Ramirez als Joys Ex und Vater ihrer Kinder und jetzt
ihr bester Freund; und natürlich Bradley Cooper als Home Shopping Guru Neil, dessen Respekt sich Joy verdient. JOY
– ALLES AUSSER GEWÖHNLICH ist faszinierendes Schauspieler-Kino mit einer klaren Botschaft: Never Give Up!
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Montag, 14. Dezember 2015 Frivole Langeweile Ein Hoffnungsschimmer: eine solche Komödie muss ich in diesem Jahr nicht noch einmal sehen GUT ZU VÖGELN (1:2.35, 5.1) Verleih: Constantin Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Mira Thiel Darsteller: Anja Knauer, Max von Thun, Max Giermann Kinostart: 14.01.2016
Als der sich dritte Mann einer Singles-WG auszieht, um sich dem Vaterwerden hinzugeben, zieht dessen Schwester
Merlin dort ein. Bald schon schlägt die anfängliche Abneigung des überzeugten Singles Jacob in Liebe um – ein Gefühl,
mit dem der Gute überhaupt nicht umgehen kann! - Der Titel ist hier tatsächlich Programm! Es geht ums – Vögeln. Mira
Thiels mäßig amüsante Komödie über Beziehungsprobleme moderner Großstädter unterscheidet sich darin nicht von
vielen anderen deutschen Komödien, die in den letzten Jahren deutsche Bildwände mit der immer gleichen Machart
zudröhnen. Frivolitäten, Anzüglichkeiten, der Quoten-Schwule, der Quoten-Transvestit, dumme Anmachsprüche und –
wenn gar nichts mehr geht – Fäkalhumor. So scheint Komödie heutzutage zu gehen. Zugekleistert wird das alles dann
mit einem lautstarken Soundtrack zum kräftig mitstampfen. Das Handlungsgerüst ist exakt vorgegeben und kann sogar
von Zuschauern mit reduziertem IQ vorhergesagt werden. Warum sollte man sich also diesen Film überhaupt
anschauen? Mögliche Antwort: des Popcorns wegen. Aber lassen wir die Spekulationen.
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Freitag, 11. Dezember 2015 Zwei Franzosen im Death Valley Eigentlich hätte es heute nur eine einzige Pressevorführung geben sollen, doch als Vorweihnachtsgeschenk durften wir noch einen zweiten Film schauen. Was für ein Glück! VALLEY OF LOVE – TAL DER LIEBE (1:2.39, 5.1) OT: Valley Of Love Verleih: Concorde Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Guillaume Nicloux Darsteller: Gérard Depardieu, Isabelle Huppert, Dan Warner Kinostart: 21.01.2016
Gérard und Isabelle sind geschieden und längst wieder mit neuen Beziehungen beschäftigt. Der Suizid ihres
gemeinsamen Sohnes jedoch bringt sie wieder zusammen. In seinen Abschiedsbrief an Vater und Mutter bittet er die
beiden, eine Woche lang bestimmte Stationen der Death Valley Tour in den USA anzusteuern, wo er ihnen laut eigenem
Bekunden begegnen möchte... Es ist ganz sicher kein Zufall, dass die von Gérard Depardieu und Isabelle Huppert
dargestellten Ex-Eheleuten im Film auch Gérard und Isabelle heissen und beide Schauspieler sind. Regisseur Guillaume
Nicloux hat Momente aus dem Privatleben seiner Stars in seinen Film integriert, sie spielen sich quasi selbst. Es macht
großen Spaß und ist mitunter sehr spannend, das Zusammenspiel der beiden zu beobachten. Ihre Reise durch das Death
Valley ist dabei spiritueller Natur und bietet dem Zuschauer auch noch eine metaphysische Dimension. Auf die kann
man sich einlassen oder auch nicht. In beiden Fällen bleibt ein existentielles Drama mit großartigen Bildern. Zwar etwas
“strange”, aber dank der Darsteller sehenswert.
CAROL (1:1.85, DD 5.1) OT: Carol Verleih: DCM Land/Jahr: Großbritannien, USA, Frankreich 2015 Regie: Todd Haynes Darsteller: Cate Blanchett, Rooney Mara, Kyle Chandler Kinostart: 17.12.2015
Die zufällige Begegnung von Spielwarenverkäuferin Therese mit der etwas älteren und gut situierten Carol im New
York der fünfziger Jahre ist von gegenseitiger Faszination geprägt und führt schließlich zu einer Liebesaffäre. Die aber
steht unter keinem guten Stern: Carol lebt in Scheidung und ihr Ehemann will das alleinige Sorgerecht für die
gemeinsame Tochter erstreiten. Carol steuert auf einen höchst emotionalen Gewissenskonflikt zu... Die fünfziger Jahre
ziehen amerikanische Filmemacher offenbar magisch an. Kein Wunder: dieses Jahrzehnt hat das gewisse Etwas. Zuletzt
ließ sie der Film LIFE wieder auferstehen, jetzt tut dies Todd Haynes in CAROL. Und das wirklich perfekt. Nicht nur
die Ausstattung wirkt authentisch, auch die Protagonistinnen. Cate Blanchett als die lasziv-verführerische Carol und
Rooney Mara als die unschuldige Therese mit einem Touch von Audrey Hepburn könnten direkt den fünfziger Jahren
entsprungen sein. Gleichzeitig stellt Haynes‘ Verfilmung eines Romans von Patricia Highsmith das Gegenstück zu
seinem 2002 inszenierten und ebenfalls in den fünfziger Jahren angesiedelten Film DEM HIMMEL SO FERN dar.
Dort ging es um eine Frau (gespielt von Julianne Moore), die entdeckt, dass ihr Ehemann homosexuell ist. Jetzt ist es die
Ehegattin, die mit dieser Laune der Natur zu kämpfen hat. In beiden Fällen überschreiten die Hauptpersonen damit an
die damals (und auch teilweise noch heute!) geltenden gesellschaftlichen Grenzen. CAROL, von Ed Lachman
wundervoll in Super-16 auf Negativfilm gedreht, ist ein spannender und sehr bewegender Liebesfilm. Einer der etwas
anderen Art, aber bestens passend zu Weihnachten. Carter Burwells klavierbetonter Score liefert den emotionalen
Teppich zu diesem Melodram, das man uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Die Besetzung ist erstklassig und könnte
den ein oder anderen Oscar abräumen.
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Donnerstag, 10. Dezember 2015 Ein Höllenfahrtskommando Ein dunkles Kapitel aus der Nachkriegszeit war das Thema der heutigen Pressevorführung UNTER DEM SAND – DAS VERSPRECHEN DER FREIHEIT (1:2.35, 5.1) OT: Under Sandet Verleih: Koch Media (24 Bilder) Land/Jahr: Dänemark, Deutschland 2015 Regie: Martin Zandvliet Darsteller: Roland Møller, Joel Basman, Mikkel Boe Følsgaard, Louis Hofmann, Oskar Böckelmann, Leon Seidel, Emil Belton, Oskar Belton Kinostart: 07.04.2016
Mai 1945. Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Nicht aber für ein knappes Dutzend junger Soldaten aus Deutschland, die
in dänischer Gefangenschaft unter dem knallhartem Drill durch Feldwebel Rasmussen einen mit Tausenden von
Tretminen bestückten Sandstrand von dem Gefahrengut befreien müssen. Ein Höllenfahrtskommando. - Immer wieder
werden dunkle Kapitel aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in Form eines Films aufgearbeitet. Jetzt widmet sich
Regisseur Martin Zandvliet jenen jungen Deutschen, die nach Ende des Krieges als dänische Kriegsgefangene
Dänemarks Sandstrände von Tretminen säubern mussten. Der Film macht klar, dass sich die dänischen Sieger hierbei
nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Ganz im Gegenteil: mit größter Menschenverachtung wurde hier über das
Schicksal jugendlicher Deutscher entschieden. Sie waren der Feind. Also durfte man mit ihnen machen was man wollte.
Allerdings arbeitet Zandvliet in seinem Film auch heraus, dass nicht alle Dänen immer nur böse den Deutschen
gegenüber waren. So gerät Feldwebel Rasmussen in einen Gewissenskonflikt, der ihn letztendlich wieder Mensch
werden lässt. Fotografisch wie schauspielerisch beeindruckendes Nachkriegsdrama.
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Mittwoch, 09. Dezember 2015 Ein Kind verschwindet Sozialdrama oder Thriller? Heute bekam ich beides zusammen EIN ATEM (1:1.85, 5.1) Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Deutschland, Griechenland 2015 Regie: Christian Zübert Darsteller: Jördis Triebel, Chara Mata Giannatou, Benjamin Sadler Kinostart: 28.01.2016
Weil ihr die Heimat keine Perspektive bietet, reist die junge Griechin Elena nach Frankfurt, um dort in einem Club als
Bardame zu arbeiten. Als sich jedoch beim Gesundheitscheck herausstellt, dass sie schwanger ist, ist sie den Job wieder
los. Eine Freundin vermittelt ihr daraufhin eine Anstellung als Nanny für die anderthalbjährige Lotte. Deren Mutter
Tessa ist zwar recht anstrengend, doch der Job macht ihr dennoch Spaß. Eines Tages jedoch passiert etwas
Unvorhergesehenes: als Elena die kleine Lotte mitten in Frankfurt kurz aus den Augen lässt, ist das Kind plötzlich
verschwunden. Elena packt die Panik – sie nimmt den nächsten Zug zurück nach Athen... Ihr kleines Kind ist
verschwunden und mit ihm zusammen auch die Nanny. Legt alleine dieser Sachverhalt die Vermutung nahe, dass die
Nanny das Kind nach Athen entführt hat? Für die Filmmutter ist das offenbar das logische Konsequenz, was nicht
einmal die deutschen Polizeibeamten in Erwägung ziehen. Genau an dieser Stelle stimmt das Drehbuch einfach nicht
mehr und der Film verliert sich in Unglaubwürdigkeit. Dabei entwickelt er sich anfangs recht interessant. Zunächst wird
Elenas Sicht der Geschichte erzählt – bis zu jenem Augenblick, als die kleine Lotte verschwindet. Jetzt wird die Zeit
etwas zurückgedreht und die Geschichte aus Tessas Sicht geschildert. Mit ihrer Fahrt nach Athen laufen die beiden
Geschichten dann wieder synchron. Aber genau hier wird das Ganze auch etwas absurd – leider.
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Dienstag, 08. Dezember 2015 Gefährliche Brandung 2.0 Mit einem Remake beschäftigte mich der Dienstag POINT BREAK (1:2.35, 3D, DD 5.1) OT: Point Break Verleih: Concorde Land/Jahr: USA, Deutschland 2015 Regie: Ericson Core Darsteller: Luke Bracey, Édgar Ramírez, Teresa Palmer Kinostart: 21.01.2016
Der smarte sowie actiongewohnte Johnny Utah beginnt seine Probezeit beim FBI mit einem ungewöhnlichen Fall: da
rauben ein paar Typen mit waghalsigen Stunts Diamanten und auch Geld im großen Stil, nur um die Beute dann an
Bedürftige zu verteilen. Eine Gruppe von Extremsportlern um den charismatischen Bodhi steht im Verdacht, die
sensationellen Coups durchzuführen. Utah wird damit beauftragt, die Gruppe zu infiltrieren... 1991 landete Regisseurin
Kathryn Bigelow mit GEFÄHRLICHE BRANDUNG einen Hit. Eine actionreiche Story gepaart mit faszinierenden,
farbkräftigen Bildern, dazu Keanu Reeves und Patrick Swayze als Gegenspieler – hier hatte alles gepasst. Schaut man
sich jetzt das Remake an, so denkt man mit Wehmut an das Original. In dem von Ericson Core inszenierten und von
Kurt Wimmer geskripteten Film erscheint die Handlung fast nur noch als schmückendes Beiwerk. Die Körper sind jetzt
tätowiert und es gibt Handys! Das Hauptaugenmerk liegt ganz eindeutig auf den adrenalintreibenden Action-Sequenzen
(inkl. Motocross und Snowboarding), die zweifelsfrei in der Kombination aus gewagten Stunts und visuellen Effekten
beeindruckend in Szene gesetzt sind. Vernachlässigt wird bei all dieser Action leider die Spannung. Wurde die bei
Bigelow noch aus der Rivalität zwischen Reeves (Johnny Utah) und Swayze (Bodhi) bezogen, so ist bei Luke Bracey
(Utah) und Edgar Ramirez (Bodhi) davon fast nichts mehr vorhanden. Die Liebesgeschichte, im Originalfilm noch
integraler Bestandteil und wichtig als Spannungselement, hat in der Neuverfilmung ausgedient. So ist Utahs Beziehung
zu Samsara (Teresa Palmer) ausschließlich sexueller Natur und bleibt damit ziemlich oberflächlich. Was somit zum Rest
des Films passt. Ziemlich enttäuschend: auch dieser Film macht nicht Halt vor der Modeerscheinung, alle Bilder
farbreduziert zu präsentieren. Zu allem Überfluss orientiert sich die Musik von Tom Holkenberg viel zu sehr an Hans
Zimmers INCEPTION, anstatt originell zu sein. Klare Ansage: dieser Film gehört in die Plexe.
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Montag, 07. Dezember 2015 Der berühmte Wandersmann Fünf Tage – fünf Filme. Klingt nach einem überschaubaren Wochenplan ICH BIN DANN MAL WEG (1:2.35, 5.1) Verleih: Warner Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Julia von Heinz Darsteller: Devid Striesow, Martina Gedeck, Karoline Schuch Kinostart: 24.12.2015
Als der erfolgreiche Entertainer Hape Kerkeling auf der Bühne zusammenbricht und im Krankenhaus wieder zu sich
kommt, ist er um seine Gallenblase erleichtert. Angesichts eines zuvor erlittenen Hörsturzes und dem aktuellen
Herzinfarkt rät ihm sein Arzt zu einer Auszeit. Der Workaholic beschließt, mehrere Monate dem Jakobsweg zu folgen
auf der Suche nach...Gott? Der Wahrheit? Sich selbst? Was ihm anfangs noch als eine ziemlich bescheuerte Idee
vorkommt, wandelt sich im Laufe der Zeit... Über fünf Millionen mal wurde Hape Kerkelings Sachbuch über seine ganz
persönliche Erfahrung mit dem “Camino”, dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela, verkauft und gilt damit als
eines der erfolgreichsten deutschen Sachbücher. Jetzt liefert Julia von Heinz die Verfilmung dazu. Und eine gelungene
dazu! Schöne Bilder, tolle Darsteller und tiefschürfende Gedanken müssen nicht zwangsläufig ein Erfolgsrezept
bedeuten – hier aber trifft es zu. Devid Striesow geht in seiner Rolle des Hape so auf, dass man nicht mehr den
Schauspieler, sondern immer nur den Entertainer wahrnimmt. Und Frau Gedeck war selten derart entspannt zu sehen wie
in diesem Film. Es macht Laune Striesow als Hape Kerkeling aus dem Off philosophieren zu hören und vielleicht sogar
darin ein paar der eigenen Gedanken wiederzufinden. Besonders schön ist sein Vergleich des Lebens mit einem guten
Film: sieht man den nicht in einer guten Vorführung, dann hat man das Leben noch nicht entdeckt. Und so offenbart sich
dem Wandersmann Hape das Leben, wie er es vielleicht früher einmal kannte, aber durch seinen Arbeitseifer
vollkommen aus den Augen verloren hat. Immer wieder gewährt der Film einen Blick zurück in Kerkelings Leben, wo
er als pausbäckiger Junge seine ersten Gehversuche als Entertainer wagte, und verknüpft diese Schlüsselmomente mit
der Gegenwart. ICH BIN DANN MAL WEG ist gleichzeitig auch großes Gefühlskino ohne Kitsch, das geneigte
Zuschauer dazu anregen wird, über den Sinn ihres Lebens nachzudenken.
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Freitag, 04. Dezember 2015 Der doppelte Seitensprung Ein Low Budget Arthaus Projekt beschloss meine sehr spärliche Pressewoche heute IM SCHATTEN DER FRAUEN (1:2.35, DD 5.1) OT: L’Ombre Des Femmes Verleih: Schwarz-Weiss (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Philippe Garrel Darsteller: Clotilde Courau, Stanislas Merhar, Vimala Pons Kinostart: 28.01.2016
Manon und Pierre sind verheiratet. Er ist Dokumentarfilmer mit wenig Erfolg, Sie schneidet seine Filme und hält ihm
auch sonst den Rücken frei. Eines Tages beginnt Pierre eine Affäre mit einer Praktikantin. Für ihn ist es ganz normal –
“er sei schließlich ein Mann” lautet seine Begründung. Als Pierre jedoch erfährt, dass auch seine Frau eine Affäre hat,
trifft ihn dies tief und er stellt Manon zur Rede. Er kommt zum unausweichlichen Streit... In tristem Schwarzweiß und
auf 35mm hat Philippe Garrel seinen CinemaScope-Film gedreht, der einer eigenartigen Dramaturgie folgt. In
unregelmäßigen Abständen erzählt eine männliche Stimme aus dem Off relativ hektisch, was in den folgende Szenen
passieren wird. Das wirkt dann fast so wie ein schulischer Aufklärungsfilm. Hin und wieder setzt Garrel Musik ein um
die Bilder zu unterlegen. Das allerdings wirkt mitunter extrem willkürlich und damit verstörend. Man merkt dem Film
zwar sein kleines Budget an, doch Garrels präzises Psychogramm eines doppelten Seitensprungs macht das sofort
wieder wett. Seine Figuren wirken echt und unverbraucht und bieten Identifikationspotenzial. Zumindest dann, wenn
man bereit ist, sich darauf einzulassen. Der Regisseur über seinen Film: “Das Grundthema ist: Das weibliche Begehren
ist so kraftvoll wie das männliche. Für mich ist IM SCHATTEN DER FRAUEN ein Film über die Gleichheit von
Männern und Frauen, so weit wie das Kino diese erreichen kann. Was bedeutet, biete enorme Sympathie für den
weiblichen Charakter und wende dich gegen die männliche Figur: Das Kino ist von Männern erfunden worden, und es
sind immer Männer, die unsere Porträts determinieren, die Art wie wir Dinge sehen und erzählen, selbst wenn heute
glücklicherweise immer mehr Frauen Filme machen. Oft wenn Frauen sich auf der Leinwand ausdrücken, sprechen sie
Worte, die von Männern geschrieben wurden. Das habe ich versucht auszugleichen, in dem ich in einem Team aus zwei
Frauen und zwei Männern gearbeitet habe. Aber ich befürchte, dass das Kino so funktioniert, so determiniert ist, dass
selbst, wenn man eine männliche Figur und eine weibliche Figur auf die gleiche Stufe stellt, es dazu neigt die männliche
Position zu stärken. Um dem entgegenzuwirken wollte ich einen Film machen, der die weibliche Figur verteidigt und der
gegen die männliche Figur gewichtet ist. Am Ende kommt Pierre nicht so schlecht weg. Er und Manon haben in
Wirklichkeit eine ausgeglichene Balance der Macht. Natürlich ist der Film von einem männlichen Gesichtspunkt aus
gemacht, aber von einem männlichen Gesichtspunkt aus, der versucht von einem weiblichen Blickwinkel aus zu sehen.”
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Donnerstag, 03. Dezember 2015 Die eine neue Heimat sucht Liebe, Herz und Schmerz der feinen Art haben mich am Morgen bei Laune gehalten BROOKLYN – EINE LIEBE ZWISCHEN ZWEI WELTEN (1:1.85, DD 5.1) OT: Brooklyn Verleih: Fox Land/Jahr: Großbritannien, Irland, Kanada 2015 Regie: John Crowley Darsteller: Saoirse Ronan, Domhnall Gleeson, Emory Cohen, Jim Broadbent Kinostart: 21.01.2016
Anfang der 1950er Jahre macht sich die junge Eilis auf den Weg von ihrem kleinen irischen Kaff nach New York, um
dort am Brooklyn College Buchhaltung zu studieren. Erst die Begegnung mit dem ebenso einfühlsamen wie witzigen
Tony lässt sie ihr starkes Heimweh überwinden. Die Nachricht vom Tode ihrer Schwester Rose lässt sie jedoch an ihrem
neuen Zuhause zweifeln... Was sich in der Inhaltsangabe zunächst wie ein Schmachtfetzen liest, erweist sich bei näherer
Betrachtung dann doch als durchaus gelungene Unterhaltung mit Tiefgang. Wer schon einmal das Gefühl der
Heimatlosigkeit empfunden hat wird hier ganz sicher beipflichten. Nicht nur das ausgezeichnete Drehbuch von Nick
Hornby (basierend auf einem Roman von Colm Tolbin), auch die sehr gute Besetzung sorgen dafür, dass sich die
Geschichte nicht in Edelkitsch verliert. Saoirse Ronan, die Schauspielerin mit den wunderbaren Augen, spielt die Rolle
der Eilis betont zurückhaltend, aber dafür mit unglaublich viel Gefühl. Wunderbar ironisch gibt sich Julie Walters als
strenge Boarding House Betreiberin und sorgt damit für großes Amüsement in dem berührenden Drama. Und nicht zu
vergessen: der kleine Steppke, der den jüngsten Bruder von Tony spielt, ist urkomisch und macht großen Spaß. Will
man an dem Film unbedingt etwas kritisieren, dann sind es die Bilder, die nur ab und zu schöne irische Landschaften
präsentiert und damit ein wenig den Eindruck aufkommen lässt, dass das Budget nicht mehr zugelassen hat. Grandios
dagegen jene Bilder, die die kleinbürgerliche Engstirnigkeit von Eilis‘ Heimat ausdrücken. BROOKLYN ist ein
schönes Date Movie.
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Dienstag, 01. Dezember 2015 Bruchlandung in den Alpen Mit einem abenteuerlichen Kinderfilm habe ich meinen Nachmittag verbracht SEBASTIAN UND DIE FEUERRETTER (1:2.35, 5.1 + 7.1) OT: Belle Et Sébastien: L'Aventure Continue Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Christian Duguay Darsteller: Felix Bossuet, Tchéky Karyo, Thierry Neuvic Kinostart: 28.01.2016
Auf dem Rückflug in ihre Heimat stürzt Angelinas Flugzeug inmitten der französischen Alpen ab. Der inzwischen
10-jährige Sebastian ist aber überzeugt davon, dass seine Tante den Absturz in dem unzugänglichen Gelände überlebt
hat. Sein Großvater, ebenfalls davon überzeugt, überredet den Flieger Pierre, mit seiner Maschine nach Angelina zu
suchen. Erst unterwegs bemerkt dieser die blinden Passagiere an Bord: Sebastian und seine Hündin Belle. In der ganzen
Aufregung kommt es zu einer Bruchlandung. Ohne Funkverbindung sind die drei jetzt ganz allein auf sich gestellt und
setzen die Suche nach Angelina zu Fuß fort. Was Pierre und Sebastian noch nicht wissen: sie sind Vater und Sohn... Im
Jahre 2013 waren Sebastian und seine treue Hündin Belle zum ersten Mal auf der großen Kinoleinwand zu sehen. Jetzt
kommt mit gleicher Besetzung der zweite Spielfilm nach der gleichnamigen französischen Fernsehserie aus den
1960er-Jahren, die wiederum auf den Werken von Cecile Aubry basiert. Nicht nur kommt dieser zweite Film zwei Jahr
später, auch die Geschichte, die er erzählt, trägt sich zwei Jahre nach dem ersten Film zu. Der Zweite Weltkrieg ist zwar
inzwischen beendet, doch die Nachwehen sind noch spürbar. Das wiederum dürfte junge Zuschauer etwas verwirren,
fangen sie doch mit einem beendeten Krieg nichts an. Wie bereits der erste Film, so liefert auch das neue Abenteuer
kinogerechte Bilder, die Chefkameramann Christophe Graillot unter Zuhilfenahme von Drohnen souverän in
CinemaScope entfaltet. Was die Story angeht, so schöpft Regisseur Christian Duguay hier aus dem Vollen. Der Film ist
spannend erzählt und gleicht mitunter einer Achterbahnfahrt, die insbesondere Kindern ab 10 Jahren sehr gefallen dürfte.
Doch es wird hier nicht nur eine vordergründig actionreiche Geschichte vom Stapel gelassen. Vielmehr packt der Film
auch andere, subtilere Themen an. Da geht es um Familie, um die Stellung der Frau in der Gesellschaft und um
Freundschaft. Einiges davon wird in der Kürze der Zeit natürlich nur angerissen und nicht weiter vertieft, doch geht das
in Ordnung bei einem Film, der in erster Linie junge Zuschauer unterhalten möchte.
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