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Montag, 29. Februar 2016 Krieg findet auch in der Heimat statt Eine Pressevorführung am 29. Februar ist für sich betrachtet schon eine Besonderheit. Dass der Film selbst dann auch noch ein ganz besonderer war, machte die Sache zum Erlebnis A WAR (1:1.85, 5.1) OT: Krigen Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Dänemark 2015 Regie: Tobias Lindholm Darsteller: Pilou Asbæk, Tuva Novotny, Dar Salim Kinostart: 14.04.2016
Ihr Alltag könnte kaum schlimmer sein. Die dänische Einheit unter Kommandant Claus Michael Pedersen muss in der
afghanischen Provinz ihren Dienst verrichten. Das heisst Taliban bekämpfen und Zivilbevölkerung schützen. Als der
Trupp unter schweres Feuer gerät, trifft Pedersen stressbedingt eine folgenschwere Entscheidung, die zivile Opfer nach
sich zieht... Wäre A WAR ein amerikanischer Film, würde dieser vermutlich nur so vor Patriotismus strotzen. Auch die
Anklage, mit der sich Soldat Claus Michael Pedersen in seinem Heimatland konfrontiert sieht, hätte es dort so wohl
nicht gegeben. Man hätte das schlichtweg als Kollateralschaden abgetan. Doch A WAR ist kein US-Produkt, sondern
ein europäisches. Regisseur und Drehbuchautor Tobias Lindholm zeigt den Krieg als genau das was er ist: dreckig,
unfair und tödlich. Und Lindholm zeigt auch deutlich, dass egal wo auf der Welt Soldaten im Einsatz sind, der Krieg
auch das Leben in der Heimat beeinflusst. Immer wieder schneidet Lindholm zurück nach Dänemark und schildert den
Alltag von Pedersens Familie. Die lange Abwesenheit des Vaters wirkt sich beispielsweise negativ auf das älteste der
drei Kinder aus: Julien wird zunehmend aggressiver. Die Szenen mit der Mutter und den drei Kindern sind übrigens
schon alleine deshalb sehenswert, weil hier ganz sicher vor der Kamera improvisiert werden musste, was dem Ganzen
eine unglaubliche Authentizität verleiht. Fast dokumentarisch auch die Schilderung des Alltags der Soldaten im fernen
Afghanistan. Hier könnte sich hinter jedem Bart ein Taliban verstecken, unter jedem Stein eine Tretmine liegen. Der
Stil weckt Erinnerungen an Kathryn Bigelows TÖDLICHES KOMMANDO – THE HURT LOCKER.
Minimalistische Filmmusik und ein dynamisches Sound-Design nehmen den Zuschauer direkt hinein in das
Kriegsgebiet. Echt fühlen sich auch die Szenen im Gericht an, wo sich Pedersen wegen seiner Verzweiflungstat
verantworten muss und sich einer recht aggressiven jungen Anklägerin ausgeliefert sieht – eine Frau, die kaum wissen
kann, was die Soldaten im Kriegsgebiet tatsächlich durchmachen müssen. In aller Deutlichkeit wird hier auch die
Perversion und Absurdität eines Krieges vor Augen geführt: Soldaten, die bis zum Äußersten gekämpft haben und Tag
für Tag um ihr Leben fürchten müssen, werden dafür in der Heimat angeklagt. Tobias Lindholms für den
Auslands-Oscar nominierter Film ist ein Paradebeispiel für einen Anti-Kriegs-Film.
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Freitag, 26. Februar 2016 Todeskandidatinnen Es wurde viel gestorben in den heutigen Filmen. Ich habe beschlossen, dass es noch ein Leben vor dem Tode gibt, das ich genießen werde! FREEHELD – JEDE LIEBE IST GLEICH (1:1.85, 5.1) OT: Freeheld Verleih: Universum Film Land/Jahr: USA 2015 Regie: Peter Sollett Darsteller: Julianne Moore, Ellen Page, Michael Shannon, Steve Carell Kinostart: 07.04.2016
New Jersey 2004. Als bei Polizistin Laurel Hester Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert wird, möchte sie dafür
sorgen, dass die ihr zustehenden Pensionsbezüge an ihre Lebenspartnerin Stacie übertragen wird. Doch die zuständigen
Behörden weigern sich. Jetzt muss Laurel nicht nur gegen den Krebs, sondern auch gegen die Behörden kämpfen. Doch
sie erhält unverhoffte Hilfe... Basierend auf der wahren Geschichte von Laurel Hester erzählt der Film von deren
Aufsehen erregenden Fall, der als Grundsteinlegung für die Legalisierung der Homoehe in den Vereinigten Staaten von
Amerika gewertet werden kann. Besetzt ist Peter Solletts Film mit zwei grandiosen Darstellerinnen in den Hauptrollen.
Julianne Moore spielt die krebskranke Polizistin Laurel Hester und man nimmt ihr den Kampf mit der tödlichen
Krankheit wahrhaftig ab. Ihr zur Seite steht die burschikose Ellen Page (die sich selbst vor nicht allzu langer Zeit als
lesbisch geoutet hat), die in ihrer Rolle als Laurels Lebenspartnerin ebenfalls sehr glaubhaft agiert. Sogar Steve Carrell,
den man zumeist aus überdrehten US-Komödien in Erinnerung hat, passt hier perfekt. In der Rolle eines bekennenden
schwulen und jüdischen Aktivisten rüttelt er New Jersey erst so richtig auf. FREEHELD ist natürlich auch ein
Taschentuchfilm, aber einer, der es ehrlich meint. So wird nicht auf “koste es was es wolle”-Manier auf die Tränendrüse
gedrückt, sondern es wird so geschildert wie es ist. Die Musik von Johnny Marr und Hans Zimmer (wir hatten das
Thema bereits an anderer Stelle) sorgt besonders schön für den gefühlsmäßigen Unterbau.
SILENT HEART – MEIN LEBEN GEHÖRT MIR (1:2.35, 5.1) OT: Stille Hjerte Verleih: Movienet (24 Bilder) Land/Jahr: Dänemark 2014 Regie: Bille August Darsteller: Ghita Nørby, Morten Grunwald, Paprika Steen Kinostart: 24.03.2016
Es ist ein Familienwochenende der ganz besonderen Art, zu dem die alte Esther und ihr Mann ihre beiden Töchter mit
Anhang sowie eine alte Freundin in ihr großzügiges Haus einladen: Esther leidet an der unheilbaren Krankheit ALS und
möchte selbstbestimmt sterben, solange sie noch dazu in der Lage ist. Alle haben zugestimmt und es soll an diesem
Wochenende passieren. Doch bei der labilen Sanne, der jüngeren Tochter, machen sich Zweifel breit. Sie möchte die
Freitodpläne ihrer Mutter durchkreuzen. Ihre Schwester Heidi, die ältere und auch strengere Schwester, sieht das aber
ganz anders. Es kommt zum Konflikt... Bille Augusts Drama thematisiert das selbstbestimmte Sterben und wie die
Angehörigen damit umgehen. Oder zumindest damit umzugehen versuchen. Und genau das trifft der Film besonders gut
in Form der beiden ungleichen Töchter. Während die Jüngere am Rande einer neuen Krise schlittert und den Suizid ihrer
Mutter verhindern möchte, sucht die Ältere (unbewusst) nach einem Grund, die Mutter vom Freitod abzuhalten. Mit
wundervollen CinemaScope-Bildern (Kamera: Dirk Brüel), einem gefühlvollen, zurückhaltenden Score (Musik: Annette
Focks) und einer hervorragenden Besetzung entfaltet sich das Abschiednehmen auf der Leinwand und nimmt den Zuschauer
für sich ein. Keine leichte Kost, aber behutsam inszeniert.
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Donnerstag, 25. Februar 2016 Protokoll einer zerstörerischen Liebe Das heutige Triple Feature führte durch alle Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz MUCH LOVED (1:1.85, 5.1) OT: Much Loved Verleih: Arsenal Land/Jahr: Frankreich, Marokko 2015 Regie: Nabil Ayouch Darsteller: Loubna Abidar, Asmaa Lazrak, Halima Karaouane Kinostart: 14.04.2016
Noha, Randa, Soukaina und Hlima verdienen sich ihren kargen Lebensunterhalt in Marrakesch durch Prostitution. Ihr
Alltag ist von Vergnügen und Demütigung geprägt. Einen Ausweg gibt es nicht. Noch nie zuvor dürfte ein Film den
Alltag marokkanischer Prostituierter so hautnah geschildert haben wie Regisseur Nabil Ayouch dies tut. Ungeschminkt
und ungeschönt erzählt er von den Träumen seiner Protagonistinnen, von ihren Ängsten, von ihrer harten Arbeit. Und er
tut dies mit einem hervorragenden Ensemble. Hier fühlt sich alles echt an. Sehenswert.
MEIN EIN, MEIN ALLES (1:2.35, DD 5.1) OT: Mon Roi Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Maïwenn Le Besco Darsteller: Vincent Cassel, Emmanuelle Bercot, Louis Garrel Kinostart: 24.03.2016
Als Tony in einer Disco zufällig den charismatischen Giorgio trifft, ist es Liebe auf den ersten Blick. Wider aller
Vernunft lässt sie sich auf den ebenso anstrengenden wie witzigen Typen ein. Damit nimmt eine Beziehung ihren Lauf,
die von Höhen und Tiefen geprägt ist... Während sie ihre Protagonistin in einer Reha-Klinik ihre schwere
Knieverletzung ausheilen lässt, geht Regisseurin Maïwenn immer wieder zurück in Tonys Vergangenheit und arbeitet
deren zerstörerische Liebe zu Giorgio über die Jahre chronologisch auf. Von der ersten Euphorie, einem richtigen
Liebesrausch, über die Geburt des gemeinsamen Kindes bis hin zu Giorgios Affären entwickelt sich der Film so in einer
Art Spirale, aus der es für Tony kein Entrinnen gibt. Vincent Cassel und Emmanuelle Bercot spielen dieses Paar, deren
Liebe füreinander Himmel und Hölle durchmacht. Und beide sind sensationell gut! Mit dem hervorragend fotografierten
(Claire Mathon) und mit exzellenter Filmmusik (Stephen Warbeck) unterlegten Film beweist die 1976 geborene
Maïwenn nach POLIEZEI, dass sie eine der begabtesten zeitgenössischen Filmemacherinnen ist. Einziger Kritikpunkt:
mit seinen 124 Minuten ist das neue Werk etwas zu lang geraten.
KUNG FU PANDA 3 (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos, Auro 11.1) OT: Kung Fu Panda 3 Verleih: Fox Land/Jahr: USA, China 2016 Regie: Jennifer Yuh Nelson, Alessandro Carloni Kinostart: 17.03.2016
Zusammen mit seinem verloren geglaubten Vater macht sich Panda Po auf den Weg in ein versteckt gelegenes
Panda-Dorf. Während seiner Abwesenheit macht sich Bösewicht Kai daran, alle Kung Fu Meister in seine Gewalt zu
bringen. Jetzt muss Po aus allen Bewohnern des Panda-Dorfes perfekte Kung Fu Krieger machen, um dem Feind
entgegentreten zu können. Eine schier unlösbare Aufgabe... Auch der dritte Teil der Panda-Saga vermischt wieder
asiatische Philosophie mit Kung Fu. Leider unterhält der Film damit nicht sonderlich gut. Vergebens hält man nach einer
Meta-Ebene Ausschau, die so wichtig wäre, um dem Film ein Herz und eine Seele zu geben. Bitte nicht noch einen
vierten Teil!
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Mittwoch, 24. Februar 2016 Eine Hausgemeinschaft zerbricht Der erste Film frisch von der Berlinale, der zweite aus dem letzten Jahr DIE KOMMUNE (1:2.35, 5.1) OT: Kollektivet Verleih: Prokino (24 Bilder) Land/Jahr: Dänemark, Schweden, Niederlande 2016 Regie: Thomas Vinterberg Darsteller: Trine Dyrholm, Ulrich Thomsen, Helene Reingaard Neumann Kinostart: 21.04.2016
Architekturprofessor Erik und seine Frau Anna, Nachrichtenmoderatorin, erben eine riesige Villa in einem
Kopenhagener Nobelviertel und beschließen, eine Kommune zu gründen. Die kunterbunt gemischte Hausgemeinschaft
mit ihren ausgelassenen Partys und gemeinsamem Essen funktioniert wunderbar. Als jedoch Erik eine Affäre mit einer
Studentin beginnt und diese ebenfalls in die Kommune integriert wird, beginnt die Gemeinschaft
auseinanderzubrechen... Herausragend bei Thomas Vinterbergs Drama über eine Kommune in der 70er Jahren ist das
Darstellerensemble. Insbesondere die von Trine Dyrholm verkörperte Anna liefert hier eine echte Tour-de-Force der
Schauspielkunst ab. Wenn sie lacht, lachen wir mit ihr; wenn sie weint, weinen wir mit ihr. Ohne großes
inszenatorisches Spektakel, dafür mit nostalgischer Farbgebung, gelingt Vinterberg ein Film, der sich authentisch
anfühlt und geradezu als Lehrstück in Sachen Kommune herhalten könnte. Wer schon immer mit dem Gedanken gespielt
hat, in eine Kommune einzusteigen oder eine zu gründen, dem wird hier wahrhaftig vor Augen geführt, welche Dynamik
eine solche Kommune entwickeln kann – ob einem das nun lieb ist oder nicht. DIE KOMMUNE ist bestes
Arthaus-Kino.
CRIMINAL ACTIVITIES (1:2.35, 5.1) OT: Criminal Activities Verleih: Tiberius Film (24 Bilder) Land/Jahr: USA 2015 Regie: Jackie Earle Haley Darsteller: Michael Pitt, Dan Stevens, John Travolta Kinostart: 31.03.2016
Vier Kumpels aus Highschool-Tagen lassen sich auf einen Insiderhandel ein, um ihre finanziellen Probleme zu lösen.
Doch der Deal platzt, das eingesetzte Kapital ist futsch. Dumm nur, dass das Startkapital von der Mafia geliehen war.
Um ihre Schulden loszuwerden, sollen die Vier im Auftrag von Gangsterboss Eddie den Neffen eines anderen
Gangsterbosses entführen, um ihn dann im Tausch gegen Eddies entführte Nichte freizulassen. Doch Murphys Gesetz
schlägt unerbittlich zu: alles geht schief... Jackie Earle Haleys Film reiht sich ein in eine lange Reihe von
komödiantisch-skurrilen Krimis, deren Helden grundsätzlich ahnungslos in eine Spirale aus Gewalt und Verbrechen
gezogen werden und sich daraus kaum mehr befreien können. Ganz am Schluss servieren diese Art von Filmen noch
einen genialen Plot Twist, der alles zuvor gesehene in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. So eine Art von Film
kann durchaus Laune machen, wenn die Figurenzeichnung interessant genug erscheint. Im vorliegenden Fall jedoch fehlt
den zu Beginn des Films noch unschuldigen Jungs das notwendige Charisma oder die abgefahrene Skurrilität, die dazu
verführt, den Film von Anfang bis Ende gespannt und vergnüglich zugleich anzuschauen. Es passiert leider nichts
Überraschendes in diesem Film. Und wenn etwas Überraschendes passiert, dann ist das so abgedroschen, dass es nicht
mehr überrascht. CRIMINAL ACTIVITIES ist zwar kein schlechter Film, aber eben auch kein richtig guter. Insofern
erübrigt sich der Gang ins Kino. Man kann ihn durchaus mit einem Kasten Bier zur Hand auch im Heimkino anschauen
und verpasst nichts. Schade eigentlich.
HAIL, CAESAR! (1:1.85, DD 5.1) OT: Hail, Caesar! Verleih: Universal Land/Jahr: USA 2016 Regie: Ethan Coen, Joel Coen Darsteller: Josh Brolin, Alden Ehrenreich, George Clooney, Scarlett Johansson, Ralph Fiennes Kinostart: 18.02.2016
Als die Dreharbeiten für einen Sandalenfilm kurz vor dem Ende stehen wird ausgerechnet der Hauptdarsteller entführt.
Jetzt ist Studio-Leiter Eddie Mannix gefragt. Es ist allerdings nur eines von vielen Problemen, mit denen der
Problemlöser konfrontiert wird... Weil sich der deutsche Ableger des amerikanischen Filmverleihers Universal weigerte,
den Stuttgarter Journalisten eine Pressevorführung des neuen Films der Coen-Brüder zuteil werden zu lassen, habe ich
den Film heute im regulären Kinobetrieb nachgesessen. Im Falle der Coens tut man das aber gerne. Allerdings war ich
persönlich vom Resultat etwas enttäuscht. Nach Sichtung des Trailers hatte ich leider ganz andere Erwartungen.
Immerhin: in technischer Hinsicht verdient der Film Bestnoten! Kameramann Roger Deakins zaubert wunderbare
Bilder, die mit ihrer Farbgebung das Hollywood der 50er Jahre auferstehen lässt. Komponist Carter Burwell übertrifft
sich dieses Mal selbst. Kein Wunder: der Film gibt ihm die Chance aus dem Vollen zu schöpfen. Erstklassig auch das
handverlesene Darstellerensemble: von George Clooney als Darsteller in römischer Uniform bis hin zu Ralph Fiennes
als Regisseur mit fast unaussprechlichem Namen – hier passt alles. Dazu gibt es dann wirklich tolle
Film-im-Film-Einlagen, mit denen die Coens dem alten Hollywood huldigen. Die Komödie ist gespickt mit zahllosen
Anspielungen auf wahre Vorkommnisse in der “Golden Era”, die man natürlich alle kennen muss, um den Film richtig
genießen zu können. Und genau damit tat ich mich leider etwas schwer. Lachen war hier Fehlanzeige, vielleicht mal ein
kleines Schmunzeln (vor allem in jener Szene, in der Josh Brolin von den Vertretern aller Glaubensrichtungen das
Absegnen des Bibel-Epos “Hail, Caesar!” einfordert). Egal – alleine die tollen Bilder haben den Filmbesuch
lohnenswert gemacht.
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Dienstag, 23. Februar 2016 Ein Tanz, der Leiden schafft Eine Doku-Fiktion und ein Herz-Schmerz-Epos versuchten heute, meine Sucht nach Tönen und Bewegtbildern zu stillen EIN LETZTER TANGO (1:1.85, 5.1) OT: Un Tango Más Verleih: Alpenrepublik (Tobis) Land/Jahr: Deutschland, Argentinien 2015 Regie: German Kral Kinostart: 07.04.2016
Maria Nieves und Juan Carlos Copes waren einmal das angesagteste Tango-Paar Argentiniens, wenn nicht sogar der
ganzen Welt. Ihre Tanzdarbietungen haben den Tango erst zu dem gemacht was er heute ist. Jetzt ist Maria 80 Jahre alt,
Juan Carlos sogar 83. Privat waren die beiden allerdings nur für einen kurzen Moment ein Paar. “Ich bin eben ein
Mann”, erklärt der 83jährige in German Krals Doku-Fiction. Und ein Mann kann sich nicht auf eine Frau festlegen.
Maria hat das sehr weh getan. Freimütig erzählt sie von ihrem Schmerz und wie sie damit umging. Vor allem aber
erzählt sie davon, warum sie trotzdem mit ihrem Tanzpartner viele weitere Jahre zusammen aufgetreten ist. Mit
historischen Aufnahmen, aktuellen Interviews und inszenierten Spiel- und Tanzszenen erfahren wir weitaus mehr über
Maria als über Juan Carlos. Letzterer hält sich im Film (leider) ziemlich bedeckt, was man durchaus als Resultat seines
schlechten Gewissens deuten kann. Krals Film macht aber insbesondere eines ganz klar: beim Tango geht es vor allem
um Leidenschaft. Ein Tanz, der Leiden schafft. Nicht nur für Freunde des Tango durchaus sehenswert.
THE CHOICE – BIS ZUM LETZTEN TAG (1:2.35, 5.1) OT: The Choice Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: USA 2015 Regie: Ross Katz Darsteller: Benjamin Walker, Teresa Palmer, Maggie Grace Kinostart: 10.03.2016
Tierarzt Travis Parker verliebt sich ausgerechnet in seine neue Nachbarin Gabby Holland, obwohl er sie eigentlich gar
nicht ausstehen kann. Leider ist Medizinstudentin Gabby bereits mit einem Anderen liiert, doch das Schicksal weiß den
rauhen Weg zu ebnen – nur um einem noch größeren Schicksalsschlag Platz zu machen...
Als alter Hase denkt man mit Wehmut an die siebziger Jahre, als noch richtig gestorben wurde. Wie in LOVE STORY
beispielsweise. Aber so etwas geht ja in heutigen US-Filmen auf keinen Fall mehr. Schließlich zahlt der Kinozuschauer
für ein Happy End teures Geld an der Kinokasse. Und dafür kann er natürlich ein Wunder im Film erwarten. Man
könnte dieser Rezension jetzt schwer ankreiden, dass sie “spoilert”, also das Ende bereits vorwegnimmt. Aber seien wir
mal ganz ehrlich: wenn die Geschichte vom Hirn eines Nicholas Sparks ausgeschieden wurde, dann läuft hier alles nach
Schema F. Überraschungen gibt es hier nicht auf dem Weg zum Ende, das natürlich wie immer durch das tiefe Tal der
Tränen führt. Ein wenig zumindest. Sollten Sie in die missliche Lage kommen, diesen Film als Date Movie zu nutzen,
dann stecken Sie präventiv ein kleines Papiertaschentuch ein. Mag man den Film selbst auch noch gerade mal so
durchgehen lassen – spätestens die deutsche Synchronfassung gibt ihm den Todesstoß: leblos und ohne Charakter. Auf
Neudeutsch heisst so etwas “Porno-Synchro”. Darum der Tipp: wer die Wahl hat, diesen Film anzuschauen oder einen
anderen, dann sollte es unbedingt der andere sein.
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Montag, 22. Februar 2016 Von Terroristen und Energierebellen Zwei von insgesamt 11 Pressevorführungen in dieser Woche hätte ich schon mal abgesessen LONDON HAS FALLEN (1:2.35, 5.1) OT: London Has Fallen Verleih: Universum Film (Walt Disney) Land/Jahr: USA 2015 Regie: Babak Najafi Darsteller: Gerard Butler, Morgan Freeman, Angela Bassett, Aaron Eckhart Kinostart: 10.03.2016
Das Staatsbegräbnis für den britischen Premierminister, zu dem Staatsoberhäupter aus der ganzen Welt nach London
kommen, gerät zu einer tödlichen Falle. Eine Heerschar von Terroristen unter der Regie eines pakistanischen
Waffenhändlers dezimiert nicht nur Hunderte von Zivilisten, sondern insbesondere auch die Premiers aller Länder. Aller
Länder? Aber nicht doch: der amerikanische Präsident steht ja unter dem besonderen Schutz von Mike Banning, der
Vater werdenden Ein-Mann-Armee... Da murkst Gerard Butler alias Mike Banning im Beisein des amerikanischen
Präsidenten also einen wehrlosen Terroristen auf abscheuliche Art und Weise ab, damit dessen markerschütternde
Todeslaute via Telefon vom Oberterroristen mitgehört werden können. Nachdem er ihm den Todesstoß gibt, fragt der
Präsident: “War das denn nötig?”, worauf Banning ganz cool antwortet: “Nein.” – So also geht das heutzutage mit der
Gewalt in Filmen – sie wird praktisch legalisiert frei nach dem Motto “Wenn böse Buben Amerikaner töten, dann dürfen
die Amerikaner andere böse Buben dafür foltern”. Das wirklich Erschreckende dabei dürfte sein, dass diese Szene vom
Publikum mit zustimmendem Lachen honoriert wird. An dieser Szene zeigt sich deutlich, wie eindimensional der von
Babak Najafi inszenierte Film gestrickt ist. Nach dem unsäglichen OLYMPUS HAS FALLEN präsentiert sich Gerard
Butler einmal mehr als unkaputtbarer Sicherheitsmann des US-Präsidenten, also sozusagen die Antwort des Weissen
Hauses auf Bruce Willis. Wäre die Zeit, in der wir momentan leben, eine andere, so würde man diesen Actioner
vielleicht einfach als ein pubertäres Rumgeballere abtun. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage jedoch muss man ihn
fast schon als eine Art Stimmungsmache einordnen. Stimmungsmache gegen alles Fremdländische. Die Einzigen, die
sich hier vermutlich von ganzem Herzen gefreut haben, dürften die VFX-Leute gewesen sein. Die Perfektion, mit der sie
Sehenswürdigkeiten der britischen Hauptstadt vernichten, zeugt von großer Lust an der Destruktion. Unterfüttert wird
das alles dann mit pathetischer Filmmusik, die keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass die Amerikaner allesamt
Gutmenschen sind und sich deren Präsident nicht einfach so umbringen lässt wie alle anderen Staatsoberhäupter im
Film. Mein Tipp: man nehme großen Abstand von diesem Machwerk!
POWER TO CHANGE – DIE ENERGIEREBELLION (1:2.35, 5.1) Verleih: change filmverleih (Kinostar) Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Carl-A. Fechner Kinostart: 17.03.2016
Die Botschaft seines Dokumentarfilms ist glasklar: jeder kann etwas dafür tun, dass die Energiewende endlich Realität wird und die
staatliche Subventionierung fossiler Brennstoffe zugunsten der Subventionierung erneuerbarer Energien gestoppt wird.
Beispielhaft gezeigt an einem Tüftler, der Strohreste in Pellets verarbeitet. Doch es sind die Mittel, die Filmemacher
Carl-A. Fechner hier einsetzt, die man durchaus als grenzwertig empfinden könnte. Was Fechner hier inszeniert ist
großes Kino – mit allem was dazugehört: breites, geschöntes CinemaScope-Bild (Philipp Baben der Erde) und eine
bombastische Filmmusik (Ralf Wienrich), die gefühlt nie schweigt. Und die Betonung liegt auch auf “inszeniert”. Denn
viele der gezeigten dokumentarisch anmutenden Szenen sehen verdächtig nach einer Inszenierung aus. Abzulesen an den
eingesetzten filmischen Mitteln. Zeitgleich überflutet der Film seine Zuschauer geradezu mit Informationen, so dass sich
ziemlich schnell so etwas wie ein “Overkill” einstellt und der Film damit “over the top” wirkt. Weniger ist oft mehr. Ein
Element der Tonspur fällt negativ auf: es gibt eine – wenn auch minimale – Asynchronität zwischen den
Lippenbewegungen im Bild und der Stimme auf der Tonspur.
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Donnerstag, 18. Februar 2016 Die es mit dem Wolf treibt Die einzige Pressevorführung in dieser Woche war dem Thema Mensch und Tier gewidmet WILD (1:1.85, 5.1) Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Nicolette Krebitz Darsteller: Lilith Stangenberg, Georg Friedrich, Silke Bodenbender Kinostart: 14.04.2016
Die Begegnung mit einem Wolf lässt die junge Ania nicht mehr los. Ganz plötzlich stand er da an der Grenze des
kleinen Waldstücks in direkter Nähe ihrer Hochhaussiedlung. Und war auch genauso schnell wieder verschwunden. Sie
fasst schließlich den Entschluss, den Wolf zu fangen, was ihr mittels einer Lappjagd auch tatsächlich gelingt. Sie bringt
ihn in einem eigens dafür eingerichteten Zimmer in ihrer kleinen Wohnung unter. Wolf und Frau kommen sich
schließlich näher... “Habe ich da wirklich das gesehen, was ich gesehen habe?” – So oder ähnlich könnten die
Kommentare von Zuschauern direkt im Anschluss an den Film ausfallen. Denn der ist ziemlich verstörend. Zumal die
Protagonistin ganz offensichtlich ihre sexuellen Wünsche auf einen Wolf projiziert! Traum oder Wirklichkeit? Nicolette
Krebitz‘ Film bleibt dieser Frage eine Antwort schuldig und lässt sie nach allen Seiten offen. Die Bilder jedenfalls sind
echt: Hauptdarstellerin Lilith Stangenberg musste mit echten Wölfen spielen! Eine höllisch gefährliche Angelegenheit,
die sie jedoch mit Bravour gemeistert hat. Stangenberg spielt die Rolle der Ania, jener kleinen Angestellten, die sich
aller gesellschaftlichen und zivilisatorischen Fesseln entledigt, um endlich frei zu sein. Und ihr Wunsch nach Freiheit ist
nachvollziehbar: das enge, dunkle Büro, in dem es keine Fenster gibt, ihr halbseidener Chef, der einfach nur gegen die
Glasscheibe hinter ihr trommelt, wenn er Kaffee haben möchte, die Plattensiedlung, in der sie lebt – diese Frau muss
hier dringend raus! Dass Ania als IT-Spezialistin angeheuert wurde, überzeugt hier leider weitaus weniger – das passt
ganz und gar nicht zu der Person, die Stangenberg spielt. Es ist freilich auch nur nebensächlich. Der Österreicher Georg
Friedrich spielt das Ekelpaket von Chef hervorragend – da schleimt es aus allen Poren! Dass der Chef in Wirklichkeit
eigentlich ganz anders sein möchte, wird in vielen kleinen Gesten Ania gegenüber angedeutet. Doch auch er spielt
letztlich nur eine Rolle, die ihm die Gesellschaft aufgezwungen hat und der er sich nicht entledigen kann, auch wenn er
es möchte. Bleibt noch die Frage, ob ein in einem Zimmer eingesperrter wilder Wolf tatsächlich eine Betonwand
einreissen kann, in die selbst Ania nur mit größter Mühe ein Loch einschlagen konnte. Aber vielleicht sollte man diese
Szene einfach symbolisch interpretieren: der Wolf reisst die inneren Wände der Protagonistin ein. Das würde passen.
Unterlegt ist Krebitz‘ Film übrigens mit einer sehr atmosphärischen Filmmusik (Terranova, James Blake), ohne die der
Film ganz sicher seine Wirkung verfehlen würde.
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Donnerstag, 11. Februar 2016 Sie waren Helden Bei der letzten Pressevorführung der Woche flogen uns die Kugeln um die Ohren 13 HOURS: THE SECRET SOLDIERS OF BENGHAZI (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: 13 Hours: The Secret Soldiers Of Benghazi Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2015 Regie: Michael Bay Darsteller: John Krasinski, Pablo Schreiber, Max Martini Kinostart: 03.03.2016
Exakt 11 Jahre nach dem verheerenden Anschlag auf das World Trade Center greifen schwer bewaffnete Krieger das
amerikanische Konsulat in Bengasi, Libyen, an. Weil ein eindeutiger militärischer Rettungsbefehl aus Washington
ausbleibt, greift ein kleiner Trupp privater Sicherheitsleute zur Eigeninitiative... Absicht oder Zufall: die Helden in
Michael Bays Durchhaltefilm sind nur schwer voneinander zu unterscheiden. Oft ist nicht klar, wen die Kamera da
gerade in Großaufnahme einfängt. Vielleicht soll damit dem Begriff des unbekannten Soldaten Ausdruck verliehen
werden, vielleicht aber auch nicht. Bei einem Regisseur wie Bay kann man sich da nicht so sicher sein. Gemäß der
Devise “Jeder Kriegsfilm ist ein Anti-Kriegsfilm” kann man Bays überlange, auf wahren Begebenheiten beruhende
Schlacht durchaus als Anti-Kriegsfilm interpretieren. Allerdings sind die Mittel, die er dafür einsetzt, oft einfach zu
platt. Es dauert nicht lange, bis der erste Held von seinen kleinen Töchtern schwärmt, gar mit ihnen “Skyped” und rein
zufällig dabei erfährt, dass “man” schon wieder schwanger sei! Etwas dick aufgetragen! Man könnte sich über so etwas
auch ärgern. Denn was sind das bloß für Väter, die nie zuhause sind und stattdessen Tag für Tag aufs Neue ihr Leben
riskieren? Bays Film sieht das natürlich ganz anders: hier haben wir die namenlosen Helden der ersten Reihe, ohne die
Amerika bereits in Schutt und Asche gelegt wäre. Damit das auch ganz klar wird, darf sich dann auch noch die
Filmmusik im Pathos ergehen. Fairerweise muss man allerdings auch erwähnen, dass der Film durchaus kritische
Stimmen zum amerikanischen Engagement in Libyen durchlässt. Die aber sind nur ganz schwach und werden von der
brutalen Kriegsszenerie grandios verdrängt. Denn das muss man Bay lassen: die Inszenierung ist handwerklich brillant
und nutzt neueste Tontechnik, um den Kinosaal selbst in einen Kriegsschauplatz zu verwandeln. Wer den Film
unbedingt sehen möchte, dem sei empfohlen, sich dafür ein tontechnisch brillantes Kino auszusuchen.
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Dienstag, 09. Februar 2016 Wenn aus Freunden Feinde werden Überdrehtes aus den USA und Überzeugendes aus Holland – mein Faschingsprogramm ZOOLANDER 2 (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: Zoolander 2 Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2016 Regie: Ben Stiller Darsteller: Ben Stiller, Owen Wilson, Will Ferrell, Penelope Cruz Kinostart: 18.02.2016
Die männlichen Ex-Models Derek und Hansel werden reaktiviert, um eine Interpol-Agentin zu unterstützen, die eine
Mordserie an Promis wie Justin Bieber aufklären soll. - Lag es daran, dass ich den ersten ZOOLANDER nicht kenne,
oder ist der von Ben Stiller höchstpersönlich inszenierte Fortsetzungsfilm tatsächlich derart schlecht? Ich befürchte
Letzteres! Einmal mehr haben wir es hier mit einem lautstarken Hollywood-Produkt zu tun, das von absonderlichen und
in keiner Art und Weise plausiblen oder wenigstens sympathischen Figuren bevölkert ist. Auch wenn es so nicht im
Sinne der Schöpfer ist: es gibt auffallend wenig zu lachen in dieser Komödie, die sich mit der Modebranche beschäftigt.
Die Referenzen zu anderen Filmen (z.B. INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES oder DAS
SCHWEIGEN DER LÄMMER) sind einfach nur langweilig. Mir hat der Inszenierungsbombast (dazu gehört auch
Theodore Shapiros Orchestermusik) eigentlich nur Kopfschmerzen bereitet. Und sage mir hinterher keiner, ich hätte
nicht gewarnt.
DIE BAUMHAUSKÖNIGE (1:1.78, 5.1) OT: Bouwdorp Verleih: farbfilm Land/Jahr: Niederlande 2013 Regie: Margien Rogaar Darsteller: Kees Nieuwerf, Julian Ras, Bart Reuten Kinostart: 07.04.2016
Bas ist betrübt. Nicht nur weil er zum ersten Mal in ein Mädchen verliebt ist. Auch weil er weiß, dass sich nach den
Ferien die Wege von ihm und seinem besten Freund Ziggy trennen werden. Denn die beiden kommen auf verschiedene
Schulen. Umso mehr freuen sich die beiden auf das Abenteuercamp, ihrem letzten gemeinsamen Abenteuer. Dort wollen
sie wie bereits im Vorjahr wieder den Wettbewerb um das höchste Baumhaus gewinnen. Doch alles kommt anders als
erwartet: Bas schließt sich der protzigen “Cola-Gang” an und Ziggy muss in das Team seines kleinen Bruders. Aus den
Freunden werden Rivalen... Liebe Filmemacher aus Deutschland – schaut Euch mal Margien Rogaars Film an, damit Ihr
alle wisst, wie wunderbar ein Kinderfilm inszeniert werden kann! Da braucht es nicht viel Aufhebens, um eine
Geschichte über eine in die Brüche gehende Freundschaft, über das erste Verliebtsein, über Rivalität und über
Versöhnung so zu erzählen, dass sie glaubhaft wirkt. Die Regisseurin kann sich dabei auf eine äußerst talentierte
Kinderschar verlassen. Da wirkt nichts gekünstelt. Ganz im Gegenteil: man hat fast den Eindruck, dass hier alles echt ist.
Somit perfektes Identifikationspotenzial. Die eskalierende Rivalität zwischen den Freunden ist darüber hinaus auch noch
spannend inszeniert, so dass zu keiner Zeit Langeweile entsteht. Auch wird nicht holzhammermäßig der moralische
Zeigefinger erhoben, sondern der Film nimmt seine jungen Zuschauer ernst und weiß daher sehr genau, dass seine
Botschaft wahrgenommen wird. DIE BAUMHAUSKÖNIGE ist ein Kinder- und Jugendfilm par excellence.
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Freitag, 05. Februar 2016 Eine Häsin, ein Fuchs und ein Superheld Ein volles Doppelprogramm zum Wochenausklang ZOOMANIA (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Zootopia Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2016 Regie: Byron Howard, Rich Moore Kinostart: 03.03.2016
Auch wenn ihre Eltern sie davon abhalten wollen – Häsin Judy entscheidet sich für eine Polizeikarriere in Zootropolis,
einer riesigen Metropole, in der alle Tiere in friedlicher Koexistenz zusammenleben. Gemeinsam mit dem listigen Fuchs
Nick Wilde geht sie dem rätselhaften Verschwinden eines Otter-Männchens nach – und stößt dabei auf eine finstere
Verschwörung... Zuckersüßer geht es ja fast gar nicht mehr: Häsin Judy Hopps schmeisst hier die ganze Show! Ob
wegen ihrer großen Kulleraugen oder den wedelnden Schlappohren – man muss die kleine Nachwuchspolizistin einfach
gern haben. Die vielen Hürden, die sie nehmen muss, um endlich als vollwertiges Mitglied der Polizeitruppe anerkannt
zu werden, senden eine klare Botschaft in den Zuschauerraum: Du kannst und darfst sein wer immer Du willst –
niemand kann Dich davon abhalten, Dein Glück zu finden! Der computeranimierte Film aus dem Hause Disney wartet
mit vielen witzigen Einfällen auf, von denen Judys Besuch auf einer Behörde, deren Beamte samt und sonders Faultiere
sind, einer der Höhepunkte ist. Gute Unterhaltung für Groß und Klein.
DEADPOOL (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos / auch in IMAX) OT: Deadpool Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2016 Regie: Tim Miller Darsteller: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, T.J. Miller Kinostart: 11.02.2016
Um den diagnostizierten Krebs zu besiegen, begibt sich Ex-Söldner Wade Wilson in die Hände eines zwielichtigen
Instituts, das ihn in einen Mutanten verwandeln möchte. Was jedoch dabei herauskommt ist alles andere als ansehnlich.
Wade kennt nur noch ein Ziel: Rache... So lassen sich sogar Superheldenfilme ganz gut ertragen. Denn Mister Deadpool
ist eigentlich ein ziemlich selbstgefälliger Anti-Held und alles andere als politisch korrekt! Mit einer Riesenportion
Selbstironie lässt Tim Miller hier seinen Marvel-Blockbuster vom Stapel. Und einen ziemlich brutalen obendrein. So
brutal, dass er in deutschen Landen nicht unter 16 Jahren freigegeben ist. Natürlich gibt es wie bei allen
Superheldenfilmen brachiale Schlachten und furiose visuelle Effekte, die von einer entsprechend basslastigen Tonspur
unterstützt werden. Mit all diesen Zutaten schießt der Film am Ende doch über sein Ziel hinaus und hat mit Längen zu
kämpfen – trotz der Spielzeit von weniger als zwei Stunden. Aber immerhin: eine gewissen Unterhaltungswert kann man
dem Werk nicht abschlagen. Kleiner Hinweis für alle Abspanngucker: Ihr werdet belohnt.
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Donnerstag, 04. Februar 2016 Lost in Afghanistan Bill Murray in einem fernen Land und ein Date mit blutigen Folgen bestimmten meinen Kinotag heute ROCK THE KASBAH (1:2.35, 5.1) OT: Rock The Kasbah Verleih: Splendid (Tobis) Land/Jahr: USA 2015 Regie: Barry Levinson Darsteller: Bill Murray, Bruce Willis, Kate Hudson Kinostart: 24.03.2016
Seine besten Jahre sind längst vorbei. Jetzt ist dem Rock-Manager Richie nur noch eine einzige Sängerin geblieben, die
er zu managen versucht. In seiner Verzweiflung lässt er sich auf ein Gig in Kabul ein. Doch kaum dort angekommen
macht sich sein Star aus dem Staub und lässt ihn ohne Pass und Geld zurück. Der Zufall will es, dass er in der
afghanischen Steppe eine junge Einheimische mit phänomenaler Stimme entdeckt. Deren größter Wunsch ist es, bei
“Afghan Star” aufzutreten, dem Pendant zu “Deutschland sucht den Superstar”. Doch ihr kultureller Hintergrund
verbietet es. Richie hat seine Bestimmung gefunden – er läuft zur Hochform auf... Bill Murray wie wir ihn kennen und
lieben: als abgehalfterter Rock-Manager Richie Lanz gibt er eine ebenso tragische wie witzige Figur ab. Die aber passt
ganz wunderbar in die bizarre Welt Afghanistans, wo einerseits ein unerbittlicher Krieg tobt, andererseits aber auch
kräftig in den Clubs abgefeiert wird. Die von Barry Levinson nach einer wahren Geschichte inszenierte (Tragi)Komödie
würde ohne seinen Star vermutlich kaum interessieren und so rückt er Richie Lanz in ihren Mittelpunkt. Das ist auf
Dauer etwas langweilig, zumal sich kein richtiger Spannungsbogen daraus ergibt. Verwirrend dann das überraschende
Ende des Films, das derart positiv ist, dass man dies durchaus als eine Post-Mortem-Vision interpretieren könnte.
SEX & CRIME (1:2.35, 5.1) Verleih: Camino Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Paul Florian Müller Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Claudia Eisinger, Fabian Busch Kinostart: 24.03.2016
Krimi-Autor Theo steckt in der Krise: seine Frau Katja will ihn verlassen. In seiner Not wendet er sich an seinen besten
Kumpel, den Versicherungsfachmann Valentin. Beim Männer-Talk in der Kneipe lernen die beiden die attraktive
Bedienung Mörli kennen, die sich als großer Fan von Theos Krimis outet. Valentin rät seinem gestressten Freund, sich
auf einen One-Night-Stand mit der Schönen einzulassen. Gesagt – getan. Doch plötzlich liegt das Mädel blutüberströmt
und mausetot auf dem Boden. Und ausgerechnet in Valentins Wohnung, die er seinem Kumpel für das Date überlassen
hatte. Jetzt ist guter Rat teuer – und eine Säge in Reichweite... Der Titel ist Programm. Mit etlichen Plot-Twists, einer
Portion Blut und einem gutgelaunten Ensemble bietet der Film aus deutscher Produktion durchaus Qualitäten. Dass SEX
& CRIME gefühlt länger dauert als seine Spielzeit von gerade einmal 82 Minuten dürfte einfach daran liegen, dass es
sich um Paul Florian Müllers Debütfilm handelt. Da läuft dann eben noch nicht alles so rund wie es laufen sollte.
Trotzdem lässt der Film bereits erahnen, dass hier ein Talent schlummert. Müller versteht sich zumindest hervorragend
auf Ausstattung und Fotografie seiner rabenschwarzen Komödie, an deren Cast es nichts zu meckern gibt. Dass sich der
Film an ähnlich gearteten englischen oder amerikanischen Produktionen orientiert ist zwar deutlich zu erkennen, macht
aber nichts. Alleine schon das Wagnis, einen Genre-Film in Deutschland auf die Beine zu stellen, muss dem Team hoch
angerechnet werden. Man darf sich ganz sicher sein, dass das beim nächsten Film alles noch viel besser klappt. Toi Toi
Toi!
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Mittwoch, 03. Februar 2016 Als die Wälder noch Wälder waren Mit beeindruckenden Bildern wartet die heutige Dokumentation auf UNSERE WILDNIS (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Les Saisons Verleih: Universum Film (24 Bilder) Land/Jahr: Frankreich, Deutschland 2015 Regie: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud Kinostart: 10.03.2016
Jacques Perrin und Jacques Cluzaud spannen in ihrem neuen Dokumentarfilm den Bogen von der Eiszeit bis hin zu
unserer modernen Gesellschaft und zeigt deutlich, wie der Wald durch Menschenhand im Laufe der letzten Jahrhunderte
zurückgegangen ist und damit vielen Tieren ihre natürliche Umgebung genommen hat. Seine Botschaft ist so klar wie
seine Bilder: UNSERE WILDNIS versteht sich als Appell an die Menschheit, die Wälder zu retten und sich mit deren
Bewohnern, den Tieren, zu arrangieren. Und das möglichst solange es noch nicht zu spät ist. Um die Botschaft auch
emotional zu befeuern, darf Bruno Coulais den Film mit großem Orchester untermalen. Das gerät dann leider extrem
pathetisch, auch wenn die Musik für sich selbst betrachtet einen großartigen Score darstellt. Positiv hingegen fällt der
sich zurückhaltende Kommentar aus dem Off aus. Da wird nicht krampfhaft jedes einzelne Bild erklärt. Ganz im
Gegenteil: der Sprecher gibt nur eine Art Leitfaden an die Hand. Was folgt sind wunderschöne Bilder, die auch mal 15
Minuten ohne jeglichen Kommentar auskommen können. Zurücklehnen und die Natur genießen ist dann angesagt. Die
Geschichte selbst ergibt sich aus den Bildern. Allerdings ergeht sich der Film in seinem Mittelteil zu ausführlich an dem
Thema “Fressen und gefressen werden”. In dieser Ausführlichkeit möchte man das als Zuschauer eigentlich nicht
erleben.
THE FOREST (1:1.85, 5.1) OT: The Forest Verleih: Splendid (Tobis) Land/Jahr: USA 2015 Regie: Jason Zada Darsteller: Natalie Dormer, Taylor Kinney, Yukiyoshi Ozawa Kinostart: 04.02.2016
Die Amerikanerin Sara reist nach Japan, um ihre verschollene Zwillingsschwester Jess zu suchen. Die wurde zuletzt bei
einem riesigen Waldgebiet am Fuße des Fuji gesehen, das bevorzugt von Suizidkandidaten aufgesucht wird. Davon
überzeugt, dass ihre Schwester noch lebt, macht sich Sara zusammen mit einem Journalisten und dessen Begleiter auf,
sie zu finden. Doch Vorsicht ist geboten. Denn das unheilvolle Terrain scheint Trugbilder zu produzieren. - Die
Kreuzung aus japanischem Horror und amerikanischem Mysterythriller hätte durchaus Potenzial, wäre sie nicht derart
bemüht, sämtliche Klischees beider Genre möglichst schnell zu bedienen. Dabei spart das Regiedebüt von
Werbefachmann Jason Zada auch nicht an genretypischen Fehlern, von denen man eigentlich glauben würde, sie wären
schon längst ausgemerzt worden. So trennt sich beispielsweise das Trio natürlich gegen alle Vernunft im Wald.
Spätestens jetzt werden sich Horrorfreunde die Haare raufen! Richtige Schreckmomente gelingen Zada nur dann, wenn
er die Tonspur unerwartet bis zum Anschlag ausreizt. Derart plumpe Effekte dürften heutzutage kaum noch etwas
reissen. Fast schon lächerlich: aus der Ferne sieht Sara einen Leichnam kopfunter im Fluss treiben und meint, der Typ
sei mit ihr im Zug angekommen. “The Forest” bringt weder neue Ideen ins Spiel noch verarbeitet er alte sonderlich
originell.
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Dienstag, 02. Februar 2016 Gegensätze ziehen sich an Zarte Sommerdüfte versprühte der heutige Film BIRNENKUCHEN MIT LAVENDEL (1:2.35, DD 5.1) OT: Le Goût Des Merveilles Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Eric Besnard Darsteller: Virginie Efira, Benjamin Lavernhe, Lucie Fagedet Kinostart: 10.03.2016
Nicht nur steht Louise mit der Birnen- und Bienenplantage, die sie von ihrem verstorbenen Mann geerbt hat, mit dem
Rücken zur Wand, jetzt läuft ihr auch noch ein schlanker Bursche direkt ins Auto! Pierre heisst der Typ und er ist ein
ziemlicher Sonderling. Hochintelligent, extrem ordnungslieb, Wahrheitsfanatiker. Doch sein etwas unfreiwilliger
Aufenthalt bei Louise und ihren beiden Kindern entfaltet seine Wirkung – auf beiden Seiten.
“Wenn er Sie zwickt, dann liebt er Sie!” sagt Antiquariatsbetreiber Jules zu Louise, als er ihr ein paar
Hintergrundinformationen von Pierre gibt. Dass der junge Mann hypersensibel ist und in anderen Sphären zu schweben
scheint, hat sie längst schon erkannt. Was sie noch nicht weiß: sie hat ihn auch längst schon ins Herz geschlossen. Wer
jetzt damit anfängt, dass es vollkommen unrealistisch sei, dass sich zwischen einem Asperger-Mann und einer Bäuerin
eine Liebesgeschichte anbahnen kann, dem sei gleich Einhalt geboten! Eric Besnards Film ist keine Doku-Soap, sondern
schlicht und ergreifend ein Märchen. Und ein wunderbares dazu. Extrem schöne Bilder, idyllische Landschaften,
gefühlvolle Musik, äußerst sympathische Darsteller und ein “Alles wird gut”-Ende machen aus dem Kinoabend einen
echten Wohlfühlabend. Überlegen Sie sich also gut, ob Sie nicht mit einem ganz besonderen Menschen diesen Abend
teilen wollen – er oder sie wird es Ihnen ganz bestimmt danken. Und die ewigen Nörgler dürfen sich gerne zuhause vor
die Glotze setzen und sich über das TV-Programm ärgern. So hat dann jeder was er braucht!
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