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Donnerstag, 31. März 2016 Auf der Jagd nach dem Kalbstein Die einzige Pressevorführung in dieser Woche durfte ich mit gefühlten 600 Kindern gemeinsam genießen! RICO, OSKAR UND DER DIEBSTAHLSTEIN (1:2.35, 5.1) Verleih: Fox Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Neele Leana Vollmar Darsteller: Anton Petzold, Juri Winkler, Karoline Herfurth, Ronald Zehrfeld, Milan Peschel, David Kross Kinostart: 28.04.2016
Als der alte grantige Nachbar Fitzke stirbt, hinterlässt er Rico seinen wertvollen Kalbstein. Doch die Schachtel ist leer!
Hat die junge Frau, die kurz vor seinem Tod in Fitzkes Wohnung war, etwas damit zu tun? Rico und Oskar nehmen ihre
Spur auf und sind damit schon wieder inmitten eines gefährlichen Abenteuers, das sie bis an die Ostsee führt... Der
inzwischen dritte und (angeblich) letzte Teil der Abenteuer von Rico und Oskar steht den ersten beiden in nichts nach.
Der nicht sonderlich helle Rico und sein kleiner neunmalkluger Freund Oskar (perfekt besetzt mit Anton Petzold und
Juri Winkler) haben wieder etliche Abenteuer zu bestehen. Und nicht nur das: es gibt einen richtigen Streit zwischen den
beiden, der ihre Freundschaft kosten könnte! Trotzdem tut dies dem Spaß keinen Abbruch: es darf herzhaft gelacht
werden, wenn Rico beispielsweise Fremdworte wie “Imposant” auf sehr vergnügliche Weise erklärt. Der von Neele
Leana Vollmar für ein junges Publikum inszenierte Film wartet sogar mit einer Überraschung der ungewöhnlichen Art
auf: einem schwulen Paar! Und die beiden kleinen Helden gehen damit ganz locker um, ohne sich darüber lustig zu
machen. Beim Zielpublikum jedenfalls kam der Film bestens an.
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Sonntag, 27. März 2016 Unfreiwillige Familienzusammenkunft Ein Bollywood-Drama der leisen Töne hatte der Osterhase für mich in seinem Körbchen KAPOOR & SONS (1:2.35, DD 5.1 + Atmos) OT: Kapoor & Sons Verleih: Substance Film Land/Jahr: Indien 2016 Regie: Shakun Batra Darsteller: Rishi Kapoor, Rajat Kapoor, Ratna Pathak Kinostart: 24.03.2016
Als der Großvater ins Krankenhaus kommt, kehren seine beiden ungleichen Enkel wieder in die Heimat zurück um zu
helfen. Bei der unfreiwilligen Familienzusammenkunft werden bald schon nicht nur alte Wunden wieder offengelegt,
sondern die beiden Brüder bandeln auch noch mit demselben Mädchen an... Shakun Batras Film ist eigentlich mehr
europäisches denn typisches Bollywood-Kino. Das fängt bei der Farbgebung an (hier gibt es keine knalligen “larger than
life”-Farben, sondern eine dezente Farbreduzierung), setzt sich in der Filmmusik fort (keine Effekthascherei, sondern ein
perfekt ausbalancierter Score) und geht schließlich bis hin zu den Darstellern (Authentizität statt Overacting). Natürlich
überstürzen sich auch in diesem Film die Ereignisse, bricht sich Eifersucht die Bahn und werden wohlgehütete
Familiengeheimnisse gelüftet. Doch es wirkt hier nicht unbedingt aufgesetzt, dafür aber nachvollziehbar. Damit aber ist
dieser Bollywood-Film mit seinem inszenierten Understatement wohltuend anders. Allerdings ohne die großen Gefühle
zu verleugnen, die auch hier den Griff zu Taschentuch erforderlich machen. Übrigens – auch das ist ungewohnt – gibt es
im ganzen Film (der immerhin fast zweieinhalb Stunden dauert) nur eine einzige Song & Dance Einlage. Dass sich das
indische Kino immer mehr europäischen Sehgewohnheiten anpasst, wird sicher seine Akzeptanz hierzulande vergrößern.
Auf der anderen Seite ist das auch ein bisschen schade, machte doch bislang gerade seine Andersartigkeit seinen
unwiderstehlichen Charme aus.
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Samstag, 26. März 2016 Wo rohe Kräfte sinnlos walten Da sich der Warner-Filmverleih erfolgreich weigerte, das neueste Superhelden-Spektakel der Stuttgarter Presse zu zeigen, habe ich den Film nachgesessen. Natürlich im IMAX-Format! BATMAN V SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE (1:2.35, 3D, auch IMAX, DD 5.1 + 7.1 + Atmos, IMAX 12-Kanal) OT: Batman V Superman: Dawn Of Justice Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2015 Regie: Zack Snyder Darsteller: Henry Cavill, Ben Affleck, Amy Adams, Gal Gadot, Jesse Eisenberg, Laurence Fishburne, Diane Lane, Jeremy Irons, Holly Hunter Kinostart: 24.03.2016
Eigentlich sind sie sich gegenseitig ein Dorn im Auge: Batman und Superman. Jeder der beiden ist der Meinung, dass
der jeweils andere unter Kontrolle gestellt werden müsste. Derweil schmiedet der psychopathische Unternehmer Lex
Luthor einen perfiden Plan, um die beiden Superhelden weiter gegeneinander aufzuwiegeln. Als es schließlich zum
Duell der beiden Kraftboliden kommt, merken sie zu spät, dass sie auf heimtückische Weise manipuliert wurden... Zack
Snyder gehört zu jenen Regisseuren, die bewusst die Inszenierung über den Inhalt stellen. Denn was kümmert schon der
Inhalt eines Films, wenn man geile Bilder liefert? Mit 300 bewies Snyder, dass sein Konzept zumindest an der
Kinokasse aufgeht. Es gibt also offensichtlich genügend Zuschauer, die sich von Snyders Bilderfluten so einlullen
lassen, dass ihnen die Story vollkommen gleichgültig ist. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, wenn man so etwas
mag. Mir persönlich haben Snyders Filme leider noch nie gefallen. Der Mann ist zwar technisch hochbegabt, geradezu
ein Visionär, doch es fehlt am Fundament. So ist nicht weiter verwunderlich, dass sein neuester Regie-Streich zur
monströsen Materialschlacht verkommt. Mit der typischen Bombastmusik der Marke Hans Zimmer (man beachte den
Abspann des Films, der drei weitere Namen für die Musik nennt!) und einer subbassgetränkten Tonspur macht Snyder
den Kinosaal zum Schlachtfeld. Hier stellte sich bei mir ziemlich schnell Langweile ein und ich muss gestehen, dass ich
irgendwo unterwegs den Handlungsfaden aus den Augen verloren habe. Kein gutes Zeichen. Immerhin: wenn man schon
diesen Film anschauen will, dann sollte es schon im IMAX-Format sein. Etliche Sequenzen im Film wurden mit
IMAX-Kameras aufgenommen und werden in analogen IMAX-Kinos sowie in laserbasierten digitalen IMAX-Theatern
mit dem entsprechend größeren Bild angeboten. Allerdings nervt es dann doch, wenn das große Bild immer wieder auf
das Letterbox-Format schrumpft. Und das scheinbar willkürlich. In einer Sequenz hat sich der Regisseur damit sogar
selbst ausgetrickst. Wenn Lex Luthor (zum Fürchten: Jesse Eisenberg) Lois Lane vom Wolkenkratzer schubst und sich
die Dame im freien Fall befindet, hätte der Wechsel zum atemberaubend großen Vollbild einen Gewinn gebracht. Doch
an genau dieser Stelle verzichtet Snyder auf die bessere Technik. Schade. So ist es am Ende nicht viel, was vom Film im
Gedächtnis hängenbleibt – außer dem Wunsch. Man möge beim nächsten Mal doch bitte den gesamten Film im
überragenden IMAX-Format realisieren.
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Donnerstag, 24. März 2016 Ein Junge allein im Dschungel Mit einem Remake schloss die aktuelle Pressewoche THE JUNGLE BOOK (1:1.85, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: The Jungle Book Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2016 Regie: Jon Favreau Darsteller: Neel Sethi Kinostart: 14.04.2016
Das Findelkind Mogli wurde im Dschungel ausgesetzt und von Wölfen aufgezogen. Weil es der grausame Tiger Shir
Khan auf den kleinen Burschen abgesehen hat, rät der Panther Baghira seinem Freund Mogli, den Dschungel zu
verlassen und sich den Menschen anzuschließen. Damit beginnt für Mogli eine lebensgefährlich Odyssee durch die
Tiefen des Dschungels... “Versuch’s mal mit Gemütlichkeit” lautet der deutsche Text des wohl bekanntesten Songs aus
dem berühmten Animationsfilm DAS DSCHUNGELBUCH, den Disney 1967 in die Kinos brachte. In der neuen
Live-Action-Verfilmung gibt es diesen Song zwar wieder, jedoch hat Jon Favreaus Inszenierung nichts mit
Gemütlichkeit zu tun. Ganz im Gegenteil: so düster wurde die Rudyard Kipling Adaptation wohl noch nie umgesetzt!
Das dürfte vor allem für Kinder ziemlich gruselig sein. Vor allem deshalb, weil die perfekten visuellen Effekte dafür
sorgen, dass man alle Tiere als echt wahrnimmt (im Gegensatz zur 2D-Animation von 1967). Chapeau! Die Interaktion
zwischen Mogli (der einzig realen Figur im Film) und den computeranimierten Tieren ist grandios gelungen. John
Debney sorgt mit seinem orchestralen Score inklusive Chor dafür, dass auch große Emotionen beim Zuschauer
ankommen. Sein Hauptthema erinnert dabei sehr stark an John Barrys Hauptthema aus dem Film JENSEITS VON
AFRIKA, was die Vermutung nahelegt, dass genau dieser Score als Temp Track während der Postproduktion diente.
Debney lässt auch Anspielungen an die Songs der 1967-Fassung in seine Musik einfließen. Und schließlich bringen
Balu der Bär und Louie der Affenkönig zwei Songs aus der alten Version zu Gehör. Aber irgendwie passen die da jetzt
gar nicht rein, weil sie sich wie Fremdkörper in diesem Film anfühlen. Vermutlich gab es von Seiten des
Disney-Konzerns eine Auflage, dass die Songs verwendet werden müssen, um auch noch entsprechende Nebenumsätze
mit Soundtrack-CDs anzukurbeln. Fazit: visuell gelungene Neuinterpretation, für kleinere Kinder nur bedingt geeignet.
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Mittwoch, 23. März 2016 Vom inneren Kind Zum Wetter passte das Thema der heutigen Pressevorführung zumindest schon mal MÄNGELEXEMPLAR (1:2.35, 5.1) Verleih: X Verleih Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Laura Lackmann Darsteller: Claudia Eisinger, Katja Riemann, Barbara Schöne Kinostart: 12.05.2016
Vor der jungen Karo türmen sich viele Probleme auf: erst verliert sie ihren Job, dann ihren Freund. Und Mutter ist alles
andere als eine große Hilfe. Also stürzt sich das Mädel in eine Depression – und geht damit ihrer Umwelt ziemlich
schnell auf den Senkel. Also nichts wie ab in eine Therapie. Doch Probleme lösen sich dort nicht von alleine, wie Karo
schon bald feststellen muss... Darf man einen Film zum Thema Depression als Komödie inszenieren? Ich persönlich
zumindest hatte da so meine Probleme mit Laura Lackmanns Verfilmung des Romans von Sarah Kuttner. Eine
Depression ist alles andere als niedlich und lustig. Leider aber überwiegt genau das komödiantische Element in diesem
Film. Zwar gibt es durchaus gelungene Momente wie z.B. Karos Befreiung von ihrem “inneren Kind”, das sie in einem
Befreiungsakt von der Brücke stößt, oder die imaginären Zwiegespräche mit just jenem Kind oder auch mit der
erwachsenen Karo, doch insgesamt scheint der Film nicht vom Fleck zu kommen. Er dreht sich im Kreis. Das könnte
man natürlich als Sinnbild für die Depression interpretieren, doch das Interesse am Film und seinen Figuren schwindet
dadurch fast unmerklich. Schauspielerisch überzeugt vor allem Energiebündel Claudia Eisinger als die Titelheldin, also
jenes Mängelexemplar, das man am liebsten einmal gerne selbst zurechtrücken möchte. Unterlegt ist diese Reise ins
Innere mit einer fetzigen Playlist, die alles andere als Depressionen versprüht.
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Dienstag, 22. März 2016 Good Cops, Bad Cops Mit einer Portion Spannung starteten wir in die vor-österliche Pressewoche TRIPLE 9 (1:2.35, DD 5.1) OT: Triple 9 Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: USA 2015 Regie: John Hillcoat Darsteller: Casey Affleck, Chiwetel Ejiofor, Anthony Mackie, Woody Harrelson, Kate Winslet Kinostart: 05.05.2016
Eine Gruppe korrupter Polizisten räumt im Auftrag der mächtigen Russenmafia-Chefin Irina in Atlanta Banken aus. Als
Frischling Chris zu der Truppe stößt, gerät der bald schon in die Schusslinie seiner Kollegen. Als Irina schließlich den
Druck auf Chris‘ Kollegen erhöht, beginnt das gefährliche Spiel langsam aus dem Ruder zu laufen... Mit TRIPLE 9 (der
Titel steht für den Code “999”, der im Polizeifunk für einen niedergeschossenen Polizisten verwendet wird) inszenierte
John Hillcoat souverän einen knallharten Polizeithriller, bei dem die Grenzen zwischen Gut und Böse aufgehoben
werden. Vorangetrieben von einem Techno-Soundtrack und in allen Rollen gut besetzt (besonders originell: Kate
Winslet als Chefin eines russischen Gangsterkartells!) , bleibt der Film von Anfang bis Ende durchgehend spannend.
Empfehlenswert für Fans harter Krimis.
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Freitag, 18. März 2016 Leben auf dem Schrottplatz Die dritte und gleichzeitig letzte Pressevorführung in dieser Woche holte mich auf den Schrottplatz SCHROTTEN! (1:2.35, 5.1) Verleih: Port-au-Prince Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Max Zähle Darsteller: Lucas Gregorowicz, Frederick Lau, Anna Bederke Kinostart: 05.05.2016
Nach dem Todes seines Vaters wird der als Versicherungsagent in finanzielle Nöte geratene Mirko wieder nach Hause
geholt. Dort hat längst sein Bruder Letscho den Schrottplatz übernommen, der sich ebenfalls in finanzieller Schieflage
befindet und der durch eine kriminelle Aktion vor dem Ruin gerettet werden soll. Das kann allerdings nur dann gelingen,
wenn sich die Brüder einigen können. Und genau da liegt das Problem... In Max Zähles Dramödie geht es um die
Heimkehr des verlorenen Sohnes und darum, dass man seine Wurzeln nie verleugnen sollte. Letztendlich ist es nur die
Familie, die im Leben etwas zählt. Weil sie einfach immer zusammenhält. Ausgeschmückt wird das mit
stimmungsvollen Bildern, die den Schrottplatz in den Mittelpunkt stellen und ihn mit Leben erfüllen. Lucas
Gregorowicz und Frederick Lau (der einmal mehr unter Beweis stellt, dass er wirklich alles spielen kann!) spielen das
ungleiche Brüderpaar, das sich im Laufe des Films erst wieder zusammenraufen muss – im wahrsten Sinne des Wortes.
Sowohl ihre Hauptrollen als auch die der Nebendarsteller sind hervorragend besetzt. Trotzdem erweckt der Film nicht
mehr als das Feeling eines Fernsehfilms, der nicht nachhaltig wirkt und den man schnell wieder vergessen wird. Sein
Unterhaltungswert indes geht in Ordnung.
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Donnerstag, 17. März 2016 Von Einem der nichts mehr weiss Ein deutsch-britischer Thriller hielt mich heute vom Sonnenlicht fern REMAINDER (1:2.35, 5.1) OT: Remainder Verleih: Piffl Land/Jahr: Großbritannien, Deutschland 2015 Regie: Omer Fast Darsteller: Tom Sturridge, Cush Jumbo, Ed Speleers Kinostart: 12.05.2016
Nachdem ein schwerer Gegenstand auf seinen Kopf gefallen ist, leidet Tom nicht nur an körperlichen Gebrechen – auch
sein Gedächtnis ist verschwunden. Was genau war passiert? Nur Bruchstücke an Erinnerungen bleiben ihm. Um das
Geheimnis zu lösen, engagiert er eine Consultingfirma, die seine Erinnerungsfetzen real werden lassen... Echt jetzt? Da
holt sich ein Mann ohne Gedächtnis einen Profi (wofür auch immer), der nach seinen extrem exakten Anweisungen
sämtliche Erinnerungen inszeniert. Dazu gehören nicht nur Personen mit Gesicht, auch solche ohne (mit übergestülpter
Strumpfhose), Geräusche (der Pegel muss natürlich stimmen!), Düfte (es muss unbedingt nach gebratener Leber
riechen!), ganze Gebäude und am Ende sogar ein bis ins kleinste Detail inszenierter Banküberfall. Vielleicht aber träumt
der Protagonist das alles nur und lässt uns als Zeugen an seinem Alptraum teilhaben. Omer Fast gibt mit seinem ersten
Spielfilm Rätsel auf und beweist gleichzeitig, dass er das Instrumentarium des Filmemachens souverän beherrscht.
Bildgestaltung und Sounddesign sind vorzüglich.
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Dienstag, 15. März 2016 Dänen-Krimi zum Dritten Auftakt der Pressewoche mit einem Thriller europäischer Produktion ERLÖSUNG (1:2.35, 5.1) OT: Flaskepost Fra P Verleih: NFP (Warner) Land/Jahr: Dänemark, Deutschland 2016 Regie: Hans Petter Moland Darsteller: Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Søren Pilmark Kinostart: 09.06.2016
Eine sechs Jahre alte Flaschenpost führt das Sonderdezernat Q auf die Fährte eines Entführers, der es auf die Kinder
besonders gläubiger Eltern abgesehen hat. Ein Fall, der den vollkommen aus der Bahn geworfenen Chef-Ermittler Carl
Morck mit seinem eigenen Glauben konfrontiert... Der Dänen-Krimi um das Ermittler-Duo Carl Morck und Assad geht
in die dritte Runde. Nach ERBARMEN und SCHÄNDUNG jetzt also ERLÖSUNG nach einem Roman von Jussi
Adler-Olsen. Und damit der bislang spannendste und zugleich auch brutalste Fall für das Sonderdezernat Q. Spannend
weil actionreich und adrenalintreibend inszeniert, brutal weil es um Gewalt gegen Kinder geht. Allerdings muss man
schon gewillt sein, ab und zu auch mal ein Auge zuzudrücken ob der teils abstrusen Logik. Geeichten Genre-Fans wird
es vermutlich wehtun, weniger Geübte werden Fingernägel kauen.
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Freitag, 11. März 2016 Ego-Shooter Abgeschlossen wurde eine maue Pressewoche mit russischer Action HARDCORE (1:1.85, DD 5.1 + Atmos) OT: Hardcore Henry Verleih: Capelight (Wild Bunch) Land/Jahr: Russland, USA 2015 Regie: Ilya Naishuller Darsteller: Sharlto Copley, Danila Kozlowskj, Haley Bennett Kinostart: 14.04.2016
Als er aus einem tiefen Schlaf erwacht, muss Henry feststellen, dass ihm anstelle seines linken Arms eine Prothese
angepasst wird. Und auch dem linken Bein ergeht es nicht anders. Dadurch aber erhält Henry außerordentliche Kräfte
und Fähigkeiten, die ihn zu einer wahren Kampfmaschine machen. Als sich ein schmieriger, zotteliger Böser gewaltsam
Zugang zu dem Labor verschafft, in dem Henry umfunktioniert wurde, beginnt eine Verfolgungsjagd auf Leben und
Tod... HARDCORE HENRY (wie der Film im Original heisst) möchte der erste Film sein, der ausschließlich aus Sicht
des Protagonisten aufgenommen wurde. Irgendwie werde ich aber das Gefühl nicht los, dass es einen solchen Versuch
schon einmal gab. Aber das spielt ja jetzt keine Rolle – der Film will bewertet werden. Ganz ehrlich? Es war für mich
der anstrengendste Film seit langer Zeit! Wenn Ilya Naishullers Action-Flick ein Vorgeschmack auf das sein soll, was
uns mit VR (Virtual Reality) ins Haus steht, dann muss ich passen. Derartiges Kameragewackel, stets die
Ego-Shooter-Perspektive, geraffter Schnitt – ein Overkill im wahrsten Sinne des Wortes. Beeindruckend indes die
nahtlose Integration von verblüffenden visuellen Effekten. Ein bisschen wurde die Chance vertan, das “First
Person”-Erlebnis zu vervollkommnen. Denn das kaschierte Breitwandformat entspricht nicht dem Blickwinkel des
Menschen – dafür müsste es schon CinemaScope sein. Warum zudem auf eine Weitwinkelverzerrung gesetzt wird, ist
nicht ganz nachvollziehbar. Für einen schlechten Witz halte ich allerdings den Versuch des deutschen Filmverleihers,
den Film mit einer Freigabe ab 16 in die Kinos zu bringen. Das Teil ist derart explizit blutrünstig, dass es Glück haben
muss, nicht sogar für die Freigabe ab 18 gekürzt zu werden! Als Splatter-Fun geht der Film übrigens nicht durch – dafür
gibt er sich zu ernst.
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Mittwoch, 09. März 2016 Unter sengender Sonne Ein Remake eines französischen Klassikers lockte mich heute in die Pressevorführung A BIGGER SPLASH (1:1.85, 5.1) OT: A Bigger Splash Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Frankreich, Italien, Großbritannien 2015 Regie: Luca Guadagnino Darsteller: Tilda Swinton, Ralph Fiennes, Matthias Schoenaerts, Dakota Johnson Kinostart: 05.05.2016
Nachdem sie ihre Stimme verloren hat, versucht sich Rocksängerin Marianne gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten
Paul in einer Ferienwohnung auf der italienischen Insel Pantelleria zu erholen. Doch die Zweisamkeit des Paares ist nur
von kurzer Dauer: wie aus dem Nichts taucht Mariannes Ex Harry zusammen mit seiner attraktiven Tochter Penelope
auf und nistet sich bei den beiden ein. Während Paul ganz allmählich den Reizen Penelopes erliegt, flammt die einstige
Leidenschaft zwischen Marianne und Harry wieder auf. Die Villa wird zum Pulverfass... Luca Guadagninos Thriller
über Leidenschaft, Eifersucht und sexueller Anziehung basiert auf dem von Jacques Deray 1969 inszenierten Film DER
SWIMMINGPOOL. Waren es einst Romy Schneider, Alain Delon, Maurice Ronet und Jane Birkin, die unter der
sengenden Sonne von St. Tropez ihren Gefühlen freien Lauf ließen, so schmachten sich jetzt Tilda Swinton, Matthias
Schoenaerts, Ralph Fiennes und Dakota Johnson gegenseitig unter italienischer Sonne an. Tilda Swinton als Rock-Star
Marianne mit der verlorenen Stimme hat im Film kaum Text, setzt dafür aber zu hundert Prozent auf ihren Körper und
ihre Körpersprache. Ralph Fiennes dreht dafür voll auf. In der Rolle ihres Ex-Managers und Ex-Geliebten geht er allen
schon nach kurzer Zeit ziemlich auf die Nerven und man wünscht sich sehnlichst herbei, er solle doch möglichst schnell
wieder verschwinden. Ganz im Gegensatz dazu gibt sich Dakota Johnson als seine Tochter wortkarg und lasziv – so
lasziv, dass es einem nicht schwer zu verstehen fällt, dass der von Matthias Schoenaerts gespielte Paul, Lebensgefährte
von Marianne, den Reizen der jungen Schönheit erliegt. Allerdings gibt sich der Film mitunter dann doch recht sperrig,
was insbesondere an dem eigenwilligen Musikeinsatz sowie den unmotiviert wirkenden Rückblenden liegt. Etwas
verwirrend letztendlich auch der Bezug zur aktuellen Flüchtlingssituation vor der italienischen Küste, die am Ende zur
Auflösung des Konflikts herhalten muss.
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Dienstag, 08. März 2016 Vom Finden der eigenen Identität Belgisches Kino der leisen Töne läutete eine quantitativ schwache Pressewoche ein ALLE KATZEN SIND GRAU (1:2.35, 5.1) OT: Tous Les Chats Sont Gris Verleih: Film Kino Text (Filmagentinnen) Land/Jahr: Belgien 2014 Regie: Savina Dellicour Darsteller: Bouli Lanners, Manon Capelle, Anne Coesens Kinostart: 31.03.2016
Die 16jährige Dorothy fühlt sich in ihrer Familie nicht verstanden. Längst schon ist ihr klar, dass ihr Vater nicht ihr
leiblicher Vater ist. Auch Privatdetektiv Paul teilt dieses Wissen. Nicht ohne Grund beobachtet er heimlich Dorothy: sie
ist das Ergebnis seines One-Night-Stands mit ihrer Mutter. Die aber will nichts mehr mit Paul zu tun haben. Doch
Dorothys Intuition führt sie zielsicher zu Paul... In Savina Dellicours Drama geht es um das Finden der eigenen Identität,
die sich nur dann offenbart, wenn sich Andere ihrer Vergangenheit stellen und gut gehütete Geheimnisse zu lüften
beginnen. Manon Capelle gibt mit der Rolle der 16jährigen Dorothy ein beachtliches Debüt – ein Gesicht, das man sich
merken muss. An ihrer Seite agiert Belgiens Vorzeigeschauspieler Bouli Lanners einmal mehr gekonnt – dieses Mal als
Privatdetektiv, der in Dorothy seine uneheliche Tochter sieht. Die beiden geben ein wunderbares Duo ab. Und wer
glaubt, nach kurzer Zeit den Ausgang der Geschichte schon zu kennen, für den hat das Drehbuch einen netten Twist in
petto.
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Freitag, 04. März 2016 Der König lässt warten Mit einem Triple fand die Pressewoche ihren Abschluss EIN HOLOGRAMM FÜR DEN KÖNIG (1:2.35, DD 5.1) OT: A Holgram For The King Verleih: X Verleih (Warner) Land/Jahr: 2016 Regie: Tom Tykwer Darsteller: Tom Hanks, Sarita Choudhury, Omar Elba Kinostart: 28.04.2016
Im Auftrag seines Arbeitgebers reist IT-Spezialist Alan Clay nach Saudi Arabien, um dort dem König ein
holographisches Kommunikationssystem zu verkaufen. Der aber verschiebt den Termin mit dem Mittfünziger immer
wieder auf unbestimmte Zeit. Zeit genug für Clay, sich den Dämonen seines Lebens zu stellen. In dem Tagen des
Wartens wird der junge Chauffeur Yousef zu einem Gefährten. Und er lernt die schöne Ärztin Zahra kennen – eine
Begegnung mit Folgen. - Nach CLOUD ATLAS ist dies bereits der zweite Film, den Tom Tykwer mit Tom Hanks in
der Hauptrolle besetzt. In der Rolle des Alan Clay erinnert er an seinen Kollegen Bill Murray in LOST IN
TRANSLATION. Wie er so spielt auch Hanks einen Mann im mittleren Alter, der in einem fremden Land nicht nur mit
den ihm unbekannten Sitten und Gebräuchen, sondern auch mit seiner Lebenskrise konfrontiert wird. Die manifestiert
sich in der dicken Geschwulst, die sich auf Clays Rücken breitmacht. Wie immer bei Tykwer sorgt auch dieses Mal
Kameramann Frank Griebe für kinogerechte Bilder im Breitformat, die sich vor dem Zuschauer als eine Art Märchen
aus 1001 Nacht entfalten. Man mag dem Film ankreiden, dass er zweigeteilt sei, doch kann man sich der Faszination, die
von ihm ausgeht, nur schwer entziehen. EIN HOLOGRAMM FÜR DEN KÖNIG unterhält bestens.
LA BELLE SAISON (1:2.35, 5.1) OT: La Belle Saison Verleih: Alamode (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Catherine Corsini Darsteller: Cécile de France, Izïa Higelin, Noémie Lvovsky Kinostart: 05.05.2016
Um der Engstirnigkeit der elterlichen Bauernhofs zu entkommen, zieht die 23jährige Delphine Anfang der 1970er Jahre
nach Paris. Dort lernt sie die politisch engagierte Carole kennen. Die beiden Frauen verlieben sich ineinander. Als
jedoch plötzlich Delphines Vater eine Schlaganfall erleidet, muss sie wieder zurück auf den Bauernhof. Carole
beschließt ihr zu folgen... Es ist die Liebe eines Sommers, die Cécile de France und Izïa Higelin sehr freizügig vor
Augen führen. Eine Liebe zwischen zwei jungen Frauen, die die gesellschaftlichen Konventionen der siebziger Jahre
sprengt und damit zu zerbrechen droht. Denn was in der Anonymität der großen Stadt eher noch toleriert wird, wird auf
dem Lande noch als unerhörte Sünde betrachtet. Cécile de France als extrovertierte, freiheitsliebende junge Frau aus der
Stadt und Izïa Higelin als waschechtes Landei, das versucht einerseits ihre Sehnsüchte und andererseits die
Erwartungshaltung der bäuerlichen Gemeinschaft zu erfüllen, porträtieren zwei gegensätzliche Frauen, die ein
Wechselbad der Gefühle durchleben. Ein sinnlicher, zärtlicher und sonnendurchfluteter Film.
SCHELLEN-URSLI (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) Verleih: DCM Land/Jahr: Schweiz 2014 Regie: Xavier Koller Darsteller: Jonas Hartmann, Julia Jeker, Tonia Maria Zindel Kinostart: 24.03.2016
Weil ein großer Teil ihrer Ernte verloren geht, müssen sich Urslis Eltern beim reichen Ladenbesitzer des Dorfes
verschulden. Als Ursli sein geliebtes Zicklein Zila an dessen gemeinen Sohn Roman abgeben muss, bricht für ihn eine
Welt zusammen. Als er für den traditionellen Chalandamarz-Umzug auch noch nur die kleinste Glocke erhält und als
“Schellen-Ursli” gehänselt wird, stürzt er sich in ein kühnes Abenteuer, um die große Glocke aus dem eisigen Maiensäss
zu holen... Nach dem bekannten Bilderbuch von Selina Chönz und Alois Carigiet hat Regisseur Xavier Koller jetzt die
Geschichte des Schellen-Ursli als großes Kinoabenteuer inszeniert. Mit einer wuchtigen Filmmusik, grandiosen Bildern
und talentierten kleinen wie großen Darstellern führt der Film seine Zuschauer in ein das schweizerische Unterengadin,
wo sich Ursli gegen allerlei Ungerechtigkeiten zur Wehr setzen muss. Am Ende löst sich natürlich alles in Wohlgefallen
auf, doch bis dahin sind etliche Abenteuer zu überstehen. Für ganz kleine Zuschauer könnte das alles sogar eine Spur zu
aufregend sein – elterliche Begleitung ins Kino ist daher ratsam.
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Donnerstag, 03. März 2016 Zwischen Tradition und Moderne Der heutige Donnerstag hatte zwei sehr unterschiedliche Filme für mich im Gepäck IM HIMMEL TRÄGT MAN HOHE SCHUHE (1:2.35, 5.1) OT: Miss You Already Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Großbritannien 2015 Regie: Catherine Hardwicke Darsteller: Drew Barrymore, Toni Collette, Paddy Considine, Dominic Cooper, Jacqueline Bissett Kinostart: 31.03.2016
Jess und Milly sind beste Freundinnen seit ihrer Schulzeit und sind nach wie vor unzertrennlich. Beide sind verheiratet,
doch nur Milly hat schon zwei Sprösslinge. Bei Jess und ihrem Mann hat es bislang nicht mit dem Nachwuchs geklappt.
Die beiden entschließen sich für eine künstliche Befruchtung – mit Erfolg. Doch just als Jess ihr neues Geheimnis Milly
anvertrauen möchte, eröffnet ihre dies, dass bei ihr ein bösartiger Brustkrebs festgestellt wurde. Fortan dreht sich alles
nur noch um Millys Krankheit, was der Beziehung der Freundinnen alles andere als gut bekommt... MISS YOU
ALREADY (wie der Film im Original heisst!) ist zwar eine englische Produktion, trägt aber deutliche Züge eines
amerikanischen Films. Leider. Da wird dann ganz gerne übertrieben und über die Stränge geschlagen und ganz am Ende
furchtbar auf die Tränendrüse gedrückt. Letzteres wäre dem Film erspart geblieben, würde er nur fünf Minuten vor dem
jetzigen Ende zu Ende sein: die beiden Freundinnen links und rechts, das Baby in der Mitte und “knips” – Freeze Frame.
Alles weitere kann sich der Zuschauer dann schon selber im Kopf ausmalen. Aber man lässt ihn nicht. Eben so wie das
in amerikanischen Filmen fast immer der Fall ist. Catherine Hardwickes Film ist auch trotz der prominent besetzten
Hauptrollen insgesamt nur Durchschnitt. Kann man sich anschauen, muss aber nicht.
NOMADEN DES HIMMELS (1:2.35, DD 5.1) OT: Sutak Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Kirgisien 2015 Regie: Mirlan Abdykalykow Darsteller: Taalai Abazowa, Jibek Baktybekova, Tabyldy Aktanov Kinostart: 14.04.2016
Kirgistan heute: in einem weitläufigen Tal führt eine Nomadenfamilie ihr einfaches Dasein. Die Pferdezucht ernährt die
beiden Großeltern sowie die Schwiegertochter und ihre beiden Kinder, eine kleine Tochter und ein fast erwachsener
Sohn, der aber in der Stadt studiert. Der Vater kam vor vielen Jahren bei einem Rettungsversuch ums Leben. Der
Nachbar, ein Wetterforscher, macht der Schwiegertochter schöne Augen, was den Großeltern aber nicht gefällt. Als der
Sohn in den Semesterferien wieder zu Besuch kommt, erzählt er vom modernen Leben in der Stadt... Regisseur Mirlan
Abdykalykow entführt seine Zuschauer in das Land seiner Kindheit: Kirgistan. Bildgewaltig erzählt er von einer
Nomadenfamilie in einem der weiten Täler des Landes, die zwischen Tradition und Moderne steht. Während die
Großeltern noch immer an alten Traditionen festhalten, studiert der Enkelsohn bereits in der weit entfernten Stadt
Architektur. Abdykalykow möchte deutlich machen, wie wichtig es ist, trotz allen Fortschritts die Traditionen
weiterzugeben. Sein Film wirkt wie ein Ruhepol in unserer hektischen Welt. Hier gibt es (noch) keine Handys, sondern
maximal ein Morsegerät. Doch in der Ferne rollen bereits Baumaschinen an und künden vom Beginn eines neuen
Zeitalters. Wer Freude hat an fremden Kulturen und tollen Bildern, dem sei NOMADEN DES HIMMELS ans Herz
gelegt.
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Mittwoch, 02. März 2016 Ein Häufchen Asche geht auf Reisen Eine schwarze Komödie aus Belgien? Nehme ich gerne! ICH BIN TOT, MACHT WAS DRAUS! (1:2.35, 5.1) OT: Je Suis Mort Mais J'ai Des Amis Verleih: Camino Land/Jahr: Belgien, Frankreich 2015 Regie: Guillaume Malandrin, Stéphane Malandrin Darsteller: Bouli Lanners, Wim Willaert, Lyès Salem Kinostart: 28.04.2016
Kurz vor der Abreise zu ihrer großen USA-Tournee stirbt der Lead-Sänger der belgischen Alt-Rocker-Band “Grand
Ours”auf groteske Weise. Um ihrem verstorbenen Band-Mitglied die letzte Ehre zu erweisen beschließen die bärtigen
Jungs, die Tournee trotzdem durchzuziehen – mitsamt der Urne, die den Platz des Sängers einnehmen soll. Zum
Erstaunen aller findet sich dann auch noch plötzlich ein Soldat, der behauptet, seit fünf Jahren ein Verhältnis mit dem
Verstorbenen gehabt zu haben. Und das ist erst der Anfang... “Wir lieben Rock-Storys!” erklärt ein Inuit gleich zu
Beginn des Films dem geneigten Zuschauer. Und genau eine solche entspinnt der Film der Gebrüder Malandrin in den
nachfolgenden 90 Minuten. Mit viel Sinn für schwarze Komödien und kauzigen Charakteren nehmen sie uns sozusagen
als Groupies mit auf einen Road Trip der ganz besonderen Art – von Belgien über die USA bis hin ins nördlichste
Kanada. Die Locations sind dabei alles andere als schön, sondern angemessen für die abgehalfterten Alt-Rocker, von
denen vor allem Bouli Lanners als Yvan und Wim Willaert als Wim brillieren. Und die Malandrins haben sogar einen
gelungenen Running Gag integriert: die Asche des Lead-Sängers muss so einiges mit sich machen lassen, u.a. als
“Strässchen” zum Inhalieren oder als Tandoori-Gewürz auf einem Croissant! Na dann guten Appetit! Auch wenn sich
der Film manchmal nur zögerlich vorwärts kommt, sorgen die Figuren stets dafür, dass man ihn einfach mögen muss.
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Dienstag, 01. März 2016 Wundersames und Wahres Die März-Saison wurde mit einem gemischten Doppel eröffnet BETI AND AMARE (1:1.78, 5.1) OT: Beti And Amare Verleih: Aries Images Land/Jahr: USA, Äthiopien, Deutschland 2014 Regie: Andy Siege Darsteller: Hiwot Asres, Pascal Dawson, Andy Siege Kinostart: 14.04.2016
Äthiopien während der Besetzung durch Mussolinis Truppen. Die junge Beti findet Unterschlupf in der Hütte ihres
Großvaters. Als der in die Stadt gehen muss, um eine neue Ziege zu kaufen, sieht sich Beti den Zudringlichkeiten der
sogenannten “Beschützer” hilflos ausgeliefert. Da findet sie in der Nähe des Wasserlochs einen nackten jungen Mann,
der vom Himmel gefallen zu sein scheint. Sie nimmt ihn mit in die Hütte und muss feststellen, dass dieser tatsächlich
nicht von dieser Welt ist... Andy Siege ist Multitalent. Er schrieb nicht nur das Drehbuch und führte auch Regie beim
ersten Science-Fiction-Film aus Äthiopien, sondern zeichnet auch für Kamera und Schnitt verantwortlich und übernahm
sogar eine Nebenrolle. Das zeugt von großer künstlerischer Kraft und viel Talent, bewahrt aber leider nicht davor, einen
Film voll gegen die Wand zu fahren. Was Siege hier auf die Leinwand zaubert ist recht wirr. Die radikalen Sprünge
zwischen Farbe und Schwarzweiß sowie allen Zwischenstufen erscheinen ziemlich beliebig. Von der Story ganz zu
schweigen. Diese mäandert zwischen Traum und Wirklichkeit, der Film bewegt sich im Kreise. Ab und zu erklingt auf
der Tonspur ein fröhliches Liedchen, das das Ganze ad absurdum zu führen scheint. Und ob man es nun glaubt oder nicht:
es gibt sogar ein paar Splattereinlagen! Insgesamt ein sehr sperriger Film, der Gewalt gegen Frauen zwar thematisiert,
aber leider am Publikum vorbei inszeniert.
EDDIE THE EAGLE – ALLES IST MÖGLICH (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Eddie The Eagle Verleih: Fox Land/Jahr: Großbritannien, USA 2016 Regie: Dexter Fletcher Darsteller: Taron Egerton, Hugh Jackman, Christopher Walken, Iris Berben Kinostart: 31.03.2016
Schon als Junge ist es sein größter Traum: Eddie will an den Olymischen Spielen teilnehmen. Und nichts kann ihn von
diesem Traum abhalten. Auch nicht die Arbeit als Stukkateur in der Firma seines Vaters. So nimmt er mit Mitte 20
schließlich Reißaus von Zuhause, um in Garmisch das Skispringen zu lernen, damit er für seine Heimat England nach
Jahrzehnten endlich einmal wieder einen Titel holen kann. Tolpatschig aber unerschrocken stellt er sich jeder
Herausforderung und findet in dem ehemaligen Champ Bronson Peary einen Freund und Mentor. Und bald ist sogar
Olympia zum Greifen nah... EDDIE THE EAGLE ist die wahre Geschichte des Engländers Eddie Edwards, der bei den
Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary einen neuen britischen Rekord beim Sprung von der 90-Meter-Schanze
einfuhr. Taron Egerton spielt diesen Eddie in dem vom Schauspieler Dexter Fletcher inszenierten Film, der eine
Kombination aus Komödie und Biopic darstellt. Technisch aufwändig realisiert und mit einem Heer von Stuntmännern
ausgestattet entwickelt die Underdog-Geschichte leider recht zäh ihr ganzes Potenzial. Passend zu den 80er Jahren
liefert Komponist Matthew Margeson einen Synthesizer-Score, der mehr als nur einmal am liebsten in das berühmte
CHARIOTS OF FIRE Thema von Vangelis ausbrechen möchte. Margesons Musik gibt dem Film etwas Erhabenes und
vermittelt dieses “Du kannst es schaffen!”-Feeling. Es ist schon erstaunlich, dass sich dieses Stehaufmännchen Eddie
trotz vieler Blessuren und Rückschläge nie hat unterkriegen lassen und sein Ziel konsequent verfolgt hat. Ein einfacher,
etwas verschrobener Typ mit Vorbildcharakter. Eine flottere Inszenierung könnte dies allerdings noch mitreissender in
den Kinosaal transportieren können. So aber gibt sich der Film ziemlich “old fashioned” und damit nur durchschnittlich.
Erwähnenswert sind zwei Nebenrollen: Jim Broadbent als englischer Olympia-Moderator und Christopher Walken als
ehemaliger Skispringcoach – beide passen in ihre Rollen wie die Faust aufs Auge.
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