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Dienstag, 31. Mai 2016 Familiengeheimnisse Es kann ja nicht nur gute Filme geben... HANNAS SCHLAFENDE HUNDE (1:1.85, DD 5.1) Verleih: Alpenrepublik Land/Jahr: Deutschland, Österreich 2016 Regie: Prof. Andreas Gruber Darsteller: Hannelore Elsner, Nike Seitz, Franziska Weisz Kinostart: 09.06.2016
Ein kleines Dorf in Österreich 1967. Die kleine Hanna spürt schon lange, dass mit ihrer Familie etwas nicht stimmt.
Warum sonst möchte ihre Mutter, dass man nicht auffallen sollte? Die einzig Normale scheint ihre blinde Großmutter zu
sein. Von ihr erfährt Hanna so einige der Geheimnisse, die die Familie umgeben. Dass Hanna in Wahrheit eine Jüdin ist,
ist eines dieser Geheimnisse. Und dass der Ort nach wie vor durch seine Nazivergangenheit verseucht ist, macht es für
das Mädchen nicht gerade einfach... Um das Werk mit dem ersten Wort zu beschreiben, das mir beim Anschauen in den
Sinn kam: unerträglich! Was nur haben sich die Filmemacher dabei gedacht? Die Dramaturgie erweckt den Eindruck,
dass es sich nur um einen 120minütigen Zusammenschnitt eines weitaus längeren Films handelt. Da werden
Handlungsstränge aufgemacht, nur um sie im nächsten Moment wieder ad acta zu legen. Zusätzlich werden alle zur
Verfügung stehenden Probleme hineingepackt: Nazi-Vergangenheit, häusliche Gewalt, Kindesmissbrauch,
Vergewaltigung. Nur ein einziges dieser Themen hätte ausgereicht. So aber wird das alles zu viel! Wie gesagt:
unerträglich! Immerhin wurde bei der Ausstattung auf Authentizität geachtet – von der Brille über die Bekleidung bis
hin zur Technik ist alles perfekt sechziger Jahre. Was die Bildgestaltung angeht, so kommt die leider nicht über
TV-Niveau hinaus. Sollte sich tatsächlich ein Kino finden, das Andreas Grubers düsteres Epos einsetzt – bleiben Sie
ihm fern.
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Montag, 30. Mai 2016 Der Mann, der den Nazis ein Schnippchen schlug Meine Filmwoche wurde mit einer wahren Geschichte eröffnet ZEIT FÜR LEGENDEN (1:2.35, 5.1) OT: Race Verleih: SquareOne/Universum (DCM) Land/Jahr: Frankreich, Deutschland, Kanada 2016 Regie: Stephen Hopkins Darsteller: Stephan James, Jason Sudeikis, Jeremy Irons Kinostart: 28.07.2016
Unter Anleitung von Coach Larry Snyder trainiert der schwarze Ausnahme-Athlet Jesse Owens für die Teilnahme an
den Olympischen Spielen in Berlin im Jahre 1936. Als Owens erfährt, dass die Nazis die Spiele als Propaganda für ihre
rassistischen Pläne nutzen wollen, verweigert er zunächst seine Teilnahme, lässt sich aber von Snyder umstimmen.
Schließlich zählt in der Arena nur der sportliche Geist. Owens reist nach Berlin und macht die Spiele nicht nur zu
seinem persönlichen Triumph, sondern schlägt damit den Nazis ein Schnippchen... Mit seinem Originaltitel trifft der auf
Tatsachen beruhende Film weitaus besser ins Schwarze (auch noch im wahrsten Sinne des Wortes!) als mit seinem
beliebigen deutschen Verleihtitel: RACE hat hier gleich doppelte Bedeutung, steht das Wort nicht nur für das Rennen,
das Jesse Owens absolvieren muss, sondern auch für die “Rasse”, mit der nicht nur das Nazi-Regime seine Probleme
hat, sondern auch die Amis. In dieser Situation tut Owens das einzig Richtige: er konzentriert sich auf den sportlichen
Wettkampf. Nur er zählt in der Olympiaarena – nicht Hautfarbe oder Religion. Regisseur Stephen Hopkins lässt mit viel
Liebe zum Detail jene Tage der Olympiade im Berlin des Jahres 1936 wieder auferstehen, in der Jesse Owens gleich
vier Mal Gold für die USA holt und damit die arischen Pläne der Nazis ad absurdum führt. Gleichzeitig macht Hopkins
aber auch deutlich, dass Owens selbst in seiner Heimat mit Rassismus konfrontiert wurde. Für Deutschland war er kein
Arier, für Amerika nur ein Neger. Mit ihrer Musik sorgt Rachel Portman dafür, dass Owens grandiose Siege noch viel
grandioser werden und die Stimmung im gefüllten Olympia-Stadion getrübt ausfällt. Dramaturgisch gesehen ist das zwar
Schwarz-Weiß-Malerei, funktioniert aber perfekt. Etwas negativ hingegen fällt der Filmschnitt auf. Einfach ausgedrückt
gibt es einfach zu viele Schnitte. Bei sportlichen Sequenzen ist das durchaus angebracht, nicht aber bei Dialogszenen.
Vergleicht man einmal die Laufzeiten der Originalfassung und der deutschen Version, so fällt auf, dass Letztere um
knapp 20 Minuten kürzer ist. Ich habe dbzgl. beim Filmverleih angefragt und hoffe auf eine baldige Antwort. Es ist
natürlich schwierig, einen Film beurteilen zu wollen, der gekürzt ist. Somit kann diese Kurzrezension nur als vorläufig
eingestuft werden.
Zur Kürzung der deutschen Fassung teilte der Filmverleih Folgendes mit: "Wir haben den Film ZEIT FÜR LEGENDEN in Abstimmung mit Produktion und Regie für den deutschen Markt eingekürzt, da wir aus Synchronisations-Gründen gezwungen waren Szenen zu optimieren, in welchen Leni Riefenstahl für Goebbels übersetzt, was in der deutschen Fassung aus Gründen der Sinnhaftigkeit wegfallen musste. Weiterhin wurde der Abspann etwas verkürzt und es sind ein paar wenige zusätzliche Szenen entfallen, so dass wir mit unter zwei Stunden Filmlänge eine einheitliche Fassung für die TV- als auch für die Kino-Auswertung bereitstellen können." |
Samstag, 28.05.2016 Eine obsessive Liebe Zur Abwechslung mal wieder etwas aus der Konserve... AGNES (1:2.35, 5.1) Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Johannes Schmid Darsteller: Odine Johne, Stephan Kampwirth, Sonja Baum Kinostart: 02.06.2016
Sie lernen sich in der Uni-Bibliothek kennen: Autor Walter und Studentin Agnes. Noch bevor sie ihre Namen
austauschen diskutieren sie schon über existentielle Fragen. Binnen kurzer Zeit werden sie ein Paar. Agnes animiert
Walter, ihre gemeinsame Liebesgeschichte als Roman aufzuschreiben. Was sich zunächst wie ein Spiel anlässt, wird
bald zu einem Drehbuch für ihre Beziehung, in dem Realität und Fiktion getrennte Wege gehen... Was ist echt, was
erfunden? Bravourös versteht es Regisseur Johannes Schmid, den Zuschauer im Ungewissen zu lassen. Unterstützt
durch den exzellenten Schnitt (Henk Drees), die beachtliche Kameraarbeit (Michael Bertl), den Einsatz der Filmmusik
(Michael Heilrath & Anna Ternheim) sowie eines spannenden Sound-Designs werden Realität und Fiktion zu einem
Gesamtkunstwerk verwoben, das viel Spiel lässt für Interpretationen. Die nach einem Roman von Peter Stamm
inszenierte obsessive Liebesgeschichte ist zudem in den Hauptrollen überzeugend besetzt. Odine Johne spielt die ebenso
rätselhafte wie provozierende Agnes sehr lebendig und extrem freizügig, während Stephan Kampwirth den oft in sich
gekehrten und von der Studentin total faszinierten Sachbuchautor Walter mimt. AGNES ist perfektes Rätselraten mit
Anspruch.
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Freitag, 27. Mai 2016 Vater und Tochter Der leer ausgegangene große deutsche Cannes-Favorit bildete den Abschluss einer recht mageren Pressewoche TONI ERDMANN (1:1.85, 5.1) Verleih: NFP Land/Jahr: Deutschland, Österreich, Rumänien 2016 Regie: Maren Ade Darsteller: Sandra Hüller, Peter Simonischek, Michael Wittenborn Kinostart: 14.07.2016
Als sein Hund stirbt, beschließt der 65jährige Winfried seine Tochter Ines zu besuchen. Da die als
Unternehmensberaterin für eine Firma in Rumänien arbeitet, also weit weg von der Heimat, hat er den Draht zu ihr
schon lange verloren. Das soll jetzt aber wieder alles aufgefrischt werden – und so steht er plötzlich unangemeldet in der
Lounge der Firma, für die Ines arbeitet. Vollkommen perplex ob seines Auftauchens nimmt ihn die Workaholikerin mit
zu einem Empfang, auf der Winfried seine Tochter ziemlich blamiert. Es kommt zum Eklat zwischen Vater und Tochter,
worauf der Vater verschwindet. Allerdings nur um als Toni Erdmann mit Perücke und falschen Zähnen wieder
aufzutauchen und seiner Tochter mit dem ihm angeborenen Witz auf den rechten Weg des Lebens zu bringen... Ein
Film, der mit soviel Vorschusslorbeeren wie TONI ERDMANN in eine Pressevorführung kommt, hat es grundsätzlich
nicht leicht, sind doch die Erwartungen an diesen Film seit seiner Uraufführung in Cannes extrem hoch. Und trotzdem
hat es Regisseurin Maren Ade geschafft, viele Lacher in der Pressevorführung zu generieren. Sogar ich habe ein paar
Mal herzhaft über die Eskapaden von Toni Erdmann (gespielt von Peter Simonischek, der mit Perücke fast ein Bruder
von Helge Schneider sein könnte) lachen müssen. Es ist einfach zu köstlich, wie sich der Vater der
Unternehmensberaterin in die etablierte Businesswelt höchst erfolgreich hineinschmuggelt und das Leben seiner Tochter
(oder zumindest das, was sie dafür hält) auf den Kopf stellt. Ade erzählt ihre Vater-Tochter-Geschichte ohne
technischen Schnickschnack (es gibt nicht einmal eine Filmmusik), dafür aber umso besseren Darstellern. Neben dem
bereits erwähnten Peter Simonischek in der Vaterrolle brilliert vor allem Sandra Hüller als dessen Tochter, anfangs
durch und durch leistungsorientierte Businessfrau, am Ende aber innehaltend, um darüber nachzudenken, ob das Leben
nicht auch noch andere Dinge zu bieten hat. Allerdings fragt man sich, ob es für diese Geschichte tatsächlich ganze 162
Minuten braucht, um sie zu erzählen. Weniger ist manchmal mehr.
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Dienstag, 24. Mai 2016 Agent wider Willen Draußen nass und kalt, innen dafür schön warm und kuschelig. Schön dass ich ins Kino darf! VERRÄTER WIE WIR (1:2.35, DD 5.1) OT: Our Kind Of Traitor Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Großbritannien 2015 Regie: Susanna White Darsteller: Ewan McGregor, Naomie Harris, Stellan Skarsgård Kinostart: 07.07.2016
Bei ihrem Urlaub in Marrakesch lernen die Engländer Perry und Gail den russischen Oligarchen Dima und seine Familie
kennen. Kurz vor ihrer Abreise eröffnet Dima Perry, dass er als Buchhalter für die Russenmafia arbeitet und dem
englischen Geheimdienst brisante Unterlagen über Schwarzgeldkonten zuspielen möchte, um aus dem Geschäft
auszusteigen. Perry soll in seinem Auftrag die Daten in Form eines USB-Sticks den englischen Behörden übergeben.
Perry lässt sich auf das gefährliche Spiel ein und wird damit selbst bald zum Spielball von Geheimdienst und
Russenmafia... Wenn jemand spannende Geschichten über Spione und Agenten schreiben kann, dann ist das John le
Carré. Seine Romane wurden schon viele Male verfilmt und mündeten meist in ebenso spannende Filme. VERRÄTER
WIE WIR könnte hier eine Ausnahme sein. Was dieser Verfilmung vor allem den Wind aus den Segeln nimmt ist die
Vorhersehbarkeit der Geschichte. Kein Plot Twist, keine Finten, keine Fallen – immer nur geradeaus. Wobei man hier
sogar bereits den Ausgangspunkt der Story infrage stellen könnte: ein Professor und eine Anwältin, die sich auf einen
Deal mit einem Russenmafiosi einlassen? Höchst unglaubwürdig. Und gerade deswegen macht man sich als Zuschauer
keine Sorgen um die beiden – die emotionale Bindung fehlt hier komplett, die Spannung ist fast auf dem Nullpunkt. Die
oft eigenwillige Kameraarbeit mit verwaschenen, kaum erkennbaren Motiven und die einfallslose Filmmusik sind leider
kinounwürdig. Dazu ein Ewan McGregor auf Sparflamme. Gottseidank gibt es da noch Stellan Skarsgård, der als
Oligarch noch ein bisschen Leben in die Bude bringt. Fazit: Spannender Krimi geht definitiv anders.
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Montag, 23. Mai 2016 Schön sein kann tödlich sein Zum Wochenbeginn entführte man mich in die Schein- und Glitzerwelt der Models – nur im Film natürlich THE NEON DEMON (1:2.35, DD 5.1) OT: The Neon Demon Verleih: Koch Media (24 Bilder) Land/Jahr: USA, Frankreich, Dänemark 2016 Regie: Nicolas Winding Refn Darsteller: Elle Fanning, Keanu Reeves, Christina Hendricks Kinostart: 23.06.2016
Sie ist jung und schön, als sie in Los Angeles aufschlägt: Jesse wird über Nacht zum neuen Objekt der Begierde in der
Welt der Fotografen. Obwohl sie erst 16 Jahre alt ist, nimmt sie ohne ihr Zutun den alteingesessennen Models die Arbeit
weg. Das weckt natürlich Neid in ihren Konkurrentinnen, der schnell in Hass und schließlich Gewalt umschlägt... Die
Bilder, die der Däne Nicolas Winding Refn seiner Kamerafrau Natasha Braier abringt, strahlen eine Eiseskälte aus.
Getränkt in Neonfarben offenbaren sie dem Betrachter den auf Hochglanz getrimmten, sterilen Mikrokosmos der
Model-Welt, in der man (oder besser: Frau) schon mit 20 zum alten Eisen gehört. Leider gelingt es dem Enfant Terrible
unter den Regisseuren nicht, mehr als nur diese künstliche Fassade zu bieten. So zieht sich der Film wie Kaugummi.
Trotz nur 117 Minuten Spielzeit hat man das sichere Gefühl, den ganzen Tag im Kino verbracht zu haben. Was sich
bereits bei ONLY GOD FORGIVES andeutete, manifestiert sich jetzt mit seinem neuen Film, der eben erst in Cannes
vorgestellt wurde: wie einst Regie-Kolleg David Lynch, so verliert jetzt auch Refn den Boden unter den Füßen. Mit
Wehmut denkt man zurück an einen grandiosen Film wie DRIVE, mit dem er 2011 begeisterte. Damals lag das
Drehbuch nicht in der Verantwortung Refns, bei THE NEON DEMON hingegen schon. Vielleicht sollte sich der Däne
doch lieber auf die Regie konzentrieren.
DOKTOR PROKTORS ZEITBADEWANNE (1:2.35, 5.1) OT: Doktor Proktors Tidsbadekar Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Norwegen, Deutschland 2016 Regie: Arild Fröhlich Darsteller: Emily Glaister, Eilif Hellum Noraker, Gard B. Eidsvold Kinostart: 02.06.2016
Ein holografisches Telegramm aus der Vergangenheit ruft Bulle und Lise auf den Plan. Sie sollen mittels einer Zeitseife
Doktor Proktor helfen, der im Jahre 1969 die Hochzeit seiner großen Liebe mit einem Ekelpaket verhindern möchte.
Doch bei ihrer Reise zurück in der Zeit verlieren sich Bulle und Lise... Wo Doktor Proktor auftaucht, da ist das
Pupspulver nicht weit! Dieses wird – wenn gewinnbringend eingesetzt – ganz sicher von der jungen Zuschauerschar mit
frenetischem Lachen honoriert. So sorgt Bulle beispielsweise dafür, dass sich Napoleon Bonaparte einfach wegpupst, so
dass der kleine Schlingel mit der lustigen Frisur selbst in die Uniform des Feldherrn schlüpfen kann und plötzlich ein
Heer von 70.000 Mann kommandieren darf. Aber wer zum Kuckuck ist denn dieser Napoleon, der so listig entsorgt
wird? Diese Frage werden sich gerade die ganz kleinen Zuschauer stellen. Und es wird nicht die einzige Frage sein, die
Zuschauer unter acht Jahren beschäftigen wird. Im Gegensatz zum ersten “Doktor Proktor”-Abenteuer wartet Regisseur
Arild Fröhlich dieses Mal mit ein paar Themen auf, die eigentlich nicht für die ursprüngliche Zielgruppe gedacht sind.
So gibt es jetzt sogar einen Todesfall, den man erst einmal verdauen muss. Zumal der auch noch aus nicht erwiderter
Liebe resultiert! Abgesehen davon ist natürlich auch die Fortsetzung des Proktor-Universums herrlich komisch und
skurril und dürfte bei Erwachsenen Erinnerungen an andere Filme hervorrufen (wie z.B. an DAS LEBEN DES
BRIAN). Wieder ist natürlich der kleine Eilif Hellum Noraker in der Rolle des Bulle der geheime Star des Films und
damit perfekte Identifikationsfigur für alle kleinen Zuschauer. Für Freunde groß angelegter sinfonischer Filmmusik
bietet sich der Score des Films (wieder komponiert von Ginge) geradezu als Ratespiel an. Denn viele der Musikstücke
orientieren sich an Hollywood-Vorbildern, die es zu erraten gilt. Empfehlenswert für Kinder ab 12.
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Freitag, 20. Mai 2016 Mutterliebe und mehr Freitag, Sonnenschein und die letzten beiden Vorführungen. Yeah! MA MA – DER URSPRUNG DER LIEBE (1:2.35, 5.1) OT: Ma Ma Verleih: MFA (Filmagentinnen) Land/Jahr: Spanien 2015 Regie: Julio Medem Darsteller: Penélope Cruz, Luis Tosar, Asier Etxeandía Kinostart: 30.06.2016
Die Diagnose ist eindeutig: Magda, Mutter eines kleinen Sohnes, hat Brustkrebs. Während sich ihr Mann mit einer
Studentin im Urlaub vergnügt, lässt sie sich die rechte Brust abnehmen. Und findet dabei eine neue Liebe: Arturo, der
gerade erst Frau und Tochter bei einem Unfall verloren hat. Magda schwebt im siebten Himmel! Doch der Krebs holt sie
wieder ein. Trotzdem behält sie ihren Optimismus und die Liebe zu ihrem Sohn... Ein Schmachtfetzen ist er zwar, der
Film von Julio Medem, aber einer, der einen irgendwie total kalt lässt. So ist es zumindest mir ergangen, als ich brav wie
immer die etwas mehr als zwei Stunden abgesessen habe. Ein Film zum Muttertag? Vielleicht. Immerhin stellt er
holzhammermäßig immer und immer wieder die unerschütterliche Liebe einer Mutter zu ihrem Kind in den Fokus.
Penélope Cruz spielt sie, diese Mutter, die sich von keinem Schicksalsschlag unterkriegen lässt – Brustamputation hin
oder her. Penélope Cruz als herzensgute Mutter? Irgendwie hatte ich Probleme ihr diese Rolle abzunehmen. Vermutlich
hat mich der Film gerade deshalb so kalt gelassen. Cruz-Fans dürfen sich natürlich dennoch freuen: so zeigefreudig
haben sie die rassige Spanierin wohl noch nicht gesehen. Ob das allerdings den Gang ins Kino rechtfertigt sei
angezweifelt.
PARAISO (1:1.85, 5.1) OT: Paraiso Verleih: Arsenal Land/Jahr: Mexiko 2013 Regie: Mariana Chenillo Darsteller: Andres Almeida, Daniela Rincon, Camila Selser Kinostart: 30.06.2016
Ihre Liebe füreinander ist unendlich groß: Alfredo und Carmen sind schon rein äußerlich das perfekte Paar. Denn beide
haben etliche Pfunde zuviel auf dem Leib. Als Alfredo ein verlockendes Jobangebot in Mexiko Stadt erhält, verlassen
die beiden ihr Zuhause und wagen einen Neuanfang. Um sich besser in die neue Umgebung und die Gesellschaft
einzupassen, überredet Carmen ihren Mann zu einer gemeinsamen Diät. Das funktioniert anfangs recht gut, doch bald
schon purzeln nur noch bei Alfredo die Pfunde. Dann entdeckt Carmen auch noch ihre wahre Leidenschaft: das Kochen.
Heimlich meldet sie sich zu einem Kochkurs an. Damit aber stürzt sie sich in ein ziemliches Dilemma... Geht Liebe
durch dick und dünn? So oder ähnlich könnte im wahrsten Sinne des Wortes das Thema von Mariana Chenillos
Dramödie PARAISO lauten. Denn die Liebe des sympathischen Ehepaares geht offenbar einher mit dem
Körperumfang. Anfangs sind beide noch dickleibig und haben sich unendlich lieb. Als jedoch der Gatte binnen eines
Jahres zu einem schlanken Kerl mutiert und damit die Aufmerksamkeit seiner Kollegin auf sich zieht, ist es aus mit der
Liebe. So zumindest der dramatische Höhepunkt des Films, der Cliffhanger sozusagen. Können Dicke nur Dicke lieben
oder ist die Liebe, wenn sie einmal Einzug in eine Beziehung gefunden hat, nicht körpergebunden? Chenillo liefert
hierfür eine schöne Antwort am Ende des Films.
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Freitag, 13. Mai 2016 Effektefeuerwerke Heute wurde ich komplett “geflashed”: in beiden Filmen funkelte, blitzte und krachte es nonstop. ALICE IM WUNDERLAND: HINTER DEN SPIEGELN (1:1.85, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Alice Through The Looking Glass Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2016 Regie: James Bobin Darsteller: Johnny Depp, Mia Wasikowska, Anne Hathaway, Helena Bonham Carter Kinostart: 26.05.2016
Mit Hilfe eines Spiegels kehrt Alice wieder in das magische Unterland zurück nur um dort den Hutmacher in einem
depressiven Zustand vorzufinden. Der beklagt den Verlust seiner Familie. Um ihn zu retten, wird Alice von der Weißen
Königin auf eine Zeitreise geschickt. Mittels der Chronosphäre, einer Metallkugel im Inneren der Großen Uhr, reist Alice
zurück in die Zeit, um die Familie des Hutmachers zu finden und sie vor ihrem Schicksal zu bewahren... Angesichts der
Lustlosigkeit, mit der insbesondere Johnny Depp seine Rolle als Hutmacher spielt, drängt sich die Frage auf, ob es nicht
besser (und kostengünstiger!) gewesen wäre, wenn man den ganzen Film als Computeranimation realisiert hätte. Der
einzige Darsteller inmitten dieses Effektfeuerwerks, der eine halbwegs gute Figur abliefert, ist Sacha Baron Cohen als
die personifizierte Zeit. Zweifellos sind die überbordenden Effekte gelungen, doch sind es letzten Endes einfach viel zu
viele. Sie dominieren die Geschichte, lassen ihr keinen Raum zur Entfaltung oder gar Vertiefung. Schade um die Zeit.
X-MEN: APOCALYPSE (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: X-Men: Apocalypse Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2016 Regie: Bryan Singer Darsteller: James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence Kinostart: 19.05.2016
Als der erste aller Mutanten in einer Grabkammer in Ägypten wieder zum Leben erweckt wird, macht er sich daran,
Macht über alle Mutanten zu gewinnen, um gemeinsam mit ihnen die Welt zu zerstören. Doch die tapfersten der
Mutanten, die X-Men, stellen sich ihm in den Weg – und begeben sich damit in tödliche Gefahr... Ebenso kurzweilig
wie spannend erzählt Bryan Singer das bislang letzte Kapitel der X-Men. Er tut dies zumindest die ersten zwei Stunden.
Danach wandelt sich die Dramaturgie leider und Singer lässt seinen VFX-Leuten freien Lauf bei der Zerstörung der
Erde. Das zieht sich dann eine halbe Stunde lang hin. 30 Minuten, während der man ständig auf die Uhr schaut in der
Hoffnung, die Effekte-Schlacht möge doch endlich vorbei sein! Das ist umso ärgerlicher da Singers Film bis dahin zwar
auch auf Effekte setzt, jedoch seine Charaktere nicht vernachlässigt. Besonders imposant natürlich Jennifer Lawrence,
die zu Beginn des Films sogar im knappen Minikleid auftreten und sogar ein paar Worte Deutsch reden darf (in der
Originalfassung wohlgemerkt). Ein besonders schöner Regieeinfall ist der Einsatz des Eurythmics-Klassikers “Sweet
Dreams”, der jene Sequenz begleitet, in der Quicksilver in der ihm eigenen Slow-Motion-Methode eine Katastrophe
verhindert. Beeindruckend ist die Tonspur des Films, die die Tonanlagen im Kino bis an ihre Grenzen führen dürfte.
Wer die Möglichkeit hat, den Film in der IMAX-Version oder gar in einem mit Dolby Atmos ausgestatteten Kino zu
sehen bzw. zu hören, der sollte den Film dort anschauen. Die fürchterliche letzte halbe Stunde hat zumindest
tontechnisch etwas zu bieten.
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Donnerstag, 12. Mai 2016 Der Bauer und seine Kuh Zwei Komödien ganz unterschiedlicher Natur standen heute auf dem Programm UNTERWEGS MIT JACQUELINE (1:1.85, DD 5.1) OT: La Vache Verleih: Alamode (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich, Marokko 2015 Regie: Mohamed Hamidi Darsteller: Fatsah Bouyahmed, Lambert Wilson, Jamel Debbouze Kinostart: 14.07.2016
Als der einfache Bauer Fatah zur Landwirtschaftsmesse nach Paris eingeladen wird, macht er sich zusammen mit seiner
Milchkuh Jacqueline auf den langen Weg von Algerien bis in die französische Hauptstadt. Sein ungewöhnlicher
Roadtrip beschert ihm viele Begegnungen und Abenteuer... Was an Mohamed Hamidis Feelgood-Komödie begeistert
ist die Menschlichkeit, mit der sein Protagonist die Herzen der Menschen um ihn herum erobert. Diesen Fatah muss man
einfach mögen! Die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen in diesem Roadmovie, das am Ende auch ein
bisschen märchenhafte Züge annimmt, machen den Reiz des Films aus und generieren gleichzeitig eine Sehnsucht nach
einem friedvollen Miteinander. Man sollte denken, dass das, was ein einfacher Bauer aus Algerien kann, doch eigentlich
nicht so schwer sein sollte. In der Realität sieht das meistens etwas anders aus. Aber Träumen darf man schon.
UNTERWEGS MIT JACQUELINE empfiehlt sich als Date-Movie.
EINMAL MOND UND ZURÜCK (1:2.35, DD 5.1 + Atmos) OT: Atrapa La Bandera Verleih: Paramount Land/Jahr: Spanien 2015 Regie: Enrique Gato Kinostart: 09.06.2016
Als der exzentrische Millionär Carlson behauptet, die Mondlandung sei eine Fälschung gewesen, und dies mit seiner
eigenen Mondlandung beweisen will, beschließt die amerikanische Präsidentin, ebenfalls eine bemannte Rakete auf den
Mond zu schicken. Die Astronauten sollen verhindern, dass Carlson die auf den Mond gepflanzte amerikanische Flagge
abzubauen. Wie es der Zufall will, landet der 12jährige Mike anstelle seines Vaters zusammen mit seiner Freundin Amy
und seinem Opa sowie einer Hauseidechse im Cockpit der Rakete, die sogleich gen Mond abhebt... Dass gute
Animationsfilme kein Vorrecht der Amerikaner sind, sondern auch in Europa bestens gedeihen, beweist der von Enrique
Gato inszenierte EINMAL MOND UND ZURÜCK aufs Neue. Spannend, humorvoll und mit viel Gefühl erzählt er
darin nicht nur vom großen Abenteuer Mondlandung, sondern auch vom Zusammenhalt der Familie und wie wichtig
dieser für alle ihre Mitglieder ist. Es gibt sogar ein paar gut gelungene Gags für Erwachsene, wie z.B. eine kleine
Hommage an Stanley Kubrick, der die Mondlandung inszeniert. Die Filmmusik von Diego Navarro (eingespielt vom
Filmorchester Teneriffa sowie einem Chor) unterstützt die rasanten Abenteuer ebenso wie die gefühlsbetonten
Momente. Punktabzug gibt es leider bei der deutschen Tonfassung: sie wurde offenbar mit ziemlich schwachem Pegel
aufgespielt, so dass der Film in den meisten Kinos bei Wiedergabe auf deren Normalpegel viel zu leise klingt.
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Dienstag, 10. Mai 2016 Manager in freier Wildbahn Eine schwarze Komödie und eine wahre Geschichte haben mich heute vom Arbeiten abgehalten... OUTSIDE THE BOX (1:2.35, 5.1) Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Philip Koch Darsteller: Volker Bruch, Lavinia Wilson, Sascha Alexander Gersak, Stefan Konarske, Vicky Krieps, Frederick Lau, Samuel Finzi, Hanns Zischler, Kida Khodr Ramadan, Kinostart: 26.05.2016
Um sie für sein Consultingunternehmen fit zu machen, schickt Firmenboss Bickstein drei seiner besten Manager sowie
einen Frischling zum Outdoor Firmenevent. Mit militärischem Drill werden die vier Kandidaten schwierigen Prüfungen
unterzogen – inklusive einer fingierten Geiselnahme. Als sich die jedoch als echt erweist, ist nichts mehr so wie es
einmal war... Es ist zwar kein wirklich neues Thema, doch macht es immer wieder Spaß, ein Managertraning beobachten
zu dürfen, bei dem die zukünftigen Manager alles das tun was man als Manager nicht zu sollte. Wenn das
Freilufttraining dann auch noch aus dem Ruder läuft, ist die Katastrophe natürlich vorprogrammiert. Philip Kochs Film
ist bitterböse und rabenschwarz und hat damit genau die richtigen Zutaten. Mit einem spielfreudigen Ensemble geht er
das harte Managertraining an, das sein Kameramann Markus Eckert gekonnt im Scope-Format für die große Leinwand
umsetzt. Eine der rabenschwärzesten Szenen im Film darf Hanns Zischler präsentieren, der den im Rollstuhl sitzenden
Firmenchef Bruno Bickstein mimt. Man achte auf sein kleines Schoßhündchen! Mehr sei nicht verraten. Deutsches Kino
kann also auch anders. Bravo!
WHISKEY TANGO FOXTROTT (1:1.85, DD 5.1) OT: Whiskey Tango Foxtrott Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2016 Regie: Glenn Ficarra, John Requa Darsteller: Margot Robbie, Martin Freeman, Tina Fey, Billy Bob Thornton Kinostart: 02.06.2016
Weil ihr Job in New York nicht sonderlich aufregend ist, geht TV-Reporterin Kim Barker im Auftrag ihres Senders
2003 freiwillig nach Afghanistan, um über den Krieg dort zu berichten. Für Kim beginnt eine aufregende Zeit mit vielen
Begegnungen, die nicht nur ihr Liebesleben durcheinanderwirbelt, sondern sie auch für die Probleme des Landes
sensibilisiert... Basierend auf einer wahren Geschichte erzählen Glenn Ficarra und John Requa die Geschichte einer
TV-Journalistin, die an ihrem lebensgefährlichen Arbeitsplatz mitten in Afghanistan vom Alltag eingeholt wird. Die
Normalität, die sie in ihrer Heimat am Schreibtisch längst hatte und die sie gerade deswegen freiwillig gegen einen
Kriegsschauplatz eintauschte, stellt sich nach einiger Zeit auch in Afghanistan ein, wodurch ziemlich absurde
Situationen entstehen. Das Regieduo reduziert die Geschichte jedoch nicht auf Situationskomik, sondern macht auch
begreiflich was es heisst, in Afghanistan Dienst zu tun. Nichtsdestotrotz ist ihr Film nichts wirklich Besonderes. Will
heissen: der Kinogang will wohl überlegt sein. Und um ganz ehrlich zu sein: ich bin zwischendurch eingeschlafen.
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Montag, 09. Mai 2016 Das Lachen als Selbstverteidigung Es ist aufregend und frustrierend zugleich, wenn man gleich am ersten Tag der neuen Pressewoche weiß, dass man jetzt bereits den besten Film gesehen hat! NUR WIR DREI GEMEINSAM (1:2.35, DD 5.1) OT: Nous Trois Ou Rien Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Kheiron Darsteller: Kheiron, Leïla Bekhti, Gérard Darmon Kinostart: 30.06.2016
Weil er gegen das Schah-Regime in seinem Land protestiert, kommt Hibat, Sohn einer Großfamilie, ins Gefängnis. Nach
einem Martyrium von 7 ½ Jahren kommen er und seine Mitstreiter wieder auf freien Fuß. Gerade als er seine zukünftige
Frau Fereshteh kennenlernt, kommt Ayatollah Khomeini an die Macht. Der politische Druck wächst, die Zustände im
Land werden nicht besser. Gemeinsam mit Frau und Kind flieht Hibat schließlich aus dem Iran und findet in Frankreich
ein neues Zuhause – ausgerechnet im sozialen Brennpunkt von Paris, den Banlieues... Es stellt immer einen ziemlichen
Balanceakt dar, eine tragische Geschichte in Form einer Komödie zu erzählen, ohne sich über die eigentliche Tragödie
lustig zu machen. Was bei einem Film wie Roberto Benignis DAS LEBEN IST SCHÖN schon extrem absurde Züge
annimmt, vermag Regisseur Kheiron in seinem Film so wunderbar darzustellen, dass genügend Raum für Dramatik und
Humor bleibt, ohne dass sich diese beiden Zutaten ausschließen. “Wir dürfen nie vergessen, dass an Orten und in
Situationen, die so tragisch und beängstigend sind, das Lachen für uns Menschen ein Mittel der Selbstverteidigung ist.
Diejenigen, die solche Traumata erlebt haben, sind die ersten, die lachen. Es sind die anderen, die diese Straftaten
begehen, die es nicht tun”, erklärt Kheiron. Er nimmt den Zuschauer mit auf eine bewegende Reise, die einerseits
wunderschön ist (die Hochzeitssequenz dürfte zu den schönsten der Filmgeschichte zählen), gleichzeitig aber auch die
Grausamkeiten des Schah-Regimes ungeschminkt wiedergibt. Gerade wegen seines Humors (besonders schön: Hibats
Frau hat hier die Hosen an!) wird einem als Zuschauer klar, dass Hibat seinen Peinigern vergeben hat und glücklich über
sein neues Leben in Frankreich ist. Was Hibat dort in den Banlieues schließlich bewirkt ist nicht weniger gelebte
Migration. Wenn man jetzt glaubt, dass es solche Geschichten nur im Märchen gibt, irrt: Kheiron erzählt einfach nur die
Geschichte seiner Eltern und schlüpft dabei auch noch selbst in die Rolle seines Vaters Hibat. Untermalt wird der Film
von präzise eingesetzten Musikstücken, die nicht nur die oft verspürte Trauer widerspiegeln, sondern insbesondere auch
die Lebensfreude. NUR WIR DREI GEMEINSAM ist ein Film, bei dem Tränen durch ein Lächeln weggefegt werden
und der Mut macht, Dinge anzupacken, auch wenn alles verloren scheint. Großes Kino, das man nicht versäumen sollte.
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Sonntag, 08. Mai 2016 Sie klopfen sich in Deutschland Weil sich der Disney-Konzern weigerte, seinen Film der Stuttgarter Presse zu zeigen, habe ich den Film regulär nachgesessen. Natürlich im IMAX-Kino. Wo auch sonst? THE FIRST AVENGHER: CIVIL WAR (1:2.35 und 1:1.90 (IMAX), 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Captain America: Civil War Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA, Deutschland 2016 Regie: Anthony Russo, Joe Russo Darsteller: Chris Evans, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson Kinostart: 28.04.2016
Um Kollateralschäden beim Einsatz des “Avenger”-Teams zu verhindern, möchte Iron-Man die “Avengers” unter
Aufsicht stellen. Das passt aber nicht allen Superhelden und so bilden sich zwei Lager, die sich gegenseitig zu bekriegen
beginnen... Es wird ganz schön viel geboten im neuen AVENGERS Film – tricktechnisch zumindest. Die große
Schlacht der Avengers auf dem Flugplatz Leipzig/Halle jedenfalls ist derart perfekt choreografiert, dass man als
Zuschauer kaum zum Atmen kommt. Es ist auch genau diese Kernsequenz im Film, bei der das Bild im IMAX-Kino
vom 1:2.35 zum 1:1.90 Format steigert und fast die gesamte Leinwand mit Bild ausfüllt und damit die
Adrenalinproduktion erst so richtig ankurbelt. Wer an dieser Stelle dann aber trotzdem noch Zeit zum Nachdenken hat,
dem dürfte auffallen, dass das Ganze eigentlich in Berlin stattfinden sollte. Warum man sich hier plötzlich unvermittelt
in Leipzig prügelt, bleibt ein Rätsel. Inhaltlich gibt es leider nicht so wahnsinnig viel zu berichten. Der Film scheint
irgendwann einfach auf der Stelle zu treten, Gute werden zu Bösen, Böse werden zu Guten und so weiter und so fort.
Als recht spaßige Einlage gibt es eine Begegnung mit dem kleinen Spider-Man (Achtung: Endtitel bis ganz zum Schluss
anschauen – es gibt noch einen netten Gag!), der natürlich wie auch Ant-Man bei der großen Schlacht mitmischen darf.
Visuell imposant und mit brachialer Tonspur ist der Film natürlich nichts weiter als Popcorn-Kino, das man nach dem
Verlassen des Saals vermutlich auch gleich wieder vergessen hat. Wichtig (zumindest für mich als Schwaben): einige
der visuellen Effekte wurden in Stuttgart produziert.
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Mittwoch, 04. Mai 2016 Starke Frauen Gleich zwei Frauenporträts gab es in der heutigen Presse – das eine dokumentarisch, das andere als Spielfilm DIE FRAU MIT DER KAMERA – PORTRÄT DER FOTOGRAFIN ABISAG TÜLLMANN (1:1.85, 2.0) Verleih: Film Kino Text (Filmagentinnen) Land/Jahr: Deutschland 2014 Regie: Claudia von Alemann Kinostart: 23.06.2016
Abisag Tüllmann galt bis zu ihrem Tode im Jahre 1996 als eine der erfolgreichsten deutschen Fotografinnen. Ihre Bilder
erschienen in sämtlichen renommierten Zeitschriften und Magazinen. Besonders bekannt wurde sie für ihre
Fotoreportagen aus Algerien sowie ihre Fotos berühmter Theater- und Operninszenierungen. Die Filmemacherin
Claudia von Alemann, die eine intensive Freundschaft mit der Fotografin unterhielt, hat sich jetzt an ein Porträt der
Künstlerin gewagt. Mit Hilfe von Fotos, Filmfragmenten sowie aktuellen Interviews mit Wegbegleiterinnen und
–begleitern von Abisag Tüllmann werden ihr Werdegang und ihre Arbeit beleuchtet. Weniger ein Stoff für die
Kinoleinwand (störend: es gibt nur Stereoton und keine 5.1-Abmischung, wodurch die Dialoge und Monologe leider
relativ unpräzise ertönen) als vielmehr für den TV-Schirm.
LOU ANDREAS-SALOMÉ (1:2.35, 5.1) OT: Lou Andreas-Salomé – Wie ich dich liebe Rätselleben Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Deutschland, Österreich 2016 Regie: Cordula Kablitz-Post Darsteller: Katharina Lorenz, Nicole Heesters, Liv Lisa Fries, Katharina Schüttler Kinostart: 30.06.2016
Weil sie genau weiß, dass sie als Frau nur dann in der von Männern dominierten Welt als Ebenbürtige bestehen kann,
verzichtet die 1861 in St. Petersburg geborene Lou gänzlich auf die körperliche Liebe und beschäftigt sich – sehr zum
Missfallen ihrer Mutter – mit Philosophie und Gedichten. In Rom begegnet sie den Philosophen Paul Rée und Friedrich
Nietzsche, die von Lou derart fasziniert sind, dass sie beide um sie werben. Erfolglos. Erst die Begegnung mit Rainer
Maria Rilke lässt Lou schwach werden. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer... Auf mehreren Zeitebenen entfaltet
Cordula Kablitz-Post in ihrem Film das Leben einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Lou Andreas-Salomé ging ein
in die Geschichte als die erste Psychoanalytikerin. Ihre Kindheit, ihre Jugend, ihr Erwachsensein sowie ihr Alter bilden
die Pfeiler für das Porträt einer höchst ungewöhnlichen Frau. Einer Frau, die traditionellen Zweierbeziehungen eine
Abfuhr erteilte um sich selbst zu verwirklichen und weiterzuentwickeln. Während sie selbst kaum Schaden nimmt an
ihrem selbstgewählten Schicksal, tun es die Männer an ihrer Seite umso mehr. Gestalterisch hält der Film ein nettes
Element bereit: da verwandeln sich alte Postkarten immer wieder in (teilweise) lebendige Bilder und bilden damit
originelle Szenenübergänge. Die Filmmusik von Judit Varga ist anfangs noch sehr gut, verfällt dann aber leider in
Wiederholungen. Doch das ist schon Jammern auf hohem Niveau bei einem Film, der aufgrund seiner wahren
Geschichte den Zuschauer für sich einzunehmen versteht.
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Dienstag, 03. Mai 2016 Drei Paare und viele Probleme Wie ist das mit dem Sex in der arabischen Welt? Amüsante Einblicke gab es in der heutigen Pressevorführung LIEBE HALAL (1:1.85, 5.1) OT: Halal Love Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Libanon, Deutschland 2015 Regie: Assad Fouladkar Darsteller: Darine Hamzé, Rodrigue Sleiman, Zeinab Hind Khadra Kinostart: 07.07.2016
Loubna ist frisch geschieden und damit frei für ihren Schwarm Abou, der jedoch verheiratet ist. Awatef sucht für ihren
Mann eine Zweitfrau, weil sie ihm nicht ständig zu Willen sein möchte. Der extrem eifersüchtige Mokthar und seine
Frau Batoul haben sich schon zum dritten Mal getrennt, doch Mokthar möchte sie ein weiteres Mal heiraten. Drei Paare
und viele Probleme! - Wie liebt es sich im modernen Libanon? In seiner Komödie schildert Assad Fouladkar, wie
Muslime im heutigen Beirut den Wunsch nach Liebe und Sex mit ihrem Glauben in Einklang zu bringen. Mit einer
wundervollen Eröffnungssequenz, in der eine Lehrerin ihren Schülerinnen auf abstruse Weise erklärt, wo die Babys
herkommen, schlägt er gleich zu Beginn den richtigen Ton an und macht klar, dass manche Ansichten und Traditionen
generalüberholt werden müssen, um in einer modernen Gesellschaft zu bestehen. Es wird viel gestritten in Fouladkars
Film, aber auch genauso viel geliebt. Und am Ende findet dann (fast) jeder Topf seinen passenden Deckel. Eine
Gesellschaftskomödie ohne große Höhepunkte, dafür aber unterhaltsam aufbereitet.
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Montag, 02. Mai 2016 Jane Austen und die Untoten Leichte Kost zum Auftakt in die neue Woche STOLZ UND VORURTEIL & ZOMBIES (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: Pride And Prejudice And Zombies Verleih: SquareOne/Universum (Sony Pictures) Land/Jahr: USA 2016 Regie: Burr Steers Darsteller: Lily James, Sam Riley, Jack Huston Kinostart: 09.06.2016
Man schreibt das Jahr 1811. Während sich England einer verheerenden Zombie-Invasion ausgeliefert sieht, macht sich
Mrs. Bennet wesentlich größere Sorgen darüber, ihre fünf Töchter möglichst gut zu verheiraten. Die sind allesamt gut
ausgebildete Shaolin-Kämpferinnen und damit jedwedem Zombie-Angriff gefeit. Eine von ihnen, Liz, versucht
verzweifelt, sich der Anziehungskraft eines Mr. Darcy sowie dessen Feind Mr. Wickham zu entziehen. Vorurteile gilt es
zu überwinden, bevor sich die Liebe im Kampf gegen Zombies Bahn brechen darf... Den größten Lacher dürfte diese
recht harmlose, dafür aber umso romantischere Zombie-Komödie zweifelsfrei für ihren Titel ernten. Die Kombination
aus Jane Austen und George Romero hat was. Allerdings nicht so viel, dass es für einen abendfüllenden
Lachmuskelbeschuss reichen würde. Burr Steers inszenierte seine Version des Jane Austen Stoffes nach der
Buchvorlage von Seth Graham-Smith, die möglicherweise weitaus witziger ist, als dies eine Verfilmung zulassen würde.
Auch richtet sich der Film weniger an Zombie-Fans, die hier vermutlich ziemlich enttäuscht werden (der Film könnte
glatt mit einer FSK-Freigabe ab 12 durchgehen!), als vielmehr an Fans klassisch britischer Herz-Schmerz-Literatur, die
ihr Lieblingsbuch gerne mal in einer schwarzhumorigen Variante genießen möchten. Steers‘ Film kommt mit einer
imposanten Tonspur daher und wartet mit einem ebenso imposanten Score aus der Feder von Fernando Velázquez auf.
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