Wolfram Hannemann | Talstr. 11 | D-70825 Korntal
| Germany | Phone: +49 (0) 711 838 06 49
| Fax: +49 (0) 711 8 38 05 18
e-mail: info (at) wolframhannemann.de |
|
|
Dienstag, 31. Januar 2017 Im Bann des Kurschatten Der Dienstag bescherte mir gleich zwei Sanatoriumsaufenthalte in der Schweiz sowie einen Sorgerechtsstreit mit umgekehrten Vorzeichen DIE FRAU IM MOND – ERINNERUNG AN DIE LIEBE (1:2.35, DD 5.1) OT: Mal De Pierres Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Frankreich 2016 Regie: Nicole Garcia Darsteller: Marion Cotillard, Louis Garrel, Àlex Brendemühl Kinostart: 02.03.2017
Frankreich in den 1940er Jahren. In ihrem Heimatdorf hält man die sexuell frühreife Gabrielle für verrückt und
verheiratet sie mit dem Saisonarbeiter José, den sie alles andere als liebt. Als sie aufgrund ihrer labilen Gesundheit zur
Kur in die Schweizer Alpen geschickt wird, begegnet sie dort dem Soldaten André, der ihre Leidenschaft erst richtig
weckt... Als einen Schmachtfetzen mit Plot Twist könnte man Nicole Garcias Liebesdrama bezeichnen, ohne dass dies
unbedingt negativ gemeint ist. Marion Cottilard stellt in der Rolle der Gabrielle einmal mehr unter Beweis, dass sie
momentan zu den besten Schauspielerinnen Frankreichs gehört. Brillant verkörpert sie die Unangepasstheit ihrer Figur,
die von sexueller Erfüllung träumt. Der Film dürfte insbesondere bei weiblichem Publikum gut ankommen.
A CURE FOR WELLNESS (1:1.85, 5.1 + 7.1) OT: A Cure For Wellness Verleih: Fox Land/Jahr: USA, Deutschland 2017 Regie: Gore Verbinski Darsteller: Dane DeHaan, Mia Goth, Jason Isaacs Kinostart: 23.02.2017
Im Auftrag der Führungsriege eines amerikanischen Finanzdienstleisters soll ein junger Emporkömmling in die Schweiz
reisen, um ein Vorstandsmitglied aus einem Sanatorium wieder in die Heimat zurückzuholen. Bedingt durch einen
Autounfall wird der Beauftragte jedoch selbst zum Patient im Sanatorium. Und das scheint alles andere als koscher zu
sein... Gore Verbinski, der uns mit dem amerikanischen Remake des japanischen Horror-Klassikers RING das Fürchten
lehrte, kehrt wieder mit einer Horrormär auf die Leinwand zurück. Doch das Gruseln will dieses Mal leider nicht so
richtig gelingen. Vielleicht liegt es einfach daran, dass Verbinski viel zu viele Versatzstücke aus hinlänglich bekannten
Horrorfilmen aneinanderreiht. Das fängt schon mit dem gesummten Wiegenlied auf der Tonspur gleich zu Beginn des
Films an und setzt sich fort über die surreal mitten im Raum stehende Badewanne bis hin zum extrem böse
dreinblickenden Hausmeister des Sanatoriums. Alles hat man woanders schon einmal gesehen. Selbst die Geschichte
kommt ohne Überraschungen aus. Als Zuschauer weiß man von Anfang an, dass es mit dem Trinkwasser im Sanatorium
nichts Gutes auf sich hat. Von Spannung kann bei diesem unnötig auf zweieinhalb Stunden ausgedehnten Film kaum die
Rede sein. Irgendwie verstörend auch der Umstand, dass der Film im hochmodernen Amerika beginnt und gefühlt ein
Jahrhundert früher in der Schweiz zur eigentlichen Geschichte findet. Ob das die Sicht der Amerikaner auf Europa ist?
Genre-Freunde jedenfalls sollten sich auf eine Enttäuschung einstellen.
SCHATZ, NIMM DU SIE! (1:1.85, 5.1) Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Deutschland, Frankreich 2017 Regie: Sven Unterwaldt Darsteller: Carolin Kebekus, Maxim Mehmet, Arina Prokofyeva Kinostart: 16.02.2017
Marc und Toni sind sich einig: die Scheidung ist fällig! Aber wer nimmt die Kinder? Sowohl dem erfolgreichen
Gynäkologen wie auch der ebenso erfolgreichen Bau-Ingenieurin winken gerade jetzt äußerst lukrative Jobs im Ausland
und da wären die Plagen nur lästig. So beschließen die beiden, die Entscheidung ihrem Nachwuchs selbst zu überlassen
– und tun alles dafür, damit das Sorgerecht dem jeweils Anderen in den Schoß fällt. - Mit SCHATZ, NIMM DU SIE!
liefert Regisseur Sven Unterwaldt deutsches Komödienkino der lauten und schrillen Art. Tatsächlich Deutsch? Aber
nein! Der Film ist nichts weiter als das Remake der französisch-belgischen Komödie MAMA GEGEN PAPA – WER
HIER VERLIERT, GEWINNT aus dem Jahre 2015. Und die zündete schon nicht so richtig. Das gleiche Schicksal
widerfährt nun Unterwaldts deutschem Upgrade. Die Ausgangssituation ist zwar nett und man hätte ganz bestimmt ein
paar richtig gute Pointen daraus ziehen können, doch leider greift auch die deutsche Variante gleich nach der
größtmöglichen Eskalationsstufe. Als ganz besonderer Stressfaktor erweist sich hier die Filmmusik von Karim Sebastian
Elias, die fast den gesamten Film zukleistert, fast so, als wäre die Höhe des Honorars an die Anzahl abgelieferter Noten
gekoppelt. Hier wäre weniger ganz sicher mehr gewesen. Vollkommen überdreht: Carolin Kebekus (bekannt vor allem
aus ihren TV-Auftritten) und Maxim Mehmet als die Eltern, die in einen Sorgerechtswettstreit mit umgekehrten
Vorzeichen eintreten. Immerhin sind deren Film-Kinder in der Darstellung gut getroffen: ständig ins Smartphone
gaffend und immer vorlaut. Von den Erwachsenden überzeugt am ehesten noch Ludger Pistor als Tonis Boss. Mit seiner
strengen Art und dem Überbiss ist er einfach widerlich. Und natürlich darf auch der Hamster nicht fehlen, der bereits das
französische Original als Running Gag mit schwarzem Humor aufwertete. Denn das kleine Tierchen wird hier alles
andere als politisch korrekt behandelt und zieht damit – immerhin! – den größten Lacher im Film auf sich.
|
Montag, 30. Januar 2017 Wenn aus Mädchen Dschihadistinnen werden Ein brisantes Thema packend aufbereitet – ein gelungener Wochenauftakt DER HIMMEL WIRD WARTEN (1:2.35, DD 5.1) OT: Le Ciel Attendra Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2016 Regie: Marie-Castille Mention-Schaar Darsteller: Noémie Merlant, Naomi Amarger, Sandrine Bonnaire Kinostart: 23.03.2017
Frankreich heute. Mélanie und ihre Mutter sind ein Herz und eine Seele. Doch als die Schülerin im Internet die
Bekanntschaft mit einem Jungen macht, der ihr ständig schreibt und allmählich immer größeren Einfluss auf sie gewinnt,
beginnt sie sich vollkommen zu verändern: sie ist auf dem besten Weg Dschihadistin zu werden. Sonia, eine andere
Schülerin, hat sich bereits dem Dschihad angeschlossen. Das müssen ihre Eltern schockierend zur Kenntnis nehmen, als
ein Sondereinsatzkommando in einer Nacht und Nebel Aktion das Haus stürmt und sie verhaftet. Gegen Auflagen darf
sie bei ihren Eltern bleiben, die alles tun, um ihre Tochter wieder auf den rechten Weg zu bringen. Ein schier
aussichtsloses Unterfangen. - Zwei Schülerinnen, ein Schicksal. Doch während die eine es bereits hinter sich gelassen
hat, hat es die andere noch vor sich. Als Bindeglied zwischen den beiden gegeneinander laufenden Geschichten von
Sonia und Mélanie fungieren Momentaufnahmen aus einer Art von Gruppentherapie, in der die betroffenen Eltern
verzweifelt versuchen zu verstehen, was mit ihren Töchtern passiert ist. Dank der beeindruckenden Darstellerleistungen
der beiden jungen Frauen, Noémie Merlant und Naomi Amarger, zieht Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar den
Zuschauer immer tiefer in die Story hinein und zeigt die Mechanismen der islamistischen Radikalisierung ( am Beispiel
von Mélanie) sowie jener der Wiedereingliederung in eine nicht radikalisierte Gesellschaft (am Beispiel von Sonia) auf.
Damit ihr Film auch seine Wirkung nicht verfehlt, greift die Regisseurin zu einem Kunstgriff, der hier nicht verraten
werden soll, am Ende jedoch fast wie eine Bombe einschlägt. DER HIMMEL WIRD WARTEN packt ein brisantes
Thema an, bereitet es gut verständlich auf und serviert es in spannender Art und Weise.
|
Freitag, 27. Januar 2017 Total bekifft Mit einem blauen Dunst wurden wir heute ins Wochenende verabschiedet LOMMBOCK (1:2.35, 5.1) Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Christian Zübert Darsteller: Lucas Gregorowicz, Moritz Bleibtreu, Alexandra Neldel, Wotan Wilke Möhring, Antoine Monot, Jr., Louis Hofmann Kinostart: 23.03.2017
Um noch letzte Papiere für seine Heirat in Dubai zu besorgen, reist Stefan zurück in seine alte Heimat Würzburg. Dort
trifft er auf seinen alten Kumpel Kai, mit dem er 15 Jahre zuvor die Pizzeria “Lammbock” betrieben hatte, die ihr
Kunden mit gutem Dope belieferte. Um der alten Zeiten Willen kiffen die Kumpels natürlich ziemlich exzessiv. Dumm
nur, dass sich Stefan nach seiner Rückkehr nach Dubai einem Drogentest unterziehen muss. Denn ohne den gibt es keine
Heirat. Unter einem Vorwand verlängert Stefan seinen Aufenthalt in Würzburg, um seinen Körper wieder
reinzuwaschen. Viel Zeit für alte Liebschaften und noch mehr Drogen... 16 Jahre ist es inzwischen her, dass Christian
Zübert mit der recht erfolgreichen Kifferkomödie LAMMBOCK seinen Einstand als Filmregisseur feierte. Und weil es
vermutlich gerade en vogue ist, Kultfilme mit einer Fortsetzung zu beglücken (siehe TRAINSPOTTING 2), erzählt
Zübert jetzt die Geschichte der beiden Kumpels Stefan und Kai ein bisschen weiter – 16 Jahre nach deren
“Lammbock”-Vergangenheit. Entstanden ist dabei so etwas wie Deutschlands Antwort auf Cheech und Chong – und es
fühlt sich leider alles irgendwie antiquiert an. Manche der Dialoge zwischen den jetzt gereifteren Kiffern sind spaßig
anzuhören (etwa Kais Diskurs über die Entstehung des Menschen oder den Einfluss von YouPorn auf das Liebesleben),
doch fehlt es dem Film sichtlich an Drive. Viele der Einfälle wirken eher bemüht als witzig und lassen das Interesse am
Film zunehmend schwinden. Hinzu kommt eine teilweise recht schlampige Kameraarbeit, die oft Gesichter ungenügend
ausleuchtet, so als würde die finale Licht- und Farbbestimmung fehlen. Vielleicht ist das aber auch nur die Folge der
noch nicht fertigen Fassung, die uns in der heutigen Pressevorführung gezeigt wurde. Fazit: eine Kifferkomödie für
Nostalgiker.
|
Mittwoch, 25. Januar 2017 Es wäre an der Zeit mal wieder Mensch zu sein... Eine interessante Dokumentation beschäftigt sich mit Führungskräften in der modernen Arbeitswelt FROM BUSINESS TO BEING (1:1.78, 5.1) Verleih: mindjazz Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Hanna Henigin, Julian Wildgruber Kinostart: 02.02.2017
Leben wir überhaupt noch? Angesichts immer engerer Termine, einem stetig wachsenden Druck um Profite zu steigern
und einer rasant ansteigenden Vernetzung, die uns 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche erreichbar macht,
eine durchaus berechtigte Frage. Denn nicht alle halten der Belastung stand. Die Folgen für die Arbeitnehmer:
psychische und physische Erkrankungen. Die Folgen für die Wirtschaft: hohe Ausfälle aufgrund von Fehlzeiten. In
ihrem Dokumentarfilm versuchen Hanna Henigin und Julian Wildgruber den drängenden Fragen nachzugehen und
Antworten zu finden. Unterstützung erhalten sie dabei nicht nur von Experten, die sich für eine menschliche
Unternehmenskultur einsetzen oder Betroffenen helfen, sondern auch von den Betroffenen selbst. Wie beispielsweise
einen Ex-Manager von Lehman Brothers, der inzwischen als Aussteiger eine Berghütte bewirtschaftet oder einen
Projektmanager aus der Automobilindustrie, der sich Rat bei einem Coach für Führungskräfte einholt. Leider setzt der
Film seinen Schwerpunkt darauf, mit welchen Methoden Führungskräfte wieder fit für das Leben gemacht werden.
Dabei wäre es eigentlich viel spannender, das Übel an der Wurzel zu packen und die Werte unserer Gesellschaft zu
hinterfragen. Denn diese sind es offensichtlich, die Menschen zu Maschinen werden lassen. Immerhin wird am Ende
dann doch noch ein Paradebeispiel für eine Firma aus dem Ärmel geholt, die sich im Umgang mit ihren Führungskräften
menschlicher gibt als Tausende andere. Lobende Erwähnung verdient die erstklassige Kameraarbeit in dieser
Dokumentation.
|
Dienstag, 24. Januar 2017 Hardrock und Pyrotechnik Heute wurden uns mal wieder die Ohren durchgeblasen! RAMMSTEIN: PARIS (1:1.85, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Jonas Akerlund Kinostart: 23.03.2017
Man muss ihre Musik natürlich schon mögen, wenn man sich dafür entscheidet, diesen Konzertfilm von Rammstein anzuschauen.
Mit viel Pyrotechnik und anzüglichen Show-Einlagen gehen die Herren hier zu Sache, wenn sie vor
Pariser Publikum ihre knallharten Rockrhythmen zum Besten geben. Regisseur Jonas Akerlund verzichtet auf jegliche
Backstage-Aufnahmen, fängt nur das Live-Konzert ein und versucht sich gleichzeitig als Weltmeister im Filmschnitt.
Bei derartig schnellen Schnitten kann einem schon ganz schwindelig werden! Was bei diesem Konzertfilm, der insbesondere
mit dem neuen Tonsystem "Dolby Atmos" wirbt, allerdings enttäuscht, ist gerade seine Tonspur. An Dynamik und Tiefbass
fehlt es zwar nicht, doch die sogenannte "Ambience" ist ziemlich breiig, was dem Anwesenheitseffekt nicht sonderlich
zuträglich ist. Die Vermutung liegt nahe, dass die Tonmischung unter großem Zeitdruck angefertigt wurde und die
Toningenieure den für eine exzellente Dolby Atmos Mischung notwendigen Aufwand nicht spendieren konnten bzw.
durften. Beim Vergleich mit anderen Konzertfilmen, die ebenfalls in Dolby Atmos gemischt wurden, wird schnell deutlich,
dass es nicht am neuen Dolby-Tonformat liegt, wenn das Rammstein-Konzert tonmäßig zu wünschen übrig lässt.
Bei IMAGINE DRAGONS beispielsweise sind in glasklarer Qualität einzelne Geräusche im Publikum aus unterschiedlichsten
Richtungen wahrnehmbar. Dadurch entsteht ein echt immersives Tonerlebnis, das den "Du bist selbst dabei"-Effekt beim
Zuschauer enorm verstärkt. Bei RAMMSTEIN: PARIS ist das leider nicht der Fall.
|
Montag, 23. Januar 2017 Der seinen Hodensack am Boden festnagelt Eine mit Pressevorführungen äußerst dünn gesäte Woche begann mit einer Doku über einen russischen Extremkünstler PAWLENSKI – DER MENSCH UND DIE MACHT (1:1.78, 5.1) Verleih: Lichtfilm (Filmagentinnen) Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Irene Langemann Kinostart: 16.03.2017
Pjotr Pawlenski ist ein russischer Aktionskünstler, der mit ziemlich krassen Aktionen von sich reden macht. Sei es, dass
er die Tür der Geheimdienstzentrale in Moskau anzündet (“Bedrohung”), seinen Hodensack mittels eines Stahlstifts auf
dem Roten Platz festnagelt (“Fixierung”) oder seinen nackten Körper in Stacheldraht gehüllt vor ein Regierungsgebäude
in St. Petersburg legen lässt (“Ausweidung”). Seine Aktionen, mit denen er stets die Beziehungen zwischen Macht und
Gesellschaft zum Ausdruck bringen möchte, reichen bis zur Selbstverstümmelung, als er sich nackt auf dem Dach des
Moskauer Serbski-Instituts sitzend ein Ohrläppchen abschneidet. Angefangen hatte alles 2012, als er sich in St.
Petersburg den Mund mit einem groben Faden zunähte (“Naht”), um den verurteilten Mitgliedern von “Pussy Riot”
seine Solidarität zu bekunden. Irene Langemanns Dokumentation schildert die verschiedenen Aktionen nicht
chronologisch, wodurch ihr Film zeitweise etwas verwirrt. Die als Konsequenz aus seinen Aktionen resultierenden
Gerichtsprozesse werden anhand der Protokolle von Schauspielern in Form eines Schattenspiels inszeniert. Alles im
russischen Original mit deutschen Untertiteln, die manchmal etwas zu schnell über die Leinwand huschen. Als
Zwischenstücke gibt es imposante Drohnenaufnahmen vom nächtlichen Moskau, unterlegt mit atonaler Musik, die
Unbehagen bereitet und damit suggeriert, dass der Zuschauer hier das absolut Böse zu sehen bekommt, nämlich die
uneinnehmbare Bastion des russischen Machtapparats. Pawlenskis Lebensgefährtin, seine Anwältin, ein befreundeter
Künstler, ein Psychiater u.a. Personen stellen sich Langemanns Kamera und erzählen über Pawlenski. Allerdings
zumeist um dessen politisches Anliegen. Der Mensch Pawlenski wird leider kaum beleuchtet. Wer ist er? Woher kommt
er? Wie ist sein Werdegang? Alles Fragen, die sich während des Films aufdrängen und nicht beantwortet werden. So
wird Pawlenski im Film auf seine Aktionen reduziert, was dem Künstler vermutlich entgegenkommt, bezeichnet er sich
selbst doch immer als “Figur des Schweigens”. Denn bei seinen spektakulären Aktionen tut er praktisch nie etwas,
sondern bleibt passiv. Alles was um ihn herum passiert, führen die Vertreter der Macht aus.
|
Donnerstag, 19. Januar 2017 Pack das Monster in den Tank! Mit der heutigen Pressevorführung ging die Pressewoche nicht nur zu Ende, sondern erreichte gleichzeitig auch ihren Tiefpunkt MONSTER TRUCKS (1:2.35, DD 5.1 + Atmos) OT: Monster Trucks Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2016 Regie: Chris Wedge Darsteller: Lucas Till, Jane Levy, Tucker Albrizzi Kinostart: 26.01.2017
Teenager Tripp träumt davon, endlich sein langweiliges Kaff verlassen zu können. Am liebsten mit seinem
selbstgebauten Truck. Nur der richtige Motor fehlt im noch. Da geschieht das Unglaubliche: durch eine Erdölborung
werden seltsame Kreaturen freigesetzt. Einer der wie aus einer Mischung von Wal und Polyp aussehenden flutschigen
Gesellen nistet sich in der Motorhaube von Tripps Truck ein. Zu Tripps Überraschung lässt sich das Monster als
leistungsstarker Motor verwenden... Eine langweiligere Story als die in Chris Wedges Film kann man sich schwerlich
vorstellen! Da passiert zwar viel, aber alles bleibt komplett oberflächlich. Platz für Gefühle (seien es gute oder
schlechte) gibt es hier nicht. Dafür eine Menge an zweifelhafter Moral. Da fährt der Protagonist mittels seines “Monster
Trucks” den Trailer seines Vaters zu Schrott – und es hat keinerlei Konsequenzen! Den Vater selber gibt es im
restlichen Film nicht mehr. Warum wurde er denn überhaupt im Drehbuch bemüht? Auch andere Delikte des Juniors
bleiben vollkommen ungesühnt. Wenn er beispielsweise mit seinem Truck andere Autos anrempelt und diese erheblich
Schaden davon tragen, so gibt es auch dafür keine Bestrafung. Aber sind ja nur Kavaliersdelikte. Aufgeklärte Kinder
sehen das bestimmt etwas differenzierter als dieses vollkommen unausgegorene Drehbuch. Kinderfilm geht ganz anders.
Schwamm drüber.
|
Dienstag, 17. Januar 2017 Ein cooles Muskelpaket und jede Menge Eltern Die ersten beiden der drei Pressevorführungen in dieser Woche habe ich heute absolviert XXX: DIE RÜCKKEHR DES XANDER CAGE (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: XXX: Return of Xander Cage Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2016 Regie: D.J. Caruso Darsteller: Vin Diesel, Samuel L. Jackson, Deepika Padukone , Donnie Yen, Rory McCann Kinostart: 19.01.2017
Wo er auftaucht schlagen Motorräder Purzelbäume, kämpfen harte Jungs auf Autodächern, explodieren Gebäude und
tragen perfekt gestylte Mädels außer sexy Tattoos auch schwere Waffen: Xander Cage, Extremsportler und Spezialist
für Himmelfahrtskommandos. Als eine neue Todeswaffe die gesamte Welt bedroht, wird er von der Regierung
rekrutiert, um den Wahnsinn zu stoppen. Einmal mehr wird Cage von Kraftpaket Vin Diesel im wahrsten Sinne des
Wortes “verkörpert”, und das mit gewohnt souveräner Lässigkeit und einer großen Portion Humor. Mit
Bollywood-Schönheit Deepika Padukone (“Om Shanti Om”) sowie der burschikosen Ruby Rose (“Orange is the New
Black”) bekommt Diesel zudem zwei Frauen zur Seite gestellt, die dafür sorgen, dass auch die Frauenquote eingehalten wird.
Unterlegt mit Hardrock-Rhythmen entzündet Regisseur D.J. Caruso ein wahres Feuerwerk aus effektvoll
choreographierten Stunts und irrwitziger Action. Eine bis an ihre Grenzen ausgereizte Tonspur sorgt insbesondere in
mit Dolby Atmos ausgestatteten Kinos für Adrenalinschübe im Sekundentakt. Zum Luft holen bleibt da wenig Zeit.
Angesichts solcher Schau- und Hörwerte bedarf es dann auch keiner großartigen Story mehr, um das Popcorn zu
vertilgen. Cages Boss (Samuel L. Jackson) bringt es auf den Punkt: “Treten Sie in ein paar Ärsche, schnappen Sie sich
das Mädchen und sehen Sie dabei cool aus!”. Mission erfüllt.
WAS HAT UNS BLOSS SO RUINIERT? (1:2.35, 5.1) Verleih: Movienet Land/Jahr: Österreich 2016 Regie: Marie Kreutzer Darsteller: Vicky Krieps, Marcel Mohab, Livia Teppan Kinostart: 09.02.2017
Schwangerschaft ist ansteckend. Zumindest bei den drei Paaren, die sich schon immer kennen, große Pläne schmieden
und überhaupt alles anders und besser machen wollen als ihre Eltern. Kaum ist Stella schwanger, folgen auch Ines und
Mignon. Damit aber ist das hippe und unbeschwerte Leben schlagartig vorbei... Mit großer Präzision schildert
Drehbuchautorin und Regisseurin Marie Kreutzer den Prozess des Elternwerdens, dem sie ihre drei Protagonisten-Paare
sozusagen im Langzeitversuch aussetzt. Fast so wie es die von Vicky Krieps gespielte Filmstudentin Stella mit ihren
Freundinnen und Freunden macht. Mit tollen Dialogen, tiefschürfenden Gedanken und einem dazu passender
Soundtrack erzählt Kreutzer auf sehr amüsante Weise von den Problemen, mit denen ein Paar heutzutage konfrontiert
wird: in ihrer Beziehung zueinander, in den Beziehungen zu ihren Freunden und in der Kindererziehung, die in
besonderem Maße Druck von außen aushalten muss. Ein extrem agiles Ensemble trägt den sich über mehrere Jahre
erstreckenden Film, in dem ganz bestimmt jeder Zuschauer seine persönliche Identifikationsfigur finden dürfte.
|
Freitag, 13. Januar 2017 Auf der Flucht Nur noch eine Pressevorführung und das Wochenende ist da! NERUDA (1:2.35, 5.1) OT: Neruda Verleih: Piffl Land/Jahr: Chile, Argentinien, Frankreich, Spanien 2016 Regie: Pablo Larraín Darsteller: Luis Gnecco, Gael García Bernal, Mercedes Morán Kinostart: 23.02.2017
In den 1940er-Jahren wird der chilenische Poet und Schriftsteller Pablo Neruda von einem Polizeiinspektor gejagt, weil
er der Kommunistischen Partei beigetreten ist. - Die Bildästhetik von Pablo Larrains satirischem Drama gleicht jener
ausgebleichter Polaroid-Bilder und macht dadurch deutlich, dass es sich um längst Vergangenes handelt. Weiteres
ungewöhnliches Stilmittel: Szenen werden mittendrin unterbrochen und in selber Besetzung in anderer Umgebung
fortgeführt, nur um dann wieder zur Ausgangsszene zu kommen. Was also ist die Wirklichkeit und was ist inszenierte
Fiktion? Larrain lässt den Zuschauer damit gerne im Ungewissen und verleiht seinem Film dadurch etwas Absurdes oder
Surreales. Man muss sich schon gut auskennen in der Thematik um Pablo Neruda und seine Zeit, um den Film komplett
zu entschlüsseln. Doch nur damit findet man Zugang zu diesem in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Film. So ist der Film
leider nur eingeschränkt weiter zu empfehlen.
|
Donnerstag, 12. Januar 2017 Die Häschenschule ruft Das erste Triple Feature des Jahres habe ich mit einer Zweitsichtung von LA LA LAND zum Quartett ausgebaut LION – DER LANGE WEG NACH HAUSE (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Lion Verleih: Universum Film Land/Jahr: Australien, Großbritannien, USA 2016 Regie: Garth Davis Darsteller: Rooney Mara, Nicole Kidman, Dev Patel Kinostart: 23.02.2017
Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände geht der fünfjährige Saroo verloren und findet sich Tausende Kilometer
von seinem Heimatdorf entfernt in Kalkutta wieder. Vollkommen alleine auf sich gestellt und die Sprache nicht
verstehend, schlägt er sich durch die Millionenstadt. Schließlich landet er in einem Waisenhaus. Weil die Suche nach
seiner Mutter erfolglos bleibt, wird Saroo in die Obhut eines kinderlosen Ehepaares nach Australien gegeben. Dort
wächst er zum stattlichen jungen Mann heran. Doch das ungewisse Schicksal seiner Mutter und seines Bruders beginnen
immer stärker an ihm zu nagen... LION mutet an wie die wahre Geschichte hinter SLUMDOG MILLIONÄR. In der
Tat beruht Garth Davis‘ Drama auf einer wahren Geschichte, die sich über fast 20 Jahre erstreckt. Trotzdem bleibt sein
Film weit hinter Danny Boyles atemberaubender Fiktion – und das obwohl in beiden Filmen Dev Patel quasi dieselbe
Rolle spielt. Was an Davis‘ Film ziemlich stört ist seine Rührseligkeit, die in besonderem Maße von der Musik
unterstützt wird. Auch bleiben am Ende etliche Fragen offen, die zu beantworten vermutlich einen wesentlich besseren
Film ergeben hätten. Auch zieht sich der Film unermesslich lange hin – so scheint es zumindest. Wenigstens vermag der
Film mit guter Fotografie (Kamera: Greig Fraser) und einer ausgefeilten Tonspur zu punkten.
HITLERS HOLLYWOOD(1:1.78, 5.1) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Deutschland 2016 Regie: Rüdiger Suchsland Kinostart: 23.02.2017
Wie funktioniert Propaganda? Wie nutzt man ein Volksmedium wie das Kino, um eine ganze Nation gleichzuschalten?
In seiner Dokumentation geht Filmjournalist Rüdiger Suchsland genau diesen Fragen nach und demonstriert anhand
unzähliger Ausschnitte aus Filmen der Nazi-Zeit, wie das Regime geschickt das Medium Film nutzte, um das Volk für
sich einzunehmen. Leider ist dieser hoch interessante Dokumentarfilm mit etwas zuviel Musik überfrachtet.
DIE HÄSCHENSCHULE – JAGD NACH DEM GOLDENEN EI (1:1.85, 3D, 5.1) Verleih: Universum Film Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Ute von Münchow-Pohl Kinostart: 16.03.2017
Hasenjunge Max muss sich entscheiden, ob er sich in der Stadt einer coolen Gang anschließt oder ob er der im Wald
versteckten Häschenschule im Kampf gegen die listigen Füchse hilft. Herzallerliebst geht es hier zur Sache. In
Anlehnung an das bekannte Kinderbuch wird die Geschichte der Häschenschule mit aktueller Thematik aufgepeppt. Da
geht es darum, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, auch wenn einem das anfangs ziemlich uncool erscheint. Die
Optik der Animation ist schlicht gehalten und überfordert damit die Zielgruppe zu keinem Zeitpunkt. Gemessen an den
Reaktionen der vielen kleinen Zuschauer, die wir in der heutigen Pressevorführung zu Gast hatten, geht die Rechnung
der Filmemacher auf: die Häschenschule kam sehr gut an. Mir persönlich gefiel insbesondere die orchestrale Filmmusik
von Alex Komlew, die dem kleinen Film einen großen Anstrich gibt.
|
Mittwoch, 11. Januar 2017 Don’t Fuck with Alice! Heute waren Marsianer und Zombies im Angebot DEN STERNEN SO NAH (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: The Space Between Us Verleih: Tobis Land/Jahr: USA 2015 Regie: Peter Chelsom Darsteller: Asa Butterfield, Britt Robertson, Carla Gugino, Gary Oldman Kinostart: 09.02.2017
Gardner ist als erstes Kind auf dem Mars zur Welt gekommen. Seine Mutter, eine Astronautin, starb bei seiner Geburt.
Nathaniel Shepherd, Chef der Mars-Besiedlungsmission, tat alles Notwendige, um die Sache vor der Öffentlichkeit
geheim zu halten. Inzwischen sind 16 Jahre vergangen und Gardner reist zum ersten Mal in seinem Leben auf die Erde,
um seinen Vater zu finden. Eine hohes Risiko, denn Gardners Körper ist auf der Erde nicht auf Dauer überlebensfähig.
Er bittet seine bislang ahnungslose Chat-Freundin Tulsa, ihm zu helfen. Die glaubt ihm natürlich kein Wort. Damit
beginnt für das Duo eine abenteuerliche Reise quer durch Amerika... Mit DEN STERNEN SO NAH inszenierte Peter
Chelsom im Prinzip eine neue Variante von E.T. Mit dem kleinen Unterschied, dass es sich bei seinem Außerirdischen
um einen Menschen handelt. Chelsoms Film ist famos in Szene gesetzt, liefert faszinierende Bilder (Kamera: Barry
Peterson) und überzeugende visuelle Effekte. Effektvoll eingesetzte Songs transportieren das richtige Feeling in den
Kinosaal. Der an eine Mischung aus Thomas Newman und INTERSTELLAR erinnernde Score von Andrew
Lockington tut ein Übriges, um Spannung zu erzeugen. Schauspielerisch besonders beeindruckend: Britt Robertson in
der Rolle der Tulsa. Auch wenn das Drehbuch Logikfehler zutage fördert, so überwiegt der positive Eindruck des Films.
Vor allem auch deshalb, weil er sich vorzüglich darauf versteht, das Gefühl des Jungseins zu erzeugen. Etwas schade:
dass man unsere Erde noch retten könnte, wird erst gar nicht thematisiert. Stattdessen werden beide Planeten – Erde und
Mars – als gleichwertige Heimat präsentiert.
RESIDENT EVIL: THE FINAL CHAPTER (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1) OT: Resident Evil: The Final Chapter Verleih: Constantin Land/Jahr: Deutschland, Australien, Kanada 2016 Regie: Paul W.S. Anderson Darsteller: Milla Jovovich, Ali Larter, Iain Glen, Ruby Rose Kinostart: 26.01.2017
Vom Supercomputer, der Red Queen, erfährt Alice, dass die Umbrella Corporation angeblich ein Heilmittel gegen die
Zombie-Seuche entwickelt hat und in ihrem hermetisch abgeriegelten Labor, dem “Hive”, versteckt hält. Für Alice
beginnt jetzt ein Wettlauf mit der Zeit: wird sie es schaffen, den Antivirus zu befreien, noch bevor die letzten
Überlebenden der Menschheit ebenfalls zu Untoten werden? - Langsam aber sicher wird man der postapokalyptishen
Bilder überdrüssig, die einmal mehr den Look von Paul W.S. Andersons inzwischen sechstem Teil der RESIDENT
EVIL Serie prägen. Das total zerstörte Washington wird in farbreduzierten Bildern gezeigt, irgendwo tummeln sich
Heerscharen von Zombies, mittendrin eine starke Frau mit stählernem Blick – eigentlich ist es vollkommen egal, in
welchem Teil der Serie wir uns befinden. Die Bilder haben etwas Beliebiges. Und die Story? Nun ja, was kann man
schon von einem Film erwarten, der aus einem Ballerspiel heraus entstanden ist? Verdammt gute Action natürlich. Noch
einmal darf Milla Jovovich in der Rolle der Alice vollen Körpereinsatz geben und die tiefschürfenden Fragen ihrer
tapferen Mitstreiter beantworten: “Was sollen wir jetzt tun?” – “Sie alle auslöschen – einen nach dem anderen”. Plopp!
Erklingt es im Kinosaal, wenn sich die Bierflaschen öffnen, um auf die bevorstehende letzte Schlacht einzustimmen. The
Final Chapter? Wer’s glaubt! Ganz am Ende meint die toughe Alice “Es gibt noch viel zu tun.” Noch Fragen?
|
Montag, 09. Januar 2017 Kein Land für alte Männer Die harte Arbeit nimmt wieder ihren Lauf: heute starteten die ersten Pressevorführungen des neuen Jahres MADAME CHRISTINE UND IHRE UNERWARTETEN GÄSTE (1:1.85, DD 5.1) OT: Le Grand Partage Verleih: SquareOne/Universum (DCM) Land/Jahr: Frankreich 2015 Regie: Alexandra Leclère Darsteller: Karin Viard, Didier Bourdon, Valérie Bonneton Kinostart: 09.02.2017
Als die französische Regierung aufgrund von Dauerfrost beschließt, Obdachlose und finanziell minder bemittelte Bürger
in unterbewohnte Wohnungen zwangseinzuquartieren, wird das Leben der wohlhabenden Familie Dubreuil auf den Kopf
gestellt... Was hätte man aus dieser netten Idee alles machen können! Leider verschläft Alexandra Leclères Komödie
alle Möglichkeiten gute Pointen zu landen. Damit ergeht sich dieser oft recht hektisch inszenierte Film leider fast
ausschließlich in Langeweile, aus der nur die guten Darsteller wenigstens punktuell einen Ausweg bieten. Der an
Frankreichs Erfolgskomödie MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER angelehnte Titel verspricht leider
zuviel und dürfte in Folge Kinogänger massenweise enttäuschen.
HELL OR HIGH WATER (1:2.35, 5.1) OT: Hell Or High Water Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2016 Regie: David Mackenzie Darsteller: Jeff Bridges, Chris Pine, Ben Foster Kinostart: 12.01.2017
Um zu verhindern, dass die hochverschuldete Farm ihrer Familie an die Bank geht, machen sich zwei ungleiche Brüder
auf Banken zu überfallen. Die etwas dilettantische Vorgehensweise hetzt den beiden alsbald schon einen knurrigen, kurz
vor der Pension stehenden Texas Ranger auf die Spur... David Mackenzies Film fühlt sich an wie NO COUNTRY FOR
OLD MEN 2.0. Dieses Mal schlüpft Jeff Bridges in die Rolle des alten Polizisten, dem Pendant zu Tommy Lee Jones
im Film der Coen-Brüder. Auch er ist im texanischen Original kaum zu verstehen. Aber gerade das macht den Charme
dieses Dramas aus, das in der deutschen Synchro freilich Einiges verlieren wird. Die Geschichte ist sehr einfach und
wird mit wohltuender Gelassenheit erzählt. Was den Film sehenswert macht sind seine Figuren. Und da steht man als
Zuschauer nicht nur auf der Seite des Gesetzes, sondern entwickelt auch tiefe Sympathien für die Bankräuber, allesamt
mehr oder weniger gebrochene Existenzen in einem Land ohne große Perspektiven.
|
Samstag, 07. Januar 2017 Gemeinsam einsam Zum Jahresauftakt ein “Nachsitzer” für mich PASSENGERS (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Passengers Verleih: Sony Pictures Land/Jahr: USA 2016 Regie: Morten Tyldum Darsteller: Chris Pratt, Jennifer Lawrence, Michael Sheen, Laurence Fishburne Kinostart: 05.01.2017
Durch eine Fehlfunktion wird Ingenieur Jim, einer der 5000 Passagiere eines Raumschiffs auf dem Weg zu einem
bislang unbesiedelten Planeten, als Einziger aus dem Hyperschlaf geholt – genau 90 Jahre zu früh! Eine Rückkehr in den
Hyperschlaf ist aus technischen Gründen nicht möglich. Alle Versuche, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien,
scheitern. Im Laufe der Monate beginnt die Einsamkeit von Jim Besitz zu ergreifen. Nichts wünscht er sich sehnlicher
als menschlichen Kontakt. In seiner Verzweiflung entschließt er sich dazu, die schöne Aurora ebenfalls aus dem
Hyperschlaf zu holen... Analysiert man einmal die Story nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten, so lassen sich ganz
bestimmt ein paar Ungereimtheiten finden. Wie etwa die Tatsache, dass sich Jim mit wirklich allen technischen
Gerätschaften an Bord des riesigen Raumschiffes bis hin zum Nuklearreaktor auszukennen scheint. Auf Schwäbisch
würde man sagen, dass der Mann ein “Käpsele” sei. Oder auch der Umstand, dass Aurora immer aussieht, als würde sie
gerade aus dem Styling-Studio kommen. Doch wir wollen nicht kleinlich sein, macht doch die überwältigende Optik
(Kamera: Rodrigo Prieto) des Films das alles mehr als wett. Das spektakuläre Szenenbild gepaart mit überzeugenden
visuellen Effekten präsentiert dem Zuschauer ein kleines Stück naher Zukunft. So scheint es zumindest. Aber Technik ist
längst nicht alles, was dieses Science-Fiction-Drama sehenswert macht. Morten Tyldums Film erzählt eine höchst
menschliche Geschichte und bringt diese auf den Punkt: nur in Gemeinschaft ist der Mensch wirklich Mensch.
Persönlich hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht (nein, ich verrate nicht welches), doch Dank der wunderbaren
Darsteller Chris Pratt und Jennifer Lawrence, der hervorragenden Filmmusik von Thomas Newnman sowie der
tiefschürfenden Story fühlte ich mich grandios unterhalten. Mein Tipp: reingehen und anschauen!
|
Datenschutzerklärung All displayed Logos and Product Names may be ©, TM or ® by their respective rights holding companies. No infringement intended. |