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Dienstag, 28. Februar 2017 Mit jüdischem Witz und deutscher Ernsthaftigkeit Richtig überzeugen konnte mich die heutige Pressevorführung leider nicht ES WAR EINMAL IN DEUTSCHLAND... (1:1.85, DD 5.1) Verleih: X Verleih (Warner) Land/Jahr: Deutschland, Luxemburg, Belgien 2017 Regie: Sam Garbarski Darsteller: Moritz Bleibtreu, Antje Traue, Tim Seyfi Kinostart: 06.04.2017
Frankfurt 1946. Nur knapp sind der eloquente Geschäftsmann David Bermann und seine jüdischen Freunde der
Gaskammer entkommen und träumen jetzt davon, so schnell wie möglich nach Amerika auszuwandern. Das dafür
notwendige Startkapital will sich die Gruppe durch den Verkauf erlesener Wäsche an Deutsche beschaffen. Und dafür
ist ihnen (fast) jedes Mittel recht. Bald floriert das Geschäft. Doch David wird von seiner Vergangenheit eingeholt: er
wird verdächtigt, Kollaborateur der Nazis gewesen zu sein und muss sich dem Verhör durch eine amerikanische Agentin
unterziehen... “In diesem Film ist alles wahr. Und was nicht wahr ist, stimmt auch.” – Mit diesen Texttafeln steigen wir
in einen Film ein, der versucht, typisch jüdischen Humor mit den Nachwehen des gerade zu Ende gegangenen Zweiten
Weltkriegs zu verbinden. Was den Humor angeht, so nimmt man den als Zuschauer gerne an und schmunzelt
beispielsweise köstlich darüber, mit welch raffinierten Methoden die geschäftstüchtigen Juden feinste Wäsche an
deutsche Hausfrauen verticken. Solche Szenen stehen im krassen Gegensatz zu den dramatischen Elementen der
Geschichte, beispielsweise wenn David über seine Zeit im KZ berichtet. Wenn die Clique um David in einer Art
Befreiungsschlag (inszeniert als Italo-Western-Showdown) die Luxuskarosse eines reichen Deutschen aus Ärger darüber, dass ihnen ihr ergaunertes Geld
gestohlen wurde, vollständig demolieren, dann lässt uns Regisseur Sam Garbarski hier im Regen stehen. Denn warum
gerade dieses Auto demoliert wird, wird nicht weiter erklärt. Wie überhaupt viel nicht erklärt wird in diesem
farbentsättigten Film, der zwischen Komödie und Tragödie hin und her mäandert. Davids Kollegen werden nicht weiter
vertieft, es gibt sie einfach. Vollkommen unglaubwürdig: die von Antje Traue dargestellte Spezialagentin Sara Simon.
Das ist keine Frau aus jener Zeit, sondern eher eine aus der Gegenwart. Fazit: der Film ist weder weder Fisch noch
Fleisch
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Montag, 27. Februar 2017 Österreichisches Doppel Passend zum Rosenmontag gab es heute Josef Haders neue Tragikomödie, gefolgt vom bäuerlichen Dilemma WILDE MAUS (1:2.35, DD 5.1) Verleih: Majestic Land/Jahr: Österreich, Deutschland 2016 Regie: Josef Hader Darsteller: Josef Hader, Pia Hierzegger, Jörg Hartmann, Georg Friedrich, Crina Semciuc, Nora von Waldstätten Kinostart: 09.03.2017
“Ihre Leser sind schon fast alle tot!”, sagt der Chefredakteur zu seinem Musikkritiker Georg, als er ihn entlässt. Und die
jungen Kollegen seien eben viel billiger. Georg ist stinksauer, schwört Rache und verheimlicht den Rausschmiss seiner
Frau, die endlich ein Kind von ihm haben möchte. Im Prater trifft Georg den abgehalfterten Erich, der ein Fahrgeschäft,
die “Wilde Maus”, pachten möchte. Weil ihm das nötige Kleingeld fehlt, greift ihm Georg unter die Arme – und erhält
im Gegenzug Hilfe bei der Ausübung seiner Rachepläne... Österreichischer Humor der lakonischen Art – das
Markenzeichen von Josef Hader – dominiert natürlich auch die erste Regiearbeit des Kabarettisten und Schauspielers,
der als Ex-Polizist Brenner in der Verfilmung der Wolf-Haas-Krimis eine große Fan-Gemeinde hinter sich weiß. Wie
dieser Brenner, so ist auch Georg eine tragikomische Gestalt, die am Leben scheitert. Stress an Arbeitsplatz und Stress
zu Hause (am Telefon fasst sich seine Ehefrau sehr kurz: “Eisprung” – und Georg muss antanzen) bringen sein bislang
geordnetes Weltbild zum Einstürzen. Und kein anderer Darsteller vermag es so deppert dreinzuschauen wie Hader, der
in seiner Tragik freilich wieder sämtliche Sympathien auf sich zieht. Schließlich erzählt das von ihm selbst verfasste
Drehbuch von Situationen, mit denen die meisten Zuschauer selbst schon einmal konfrontiert waren. Mit Pia Herzigger
als Gattin Johanna und Georg Friedrich als neuer Kumpel Erich hat sich Hader erstklassige Schauspielkollegen mit ins
Boot geholt, die noch durch Nora von Waldstätten als frisch gebackene Musikkritikerin ergänzt werden. Die skurrilen
Situationen und die perfekt sitzenden One Liner machen Laune, wenn sie auch ein bisschen hinter den Brenner-Filmen
bleiben. Wer österreichisches Kino mag und Josef Hader im Speziellen, der sollte sich auf jeden Fall mit der WILDEN
MAUS einlassen.
BAUER UNSER (1:1.85, 5.1) Verleih: MFA (Filmagentinnen) Land/Jahr: Österreich 2016 Regie: Robert Schabus Kinostart: 23.03.2017
Wie kann es sein, dass trotz sich ständig vergrößernder Betriebe und einer stetig wachsenden Produktion trotzdem
existenzbedrohende Gewinneinbrüche bei Großbauern zu beklagen sind? In seinem Dokumentarfilm zeigt Robert
Schabus, dass etwas innerhalb der Europäischen Union gehörig schiefläuft – und das schon seit Jahrzehnten. Anhand
von vornehmlich österreichischen Bauernhöfen sowie in Interviews mit Sachverständigen führt er dem Zuschauer diese
prekäre Situation deutlich vor Augen und zeigt auch gleichzeitig anhand von ausgewählten Betrieben, dass es auch
anders gehen kann. Ein diskussionswürdiger Film, der aufgrund seiner Szenen in Schlachtbetrieben für Vegetarier und
Veganer absolut nicht geeignet ist.
T2 TRAINSPOTTING (1:1.85, DD 5.1) OT: T2 Trainspotting Verleih: Sony Pictures Land/Jahr: Großbritannien 2017 Regie: Danny Boyle Darsteller: Ewan McGregor, Jonny Lee Miller, Ewen Bremner Kinostart: 16.02.2017
20 Jahre nachdem er abgehauen ist, kehrt Mark Renton wieder in seine alte Heimat zurück, wo er auf Spud, Sick Boy
und Begbie trifft. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde – eine Weisheit, die sich aufs Neue bewahrheitet, als
sich Mark darauf einlässt, mit den alten Kumpels zusammen ein Bordell zu eröffnen... 20 Jahre nach seinem Kultfilm
TRAINSPOTTING nimmt sich Regisseur Danny Boyle noch einmal seiner “neuen Helden” (so der damalige deutsche
Untertitel) an. Mit derselben Besetzung inszeniert er ein unkonventionelles Wiedersehen, bei dem offene Rechnungen
beglichen werden und alten Gewohnheiten gefrönt wird. Wie immer bei Boyle handwerklich perfekt umgesetzt, mit
genialer Tonspur, fetziger Musik, ungewöhnlicher Optik und effektvollem Schnitt. Und natürlich voll verrückter Ideen,
die mit Oronie und schwarzem Humor gespickt sind. Lohnt einen Besuch im Kino definitiv.
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Freitag, 24. Februar 2017 Mutanten und Dauer-Hartzer Mit einem Kontrastprogramm wurde ich heute in das wohlverdiente Wochenende verabschiedet LOGAN – THE WOLVERINE (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Logan Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2017 Regie: James Mangold Darsteller: Hugh Jackman, Sir Patrick Stewart, Dafne Keen, Boyd Holbrook Kinostart: 02.03.2017
Man schreibt das Jahr 2029. Gemeinsam mit dem Albino Caliban sowie Professor X lebt Mutant Logan versteckt in
einem heruntergekommenen Industriegelände. Um die dringend notwendige Medizin für Professor X besorgen zu
können, jobbt Logan als Taxifahrer. So lernt er eine junge Frau kennen, die ihn bittet, sie und ihre Tochter Laura über
die kanadische Grenze zu bringen. Bevor es noch dazu kommt, wird die junge Frau ermordet. Widerwillig nimmt sich
Logan der Kleinen an und muss gemeinsam mit seinen Freunden vor einem übermächtigen Gegner fliehen... Gemessen
an vielen anderen Marvel-Filmen könnte man LOGAN fast schon als “Marvel für Arthouse” bezeichnen. Natürlich gibt
es auch hier Action, jedoch nicht die fast schon zum Standard gewordene halbstündige Materialschlacht, mit der die
Marvel-Filme so gerne zu Ende gehen. Dasselbe gilt für die visuellen Effekte, die zwar vorhanden sind, aber sich nie in
den Vordergrund drängen. Und last but not least gibt es keinen Kompositionsgigantismus auf der Tonspur – die
Filmmusik gibt sich ungewohnt ruhig und verleiht dem Film alleine dadurch schon eine Sonderstellung im
Marvel-Universum. Einschlägiges Multiplex-Publikum dürfte sich mit dem Film etwas schwer tun, beginnt er doch recht
langsam und braucht (oder besser: nimmt) seine Zeit, um richtig in die Gänge zu kommen. Die erste große
Action-Sequenz, in der Logan zusammen mit X, Caliban und Laura aus seinem Versteck flüchtet, erinnert ein wenig an
MAD MAX. Obgleich sein Film im Jahr 2029 angesiedelt ist, spart Regisseur James Mangold mit aktuellen politischen
Bezügen: in Abwandlung eines allzu bekannten Slogans tönt es aus einem Fernseher oder einem Radio im Hintergrund
“Make America’s corn great again!”. Gemeint ist damit zwar der genmanipulierte Mais, der in dieser nahen Zukunft die
amerikanischen Felder dominiert, doch der Seitenhieb auf Trump ist unverkennbar. Hugh Jackman mimt einmal mehr
den “Wolverine”, jenen Mutanten, der bei Bedarf blitzschnell messerscharfe Stahlkrallen ausfahren kann. Ein sichtlich
abgehalfterter Mann, der dem Alkohol frönt, um sein schweres Schicksal zu ertragen. Ebenfalls messerscharfe Krallen
zeigt die kleine Laura, die sich als Logans Tochter entpuppt und ziemlich böse werden kann. Gespielt wird sie von
Dafne Keen, die frischen Wind in die Geschichte bringt, ohne dass sie viel reden muss. In ihr könnte die Zukunft des
Wolverines liegen. Fazit: LOGAN ist ambitioniertes Action-Kino mit einigen Härten.
HAPPY BURNOUT (1:2.35, 5.1) Verleih: Warner Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: André Erkau Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Anke Engelke, Michael Wittenborn, Kostja Ullmann, Julia Koschitz Kinostart: 27.04.2017
Fussel genießt sein Leben. Allerdings auf Staatskosten. Denn der konsequente Arbeitsverweigerer ist Dauer-Hartzer.
Allerdings nur, solange die Dame von der Arbeitsagentur mitzieht. Aber Fussel weiß, welche Geschichten man
auftischen muss, um staatlich finanziert zu werden. Alles ändert sich, als eine interne Überprüfung dazu führt, dass sein
falsches Spiel fast auffliegt. Doch die Dame vom Amt, die ihm seine Geschichten immer noch glaubt, hat die rettende
Idee: Fussel soll sich als Burnout-Patient stationär therapieren lassen. Bald schon mischt er die Klinik komplett auf...
André Erkaus Film ist ein Zwitter. Einerseits möchte er Komödie sein, andererseits aber ist er viel zu ernst. Einen guten
Mittelweg beschreitet der Film leider nicht. Erkau wäre mal besser bei der reinen Komödie geblieben. Was hätte man
aus der Grundidee alles machen können: ein Hartzer tut alles dafür, um direkt in den gut bezahlten Ruhestand zu
gelangen! Das hat doch Potenzial. Schade, dass es nicht abgeschöpft wird und dafür in eine Art “Einer flog über das
Kuckucksnest” mit hoch dramatischen Einlagen mündet. Fazit: muss man nicht gesehen haben.
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Donnerstag, 23. Februar 2017 Eine Ode an die Freude Die heutige Pressevorstellung wartete mal wieder mit einer interessanten Doku auf DANCING BEETHOVEN (1:1.85, 5.1) OT: Dancing Beethoven Verleih: Arsenal Land/Jahr: Schweiz, Spanien 2016 Regie: Arantxa Aguirre Darsteller: Malya Roman, Julien Favreau, Elisabeth Ros Kinostart: 13.04.2017
Neun Monate wird es dauern, bis das berühmte Béjart-Ballett Lausanne gemeinsam mit dem Tokyoter Ballett sowie dem
Israel Philharminic Orchestra unter Leitung von Zubin Mehta das Ballett zu Beethovens 9. Sinfonie einstudiert hat. Die
Schauspielerin Malya Roman, deren Eltern noch unter Béjart selbst getanzt haben, vergleicht den Prozess mit dem
neunmonatigen Zyklus einer Geburt. Roman übernimmt in dem Dokumentarfilm von Arantxa Aguirre die Rolle einer
Journalistin ein, die den Entstehungsprozess des Balletts bis hin zur Aufführung begleitet. In Interviews mit den
Tänzern, Musikkritikern, Musikern und Choreographen versucht sie zu ergründen, was hinter Béjarts Absicht steckte,
ein Ballett zu einer Beethoven-Sinfonie zu entwickeln. Auch wenn man – so wie ich – Ballett nicht mag, vergehen die
80 Minuten bei diesem wunderbaren Blick hinter die Kulissen wie im Flug. Daher nicht nur für Tanzbegeisterte zu
empfehlen.
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Mittwoch, 22. Februar 2017 Finnische Melancholie Aki Kaurismäkis neuestes Werk gab sich heute die Ehre DIE ANDERE SEITE DER HOFFNUNG (1:1.85, DD 5.1) OT: Toivon Tuolla Puolen Verleih: Pandora Land/Jahr: Finnland 2017 Regie: Aki Kaurismäki Darsteller: Sherwan Haji, Sakari Kuosmanen, Ilkka Koivula Kinostart: 30.03.2017
Der Syrer Khaled ist in Finnland gestrandet und soll abgeschoben werden. Doch er flieht und versteckt sich. Der alte
Wikström findet ihn. Einst fliegender Händler für Herrenhemden, hat er gerade erst ein abgewracktes Restaurant
übernommen und bietet Khaled einen Job sowie Unterschlupf an... An die unendliche Melancholie seiner Filme hat man
sich inzwischen zwar gewöhnt, doch gelingt es dem Finnen Aki Kaurismäki immer wieder aufs Neue das
Melancholische neu zu erfinden. Die Personen, die Orte, die Situationen – hier drückt wirklich alles aufs Gemüt. Und
dennoch gibt es so etwas wie Hoffnung, die immer wieder kurz aufflackert. Das Restaurant, in dem viele der Szenen im
Film spielen, könnte übrigens direkt einem Film von Jacques Tati entsprungen sein. Genauso wie die Menschen, die dort
arbeiten. Absurd, skurril und trotzdem zutiefst menschlich – Kaurismäki zeigt uns mal wieder, wie es geht.
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Dienstag, 21. Februar 2017 Auf der Suche Eine Dramödie aus dem Norden stand heute auf der Tagesordnung ROSEMARI (1:2.35, 5.1) OT: Rosemari Verleih: farbfilm Land/Jahr: Norwegen, Dänemark, Deutschland 2016 Regie: Sara Johnsen Darsteller: Tuva Novotny, Ruby Dagnall, Jesper Christensen, Emil Johnsen Kinostart: 25.05.2017
Ausgerechnet als Unn Toves Hochzeit in vollem Gange ist, findet die Braut auf der Toilette des Hotels ein frisch
geborenes Baby auf dem Fußboden. Von der Mutter keine Spur. 16 Jahre später taucht bei Unn Tove, die inzwischen
eigene Kinder hat und in Scheidung lebt, Rosemari auf, jenes Mädchen, das sie damals auf dem Fußboden fand... Eine
Hochzeit, zwei Schicksale. Für Unn Tove deswegen, weil sie eigentlich einen ganz Anderen liebt und nicht den, den sie
heiratet. Und für Rosemari, weil sie an genau diesem Tag geboren wurde. 16 Jahre später führt das Schicksal die beiden
Frauen wieder zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche. Die burschikose Rosemari nach ihren leiblichen
Eltern, die inzwischen geschiedene Unn Tove nach ihrer wahren Liebe. Zugegeben: das Drehbuch gibt sich speziell am
Ende zwar arg konstruiert, aber dank der darstellerischen Leistungen verzeiht man das gerne. Ruby Dagnall als
Rosemari begeistert – ein Gesicht, das man gerne in Großaufnahme betrachtet und hoffentlich noch in weiteren Filmen
zu sehen bekommt. Tuva Novotny überzeugt in der Rolle der Unn Tove, die Rosemari bei ihrer Suche unterstützt und
dabei selbst lernen muss, zu ihren Gefühlen zu stehen. Sara Johnsens Film ist humorvoll und gefühlvoll zugleich und ist
ein sympathischer Beitrag zum Thema Identifikationssuche. Off topic: Cinerama-Fans werden bei einer Einstellung des
Films hellwach werden!
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Montag, 20. Februar 2017 Monsieur José und sein Gefangener Leichte Kost zu Beginn einer vollen Pressewoche ALLES UNTER KONTROLLE (1:1.85, DD 5.1) OT: Débarquement Immédiat Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2016 Regie: Philippe de Chauveron Darsteller: Ary Abbitan, Medi Sadoun, Cyril Lecomte Kinostart: 20.04.2017
Der französische Grenzpolizist José soll gemeinsam mit einem Kollegen den straffällig gewordenen Karzaoui in dessen
Heimatstadt Kabul abschieben. Der aber behauptet nach wie vor steif und fest nicht derjenige zu sein, für den er
gehalten wird und ist entsprechend verstimmt. Als das Flugzeug auf Malta dann auch noch notlanden muss, sieht
Karzaoui seine Chance zu türmen... Mit dem Kinohit MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER hat Regisseur
und Drehbuchautor Philippe de Chauveron hinlänglich bewiesen, dass er ein besonderes Gespür für das richtige Timing,
wunderbare Dialoge und skurrile Situationen hat. Umso mehr freut man sich natürlich auf seine neueste Komödie, in der
es auch wieder um das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen geht. Doch leider wird man dieses Mal ziemlich
schnell enttäuscht. Der Film ergeht sich in unzähligen Wiederholungen, bewegt sich sozusagen im Kreis und kommt
nicht von der Stelle. Ab einem bestimmten Punkt wird man die Geschichte nur noch als nervig empfinden. Dazu hat sich
de Chauveron ein recht unglückliches Thema gewählt, denn ausgerechnet die Flüchtlingskrise soll hier komödiantisch
ausgeschlachtet werden. Das kann eigentlich nur schiefgehen. Und das tut es leider auch.
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Freitag, 17. Februar 2017 Abenteuer im Amazonas Juhuu – eine Pressevorführung! Allerdings die einzige in dieser Woche... DIE VERSUNKENE STADT Z (1:2.35, 5.1) OT: The Lost City Of Z Verleih: Studiocanal Land/Jahr: USA 2017 Regie: James Gray Darsteller: Charlie Hunnam, Sienna Miller, Robert Pattinson Kinostart: 30.03.2017
1906: Im Auftrag der Royal Geographical Society geht Percy Fawcett erstmals nach Bolivien, um dort das Land zu
vermessen. Obwohl die lange Trennung von Frau und Kind von beide Seiten enorme Opfer abverlangt, zieht es den
Abenteurer immer wieder ins Amazonas-Gebiet, weil er sich dort auf den Spuren einer längst versunkenen Stadt
glaubt... Fast zweieinhalb Stunden dauert James Grays als Abenteuerfilm verpacktes Biopic über den britischen Forscher
Percy Fawcett. Spannend inszeniert immer dann, wenn wir Fawcett mit seinem kleinen Trupp auf Erkundungstour im
bolivianischen Dschungel begleiten. Weniger fesselnd die Stopover zurück in der Heimat, wo Fawcetts kleine Familie
jedes Mal wieder Zuwachs erhalten hat. Was ist denn das für ein Vater! Andere Zeiten, andere Sitten. Vor allem dann,
wenn Ruhm die einzige Triebfeder ist! Fazit: trotz ein paar Einschränkungen brauchbares Abenteuerkino.
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Mittwoch, 15. Februar 2017 Einmal Handauflegen, bitte! Mangels Pressevorführungen in dieser Woche habe ich mal wieder mit einem Screener Vorlieb genommen DIE GABE ZU HEILEN (1:2.35, 5.1) Verleih: Camino Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Andreas Geiger Kinostart: 23.02.2017
Unkommentiert, nur beobachtend, lässt Filmemacher Andreas Geiger den Zuschauer an sogenannten Wunderheilungen
teilnehmen. Da wird Hand aufgelegt, da wird gependelt, da wird Wundermedizin getrunken, es fließen reichlich Tränen
und plötzlich spürt der Patient eine Besserung bis hin zur vollkommenen Heilung. Soll man es glauben? Darf man es
glauben? Einer der im Film porträtierten Heiler bringt es auf den Punkt: “Du musst daran glauben.” Und der Glaube
versetzt ja bekanntlich Berge. Gottesfürchtig sind sie alle, diese Heiler. Ob sie nun in der Stadt leben oder auf einer
Alm. Da wundert es nicht, dass einer der Einsiedler erzählt, dass er nicht nur Gott schon einmal gesehen hat, sondern
auch den Teufel, der ein ganz ekelhafter Mann mit struppigem Haar sei. Da darf man als Zuschauer schon mal
schmunzeln oder gerne auch richtig lachen – denn das soll ja äußerst gesund sein. Mit solchen netten Einlagen hält
Geiger den vielen höchst emotionalen Momenten in seinem Film eben auch amüsante entgegen und erreicht damit die
perfekte Balance. Hoch anzurechnen ist dem Film, dass er nicht versucht, das Wirken der Heiler mit der Schulmedizin
zu vergleichen oder gar Ärzte zum Thema vor die Kamera holt. So bleibt der Film stets neutral und animiert die
Zuschauer, sich ihre eigenen Gedanken zu machen.
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Donnerstag, 09. Februar 2017 In den Katakomben von Antwerpen Mit einem Kinderfilm zum Luther-Jahr ging die Pressewoche zu Ende STORM UND DER VERBOTENE BRIEF (1:2.35, 5.1) OT: Storm: Letters Van Vuur Verleih: farbfilm Land/Jahr: Niederlande 2017 Regie: Dennis Bots Darsteller: Davy Gomez, Juna de Leeuw, Yorick van Wageningen Kinostart: 23.03.2017
Antwerpen zur Zeit der Reformation. Der 12jährige Storm hilft seinem Vater, einem Buchdrucker, bei der Arbeit. Eines
Tages erhält der Vater den Auftrag, einen Brief zu drucken. Wie Storm herausfindet, handelt es sich um einen äußerst
prekären Brief von Martin Luther. Gleichzeitig taucht ein grausamer Inquisitor in der Stadt auf, der es auf alle
Lutherianer abgesehen hat. Prompt landet Storms Vater im Gefängnis, während Storm selber mitsamt der Drucktafel
fliehen kann. Gemeinsam mit dem Waisenmädchen Marieke setzt Storm jetzt alles daran, seinen Vater vor dem
Scheiterhaufen zu retten... Mit seinem Abenteuerfilm sorgt Regisseur Dennis Bots dafür, dass das sogenannte
“Luther-Jahr” auch an den Kindern nicht unbemerkt vorüberzieht. Allerdings ist nur schwer vorstellbar, dass die
Zielgruppe über die Luther-Thematik überhaupt Bescheid weiß. Vermutlich spielt das bei Kindern auch gar keine Rolle,
genügt denen einfach schon der Hinweis, dass Luther und seine Anhänger in dieser Geschichte die Guten und der
Inquisitor und seine Schergen die Bösen sind. Wenn das erst einmal geregelt ist, kann das Abenteuer beginnen. Mit
großer Orchestermusik untermalte Verfolgungsjagden in den Abwasserkanälen von Antwerpen, gefährliche
Rettungsaktionen und eine Freundschaft zwischen einem Jungen und einem mit allen Wassern gewaschenen Mädchen
sorgen für spannende Momente bei den kleinen Zuschauern. Verstörend könnte jedoch eine Folterszene wirken, auf die
man lieber hätte verzichten sollen.
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Dienstag, 07. Februar 2017 Verliebte Jungs und ein hochbegabtes Mädchen Wie passen eigentlich schwule Teenager und ein Zombiemädchen zusammen? Normalerweise gar nicht. Es sei denn in einer Pressevorführung MIT SIEBZEHN (1:1.78, 5.1) OT: Quand On A 17 Ans Verleih: Kool (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich 2016 Regie: André Téchiné Darsteller: Sandrine Kiberlain, Kacey Mottet Klein, Corentin Fila Kinostart: 16.03.2017
Niemand weiß warum, doch Damien und Tom können sich nicht leiden und geraten in der Schule ständig aneinander.
Als Toms Mutter ins Krankenhaus muss, schlägt Damiens Mutter, ihre behandelnde Ärztin, vor, Tom solange bei sich
aufzunehmen. Das passt Damien ganz und gar nicht. Doch das Blatt wird sich bald wenden... Jede Liebe muss gedeihen
– auch eine schwule. So lässt sich André Téchiné in seinem Coming-Out-Drama viel Zeit, um die Geschichte von Tom
und Damien zu erzählen. Und er tut dies sehr einfühlsam und sensibel und ohne dabei auf die Tränendrüse drücken zu
müssen. Auch nicht, wenn Damiens Vater stirbt. Allerdings kommt die von Sandrine Kiberlain verkörperte Mutter etwas
zu schnell über ihren Verlust hinweg. Auch eine Traumsequenz in der ersten Hälfte des Films, in der Damiens Mutter
von Sex träumt, mag nicht so recht zum Rest des Films passen.
THE GIRL WITH ALL THE GIFTS (1:2.00, 5.1) OT: The Girl With All The Gifts Verleih: SquareOne/Universum Land/Jahr: USA, Großbritannien 2016 Regie: Colm McCarthy Darsteller: Gemma Arterton, Glenn Close, Paddy Considine, Sennia Nanua Kinostart: 09.02.2017
Seit ein aggressives Pilzgewächs in den Köpfen der Menschen diese in mörderische Bestien verwandelt hat, ist sie die
einzige Chance: die kleine Melanie, aufgeweckt und hoch intelligent, ebenfalls infiziert, aber auch irgendwie anders. Die
gefühlskalte Ärztin Dr. Caldwell würde das Mädchen am liebsten sofort aufschneiden, um einen Impfstoff zu erzeugen.
Doch ein Übergriff des zähnefletschenden Mobs auf das Versuchslabor zwingt die Insassen in eine unsichere Zukunft zu
fliehen. Mit Pflanzen überwucherte, unbewohnte Gebäude (einem schwäbischen Automobilhersteller dürfte eine ganz
bestimmte Einstellung gar nicht gefallen!), in den Straßenfluchten reglos stehende, zu Zombies mutierte Menschen –
schon die Bilder in Colm McCarthys postapokalyptischem und in England angesiedelten Horror-Thriller machen Angst.
Dazu gesellt sich eine imposante, sehr kraftvolle Tonspur, auf der jedes kleine Geräusch bereits Gefahr bedeutet und die
mit ihrer ungewöhnlichen Filmmusik - mal mechanisch hart, mal einlullend sanft - den Zuschauer in ihren Bann schlägt.
Unbehagen macht sich breit. McCarthy, der vornehmlich fürs Fernsehen arbeitet, erweist sich hier als begnadeter
Handwerker, der weiß, in welche Richtung man eine Spannungsschraube drehen muss, um maximalen Thrill zu
erzeugen. Die Erkenntnis, dass es dafür nicht unbedingt ausufernder Splattereinlagen bedarf, wie man sie zur Genüge
aus anderen Genre-Produktionen kennt, liefert der Film ganz nebenbei. Der Film wurde im vergangenen Jahr
hierzulande im Rahmen des “Fantasy Filmfest” gezeigt und wird jetzt lobenswerterweise ganz regulär in die Kinos
gebracht.
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Sonntag, 05. Februar 2017 Von Alkoholschmugglern und gespaltenen Persönlichkeiten Sonntags frönt man ja seiner Religion. Und da Film meine Religion ist, habe ich mir gleich ein Double Feature gegönnt RAEES (1:2.35, 5.1) OT: Raees Verleih: Rapid Eye Movies Land/Jahr: Indien 2017 Regie: Rahul Dholakia Darsteller: Shah Rukh Khan, Nawazuddin Siddiqui, Sunny Leone Kinostart: 02.02.2017
In den 1980er Jahren gilt im indischen Bundesstaat Gujarat ein Alkoholverbot. Das Geschäft mit Alkoholschmuggel
blüht dafür umso mehr. In dieser Zeit wächst der schlaue Raees auf und wird im Lauf der Jahre zu einem der führenden
Alkoholschmuggler. Doch der unbeirrbare Polizist Majmudar ist ihm auf den Fersen... Bollywood Superstar Shah Rukh
Khan kehrt zu seinen Wurzeln zurück. Nicht den romantischen Lover mimt er in Rahul Dholakias Film, sondern einen
Kleinkriminellen, der zum Gangsterboss seines Viertels aufsteigt. Doch trotz aller kriminellen Energie hat er auch
immer ein offenes Ohr für die Menschen in seiner Umgebung, für die er sich einsetzt, um ihnen ein besseres Leben zu
ermöglichen. Der mit einigen Song- und Dance-Einlagen bestückte Film ist in seiner Kernaussage leider ziemlich
grenzwertig, rechtfertigt er doch sogar einen Mord als Mittel zum Zweck, um Bedürftigen eine Perspektive zu geben.
SPLIT(1:2.35, DD 5.1) OT: Split Verleih: Universal Land/Jahr: USA 2017 Regie: M. Night Shyamalan Darsteller: James McAvoy, Anya Taylor-Joy, Betty Buckley Kinostart: 26.01.2017
Am hellichten Tag werden drei Schülerinnen von einem Psychopaten entführt und in einem unterirdischen Gefängnis
festgehalten. Es kommt noch schlimmer: den Mädchen wird bewusst, dass gleich mehrere Herzen im Körper ihres
Peinigers schlagen. Ganze 23 hat dessen Psychologin identifiziert. Und die 24., das “Biest”, steht kurz davor in
Erscheinung zu treten... Man ist ja mit Regisseur M. Night Shyamalan etwas vorsichtig geworden, seit er mit THE
HAPPENING einen ziemlich lächerlichen Film ablieferte. Mit seiner neuesten Kreation jedoch ist er wieder
weitgehend “on track”, wie die Amis sagen würden. SPLIT ist ein passabler Thriller, der insbesondere von seinem
Hauptdarsteller lebt. James McAvoy wurde die Aufgabe zuteil, gleich mehrere vollkommen unterschiedliche Charaktere
zu mimen, die in demselben Körper stecken. Eine Aufgabe, die er mit Bravour absolviert. Allerdings muss man bei
SPLIT auch Kritik ansetzen. So muss man sich stark wundern ob der Verhaltensweisen, die die drei entführten Mädchen
an den Tag legen und die alles andere als “normal” oder “angemessen” für deren prekäre Situation sind. Des Weiteren
fehlt es dem Film gehörig an Drive, was leider der Spannung erheblich Abbruch tut. Die allerletzte Szene macht uns am
Ende dann klar, wo man SPLIT im Gesamtwerk des M. Night Shyamalan einzuordnen hat. Und ja: eine Fortsetzung
dürfe mehr als wahrscheinlich sein!
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Freitag, 03. Februar 2017 Aus der Hundeperspektive Am Ende der Woche bin ich auf den Hund gekommen BAILEY – EIN FREUND FÜRS LEBEN (1:2.35, DD 5.1) OT: A Dog’s Purpose Verleih: Constantin Land/Jahr: USA 2017 Regie: Lasse Hallström Darsteller: Dennis Quaid, Britt Robertson, Peggy Lipton Kinostart: 23.02.2017
Die Geschichte des kleinen Hundes Bailey, der im Laufe seiner vielen Leben mit den unterschiedlichsten Herrchen und
Frauchen zu tun hat. - Auf vielfältige Art und Weise versuchen uns immer wieder Filme zu erklären, was denn nun
tatsächlich der Sinn des Lebens sei. In Lasse Hallströms neuem Film ist das nicht anders. Mit dem kleinen Unterschied,
dass uns dieses Mal ein Hund den Sinn des Lebens vermitteln möchte. Sagte ich ein Hund? Nun, im Prinzip ist es immer
derselbe Hund, der über die vielen Jahre in verschiedenen Körpern auf Erden wandelt und uns aus dem Off (in der
deutschen Fassung gesprochen von Florian David Fitz) seine ganz persönliche Sicht der Welt zu vermitteln versucht.
Leider bleibt der Film damit ziemlich oberflächlich, missbraucht den Off-Kommentar einfach zu oft für Kalauer. Dass
der Film nicht sonderlich inspirierend ist, merkt man auch an der Filmmusik meiner Lieblingskomponistin Rachel
Portman, die – man erlaube mir diesen Ausdruck – extrem gewöhnlich klingt. Ein Kinogang, der weder aufwühlt noch
wehtut, und sich noch am ehesten für Hundenarren lohnt.
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Donnerstag, 02. Februar 2017 Politik und Theater Ein Biopic und ein verfilmtes Theaterstück standen heute auf der Tagesordnung DER JUNGE KARL MARX (1:2.35, 5.1) Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich, Deutschland, Belgien 2017 Regie: Raoul Peck Darsteller: August Diehl, Stefan Konarske, Vicky Krieps Kinostart: 02.03.2017
Am Vorabend der industriellen Revolution begegnen sich Karl Marx, ein ständig bankrotter Wirtschaftsjournalist, und
Friedrich Engels, Sohn eines Fabrikanten, in Paris. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die die Welt verändern
sollte. - Raoul Pecks Film schildert einen wichtigen Abschnitt im Leben des Karl Marx. Das zwischen Deutschland,
Frankreich, Belgien und England wandelnde Politdrama setzt allerdings schon einiges an historischem Wissen voraus
und könnte daher eventuell als eine Ergänzung zum Geschichtsunterricht herangezogen werden. Doch letztendlich stellt
sich die Frage, an welche Zielgruppe sich der aufwändig inszenierte Film wendet. Extrem störend: der Abspann ist mit
einem fetzigen Song unterlegt, der in der Dramaturgie des Films absolut lächerlich wirkt
FENCES (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: Fences Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2016 Regie: Denzel Washington Darsteller: Denzel Washington, Viola Davis, Mykelti Williamson Kinostart: 16.02.2017
Weil er seine Karriere im Baseball wegen rassistisch motivierter Ausgrenzungen beenden musste, jobbt der
Afroamerikaner Troy als Müllmann, um seine kleine Familie durchzubringen. Doch dass der Traum vom Ruhm geplatzt
ist, frisst ihn langsam auf und verführt ihn zu Entscheidungen, die seine Familie zu zerreißen drohen. - FENCES ist eine
bis in die kleinsten Nebenrollen hervorragend besetzte Theaterverfilmung, die Denzel Washington mit sich selbst in der
Hauptrolle inszenierte. Sieht man den Film in der englischen Originalfassung, so wird schnell klar, wem in diesem Jahr
die Darsteller-Oscars gebühren! Leider ist das wunderbar fotografierte Melodram, das im Amerika der 1950er Jahre
spielt, etwas zu lang geraten.
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Mittwoch, 01. Februar 2017 Von Wellenreitern Eine Doku zur Wochenmitte GAZA SURF CLUB (1:2.35, 5.1) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Deutschland 2015 Regie: Philipp Gnadt Kinostart: 30.03.2017
Hohe Wellen rasen auf den Strand zu. Auf ihnen junge Männer mit ihren Surfbrettern. Eigentlich ein ganz normaler
Anblick. Doch normal ist hier alles nur auf den ersten Blick. Denn wir befinden uns in Gaza, jenem schmalen
Küstenstreifen zwischen Israel und Ägypten. Für die meisten Bewohner gleicht es einem Gefängnis, das sie nur unter
großen Mühen verlassen können. Regisseur Phillip Gnadt nimmt den Zuschauer mit in dieses kleine Land, an dessen
Strand sich eine Surfer-Szene etablieren möchte. Einige dieser Surfer porträtiert er in dieser interessanten
Dokumentation. Wir erfahren von ihren Träumen, ihrem Alltag und was die Bretter für sie bedeuten. Und wir erfahren
sogar, dass es auch Mädchen gibt, die gerne schwimmen und surfen, dies aber aufgrund ihrer Religion nicht dürfen.
Dass der stolze Herr Papa sie aber trotzdem gewähren lässt – unter Ausschluss der Öffentlichkeit wohl gemerkt. Als
roter Faden durch den wunderbar photographierten Film dient die Geschichte von Ibrahim, einem jungen Mann, der in
Gaza einen Surf-Shop eröffnen will und dafür ein Praktikum auf Hawaii absolvieren möchte. Der Bau für den Shop hat
schon begonnen, alleine das Visum für den Urlaub in den USA lässt auf sich warten. Doch Wochen später geht sein
Traum in Erfüllung und Ibrahim ist auf dem Weg nach Hawaii. Wie es weitergeht erfahren Sie im Kino.
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