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Donnerstag, 31. August 2017 Eine Frau spaltet sich ab Doppelgänger und Rennautos haben heute ein Eigenleben entwickelt FÜHLEN SIE SICH MANCHMAL AUSGEBRANNT UND LEER? (1:1.85, 5.1) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Deutschland, Niederlande 2017 Regie: Lola Randl Darsteller: Lina Beckmann, Charly Hübner, Benno Fürmann Kinostart: 30.11.2017
Als die Paartherapeutin Luisa eines Morgens aufwacht, gibt es sie plötzlich doppelt. “Das ist eine Abspaltung”
analysiert sie haarscharf ihr zweites Ich, das ihr wie eine Zwillingsschwester gleicht. Und das kommt ihr ganz gelegen,
hat sie doch eine Affäre mit dem Chef ihres Mannes. Damit der nicht merkt, dass sie mit ihrem Lover ein
Liebeswochenende verbringt, soll die andere Luisa, die von ihr Ann getauft wird, bei ihrem Mann bleiben. Der Plan ist
gut, wäre da nicht der Umstand, dass Ann noch ein recht kindliches Gemüt und absolut keine Lebens- und
Liebeserfahrung hat... Nach DIE LIBELLE UND DAS NASHORN sowie DIE ERFINDUNG DER LIEBE meldet
sich Regisseurin Lola Randl wieder mit einem neuen Kinofilm zurück, dem wohl bislang skurrilsten in ihrem Portfolio.
Ausstattungstechnisch (und auch sonst) offenbar inspiriert durch die Filme von Jacques Tati, erzählt sie eine originelle
Geschichte, mit der sie sich dann allerdings schnell im Kreis bewegt. So reiht sie eine skurril-surreale Szene an die
nächste, ohne den Film wirklich weiterzuentwickeln. Das geht auf Dauer leider nicht gut, weil sich Langeweile ins
Gesicht der Zuschauer schleicht. Schade, denn aus dem Stoff hätte man ganz bestimmt ein paar richtige tolle Pointen
herauskitzeln können.
CARS 3: EVOLUTION (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Cars 3 Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2017 Regie: Brian Fee Kinostart: 28.09.2017
Als Lightning McQueen bei einem Rennen von einem neuen Herausforderer blamabel abgehängt wird, beginnt der rote
Rennwagen zu realisieren, dass er offenbar ins Alter gekommen ist. Um wieder fit zu werden, soll er im Trainingslager
seines neuen Sponsors von Cruz Ramirez wieder fit gemacht werden. Doch mit Fitness alleine ist es nicht getan –
McQueen muss erst wieder lernen, an sich und seine Fähigkeiten zu glauben... Mit CARS 3: EVOLUTION geht die
Geschichte um Rennauto Lightning McQueen bereits in die dritte Runde. In Brian Fees computeranimiertem Film geht
es um das Altern und wie man damit umgeht. Mit von der Partie sind wieder McQueens alte Gefährten, die um
Neuzugänge wie die Trainerin Cruz Ramirez als quietschgelber Sportwagen ergänzt werden. Leider unterhält der Film
nur bedingt, weil er einfach viel zu viele Klischees anderer amerikanischer Sportler-Comeback-Filme verarbeitet. Das ist
freilich technisch auf höchstem Niveau gehalten, vermag aber trotzdem nicht zu packen. Zumindest nicht die älteren
Zuschauer. Besonderes Augenmerk verdient zumindest die Filmmusik von Randy Newman, der mit großem Orchester an den Start geht
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Dienstag, 29. August 2017 Allen Widrigkeiten zum Trotz Was für eine Woche – der dritte gute Film in Folge! MAUDIE (1:1.85, 5.1) OT: Maudie Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Irland, Kanada 2016 Regie: Aisling Walsh Darsteller: Sally Hawkins, Ethan Hawke, Kari Matchett Kinostart: 26.10.2017
Kanada in den 1930er Jahren. Um endlich dem Gefängnis zu entkommen, das das Haus ihrer Tante für sie darstellt,
möchte sich Maud Dowley einen Job suchen, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Keine leichte Aufgabe für die an
rheumatischer Arthritis erkrankte junge Frau: sie kann kaum gehen und ihre Gelenke schmerzen ständig. Einzig das
Malen mit Wasserfarben bereitet ihr große Freude. Als der Fischer Everett Lewis eine Haushälterin sucht, ergreift sie
die Chance. Obwohl sie von ihm äußerst schlecht behandelt wird, ist sie willens, für ihn zu arbeiten. Allen Widrigkeiten
zum Trotz kommen sich nicht nur die beiden Außenseiter näher und heiraten schließlich, auch Mauds Aquarelle
erfreuen sich immer größerer Beliebtheit... In sanftes Licht getaucht fängt Kameramann Guy Godfree das kleine Dorf an
der Küste von Neufundland ein, das im Film für Nova Scotia (Neuschottland) herhält. Es sind schlichte Bilder, doch
stecken sie voller Wehmut und Wärme – genauso wie Maudies Bilder, die der naiven Malerei zuzuordnen sind. Maud
und ihren wortkargen Gatten Everett hat es wirklich gegeben. Die echten Lewis‘ lernen wir erst ganz am Ende des Films
kurz vor dem Abspann durch historische Filmaufnahmen kennen. Im Film werden die ungewöhnlichen Eheleute von
Sally Hawkins und Ethan Hawke dargestellt. Während Hawkins die Rolle der Künstlerin vor allem durch das
Einnehmen einer vollkommen ungesunden Körperhaltung und eines grenzdebil wirkenden Gangs anlegt, legt Hawke
seinen Mister Lewis weniger körperlich als vielmehr mit an Grunzen erinnerndes Artikulieren an sowie einer Mimik, die
seinen inneren Konflikt wunderbar nach außen trägt. MAUDIE ist großes Kino der leisen Töne mit einer zu Tränen
rührenden Geschichte, die zeigt, dass es Liebe sogar dort gibt, wo man es am allerwenigsten vermutet.
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Montag, 28. August 2017 Arabischer Frühling und deutscher Sommer Wenn einem gleich zu Beginn der Pressewoche zwei äußerst starke Filme im Doppelpack gezeigt werden – was soll da noch kommen? DIE NILE HILTON AFFÄRE (1:2.35, 5.1) OT: The Nile Hilton Incident Verleih: Port-au-Prince Land/Jahr: Schweden, Deutschland, Dänemark 2017 Regie: Tarik Saleh Darsteller: Fares Fares, Mari Malek, Yasser Ali Maher Kinostart: 05.10.2017
Noredin arbeitet bei der Polizei in Kairo. Das Abkassieren von Schutzgeld gehört bei ihm ebenso zum Alltag wie das
Aufhalten der Hand, wenn es um Bestechungsgelder geht. Damit ist er keinen Deut besser als sämtliche seiner Kollegen,
die allesamt von Korruption leben. Als eines Tages eine bekannte Sängerin in ihrem Zimmer im Hilton ermordet wird,
soll er die Ermittlungen aufnehmen. Doch die gestalten sich schwierig, zumal eine vermeintliche Zeugin unauffindbar
bleibt. Als ein hochrangiger Geschäftsmann in den Mordfall verwickelt wird, soll Noredin auf Anraten seines
Vorgesetzten und gleichzeitig Onkels, den Fall als Selbstmord zu den Akten legen. Doch Noredin wird misstrauisch und
lässt den Fall nicht los... In Anlehnung an wahre Begebenheiten, die 2008 die gesamte arabische Welt schockierten,
schafft Regisseur Tarik Saleh in seinem Politthriller eine Metapher für den “Arabischen Frühling” des Jahres 2011, mit
dem sich das gesamte Land von den Fesseln seiner alten Strukturen befreien wollte. Dass Polizist Noredin mit seinen
Ermittlungen am Ende genauso scheitert wie jener Frühling, ist dabei notwendige Konsequenz. Fares Fares spielt diesen
Polizisten, der sich vom korrupten Gesetzeshüter zum aufrechten Helden mausert. Die exzellente Kameraarbeit von
Pierre Aim lässt keine Minute lang Zweifel aufkommen, dass wir uns in Kairo befinden – auch wenn der Film in
Marokko und Deutschland entstand! Ein plastisches Sounddesign sowie eine Akzente setzende Filmmusik veredeln die
Tonspur des Films. DIE NILE HILTON AFFÄRE ist ein spannender Thriller jenseits des oft langweiligen
Mainstream-Kinos und sollte auf der großen Leinwand gesehen werden. Ein Kinobesuch ohne Reue.
ES WAR EINMAL INDIANERLAND (1:2.35, 5.1) Verleih: Camino Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Ilker Çatak Darsteller: Leonard Scheicher, Emilia Schüle, Johannes Klaußner, Clemens Schick, Johanna Polley, Joel Basman Kinostart: 19.10.2017
Es ist Sommer. Der 17jährige Mauser ist im Taumel der Gefühle: eben hat er sich in die rothaarige Jackie aus gutem
Hause verliebt, bereitet sich auf einen Boxkampf vor und wird auch noch von der kessen Edda, die vier Jahre älter ist als
er, belagert! Ausgerechnet jetzt bringt sein Vater seine Stiefmutter in der Hochhaussiedlung um und türmt. Mauser will
ihn unbedingt finden und ihn zur Rede stellen. Und Edda hat ein Auto. - Mit seinem atemberaubend virtuosen
Bildschnitt sowie einem erstklassigen Sounddesign vereinnahmt der Film von der ersten bis zur letzten Minute seine
Zuschauer. Symbolträchtige Bilder perfekt im Scope-Format kadriert - da schaut man wirklich gerne zu, wenn Regisseur
Ilker Çatak alle Register zieht, um das Buch von Nils Mohl kinogerecht umzusetzen. Aber nicht nur technisch überzeugt
ES WAR EINMAL INDIANERLAND, auch die Besetzung ist wirklich klasse. Hier stechen vor allem Leonard
Scheicher als Mauser und Johanna Polley als Edda in dieser Coming-of-Age-Geschichte heraus. Sie bieten exzellente
Identifikationsfiguren insbesondere für junges Publikum. Bravo – so muss Kino!
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Donnerstag, 24. August 2017 Der schwule Zeichner Heute gab es die erste und gleichzeitig letzte Pressevorführung in dieser Woche TOM OF FINLAND (1:2.35, 5.1) OT: Tom Of Finland Verleih: MFA (Filmagentinnen) Land/Jahr: Finnland 2017 Regie: Dome Karukoski Darsteller: Pekka Strang, Lauri Tilkanen, Jessica Grabowsky Kinostart: 05.10.2017
Im Zweiten Weltkrieg hat er an der Front gekämpft, jetzt ist er wieder nach Finnland zurückgekehrt. Doch Touko findet
keine Ruhe in seinem Leben. Denn als schwuler Mann hat er im Finnland der 1950er-Jahre keine Chance auf ein
erfülltes Liebesleben, da homosexuelle Handlungen strafrechtlich verfolgt werden. So beginnt er, seine künstlerische
Ader zu nutzen, um homoerotische Bilder zu malen und sich damit ein persönliches Stück Freiheit zu schaffen. Als er
sich in den Tänzer Veli verliebt und die beiden eine heimliche Liebesbeziehung beginnen, motiviert ihn dieser, seine
Zeichnungen anzubieten. Über Umwege gelangen die Bilder nach Los Angeles und treten alsbald ihren Siegeszug an...
In überwiegend dunklen Bildern zeichnet Regisseur Dome Karukoski das Leben des Touko Laaksonen nach, der unter
dem Pseudonym “Tom of Finland” mit seinen homoerotischen Zeichnungen zur stilprägenden Ikone der
Homosexuellenbewegung in den 1950er Jahren wurde. Durch den Zweiten Weltkrieg traumatisiert und in seine
finnische Heimat zurückgekehrt, waren seine Zeichnungen Toukos einziges Ventil, um mit seiner Homosexualität
umzugehen, da zu jener Zeit Homosexualität unter Strafe stand und Homosexuelle von der Polizei gejagt wurden. Pekka
Strang spielt diesen Künstler, der gezwungen ist im Untergrund zu arbeiten, sehr einfühlsam. Immer wieder lässt ihn
Dome Karukoski in Kontakt treten mit seinen eigenen Bildern, visualisiert seine Gedanken und zeigt die Motive, die
Touko mit seiner Kamera aufnimmt um diese später in seine Zeichnungen einfließen zu lassen. TOM OF FINLAND ist
ein spannendes Biopic über ein dunkles Zeitalter und eines seiner Helden.
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Donnerstag, 17. August 2017 Knallharte Killer und eine alte Liebe Brutal sentimentaler Mix zum Wochenausklang KILLER’S BODYGUARD (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: The Hitman’s Bodyguard Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2017 Regie: Patrick Hughes Darsteller: Ryan Reynolds, Samuel L. Jackson, Gary Oldman, Salma Hayek Kinostart: 31.08.2017
Einst war er ein bestbezahlter Top-Bodyguard, jetzt nur noch ein drittklassiger. Seit einer seiner Schützlinge erschossen
wurde, muss sich der desillusionierte Michael Bryce mit minderwertigen Jobs abgeben. Da bittet ihn seine Ex, die
Agentin Amelia Roussel, um Hilfe: er soll ausgerechnet den inhaftierten Auftragskiller Darius Kincaid binnen 24
Stunden als Kronzeugen zum Europäischen Gerichtshof in Den Haag eskortieren, damit der dort gegen einen
osteuropäischen Diktator aussagen kann. Keinem der beiden Männer schmeckt der Plan zwar, doch müssen sie sich
zusammenraufen, wenn sie überleben wollen... “Als ich sah, wie sie ihm mit einer Glasschere die Halsschlagader
aufschlitzte – das war’s!” – so schildert Samuel L. Jackson alias Darius Kincaid die erste Begegnung mit seiner
zukünftigen Frau, gespielt von Salma Hayek. Derlei kernige Sprüche prägen Patrick Hughes ebenso schwarzhumorigen
wie extrem brutalen (unglaublich: der Film wird eine Freigabe ab 16 erhalten!) Actionthriller, der handwerklich nichts
zu wünschen übrig lässt. Gut fotografiert, gut geschnitten und mit einem typisch Achtziger-Jahre-Score unterlegt, macht
das Ergebnis durchaus Laune. Hirn raus, Gang einlegen und los geht’s: die wilde Verfolgungsjagd durch die Grachten in
Amsterdam sind ein wahres Feuerwerk an Stunts und stehen einem Bond in nichts nach. Irgendwie erinnert diese
Buddy-Story – ob bewusst oder zufällig – an die LETHAL WEAPON-Filme, wobei hier der Schauplatz USA mit dem
in Europa getauscht wird. Wer hartes, rasantes und obendrein witziges Actionkino liebt, der ist hier richtig aufgehoben.
LEANDERS LETZTE REISE (1:2.35, 5.1) Verleih: Tobis Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Nick Baker-Monteys Darsteller: Jürgen Prochnow, Petra Schmidt-Schaller, Tambet Tuisk, Suzanne von Borsody Kinostart: 21.09.2017
Nach dem Tod seiner Frau macht sich der 92jährige Eduard Leander auf den Weg in die Ukraine, um seine große Liebe
wiederzusehen, die er während des Zweiten Weltkriegs dort kennenlernte. Unfreiwillig begleitet seine Enkelin den
sturen, wortkargen Opa. Im Zug gesellt sich ein junger Russe dazu. Zu dritt begeben sie sich auf Spurensuche... Den
Figuren in Nick Baker-Monteys‘ Film haftet etwas extrem Künstliches an, sie sind nicht authentisch genug, damit man
als Zuschauer die Geschichte abkauft. Insbesondere macht die Rolle der von Suzanne von Borsody gespielten Mutter im
Film keinen Sinn – und falls doch, dann ist er zumindest mir leider entgangen. Zudem übertreibt es Jürgen Prochnow
leider etwas mit der Darstellung eines ziemlich alten Mannes. Eben künstlich.
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Mittwoch, 16. August 2017 Fressen und gefressen werden Das Gesetz der Wildnis dominierte den heutigen Film MALEIKA (1:1.85, 5.1 + Atmos) Verleih: Camino Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Matto Barfuss Kinostart: 12.10.2017
Als der “Gepardenmann” hat Matto Barfuss von sich Reden gemacht. Der Fotograf, Maler, Autor und Tierfilmer lebte
zwischen 1996 und 2002 über 25 Wochen lang mit einer Gepardenfamilie im afrikanischen Tansania zusammen. 2013
traf Barfuss dann auf die Gepardin Maleika, die seiner Einschätzung nach eine Enkelin jener Familie ist, die ihn
weltberühmt machte. Als Maleika im darauffolgenden Jahr gleich sechs Junge warf, wich ihr Barfuss nicht mehr von
der Seite. Mit seiner Kamera dokumentierte er deren Aufzucht durch die Mutter in der afrikanischen Steppe. Seine
Aufnahmen hat der UNESCO-Fotopreisträger nun in einen abendfüllenden Dokumentarfilm fließen lassen. Der erweist
sich jetzt allerdings als etwas fragwürdig. Denn der Off-Kommentar (gesprochen von Max Moor) vermenschlicht die
Tiere viel zu sehr, legt ihnen Gedanken in die Mäuler, die eigentlich nur von Menschen stammen können. “Hoffentlich
infiziert sich meine Wunde nicht”, lässt der Kommentar Maleika denken, als sie sich durch Unachtsamkeit ihren Bauch
aufschlitzt. Auch wird Vieles einfach nur behauptet und nicht mit Bildern unterfüttert. Da heisst es dann lapidar aus dem
Off, dass in der Nacht eines der Jungen den Hyänen zum Opfer fiel. Das muss man dann einfach glauben nach dem
Motto “Friss oder stirb”. Genau dieses Motto dominiert den Film, der eigentlich fast nur das Fressen und Gefressen
werden zeigt. Ständig jagt Maleika der Beute hinterher, mal mit mehr, mal mit weniger Glück. Die Bilder freilich sind
die Stärke des Films. Ob man nun die Geparden gen Sonnenuntergang blickend sieht oder blitzschnell über die Savanne
springen sieht – wer sich für wilde Tiere interessiert, dem wird hier vermutlich das Herz aufgehen. Um den Film
kinotechnisch etwas aufzuwerten, wurde eigens eine Dolby Atmos Mischung angefertigt. Allerdings erweist sich diese
als etwas künstlich, wodurch der dreidimensionale Toneindruck leidet.
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Dienstag, 08. August 2017 Vom Kampf gegen Windmühlen Meine letzte Pressevorführung in dieser Woche – ab morgen geht es auf Fahrradtour! IMMER NOCH EINE UNBEQUEME WAHRHEIT – UNSERE ZEIT LÄUFT (1:1.85, 5.1) OT: An Inconvenient Sequel: Truth To Power Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2017 Regie: Bonni Cohen, Jon Shenk Darsteller: Al Gore Kinostart: 07.09.2017
Im Jahre 2006 kam Davis Guggenheims mit zwei Oscars ausgezeichneter Dokumentarfilm EINE UNBEQUEME
WAHRHEIT in die Kinos, der Al Gores Kampagne gegen die globale Erwärmumg begleitete. Zehn Jahre später ziehen
nun Bonni Cohen und Jon Shenk sozusagen Bilanz. Was hat sich seit damals getan? Die Ergebnisse sind glasklar: die
globale Erwärmung mit ihren katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt kann niemand mehr leugnen. Das
Abschmelzen der Eisberge führt zu Überflutungen in Florida und auch die Stürme nehmen an Heftigkeit zu. Weiterhin
führt Al Gore seinen Kampf gegen Windmühlen. Doch es werden weniger Windmühlen: die Zahl seiner Anhänger und
Unterstützer ist stark gestiegen. Und ohne sein Zutun hätte es wohl auf dem Klimagipfel in Paris keine Einigung
gegeben. Natürlich endet die Dokumentation so wie sie enden muss: mit Trumps Ankündigung des Ausstiegs aus dem
Pariser Abkommen. Der Film appelliert an den gesunden Menschenverstand: “Wenn unser Präsident das Land nicht
führen kann, dann müssen wir Bürger das tun”, heisst es gar am Ende. IMMER NOCH EINE UNBEQUEME
WAHRHEIT möchte aufrütteln. Und das nicht nur durch Polemik, sondern mittels ganz konkreter Beispiele, die
zeigen, dass es auch ein Leben mit alternativen Energien gibt.
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Montag, 07.August 2017 Milchmann und Bildhauer Von den Kriegswirren auf dem Balkan ging es heute direkt in das Paris des 18. Jahrhunderts ON THE MILKY ROAD (1:2.35, 5.1) OT: Na Mlijeènom Putu Verleih: Weltkino Land/Jahr: Serbien, Großbritannien, USA 2016 Regie: Emir Kusturica Darsteller: Monica Bellucci, Emir Kusturica, Predrag Manojloviæ, Sloboda Miæaloviæ Kinostart: 07.09.2017
Mitten im Balkankrieg verguckt sich Milchmann Kosta in eine schöne Italienerin, die bereits einem Kriegshelden
versprochen ist. Als die seine Gefühle erwidert, treten die Beiden die Flucht an – gejagt von Scharfschützen... Bereits
nach den ersten Minuten des Films fühlt man sich komplett erschlagen! Da nehmen Gänse ein Blutbad in der
Badewanne, Greifvögel ziehen ihre Bahnen, Bomben schlagen ein und alles fliegt einem akustisch um die Ohren. Mit
reichlich schwarzem Humor gespickt, mit typisch Kusturica’scher Musik unterlegt und virtuos in Szene gesetzt,
präsentiert Emir Kusturica seinen auf “drei wahren Geschichten und jeder Menge Fantasie” basierenden Film (wie es im
Vorspann heisst), der leider etwas “over the top” geworden ist. Explodierende Schafe, Würgeschlangen, eine Esel, ein
Wanderfalke und ein abgeschossenes Ohr haben in dieser bizarren serbischen Kriegsgeschichte allesamt symbolhafte
Bedeutung, überladen ihn dadurch aber förmlich. Mit knapp über zwei Stunden Spielzeit geht das dann etwas an die
Substanz des Zuschauers. Weniger ist manchmal mehr. Das gilt auch für Sie, Herr Kusturica.
AUGUSTE RODIN (1:2.35, 5.1) OT: Rodin Verleih: Wild Bunch Germany Land/Jahr: Frankreich 2017 Regie: Jacques Doillon Darsteller: Vincent Lindon, Izïa Higelin, Séverine Caneele Kinostart: 31.08.2017
Paris 1880. Mit 40 Jahren wägt sich der Bildhauer Auguste Rodin am Ziel seiner Träume: für den Eingang des neuen
Kunstgewerbemuseums im Louvre soll er ein gigantisches Hochrelief erschaffen, das von Dantes “Göttlicher Komödie”
inspiriert ist. Eine manische Schaffensphase beginnt, in der er von der wesentlich jüngeren, aber ebenso hochbegabten
Camille Claudel begleitet wird. Mit seiner Schülerin tauscht er sich nicht nur über seine Arbeit aus, sondern teilt auch das
Bett mit ihr – wie mit vielen anderen Frauen. Dies sowie die fehlende Anerkennung ihres Genies durch Rodin führt
schließlich zum Bruch zwischen den Künstlern... Kammerspielartig entfaltet Jacques Doillon sein Künstlerporträt. Mit
wenigen Ausnahmen lässt er den porträtierten Lebensabschnitt des berühmten Bildhauers in dessen ausladendem Atelier
spielen. Mit einer oft statischen Kamera fängt er Momente ein, in denen Rodin mit seiner Muse und Konkurrentin
Camille Claudel seine Arbeit begutachtet, mit ihr die Zeit im Bett verbringt oder mit seiner Lebensgefährtin Rose
streitet. Das alles in farbentsättigtem CinemaScope, zu dem sich hin und wieder Kammermusik aus der Feder von
Philippe Sarde auf der Tonspur gesellt. Vincent Lindon spielt diesen rastlosen Künstler, der mit seinen Skulpturen
spricht und sich mit seinen Werken immer wieder gegen die herrschende Meinung stellt, bei dem Arbeit und Privatleben
nie so richtig zu trennen sind. Lindon spielt diesen unbequemen Kreativen einmal mit stoischer Ruhe, ein anderes Mal
emotional aufbrausend und außer sich. Doillon hat seinen Film aus einem nie realisierten Dokumentarfilm heraus
entwickelt. Letzterer wäre sicherlich informativer gewesen als ein Spielfilm, der Vieles einfach voraussetzt und damit
Nicht-Kunstbeflissene mit einer ganzen Reihe nicht beantworteter Fragen über den Künstler, der seiner Zeit weit voraus
war, zurücklässt.
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Freitag, 04. August 2017 Echt skurril Wochenausklang mit ungewöhnlichen Geschichten im Doppelpack SCHLOSS AUS GLAS (1:2.35, DD 5.1) OT: The Glass Castle Verleih: Studiocanal Land/Jahr: USA 2017 Regie: Destin Daniel Cretton Darsteller: Brie Larson, Naomi Watts, Woody Harrelson Kinostart: 21.09.2017
Bei den Walls gibt es nicht immer etwas zu essen, weil die Mutter viel lieber ihrer künstlerischen Ader nachgeht als zu
kochen. Dafür verspricht Vater Rex seinen Kindern, ein Schloss aus Glas zu bauen und er holt ihnen sprichwörtlich die
Sterne vom Himmel. Was macht es da schon aus, dass die Familie oft über Nacht ihren Wohnsitz wechseln müssen, weil
ihnen der Gerichtsvollzieher im Nacken sitzt. Schule für die Kinder? Fehlanzeige. Außerdem ist doch Papas praktischer
Unterricht sowieso viel wertvoller. Wäre da nicht seine Alkoholsucht, die die Familie in bitterste Armut führt. Kann das
noch eine glückliche Kindheit sein? Mit zunehmendem Alter kommen den Geschwistern ernsthafte Zweifel daran... In
Destin Daniel Crettons Film geht es um die Kraft der Familie, die selbst dann noch wirkt und den Kindern Rückhalt gibt,
wenn sich längst schon Hass und Wut aus ihr entwickelt haben. Basierend auf dem autobiografischen Roman “Schloss
aus Glas” von Jeanette Walls, der zum Bestseller wurde, erzählt der Film die Geschichte der Familie Walls aus der Sicht
von Jeanette, dem zweitältesten Kind. In Rückblenden erfahren wir häppchenweise von den vielen unglaublichen
Dingen, mit denen die Kinder der Walls ihr Leben lang konfrontiert wurden und von den vielen Entbehrungen, die sie
tagtäglich hinnehmen mussten: keine Schule und oft nichts zu essen. Eine solche Familie überlebt man nur, wenn man
mit ihr bricht und sie verlässt. Und so suchen Jeanette und ihre Geschwister nach Mitteln und Wegen, möglichst
ungeschoren diesem Gefängnis zu entkommen. Aber wir erfahren auch, warum Papa Rex Walls so wurde wie er ist.
Zumindest andeutungsweise. Woody Harrelson spielt diesen Verlierer, der sich nicht als solcher wahrnimmt, aber dafür
eine Begabung hat, wie man selbst die brenzligsten Situationen mit vielen Worten schönreden kann. Und es ist eine
Power-Performance, die Harrelson hier abliefert! Man hat Mitleid mit ihm, bewundert ihn und hat Angst vor ihm. Eine
Tour-de-Force der Emotionen. Joel P. Wests einfühlsame Filmmusik bewegt sich auf den Spuren eines Thomas
Newman und Brett Pawlaks CinemaScope-Kamera unterstützt mit seiner Farbdramaturgie die bewegende Geschichte.
Besonders schön: während des Abspanns kommt die echte Familie Walls zu Wort und man sieht viele Bilder aus dem
Familienalbum. SCHLOSS AUS GLASS ist starkes Kino.
BARFUSS IN PARIS (1:1.85, 5.1) OT: Paris Pieds Nus Verleih: Film Kino Text (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich, Belgien 2016 Regie: Dominique Abel, Fiona Gordon Darsteller: Fiona Gordon, Dominique Abel, Emmanuelle Riva, Pierre Richard Kinostart: 07.09.2017
Fiona reist vom verschneiten Kanada ins sonnige Paris, um ihre Tante Martha zu besuchen. Doch die alte Dame ist
verschwunden – ebenso wie Fionas Rucksack mitsamt ihrem Hab und Gut. Den hat inzwischen der Obdachlose Dom aus
der Seine geangelt und freut sich über die enthaltenen Kleider und Bargeld. Der Zufall will es, dass sich Fiona und Dom
begegnen – zwei Außenseiter, die wie füreinander geschaffen sind... Kein Film für Jedermann, aber für Fans des großen
Jacques Tati umso mehr! Dominique Abel und Fiona Gordon präsentieren Skurriles und Absurdes in einer Art
Nummernrevue, die zwar einen roten Faden hat, sich aber immer wieder in kleinen Episoden verliert und die stets zum
Schmunzeln einlädt. Schwarzer Humor fehlt hier ebensowenig wie Leidenschaft oder Tanz. Das alles in knalligen
Farben, die alleine schon den Blick in diese Komödie lohnen. Abel & Gordons Film hebt sich ganz bewusst vom
französischen Mainstream ab, der zur Zeit von meist lauten, schrillen und oft unter die Gürtellinie zielenden
Komödienversuchen dominiert wird.
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Donnerstag, 03. August 2017 Liebe im Schlachthof Kino der Gegensätze bestimmte einmal mehr meinen Donnerstag KÖRPER UND SEELE (1:2.35, 5.1) OT: Testrol Es Lélekrol Verleih: Alamode Land/Jahr: Ungarn 2017 Regie: Ildikó Enyedi Darsteller: Alexandra Borbély, Geza Morcsányi, Réka Tenki Kinostart: 21.09.2017
Endre arbeitet als Finanzdirektor in einem Schlachthof. Als dort die junge Maria ihren Job als neue
Qualitätskontrolleurin antritt, findet er sofort Gefallen an der stillen Blondine. Die aber gibt sich äußerst verschlossen.
Erst als die Beiden feststellen, dass sie nachts dieselben Träume haben, kommen sie sich näher... Krasser könnten die
Gegensätze in diesem Film wohl kaum sein. Auf der einen Seite entspinnt sich die Liebesgeschichte zwischen Maria und
Endre, auf der anderen Seite wird man als Zuschauer mit dem blutigen Alltag eines Schlachthofs konfrontiert. Es könnte
der erste Film sein, in dem im Abspann zu lesen ist, dass hier tatsächlich Tiere getötet wurden – allerdings nicht für den
Film, sondern im regulären Betrieb des Schlachthofs. Zart Besaitete seien hier schon gleich vorgewarnt. Die
gemeinsamen Träume der beiden Protagonisten fängt Kameramann Mate Herbai in wunderbaren CinemaScope-Bildern
ein: da sieht man einen Hirsch und eine Hirschkuh im schneebedeckten Wald nach Futter suchen. Dabei gleichen die
Blicke des weiblichen Hirschs unglaublich denen von Maria, jener zerbrechlichen, geängstigten Person mit famosem
Gedächtnis, die Nähe nicht ertragen kann. Und trotzdem entwickelt sich zwischen ihr und Endre eine Art Amour Fou,
die einen in ihren Bann zieht. Beide haben Defizite, die es zu überwinden gilt, um ein Paar zu werden. Ob es ihnen
gelingen wird? Der Gang ins Kino verrät es.
EINE FANTASTISCHE FRAU – UNA MUJER FANTASTICA (1:2.35, 5.1) OT: Una Mujer Fantastica Verleih: Piffl Land/Jahr: Chile, Deutschland 2017 Regie: Sebastián Lelio Darsteller: Daniela Vega, Francisco Reyes, Luis Gnecco Kinostart: 07.09.2017
Der erfolgreiche Unternehmer Orlando hat seine Familie für die 20 Jahre jüngere Marina verlassen, die als Kellnerin
jobbt und gerne singt. Die Beiden geben ein sehr glückliches Paar ab. Doch eines nachts stirbt Orlando völlig
überraschend und Marina sieht sich unangenehmen Fragen ausgesetzt – nicht nur durch Orlandos Familie, sondern auch
durch die Polizei, die offenbar ein Verbrechen wittert... Es braucht schon etwas Zeit, bis man sich klar darüber wird,
dass es sich bei Marina um keine Frau im herkömmliche Sinn handelt: sie ist transsexuell! Damit ist Orlandos Geliebte
nicht nur halb so alt wie er selbst, sondern auch noch ein umoperierter Mann. Und damit ein “No Go!” für Orlandos
Familie. Der Film spricht das Thema eigentlich nie offen aus, sondern druckst damit genauso herum wie der Großteil der
Bevölkerung. Regisseur Sebastián Lelio vermittelt seinen Zuschauern damit diese für Marina extrem unglückliche
Situation auf sehr verständliche Weise. Auch macht er deutlich, dass Liebe zwischen zwei Menschen nicht an einem
bestimmten Geschlecht festgemacht werden kann. Daniela Vega verkörpert diese Marina perfekt, die mit ihrer
maskulinen Ausstrahlung verwirrt. Leider tritt der Film irgendwann auf der Stelle und entwickelt sich nicht mehr weiter.
Die Vermutung liegt nahe, dass sich das Thema als Kurzfilm möglicherweise besser gemacht hätte.
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Dienstag, 01. August 2017 Von Porto nach Dünkirchen Während sich in Portugal ein One Night Stand ereignet, warten an einem Strand in Frankreich Tausende von Soldaten auf ihre Rettung. Diese Kombination gibt es nur im Kino. PORTO (1:2.35 & 1:1.37, 5.1) OT: Porto Verleih: MFA (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich, Polen, Portugal, USA 2016 Regie: Gabe Klinger Darsteller: Anton Yelchin, Lucie Lucas Kinostart: 14.09.2017
Im malerischen Porto in Portugal treffen sie sich rein zufällig: Tagelöhner Jake, ein Amerikaner, und Studentin Mati,
eine Französin. Und doch ist ihre gegenseitige Anziehungskraft so groß, dass sie sich auf eine Affäre einlassen. Eine
Affäre, die ihr beider Leben verändern wird... Was Jake und Mati hier erleben ist nichts weiter als ein One Night Stand.
Allerdings einer, der sich gewaschen hat. Bei den Beiden ist es Liebe auf den ersten Blick und sie leben ganz in diesem
einen Moment, in dem die Welt stehen zu bleiben scheint. Diesen intensiven Moment fängt der
amerikanisch-brasilianische Regisseur Gabe Klinger in schönen Bildern und breitem CinemaScope ein und bildet damit
einen Kontrast zu den anderen Bildern, die im eingeengten Stummfilmformat (gedreht auf Super 8) und jeder Menge
Bildfehler präsentiert werden. Diese “anderen” Bilder zeigen Jake und Mati, wie sie jeweils getrennt jene Orte
besuchen, an denen sie sich begegneten. Sie sind sozusagen Echos jener Begegnung, die in eine solch fulminante
Liebesnacht mündeten. Anton Yelchin (in einer seiner letzten Rollen – ihm ist der Film gewidmet) und Lucie Lucas
spielen dieses Paar, das eigentlich gegensätzlicher nicht sein könnte, extrem überzeugend. Ihre Blicke und Gesten sagen
mehr als ihre Worte. Ein Film für alle, die schon einmal die Leidenschaft einer einzigen Liebesnacht erfahren
durften.
DUNKIRK (1:1.44 & 1:2.2, DD 5.1) OT: Dunkirk Verleih: Warner Land/Jahr: USA, Großbritannien, Frankreich 2017 Regie: Christopher Nolan Darsteller: Fionn Whitehead, Tom Glynn-Carney, Jack Lowden, Kenneth Branagh Kinostart: 27.07.2017
Im Juni des Kriegsjahres 1940 harren 400.000 britische Soldaten an der Küste von Dünkirchen aus in der Hoffnung,
dass sie evakuiert werden. Doch es kommen keine Schiffe. Die desillusionierten Soldaten sind Angriffen durch die
deutschen Besatzer hilflos ausgeliefert. Da startet die britische Regierung eine der größten Rettungsaktionen der
Kriegsgeschichte... Da Christopher Nolan seinen Film ganz bewusst zum größten Teil in echtem IMAX-Format (auf
Film!) gedreht hat, habe ich mir auch ganz bewusst den Film bei der ersten Sichtung im IMAX-Format (hier: 4K IMAX
with Laser) angeschaut, um zu verstehen, welche künstlerische Absicht Nolan hier verfolgt. Der Eindruck war schlicht
und ergreifend überwältigend! Seine Bilder entfalten eine nahezu hypnotische Kraft, der man sich nicht entziehen kann.
Hier ist man direkt in das Geschehen auf der überdimensionalen Bildwand eingebunden und erlebt auch hautnah die
vielen klaustrophobischen Episoden von DUNKIRK. Unterstützt wird dieser betörende Realismus durch eine extrem
dynamische Tonspur, die bei jedem Bombeneinschlag die Kinositze in Schwingungen versetzt. Allerdings hätte ich mir
persönlich den Ton etwas lauter gewünscht, um den immersiven Eindruck perfekter zu machen. In dieser Beziehung
dürfte weiterhin DER SOLDAT JAMES RYAN von Steven Spielberg führend sein. Etwas kompliziert gestaltet sich
Nolans Handlungsgerüst, das er dem Zuschauer aus drei verschiedenen Perspektiven und unterschiedlicher Chronologie
präsentiert. Auch hier hätte ich mir persönlich gewünscht, dass er sich auf nur eine Erzählebene beschränkt hätte,
nämlich jene vom Strand in Dünkirchen, wodurch der Film vermutlich wesentlich intensiver in seiner Wirkung
ausgefallen wäre. DUNKIRK ist kein Film großer Dialoge, dafür der großer Bilder, die für sich alleine sprechen. Als
störend erweisen sich leider die Formatsprünge (neben IMAX-Kameras filmte Noland auch mit herkömmlichen
65mm-Kameras), die nur in der IMAX-Version zu sehen sind. Hier lässt sich kein dramaturgisches Konzept erkennen.
70mm-, 35mm- und herkömmliche Digitalprojektionen sind hier im Vorteil. Trotzdem empfehle ich die “IMAX with
Laser”-Präsentationen (in Deutschland in Karlsruhe, Sinsheim und Berlin) sowie die IMAX 15/70-Einsätze (u.a. in
London), da nur diese Nolans Vision gerecht werden.
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