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Mittwoch, 29. November 2017 Auch Jäger müssen sterben Ein Öko-Thriller beendete heute die recht kurze Presse-Woche DIE SPUR (1:1.85, 5.1) OT: Pokot Verleih: Film Kino Text (Filmagentinnen) Land/Jahr: Polen, Deutschland, Tschechische Republik, Schweden, Slowakisxche Republik 2017 Regie: Agnieszka Holland Darsteller: Agnieszka Mandat, Wiktor Zborowski, Miroslav Krobot Kinostart: 04.01.2018
Einst hat sie Brücken gebaut, jetzt lebt Janina in einem abgeschiedenen Haus im polnisch-tschechischen Grenzgebiet
und erfreut sich ihrer beiden Hunde. Die aber sind plötzlich spurlos verschwunden. Janina vermutet schnell, dass sie
Wilderern oder Jägern in die Hände gefallen sind. Wenig später wird ihr Nachbar tot aufgefunden, bei ihm eine
Hirschfährte. Wurde der passionierte Jäger von einem Tier getötet? Als es zu weiteren mysteriösen Todesfällen unter
Jägern kommt, beginnt Janina auf eigene Faust zu ermitteln... Vegetarier aufgepasst – das ist Euer Film! Der nach dem
Roman “Der Gesang der Fledermäuse” von Olga Tokarczuk (die selber am Drehbuch mitgewirkt hat) entstandene Film
rückt eine Protagonistin in den Fokus, die sich für Tiere einsetzt, mit ihnen in Harmonie leben möchte. Jolanta Dylewska
und Rafal Paradowski zaubern passend dazu wunderbare Bilder und tauchen die Natur in ein oft mystisches Licht. Die
exzellente, atmosphärische Filmmusik von Antonio Komasa-Lazarkiewicz treibt konsequent die Spannung dieses etwas
anderen Thrillers voran. Bis in die Nebenrollen gut besetzte Darsteller und ein überraschendes Ende runden den
positiven Gesamteindruck ab.
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Dienstag, 28. November 2017 Durch Leiden zur Virtuosität Ungewöhnliche Menschen standen im Mittelpunkt des heutigen Presse-Doppels WUNDER (1:2.35, DD 5.1) OT: Wonder Verleih: Studiocanal Land/Jahr: USA 2017 Regie: Steve Chbosky Darsteller: Jacob Tremblay, Julia Roberts, Owen Wilson, Izabela Vidovic Kinostart: 25.01.2018
Sie mögen Filme mit viel Gefühl und der Garantie, das Kino glücklich verlassen zu können? Dann ist Steve Chboskys
WUNDER genau das Richtige für Sie. Basierend auf R.J. Palacios preisgekröntem Debütroman erzählt der Film davon,
dass es im Leben nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf das was im Inneren eines Menschen steckt. Hier
durchexerziert am Extrembeispiel des im Gesicht entstellten 10jährigen Auggie, der seit dem Privatunterricht durch
seine Mutter jetzt erstmals zur Schule gehen soll. Sein Leben lang wurde er immer nur angestarrt, wogegen er sich
schließlich mit einem Integralhelm schützt. Den muss er in der Schule allerdings ablegen und er weiß genau, was
passieren wird: das Anstarren nimmt kein Ende. Und in der Schule macht der Spruch die Runde, dass man die Pest
bekommt, sobald man Auggie anfasst. Auggie tröstet sich mit dem Gedanken, dass es einem Chewbacca wohl auch nicht
anders ergehen würde, würde das wuschelige Wesen aus den STAR WARS Filmen an diese Schule kommen. Doch zu
seiner Überraschung muss Musterschüler Auggie erkennen, dass man bei seinen Schulkameraden tatsächlich auch
Freunde finden kann... Doch WUNDER konzentriert sich nicht auf Auggie alleine. So wechselt der Film mehrmals die
Perspektive und zeigt die Welt um Auggie herum auch aus der Sicht seiner älteren Schwester, die darunter leidet, dass
sie durch die Krankheit ihres kleinen Bruders stets zurückstecken musste. Auch lässt uns der Film in die Augen von
Auggies neuen Freunden schlüpfen. Bemerkenswert ist das Spiel von Jacob Tremblay in der Rolle des kleinen Auggie,
der vermutlich jeden Tag aufs Neue eine extreme Prozedur in der Maske durchlaufen musste. Besondere Beachtung
verdienen auch Julia Roberts und Owen Wilson als Auggies Eltern. Selten hat man beide Darsteller derart
zurückhaltend, fast schon subtil agieren sehen, was dem Film sehr gut zu Gesicht steht. Hartgesottene Kritiker werden
dem Film möglicherweise einen zu hohen Druck auf die Tränendrüsen vorwerfen (speziell dann, wenn der kleine
Familienhund namens Daisy stirbt). Doch dies wird dann nur aus reinem Selbstschutz geschehen. Insofern möchte ich
zumindest WUNDER jedem als perfektes Date Movie ans Herz legen.
LICHT(1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Österreich, Deutschland 2017 Regie: Barbara Albert Darsteller: Maria Dragus, Devid Striesow, Katja Kolm Kinostart: 01.02.2018
Seit ihrem fünften Lebensjahr ist Maria erblindet. Alle möglichen (und unmöglichen) Heilverfahren, die im Wien Mitte
des 17. Jahrhunderts bekannt waren, hat sie bereits hinter sich – ohne Erfolg. Maria ist inzwischen 18 Jahre alt und trotz
ihrer Blindheit als Klavier-Wunderkind in der Wiener Gesellschaft bekannt, wovon vor allem ihre ehrgeizigen Eltern
profitieren. Diese sind es auch, die Maria in die Hände von Franz Anton Mesmer geben, einem Arzt, dessen neuartige
Behandlungsmethoden auf viel Widerstand und Skepsis stoßen. Doch der Erfolg gibt ihm recht: nach einiger Zeit
beginnt Maria ihr Augenlicht wieder zu erlangen. Dabei jedoch scheint ihre Klaviervirtuosität abhanden zu kommen...
Barbara Albert erzählt mit ihrem Film eine historisch verbürgte Geschichte, die sich 1777 in Wien zugetragen hat. Dreh-
und Angelpunkt darin ist die junge Maria Theresia Paradis, deren Schicksal den Film dominiert. Gespielt wird sie von
einer überragenden Maria Dragus, die schon gleich in der Eröffnungsszene in Großaufnahme ihre Blindheit offenbart:
mit verdrehten Augen, die die eines Zombies sein könnten, ist sie als virtuose Pianistin voll in ihrem Element. Dieselbe
Einstellung beendet 90 Minuten später den Film. Wieder ist die Pianistin erblindet, doch ihr perfektes Spiel auf dem
Klavier treibt ihr Tränen in die Augen und eine Lächeln auf den Mund. Jetzt ist sie wieder glücklich, auch wenn sie
nichts mehr sieht. In der Zeit dazwischen lernt sie zum ersten Mal Freiheit kennen. Freiheit von ihren Eltern, die sie
immer nur wie einen dressierten Affen vorführen und immer gerne das ihnen von Staats wegen zustehende Gnadengeld
für ihre Tochter kassieren. Eindrucksvoll schildert Albert in ihrem Film die ersten Gehversuche Marias, als sie ganz
allmählich wieder etwas sehen kann. Sie muss erst wieder lernen, was Perspektiven sind. Kaum stellen sich Erfolge ein,
sieht sich Mesmer Anfeindungen neidischer Kollegen ausgesetzt. LICHT ist ein Drama der leisen Töne über Sehen und
Gesehenwerden. Dabei ist der Titel des Films zweideutig. Denn Licht steht nicht nur für Aufklärung, sondern auch für
Blendung. Gleichzeitig geht der Film der Frage nach, was denn nun ein Defizit und was tatsächlich schön ist und ob erst
ein Leiden echte Virtuosität zulässt.
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Montag, 27. November 2017 Ein Familienidyll wird demontiert Starke Eröffnung der aktuellen Pressewoche – da kann fast nichts mehr Gutes nachkommen... THE KILLING OF A SACRED DEER (1:1.85, 5.1) OT: The Killing Of A Sacred Deer Verleih: Alamode (Filmagentinnen) Land/Jahr: Irland, Großbritannien 2017 Regie: Yorgos Lanthimos Darsteller: Colin Farrell, Nicole Kidman, Barry Keoghan Kinostart: 28.12.2017
Die Murphys haben alles was man braucht: ein schönes Haus in einem ruhigen Vorort, zwei wunderbare Kinder und
tolle Jobs – Er, Steve, Herzchirurg, Sie, Anna, Augenärztin. Doch dann gibt es da noch den 16jährigen Martin, ein
Halbwaise, mit dem Steve Murphy eine seltsame Verbindung zu haben scheint. Und der will Steve mit seiner Mutter
verkuppeln. Weil das misslingt, belegt Martin Steves Familie mit einem Fluch... 2015 lieferte Yorgos Lanthimos mit
seinem Film THE LOBSTER einen der skurrilsten und interessantesten Filme der letzten Jahre. Jetzt setzt er seinen
Siegeszug mit THE KILLING OF A SACRED DEER fort, der in seiner Machart an Kubricks THE SHINING
erinnert, sich gleichzeitig aber wieder extrem skurril gibt. Allerdings ist die Grundstimmung hier im Gegensatz zu THE
LOBSTER sehr viel düsterer. Konsequent zieht Lanthimos zudem auch noch die Spannungsschraube derart an, dass
man es am Ende fast nicht mehr aushält. Es dauert ziemlich lange, bis man überhaupt versteht, um was es geht. Auch
musikalisch erinnert sein Film stark an Kubricks SHINING, wenn die Filmmusik mit gnadenloser Power von der
Tonspur tönt. Hier handelt es sich ausschließlich um Musikstücke, die nicht speziell für den Film komponiert wurden,
aber im Zusammenspiel mit dem starken Sounddesign wie die Faust aufs Auge passen. Gleich noch als kleine
Vorwarnung: Lanthimos eröffnet seinen Film direkt mit einem Schockbild. Davon sollte man sich jedoch nicht abhalten
lassen, die restlichen 120 Minuten anzuschauen!
DIE DUNKELSTE STUNDE (1:1.85, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Darkest Hour Verleih: Universal Land/Jahr: Großbritannien 2017 Regie: Joe Wright Darsteller: Gary Oldman, Lily James, Ben Mendelsohn, Kristin Scott Thomas Kinostart: 18.01.2018
Als der englische Premierminister Chamberlain im Mai des Jahres 1940 zurücktritt, ist der reichlich unpopuläre Winston
Churchill der Einzige, dem man noch zutraut, England unbeschadet aus einem drohenden Krieg herauszuführen. Bald
schon sieht er sich von Regierungsmitgliedern und auch der Öffentlichkeit bedrängt, Friedensverhandlungen mit den
Nazis aufzunehmen. Doch Churchill lässt nicht locker... Schlüpfte Anfang des Jahres noch Brian Cox in die Rolle des
unbequemen Winston Churchill (in Jonathan Teplitzkys CHURCHILL), so macht das jetzt Gary Oldman – und spielt
seinen Kollegen damit glatt an die Wand! Für Goldman dürfte diese Inkarnation des Churchill die Rolle seines Lebens
sein, die ihm mit Sicherheit etliche Preise einbringen wird. Es ist einfach grandios, wie er dieses Urgestein britischer
Politik spielt – mit all seinen Marotten und Ängsten sowie dem ihm ganz eigenen Sarkasmus. Natürlich gehört zu einer
großen Rolle auch ein großer Film. Und Joe Wright hat mit DIE DUNKELSTE STUNDE einen solchen geschaffen:
Kameraarbeit, Filmmusik, Ausstattung sowie alle weiteren Rollen im Film machen das spannende Drehbuch, das wieder
einmal das Leben selbst schrieb, äußerst lebendig und entlassen den Zuschauer mit einem wahren Hochgefühl aus dem
Kinosaal. Klare Ansage: DIE DUNKELSTE STUNDE ist einer der besten Filme das Jahres und sollte unbedingt im
englischen Original angeschaut werden.
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Sonntag, 26. November 2017 Von Detroit in die Tiroler Bergwelt Ich nutzte die Gunst der Stunde, um mal wieder zwei Filme “nachzusitzen” DETROIT (1:1.85, DD 5.1) OT: Detroit Verleih: Concorde Land/Jahr: USA 2017 Regie: Kathryn Bigelow Darsteller: John Boyega, Will Poulter, Algee Smith Kinostart: 23.11.2017
Detroit 1967. Es herrscht Ausnahmezustand. Nur mit großer Mühe kann die Polizei die aufflammenden Rassenunruhen
unter Kontrolle bringen. Als zwei Tage nach Beginn der Rebellionen auf der Anlage eines Motels Pistolenschüsse
gemeldet werden, rückt die Polizei mit einem Großaufgebot an. Statt sachlich zu ermitteln, kommt es zu einer von
Vorurteilen und Gewalt geprägten Razzia. Die anwesenden Motelgäste müssen sich einem gefährlichen Verhör
unterziehen - in Isolation sollen sie durch Einschüchterung zum Geständnis gedrängt werden. Das lebensbedrohliche
Machtspiel eskaliert und bringt schwerwiegende Folgen mit sich... Mit den gleichen stilistischen Mitteln, mit denen sie
in ihrem Oscar-prämierten Film THE HURT LOCKER – TÖDLICHES KOMMANDO cineastisches Neuland betrat,
gestaltet Kathryn Bigelow ihren Thriller über die Unruhen in Detroit im Jahre 1967. Wieder wirken die Bilder
dokumentarisch, insbesondere durch den immer wieder simulierten Autofokus sowie bewusst eingearbeitete Unschärfen
und verwackelte Bilder. Ein ausgefeiltes Sounddesign und eine extrem zurückhaltende Musik von James Newton
Howard ergänzen die dokumentarisch wirkenden Bilder auf der Tonspur. Die Geschichte, die sie erzählt, basiert dabei
auf wahren Ereignissen, die sie mit Hilfe von noch lebenden Augenzeugen recherchierte. Vom perfekt besetzten
Schauspielerensemble sticht insbesondere Will Poulter hervor, der den extrem rassistischen Rädelsführer einer
Polizeitruppe spielt. Großes Manko: die deutsche Synchronisation, die dem Film alles andere als gut bekommt.
DER MANN AUS DEM EIS (1:2.35, DD 5.1 + Atmos) Verleih: Port-au-Prince (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland, Italien, Österreich 2017 Regie: Felix Randau Darsteller: Jürgen Vogel, Franco Nero, André M. Hennicke Kinostart: 30.11.2017
Die Ötztaler Alpen vor 5300 Jahren. Während Kaleb, Anführer einer friedlich lebenden Großfamilie, auf Jagd ist, wird
seine Sippschaft von drei Fremden brutal ermordet. Die Mörder entwenden auch den heiligen Schrein, dessen Hüter
Kaleb ist. Von Rachegedanken getrieben, nimmt Kaleb die Fährte der Mörder auf... Mit grandiosen
CinemaScope-Bildern von urwüchsiger Bergwelt erzählt Regisseur und Drehbuchautor Felix Randau die Geschichte des
Tirolers Ötzi, den er auf einen gnadenlosen Rachefeldzug schickt. Auch wenn es zu Beginn des Films heisst, dass dies
die Geschichte des vor 5300 Jahren gelebten und Ende der 1990er-Jahre entdeckten Urmenschen Ötzi sei, sollte man
das nicht allzu ernst nehmen. Es ist nichts weiter als eine Geschichte, zu der sich der Autor durch den Ötzi-Fund hat
inspirieren lassen. Fakt ist, dass er offenbar eines gewaltsamen Todes starb, doch die Umstände, wie es dazu kam, kennt
natürlich niemand. Es ist daher ziemlich dreist zu behaupten, dass dies die Geschichte des Toten ist. Lässt man diese
Mutmaßungen jedoch einfach konsequent außer Acht, so entsteht ein beeindruckend inszenierter Abenteuerfilm, der
insbesondere durch seine farbentsättigten Bilder und eloquente Kamerafahrten lebt. Und es ist ein Film, der ohne
Dialoge auskommt. Die Urmenschen reden hier zwar in einer frühen Form der rätischen Sprache, der jedoch für unsere
Ohren unverständlich bleibt, aber aufgrund der sehr einfach gestrickten Story letztendlich keine Bedeutung zukommt.
Mit seinem Rauschebart gibt Jürgen Vogel einen recht passablen Ötzi, der hier ständig durch unwegsames Gelände
stapft, um die Mörder seiner Sippe zu finden. Mit der auf Percussion aufgebauten Filmmusik von Beat Solèr erhält der
in Dolby Atmos abgemischte Film zudem einen packenden Soundtrack.
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Freitag, 24. November 2017 Ex im Doppelpack Gut gelaunt ins Kino gegangen, enttäuscht wieder herausgekommen FORGET ABOUT NICK (1:2.35, 5.1) Verleih: Warner Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Margarethe von Trotta Darsteller: Ingrid Bolsø Berdal, Katja Riemann, Haluk Bilginer Kinostart: 07.12.2017
Das Ex-Model Jade ist gerade dabei, eine Karriere als Modedesignerin zu starten, als ihr Mann Nick sie wegen eines
jüngeren Models verlässt. Alles was ihr bleibt ist das riesige New Yorker Loft, in dem sie mit Nick lebte. Doch muss sie
schon bald erkennen, dass sie offenbar nicht die Einzige ist. Denn Nick hat das Loft zur Hälfte auch an seine Frau aus
erster Ehe vermacht, der promovierten deutschen Germanistin Maria. So treffen die beiden Ex von Nick im Loft
aufeinander. Jade will verkaufen, Maria nicht. Der Zickenkrieg kann beginnen... Mit einem liebevoll animierten
1960er-Jahre Titelvorspann startet die renommierte Regisseurin Margarethe von Trotta in ihre Komödie um zwei
Ex-Gattinnen, die sich ein Loft teilen müssen. Leider verpufft die Vorfreude, die durch die Titelsequenz erzeugt wird,
ziemlich schnell wieder. Von Trottas Film entpuppt sich als extrem zäh inszeniert. Spätestens wenn das übergroße
Pop-Art-Gemälde, welches das Loft verschandelt, zum dritten Male von denselben Burschen in das obere Stockwerk
getragen wird, hat man die Lust auf dieses Lustspiel verloren. Kontraproduktiv erweist sich auch die deutsche Synchro,
die den auf Englisch gedrehten Film auf der Tonebene extrem steril wirken lässt. Etwas unbeholfen wirkt manchmal die
Kameraarbeit und zwar immer dann, wenn (vermutlich aus Zeitgründen) auf ein Stativ verzichtet wurde. Als etwas
stümperhaft erweist sich auch der Schnitt, der immer wieder mal Szenen zu früh freigibt und zu spät beendet. Sehr
ermüdend dann auch noch die Geschichte, die man gut und gerne in der Hälfte der Zeit hätte abhandeln können. Dafür
bietet der Film aber sehr breiten Raum für die beiden Protagonistinnen, die sich einen Zickenkrieg liefern dürfen. Und
da liefern sowohl Ingrid Bolsø Berdal als auch Katja Riemann.
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Donnerstag, 23. November 2017 Liebling, wir haben die Welt geschrumpft! Heute gab es die erste von nur zwei Pressevorführungen in dieser Woche DOWNSIZING (1:2.35, DD 5.1) OT: Downsizing Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2017 Regie: Alexander Payne Darsteller: Matt Damon, Kristen Wiig, Neil Patrick Harris, Christoph Waltz, Hong Chau Kinostart: 18.01.2018
Wie das Problem der Überbevölkerung und die damit verbundene Verknappung der Ressourcen lösen? Ein
norwegischer Wissenschaftler liefert die Antwort: man schrumpft die Menschen einfach! Downsizing nennt sich das
Verfahren, das der Welt als Allheilmittel verkauft wird. Auch Paul und seine Frau Audrey sehen darin die Lösung ihres
Problems, das eigentlich ein finanzielles ist. Durch Schrumpfung können sie sich endlich ein Traumhaus im Leisureland
leisten, jener hermetisch abgeriegelten Winzlingsstadt... Um bei dem Bild, das Alexander Payne in seinem Film
verwendet, zu bleiben: DOWNSIZING zeigt ganz deutlich, dass es nichts nützt, Probleme kleinzureden. Was die
Menschheit viel dringender braucht sind menschliche Gefühle, Soldarität und Verständnis. Nur so – wenn überhaupt –
kann die Menschheit fortbestehen. In seinem entschleunigt erzählten Film voll bissiger Seitenhiebe auf unsere
Gesellschaft, erzählt Regisseur davon, was im Leben wirklich zählt. Und er erzählt seine Geschichte mit einem
wunderbaren Ensemble, in dem insbesondere Hong Chau überrascht. Eine Frau, die ganz bewusst entgegen gängigen
Hollywoodklischees besetzt wurde, wird zum “Love Interest” von Matt Damon! Mit dieser Konstellation kann der Film
richtig Punkten. Ein bisschen mehr Sorgfalt hätte man sich allerdings beim Entwurf der geschrumpften Gesellschaft
gewünscht. Denn da bleiben so einige Fragen offen, die dem guten wie originellen Ansatz etwas den Wind aus den
Segeln nehmen. Bemerkenswert: die Kameraarbeit. Und wenn man am Ende das Kino mit einem Unbehagen verlässt,
hat der Film ganze Arbeit geleistet.
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Freitag, 17. November 2017 Die Musik ohne die Superman nicht fliegen kann Einem meiner Steckenpferde wurde jetzt ein abendfüllender Dokumentarfilm gewidmet SCORE – EINE GESCHICHTE DER FILMMUSIK (1:1.78, 5.1) OT: Score – A Film Music Documentary Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: USA 2017 Regie: Matt Schrader Kinostart: 04.01.2018
Warum gibt es überhaupt Filmmusik? Braucht man die tatsächlich? Spätestens wenn der renommierte Filmmusiker
David Newman erklärt, dass ohne Max Steiners imposante sinfonische Filmmusik die Erstverfilmung von KING
KONG zu einer Lachnummer verkommen wäre, dürfte so Manchem klar werden, wie mächtig Filmmusik sein kann. In
seiner knapp über 90 Minuten dauernden Dokumentation über Filmmusik begnügt sich Filmemacher Matt Schrader
nicht etwa damit, nur ein paar zeitgenössische Filmkomponisten zu porträtieren, sondern nebst Produzenten,
Regisseuren, Musikern, Filmhistoriker und Filmkritiker auch eine Wissenschaftlerin vor die Kamera zu holen. Letztere
erzählt davon, was Musik und ganz speziell Filmmusik mit dem Körper des Zuschauers bzw. Zuhörers anstellt. Anhand
vieler Filmausschnitte sowie einem ganzen Füllhorn an Interviewsegmenten zeigt Schrader hauptsächlich
zeitgenössische Komponisten bei ihrer Arbeit – beim Komponieren, Experimentieren, Dirigieren. Als roter Faden dient
dem Filmemacher dabei ein Interview mit dem amerikanischen Filmmusikexperten Jon Burlingame, das den gesamten
Bogen der Filmmusik von ihren Anfängen bis heute abdeckt. Hans Zimmer, John Williams, Thomas Newman, Rachel
Portman, David Arnold, Danny Elfman sowie viele weitere Hochkaräter der Hollywood-Filmmusik sprechen offen über
ihre Arbeit, die oft unter Zeitdruck erledigt werden muss und die Komponisten dadurch extrem fordert. Wenn es an
dieser Doku dann doch etwas auszusetzen gibt, dann ist es das Handwerkliche. Doch vermutlich ist genau dies dem
neuen Zeitgeist geschuldet: Matt Schrader brennt seine Liebeserklärung an die viel zu selten beleuchtete Zunft der
Filmkomponistinnen und –komponisten mit einem wahren Schnittfeuerwerk ab. Damit gibt er dem Zuschauer fast nie
die Chance, die Menschen hinter den Noten in Ruhe kennenzulernen. Das ständige Wechseln der Perspektiven innerhalb
von Interviews sowie das Montieren von Interviews mit verschiedenen Partnern zu einem einzigen Interview strengt auf
Dauer an und macht am Ende gar nervös. Nichtsdestotrotz empfiehlt sich der Dokumentarfilm insbesondere für
Filmmusikfans, aber nicht ausschließlich. Wer noch nie bewusst Berührung mit diesem Metier hatte, wird hier viel
lernen.
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Donnerstag, 16. November 2017 Fiesta Mexicana Dass man immer zu seiner eigentlichen Bestimmung stehen sollte und wie man zu den eigenen Wurzeln findet, haben wir in der heutigen Doppelstunde gelernt COCO – LEBENDIGER ALS DAS LEBEN (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Coco Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2017 Regie: Lee Unkrich, Adrian Molina Kinostart: 30.11.2017
Der junge Miguel, Sohn einer mexikanischen Schuhmacherfamilie, liebt die Musik über alles – auch wenn seine
Großmutter ihn recht massiv vom Musizieren abhält, nur weil der Vater seiner Urgroßmutter wegen der Musik seinerzeit
in Ungnade gefallen ist. Am berühmten “Tag der Toten” will Miguel auf dem großen Platz im Dorf zum ersten Mal
öffentlich musizieren, doch fehlt ihm eine Gitarre. Da hat er eine Idee: er will sich jene Gitarre “ausborgen”, die im
Mausoleum des größten mexikanischen Musikers aller Zeiten aufbewahrt wird. Genau jetzt aber beginnt das größte
Abenteuer seines Lebens, das ihn schnurstracks in das Reich der Toten führt... Mit ihrem neuesten Streich COCO
beweisen die Pixar-Leute einmal mehr, dass sie animationstechnisch die Nase ganz weit vorn haben. Der von Lee
Unkrich und Adrian Molina in Ko-Regie umgesetzte computeranimierte Film ist optisch atemberaubend gelungen – ein
Fest der Farben und Formen! Zugegeben: die Story war bei Pixar schon einmal besser (ich erinnere an ALLES STEHT
KOPF), aber trotzdem gibt es Szenen, die den Zuschauer wieder emotional tief in den Film hineinziehen werden. Etwas
enttäuschend: die Songs im Film wurden eingedeutscht (wie auch alle Schrift-Inserts), was dem Film nicht sonderlich
gut bekommt. Schließlich ist die Geschichte in Mexiko angesiedelt und da wäre es einfach nett, die Liedtexte im O-Ton
hören zu dürfen (gerne untertitelt, wenn das unbedingt sein muss). Soundtechnisch lässt COCO keine Wünsche offen
und dürfte insbesondere in Dolby Atmos Häusern für einen hervorragenden Hörgenuss sorgen.
EINE BRETONISCHE LIEBE (1:1.85, 5.1) OT: Ôtez-moi D'un Doute Verleih: Arsenal (Central) Land/Jahr: Frankreich, Belgien 2017 Regie: Carine Tardieu Darsteller: François Damiens, Cécile de France, Guy Marchand Kinostart: 21.12.2017
Ein als Bombenentschärfer arbeitender Vater einer schwangeren Tochter ohne Mann erfährt durch Zufall, dass sein
eigener Vater nicht sein biologischer Vater ist. Durch eine Detektivin lässt er de richtigen Vater ausfindig machen und
gibt sich ihm nach einigem Zögern zu erkennen. Ohne es zu wissen verliebt er sich auch noch in die Tochter seines
biologischen Vaters... Die Suche nach den eigenen Wurzeln ist ein immer wiederkehrendes Thema im Film – doch
Carine Tardieu inszeniert es ihrem Film nicht etwa als großes Drama, sondern als eine leichte Komödie mit viel Gefühl
und einem grandiosen Ensemble.
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Mittwoch, 15. November 2017 Eine Frau wagt sich aufs Eis Heute gab es ein kleines Fernsehspiel für zwischendurch DIE ANFÄNGERIN (1:1.85, 5.1) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Alexandra Sell Darsteller: Ulrike Krumbiegel, Annekathrin Bürger, Stephan Grossmann Kinostart: 18.01.2018
Das Leben der Ärztin Annebärbel Buschhaus ist in Auflösung. Nicht nur wird die 58jährige Kinderlose über Nacht von
ihrem Mann verlassen, auch ihre Mutter, deren Praxis sie mitsamt Patienten übernommen hat, drängt sich immer mehr in
ihren Alltag ein und lässt kein gutes Haar an ihr. Schließlich wagt Annebärbel einen Ausbruch aus ihrem bisherigen
Leben, schnallt sich Schlittschuhe um und wagt sich auf die Eisfläche, auf der sie zuletzt als Kind stand und eine
Niederlage erlitt... Eigentlich läuft der Film nach bewährtem Muster ab: man weiß als Zuschauer einfach, was als
nächstes passieren wird. Insofern unterscheidet sich Alexandra Sells Selbstfindungsdrama nicht von einem
gewöhnlichen Fernsehfilm – was extrem schade ist. In schauspielerischer Hinsicht jedoch überrascht der Film. So wird
die von Ulrike Krumbiegel dargestellte Ärztin zunächst als eine äußerst unangenehme Person eingeführt. Im Verlauf des
Films aber gelingt es Krumbiegel, ihre Rolle ins Positive umzukehren, so dass man plötzlich mit ihr fühlt. Auch
Krumbiegels Gegenpart, ihre dominante, alles bestimmende Mutter, ist mit Annekathrin Bürger exzellent besetzt. Ihr
gelingt die Darstellung einer Frau, die nicht über ihren eigenen Schatten springen kann, hervorragend.
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Dienstag, 14. November 2017 Wie uns ein Bär zu besseren Menschen macht Heute war der große Tag der Fortsetzungen BURG SCHRECKENSTEIN 2 - KÜSSEN NICHT VERBOTEN! (1:2.35, 5.1) Verleih: Concorde Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Ralf Huettner Darsteller: Maurizio Magno, Chieloka Nwokolo, Eloi Christ, Uwe Ochsenknecht Kinostart: 07.12.2017
Als ein chinesischer Geschäftsmann das überschuldete Schloss Schreckenstein aufkaufen und Stein für Stein nach China
transportieren möchte, müssen sich die Jungs vom Internat mächtig ins Zeug legen, um das Schlimmste zu verhindern.
Da kommt die Kunde von einem versteckten Schatz gerade recht. Um den jedoch zu finden, müssen sich die Jungen mit
den Mädchen von Schloss Rosenfels zusammentun... Ein Jahr nach Teil 1 beschert uns Ralf Huettner nun den zweiten
Teil der SCHRECKENSTEIN Saga. Leider entpuppt sich das Werk zum überwiegenden Teil als pure Klamotte. Zwar
werden die für Pubertierende so wichtige Themen wie der erste Kuss (auf den Soundtrack unterstützt von Songtexte wie
“Wenn Du auf den Mund fällst, warum nicht auf meinen”) mit eingeflochten, treten aber gegenüber den
überstrapazierten Komödienanteilen deutlich in den Hintergrund.
PADDINGTON 2 (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Paddington 2 Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Großbritannien, Frankreich 2017 Regie: Paul King Darsteller: Brendan Gleeson, Sally Hawkins, Hugh Grant, Jim Broadbent Kinostart: 23.11.2017
Eigentlich will er seiner Tante Lucy nur ein Geburtstagsgeschenk schicken. Doch eine Verkettung unglücklicher
Umstände bringt den flauschigen Bären Paddington ala vermeintlichen Dieb ins Gefängnis. Während seine Gastfamilie
fieberhaft nach dem wahren Übeltäter sucht, muss sich der kleine Bär mit seinem unfreiwilligen neuen Zuhause und
seinen neuen “Freunden” arrangieren... Was für ein bäriges Vergnügen! Da soll noch einer sagen, dass Fortsetzungen nie
so gut seien wie die Originale. Paul Kings Inszenierung beweist zumindest das Gegenteil. Mit einem wahren Füllhorn an
Einfällen sowie einer wirklich großen Portion an Humor entspinnt er eine phantastische Geschichte für Jung und Alt!
Alleine schon die visuelle Umsetzung eines Pop-Up-Buches über London gerät hier zum optischen Meisterwerk. Auch
gelacht werden darf immer wieder. Beispielsweise wenn sich Paddington als Friseur versucht und schon vom
elektrischen Haarschneider so richtig durchgeschüttelt wird. Da bleibt kein Auge trocken. Oder wenn er als Sträfling das
gesamte Gefängnis in eine Wohlfühloase umkrempelt. PADDINGTON 2 empfiehlt sich bestens für die ganze Familie.
Unbedingt anschauen! Kleiner Tipp: während des Abspanns nicht sofort das Kino verlassen – da gibt es noch eine
herrliche Song & Dance Nummer im Stile alter Musicals.
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Samstag, 11. November 2017 Im richtigen Flitzwinkel Die Schweizer zeigen einmal mehr wie man Zuschauer zum Lachen bringt FLITZER – MANCHMAL MUSS MAN MUTIG SEIN (1:2.35, 5.1) OT: Flitzer Verleih: X Verleih (Warner) Land/Jahr: Schweiz 2017 Regie: Peter Luisi Darsteller: Beat Schlatter, Doro Müggler, Bendrit Bajra Kinostart: 16.11.2017
Lehrer Balz Näf hat ein großes Problem: durch eine Verkettung unglücklicher Umstände hat er das gesamte Geld seiner
Schule, das für einen neuen Sportplatz reserviert war, verzockt! Um es möglichst schnell wieder zu beschaffen, bevor es
jemand bemerkt, hat er eine ungewöhnliche Idee. Er überredet seinen Friseur und Buchmacher, Sportwetten auf Flitzer
anzubieten. Je länger ein Flitzer nackt auf dem Fußballfeld bleibt, desto höher die Quote. Dafür braucht es natürlich
qualifizierter Flitzer-Talente. So beginnt Näf mit der Rekrutierung – und ist erfolgreich. Doch eine Sonderkommission
der Polizei in Person der attraktiven Sandra Strebel ist schon dabei, dem unscheinbaren Lehrer auf die Schliche zu
kommen... Wer hat’s erfunden? Die Frage ist nach dem Humor. Und da liegt man bei den Schweizern gar nicht so
daneben, vergleicht man dies beispielsweise mit depperten schwäbischen Möchtegernkomödien. Lieferte bereits Petra
Volpe mit DIE GÖTTLICHE ORDNUNG viel Stoff zum Lachen, so setzt Peter Luisi mit seinen Flitzern jetzt noch
eins drauf. Natürlich beruht sein Film nicht auf einer wahren Geschichte wie jener von Volpe. Das aber macht ihn
deswegen keinesfalls weniger lustig. Eher das Gegenteil ist hier der Fall. Mit vielen witzigen Regieeinfällen fackelt
Luisi in seinen Film ein wahres Feuerwerk an Gags ab. Mit Beat Schlatter, der gleichzeitig als Ideenlieferant fungierte,
hat Luisi die perfekte Besetzung für Lehrer Näf gefunden, der sich im Laufe des Films von der grauen Maus hin zu
einem selbstbewussten Mann entwickelt und am Ende gar über sich selbst hinauswächst. Auch die Nebendarsteller sind
allesamt mit feinem Gespür für Komik ausgewählt, wie beispielsweise der kleine aber fiese Bauunternehmer und sein
schweigsamer Riese von Vorarbeiter. Das Tüpfelchen auf dem “i” ist die Filmmusik (Martin Skalsky, Michael Duss,
Christian Schlumpf), die in teils bester Rachel Portman Manier den Film emotional begeisternd unterstützt. Wenn Sie
also wissen wollen, welches der beste Flitzwinkel ist, dann ist FLITZER Ihr Film!
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Freitag, 10. November 2017 Herzensangelegenheit Mit gemischten Gefühlen habe ich heute meine Pressewoche beendet DIE LEBENDEN REPARIEREN (1:2.35, 5.1) OT: Réparer Les Vivants Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Frankreich, Belgien 2016 Regie: Katell Quillévéré Darsteller: Tahar Rahim, Emmanuelle Seigner, Anne Dorval, Bouli Lanners Kinostart: 07.12.2017
Als der 17jährige Simon mit zwei Kumpels per Auto von einem kurzen Surf-Trip heimfährt, ereignet sich ein
Autounfall. Für Simon kommt jede Hilfe zu spät. Die Ärzte können nur noch seinen Hirntod feststellen. Die eilends
herbeigerufenen Eltern sollen darüber entscheiden, ob ihr Sohn jetzt als Organspender fungieren soll. Unterdessen muss
sich die zweifache Mutter Claire damit anfreunden, dass ihr Herz immer schwächer wird und sie dringend ein neues
Herz benötigt. Eine Fügung des Schicksals verknüpft beide Geschichten miteinander... Regisseurin Katell Quillévéré hat
ihren nach einem französischen Bestseller inszenierten Film zweigeteilt. Geht es in der ersten Hälfte noch um den
Unfalltod des jungen Simon, der die Eltern mit der schwerwiegenden Entscheidung konfrontiert, ob sie seine Organe für
Transplantationen freigeben sollen, so konzentriert sich die zweite Hälfte auf Claire, die dringend auf ein Spender-Herz
wartet und letztlich jenes von Simon erhält. Bewegt zumindest der erste Teil des Films noch emotional (wunderbar: die
Filmmusik von Alexandre Desplat), so dreht sich im zweiten Teil alles um die Herz-Transplantation und Gefühle
werden komplett eliminiert. Stattdessen wird die Operation in aller Ausführlichkeit präsentiert (zart Besaitete werden
hier reihenweise umkippen!), ohne das dies die Geschichte irgendwie weiterbringen würde. Spätestens hier darf man
Katell Quillévérés Film wohl als eine Aufforderung zur Organspende verstehen. Auch optisch unterscheiden sich die
beiden Teile. Während in der ersten Hälfte starke, suggestive Bilder die CinemaScope-Bildwand dominieren, geht es in
der zweiten Hälfte extrem nüchtern zu. Da passt das eine dann nicht zum anderen und entlässt den Zuschauer mit
fragendem Blick aus dem Kinosaal.
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Donnerstag, 09. November 2017 Viel Teig um Nichts Mein Donnerstag stand ganz im Zeichen eines schwäbisch-französischen Doppelprogramms LAIBLE UND FRISCH: DO GOHT DR DOIG (1:2.35, 5.1) Verleih: Kinostar Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Michael Rösel Darsteller: Winfried Wagner, Simon Licht, Ulrike Barthruff Kinostart: 28.12.2017
Der Familienbäcker Laible und der Großbäcker Frisch sind sich spinnefeind, drängt Letzterer den anderen durch
Dunpingpreise vom Markt. Laibles Familie zieht die Notbremse und verkauft den Traditionsbetrieb an den
Konkurrenten. Als Frisch jedoch von seinem eigenen Vater ausgebootet wird, gibt es nur noch eine Möglichkeit: Laible
und Frisch müssen sich zusammentun. Oh je! - Wie bereits zwei Kinofilme von DIE KIRCHE BLEIBT IM DORF
zementiert jetzt auch Michael Rösel mit seiner Komödie die Meinung, dass Schwaben alles können – außer Humor!
Was vielleicht noch in einer TV-Serie funktioniert, geht bei einem abendfüllenden Spielfilm so richtig daneben. Weder
wird so richtiges Schwäbisch gesprochen, noch zünden die Gags. Das Ergebnis zieht sich wie Kaugummi – und dürfte
damit (die Erfahrung zeigt’s!) womöglich echtes Potenzial für einen Kassenknüller haben. Vom Cast wirkt eigentlich
nur Simon Licht überzeugend – den überheblichen Kotzbrocken Frisch hat er richtig gut drauf. Wenn schon die
Geschichte nicht zu punkten versteht, dann wenigstens die schönen Bilder von Bad Urach, die meist mit Drohnen
aufgenommen wurden, sowie die Filmmusik von Jörg Lemberg, der das Beste aus dem Film herauszuholen versteht.
Fazit: wer kein Kopfkino mag, der greife zum DOIG!
OPER. L’OPERA DE PARIS (1:1.85, 5.1) OT: L' Opéra Verleih: Kool (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich, Schweiz 2017 Regie: Jean-Stéphane Bron Kinostart: 28.12.2017
Erinnern Sie sich noch an den grandiosen Dokumentarfilm über das Münchener Opernhaus? GANZ GROSSE OPER
war der Titel von Toni Schmids Film, der im Juni in die Kinos kam. Jetzt legt Regisseur Jean-Stéphane Bron nach und
porträtiert die Pariser Oper. Anders als in Schmids Film, der Mitarbeiter des Opernhauses zu Wort kommen lässt, nimmt
Brons Kamera hier nur eine beobachtende Position ein. Das aber ist genauso spannend. Was tun, wenn ein Sänger
wegen Krankheit plötzlich ausfällt? Oder wenn einer der Sänger das Wort “Wurst” einfach nicht richtig ausspricht? Was
tun, wenn das Opernhaus durch einen drohenden Streik bedroht wird? Bron zeigt uns in seinem Film den Alltag der
Pariser Oper, lässt uns teilhaben ans Proben von Chor, Orchester, Solisten und Tänzern – ja sogar an einem lebendigen
Stier, der mit auf die Bühne muss und bei den Beteiligten für Unbehagen sorgt. Er zeigt uns einen jungen Russen, der
aus Deutschland kommend ein zweijähriges Engagement an der Pariser Oper erhält und vor Freude kaum an sich halten
kann. Auch der Nachwuchs spielt natürlich eine Rolle: das Jugendorchester probt für den ersten großen Auftritt (und
erinnert irgendwie an LA MELODIE – DER KLANG VON PARIS, der am Dienstag auf meinem Pressefahrplan
stand). Bron gelingt es wie Schmid zuvor, die Faszination Oper einzufangen. Doch im Gegensatz zu Schmids Film
macht Bron das (leider) optisch eine Nummer kleiner: statt CinemaScope liefert er seine Bilder nur im kaschierten
Breitwandformat und nimmt damit etwas von der Größe der Oper weg.
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Dienstag, 07. November 2017 Ein Aufstand alter Männer Kino der leisen Töne und gepflegte Langeweile – so also geht ein Dienstag im Kino LA MELODIE – DER KLANG VON PARIS (1:2.35, DD 5.1) OT: La Mélodie Verleih: Prokino (24 Bilder) Land/Jahr: Frankreich 2017 Regie: Rachid Hami Darsteller: Kad Merad, Samir Guesmi, Alfred Renely Kinostart: 21.12.2017
Ein Violonist soll an einer Schule im Pariser Banlieu einer Orchesterklasse Geigenunterricht erteilen und sie schließlich
für die Pariser Philharmonie fit machen. Doch das raue Umfeld macht es ihm nicht leicht... Rachid Hami liefert mit
seinem Film nicht etwa großes Gefühlskino wie beispielsweise der inhaltlich verwandte DIE KINDER DES
MONSIEUR MATHIEU, sondern inszeniert seine Geschichte als eine der leisen Töne. Großen Anteil daran hat sein
Hauptdarsteller Kad Merad, der entgegen seinen bisherigen Rollen (man erinnere sich nur an WILLKOMMEN BEI
DEN SCH’TIS) extrem zurückhaltend, ja fast schon depressiv agiert. Dadurch jedoch wirkt der Film über die
Bedeutung der Musik als Mittel der Erziehung von Kindern ganz besonders überzeugend. Auch das jugendliche
Ensemble um Kad Merad herum gibt sich extrem authentisch. Die Wandlung vom wilden Haufen, der keine Gnade
kennt, hin zu musikbegeisterten Geigern ist nachvollziehbar und steckt obendrein auch noch an.
ALTE JUNGS (1:2.35, 5.1) OT: Rusty Boys Verleih: Camino Land/Jahr: Luxemburg 2016 Regie: Andy Bausch Darsteller: André Jung, Marco Lorenzini, Pol Greisch, Fernand Fox Kinostart: 04.01.2018
Nuckes, Fons, Lull und Jängi haben die Nase voll vom Altenheim. Unter Nuckes Führung proben die alten Herren den
Aufstand. Ihr Ziel: eine Alten-WG gründen, um so ein autonomes Altenheim zu schaffen. Die passende Immobilie
scheint auch sogleich gefunden zu sein. Nur am Kleingeld mangelt es. Aber das lässt sich ja irgendwie auftreiben...oder
etwa nicht? - Wie viele geriatrische Komödien müssen wir denn noch über uns ergehen lassen? Ein oder zwei sind ja
okay, aber spätestens wenn die dritte Auflage wieder alle altbekannten Witze aufwärmt, wird es einfach langweilig. So
zieht sich Andy Bauschs Film hin ohne wirklich Neues zu bringen. ALTE JUNGS fühlt sich damit nach Fernsehen an
(auch CinemaScope kann darüber nicht hinwegtäuschen). Allenfalls das Ensemble im vorgerückten Alter mag hier noch
begeistern – die spielen alle so cool als ob das alles echt wäre.
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Montag, 06. November 2017 Ein Film in Öl gemalt Gleich zum Wochenbeginn buhlten Anspruch und Kommerz um meine Aufmerksamkeit LOVING VINCENT (1:1.37, 5.1) OT: Loving Vincent Verleih: Weltkino Land/Jahr: Großbritannien, Polen 2017 Regie: Dorota Kobiela, Hugh Welchman Kinostart: 28.12.2017
Nach dem Tod Vincent van Goghs taucht im Nachlass des Künstlers ein nicht zugestellter Brief von Vincent an seinen
Bruder Theo auf. Der junge Armand erhält den Auftrag, den Brief persönlich zuzustellen. Als er in diesem
Zusammenhang an der letzten Wirkungsstätte des Malers aufschlägt, beginnt er ganz allmählich an dessen Selbstmord
zu zweifeln... Über 100 Künstler waren damit beschäftigt, jedes einzelne Bild des Films in Ölfarben zu malen – und das
ganz im Stil van Goghs. Entstanden ist dadurch einer der ungewöhnlichsten Animationsfilme der letzten Jahre mit einer
ganz eigenen Ästhetik. Die Suche nach der Wahrheit über Vincent van Goghs Tod bleibt spannend bis zum Schluss und
wird untermalt von einem hervorragenden Score aus der Feder von Clint Mansell.
BAD MOMS 2 (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: A Bad Moms Christmas Verleih: Tobis Land/Jahr: USA 2017 Regie: Jon Lucas, Scott Moore Darsteller: Mila Kunis, Kristen Bell, Kathryn Hahn Kinostart: 09.11.2017
Amy, Kiki und Carla stehen vor der größten Herausforderung im Leben einer Mutter: Weihnachten! Schließlich soll das
Fest der Liebe für ihre Kinder die schönste Zeit des Jahres werden. Aber die “Bad Moms” haben die Rechnung ohne
ihre eigenen Mütter gemacht. Denn die stehen ganz unverhofft vor den jeweiligen Türen und sorgen dafür, dass
Weihnachten zum Alptraum des Jahres wird: die “Bad Grandmas” sind los! - Waren es im ersten Film noch die jungen
Mütter, die für Chaos auf der Leinwand sorgten, so sind es jetzt deren Mütter, die ihren Töchtern das Weihnachtsfest
vermiesen. Hier jagt ein Gag den anderen – Spaß beiseite: der Film zieht sich wie Kaugummi! Das führt letztlich dazu,
dass der in Kapitel eingeteilte Film beim Zuschauer Schweißausbrüche generiert, wenn es heisst “Noch zwei Tage bis
Weihnachten”. Denn alleine schon der Gedanke, dass jetzt noch zwei weitere Tage aufgetischt werden, macht beim
Zuschauen angst und bang. Wie schon im ersten Film, so tummeln sich die Pointen (sofern man sie so bezeichnen kann)
mit Vorliebe unterhalb der Gürtellinie. Wer so etwas mag, dem seien die Bad Grandmas wärmstens empfohlen. Allen
Anderen sei dringend davon abgeraten.
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Freitag, 03. November 2017 Der pedantische Detektiv Gemischtes Doppel zum Wochenausklang DIESES BESCHEUERTE HERZ (1:2.35, 5.1) Verleih: Constantin Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Marc Rothemund Darsteller: Elyas M'Barek, Philip Noah Schwarz, Nadine Wrietz, Uwe Preuss, Lisa Bitter, Jürgen Tonkel, Tesha Moon Krieg Kinostart: 21.12.2017
Um seinem Sohn Lenny eine Lehre zu erteilen, dreht ihm sein Vater, ein erfolgreicher Chirurg, den Geldhahn zu.
Lenny soll endlich lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und seinem Dasein als Partylöwe Lebewohl
sagen. Und er gibt David gleichzeitig eine Aufgabe, deren pflichtgemäße Erfüllung den Geldhahn wieder aufdrehen
würde: er soll sich um seinen kleinen Patienten David kümmern, ein 15jähriger, der bereits mit einem Herzfehler und
anderen Gebrechen geboren wurde und vermutlich sein 16. Lebensjahr nicht mehr erleben wird. Widerwillig lässt sich
Lenny auf den Deal ein. Ein Deal, der Davids und sein Leben für immer verändern wird. - Mit einer insgesamt sehr
stimmigen Besetzung erzählt Regisseur Marc Rothemund die angeblich wahre Geschichte der Freundschaft zwischen
einem Nichtsnutz aus reichem Hause und einem todkranken Teenager, die schließlich für beide heilsame Wirkung zeigt.
Der Nichtsnutz wird zu einem besseren Menschen und beginnt am Ende sogar noch mit einem Medizinstudium, der
Todkranke feiert inzwischen bereits seinen 20. Geburtstag. Rothemund verzichtet in seiner Inszenierung weitgehend auf
Rührseligkeit und Kitsch, was insbesondere durch einen reduzierten Einsatz von Filmmusik erreicht wird. Kritisieren
kann man freilich den Umstand, dass das Abarbeiten von Davids “Bucket List” ohne entsprechendes finanzielles Polster
gar nicht möglich wäre. Dieselbe Kritik greift übrigens auch bei dem Jack Nicholson / Morgan Freeman Film DAS
BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS von 2007. Hier darf jeweils die Frage in den Raum gestellt werden, wie man die
teuren Wünsche von Todeskandidaten erfüllen kann ohne dass Kapital zur Verfügung steht. Im Film aus 2007 spielt
Nicholson einen Millionär, in Rothemunds Film finanziert Lennys reicher Vater die ganze Sache. Insofern darf man
sowohl den Nicholson-Film als auch Rothemunds Version als ein Märchen für Erwachsene ansehen. Allerdings eines
mit großem Unterhaltungswert. Das liegt zum großen Teil am Ensemble. Elyas M’Barek überzeugt hier in der Rolle des
Lebemanns, der zum fürsorglichen großen Bruder wird. Philip Noah Schwarz verkörpert den aufgeweckten David, der
ständig mit dem Tod zu kämpfen hat. Die eigentliche Überraschung im Film ist jedoch Nadine Wrietz, die Davids
Mutter spielt und damit alleine durch ihr Äußeres gegen Filmklischees besetzt wurde.
MORD IM ORIENT EXPRESS (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos / auch in 70mm 5.1 Datasat) OT: Murder On The Orient Express Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2017 Regie: Sir Kenneth Branagh Darsteller: Sir Kenneth Branagh, Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Daisy Ridley, Penélope Cruz, Willem Dafoe, Dame Judi Dench, Josh Gad, Derek Jacobi, Michael Peña, Leslie Odom Jr. Kinostart: 09.11.2017
Eigentlich befindet sich der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot auf Urlaubsreise mit dem Orient Express. Doch
wo Poirot ist, da ist das Verbrechen nicht weit. So geschieht es, dass einer der Passagiere, ein dubioser Geschäftsmann,
während der Fahrt ermordet wird. Ausgerechnet jetzt sorgt eine Lawine dafür, dass die Lokomotive entgleist. Während
die Zugpassagiere auf schnelle Bergung hoffen, beginnt Poirot mit der Aufklärung eines Falles, der sich alsbald als die
größte Herausforderung seiner Karriere entpuppt... Mit großem Aufwand hat sich Kenneth Branagh daran gemacht, den
Klassiker von Agatha Christie als Remake auf die Leinwand zu bringen. Kein leichtes Unterfangen angesichts des
Oscar-prämierten Films von Sidney Lumet aus dem Jahre 1974, in dem Albert Finney die Rolle des Meisterdetektivs
Hercule Poirot spielt. Wie Lumet so versammelt auch Branagh ein hochkarätiges Ensemble (besonders erwähnenswert:
Johnny Depp als Fiesling) für diese “Whodunit”-Geschichte, die zum überwiegenden Teil im fahruntüchtigen Orient
Express spielt. Dabei schlüpft Branagh selbst in die Rolle des Poirot, die er mit dem überdimensionalen Schnauzer
perfekt ausfüllt. Um sein Remake bewusst von der Erstverfilmung zu unterscheiden, hat Branagh die Geschichte
gleichzeitig etwas aufgepäppelt. Da gibt es eine längere Episode, mit der Poirots Genialität eingeführt wird, noch bevor
der Orient Express überhaupt zum Thema wird. Sogar ein paar Action-Elemente hat er integriert (Poirot wird
angeschossen!) und den Cast um einen farbigen Darsteller erweitert. Und weil Perfektionist Branagh seinen Film in
keinem geringeren Format als 65mm Negativfilm hat aufnehmen lassen, gibt es ein paar spektakuläre Kamerafahrten
und Landschaftspanoramen, die insbesondere in den Kinos voll zur Geltung kommen dürften, die den Film mit
70mm-Filmkopien zeigen (wie beispielsweise die Schauburg in Karlsruhe). Ob es wirklich ein Remake braucht, sei
einmal dahingestellt. Fakt jedoch ist, dass Branagh spannendes und sehr unterhaltsames Kino abgeliefert hat, das man
am besten im englischen Original anschauen sollte (Sorry, aber Willem Dafoe mit österreichischem Akzent in der
deutschen Synchro geht gar nicht!). Übrigens hat Branagh gleich schon eine Fortsetzung angelegt, sollte sein Film
finanziell erfolgreich sein. Drücken wir ihm die Daumen.
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Donnerstag, 02. November 2017 Die Liebe kommt im Schnee Survivaldrama und Liebesromanze – mit dem Erwerb eines Kinotickets für den heutigen Film schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe ZWISCHEN ZWEI LEBEN – THE MOUNTAIN BETWEEN US (1:2.35, 5.1 + 7.1) OT: The Mountain Between Us Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2017 Regie: Hany Abu-Assad Darsteller: Idris Elba, Kate Winslet, Beau Bridges, Dermot Mulroney Kinostart: 07.12.2017
Weil ihr Flug gecancelt wurde, schließen sich ein Neurochirurg und eine Fotojournalistin zusammen und chartern eine
kleine Propellermaschine, um noch pünktlich zu ihren Terminen zu kommen: Er zu einer wichtigen OP, Sie zu ihrer
Hochzeit. Doch über der verschneiten Bergwelt schlägt das Schicksal zu: der Pilot erleidet einen Schlaganfall, die
Maschine stürzt ab. Nur die beiden Passagiere sowie der Hund des Piloten überleben. In der extremen Natur beginnt ein
gnadenloser Überlebenskampf. Und nicht nur das – auch die Liebe schlägt zu... In sehr imposanter Landschaft setzt
Regisseur Hany Abu-Assad ein Rührstück um eine ungewollte Liebe in Szene: prächtige, mit Schnee überzogene
Bergpanoramen bilden den Hintergrund für den Überlebenskampf von Idris Elba und Kate Winslet. Besonders gelungen
ist der Flugzeugabsturz selbst, der ohne bemerkbaren Schnitt und mit 360-Grad-Kamerabewegungen von statten geht.
Was die Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten angeht: die wird zwar sehr behutsam angegangen und man lässt
ihr viel Zeit, sich zu entwickeln. Allerdings – Vorsicht: Spoileralarm! – wirkt die sich an den Survival-Trip
anschließende Exposition extrem aufgesetzt. Wenn also der erste Teil des Films die Zuschauer noch nicht zu Tränen
gerührt hat, dann soll der zweite Teil hier ganz schnell Abhilfe schaffen. Denn ohne Tränen kommt hier keiner aus dem
Kinosaal! Das könnte zumindest die Absicht der Filmemacher gewesen sein, die hier einen Roman von Charles Martin
verfilmt haben. Etwas störend fällt auch ins Gewicht, dass Kate Winslet stets gepflegt aussieht – die ganze Zeit. Und das
ob fürchterlicher Strapazen in der Wildnis. Passend dazu gibt es dann richtig schöne Waldhüttenromantik mit offenem
Kaminfeuer, heisser Suppe und fordernden Blicken. Da geht es halt leider manchmal mit der Inszenierung durch.
Immerhin geben Elba und Winslet ein hübsches gemischt-rassiges Paar ab, was in einem amerikanischen Film fast schon
eine Sensation darstellt. Störend (und das ist nicht Neues): die klinisch reine deutsche Synchronisation. Wer’s mag...
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Mittwoch, 01. November 2017 Im Hohen Norden mordet es sich besser Es war mal wieder an der Zeit, einen Film nachzusitzen SCHNEEMANN (1:1.85, DD 5.1 + 7.1) OT: The Snowman Verleih: Universal Land/Jahr: Großbritannien 2017 Regie: Tomas Alfredson Darsteller: Michael Fassbender, Rebecca Ferguson, Charlotte Gainsbourg, Val Kilmer, J.K. Simmons Kinostart: 19.10.2017
Als in Oslo eine junge Mutter spurlos verschwindet, werden der alkoholkranke Harry Hole und die Nachwuchskollegin
Katrine Bratt auf den Fall angesetzt. Im Verlauf ihrer Recherchen entdecken die beiden Ähnlichkeiten mit anderen
Fällen und kommen alsbald einem Serienkiller auf die Spur, der mit der Polizeit ein tödliches Katz- und Maus-Spiel
beginnt... Kalte, düstere Landschaften, gebrochene Helden, zerstückelte Leichen. Tomas Alfredsons Verfilmung des
gleichnamigen Romans von Jo Nesbo wirkt wie eine Art Quintessenz aller skandinavischer Krimis. Das hört sich
eigentlich ziemlich spannend an. Eigentlich. Leider wirkt Alfredsons Inszenierung eher wie eine Schlaftablette und passt
sich damit leider den Sehgewohnheiten altersschwacher Fernsehzuschauer an. Auch die Besetzung vermag hier nicht zu
Punkten. Michael Fassbender nimmt man den fürsorglichen Vater nicht ab und Val Kilmer ist mehr Karikatur denn
Charakter. Einzig Charlotte Gainsbourg und J.K. Simmons überzeugen in ihren Rollen. Dass am Ende dann auch noch
eine Fortsetzung in Aussicht gestellt wird, fühlt sich damit nicht als Versprechen, sondern eher als Drohung an.
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