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Dienstag, 29. Mai 2018 Eine Komödie geht baden Eine einzige Pressevorführung in dieser Woche...und was für eine! OVERBOARD (1:2.35, 5.1) OT: Overboard Verleih: Kinostar Land/Jahr: USA 2017 Regie: Rob Greenberg Darsteller: Eugenio Derbez, Anna Faris, Eva Longoria Kinostart: 14.06.2018
Zwei Welten prallen aufeinander: Leonardo, verzogener, reicher Frauenheld aus Mexiko, und Kate, hart arbeitende,
alleinerziehende Mutter dreier Töchter. Eigentlich soll sie als Reinigungskraft nur den Teppich in seiner Luxusyacht
saubermachen. Doch der arrogante Schnösel weigert sich zu bezahlen und schmeisst sie kurzerhand über Bord. Der
Zufall will es, dass Leonardo später selbst von Bord fällt, ohne dass es jemand bemerkt – und leidet fortan an
Gedächtnisverlust. Als Kate Wind davon bekommt, beschließt sie, dem Macho eine Lektion zu erteilen: sie gibt sich als
seine Frau aus. Ab jetzt muss Leonardo schwer ranklotzen, um “seine” Familie zu versorgen... Erinnern Sie sich noch an
OVERBOARD – EIN GOLDFISCH FÄLLT INS WASSER, mit dem Kurt Russell und Goldie Hawn als ungleiches
Paar 1987 für hohe Wellen sorgten? Rob Greenbergs neuer OVERBOARD ist nämlich nichts Anderes als ein Remake
des Garry Marshall Films – allerdings mit einem Geschlechterwechsel. War es 1987 noch Goldie Hawn, der als
verzogenes Society-Girl eine Lektion von Arbeiter Kurt Russell erteilt wurde, so ist es jetzt Eugenio Derbez, dem als
verwöhnten Sohn aus reichem Hause eine Lektion erteilt wird – durch Anna Faris als alleinerziehende und hart
arbeitende junge Frau. Im neuen Film gibt es sogar einen kleinen versteckten Hinweis auf den Originalfilm. Allerdings
macht das aus dem Remake keineswegs einen guten Film geschweige denn eine gute Komödie. Die Inszenierung ist
derart träge, dass man gerne in gesunden Tiefschlaf versinkt. Da werden Gags immer wieder in die Länge gezogen, was
dem Timing extrem abträglich ist. Besser wäre es gewesen, den Film auf 80 Minuten zu beschränken und nicht mit
Füllmaterial vollzustopfen, nur damit am Ende 112 Minuten herauskommen. Nicht einmal die zusätzlichen Szenen, die
während des Abspanns gezeigt werden, animieren zum Lachen, sondern bestätigen den Eindruck, den man während des
Films bereits gewonnen hat. Wer viel Zeit im Leben hat und noch nie im Kino war, dem wird sich hier vielleicht ein
“Meisterwerk” offenbaren. Aber diese Zielgruppe wird wohl nicht existieren.
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Donnerstag, 24. Mai 2018 Liebe fragt nicht nach dem Geschlecht Nur eine einzige Pressevorführung in dieser Woche! Dafür aber eine richtig gute Feelgood-Komödie LOVE, SIMON (1:2.35, 5.1) OT: Love, Simon Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2018 Regie: Greg Berlanti Darsteller: Nick Robinson, Jennifer Garner, Josh Duhamel Kinostart: 28.06.2018
Es ist das letzte Schuljahr für den 17jährigen Simon, ein ganz normaler Teenager mit besten Freundinnen und Freunden.
Doch Simon hat ein Geheimnis, das niemand kennt: er ist schwul. Solange er noch zur Schule geht, kommt ein Outen für
ihn nicht in Frage. Als sich ein anderer Schüler anonym im Internet outet, nimmt er per Email Kontakt mit ihm auf –
ebenfalls anonym. Die beiden erzählen sich in ihrer Korrespondenz die intimsten Dinge. Dumm nur, dass ein
Klassenkamerad ganz zufällig an die Chatverläufe gelangt. Der erpresst ihn jetzt damit, die Chatverläufe publik zu
machen, falls Simon ihm nicht hilft, bei Simons bester Freundin Abby zu landen. Bald herrscht vollkommenes Chaos in
Simons Clique... Warum müssen sich eigentlich immer nur Schwule outen? Im Rahmen der Gleichberechtigung wäre es
doch sicherlich angebracht, wenn sich jetzt auch Heteros zu ihrer Neigung bekennen müssten! Eine These, die Regisseur
Greg Berlanti in der schönsten Szene seines Films höchst amüsant umsetzt und in eine fetzige Musicalnummer münden
lässt. Und Berlanti weiß wovon er spricht: er ist selbst homosexuell. Dass Homos dieselben Probleme bei der Suche
nach der großen Liebe haben wie Heteros, schildert Berlanti in seiner Komödie mit soviel Witz und noch mehr Gefühl,
dass LOVE, SIMON wahrhaftig zu einem Date-Movie für alle Geschlechter und alle Neigungen gerät. Eine attraktive
Playlist führt die Tonspur an und schafft so die perfekte Stimmung, um sich in die Filmfiguren zu verlieben. Der Cast
dieser Herz-Schmerz-Story sprüht nur so vor Energie! Nick Robinson alias Simon ist dabei eine gewisse Ähnlichkeit mit
Matthew Broderick als Ferris Bueller nicht abzusprechen. Wenn die allerletzte Szene im Film dann auch noch eine
Reminiszenz an FERRIS MACHT BLAU darstellt, wird klar, dass die Ähnlichkeit wohl kein Zufall war. Man kann
also Berlantis Film durchaus als eine Art Upgrade auf den 1980er-Jahre-Kultfilm von John Hughes interpretieren – jetzt
eben erweiterte um eine gleichgeschlechtliche Komponente. Schade ist nur, dass es Berlanti nicht übers Herz gebracht
hat, seinen Film mit einem offenen Ende zu versehen. Da waren die Gesetze des US-Kinomarktes wohl wieder zu hart.
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Mittwoch, 16. Mai 2018 Ein Kind wird zum Alptraum Zur Wochenmitte ein Psychodrama made in Germany DIE TOCHTER (1:2.35, 5.1) Verleih: missingFilms Land/Jahr: Deutschland 2017 Regie: Mascha Schilinski Darsteller: Helena Zengel, Karsten Mielke, Artemis Chalkidou Kinostart: 17.05.2018
Im Urlaub vor zwei Jahren haben sich ihre Eltern getrennt. Jetzt lebt die 7jährige Luca bei ihrer Mutter und sieht ihren
Vater nur gelegentlich. Kein Wunder, dass sie die Zeit mit Papa über alle Maßen liebt! Als sich endlich ein Käufer für
das gemeinsame Ferienhaus auf einer griechischen Insel findet, reisen die Drei dorthin, um notwendige
Renovierungsarbeiten durchzuführen. Während des Aufenthalts verlieben sich die Eltern wieder ineinander, was Luca
argwöhnisch beobachtet und schließlich zu sabotieren versucht... Was als harmloses Familiendrama beginnt, entwickelt
sich im Laufe des Films zu einem ausgefeilten Psychothriller. Mascha Schilinksi beweist in ihrem Debütfilm nicht nur
ein sicheres Gespür für Situationen, die sich bedrohlich zuspitzen, sondern auch einen exzellenten Umgang mit den
Darstellern in ihrem Drei-Personen-Stück. Mit geradezu erschreckender Authentizität schlüpfen ihre Schauspieler in die
psychologisch fundiert angelegten Rollen. Besondere Erwähnung verdient hier die erst 8jährige Helena Zengel, die sich
als wahres Naturtalent erweist. Wenn sie ihre Filmeltern gegeneinander ausspielt, wirkt das so echt, dass einem fast
schon der Atem stockt! Kameramann Fabian Gamper gelingen beeindruckende Bilder, die nach einer großen Leinwand
schreien und absolut nichts mehr vom TV-Mief vieler deutscher Kinofilme innehaben.
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Dienstag, 15. Mai 2018 Auf der Suche nach dem inneren Ich Ein Dokumentarfilm läutete bereits am heutigen Dienstag das Ende der Pressewoche ein MANTRA – SOUNDS INTO SILENCE (1:1.78, 5.1) Verleih: Alpenrepublik (Filmperlen) Land/Jahr: Spanien, Deutschland 2017 Regie: Georgia Wyss Kinostart: 07.06.2018
Mantra – das bedeutet frei übersetzt “Geist” (man) und “Instrument” (tra), um Ersteren aus seiner Ruhe zu bringen. In
ihrem knapp 90minütigen und durch Crowd Funding finanzierten Dokumentarfilm versucht Georgia Wyss dem
Phänomen der “Mantras” nachzuspüren. Was passiert mit Menschen, die sich über einen langen Zeitraum einem Mantra
hingeben? Ein Neurowissenschaftler gibt die Antwort: die vorderen Hirnlappen vergrößern sich, aktivieren damit andere
Bereiche des Gehirns als die der Logik und festigen damit das Vertrauen in etwas “Größeres”. Doch die Wissenschaft
bleibt – Gottseidank – nur eine Randerscheinung in einem Film, in dem es ganz besonders um Spiritualität und dem
Finden des inneren Ichs geht. Menschen erzählen vor Wyss‘ Kamera, wie sie zum ersten Mal mit Mantras in Berührung
gekommen sind und was es in ihnen auslöste. Dazwischen gibt es reichlich Musik, die die Filmemacherin bei
Live-Auftritten von Mantra-Stars mitgeschnitten hat und die zeigen, wie sehr die Menschen durch diese Musik berührt
werden und automatisch in den Gesang mit eintreten. Dieses gemeinschaftliche Singen war einst fester Bestandteil der
menschlichen Gemeinschaft, heute kennt man es (fast) nur noch bei Naturvölkern. Überhaupt bedarf es wieder mehr
Gemeinschaftssinn in unserer aus den Fugen geratenen Welt. Besonders imponierend ist eine Sequenz, die in einem
Gefängnis in den USA gefilmt wurde und in der einer der bekannten Mantra-Sänger für die Insassen ein Konzert gibt.
“Obgleich man in diesen Mauern gefangen ist, fühlt man sich dabei frei”, meint einer der Häftlinge im Anschluss. Wyss‘
Film empfiehlt sich insbesondere für Menschen, die auf der Suche sind – nach sich selbst oder auch einem Sinn in ihrem
Leben. Leider entspricht die Tonqualität der Interviewsequenzen nicht unbedingt heutigen Standards, doch fällt das
sicher bei der Zielgruppe des Films nicht weiter ins Gewicht.
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Montag, 14. Mai 2018 Der Professor und seine Studentin Nach vier Tagen Technicolor-Extravaganza hat mich der Alltag wieder zurück: ich sitze schon wieder in einer Pressevorführung DIE BRILLANTE MADEMOISELLE NEILA (1:2.35, 5.1) OT: Le Brio Verleih: SquareOne/Universum (Fox) Land/Jahr: Frankreich 2017 Regie: Yvan Attal Darsteller: Camélia Jordana, Daniel Auteuil, Yasin Houicha Kinostart: 14.06.2018
Weil er bei der Universitätsleitung in Ungnade gefallen ist, soll Professor Pierre Mazard ausgerechnet jene Studentin für
einen Rhetorik-Wettbewerb coachen, die er an ihrem ersten Tag an der Uni vor versammelter Mannschaft alles andere
als politisch korrekt behandelt hat: Neila Salah. Die beiden liefern sich anfangs noch ein ungleiches Katz- und
Mausspiel, müssen aber bald erkennen, dass in jedem von ihnen auch noch ganz andere Qualitäten stecken... Auch wenn
Camélia Jordana als Neila und Daniel Auteuil als ihr Professor in ihren Rollen zu Hochform auflaufen, kaschiert dies
leider nicht das etwas laue Drehbuch, das den Film allenfalls als guten Fernsehfilm klassifiziert, nicht jedoch als einen
Film, für den es sich lohnt ins Kino zu gehen. Die Bilder sind zwar in breitem CinemaScope, doch wirken etliche
Einstellungen und Schnittbilder etwas gekünstelt. Zu guter Letzt mag man sich mit der Haltung des Films nicht so recht
anfreunden, läuft die am Ende doch tatsächlich darauf hinaus, dass man Rassismus und Arroganz bei einem Professor
durchgehen lassen kann, wenn der wenigstens pädagogisch etwas taugt. Aber vielleicht habe ich den Film ja auch nicht
verstanden, obgleich eine seiner Botschaften ganz klar ist: drücke Dich einfach aus!
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Dienstag, 08. Mai 2018 Der lange Tod und die Hochzeitsnacht Ein Double Feature noch und schon ist wieder Wochenende – pressetechnisch gesehen EUPHORIA (1:2.35, 5.1) OT: Euphoria Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Schweden, Großbritannien, Deutschland 2017 Regie: Lisa Langseth Darsteller: Alicia Vikander, Eva Green, Charlotte Rampling Kinostart: 24.05.2018
Die Schwestern Ines und Emilie haben sich schon seit Jahren aus den Augen verloren. Umso mehr freut sich Emilie, als
sich ihre Schwester auf einen gemeinsamen Kurzurlaub einlässt. Ihr Ziel ist ein geheimnisvolles Anwesen, das versteckt
in einer Waldlichtung irgendwo in Europa liegt. Erst nach und nach wird Ines klar, was ihre Schwester im Schilde
führt... Es ist ein recht langer Tod, der hier gestorben wird! Die Schauspieler bemühen sich so gut es geht gute Miene
zum bösen Spiel zu machen, das Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Langseth hier in CinemaScope entspinnt. Fast
schon von der ersten Minute an ist klar, worum es in ihrem Film geht. Leider wird das Thema Sterbehilfe extrem
künstlich und wenig glaubhaft angegangen. Das Hin und Her zwischen den beiden Schwestern, die sich aussöhnen
müssen, um loslassen zu können, wirkt in die Länge gezogen, so dass man nach der Hälfte des Films eigentlich schon
genug davon hat. Es ist jammerschade, dass damit großes Darstellerpotenzial vergeudet wird.
AM STRAND (1:2.35, 5.1) OT: On Chesil Beach Verleih: Prokino (Fox) Land/Jahr: Großbritannien 2017 Regie: Dominic Cooke Darsteller: Saoirse Ronan, Billy Howle, Emily Watson Kinostart: 21.06.2018
Florence und Edward sind frisch vermählt, als sie 1962 im englischen Dorset am Strand von Chesil Beach ihre
Flitterwochen genießen wollen. Das Schwierigste dabei ist die Hochzeitsnacht – vor allem dann, wenn man keine
Erfahrung in solchen Dingen hat... Neben den mit Saoirse Ronan und Billy Howle topbesetzten Hauptrollen ist vor
allem die Kameraarbeit von Sean Bobbitt der heimliche Star des Films. Auf Film gedreht und unter Ausnutzung des
CinemaScope-Formats liefert er wundervoll komponierte und in den Farben stimmige Bilder, aus deren Poren
exzellentes Zeitkolorit verströmt. Mit vielen Zeitsprüngen inszeniert Theaterregisseur Dominic Cooke sein Filmdebüt
über die Hochzeitsnacht eines frisch vermählten Paares, das im Käfig seiner Zeit sowie seiner Erziehung gefangen ist. Es
passiert nicht viel in diesem detailreich ausgestatteten Drama, aber doch soviel, dass man gerne gespannt dabei bleibt.
Kino mit Anspruch.
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Montag, 07. Mai 2018 Der selbstverliebte Supermann ist zurück Action pur zum Auftakt einer reduzierten Pressewoche DEADPOOL 2 (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Deadpool 2 Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2018 Regie: David Leitch Darsteller: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Josh Brolin Kinostart: 17.05.2018
Deadpool bekommt es mit einem ziemlich starken Kämpfer namens Cable zu tun. Genau das Richtige für den
selbstverliebten Supermann, um den Tod seiner Freundin zu überwinden... Badass Deadpool ist zurück – und mit ihm
der teilweise herrlich sarkastisch-ironische Blick auf die Marvel-Superhelden-Filme. Hier nimmt sich das Genre selbst
auf die Schippe. Allerdings bleibt der Überraschungseffekt jetzt aus, da man das alles schon in ähnlicher Art und Weise
aus dem ersten Film kennt und mit entsprechender Erwartungshaltung in den neuen Film geht. Langweilig wird’s immer
dann, wenn sich die Protagonisten gegenseitig brutal kloppen. Die Betonung liegt hier auf brutal. Coole Sprüche,
Referenzen zu vielen Filmen und witzige musikalische Einfälle machen den Film auf jeden Fall wesentlich erträglicher
als die ernst gemeinten Marvel-Filme. Besonderes Schmankerl: der an Bond-Filme angelehnte Titelvorspann.
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Freitag, 04. Mai 2018 Die sozialen Netzwerke und der Papst Zum Wochenausklang gab es heute gleich zwei spannende Dokumentarfilme THE CLEANERS (1:1.85, 5.1) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Deutschland 2018 Regie: Hans Block, Moritz Riesewieck Kinostart: 17.05.2018
Haben Sie gewusst, dass große Internetkonzerne wie Facebook, Google und Twitter Heerscharen von Mitarbeitern
beschäftigen, die nichts anderes tun, als den ganzen Tag lang die sozialen Netzwerke vom Müll zu befreien? Müll heisst
hier: alles, was nicht den Richtlinien des Netzwerkes entspricht, wird gelöscht. Allerdings nicht dort, wo die Konzerne
zuhause sind, sondern vornehmlich in Manila. Die Filmemacher Hans Block und Moritz Riesewieck riskieren einen
Blick in diese Welt der sogenannten “Content Moderator” und holen sich ein paar dieser Menschen vor die Kamera. Die
erzählen von ihrer Arbeit, von ihrem “Delete” und dem “Ignore”, mit dem sie jedes Bild und jedes Video einteilen. Bis
zu 25.000 Bilder tagtäglich muss ein einzelner “Content Moderator” analysieren. Und er sieht alles. Das führt oft zu
psychischen Problemen. Aber es gibt keine psychologische Betreuung. Beängstigend auch der Gedanke, dass ein paar
wenige Menschen darüber entscheiden, was gezeigt werden darf und was nicht. Block und Riesewieck zeigen Fälle, bei
denen deutlich wird, dass damit auch politisch Einfluss genommen werden kann. THE CLEANERS ist eine hoch
spannende Dokumentation über die Schattenseiten der sozialen Netzwerke, die sich jeder User anschauen sollte.
PAPST FRANZISKUS – EIN MANN SEINES WORTES (1:1.85, 5.1) OT: Pope Francis: A Man Of His Word Verleih: Universal Land/Jahr: Italien, Schweiz, Deutschland, Frankreich 2018 Regie: Wim Wenders Darsteller: Papst Franziskus Kinostart: 14.06.2018
Eine Audienz beim Papst zu bekommen ist schwierig und teuer. Sehr viel einfacher ist es, ein Kinoticket für Wim
Wenders Papst-Doku zu ergattern. Das ist dann auch weit weniger teuer und übertrifft die Audienz auch noch. Denn
Wenders lässt Papst Franziskus aus ganz kurzer Distanz in seine Kamera sprechen. Als Zuschauer ist man hier quasi mit
dem Papst auf Augenhöhe. Und nicht nur das: Franziskus legt in seiner gewohnt ruhigen und wohl überlegten Art seine
persönlichen Ansichten zu den großen Themen dieser Welt dar. Schnell wird klar: hier redet ein weiser Mann. Kein
kirchlicher Patriarch, sondern Einer, der in den Fußstapfen seines großen Vorbildes Franz von Assissi wandelt. Einer
der von Armut als Schlüssel zum wahren Glück predigt. Wenders hat neben den intimen Interviewpassagen auch noch
jede Menge dokumentarisches Material in seinen Film montiert, die den Papst bei vielen seiner Reisen zeigt, sei es zu
notleidenden Menschen auf den Philippinen, zu einem Kinderkrankenhaus in Afrika oder zu den Kongressabgeordneten
in Washington. Und immer wieder begeistert er mit den Worten, die er den Menschen sagt. Wenders porträtiert hier
einen Mann, der nicht nur predigt, sondern auch das vorlebt, was er predigt – schlicht einen Erneuerer der Kirche. Ein
beeindruckender Dokumentarfilm.
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Donnerstag, 03. Mai 2018 Es geht mit dem Teufel zu! Des Teufels Tochter mischt sich unter die Menschen und eine Mutter nimmt Kontakt mit dem Jenseits auf – mein Donnerstagsdoppel MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN (1:2.35, 5.1) Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Deutschland 2018 Regie: Marco Petry Darsteller: Emma Bading, Janina Fautz, Ludwig Simon, Samuel Finzi Kinostart: 28.06.2018
Die Tochter des Teufels handelt mit ihrem Herrn Papa einen Deal aus: wenn sie binnen einer Woche den von ihm
bestimmten Menschen vom rechten Wege abführt, darf das Teenie-Töchterlein weiterhin im teuflischen Außendienst
arbeiten. Natürlich sucht ihr Papa Teufel einen harten Brocken aus – ein extrem braves Mädchen aus einem noch
braveren Elternhaus... Mit einer sehr spielfreudigen Besetzung wendet sich Marco Petrys Komödie vor allem an
Teenager von 14 bis 16 und dort insbesondere an Mädchen. Da wird herumgezickt, dass sich die Balken biegen! Flott
inszeniert und (wie so oft bei deutschen Komödien) mit einem Overload an (Film)Musik präsentiert, werden sich
speziell “Backfische” an den teuflischen Versuchen erfreuen, aus einem Gutmenschen etwas Böses zu machen. Was
freilich am Ende nicht gelingt – denn schließlich siegt die Liebe. Kurzweilige Unterhaltung die schnell wieder vergessen
ist.
HEREDITARY – DAS VERMÄCHTNIS (1:2.00, 5.1) OT: Hereditary Verleih: Splendid (24 Bilder) Land/Jahr: USA 2018 Regie: Ari Aster Darsteller: Toni Collette, Gabriel Byrne, Alex Wolff Kinostart: 14.06.2018
Als Annie kurz nach dem Tod ihrer als seltsam bekannten Mutter auch noch ihre kleine Tochter Charlie bei einem
grässlichen Autounfall verliert, lässt sie sich auf eine Seance ein, um Kontakt mit ihr im Jenseits zu erhalten... Für ein
Kinodebüt ist Ari Asters Horrorfilm sehr respektabel. Mit seinen Bildkompositionen und der ungemein effektvollen
Tonspur beweist der Nachwuchsregisseur ein todsicheres Gespür für eine alptraumhafte Atmosphäre, in der schon ein
einfaches Schnalzen kalte Schauer über den Rücken jagen kann. So gerät zumindest die erste Hälfte des überlangen
Films zu einem wahren Horrorfest. Doch spätestens ab der Mitte verlässt sich der Regisseur viel zu sehr auf visuelle
Effekte und andere Gimmicks und verliert die eingangs so wunderbar geschaffene düstere Atmosphäre vollkommen aus
dem Blick. Jetzt regiert Effekthascherei, das Drehbuch kippt, der Zuschauer verlässt enttäuscht den Kinosaal. Das gilt
zumindest für Genrefreunde, nicht für Neueinsteiger! Toni Collette liefert in der Rolle der Mutter, die sich auf schwarze
Magie einlässt, eine Power-Performance, Gabriel Byrne als ihr Ehemann wirkt dagegen schon leicht unterfordert. Fazit:
Horrorfilm mit sehr guten Ansätzen.
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