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Mittwoch, 26. Dezember 2018 Auch unter Wasser braucht es einen Helden Zum Jahresabschluss noch ein kurzer Abstecher ins IMAX-Kino, um nachzusitzen AQUAMAN (1:2.35 & 1:1.90 (IMAX), DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Aquaman Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2018 Regie: James Wan Darsteller: Jason Momoa, Amber Heard, Willem Dafoe, Patrick Wilson, Nicole Kidman, Dolph Ludgren Kinostart: 20.12.2018
Arthur ist das Produkt der Liebe zwischen einem einfachen Leuchtturmwärter und der Königin von Atlantis, die aber
kurz nach seiner Geburt im Meer verschwindet. Und natürlich verfügt Arthur über Superkräfte. Genau die wird er auch
brauchen, als sich einer der intriganten Herrscher von Atlantis gegen die Oberwelt erhebt, um die alleinige Macht über
die gesamte Welt zu erlangen... Was die Handlung angeht, so bedient sich wie unlängst MORTAL ENGINES auch
AQUAMAN der modernen Filmgeschichte und baut Versatzstücke von INDIANA JONES bis hin zu den STAR
WARS Filmen munter in den Film ein. Das stört hier aber weit weniger als die Überlänge des Films. Gefühlt wird die
meiste Zeit seiner 144 Spielminuten für Schlachtengemälde verschwendet. Die sind tricktechnisch selbstverständlich auf
höchstem Niveau, tragen aber leider nicht viel zu der recht dünnen Story bei. Ein echter Hingucker im Film ist das
leuchtend rote Haar von Amber Heard, das sich dank modernster Tricktechnik sogar unter Wasser im Wellengang wiegt.
Aber freilich gibt es noch viele andere Hingucker. Insbesondere die Unterwasserwelt mit einer wahrhaften Explosion
von Farben und der unendlich scheinenden Tiefe bietet besonders auf IMAX-Bildwänden einen optischen Leckerbissen.
Da braucht es eigentlich gar kein künstliches 3D mehr um sich die Dimension des Raumes vorzustellen. Ein absolutes
Highlight in Sachen Kamera-Choreographie jedoch ist jene adrenalintreibende Sequenz auf Sizilien, in der die Kamera
gleich zwei Actioneinlagen parallel verfolgt und bei der die visuellen Effekte phänomenal gut gelungen sind.
Filmmusikalisch überzeugt der von James Wan (SAW) inszenierte Film durch einen fulminant bombastischen Score von
Rupert Gregson-Williams, bei dem sogar ein Chor zum Einsatz kommt, AQUAMAN ist Kino für die weniger
Anspruchsvollen, die gerne Popcorn knabbern, während auf der Leinwand bunte Bilder flimmern. Aber Obacht: auch
wenn der Film die Freigabe ab 12 Jahren von der FSK erhalten hat, dürften die gezeigten Brutalitäten für jüngere
Zuschauer durchaus verstörend sein. Noch eine Anmerkung zur gesichteten IMAX-Fassung: die bietet nämlich zwei
Bildformate im Wechsel. So erweitert sich das 1:2.35 Bild beim Eintauchen in die Unterwasserwelt nach oben und
unten. Leider sind diese Bildformatwechsel nicht immer dramaturgisch nachvollziehbar, was sie letzten Endes als
willkürlich erscheinen lässt.
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Dienstag, 25. Dezember 2018 It’s Tradition! Nachsitzen am ersten Weihnachtsfeiertag kann auch richtig Spaß machen MARY POPPINS‘ RÜCKKEHR (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Mary Poppins Returns Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2018 Regie: Rob Marshall Darsteller: Emily Blunt, Lin-Manuel Miranda, Ben Whishaw, Emily Mortimer, Colin Firth, Meryl Streep, Angela Lansbury Kinostart: 20.12.2018
Die Wirtschaftskrise hat London in den 1930er Jahren fest im Griff. Auch bei der Banks-Familie geht sie nicht spurenlos
vorbei: ihr Haus ist vollkommen überschuldet und fällt an die Bank, wenn die Schulden nicht binnen weniger Tage
getilgt werden. Was für ein Glück für Michael und seine drei kleinen Kinder, dass just in diesem Moment eine alte
Bekannte aus Kindertagen vom Himmel schwebt: Mary Poppins! Mit ihrem Wahlspruch “Nichts ist unmöglich” und ein
klein wenig Magie macht sich die Nanny an die Arbeit... Sie mögen Musicals alter Schule? Dann sind Sie bei diesem
Film genau richtig aufgehoben. Denn Rob Marshalls Inszenierung der Fortsetzung des Disney-Klassikers aus dem Jahre
1964 feiert den ikonischen Stil des Originals und schwelgt in nostalgisch angehauchten Kulissen. Der neue Film steht
dem Original in Nichts nach, sondern setzt diesem dank der inzwischen perfektionierten Technik mindestens zwei
Schippen drauf! Auch die Musik (Songs & Score von Marc Shaiman) verstehen sich ganz im Geiste der Lieder der
Sherman Brothers, die das Original erst zu dem machten was es ist. Emily Blunt schlüpft jetzt in die Rolle, mit der Julie
Andrews einst ihren Durchbruch hatte, und sie macht es tadellos: bestes britisches Understatement mit einem Hauch von
Arroganz und stets wie aus dem Ei gepellt mit besten Umgangsformen. Und man soll es kaum glauben: Colin Firth darf
den Schurken mimen – einen skrupellosen Banker, womit der Film sogar den Zeitgeist trifft. MARY POPPINS‘
RÜCKKEHR ist witzig und spannend zugleich und liefert immer wieder großartige Musiknummern. Als Hommage an
das Original gibt es dann sogar eine Sequenz mit einer perfekt gelungenen Kombination aus zweidimensionaler
Animationstechnik und Realszenen. Beste Familienunterhaltung in alter Disney-Tradition.
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Sonntag, 23. Dezember 2018 Frühe Jahre einer Kinderbuchautorin Passend zu Weihnachten ein emotional aufwühlender Film ASTRID (1:2.35, 5.1) OT: Unga Astrid Verleih: DCM Land/Jahr: Schweden, Dänemark, Deutschland 2018 Regie: Pernille Fischer Christensen Darsteller: Alba August, Trine Dyrholm, Magnus Krepper Kinostart: 06.12.2018
Als eines von mehreren Kindern wächst die aufgeschlossene und phantasievolle Astrid Anfang der 1920er Jahre auf dem
Bauernhof ihrer Eltern auf. Aufgrund ihres Schreibtalents erhält sie die Gelegenheit, als Sekretärin und Reporterin bei
der Lokalzeitung anzufangen, wo sie schließlich mit 18 Jahren eine Affäre mit ihrem unglücklich verheirateten Chef
eingeht und schwanger wird. Um einen Skandal zu verhindern, gebärt sie ihr Kind in Dänemark, wo es bei einer
Pflegemutter bleibt, um es später nach Schweden zu holen, sobald sie ihren Chef heiraten kann. Das aber gestaltet sich
weitaus schwieriger als gedacht... Pernille Fischer Christensens Film über Astrid Lindgren ist kein Biopic im üblichen
Sinn, da der Film nur die ganz frühen Jahre ihres Lebens ausschnittsweise reflektiert, also jene Zeit, in der die junge
Frau noch gar keine Kinderbücher geschrieben hatte. Besonders beeindruckend ist die Besetzung der Hauptrolle. Alba
August, Tochter des dnischen Regisseurs Bille August, verleiht ihrer Rolle der jungen Astrid Glaubhaftigkeit. Gekonnt
verwendet die Regisseurin die von Kindern eingesprochenen Grußworte zu Lindgrens Geburtstag, um zwischen
Zeitabschnitten überzuleiten. Was in dem Biopic etwas stört ist die unruhige Handkameraführung. Vermutlich soll
dadurch so etwas wie Authentizität geschaffen werden, aber es wirkt leicht fehlplatziert. Was hervorragend gelingt ist
das Porträt einer Frau, die damals ihrer Zeit bereits weit voraus war und stets viel Menschlichkeit bewies.
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Donnerstag, 20. Dezember 2018 Luftsprünge Die letzte Pressevorführung des Jahres brachte mir einen altbekannten Spruch nahe: “Aller Guten Dinge sind drei”. Denn erst die dritte 3D-Shutterbrille war funktionstüchtig THE BIG JUMP (1:1.85, 3D, DD 5.1) Verleih: Kinostar Land/Jahr: Österreich 2018 Regie: Ernst Kaufmann Kinostart: 07.03.2019
Gleich vorweg: die uns in der heutigen Pressevorführung gezeigte Fassung trug den Titel “The Big Jump – Work in
Progress” – also eine vorläufige Version, nicht die Version die letztendlich in den Kinos zu sehen sein wird. Somit darf
auch diese Kurzrezension nur als “Work in Progress” angesehen werden.
Mit kameratechnisch großem Aufwand hat sich das Team um Regisseur Ernst Kaufmann aufgemacht, um eine ebenso aufregende wie gefährliche Sportart auf die große Leinwand zu holen: das Skifliegen. Mittels der eingesetzten 3D-Technik (wohlgemerkt: die Bilder wurden in echtem 3D aufgenommen und nicht nachträglich dreidimensionalisiert) soll dem Zuschauer jenes Gefühl, das die Skispringer erfahren, wenn sie die Schanze hinabjagen und dann im freien Flug eine möglichst große Distanz hinter sich zu bringen, möglichst zum Greifen nahe gebracht werden. Das gelingt leider nur bedingt. Zumindest auf der Beschleunigungsstrecke kommt so etwas wie ein Adrenalinstoß im bequemen Kinosessel auf. Doch sobald der freie Flug beginnt (und er tut es leider immer mit einem Wackler”), verschwindet das Adrenalin schlagartig und die Kamera schwebt gefühlt langsam über dem Abgrund, der aber als solcher gar nicht richtig wirkt. Hier werden die Grenzen zwischen Realität und Filmaufnahme deutlich. Außer diesen Abfahrtsaufnahmen aus der Ich-Perspektive hat Kaufmanns Doku keine weiteren spektakulären Bilder zu bieten, sondern bleibt ziemlich konventionell. In 3D zwar, aber eben konventionell. Darin befragt zumeist Journalist und Moderator Hanno Settele bekannte Sportler aus der Skifliegerszene wie Andreas Wellinger oder Noriaki Kasai (teils mit Voice Over). Was treibt diese Männer an, sich einem solchen Risiko immer wieder auszusetzen? Welche Gefühle hat man beim Skifliegen überhaupt? Und was sagen die Angehörigen zu diesem Wahnsinnssport? Diese und ähnliche Fragen werden erörtert und mir Bildern vom Skispringen aus Kulm und Oberstorf dekoriert. Eine echte Dramaturgie gibt es dabei nicht, der Film steuert auf keinen Höhepunkt zu. Etwas unbeholfen wirken die zwei oder drei Stellen im Film, in denen Ski-As Sven Hannawald von der Leinwand zum Zuschauer spricht (und sich dabei auch noch verspricht). Zielgruppe für den Film dürften wohl am ehesten noch die Skiflugfans selber sein. |
Dienstag, 18. Dezember 2018 Und plötzlich steht London vor der Tür Heute mal wieder ein Nachsitztermin. MORTAL ENGINES: KRIEG DER STÄDTE (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Mortal Engines Verleih: Universal Land/Jahr: Neuseeland 2018 Regie: Christian Rivers Darsteller: Hera Hilmar, Robert Sheehan, Hugo Weaving Kinostart: 13.12.2018
In einem künftigen Jahrtausend: rollende Städte beherrschen den Erdball und verschlingen kleinere Städte, um sich
deren Ressourcen einzuverleiben. In London trifft der unscheinbare Tom auf die gesuchte Hester Shaw und sieht sich
schon bald im Kampf gegen böse Kräfte, die in der St. Paul’s Kathedrale eine tödliche Waffe errichten... Das einzig
Interessante an Christian Rivers Epos ist die Idee von Städten, die sich auf riesigen Rädern über den Erdball bewegen,
um andere Städte zu verschlingen. Alles Andere ist kalter Kaffee in dieser postapokalyptischen Saga, die stilistisch wohl
am besten mit “Star Wars trifft auf Herr der Ringe in Mad Max Optik” zu beschreiben wäre. Und die Optik ist dabei
wirklich sehr reizvoll. Weniger imposant als erwartet gibt sich allerdings die Tonspur, die leider bei Weitem nicht die
Möglichkeiten von Dolby Atmos ausschöpft. Will man sich unbedingt in die Meta-Ebene des Films begeben, so käme
hier eine interessante Auslegung in Frage. Denn wenn sich London ostwärts bewegt um den großen Wall zu
durchbrechen, könnte das im Prinzip auch als eine Abkehr vom Brexit gedeutet werden. Aber so weit sollten wir
tatsächlich nicht gehen und den Film Film sein lassen. Aber wem kann man diesen Film nun tatsächlich empfehlen? All
jenen, die weder George Lucas‘ Epen noch die Fantasy-Welten eines Peter Jackson kennen. Wie meinte meine
Begleiterin doch so treffend mit einem Zwinkern im Gesicht: “Dialoge für die Ewigkeit”.
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Freitag, 14. Dezember 2018 Im Mikrokosmos der Vielbeiner Ein tricktechnisches Meisterwerk stand zum Wochenabschluss auf meiner Agenda DIE WINZLINGE – ABENTEUER IN DER KARIBIK (1:2.35, 5.1) OT: Minuscule: Les Mandibules Du Bout Du Monde Verleih: Weltkino Land/Jahr: Frankreich 2018 Regie: Hélène Giraud, Thomas Szabo Kinostart: 21.02.2019
Als ein kleiner Marienkäfer durch unglückliche Umstände in einem Paket landet, das in die Karibik geschickt wird, setzt
sein Papa alle Hebel in Bewegung, um den Sprössling wieder nach Frankreich zu holen... Vor zwei Jahren
konfrontierten die Filmemacher Hélène Giraud und Thomas Szabo die Kinozuschauer zum ersten Mal mit dem
Mikrokosmos der Insekten. DIE WINZLINGE – OPERATION ZUCKERDOSE war der Titel dieser perfekten
Symbiose aus Computeranimation und Realaufnahmen. Jetzt gibt es ein Wiedersehen mit Marienkäfern und Ameisen,
die sich schon damals solidarisch zeigten, als er darum ging, eine Zuckerdose in die Ameisenburg zu bringen und gegen
Konkurrenten zu verteidigen. Solidarität wird auch heuer wieder groß geschrieben, wenn es darum geht, den aus
Versehen in der Karibik gestrandeten Marienkäfer wieder nach Hause zu holen. Wie schon Teil 1, so kommt auch der
neue Film vollkommen ohne Dialoge aus. Vollkommen? Nun, das stimmt so nicht ganz. Denn die kleinen Tierchen
sprechen sehr wohl – allerdings in einer für Menschen nicht verständlichen Sprache. Doch auch jetzt haben die begabten
Sound Designer ganze Arbeit geleistet: auch ohne Worte zu hören, weiß man anhand der Geräusche immer, was gemeint
ist. Überhaupt stellt der Film ein kleines Meisterwerk in akustischer Hinsicht dar. Was nicht durch Bilder erklärt werden
kann, übernimmt die hervorragend abgemischte Geräuschebene, ergänzt um den brillanten Score von Mathieu
Lamboley, der dem Film seine emotionale Ebene verleiht. Dass der Film auf der Höhe der Zeit ist, merkt man deutlich
daran, dass sich die kleinen Vielbeiner solidarisch zusammenschließen, um die Rodung eines Naturparadieses zu
verhindern. Diese Botschaft dürften sogar die ganz jungen Zuschauer verstehen. Allerdings gibt es im Film ein paar
recht gruselige Sequenzen, die den Kleinen Angst bereiten könnten. Hier empfiehlt sich elterlicher Beistand.
(P.S.: Als bekennendem Liebhaber sinfonischer Filmscores fiel mir eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Liebesthema (mit Chor!) dieses Films und Bronislau Kapers Liebesthema aus MEUTEREI AUF DER BOUNTY auf) |
Mittwoch, 12. Dezember 2018 Ein Pakt mit dem Seelensammler Hohe Animationskunst aus dem Reich der Mitte stand heute auf dem Kinofahrplan BIG FISH & BEGONIA (1:2.35, DD 5.1 + Atmos) OT: Dayu haitang Verleih: Universum Film Land/Jahr: China 2016 Regie: Chun Zhang, Xuan Liang Kinostart: 03.02.2019
Die junge Chun ist eines von vielen mystischen Wesen, die in einer Parallelwelt existiert und die Naturgesetze
kontrollieren. Anlässlich ihrer Volljährigkeit nimmt sie an einer alten Tradition teil, die sie für kurze Zeit das
Menschenreich erleben lässt. In Gestalt eines Delfins dort angekommen, verliebt sie sich in den Menschenjungen Kun,
der sie aus einem Fischernetz befreit und dabei selbst zu Tode kommt. Um dieses Unglück wieder ungeschehen zu
machen, lässt sich Chun auf einen Pakt mit dem Seelensammler ein, muss dafür aber einen hohen Preis bezahlen... Das
uns ausgerechnet ein Land wie China vorführt, welche Leuchtkraft und Farbigkeit Kinobilder tatsächlich haben können,
ist erstaunlich. Denn mittlerweile sind wir ja den farbentsättigten bis hin zum Fast-Schwarz-Weiß reichenden Look
amerikanischer Filmware gewohnt und sind ihn vermutlich schon alle leid geworden. Zumindest mir geht das so. Und so
freut es mich umso mehr, dass der von Chun Zhang und Xuan Liang bereits 2016 inszenierte Animationsfilm BIG FISH
& BEGONIA in der Schönheit seiner Bilder geradezu schwelgt! Ein wahre Explosion an Farben. Aber die gehören
natürlich zu einem Film, in dem es um das Leben im weitesten Sinne geht. Es ist eine wirklich berührende
Liebesgeschichte, die Groß und Klein gleichermaßen verstehen können, weil die Figuren genügend
Identifikationspotenzial bieten. Ein Fest der Magie für die Sinne, unterlegt mit wundervoller Orchestermusik (Kiyoshi
Yoshida). Für Fans asiatischer Animationsfilme ein Pflichtbesuch.
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Dienstag, 11. Dezember 2018 Was eine Familie ausmacht Wer noch auf der Suche nach einem anspruchsvollen, ans Herz gehenden Film für die Weihnachtszeit ist, könnte bei dem heutigen Film fündig werden SHOPLIFTERS (1:1.85, 5.1) OT: Manbiki Kazoku Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Japan 2018 Regie: Hirokazu Kore-eda Darsteller: Rirî Furankî, Sakura Ando, Mayu Matsuoka, Lily Franky Kinostart: 27.12.2018
In einer kalten Winternacht entdecken Gelegenheitsarbeiter Osamu und sein Sohn Shota ein kleines, verwahrlostes
Mädchen, Yuri. Osamu nimmt die Kleine kurzerhand mit die enge Hütte, in der sie mit Osamus Frau Nobuyo, der
Großmutter Hatsue sowie der Halbschwester Aki leben. Um das Überleben der Familie zu sichern, müssen alle helfen:
Vater und Sohn gehen tagsüber auf Diebestour, Oma bezieht eine Rente und Aki jobbt in einem Strip-Club. Auch die
kleine Yuri wird eingespannt und muss die Diebe unterstützen. Als eines Tages jedoch lange gehütete
Familiengeheimnisse ans Tageslicht kommen, droht das gesamte Familienidyll zu zerbrechen... Was macht eine Frau zur
Mutter? Ist es nur die Geburt? Und was macht aus Menschen eine Familie? Zählt da nur die genetische Abstammung?
Genau diesen Fragen geht Regisseur Hirokazu Kore-eda in seinem herzerwärmenden Sozialdrama nach. Und er liefert
dazu auf recht subtile Weise ganz klare Antworten. Menschlichkeit, Fürsorge und Liebe sind die Ingredienzien, die
Fremde zur Familie und die Frauen zu Müttern werden lassen. Selbst wenn es sich wie hier um Kleinkriminelle handelt.
Kore-edas Film überzeugt nicht nur inhaltlich, sondern auch handwerklich. Stimmige Bilder mit dem Blick fürs Detail
und eine exzellente Ausstattung tragen ebenso zum Gelingen bei wie das Darsteller-Ensemble. Der etwas andere
Weihnachtsfilm.
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Freitag, 07. Dezember 2018 Die vom Glück weniger Begünstigten Ein subtiles Drama ließ die Pressewoche heute für mich ausklingen WEIGHTLESS (1:2.35, 5.1) OT: Weightless Verleih: USA 2017 Land/Jahr: Kinostar Regie: Jaron Albertin Darsteller: Alessandro Nivola, Julianne Nicholson, Johnny Knoxville Kinostart: 31.01.2019
Joel hat sich sein Leben eingerichtet. Ein karges zwar, aber er braucht nicht mehr. Tagsüber jobbt er auf der
Mülldeponie, abends vergnügt er sich mit seiner Freundin. Eines Tages erhält er einen Anruf von der Schwester seiner
Ex. Letztere ist spurlos verschwunden und er soll sich ab sofort um das gemeinsame Kind kümmern. Das ist bereits 10
Jahre alt, hört auf den Namen Will und wiegt ganze 250 Pfund! Joel nimmt ihn mit nach Hause, kümmert sich aber nicht
um ihn. Während er arbeitet, bleibt Will ganz alleine zuhause. Als sich das Jugendamt einschaltet, weil es angesichts
Joels mental instabilem Zustand Bedenken hat und Will gar zu Pflegeeltern bringen will, entwickelt sich ein zartes Band
des Vertrauens zwischen Joel und seinem Sohn. Mit aller Macht möchte Joel verhindern, dass er seinen Sohn verliert...
Ein Mann steigt bei Dämmerung aus dem Wasser, erschöpft. Er ist offenbar wütend, schlägt mit den Fäusten auf den
Boden. Dann folgen Tränen. Die Bedeutung der Eröffnungsszene von Jaron Albertins Spielfilmdebüt wird erst ganz am
Ende des Films klar. Eines Films, bei dem Gesten und Blicke mehr erzählen als Worte und Aktionen. Man muss also
genauer hinschauen. Speziell dann, wenn Albertin Bilder liefert, die offenbar aus ihrem Kontext gerissen wurden. Wie
zufällig streut er sie in seinen Film. Ein kleines Puzzle, das zum Mitdenken anregt. Und ohne die Garantie, dass man
alles entschlüsseln wird. Farbentsättigte, kalte Bilder prägen den gesamten Film. Alles andere als Wohlfühlstimmung.
Doch es sind genau diese Bilder, die auch irgendwie fesseln. Alessandro Nivola mimt Joel, den wortkargen Vater, der
auch kaum Gefühle zeigen kann. Ein Mann mit mentalen Problemen. Einer, bei dem man als Zuschauer dran bleibt, der
einem nicht egal ist. Ganz im Gegenteil: man macht sich instinktiv Sorgen um ihn.
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Donnerstag, 06. Dezember 2018 Die Bäuerin, der Junkie und die Tänzerin Ein flotter Dreier – im cineastischen Sinne natürlich DAS MÄDCHEN, DAS LESEN KONNTE (1:1.37, 5.1) OT: Le Semeur Verleih: Film Kino Text Land/Jahr: Frankreich 2017 Regie: Marine Francen Darsteller: Pauline Burlet, Alban Lenoir, Géraldine Pailhas, Iliana Zabeth, Françoise Lebrun, Raphaëlle Agogué, Barbara Probst, Anamaria Vartolomei Kinostart: 17.01.2019
1851. Ein Bergdorf in der Provence. Napoleons Soldaten verschleppen alle Männer des Ortes. Mit eisernem Willen
gelingt es den zurückgebliebenen Frauen, die Arbeiten des Jahreslaufs zu bewältigen. Über ein Jahr vergeht, von den
Männern keine Spur. Da fassen Bäuerin Violetta und ihre Freundinnen, allesamt im heiratsfähigen Alter, einen
Entschluss: sollte je wieder ein Mann ins Dorf kommen, soll er für alle Frauen da sein, damit das Dorf weiter existieren
kann... Alain Duplantiers großartige Kameraarbeit ist der heimliche Star dieses leisen Dramas aus der Zeit Napoleons.
Bewusst im altmodischen 1:1.37 Aspect Ratio gedreht, vermitteln seine Bilder die Enge des kleinen abgeschiedenen
Bergdorfes, das seiner Männer beraubt wurde und in dem die Frauen in enger Verbundenheit mit den Zyklen der Natur
ihrer Schaffens- und Schöpfungskraft nachgehen. Entstanden ist Marine Francens Film nach der autobiographischen
Erzählung der südfranzösischen Bäuerin Violette Ailhaud.
BEN IS BACK (1:2.35, 5.1) OT: Ben Is Back Verleih: Tobis Land/Jahr: USA 2018 Regie: Peter Hedges Darsteller: Julia Roberts, Lucas Hedges, Courtney B. Vance, Kathryn Newton Kinostart: 13.12.2018
Ohne Vorwarnung steht Ben plötzlich am Weihnachtstag vor dem Haus seiner vollkommen überraschten Eltern. Denn
Ben sollte eigentlich in der Entzugsklinik sein. Es ist bereits sein 77. Tag ohne Stoff, weshalb ihm sein Betreuer eine
Heimreise genehmigte. Behauptet Ben zumindest. Sein Stiefvater hat ihn schon lange aufgegeben, seine Mutter jedoch
nicht. Und sie tut alles, damit Ben während seines Aufenthalts nicht in Versuchung geführt wird. Doch am
Weihnachtsabend ändert sich alles... Ohne große Schnörkel inszeniert Peter Hedges sein Drama, das sich auf einen
einzigen Tag und eine einzige Nacht konzentriert. Vollkommen geradlinig schildert er den vielleicht hoffnungslosen
Kampf einer Mutter um ihren drogenabhängigen Sohn. Gespielt wird sie von Julia Roberts. Und genau da liegt das –
wenn auch zugegeben kleine – Problem des Films: Roberts bringt leider zu viel Hollywood-Glamour in einen Film, der
dies nicht verträgt. Auch wenn sie sich bei ihrem Spiel wirklich große Mühe gibt, mag man ihr diese Rolle einfach nicht
abnehmen. Ihrem Filmsohn Lucas Hedges hingegen nimmt man den Junkie auf Entzug wirklich ab. Thematisch
vergleichbar mit Felix van Groeningens BEAUTIFUL BOY fesselt BEN IS BACK trotzdem mehr.
SUSPIRIA (1:1.85, DD 5.1 + Atmos) OT: Suspiria Verleih: Capelight (Koch Media) Land/Jahr: Italien, USA 2018 Regie: Luca Guadagnino Darsteller: Dakota Johnson, Tilda Swinton, Mia Goth, Chloe Grace Moretz, Elena Fokina, Jessica Harper, Doris Hick, Angela Winkler, Alek Wek, Jessica Batut, Malgosia Bela, Vanda Capriolo, Clémentine Houdart, Ingrid Caven, Sylvie Testud, Fabrizia Sacchi, Brigitte Cuvelier, Renée Soutendijk, Christine Leboutte, Vincenza Modica, Marjolaine Uscotti, Charo Calvo, Sharon Campbell, Elfriede Hock Kinostart: 15.11.2018
Berlin 1977. Die junge Amerikanerin Susie Bannion stößt zur renommierten Tanztruppe von Madame Blanc, unter
deren Anleitung sie ein außergewöhnliches Talent entwickelt. Als eine der Tänzerinnen auf mysteriöse Weise spurlos
verschwindet, kommt deren Psychotherapeut einem angeblichen Hexenzirkel auf die Spur, in dessen Fängen sich auch
Susie alsbald befindet... Mit seinen 152 Minuten Lauflänge schlägt Luca Guadagninos Update auf den Dario Argento
Klassiker deutlich über die Stränge. Immerhin gelingt es ihm teilweise, Argentos Bildkompositionen (wenn auch nicht in
CinemaScope und Technicolor!) sowie dessen Schnitttechnik ziemlich gut zu imitieren und dadurch mit einfachsten
Mitteln eine unheilschwangere Atmosphäre zu schaffen. Auch die Tonebene wird ganz im Geiste des großen Meisters
genutzt – im Original sogar in Dolby Atmos. Insgesamt jedoch ist das Werk äußerst verwirrend und rätselhaft und damit
letztendlich unbefriedigend. Als besonderes Bonbon präsentiert sich Tilda Swinton gleich in mehreren Rollen, sogar in
der Rolle des Psychiaters Klemperer (wofür sich Swinton eigens ein männliches Pseudonym zulegte!). Eingefleischten
Horrorfans dürfte eine erneute Sichtung des Originals deutlich mehr Spaß bereiten als Guadagninos Interpretation.
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Dienstag, 04. Dezember 2018 Von Einer, die Schleier trägt, und Einem, der es nicht checkt Gemischtes Doppel zum Dienstag WOMIT HABEN WIR DAS VERDIENT? (1:2.35, 5.1) Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Österreich 2018 Regie: Eva Spreitzhofer Darsteller: Caroline Peters, Chantal Zitzenbacher, Simon Schwarz Kinostart: 24.01.2019
Als ihre Teenagertochter Nina ihren Eltern eröffnet, dass sie zum Islam konvertiert ist und ab sofort einen Schleier
tragen wird und Fatima genannt werden möchte, bringt sie damit nicht nur das Familienidyll, sondern auch das gesamte
Weltbild ihrer erstaunten Eltern gehörig durcheinander... Scharfsinnig und mit viel Humor beobachtet Eva Spreitzhofer
in ihrer Komödie den Mikrokosmos einer Patchwork-Familie, die sich einem nicht lösbaren Problem ausgesetzt sieht.
Mit einem wunderbaren Ensemble, perfekt sitzenden Dialogen und jeder Menge Situationskomik gespickt, liefert sie
einen Film, bei dem nicht nur herzhaft gelacht werden darf, sondern auch zum nachdenken anregt. Auch wenn der Film
im letzten Drittel etwas an Fahrt verliert, macht er trotzdem großen Spaß. Kino eben.
CHECKER TOBI UND DAS GEHEIMNIS UNSERES PLANETEN (1:2.35, 5.1) Verleih: MFA (Filmagentinnen) Land/Jahr: Deutschland 2018 Regie: Martin Tischner Darsteller: Tobias Krell, Lars Rudolph, Ulla Lohmann, Uli Kunz Kinostart: 31.01.2019
Tausendsassa Checker Tobi findet eine Flaschenpost mit einer rätselhaften Botschaft. Um sie zu entschlüsseln, muss er
die ganze Welt bereisen. Vulkane, mikroskopisch kleine Tierchen, Jahrtausende alte Eisproben – nach und nach gelingt
es ihm, mit Hilfe von Forschern das Rätsel zu lösen... Bei aller Mühe, die sich Checker Tobi bei seinem ersten Kinofilm
gibt, hat der Gute aber eines offenbar nicht gecheckt: denn das, was er hier tut, steht eigentlich im krassen Gegensatz zu
dem, was er mit seinem Film aussagen möchte. Wenn er also am Ende seiner langen Reise das Resümee zieht, dass
Wasser das kostbarste Gut auf dieser Welt ist und man deswegen alles nur Erdenkliche tun muss um es zu erhalten, dann
hat sich dabei offensichtlich niemand Gedanken darüber gemacht, dass der Checker bei seiner Forschungsreise alles
andere als ökologisch vorgegangen ist. Von “Green Filmmaking” kann nicht gesprochen werden, wenn man per
Flugzeug in aller Herren Länder reist, um diesen Film zu machen. Das ist ärgerlich vor allem deswegen, weil es die
falsche Botschaft an die Zielgruppe der Kinder sendet. Ist zwar gut gemeint, aber ging leider daneben. Tobi, check das
nochmal!
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Montag, 03. Dezember 2018 Auf der Suche nach Heilung Heute war Auftakt zu einer quantitativ recht ansehnlichen Pressewoche DIE BLÜTE DES EINKLANGS (1:2.35, 5.1) OT: Vision Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Japan, Frankreich 2018 Regie: Naomi Kawase Darsteller: Juliette Binoche, Masatoshi Nagase, Takanori Iwata, Mari Natsuki, Kazuko Shirakawa Kinostart: 14.02.2019
Eine Französin sucht in den Wäldern der Yoshino-Berge in Japan eine geheimnisvolle Heilpflanze, die nur alle 997
Jahre erblüht, und trifft auf Tomo, einen Einsiedler, der große Veränderungen in den Wäldern wahrnimmt. Ein klares
Zeichen dafür, dass “Vision” kurz vor der Blüte steht... Mysteriös und esoterisch geht es in Naomi Kawases neuem
Film zu. Wunderschön fotografiert und auf CinemaScope arrangiert und begleitet von einem Klangteppich
atmosphärischer Waldgeräusche begibt sich die Regisseurin mit ihren Darstellern und den Zuschauern auf eine Reise ins
Innere der menschlichen Seele. Entschleunigtes Kino für Genießer.
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