Wolfram Hannemann | Talstr. 11 | D-70825 Korntal
| Germany | Phone: +49 (0) 711 838 06 49
| Fax: +49 (0) 711 8 38 05 18
e-mail: info (at) wolframhannemann.de |
|
|
Donnerstag, 28. Februar 2019 Ein Künstler wie er im Buch steht Mit einer Doku sowie einem SciFi-Thriller habe ich mich heute unterhalten lassen CHRISTO – WALKING ON WATER (1:1.85, 5.1) OT: Walking On Water Verleih: Alamode (Filmagentinnen) Land/Jahr: Italien, USA, Deutschland, Vereinigte Arabische Emirate 2018 Regie: Andrey Paounov Darsteller: Christo Kinostart: 11.04.2019
In seinem unkommentierten Film dokumentiert Andrey Paounov das spektakuläre Projekt “Floating Piers” des
Ausnahmekünstlers Christo. Die Kamera ist bei allen Phasen der Entstehung dabei – ob in Christos Atelier, am Lago
D’Iseo (dem Ort der Verwirklichung) oder auf den vielen Empfängen rund um das Projekt. Dabei entsteht ein
wunderbares Porträt eines Menschen, der zuallererst Künstler ist. Das zeigt sich bereits zu Beginn des Films, wenn der
betagte Christo angesichts seines Computers (den sein Assistent bedienen muss) fast schon einen Wutausbruch
bekommt, weil er mit der neuen Technik nicht zurecht kommt. Überhaupt steht der Meister mit moderner Technik auf
Kriegsfuß. Ob digitales Whiteboard oder Mikrofonanlage – nichts klappt auf Anhieb so, wie es sollte. Und ständig gibt
es Zoff zwischen dem alten Grantler und seinem Vladimir, der Christo und sein Projekt managen muss. Mit seiner
imposanten Tonspur, die die Musik extrem dynamisch wiedergibt, macht es richtig Spaß, sich die Launen, Ängste und
Nöte des alten Künstlers anzuschauen. Schmunzeln, Lachen und Staunen ist hier angesagt. Ein Dokumentarfilm der
begeistert.
CAPTIVE STATE (1:2.35, DD 5.1) OT: Captive State Verleih: Entertainment One (Fox) Land/Jahr: USA 2019 Regie: Rupert Wyatt Darsteller: John Goodman, Vera Farmiga, Ashton Sanders Kinostart: tba
Seit fast 10 Jahren wird die Erde von außerirdischen Invasoren unterjocht. Die meisten Menschen fügen sich ihrem
Schicksal, andere kollaborieren mit den Eindringlingen, die es auf die Rohstoffe abgesehen haben. Doch in Chicago gibt
es ein paar Wenige, die im Untergrund für ihre Freiheit kämpfen wollen. Bei einer großen Versammlung im Stadion der
Stadt will man mit einem Anschlag den Wendepunkt einläuten... Die Geschichte um einen totalitären Staat ist nichts
Neues. Was Rupert Wyatts düstere Zukunftsvision allerdings von anderen Geschichten unterscheidet, ist die Tatsache,
dass es sich dieses Mal bei den Machthabern um garstige Außerirdische handelt. Und es gibt Kollaborateure –
machthungrige Menschen, die alles dafür tun, um ihren ganz persönlichen Vorteil aus dieser Misere der Menschheit zu
schlagen. Wyatts Film ist über weite Strecken unspektakulär. Der Regisseur setzt hier mehr auf Spannung und weniger
auf Schauwerte. Das gelingt ihm auch recht ordentlich, doch wünscht man sich trotzdem etwas mehr Pep. John
Goodman gefällt in der Rolle eines zwielichtigen Ermittlers, einer Rolle, die er sehr gut ausfüllen kann.
|
Dienstag, 26. Februar 2019 Milieustudie Ein weiterer Nachsitztermin DER GOLDENE HANDSCHUH (1:1.85, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) Verleih: Warner Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Fatih Akin Darsteller: Jonas Dassler, Margarethe Tiesel, Katja Studt Kinostart: 21.02.2019
Anfang der 1970er-Jahre begeht der im Gesicht entstellte Fritz Honka eine Reihe grauenvoller Frauenmorde und
versteckt deren Körperteile in seiner Dachgeschosswohnung. - Mit der Verfilmung des gleichnamigen Tatsachenromans
von Heinz Strunk wagt Regisseur Fatih Akin einen Ausflug ins Horrorgenre. Die Gewaltszenen, in denen sich Fritz
Honka (beeindruckend dargestellt von Jonas Dassler) in ein wahres Monster verwandelt, sind abschreckend und
hypnotisierend zugleich. Oft verweilt die Kamera in derselben Einstellung, während Honka seine Morde begeht, und
macht damit den Zuschauer geradezu zu einem Voyeur. Das ist wirklich starker Tobak und nichts für Sensibelchen.
Gebrochen wird der blanke Horror allerdings immer wieder durch extrem skurrile Einlagen, die regelrecht zum Lachen
animieren. Ein Lachen allerdings, das durchaus im Hals stecken bleibt. Was in Akins Film extrem gut gelungen ist, ist
die stimmige und mit viel Liebe zum Detail inszenierte Milieustudie, deren Dreh- und Angelpunkt der “Goldene
Handschuh” ist, jene Kneipe im Hamburger Kiez, in der Honka seine späteren Opfer kennenlernte. Die Kneipe dient als
Auffangbecken für gebrochene Existenzen und einsame Herzen, die sich dort bei (grausamer!) Schlagermusik mit
Alkohol abfüllen, um ihr unerträgliches Schicksal wenigstens für ein paar Stunden zu vergessen.
|
Montag, 25. Februar 2019 Leben wie Gott in Frankreich Es gibt Fortsetzungen, die an das Original heranreichen oder sogar noch toppen. Die uns heute gezeigte gehört nicht dazu MONSIEUR CLAUDE 2 (1:1.85, 5.1) OT: Qu'est-ce Qu'on A Encore Fait Au Bon Dieu? Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2019 Regie: Philippe de Chauveron Darsteller: Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Julia Piaton, Noom Diawara Kinostart: 04.04.2019
Es herrscht wieder einmal helle Aufregung im Hause des Monsieur Claude. Der hat sich gerade erst daran gewöhnt, dass
seine vier Schwiegersöhne zu anderen ethnischen Kreisen gehören als er selber, als ihm seine Töchter eröffnen, dass sie
samt Gatten in deren ursprüngliche Heimatländer auswandern wollen. Claude und seine Frau Marie setzen
jetzt alle Hebel in Bewegung, damit genau das nicht passiert... Vier Jahre nach dem überragenden Erfolg von
MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER kehrt die Filmfamilie um Hauptdarsteller Christian Clavier wieder
auf die große Leinwand zurück. Wieder unter Regie von Philippe de Chauveron und wieder mit dem gleichen Cast. Kein
Wunder also, dass die Erwartungen in diesem Fall ziemlich groß sind. Was dann allerdings folgt ist eine recht herbe
Enttäuschung. Die neuen Gags zünden nicht und die aufgewärmten alten kennt man schon längst. Am ehesten generiert
da noch der kleine Running Gag ein paar Lacher, wenn der Herr des Hauses den bei ihm untergebrachten Flüchtling
sofort als Taliban einstuft und ihn bei vermeintlichen Anschlagsvorbereitungen inflagranti ertappt. Das Ensemble spielt
zwar toll auf, doch das Drehbuch liefert einfach nicht. Am Ende könnte die Geschichte den SCH’TIS entnommen sein,
wenn es darum geht, den Schwiegersöhnen ein perfektes Frankreich zu demonstrieren – mit viel Schmiergeld seitens
Monsieur Claude natürlich. Alles nichts wirklich Neues und ohne besondere Einfälle inszeniert. Eine Fortsetzung, die
man sich hätte sparen können. Echt schade.
|
Donnerstag, 21. Februar 2019 Stabwechsel im Ostwind-Universum Zum Ausklang der Pressewoche gleich zwei Kinderfilme im Doppelpack OSTWIND – ARIS ANKUNFT (1:2.35, 5.1) Verleih: Constantin Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Theresa von Eltz Darsteller: Hanna Binke, Luna Paiano, Marvin Linke, Amber Bongard, Tilo Prückner, Cornelia Froboess, Lili Epply, Sabin Tambrea, Meret Becker Kinostart: 28.02.2019
Nach einem schrecklichen Zwischenfall liegt Mika bewusstlos im Krankenhaus und ihr Pferd Ostwind will nichts mehr
fressen. Erst durch die Ankunft der kleinen Ari, einem kratzbürstigen Waisenkind, ändert sich alles. Wie vor ihr Mika,
so hat auch Ari eine ganze besondere Verbindung zu Ostwind. Und der scheint sich plötzlich wieder zu fangen.
Währenddessen tritt die junge Isabell ihre Stelle auf dem Gut Kaltenbach an. Dass sie Böses im Schilde führt, ahnt
freilich noch niemand... Der Stabwechsel im OSTWIND-Universum wird eingeläutet. Nicht mehr die inzwischen schon
erwachsene Hanna Binke in der Rolle der Mika ist federführend, sondern die weitaus jüngere Luna Paiano als Ari.
Damit ist Regisseurin Theresa von Eltz wieder auf Augenhöhe mit ihrem Zielpublikum, die alle in Paianos Alter sein
dürften. Einmal mehr geht es im bereits vierten Film der Reihe um den Erhalt des Reiterhofs Kaltenbach, dem
Ungemach seitens Isabell Herburg und ihrem Förderer Thordur Thorvaldsen droht. Natürlich wird alles sehr vereinfacht
dargestellt: die Bösen erkennt man sofort am falschen Lächeln oder an der schwarzen Montur, die sie tragen.
Unverzichtbares Element aller OSTWIND-Filme ist die Filmmusik von Annette Focks, ohne die der Pferdefilm
vollkommen wirkungslos bliebe. Erst ihr orchestraler Score macht aus den vielen Slow Motion Bildern eine hoch
emotionale Angelegenheit. Für Pferdenarren im Backfischalter genau das richtige Futter.
UNHEIMLICH PERFEKTE FREUNDE (1:2.35, 5.1) Verleih: SquareOne (Fox) Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Marcus H. Rosenmüller Darsteller: Luis Vorbach, Jona Gaensslen, Marie Leuenberger Kinostart: 04.04.2019
Die beiden Freunde Emil und Frido verstehen sich deswegen so gut, weil sie beide dieselben Probleme haben. In der
Schule klappt es nicht so wie es soll und die älteren Schüler mobben sie ständig. Da kommt es den beiden wie gerufen,
dass sich ihre Spiegelbilder mittels eines geheimnisvollen Spiegels nicht nur materialisieren, sondern sich auch noch als
schlagkräftige Musterschüler erweisen. Heimlich tauschen sie die Rollen mit ihren Spiegelbildern. Das geht so lange
gut, bis diese plötzlich ein Eigenleben entwickeln... Marcus H. Rosenmüllers fetzig in Szene gesetzter Kinderfilm ist
einer der wenigen, mit dem auch Erwachsene ihren Spaß haben dürften und dessen Botschaft sich an alle richtet: jeder
Mensch ist perfekt genauso wie er ist! Unkonventionelle Blickwinkel, rasante Schnitte und eine temporeiche Musik
machen genauso Laune wie die beeindruckenden Leistungen der Nachwuchsdarsteller. Es gibt hier viel zu lachen, auch
wenn so manche Situation ein wenig gruselig erscheint. Wer sich sein kindliches Gemüt bewahrt hat, der sollte diesen
Film keineswegs verpassen.
|
Mittwoch, 20. Februar 2019 Und Kirchen werden brennen Bei den “Fantasy Filmfest White Nights” habe ich ihn ausgelassen, jetzt aber nachgeholt LORDS OF CHAOS (1:1.85, 5.1) OT: Lords Of Chaos Verleih: Studio Hamburg (24 Bilder) Land/Jahr: Großbritannien, Schweden 2018 Regie: Jonas Akerlund Darsteller: Rory Culkin, Emory Cohen, Jack Kilmer Kinostart: 20.02.2019 (limitiert)
Im kalten Norwegen gründet Euronymous in den 1990er-Jahren eine Black Metal Band namens Mayhem. Als sein
depressiver Leadsänger nach kurzer Zeit Suizid begeht, wird der junge Varg zum neuen Leadsänger. Doch mit Varg
ändert sich alles. Denn der versteht sich als echter Satanist und erklärt den Kirchen in Norwegen den Krieg: er zündet
sie einfach an. Ganz allmählich reisst er die anderen Bandmitglieder mit in seine dunkle Welt... Basierend auf
tatsächlichen Ereignissen, die sich Anfang der 1990er Jahre in Norwegen zugetragen haben, erzählt Regisseur Jonas
Akerlund die Geschichte der “Norwegian Black Metal”-Szene und die daraus resultierenden Verbrechen von
Kirchenschändungen bis hin zum Mord. Er tut dies mit satirischem Unterton, was den Film als schwarze Komödie
präsentiert. Allerdings stehen die gezeigten Mordsequenzen in krassem Gegensatz zur Komödie und rechtfertigen die
Entscheidung der FSK, den Film erst ab 18 Jahren freizugeben.
|
Dienstag, 19. Februar 2019 Von Auftragskillern und Dating-Apps Während der sich erste Film heute noch recht interessant gab, verströmte der zweite große Langeweile THE SISTERS BROTHERS (1:2.35, 5.1) OT: The Sisters Brothers Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Frankreich, Spanien, Rumänien, USA, Belgien 2018 Regie: Jacques Audiard Darsteller: John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal Kinostart: 07.03.2019
Oregon 1851. Die ungleichen Brüder Eli und Charlie Sisters verdienen sich ihre Brötchen als Auftragskiller und haben
sich damit schon einen Namen gemacht. Jetzt sollen sie im Auftrag ihres “Commodore” einen Chemiker umlegen, der
angeblich eine Formel gefunden hat, die das Suchen nach Gold extrem vereinfacht. Ebenfalls an dessen Fährte geheftet
hat sich John Morris, der Kontaktmann der Sisters Brüder. Während die beiden Auftragskiller versuchen, ihr Opfer
einzuholen, verfolgt Morris ganz eigene Pläne mit dem Chemiker... Mit THE SISTERS BROTHERS hat der Franzose
Jacques Audiard einen recht ungewöhnlichen Western inszeniert, der sich an italienischen Vorbildern orientiert (dazu
gehört beispielsweise der Score von Alexandre Desplat, der Morricones Stil imitiert). Hier sind die Bösen nicht immer
nur böse und die Guten nicht immer nur gut. Alle Protagonisten haben die Anlage zu beiden Eigenschaften. Es ist ein
Western, der gleichzeitig melancholisch, humorvoll und knallhart ist und von den Zwängen zur Gewalt in einer
Männergesellschaft erzählt und von der Sehnsucht nach einem bürgerlichen Leben. In den Hauptrollen ebenso exzellent
wie ungewöhnlich besetzt.
RATE YOUR DATE (1:2.35, 5.1) Verleih: Fox Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: David Dietl Darsteller: Alicia von Rittberg, Edin Hasanovic, Nilam Farooq, Marc Benjamin Kinostart: 07.03.2019
Zwei Jungs und zwei Mädchen, die sich zufällig kennenlernen, entwickeln eine neuartige Dating-App, die es dem User
erlaubt, seine Dates zu bewerten. Das führt zu allerlei amourösen Verwicklungen und am Ende natürlich zur großen
Liebe... Wenn es ums Daten in deutschen Komödien geht, dann scheint es keinen Platz für Romantik zu geben. So auch
in David Dietls Film, in dem sich die Partnersuche auf eine App reduziert. Es wird eine Scheinwelt aufgebaut, in der
junge Menschen quasi über Nacht eine App erstellen und lancieren. Wenn das alles nur mal so einfach wäre wie es
einem hier vorgegaukelt wird! Dazu die typischen Klischees wie etwa die beiden Typen, die Start-Ups unterstützen:
jung, arrogant und mit Dauergrinsen. Alle Protagonisten haben schicke, riesigen Wohnungen und hängen ständig in
angesagten Szenekneipen ab – ob sie nun Geld haben oder nicht. Und der Sprössling aus reichem Haus hat natürlich
sowieso alles bis hin zur eigenen Motoryacht. Das ist alles soweit weg von der Realität, dass es schon richtig nervt. Da
bleibt nicht viel Spielraum für echte Gefühle. Schade.
|
Montag, 18. Februar 2019 Gänsehautmomente Mein Geburtstagsfilm hat sich gelohnt WEIL DU NUR EINMAL LEBST – DIE TOTEN HOSEN AUF TOUR (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Paul Dugdale, Cordula Kablitz-Post Kinostart: 28.03.2019
Wer hätte das gedacht: auch Punk-Rocker werden älter! Und mit dem Alter sogar fast schon ein bisschen spießich. In
ihrem wunderbaren Dokumentarfilm wagen Cordula Kablitz-Post und Paul Dugdale einen Blick hinter die Kulissen der
Toten Hosen Tour 2018. Ausstaffiert mit einer ganzen Menge an Konzert-Footage (besonders imposant in Dolby
Atmos!), das die Interview-Segmente unterbricht (und umgekehrt), erlebt man die Band um Lead-Sänger Campino quasi
ungeschminkt. Die Kamera ist überall mit dabei – ob im engen Tourbus oder Live on Stage und rückt der Band sowie
ihrem Tour-Personal ganz dicht auf die Pelle – in leinwandfüllendem CinemaScope. Auch wenn Familiäres komplett
ausgeklammert wird, so entsteht doch der Eindruck einer höchst sympathischen Truppe, die stets versucht ihr Bestes zu
geben. Die Jungs wissen wohl, dass sie musikalisch keine Genies sind, üben deswegen aber umso mehr. Und es gelingt
ihnen trotz ihres fortgeschrittenen Alters immer wieder, eine Wahnsinnsenergie auf die Bühne zu bringen, der man sich
als Zuschauer nicht entziehen kann. Die Filmemacher waren auch dabei, als die Toten Hosen ihr Konzert auf der
Berliner Waldbühne absagen mussten, weil Campino einen Hörsturz erlitt. Seine allmähliche Genesung und der Umgang
mit diesem Problem während der nächsten Konzerte wird im Film thematisiert und macht klar, dass auch eine Band vor
solchen Problemen nicht gefeit ist. Passend dazu der Song “Weil Du nur einmal lebst”, der sich wie eine Art Leitmotiv
durch den Film zieht und diesem seinen Titel gibt. Für Fans der Gruppe ist der Film natürlich Pflicht. Aber auch wer sie
(noch) nicht kennt, wird in diesem Film einige Gänsehautmomente erleben.
|
Samstag, 16. Februar 2019 Der Künstler und seine Zeit 195 Minuten Kino – immerhin mit eingeplanter Pause BRECHT (1:1.78, 5.1) Verleih: Filmwelt Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Dr. Heinrich Breloer Darsteller: Tom Schilling, Burghart Klaußner, Lou Strenger Kinostart: 14.02.2019 (limitiert)
Eigentlich als Zweiteiler fürs Fernsehen produziert, wird Heinrich Breloers Biopic über Berthold Brecht und seine Zeit
auch für kurze Zeit im Kino gezeigt. Das Konzept einer Mischung aus Spielszenen und Interviews von Zeitzeugen ist
denn auch eher ein TV-Format. Auffallend dabei ist, dass Teil 2 des Films mit sehr viel mehr Zeitzeugen aufwartet als
Teil 1. Die Spielszenen sind mit relativ großem Aufwand inszeniert, haben aber aufgrund des fürs Fernsehen gewählten
Bildformats keine besondere Wirkung auf der Kinoleinwand. An der Top-Besetzung gibt es nichts zu rütteln: Tom
Schilling (als der junge Brecht) und Burghart Klaußner (als der erwachsene Brecht) glänzen ebenso in ihren Rollen wie
sämtliche Nebendarsteller. Wer sich intensiv mit dem Schriftsteller Brecht und seinen zahlreichen Affären befassen
möchte, der ist in Breloers Film bestens aufgehoben. Eigens dafür ins Kino gehen muss er aber nicht.
|
Dienstag, 12. Februar 2019 Der alte Mann und die Zeit Noch ein Nachsitztermin. Und wieder einer der sich lohnte THE MULE (1:2.35, DD 5.1 + 7.1) OT: The Mule Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2018 Regie: Clint Eastwood Darsteller: Clint Eastwood, Bradley Cooper, Michael Peña, Laurence Fishburne Kinostart: 31.01.2019
Earl Stone dürfte den Rekord halten im Verpassen von Familienfeiern. Weder bei der Hochzeit seiner Tochter war er
zugegen, noch hat er jemals an seinen Hochzeitstag gedacht. Viel wichtiger ist ihm seine Arbeit als Pflanzenzüchter.
Jetzt ist der rüstige Rentner geschieden, aber kein bisschen weiser. Als er aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch
den Onlinehandel seine Gärtnerei aufgeben muss, erhält er ganz zufällig ein lukratives Jobangebot, bei dem er eigentlich
nur Auto fahren soll – quer durch Amerika. Nichtsahnend wird er zum Drogenkurier und hat bald schon einen
engagierten Drogenfahnder an den Fersen hängen... Auch mit fast 90 Jahren lässt er sich nicht davon abhalten weiter
fleissig Filme zu produzieren, in denen er selbst die Hauptrolle übernimmt und dazu noch selber Regie führt: Clint
Eastwood. Es ist wirklich bemerkenswert, was diese Ikone des amerikanischen Films bewerkstelligt. Und Eastwood ist
einer, der sein Handwerk beherrscht. Was er mit THE MULE ein weiteres Mal unter Beweis stellt. Mit welcher
Leichtigkeit er die Geschichte des alten Earl Stone erzählt, der ganz zufällig zum besten Drogenkurier eines Kartells
wird, verdient großen Respekt. Mit schwarzem Humor und viel menschlicher Wärme gewürzt, liefert Eastwood mit
seinem Film auch gleichzeitig eine wichtige Botschaft: mit Geld kannst Du Dir alles kaufen, nur keine Zeit. Zeit, die
notwendig wäre, um sie mit der Familie zu verbringen. Eastwood inszeniert seinen Film vollkommen unaufgeregt,
verzichtet auf rasante Schnitte und suggestive Filmmusik und lädt den Zuschauer stattdessen dazu ein, sich seinem
Tempo anzupassen. Eine Einladung, die man gerne annimmt. Am besten im englischen Original, denn Eastwoods
deutsche Stimme klingt einfach nur schrecklich.
|
Montag, 11. Februar 2019 Ziemlich allerbeste Freunde Es ist Berlinale. Daher pressevorführungsfreie Zeit. Die fülle ich mit Nachsitzen GREEN BOOK – EINE BESONDERE FREUNDSCHAFT (1:2.00, DD 5.1 + 7.1) OT: Green Book Verleih: Entertainment One (Fox) Land/Jahr: USA 2018 Regie: Peter Farrelly Darsteller: Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini Kinostart: 31.01.2019
Eigentlich ist Tony Lip Türsteher in einem New Yorker Club. Doch weil sein Club renoviert wird, muss er sich einen
neuen Job für zwei Monate suchen, um seine Familie über Wasser zu halten. Da kommt ihm das Angebot, für einen
Doktor den Chauffeur zu spielen, gerade recht. Doch die Sache hat einen Haken: der Doktor ist gar kein richtiger
Doktor, sondern ein extrem talentierter Pianist – und ein schwarzer dazu! Das passt dem Rassisten Tony ganz und gar
nicht. Doch angesichts des lukrativen Honorars lässt sich Tony auf den Job ein. Ein Job, der beide Männer nachhaltig
verändern wird... Auch wenn sich die Geschichte in den 1960er Jahren in Amerika zuträgt, gibt es durchaus Parallelen
zu ZIEMLICH BESTE FREUNDE. Hier wie dort prallen zwei Männer aufeinander, die gegensätzlicher nicht sein
könnten. Und immer wird der Eine zum persönlichen Assistenten des Anderen. Im Laufe der Zeit werden aus den sich
gegenseitig verachtenden Fremden tatsächlich Freunde. Dass man solche Geschichten trotzdem immer wieder gerne
sieht, liegt in der Natur der Sache. Es sind jeweils wahre Geschichten, auf denen die beiden Filme beruhen. Geschichten,
die viel über die Menschen erzählen, über Vorurteile und wie man sie überwindet. Umgeben von exquisitem Zeitkolorit
schickt Peter Farrelly in GREEN BOOK seine beiden Protagonisten auf ihre Reise im amerikanischen Straßenkreuzer
und lässt sie über Gott und die Welt und auch über das Essen diskutieren. Mahershala Ali mimt den begnadeten
Pianisten Dr. Don Shirley als einen extrem feinen Pinkel, dem es fremd ist, einen Burger auch mal mit den Händen zu
essen. Die schwierigere Rolle muss Viggo Mortensen absolvieren. Als Chauffeur gewordener Türsteher mit
Schmalzlocke zieht er alle Register, um einen Mann des Volkes darzustellen. Einer der flucht, rassistisch ist und auf
große Titten steht, der aber auch ein liebevoller Vater und Ehemann sein kann. Beide Männer lernen während ihrer Tour
voneinander, haben am Ende sogar Respekt vor dem jeweils Anderen. Dank der großartigen Darsteller ist das alles
nachvollziehbar und wirkt sehr überzeugend. Die sehr sparsam eingesetzte Filmmusik von Kris Bowers ist das berühmte
Tüpfelchen auf dem “i”: sehr einfühlsam und auch erhaben. Kameramann Sean Porter gelingen Bilder mit wunderbarer
60er-Jahre Farbgebung. Selten sind 130 Filmminuten derart schnell vorbeigegangen. Anschauen!
|
Samstag, 09. Februar 2019 Einzigartige Momentaufnahme Viele Kinos deutschlandweit weigerten sich, diesen Film zu zeigen, da er von Konkurrent Netflix produziert wurde. Jetzt hatte ich Glück, ihn in einem Stuttgarter Kino erleben zu dürfen. ROMA (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Roma Verleih: Netflix Land/Jahr: Mexiko 2018 Regie: Alfonso Cuarón Darsteller: Yalitza Aparicio, Marina de Tavira, Diego Cortina Autrey Kinostart: 06.12.2018 (limitiert)
Der Stadtteil Roma in Mexiko-Stadt im Jahre 1970. Hier arbeitet die Mixtekin Cleo als Kindermädchen und
Haushälterin für eine sechsköpfige Familie der Oberschicht. Putzen, Kochen und Kinderhüten prägen ihren eintönigen
Alltag. Abwechslung bietet ihr nur Fermin, ein junger Kampfsportfan, mit dem sie anbandelt. Als sie ihm beim
gemeinsamen Kinobesuch eröffnet, dass sie von ihm schwanger ist, verschwindet Fermin von der Bildfläche... ROMA
ist nicht mehr als eine Momentaufnahme des Lebens in der mexikanischen Hauptstadt Anfang der 1970er Jahre.
Regisseur Alfonso Cuarón, selbst gebürtiger Mexikaner und zum Zeitpunkt der Handlung seines Films gerade einmal
neun Jahre alt, fängt diese Momentaufnahme in leuchtendem Schwarzweiß ein und streckt seine Bilder über die gesamte
Breite der CinemaScope-Leinwand. Mit atemberaubender Schärfe und einem brillanten Sounddesign, das sämtliche
Vorzüge des “Dolby Atmos”-Tonformats ausreizt, macht er den Zuschauer gleichsam zu einem Zeitzeugen, der alle
Geschehnisse wie durch ein großes Fenster in die Vergangenheit beobachtet. Sein Film kommt ohne Filmmusik und mit
sehr wenigen Schnitten aus, wodurch eine unglaubliche Authentizität erreicht wird. Cuarón schildert nicht nur das Leben
einer Mittelklassefamilie und ihrem Dienstmädchen, sondern thematisiert gleichzeitig ein dunkles Kapitel seines Landes:
das Fronleichnam-Massaker im Jahre 1971, bei dem Dutzende von Menschen im Rahmen von Studentenprotesten durch
eine paramilitärische Gruppe getötet wurden. Ein dunkles Kapitel, das das Land bis heute nicht vergessen hat. Es ist
jammerschade, dass ROMA ins Netzwerk von Netflix geraten ist und daher nur ganz wenige Filmfans in den Genuss
einer Kinovorführung des Films kommen werden. Wer die Gelegenheit hat, sich den Film in einem mit Dolby Atmos
ausgestatteten Kino zu sehen, sollte nicht zögern ihn dort anzuschauen. Das fast schon holographische Klangbild ist
wirklich genauso einzigartig wie seine kraftvollen Bilder. Dieses Werk kann beim Streamen nur verlieren.
|
Donnerstag, 07. Februar 2019 Von Cyborgs und Pferden Mal wieder ein sehr kontrastreiches Doppelprogramm ALITA: BATTLE ANGEL (1:2.35, 3D, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Alita: Battle Angel Verleih: Fox Land/Jahr: USA 2019 Regie: Robert Rodriguez Darsteller: Rosa Salazar, Christoph Waltz, Keean Johnson, Jennifer Connelly, Mahershala Ali, Ed Skrein Kinostart: 14.02.2019
Die Welt in einer fernen Zukunft. Nach einem großen Krieg ist sie in zwei Lager geteilt: die frei im Orbit schwebende
Oberwelt namens Zalem und die auf den Resten der Erde entstandene Unterwelt namens Iron City. Genau dort findet der
Cyborgchirurg Ido den noch intakten Oberkörper eines Cyborgmädchens. Er gibt ihr einen neuen Körper und erweckt
sie aus ihrem Dornröschenschlaf und tauft sie Alita. Die kann sich an rein gar nichts mehr aus ihrer Vergangenheit
erinnern. Doch als sie von finsteren Gestalten in die Enge getrieben wird, erwachen in ihr ungeahnte Kräfte: offenbar ist
Alita eine voll funktionsfähige Wunderwaffe... Wer visuell überbordendes, immersives Kino mag, der sollte sich
ALITA: BATTLE ANGEL nicht entgehen lassen. Insbesondere die Sequenzen in der Arena sind atemberaubend
inszeniert. Auch wenn Filme wie ROLLERBALL und BLADE RUNNER hier Pate gestanden haben, bietet Robert
Rodriguez‘ Action-Spektakel trotzdem perfekte Unterhaltung für die Zielgruppe der Teens, die sich nicht unbedingt für
tiefschürfende Geschichten interessieren, sondern sich einfach auf ein Spektakel einlassen wollen. Anspruchsvollere
Kinogänger werden ganz sicher die extrem dünne Story bemängeln, die ihrerseits wiederum
FRANKENSTEIN-Elemente verarbeitet, diese aber nicht wesentlich vertieft. Die visuellen Effekte sind hier Trumpf –
und das vollkommen zurecht. Auch das Dolby Atmos Sounddesign zieht hier alle Register, um den Zuschauer mitten ins
Geschehen zu katapultieren. Daher der dringende Rat, sich den Film nicht in einem x-beliebigen Kinosaal anzuschauen,
sondern in einem technisch sehr hochwertigen! Wer die Möglichkeit hat, den Film im IMAX-Format anzusehen, sollte
dies nutzen, zumal Rodriguez Eröffnungs- und Endesequenzen in erweitertem Bildformat präsentiert. Großer Pluspunkt
im Film: die starke weibliche Hauptfigur, dank VFX ständig zwischen Mensch und Maschine pendelnd. Aber Achtung:
auch wenn der Film eine Freigabe ab 12 Jahren erhält, sollten zart Besaitete Abstand davon nehmen, den Film
anzuschauen. Denn leider sind die Gewaltsequenzen ziemlich radikal, auch wenn es sich meist um Cyborgs handelt.
Negativ im Film fällt leider Christoph Waltz auf, der seit gefühlten zwanzig Jahren immer dieselbe Rolle spielt. Auch
wirkt er irgendwie lustlos in der Rolle von Alitas Ziehvater. Ebenfalls negativ fällt die extrem sterile deutsche
Synchronisation auf. Wer kann, sollte sich für die englische Originalfassung entscheiden.
STILLER KAMERAD (1:1.78, 5.1) Verleih: ImFilm Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Leonhard Hollmann Kinostart: 07.02.2019
Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, nennt sich jene psychische Krankheit, mit der insbesondere Soldaten
nach Kriegseinsätzen zu kämpfen haben und die oft erst Jahre danach auftritt. Ist sie erst einmal diagnostiziert, kann sie
nur schwer behandelt werden, da niemand genau weiß wie. Selbst das Bundeswehrkrankenhaus kann hier nicht wirklich
helfen. Filmemacher Leonhard Hollmann porträtiert in seiner bewegenden Dokumentation eine Soldatin (ein Hingucker
mit ihrem leuchtend pinken Haar und dem Ganzkörpertattoo) und zwei Soldaten, die sich aufgrund ihrer PTBS einer
vollkommen andersartigen Therapie unterziehen. Unter Anleitung einer Therapeutin sollen sie im Umgang mit Pferden
lernen wieder zu sich selbst zu finden. Hollmann lässt seine Protagonisten zu Wort kommen und beobachtet mit seiner
Kamera sehr intensiv die Gespräche mit der Therapeutin und die Arbeit mit den Tieren. Dabei gelingen ihm sehr
eindrucksvolle, sensible Bilder mit Gänsehauteffekt. Gleichzeitig wird auch die Tatsache thematisiert, dass diese ganz
offensichtlich sehr positiv anschlagende Therapie von der Bundeswehr (noch) nicht finanziell unterstützt wird.
|
Dienstag, 05. Februar 2019 Zwei in Afrika und Drei im Untergrund Mein Dienstagsdoppel: Reisefilm und NSU-Schocker REISS AUS – ZWEI MENSCHEN. ZWEI JAHRE. EIN TRAUM (1:2.35, 5.1) Verleih: Abgefahren GbR (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland 2018 Regie: Lena Wendt, Ulrich Stirnat Kinostart: 14.03.2019
Lena und Ulrich – das sind zwei junge Menschen, die ausziehen, um leben zu lernen. Er hat schon den ersten Burnout
hinter sich, Sie liebt Afrika. Gemeinsam machen sich die Beiden von Hamburg aus mit dem Auto auf die lange Reise
nach Südafrika – wo sie nie ankommen werden, wie ihre Doku es gleich zu Beginn verrät. Doch auch wenn sie den
Süden nie erreichen, so bereist das Duo eine ganze Menge afrikanischer Länder, das jedes für sich ganz eigene Reize
bietet. Mit Videokameras ausgerüstet wird die gesamte oft strapaziöse Reise dokumentiert – mal mittels
Video-Tagebuch, mal mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen. Unterwegs treffen sie viele Menschen, die mal
mehr und auch mal weniger große Auftritte im fertigen Film haben. Aus dem Off geben Lena und Ulrich ihre ganz
persönliche Sichtweise auf die Reise zu Gehör. Eine Reise, die beide bis an ihre Grenzen führen wird. Bemerkenswert
dabei ist die Offenheit, mit der das Paar über die oft aus der langwierigen Reise resultierenden Beziehungsprobleme
spricht. REISS AUS gehört zu jener Kategorie von Film, die mit dem äußerst erfolgreichen WEIT eingeläutet wurde.
Wer also die Schnauze voll hat von den üblichen Hochglanzreportagen, der wird sich bei Lena und Ulli sicher wohl
fühlen.
WINTERMÄRCHEN (1:2.35, 5.1) Verleih: W-film Land/Jahr: Deutschland 2018 Regie: Jan Bonny Darsteller: Thomas Schubert, Ricarda Seifried, Jean-Luc Bubert Kinostart: 21.03.2019
Becky und Tommi fällt nicht nur die Decke ihrer winzig kleinen Wohnung auf den Kopf, auch ihre Beziehung ist in
einer Sackgasse. Jetzt soll es mal wieder richtig knallen: als Terrorzelle will das Paar Ausländer killen um für Aufsehen
zu sorgen. Unvermittelt stößt Maik zu dem Pärchen, die Karten werden unter seiner Führung neu gemischt. Und bald
gibt es die ersten Toten... Was den verlockenden Titel WINTERMÄRCHEN trägt, ist alles andere als leichte Kost. Mit
seinen Gewaltexzessen und den sehr ausführlichen Sexszenen provoziert Regisseur Jan Bonny sein Publikum.
Farbentsättigte Bilder und viel Handkamera prägen den Film und geben ihm dadurch einen fast schon dokumentarischen
Touch. Der Verzicht auf Filmmusik erhöht diesen Eindruck. WINTERMÄRCHEN ist explosives, radikales Kino aus
deutschen Landen, das zwar ein wenig zu lang geraten scheint, dafür aber nachhaltig wirkt.
|
Freitag, 01. Februar 2019 Drei Geschwister Ein sensibel erzähltes Drama brachte die magere Pressewoche heute zu ihrem Ende DAS HAUS AM MEER (1:1.85, 5.1) OT: La Villa Verleih: Film Kino Text (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich 2017 Regie: Robert Guédiguian Darsteller: Ariane Ascaride, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan Kinostart: 21.03.2019
Die Krankheit ihres Vaters bringt drei Geschwister nach langer Zeit wieder zurück in die alte Heimat, eine Villa direkt
am Meer nahe Marseille: Die Schauspielerin Angèle, der Gewerkschaftler Joseph samt wesentlich jüngerer Freundin
und Armand, der das kleine Lokal seines Vaters weiterführt. Während sich die Geschwister sich erst ganz zögerlich
wieder annähern, wissen sie noch nicht, dass sie mit Ereignissen konfrontiert werden, die sich auf ihr zukünftiges Leben
auswirken werden... Emotional bewegend inszeniert Regisseur Robert Guédiguian sein Drama um eine Familie und ihre
Freunde, die sich angesichts ihres Zusammentreffens am Ort ihrer Kindheit mit dem Leben selbst konfrontiert werden.
Bisherige Lebensentwürfe werden infrage gestellt und neue Möglichkeiten tun sich auf. Erinnerungen und ein noch nicht
verarbeitetes Trauma bricht sich Bahn. Guédiguian inszeniert seinen Mikrokosmos vor malerischer Kulisse schlicht,
ohne viel Schnickschnack und fast ohne Filmmusik, dafür aber mit einem sehr authentisch spielenden Ensemble.
Empfehlenswertes Arthouse-Kino, das viele der sehr präsenten Themen unserer Zeit vereint.
|
Datenschutzerklärung All displayed Logos and Product Names may be ©, TM or ® by their respective rights holding companies. No infringement intended. |