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Dienstag, 30. April 2019 Einer spielt sich die Finger wund Wenn man als Zuschauer den Filmemachern stets einen Schritt voraus ist, wird es irgendwann langweilig DER KLAVIERSPIELER VOM GARE DU NORD () OT: Au Bout Des Doigts Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2018 Regie: Ludovic Bernard Darsteller: Lambert Wilson, Kristin Scott Thomas, Jules Benchetrit Kinostart: 20.06.2019
Der junge Mathieu stammt aus sozial prekären Verhältnissen, hat aber ein unglaubliches Talent als Klavierspieler. Das
gibt es immer wieder mal an einem frei zugänglichen Klavier mitten im Pariser Nordbahnhof zum Besten. Genau dort
wird Musikprofessor Pierre Geithner auf ihn aufmerksam und will ihn ans Konservatorium holen. Doch Mathieu hat
kein Interesse und hilft lieber seinen Kumpels bei nächtlichen Einbrüchen. Als Mathieu geschnappt und zu
Sozialstunden verdonnert wird, arrangiert Pierre, dass er die Stunden als Putzmann am Konservatorium abfeiern darf.
Doch Pierre verfolgt ganz andere Pläne mit dem Musiktalent... Spätestens wenn Mathieu zum ersten Mal das Büro von
Pierre Geithner betritt und ein Foto an der Wand mit “Ich wusste gar nicht, dass Sie Kinder haben. Warum kümmern Sie
sich nicht um die?” kommentiert, dürfte so ziemlich jedem Zuschauer klar sein, dass hier noch ein Drama schlummert,
das nach und nach im Film aufgedeckt wird. Und genau in diesem Sinne verläuft der gesamte Film. Als Zuschauer weiß
man immer, was als nächstes passieren wird. Originell? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil: der Film fühlt sich an wie aus
Bauklötzchen zusammengeschustert – inklusive der schwarzen “Quotenfrau”. Das ist dann einfach zu viel des Guten.
Woran es Ludovic Bernards Werk insbesondere fehlt ist genau das, was er seinem Schüler predigt: richtige Gefühle. Der
Film lässt einen ziemlich kalt. Wem also kann man den Film empfehlen? All jenen, die noch nie einen Film gesehen
haben.
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Freitag, 26. April 2019 Alte Männer machen Musik Nur eine einzige Pressevorführung in dieser Woche: es sieht nicht gut aus für den Pressestandort Stuttgart INNA DE YARD - THE SOUL OF JAMAICA (1:2.35, 5.1) OT: Inna De Yard: The Soul Of Jamaica Verleih: MFA (Filmagentinnen) Land/Jahr: Frankreich 2019 Regie: Peter Webber Kinostart: 20.06.2019
Sie sind alle schon in ihren Sechzigern und sogar darüber. Aber Musik machen sie noch immer. Ken Boothe, Winston
McAnuff, Kiddus I und Cedric Myton haben als Stars des Reggae Musikgeschichte geschrieben. Jetzt sind sie dabei ein
neues Album aufzunehmen, “unplugged” natürlich. Und damit sich die Musik richtig ausbreiten kann, verlegen sie das
Studio kurzerhand in den Garten – Inna de Yard. Regisseur Peter Webber, mit Spielfilmen wie DAS MÄDCHEN MIT
DEM PERLOHRRING bekannt geworden, porträtiert in seinem Dokumentarfilm die Ikonen des Reggae, die noch
immer auf Jamaika leben und für die ihre Musik ein Teil ihres Daseins ist. Dabei gewähren die Musiker tiefe Einblicke
in ihr soziales Leben, das zumeist von mehr Tiefen als Höhen geprägt ist. Auch viele ihrer Wegbegleiter kommen zu
Wort und erklären, worum es eigentlich beim Reggae geht. Vollgepackt mit Live Performances (u.a. beim Stopover in
Paris während der Welttournee der Reggae-Stars) entfesselt der Film mit viel Humor die Seele der Musikrichtung, die
von Jamaika aus die ganze Welt eroberte. Sehenswert nicht nur für Musikfans.
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Dienstag, 23. April 2019 Vergeben oder Rächen? Heute gab es leider wieder nur Kost aus der digitalen Welt DAS SCHÖNSTE PAAR (1:2.35, 5.1) Verleih: Koryphäen Film Land/Jahr: Deutschland, Frankreich 2018 Regie: Sven Taddicken Darsteller: Maximilian Brückner, Luise Heyer, Leonard Kunz Kinostart: 02.05.2019
Der romantische Urlaub auf Mallorca endet für das Lehrerpaar Malte und Liv mit einem Trauma: Liv wird vor den
Augen ihres Mannes vergewaltigt. Zwei Jahre sind vergangen und die beiden haben mittels einer Therapie das Trauma
endlich bewältigt. Doch da wirft ein Ereignis das Paar wieder aus der Bahn und stellt es auf eine harte Zerreißprobe:
Malte begegnet zufällig dem Vergewaltiger... Regisseur und Drehbuchautor Sven Taddicken ist mit DAS SCHÖNSTE
PAAR ein intensives Drama mit Thriller-Elementen gelungen, das insbesondere durch die beiden Protagonisten
Maximilian Brückner und Luise Heyer seine Spannung bezieht sowie durch die Kameraarbeit von Daniela Knapp. Als
Zuschauer wird man hier automatisch mit der Frage konfrontiert, was man wohl selber tun würde, wäre man in derselben
Situation mit Malte und Liv. Die Antwort darauf fällt weder im Film noch im realen Leben leicht. Genau das ist die
Stärke des Films.
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Donnerstag, 11. April 2019 Am Scheideweg Wochenausklang mit einem deutschen Drama ALL MY LOVING – EINE GESCHICHTE VON DREI GESCHWISTERN (1:2.35, 5.1) Verleih: Port-au-Prince (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Edward Berger Darsteller: Lars Eidinger, Nele Mueller-Stöfen, Hans Löw Kinostart: 23.05.2019
Drei Geschwister – drei Lebenskrisen: Stefan ist Pilot, darf aber aufgrund seiner Gesundheit nicht mehr fliegen. Doch er
klammert sich nach wie vor an sein altes, zügelloses Leben. Die traumatisierte Julia kümmert sich im Urlaub mehr um
einen Straßenköter als um ihren Ehemann. Und Tobias ist mit fast 40 noch immer Student, schmeisst den Haushalt und
versorgt die Kinder, während seine Frau für den Unterhalt sorgt. Als der Vater erkrankt wird ihm klar, dass sich etwas
ändern muss... Mit seinem Film der leisen Töne führt uns Regisseur Edward Berger in die Welt menschlicher Untiefen
und zeigt ungeschönt die zwei Seiten der Familie: Geborgenheit und Sicherheit auf der einen, Reglementierungen und
Kränkungen auf der anderen. In drei Kapitel sowie einem Prolog und einem Epilog hat Berger seinen Film eingeteilt und
lässt damit jedem der drei Geschwister viel Raum und Zeit zur Entfaltung. Lars Eidinger als kranker Pilot, Nele
Mueller-Stöfen als traumatisierte Mutter und Hans Löw als ewiger Student füllen ihre Rollen exzellent aus. Mit einem
Minimum an Filmmusik (Volker Bertelmann) und mit breiten Bildern (Jens Harandt und Philipp Haberlandt) erreicht der
Film ein maximales Ergebnis. Das ist bedrückend und beglückend zugleich und bietet großes Identifikationspotenzial.
Denn wer kennt nicht die Situation, in der alle drei Protagonisten stecken: eine echte Krise, die danach verlangt,
schleunigst etwas an seinem Leben zu ändern. Fazit: interessantes, authentisches Arthouse-Kino jenseits von Feelgood.
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Dienstag, 09. April 2019 Zwei Legenden leben wieder! Heute hatten wir viel Spaß beim Presse-Doppel STAN & OLLIE (1:2.35, 5.1) OT: Stan & Ollie Verleih: SquareOne (DCM) Land/Jahr: Großbritannien, Kanada, USA 2018 Regie: Jon S. Baird Darsteller: Steve Coogan, John C. Reilly, Shirley Henderson Kinostart: 09.05.2019
1953 gehen die weltbekannten Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy auf eine Tour nach England, wo sie ihre Sketche
in Theatern aufführen. Dort hoffen die beiden auch darauf, dass der von ihnen angedachte Film über Robin Hood
endlich einen Produzenten findet. Doch ihre große Zeit scheint längst vorbei zu sein, was sich an den schlecht
besuchten, drittklassigen Theatern ablesen lässt. Und so bricht sich ganz unmerklich ein Zwist wieder Bahn, der schon
seit vielen Jahren zwischen den Künstlern steht und nie bereinigt wurde... Es ist unglaublich – zwei Legenden leben
wieder! Unterstützt durch die hohe Kunst der Maskenbildnerei schlüpfen Steve Coogan und John C. Reilly in die
Rollen von Stan Laurel und Oliver Hardy. Aussehen, Körpersprache, Dialekt – hier ist alles derart perfekt, das man
schon nach wenigen Augenblicken vergisst, dass es sich nicht um das Original-Duo handelt. Mit einer fulminanten
Kamerafahrt ohne erkennbare Schnitte steigt Regisseur Jon S. Baird in den 1930er-Jahren in die Geschichte ein und
nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in das Filmstudio, in dem das Komikerduo für Hal Roach einen neuen Film
dreht. Genau hier bahnt sich auch der Bruch zwischen Stan und Ollie an, der ihre gemeinsame Tour durch England 1953
überschattet. Bairds Film ist ein sehr berührende Geschichte voller Melancholie und tragischer Momente – ein Film, der
einem wirklich ans Herz geht. Es ist eine zutiefst menschliche Geschichte, eingebunden in wunderbares Zeitkolorit,
großartiger Musik (Rolfe Kent) und – wie könnte es anders sein – begeisternder Komik. Eine wehmütige Hommage an
zwei Menschen, die die ganze Welt zum Lachen brachten. Fazit: klarer Pflichtbesuch im Kino!
ROYAL CORGI – DER LIEBLING DER QUEEN (1:1.85, 5.1) OT: The Queen’s Corgi Verleih: Wild Bunch (Central) Land/Jahr: Belgien 2019 Regie: Vincent Kesteloot, Ben Stassen Kinostart: 01.05.2019
Sehr zum Missfallen des bisherigen Lieblingshunds avanciert der Neuzugang Rex binnen kurzer Zeit zum absoluten
Liebling der englischen Königin. So sorgt dieser mittels einer List dafür, dass der junge Rex aus dem Buckingham Palast
gelockt wird und schließlich in einem Hundezwinger landet. Doch Rex gibt nicht so schnell auf... Ein ehemaliger
Drogenspürhund, der durch das viele Schnüffeln selbst zum Junkie wurde und gerne mal einen weißen Schnürsenkel für
ein kleines “Sträßchen” hält, ist nur einer von vielen kleinen Gags, die sich in diesem ansonsten für Kinder gedachten
Film auch an ein erwachsenes Publikum richten. Aber das ist gut so, schlagen Vincent Kesteloot und Ben Stassen mit
ihrem Computeranimationsfilm gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, indem sie nicht nur die jungen Zuschauer
ansprechen, sondern auch deren begleitende Erwachsene. Mit seinen 85 Minuten hat der Film dann auch die richtige
Länge, um allen gerecht zu werden. Es gibt allerdings auch ein paar wenige Szenen, die sensibleren Wesen Probleme
bereiten könnten, etwa wenn der brutale Kampfhund Tyson den kleinen Rex gegen eine Wand schlägt.
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Montag, 08. April 2019 Good Girl trifft Bad Boy Hemmungslose Leidenschaft oder ein Film, der Leiden schafft? Die Antwort gab es in der heutigen Pressevorführung AFTER PASSION (1:2.35, 5.1) OT: After Verleih: Constantin Land/Jahr: USA 2019 Regie: Jenny Gage Darsteller: Josephine Langford, Hero Fiennes Tiffin, Selma Blair, Peter Gallagher, Jennifer Beals Kinostart: 11.04.2019
Zum ersten Mal in ihrem Leben verlässt die junge Tessa ihr Zuhause samt Mutter und Highschool-Freund und tauscht
ihr Kinderzimmer gegen eine Studentenbude ein. Ihre rebellischen Mitbewohnerinnen nehmen sie sogleich unter ihre
Fittiche, um ihr zu zeigen, dass man nicht nur beim Studieren, sondern auch bei anderen Dingen Spaß haben kann. So
lernt sie den geheimnisvollen Briten Hardin Scott kennen, ebenfalls Student. Der wirft sofort ein Auge auf Tessa, doch
die lässt ihn abblitzen. Aber Hardin gibt so schnell nicht auf. Tatsächlich bahnt sich zwischen den beiden eine Affäre an.
Doch Hardin umgibt ein dunkles Geheimnis... Lässt man sich auf den Hype um die “After”-Romane von Anna Todd ein,
könnte man glauben, dass AFTER PASSION nach der Hochglanz-Sado-Maso-Romanze 50 SHADES OF GREY ein
weiterer Höhepunkt am Hollywood‘schen Erotik-Himmel darstellt. Eine Meinung, die leicht dazu führt, dem Filmtitel
eine gewisse Zweideutigkeit zu unterstellen. Doch weit gefehlt: AFTER PASSION entpuppt sich als erotische
Romanze für Backfische! “100 Minuten warten auf Nichts” könnte man den Inhalt in einem kurzen Satz
zusammenfassen. Die Geschichte ist alles andere als neu (GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN & Co lassen grüßen)
und die Erotik knistert wie ein Ganzkörperkondom. Regisseurin Jenny Gage, deren Partner am Drehbuch mitgeschrieben
hat und gleichzeitig einer der beiden Kameramänner des Films ist, zeigt ganz deutlich, wie prüde man auch heute noch
in Amerika ist. Die Story von der Unschuld vom Lande, die vom Bad Boy verführt wird, ist ziemlich vorhersehbar.
Dafür sorgen alleine schon die äußeren Erscheinungsbilder der Protagonisten: Sie in zünftigen, hellen Sachen gekleidet,
Er in schwarz und mit vielen Tattoos auf dem Astralkörper – das kann ja nicht gutgehen. Dass Er dazu noch ein sehr
belesener Mensch ist, der ad hoc aus “Stürmische Höhen” zitieren kann, will dann aber nicht so ganz passen. Eine
schreckliche Kindheit hat er gehabt, erfahren wir im Laufe des Films. Seinen Vater, den Uni-Rektor, hasst er, weil er ein
Säufer sei und seine Mutter in London in erbärmlichen Verhältnissen zurückgelassen hätte. Warum das aber im weiteren
Verlauf des Films plötzlich nicht mehr thematisiert wird, bleibt ein Rätsel. Es fühlt sich an wie eine unvollendete
Geschichte, die möglicherweise in einem weiteren Film fortgesetzt werden soll. Aber wer will sich das anschauen? Fast
gewinnt man den Eindruck, dass selbst der deutsche Filmverleiher von seinem eigenen Produkt nicht überzeugt ist und
quasi als Entschuldigung für die 100 vergeudeten Filmminuten nach Ende des Abspanns noch den Trailer zum
Horrorfilm THE SILENCE angeflanscht hat.
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Donnerstag, 04. April 2019 Der Höllenjunge und die toten Tiere Es gab viel Atmos auf meine verwöhnten Ohren HELLBOY – CALL OF DARKNESS (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Hellboy Verleih: Universum Film (Walt Disney) Land/Jahr: USA 2019 Regie: Neil Marshall Darsteller: David Harbour, Milla Jovovich, Ian McShane Kinostart: 11.04.2019
Als sich die vor langer Zeit von König Arthur und seinem Schwert Exkalibur in Einzelteile zerlegte Hexe Nimue mit
Hilfe von Dämonen in der Welt von heute wieder zu materialisieren beginnt, wird es höchste Zeit für Halbämon Hellboy
und seine wackeren Mitkämpfer, der bösen Lady zu zeigen, wo der Barthel den Most holt... Dass ein Genre-Experte wie
Neil Marshall bei diesem Film die Zügel an der Hand hat merkt man spätestens, wenn es bei HELLBOY so richtig zur
Sache geht. Da werden Menschen zerrissen, Hälse aufgeschlitzt, Köpfe und Gliedmaßen abgehackt – ohne dass die
Kamera dezent wegschauen würde! Bei dieser Orgie aus Blut und Gewalt wäre eine Altersfreigabe ab 18 Jahren
angesagt. Doch weit gefehlt: man hat dem Reboot eine FSK 16 gewährt. Alle Achtung! Auch wenn es sich hier um
Gewalteinlagen handelt, die ihren Ursprung wohl in der Comic-Vorlage hat, so ist es dennoch explizit dargestellte
Gewalt. Genre-Fans wird das freilich gefallen, fühlt man sich teilweise doch irgendwie an BRAINDEAD erinnert.
Letztendlich aber handelt es sich bei Marshalls Neuauflage basierend auf den Comics von Mike Mignola um kultivierten
Trash, den er in einem furiosen Overkill an Bildern (in 4K Qualität) und Tönen (ein Dolby Atmos Showpiece) seinem
meist jungen Publikum serviert. Mit 125 Minuten Spielzeit hat er leider den Bogen etwas überspannt und auch der Witz
hält sich in engen Grenzen. Mit Bier und Popcorn bewaffnet wird man den Film sicher überleben, aber im Gedächtnis
bleiben wird er nicht. Kleiner Tipp: wenn man sich das Werk schon im Kino anschaut, dann bitte bis ganz zum Schluss:
es gibt noch zwei Bonus-Sequenzen.
FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Pet Sematary Verleih: Paramount Land/Jahr: USA 2019 Regie: Kevin Kölsch, Dennis Widmyer Darsteller: Jason Clarke, Amy Seimetz, John Lithgow Kinostart: 04.04.2019
Eine Familie zieht von der Großstadt in ein abgelegenes Haus mitsamt großem Waldgrundstück, das einen Friedhof für
Haustiere beherbergt. Was nur der Nachbar weiß: beerdigt man ein Tier an einer ganz bestimmten Stelle auf diesem
Friedhof, wird es von den Toten wieder auferstehen. Als Churchill, der Kater der Familie, überfahren wird, stiftet der
Nachbar den Vater dazu an, das Tier an genau dieser Stelle zu verscharren. Mit ungeahnten Folgen... Unter der Regie
des Duos Kevin Kölsch und Dennis Widmyer entstand das Remake jener Stephen King Verfilmung, die vor 30 Jahren in
den Kinos für Angst und Schrecken sorgte und danach viele Jahre lang in Deutschland auf dem Index landete:
FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE. Herausgekommen ist ein Horrorfilm par excellence, der dank einer sehr
überzeugenden Tonspur (unbedingt in einem Dolby Atmos Kino anhören!) eine Schrecksekunde nach der anderen
serviert und kalte Schauer über den Rücken jagt. Nicht alles, was sich im Film abspielt, erscheint logisch. Ob das der
Romanvorlage geschuldet ist, kann ich leider nicht beurteilen. Doch es fällt bei diesem Film nicht ins Gewicht,
überzeugt doch die handwerkliche Qualität.
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Dienstag, 02. April 2019 Freunde und Nachbarn Das Arthouse-Doppel am Dienstag ROADS (1:2.35, 5.1) Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Deutschland, Frankreich 2018 Regie: Sebastian Schipper Darsteller: Fionn Whitehead, Stéphane Bak, Moritz Bleibtreu Kinostart: 30.05.2019
Der 18jährige Gyllen aus London hat das Wohnmobil seines Stiefvaters entwendet und will sich von Marokko aus zu
seinem Vater nach Frankreich durchschlagen. Dabei lernt er den jungen Kongolesen William kennen, ein Flüchtling auf
der Suche nach seinem älteren Bruder, der im Norden Frankreichs leben soll. Gemeinsam begebn sich die beiden Jungen
auf einen Roadtrip mit ungewissem Ausgang... In seinem neuen Film nach VICTORIA schickt Sebastian Schipper jetzt
zwei Teenager auf einen Roadtrip von Marokko bis nach Frankreich. Es ist die Geschichte einer Freundschaft, die sich
im Laufe der Zeit daraus entwickelt. Leider gelingt es seinem Film nicht, diese Freundschaft plausibel zu vermitteln.
Dazu bleibt der Film etwas zu oberflächlich. Auch gibt es keine richtigen Höhepunkte, die einem ein gewisses
Mitfiebern ermöglichen würden. Dem Film fehlt es an Dynamik, um wirklich mitreißend zu sein. Etwas störend auch die
Tatsache, dass schon wieder die Flüchtlingsproblematik thematisiert wird. Das ist zwar ein wichtiges Thema, jedoch
wurde es in jüngster Zeit filmtechnisch bereits überstrapaziert. Immerhin liefern Schippers Hauptdarsteller Fionn
Whitehead und Stéphane Bak in der Rolle der Teenager passable Leistungen ab. Insgesamt leider ein Film, der eher
enttäuscht als begeistert.
UNDER THE TREE (1:2.35, 5.1) OT: Undir Trénu Verleih: farbfilm Land/Jahr: Island, Polen, Dänemark, Deutschland, Frankreich 2017 Regie: Hafsteinn Gunnar Sigurðsson Darsteller: Sigurður Sigurjónsson, Edda Björgvinsdottir, Steinþór Hróar Steinþórsson Kinostart: 16.05.2019
Während Atli um das Sorgerecht für seien kleine Tochter sowie um seine Ehe kämpft, legen sich seine Eltern wegen
einer Nichtigkeit mit ihren Nachbarn an... Wer isländisches Kino kennt, der weiß, dass es da recht skurril zugehen kann.
In gewisser Weise trifft dies auch auf den Hafsteinn Gunnar Sigurðsson inszenierten Film zu, in dem ein
Nachbarschaftsstreit eskaliert. Unter einer ganz feinen Prise schwarzen Humors verbirgt sich hier jedoch ein todernstes
Drama und nicht etwa eine Komödie, wie das Marketing für den Film suggeriert. Genau das ist dann auch ein bisschen
schade. So erreicht der Film nicht jene Qualität, die etwa der spanische ALLEIN UNTER NACHBARN an den Tag
legte. Gewiss, brutal wird Sigurðssons Film ganz am Schluss auch, doch wirkt das zu diesem Zeitpunkt ziemlich
aufgesetzt. Etwas unverständlich bleibt zudem jener Handlungsstrang, in dem Atli um das Sorgerecht für seine kleine
Tochter kämpft. Denn der hat nun mit dem eigentlichen Nachbarschaftsstreit herzlich wenig zu tun. Dennoch ist
UNDER THE TREE kein Film, über dessen Besuch man sich ärgern wird.
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Montag, 01. April 2019 Chronik eines Ehrenmordes Gleich zum Wochenbeginn gab es ein Double Feature. Kein Aprilscherz! NUR EINE FRAU (1:1.85, 5.1) Verleih: NFP (Filmwelt) Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Sherry Hormann Darsteller: Almila Bagriacik, Meral Perin, Rauand Taleb Kinostart: 09.05.2019
Weil Aynars westlich orientierter Lebensstil aus Sicht ihrer Familie nichts als Schande über diese bringt, wird sie Opfer
eines Ehrenmordes... Post mortem lässt Regisseurin Sherry Hormann ihre Protagonistin davon erzählen, wie es dazu
kam, dass sie von ihrem jüngsten Bruder auf offener Strasse erschossen wurde. Hormanns Film basiert auf einem
Tatsachenroman, der genau jenen Fall aufrollt, mit dem in Deutschland erstmals der “Ehrenmord” ins gesellschaftliche
Bewusstsein rückte. Der Film deckt einen Zeitraum von acht Jahren ab und schildert sehr präzise, welche
Machtstrukturen in streng islamistischen Familien vorherrschen und wie es zu derart verabscheuungswürdigen
Verbrechen kommt. Aus dem Off erzählt Aynur frei von der Leber weg, was ihr widerfahren ist. Mit ihrem Tonfall
spricht sie vor allem ein junges Publikum an, insbesondere junge Frauen, die in diesem patriarchalischen
Glaubenssystem stets die Leidtragenden sind. Almila Bagriacik spielt Aynur, die junge türkisch-kurdische Frau, sehr
überzeugend. Was am Ende dieser Chronik eines Ehrenmordes übrigbleibt, ist Wut und Betroffenheit. Sehr sehenswert.
ONCE AGAIN – EINE LIEBE IN MUMBAI (1:1.85, 5.1) OT: Once Again Verleih: Arsenal Land/Jahr: Indien, Deutschland, Österreich 2018 Regie: Kanwal Sethi Darsteller: Neeraj Kabi, Shefali Shah, Rasika Dugal Kinostart: 16.05.2019
Der berühmte Schauspieler Amar ist einer der Kunden, den die verwitwete Tara tagtäglich mit leckeren Speisen aus
ihrem kleinen Restaurant versorgt. Im Lauf der Zeit ist das tägliche Telefonat zwischen den beiden einsamen Menschen
zu einem festen Ritual geworden. Persönlich gesehen haben sie sich noch nie, weil sie um die Unmöglichkeit einer
realen Beziehung zu wissen glauben. Eines Tages jedoch schlägt Amar ein Treffen vor, bei dem sich alles ändern soll...
Mit ONCE AGAIN liefert Regisseur Kanwal Sethi eine Romanze der leisen Töne jenseits kitschig-bunten
Bollywood-Kinos, die sich an ein reiferes Publikum richtet. Mit atmosphärischen Nachtaufnahmen schildert Sethi sehr
behutsam die Probleme zweier Menschen, die Beziehungen hinter sich haben, die sie noch nicht endgültig loslassen
können, weil ihnen der Mut dafür fehlt. Mit Neeraj Kabi und Shefali Shah in den Hauptrollen hat der Film eine
wunderbare Besetzung gefunden – glaubhafte Charaktere mit glaubhaften Problemen. Indisches Arthouse-Kino im Stil
von DIE SCHNEIDERIN DER TRÄUME.
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