Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

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Freitag, 29. November 2019
Ein stiller Held
Ein episches Drama und ein epischer Weg lagen heute vor mir

EIN VERBORGENES LEBEN (1:2.35, 5.1)
OT: A Hidden Life
Verleih: Pandora
Land/Jahr: Deutschland, USA 2019
Regie: Terrence Malick
Darsteller: August Diehl, Valerie Pachner, Michael Nyqvist, Matthias Schoenaerts, Jürgen Prochnow, Bruno Ganz, Alexander Fehling, Ulrich Matthes, Karl Markovics, Franz Rogowski, Tobias Moretti, Martin Wuttke, Max Mauff, Johan Leysen, Karin Neuhäuser, Maria Simon
Kinostart: 30.01.2020

Anfang der 1940er Jahre in einem kleinen Dorf in den österreichischen Alpen. Der Bergbauer Franz Jägerstätter lebt mit seiner Frau und seinen kleinen Töchtern ein beschauliches, aber hartes Leben. Der überzeugte Pazifist wird alsbald vor die Entscheidung gestellt, einen Eid auf den Führer zu schwören. Seine Weigerung bringt ihn ins Gefängnis. Selbst als ihn die Todesstrafe erwartet, bleibt er sich treu... Menschen stehen irgendwo in der Landschaft, die Kamera in gebückter Position, Gedanken aus dem Off, eine schwebende Kamera, die Protagonisten folgt, kurze Versatzstücke, viel Himmel – Terrence Malicks Stil ist unverkennbar. War der Meisterregisseur in seinen letzten Filmen etwas arg verkopft, so orientiert er sich in seinem neuesten Werk an etwas Greifbarem, einer wahren Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Geschichte eines stillen Helden, dessen Namen wohl kaum jemand kennt. Wie die vieler Anderer, die ähnliche Schicksale erlitten haben wie Franz Jägerstätter, der für seine innerste Überzeugung das Leben ließ. Knapp drei Stunden lang schildert Malick dessen Martyrium, das einhergeht mit der Abkehr der Dorfbewohner von seiner Familie. Als Verräter haben sie ihn eingestuft, weil er anders dachte als sie selber. Einer, den er zum Zweifeln bringt, ist der von Bruno Ganz gespielte Richter, vor den ihn die Nazis schleppen. Malicks Film ist lang, aber nicht langweilig. Zumindest für Zuschauer, die epische Erzählformen mögen und den unkonventionellen Stil eines Terrence Malick mögen. Beachtenswert sind sowohl die Kameraarbeit von Jörg Widmer als auch die Filmmusik von James Newton Howard. Anspruchsvolles Kino zu einem anspruchsvollen Thema.

NUR DIE FÜSSE TUN MIR LEID (1:2.35, 5.1)
Verleih: MFF (Filmagentinnen)
Land/Jahr: Deutschland 2019
Regie: Gabi Röhrl
Kinostart: 07.11.2019 (limitiert)

Dass Filmemacherin Gabi Röhrl begeisterte Jakobsweganhängerin ist, merkt man ihrer 90minütigen Doku auf Schritt und Tritt an. In wunderschönen CinemaScope-Bildern begleitet sie ihre Zuschauer vom Fuße der Pyrenäen über Santiago de Compostela bis nach Kap Finisterre – eine Wanderung, die ganze fünf Wochen in Anspruch nimmt und die Röhrl mit schwerer Kameraausrüstung bewältigt. Auf ihrer Wanderung trifft sie viele weitere Pilger, die sie ab und zu vor ihre Kamera holt und deren Gedanken zum Camino festhält. Der Weg ist das Ziel ist die klare Grundaussage, die praktisch von allen Pilgern bestätigt wird. Röhrls Doku bleibt dabei vollkommen unkritisch, was erklärte Absicht ist, will die Filmemacherin den Camino für Jedermann schmackhaft machen. Das gelingt ihr auch ganz gut, sieht man einmal ab von der ständigen Plätschermusik, die den gesamten Weg begleitet sowie die von Röhrl eingesprochenen Texte aus dem Off, die allzu sehr von zahllosen TV-Dokus beeinflusst zu sein scheinen. Sozusagen Doku nach Schulbuch. Das ist schade, macht es den Film dadurch einfach zu allgemein. Hier hätte man sich eine weitaus persönlichere Note gewünscht. Immerhin: für Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, den Camino selbst einmal abzuschreiten, bietet der Film aber zumindest die Möglichkeit, optische Eindrücke (auch der Strapazen!) zu erhalten.

Donnerstag, 28. November 2019
David gegen Goliath
Heute stand mal wieder isländisches Kino auf dem Spielplan

MILCHKRIEG IN DALSMYNNI (1:2.35, 5.1)
OT: Héradid / The County
Verleih: Alamode (Filmagentinnen)
Land/Jahr: Island, Dänemark, Deutschland, Frankreich 2019
Regie: Grímur Hákonarson
Darsteller: Arndís Hrönn Egilsdóttir, Sveinn Ólafur Gunnarsson, Sigurður Sigurjónsson
Kinostart: 09.01.2020

Wie alle anderen Milchbauern in ihrer Region gehört auch jener von Inga und Reynir zur selben Genossenschaft. Diese verpflichtet alle ihre Mitglieder, die Milch ausschließlich an die Genossenschaft zu verkaufen und Waren grundsätzlich von der Genossenschaft zu beziehen. Ein schlechtes Geschäft, denn woanders gibt es das Futter wesentlich billiger, was dem überschuldeten Milchhof helfen würde. Doch Reynir weigert sich beharrlich, die Genossenschaft zu verlassen. Als er eines Tages bei einem Unfall ums Leben kommt, beschließt Inga, den mafiösen Methoden der Genossenschaft den Krieg zu erklären... Was an diesem Film besonders überrascht ist sein Ende. Denn das gestaltet sich ganz anders als man es erwartet hätte. Was aber vermutlich daran liegt, dass man einfach schon zu viele Filme gesehen hat, in dem sich David gegen Goliath erhebt. Grímur Hákonarsons inszeniert sein Drama extrem ruhig, was der isländischen Mentalität geschuldet sein könnte. Seine Hauptdarstellerin Arndís Hrönn Egilsdóttir spielt die Rolle der Inga zwar gut, jedoch stellt sich beim Zuschauer der Zustand des Mitfieberns nicht so richtig ein. Dafür ist die Figur zu wenig charismatisch. Ganz anders als in dem 2018 in die Kinos gekommen GEGEN DEN STROM, ebenfalls aus Island und ebenfalls mit einer unbeugsamen Frau, die gegen einen Stromkonzern aufbegehrt. MILCHKRIEG IN DALSMYNNI beeindruckt optisch immerhin mit großartigen Landschaftspanoramen eines winterlichen Island, was allerdings den Mangel an echtem Kampfgeist nicht ganz wett machen kann.
Mittwoch, 27. November 2019
Es muss nicht immer Agatha Christie sein
Das Double Feature zur Wochenmitte bescherte mir einen Mord und ein wandelndes Helfersyndrom

KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE (1:1.85, DD 5.1)
OT: Knives Out
Verleih: Universum Film (Concorde)
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Rian Johnson
Darsteller: Daniel Craig, Chris Evans, Ana de Armas, Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Don Johnson, Toni Collette, Keith Stanfield, Katherine Langford, Jaeden Martell, Christopher Plummer
Kinostart: 02.01.2020

Am Morgen nach seiner ausschweifenden Geburtstagsfeier wird der 85jährige Patriarch Harlan Thrombeys mit durchschnittener Kehle in seinem Zimmer aufgefunden. Selbstmord lautet die Diagnose der Polizei. Doch Detektiv Benoit Blanc glaubt nicht daran, zumal er von einem anonymen Auftraggeber zu den Ermittlungen hinzugerufen wurde. Je näher sich Blanc mit dem Fall und der habgierigen Familie beschäftigt, desto größere Zweifel hegt er an der Selbtsmord-Theorie... In bester Agatha Christie Manier ersann und inszenierte Rian Johnson diesen starbesetzten Krimi, dessen heimlicher Star nicht Hercules Poirot oder Jane Marple heisst, sondern Benoit Blanc. Gespielt wird der Über-Detektiv von Daniel Craig, der ihn mit gewöhnungsbedürftigem US-Akzent mimt. Die überlange Whodunit-Geschichte erschlägt einen während der ersten halbe Stunde förmlich aufgrund der großen Menge an Gesichtern, Namen und den Storys dahinter. Doch ist man erst einmal in diesen Mikrokosmos eingestiegen, hat man seinen Spaß am großen Mystery-Spiel. Zwar nicht derart feingeschliffenen Dialogen wie bei einem Krimi von Agatha Christie, aber gut genug um dennoch blendend zu unterhalten.

DIE KUNST DER NÄCHSTENLIEBE(1:2.35, 5.1)
OT: Les Bonnes Intentions
Verleih: Neue Visionen
Land/Jahr: Frankreich 2018
Regie: Gilles Legrand
Darsteller: Agnès Jaoui, Alban Ivanov, Tim Seyfi
Kinostart: 30.01.2020

Isabelle ist eine Powerfrau, wenn es um das Wohl von Bedürftigen geht. Eine Kleiderspende hier, eine Arzneimittelspende dort – ein wandelndes Helfersyndrom. Hauptamtlich unterrichtet sie Migranten in einem Sozialzentrum in französischer Sprache. Als jedoch die deutschstämmige Elke Isabelles Schüler mit ungewöhnlichen Methoden in ihren Parallelkurs lockt, sieht die Überengagierte rot: um ihre Schüler an sich zu heften, verfällt sie auf das waghalsige Abenteuer, die Migranten in eine kostenlose Fahrschule zu schicken. Mit einem abgehalfterten Fahrlehrer als Partner entsteht die erste soziale Fahrschule. Mit ungeahnten Folgen... Isabelle alias Agnès Jaoui kann einfach nicht anders – und sie tut es mit den besten Absichten (so der übersetzte Originaltitel des Films): den Bedürftigen helfen. Sogar ihre Ehe – so scheint es – ist aus Mitleid entstanden, weil sie dem jungen Bosnier Ajdin helfen wollte, den sie während ihrer Tätigkeit für eine NGO mitten im Balkankrieg kennenlernte. In seiner schwarz angehauchten Komödie nimmt Regisseur Gilles Legrand den Übereifer der engagierten Isabelle (und aller anderen Isabelles in den sogenannten “reichen Ländern”) aufs Korn. Denn das Gutmenschsein hat auch seine Grenzen. Wie in Isabelles Fall, die vor lauter Nächstenliebe ihre eigenen Kinder und ihren Ehemann total vernachlässigt. “Das sind doch auch nur Menschen” ist ihr alles erschlagendes Argument, wenn es darum geht, etwas kürzer zu treten und sich statt um Flüchtlinge auch mal um die eigene Familie zu kümmern. Dass Immigranten tatsächlich “auch nur Menschen” sind, zeigt Legrand immer wieder mal anhand kleiner eingestreuter Dialoge. Wie etwa, wenn die erwachsenen Schüler aus aller Herren Länder in Isabelles Alphabetisierungsklasse fordern, dass man keine Ausländer mehr in Frankreich aufnehmen sollte, weil das Land schon voll davon sei. Legrands Film reiht sich nahtlos ein in die Flut französischer Filmkomödien, die sich seit dem extrem erfolgreichen MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER des Themas Migration auf humoristische Weise annehmen. Viel Neues hat er leider nicht zu bieten, auch nichts Besonderes, und setzt besonders auf die sprachlichen Hürden und die daraus resultierenden Missverständnisse, die zumindest im französischen Original recht gut funktionieren. Ob die deutsche Sychronfassung diese in gleicher Form wiedergeben kann, wird sich zeigen.
Montag, 25. November 2019
Mit dem Führer auf Du
Wochenbeginn mit einem außergewöhnlichen Film

JOJO RABBIT (1:1.85, 5.1 + 7.1)
OT: Jojo Rabbit
Verleih: Fox (Walt Disney)
Land/Jahr: USA, Deutschland 2019
Regie: Taika Waititi
Darsteller: Roman Griffin Davis, Sam Rockwell, Scarlett Johansson
Kinostart: 23.01.2020

Irgendwo in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs. Johannes, von allen Jojo genannt, ist wohl der feurigste Verehrer von Adolf Hitler. Nichts tut er lieber, als auf Geheiß des Führers in die Hitlerjugend einzutreten, um so seinem großen Vorbild zu dienen. Ein Vorbild, das zum imaginären Freund des 10jährigen geworden ist. Jojos Vater ist irgendwo an der Front, seine liebevolle Mutter fast den ganzen Tag unterwegs. Da entdeckt der Steppke eines Tages ein junges Mädchen auf dem Dachboden versteckt. Eine Jüdin, wie sich herausstellt... Hätte ein deutscher Regisseur diesen (nur) vordergründig absurden Film inszeniert, wäre er vermutlich gesteinigt worden. Was für ein Glück, dass ihn der Neuseeländer Taika Waititi erschaffen hat! Denn ihm wird man es nicht ankreiden, dass er ein sehr ernstes Thema sich auf eine derart groteske Weise vor den Augen der Zuschauer entspinnen lässt. Da wird der Hitlergruß bis zum Exzess durchexerziert, werden in Schwarz gekleidete Gestapo-Männer mit Dauergrinsen in bester INDIANA JONES Manier für dumm verkauft und darf Adolf höchstpersönlich (gespielt vom Regisseur selbst!) als Jojos imaginärer Freund immer wieder mal auftauchen. Das alles und noch viel mehr ist aber nur die Oberfläche eines Films, der sein Anliegen in”Monty Python”-Art kaschiert. Erzählt wird die Geschichte eines 10jährigen, für den Adolf Hitler ein Held ist, ohne dass er dessen wahre Absichten je verstanden hätte. Es ist also die Kindessicht auf das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte. Das Judenmädchen, das sich gleich Anne Frank auf dem Dachboden versteckt, und das er mit der Zeit liebgewinnt, wird ihm am Ende seinen Blick auf das Naziregime korrigieren. “Was würdest Du machen, wenn Du endlich frei wärst?” fragt Jojo sein Judenmädchen. “Tanzen”, antwortet sie. Und genau das passiert in einem der schönsten Filmenden der Saison. Mein Geheimtipp: Taika Waititi Film lohnt sich nicht nur deswegen, weil Adolf kräftig in die Eier getreten wird, sondern weil es Film ist, der grotesker und bewegender nicht sein könnte.
Sonntag, 24. November 2019
Olaf ist wieder da!
Eintrag in mein Filmtagebuch: “Nie wieder an einem Sonntag in einen Kinderfilm gehen!”. Das Schlimme dabei sind nicht die Kinder, sondern deren Eltern, die während des Films ständig Fotos ihrer Kinder machen! WTF????

DIE EISKÖNIGIN 2 (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Frozen II
Verleih: Walt Disney
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Chris Buck, Jennifer Lee
Kinostart: 20.11.2019

Um ihr Dorf vor dem Untergang zu retten, müssen Elsa und ihre Schwester Anna alles dafür tun, einen verzauberten Wald zu entzaubern. Eine für beide gefährliche Mission, auf der die Schwestern viel über sich selbst erfahren werden... Die spannende Frage lautet: hat sich das lange Warten auf ein Wiedersehen mit Schneemann Olaf gelohnt? Die Antwort darauf fällt leider etwas ernüchternd aus. Bei aller technischen Finesse, die die von Chris Buch und Jennifer Lee als Regisseure verantwortete Fortsetzung von DIE EISKÖNIGIN bietet, bleibt die Geschichte ein wenig auf der Stecke und gefällt sich in Variationen des ersten Films. Sicherlich gibt es auch hier eine tiefere Ebene, in der es letztendlich um die Erbsünde geht, doch das ist für die Hauptzielgruppe der bis 10jährigen irrelevant. Die wartet nur auf Olafs lustige Späße. Die allerdings teils recht tiefschürfend ausfallen und damit die Kinder eher enttäuscht. Es ist eben ein Fortsetzungsfilm wie viele andere auch, dem es nicht gelingt, an das Original heranzukommen. Freilich: das ist Jammern auf hohem Niveau! Sie sollten sich also durch diese Worte nicht davon abhalten lassen, sich selbst ein Bild vom neuen Disney-Film zu machen. Da der Film leider in keinem einzigen brauchbaren Kino im englischen Originalton angeboten wurde, musste ich mich heute mit der deutschen Synchronfassung begnügen. Ich weiß zwar, welch großen Aufwand die Disneyianer in Frendsprachenfassungen stecken, doch gerade bei Animationsfilmen führt kein Weg am Originalton vorbei. Vermutlich wäre mein Urteil über DIE EISKÖNIGIN 2 anders ausgefallen, hätte ich ihn im englischen Original hören dürfen. Ich warte also auf die 4K UHD.
Donnerstag, 21. November 2019
Es “shiningt” wieder!
Doku und Horror im Doppelpack

ALS ICH MAL GROSS WAR (1:1.85, 5.1)
Verleih: Pandora
Land/Jahr: Deutschland 2019
Regie: Lilly Engel, Philipp Fleischmann
Darsteller: Isabell Polak, Constantin von Jascheroff, Sebastian Schwarz
Kinostart: 28.11.2019

Was wird aus Kindheitsräumen, wenn man älter ist? Wie sehen die Lebensentwürfe aus, die man als Kinder schmiedet, wenn man plötzlich erwachsen wird? Eine spannende Frage, mit der Lilly Engel und Philipp Fleischmann in ihrem flott inszenierten Doku-Drama auf den Grund gehen wollen. Die beiden Filmemacher haben drei Kinder über einen Zeitraum von fünf Jahren auf dem Weg vom Grundschulalter bis zur Pubertät begleitet und sie immer wieder zu ihren Zukunftsträumen befragt: Was willst Du mal werden? Wie siehst Du Dich in 20 Jahren? usw. Die Antworten, die Lucas, Marius und Renée in den unterschiedlichen Altersstufen darauf geben, sind ebenso lustig wie erhellend. Als Jungs bei der Berliner Jugendfeuerwehr sehen sich die besten Kumpels Lucas und Marius auch in Zukunft als waschechte Feuerwehrmänner, die zu großen Helden werden, während die aus Stuttgart kommende Renée von der eigenen Boutique träumt. Dazu träumt Lucas davon, seine Renée irgendwann zu heiraten. Um das alles zu verdeutlichen, spielen die Filmemacher Zeitmaschine und inszenieren die ferne Zukunft ihrer Protagonisten mit Schauspielern und machen daraus großes Kino mit viel Augenzwinkern und allem, was dazugehört: Orchestermusik und farbgeschönte Bilder. Das Vor und Zurück in der Zeit erweist sich als geniale Inszenierungsidee, die gleichermaßen amüsiert und nachdenklich macht. Die kleinen Protagonisten eignen sich dabei hervorragend als Identifikationsfiguren für den Zuschauer. Denn die Erfahrungen, die Lucas, Marius und Renée im Laufe der vielen Jahre machen, kennt fast ein jeder selbst von seinem Weg aus der Kindheit hin zum erwachsenen Menschen. ALS ICH MAL GROSS WAR ist Dokumentarfilm, wie er richtig Spaß macht!


DOCTOR SLEEPS ERWACHEN (1:1.85, DD 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Doctor Sleep
Verleih: Warner
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Mike Flanagan
Darsteller: Ewan McGregor, Kyliegh Curran, Rebecca Ferguson
Kinostart: 21.11.2019

Als eine Gruppe übernatürlich Begabter, die sich vom Schmerz der Menschen ernähren, um ewiges Leben zu erlangen, einen hochbegabten Jungen grausam ermorden, ruft diese Tat die kleine Abra auf den Plan. Ebenfalls mit einer übernatürlichen Gabe beschenkt, nimmt sie Kontakt zu Danny Torrance auf, um ihn um Hilfe zu bitten. Danny, der ehrenamtlich in einem Hospiz arbeitet, möchte jedoch seine eigene übernatürliche Begabung geheim halten und erteilt Abra eine Absage. Doch dann überstürzen sich die Ereignisse... Lang lang ist es her, seit uns Stanley Kubrick mit seiner (in Deutschland um 30 Minuten gekürzten!) auf Stephen Kings Roman beruhenden Horrormär SHINING das Fürchten lehrte. Jetzt hat King eine Fortsetzung zu seinem Bestseller geliefert, der sogleich unter Mike Flanagans Regie für die große Leinwand adaptiert wurde. In epischer Breite (der Film dauert 152 Minuten!) wird hier die Geschichte des erwachsenen Danny Torrance erzählt, der gemeinsam mit einem ebenfalls übernatürlich begabten Mädchen gegen eine Horde böser Dämonen kämpfen muss. Mit einem Sounddesign, das sich gewaschen hat und die modernen technischen Möglichkeiten bis zum Anschlag ausreizt, zelebriert Flanagan blanken Horror! Unterstützt von hervorragenden visuellen Effekten (die teilweise in Stuttgart realisiert wurden) zieht der Film seine Zuschauer immer tiefer in seinen Schlund und lässt sie nicht mehr los. Obendrein liefert Flanagan eine der grausamsten, bis ins Mark erschütternden Szenen der Filmgeschichte ab. Eine Szene, die nach meinem Dafürhalten die Freigabe durch die FSK in Frage stellt (der Film ist hierzulande ab 16 Jahren freigegeben!). Der Film kann wirklich nur Hartgesottenen empfohlen werden. Allerdings mit der dringenden Bitte, ihn in einem tontechnisch hervorragenden Kino anzuschauen. Alles andere wäre Verschwendung. Ein kleines Manko hat der Film allerdings: er ist zu lang. Nach etwa zwei Stunden beginnen sich die Effekte und Schockeinlagen zu wiederholen. Trotzdem: meine Empfehlung für Horrorfans.
Mittwoch, 20. November 2019
Der gefallene Engel
Immer wieder faszinierend: Filme über Hollywood und seine Stars. So gab es heute in der Presse eine Begegnung “jenseits des Regenbogens”.

JUDY (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Judy
Verleih: Entertainment One (Paramount)
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Rupert Goold
Darsteller: Renée Zellweger, Jessie Buckley, Rufus Sewell
Kinostart: 02.01.2020

Es ist der Winter des Jahres 1968. In London will es die Hollywood-Ikone Judy Garland noch einmal wissen und verpflichtet sich für fünf Konzertwochen im “Talk of the Town”. In ihrer amerikanischen Heimat ist sie längst abgeschrieben, hat Kinder aus mehreren Ehen und sieht sich der vierten Scheidung ausgesetzt. Alkohol und Pillen sind ihre neuen Freunde. Einzig die kleine wilde Romanze mit Mickey Deans beflügelt sie wieder... Rupert Goold inszeniert ein sehr bewegendes Biopic über die letzten Wochen der Hollywood-Ikone Judy Garland, die schon von Kindesbeinen an vor der Kamera stand und im Alter von nur 47 Jahren starb. Mit einer absolut grandiosen Renée Zellweger zeichnet Goold ein erschütterndes Bild der Skrupellosigkeit, mit der Garland von Hollywood und insbesondere Louis B. Mayer ausgenutzt und damit um ihre ganze Kindheit gebracht wurde. In Technicolor-farbenen Rückblenden und mit einer überzeugenden Darci Shaw als die junge Judy vermittelt Goold das Trauma, das der Kinderstar durchmachen musste, um die Profitgier des Studios zu befriedigen. Goold inszeniert Zellweger als die reife Garland auf der Bühne des “Talk of the Town” im London der Swinging Sixties absolut brillant und mitreissend, aber auch immer mit einem depressiven Touch – ein gefallender Engel, der nicht anders kann als auf der Bühne zu singen. JUDY ist wunderbar gespieltes, phantastisch fotografiertes und Gänsehaut generierendes Kino, das man auf der großen Leinwand erleben muss.

DER KLEINE RABE SOCKE – SUCHE NACH DEM VERLORENEN SCHATZ (1:1.85, 5.1)
Verleih: Universum Film (Central)
Land/Jahr: Deutschland 2019
Regie: Verena Fels, Sandor Jesse
Kinostart: 12.12.2019

Als Rabe Socke und seine Freundin Kleiner Dachs zufällig ein geheimes Zimmer entdecken, wird ihre Neugier geweckt: könnte es sich hierbei um das Zimmer von Kleiner Dachs Großvater handeln? Als die beiden dann auch noch eine Schatzkarte finden, besteht kein Zweifel mehr. Angespornt von ihrem Abenteurergeist machen sie sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Schatz Doch sie sind nicht alleine – Kleiner Dachs‘ Brüder wittern fette Beute... Bereits zum dritten Mal kommt der freche Rabe mit der Ringelsocke auf die große Leinwand – zum Vergnügen kleiner Kinder. Wie immer ist die Animation schlicht gehalten und die Story sehr einfach. Verhandelt wird dieses Mal Freundschaft in all ihren Facetten – auch wie aus Feinden Freunde werden können. Alles ist leicht verständlich und damit kindgerecht aufbereitet. Und obendrein gibt es natürlich viel Spaß und auch ein wenig Spannung. Ambitioniert wie immer ist die Filmmusik von Alex Komlew, die vom Deutschen Filmorchester Babelsberg eingespielt wurde und den Zeichentrickfilm damit deutlich von anderen Kinderfilmen gleicher Machart abhebt.
Dienstag, 19. November 2019
Absurde Welt
Wenn Einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Wie der Protagonist in der heutigen Pressevorführung

VOM GIESSEN DES ZITRONENBAUMS (1:2.66, 5.1)
OT: It Must Be Heaven
Verleih: Neue Visionen
Land/Jahr: Frankreich, Deutschland, Kanada, Türkei, Palästina 2019
Regie: Elia Suleiman
Darsteller: Elia Suleiman, Ali Suliman, Natascha Wiese
Kinostart: 16.01.2020

Ein palästinensischer Filmemacher hält es in seiner Heimat nicht mehr aus, weil sie ihm mitsamt den sonderbaren Einwohnern vollkommen absurd erscheint. Er reist nach Paris und nach New York. Allerdings geht es dort nicht weniger absurd zu... Mit VOM GIESSEN DES ZITRONENBAUMS inszeniert Filmemacher Elia Suleiman eine Liebeserklärung an seine Heimat Palästina. Und er macht dies auf herrlich absurde Weise. Gesprochen wird fast nichts, dafür sind Töne, Gesten und Blicke weitaus wichtiger. Sein Film erinnert in seiner Absurdität sowie dem Einsatz der filmischen Mittel an die Werke von Jacques Tati, und hier speziell an PLAYTIME. Wer Tati und seine Art von Humor mag, dem sei Suleimans Film wärmstens empfohlen.
Montag, 18. November 2019
Die Kunst steht im Mittelpunkt
Eröffnung der neuen Pressewoche heute mit einem Dokumentarfilm

CUNNINGHAM – TANZ IST KUNST (1:1.85, 3D, 5.1)
OT: Cunningham
Verleih: Camino
Land/Jahr: Deutschland, Frankreich, USA 2019
Regie: Alla Kovgan
Darsteller: Merce Cunningham
Kinostart: 19.12.2019

Der 2009 im Alter von 90 Jahren verstorbene Merce Cunningham zählte zu den größten Tänzern des modernen Balletts. Seine Choreografien setzten neue Maßstäbe für den zeitgenössischen Tanz. In ihrem Dokumentarfilm nimmt Regisseurin Alla Kovgan den Zuschauer mit auf eine Reise, die das künstlerische Wirken Cunninghams zwischen 1944 und 1972 rekapituliert. Mit Hilfe einer Fülle dokumentarischen Materials wie etwa Interviews mit Cunningham und dem Komponisten John Cage sowie neu inszenierten und teils unter freiem Himmel in 3D aufgenommenen Cunningham-Choreografien vermittelt ihr Film dabei fast ausschließlich auf Cunninghams Arbeitsweise sowie sein Verständnis von Tanz. Von seinem Privatleben geschweige denn seinem Werdegang erfährt man extrem wenig. Hier steht also weniger der Mensch als seine Kunst im Mittelpunkt. Damit eignet sich die Doku eigentlich nur für Kenner und keinesfalls für Neueinsteiger.

Sonntag, 17. November 2019
Von Einem der Häuser streicht
In wenigen exklusiven Vorführungen gab es im Kino einen Film zu sehen, der zwar für die Streaming-Plattform produziert wurde, sein gesamtes Potenzial aber nur auf der Leinwand ausspielen kann

THE IRISHMAN (1:1.85, DD 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: I Heard You Paint Houses
Verleih: Netflix (Filmwelt)
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Robert De Niro, Al Pacino, Joe Pesci
Kinostart: 14.11.2019 (limitiert)

Ein Berufskiller rekapituliert im Altenheim seinen Werdegang, der ihn vom einfachen LKW-Fahrer zur rechten Hand von Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa sowie zum engsten Vertrauten eines Mafia-Bosses werden lässt. Martin Scorseses für Netflix produziertes Mafia-Epos ist ein Paradebeispiel für eine minimalistische Inszenierung, die einzig durch die grandiosen Darsteller und deren oft höchst amüsante Dialoge zu packen versteht. Keine bahnbrechenden Kamerafahrten oder sonstige Schnörkel, einfach nur ein Hohelied auf die Kunst der Schauspieler! Scorsese verzichtet sogar auf einen richtigen Score und unterlegt den Film mit Oldies in bester Woody Allen Manier. Den Score gibt es eigentlich nur während der Endtitel. Auch die Tonmischung hält sich trotz Dolby Atmos extrem bedeckt. Einen großen Anteil an der Glaubwürdigkeit des sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden Films haben die visuellen Effekte aus dem Hause ILM, die Scorseses Darsteller optisch verjüngen. Hier sieht so etwas um Klassen besser aus als zuletzt in Ang Lees GEMINI MAN.
Donnerstag, 14. November 2019
Im Neonlicht des Stripclubs
Dass es auch unter Frauen schwarze Schafe gibt, thematisierte die einzige Pressevorführung in dieser Woche

HUSTLERS (1:2.35, 5.1)
OT: Hustlers
Verleih: Universum Film (Concorde)
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Lorene Scafaria
Darsteller: Constance Wu, Jennifer Lopez, Julia Stiles
Kinostart: 28.11.2019

Destiny und Ramona lernen sich als Tänzerinnen in einem Hochglanz-Stripclub in New York kennen und werden beste Freundinnen. Die etwas naivere Destiny lässt sich von Ramona alle Tricks beibringen, wie man der zumeist aus der Hochfinanz stammenden Klientel das Geld aus der Tasche zieht. Als der Club schließlich auch durch die Finanzkrise schwer gebeutelt wird, entscheiden sich die Frauen für eine ziemlich dreiste Methode, um an noch mehr Geld zu kommen: mit heimlich eingeflößten Drogen machen sie ihre Kunden willenlos und belasten deren Kreditkarten mit hohen Summen... Mit in viel Neonlicht getauchten CinemaScope-Bildern nimmt uns Regisseurin Lorene Scafaria in die anrüchige Glitzerwelt eines New Yorker Stripclubs und erzählt die wahre Geschichte von Stripperinnen, die sich mit unlauteren Methoden das Geld ihrer männlichen Kundschaft zu eigen machten. Ereignet haben sich die Vorfälle im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, in der auch die weltweite Finanzkrise fällt, die quasi über Nacht den Club seiner Klientel beraubte. Leider kommt Scafarias Film nach der ersten halben Stunde nicht vom Fleck und ergeht sich in immer denselben Bildern und Situationen. Echte Dynamik gibt es da nicht mehr – für einen rundum erfüllenden Kinoabend etwas kontraproduktiv. Zudem geht es recht gesittet zu auf der Leinwand, was wohl daran liegt, dass es ein Film aus dem prüden Amerika ist. Nicht auszudenken was ein Europäer aus dem Stoff hätte machen können. Als zunehmend nervend im Film erweist sich der Musikteppich, der, falls nicht gerade Gangster Rap oder Ähnliches zu hören ist, mit klassischer Klaviermusik überdeckt wird. Die Dramaturgie dahinter ist leider nicht erkennbar. Letztendlich liefert HUSTLERS das Porträt einer sehr eigenwilligen Frauenfreundschaft, die im Laufe der Jahre auf eine harte Probe gestellt wird. Constance Wu und Jennifer Lopez mimen die Freundinnen sehr offenherzig, was zumindest für ein männliches Publikum die entsprechenden Schauwerte liefert.
Dienstag, 05. November 2019
Der Bücherdetektiv
Mit einer französischen Komödie neigte sich die Pressewoche bereits am Dienstag ihrem Ende zu

DER GEHEIME ROMAN DES MONSIEUR PICK (1:2.35, 5.1)
OT: Le Mystère Henri Pick
Verleih: Neue Visionen
Land/Jahr: Frankreich, Belgien 2019
Regie: Rémi Bezançon
Darsteller: Fabrice Luchini, Camille Cottin, Alice Isaaz
Kinostart: 26.12.2019

Ein zufällig in einer kleinen Bibliothek in einem Kaff in der Bretagne entdecktes Manuskript, das von den Verlagen abgelehnt wurde, entwickelt sich zu einem absoluten Bestseller. Geschrieben hat das Buch Henri Pick, ein Pizzabäcker, von dessen Schreibtalent nicht einmal seine Familie etwas ahnte. Jetzt ist der gute Mann leider schon tot. Der Literaturkritiker Jean-Michel Rouche, der beruflich wie privat in einer Krise steckt, wittert hinter dem ominösen Manuskript eine Fälschung und macht sich auf die Suche... Und hier ist die nächste französische Komödie mit einem “Monsieur” im deutschen Verleihtitel. Damit soll vermutlich suggeriert werden, dass der Film genauso lustig wäre wie MONSIEUR CLAUDE UND SEINE TÖCHTER. Ist er aber leider nicht – ganz davon abgesehen, dass es natürlich ein ganz anderes Thema ist. Rémi Bezançons Film wirkt eher wie der Pilotfilm einer projektierten TV-Serie, in dem die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Fabrice Luchini als Literaturkritiker und Camille Cottin als Tochter des vermeintlichen Autoren eigentlich mehr behauptet wird und dramaturgisch nicht nachvollziehbar erscheint. Luchini steht die Rolle des bissigen Kritikers gut zu Gesicht, eine Rolle wie für ihn geschaffen. Aber was nützt es ihn in einem Film einzusetzen, dem es insgesamt einfach an Dynamik fehlt. Immerhin fällt positiv auf, dass im Film relativ häufig mit dem Fahrrad gefahren wird. Und das ist doch schon mal etwas.
Montag, 04. November 2019
Ein Sindelfinger erklärt Japan den Krieg
Mit Neuem vom “schwäbischen Spielberg” starteten wir in die neue Woche

MIDWAY – FÜR DIE FREIHEIT (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Midway
Verleih: Universum Film (Walt Disney)
Land/Jahr: USA, China 2019
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Luke Evans, Patrick Wilson, Woody Harrelson
Kinostart: 07.11.2019

Als Vergeltung auf den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor holen die Amerikaner zu einem vernichtenden Gegenschlag aus, der in die amerikanische Geschichte eingehen soll... Ganz in der Tradition, dass die patriotischten amerikanischen Filme stets von Ausländern inszeniert werden, stellt sich der gebürtige Schwabe und Wahl-Amerikaner Roland Emmerich einmal mehr dieser Herausforderung. Was sind das doch für knuffige Helden, diese Amerikaner, die ihr Land bis zum Äußersten verteidigen! Natürlich ist es eine wahre Geschichte und es ist auch nicht die erste Verfilmung dieses glorreichen Sieges der Amerikaner über die Japaner während des Zweiten Weltkriegs. Doch warum wärmt Emmerich gerade jetzt diesen Stoff wieder fürs Kino auf? Politisches Kalkül? Durchaus denkbar. Emmerich inszeniert seine Schlacht um Midway als wahre Augenweide, als eine Art Videospiel auf der größtmöglichen Leinwand. Da werden alle tricktechnischen Register gezogen, um den Zuschauer mit in die Schlacht zu nehmen und ihm das erhabene Gefühl zu vermitteln, Bomben auf den Feind zu werfen. TOP GUN lässt schön grüßen. Die Bilder sind wahrhaftig imposant, der Inhalt weit weniger. Es ist ein echter Männer-Film, bei dem Frauen nur kleines, schmückendes Beiwerk sind. Also wieder nichts dazugelernt. Schade eigentlich. Wer sich überlang an Kriegsgetümmel berauschen möchte, der kommt hier ganz sicher auf seine (fragwürdigen) Kosten. Wer auf der Suche nach einer Meta-Ebene ist, dem macht es der Film nicht leicht.

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