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Freitag, 28. Februar 2020 Irrungen und Wirrungen Die einzige Pressevorführung in dieser Woche – dafür aber eine besonders schöne EMMA (1:1.85, DD 5.1) OT: Emma Verleih: Universal Land/Jahr: Großbritannien 2020 Regie: Autumn de Wilde Darsteller: Anya Taylor-Joy, Josh O'Connor, Mia Goth, Bill Nighy Kinostart: 05.03.2020
Die wohlhabende, unabhängige und gut aussehende Emma Woodhouse spielt für ihr Leben gerne Heiratsvermittlerin,
ohne je selbst an eine Bindung zu denken. Derart vertieft ist sie in ihre Anbahnungsaktivitäten, dass sie gar nicht
bemerkt, dass sie selbst für eine Liaison auserkoren wurde – von ihrem langjährigen Freund Knightley... Jane Austen ist
nicht totzukriegen. Warum sollte sie auch? Ihre Werke geben auch heute noch verdammt gute Filmstoffe ab, wie
Autumn de Wildes Neuverfilmung von EMMA unter Beweis stellt. Das höchst amüsante Sittengemälde, das den vier
Jahreszeiten folgt, ist bis in kleinste Nebenrollen perfekt besetzt, meisterhaft fotografiert (Christopher Blauvelt) und mit
einer sehr ungewöhnlichen, aber exquisiten Musik ausstaffiert (David Schweitzer und Isobel Waller-Bridge). Dank
pointierter, feingeschliffener Dialoge, vorgetragen von einem göttlichen Ensemble, vergehen die 125 Filmminuten wie
im Flug. Für Filmgourmets ein absolutes Muss!
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Donnerstag, 27. Februar 2020 Lieber den Spatz in der Hand... ...als die Taube auf dem Dach? Oder doch andersherum? Die heutige Dokumentation könnte als Entscheidungshilfe dienen HÖHENFLÜGE (1:2.35, 5.1) Verleih: tba Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Lena Leonhardt Kinostart: 11.03.2020
“Ganz oben ist nur Platz für Wenige”, weiß Andreas Drapa zu berichten. Als Fliesenleger hat der Schwabe aus
Pforzheim angefangen, jetzt ist er der erfolgreichste und wohlhabendste Taubenzüchter Deutschlands und damit
Geschäftspartner der Reichen in aller Welt. Das aber reicht dem korpulenten Unternehmer längst nicht mehr. Schneller,
höher, weiter lautet die Devise. “Ich heule lieber mit den Wölfen als mich von ihnen fressen zu lassen!”. Klare Kante. In
Lena Leonhardts optisch (sogar im Kinoformat!) und akustisch hervorragend gestalteten Dokumentation nimmt Drapa
natürlich den größten Platz ein. Seinen Ausführungen zum Sein oder Nichtsein – stets vorgetragen mit schwäbischem
Einschlag – lauscht man nur allzu gerne, allerdings nicht ohne ein gewisses Maß an Amüsement und Mitleid. Möchte
man mit ihm tauschen? Eher nicht, hält er doch nichts von Freundschaften, was ihn eigentlich zu einem sehr einsamen
Menschen macht. Was seine Frau und sein Sohn von all dem halten, erfährt man im Film leider nicht. Dafür widmet sich
die Filmemacherin noch zwei weiteren Taubenzüchtern, die quasi den Gegenpol zu Drapa darstellen. Sie sind zufrieden
mit dem, was sie haben. Während Drapa an exotischen Schauplätzen wie Dubai oder Beijing agiert, wo mit Brieftauben
millionenschwere Wettgeschäfte ablaufen, erfreuen sich die anderen in deutschen Landen am Brieftaubenzüchten und
dem Brieftaubensport, der für sie so etwas wie eine Therapie darstellt. In ihrem Film hält die Regisseurin damit der
globalisierten Weltwirtschaft mit all ihren dubiosen Spielregeln einen Spiegel vor. Die zwei Seiten der vielen Medaillen
– der Film zeigt sie alle.
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Mittwoch, 26. Februar 2020 Was hast Du im Krieg gemacht, Opa? Eine Dokumentation am Aschermittwoch DER KRIEG IN MIR (1:1.78, 5.1) Verleih: Filmdisposition Wessel Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Sebastian Heinzel Kinostart: 05.03.2020
Ausgangspunkt für Sebastian Heinzels Dokumentarfilme sind seine Träume. Warum träumt er vom Krieg und wacht
schweißgebadet daraus auf, wo er doch nie selbst im Krieg war? Den Krieg kennt er eigentlich nur aus den Erzählungen
seiner beiden Großväter. Und viel haben die nicht erzählt. Nicht einmal seinem Vater. Heinzel macht sich auf die
Spurensuche, oft begleitet von seinem Vater, der zunehmend Interesse an der Vergangenheit seines eigenen Vaters zeigt.
Sebastian Heinzel dokumentiert in seinem Film die gemeinsame Reise nach Weißrussland, wo Sebastians Großvater im
Krieg gekämpft hat. Gleichzeitig versucht Heinzel, seine Kriegsträume auf wissenschaftliche Weise zu erklären.
Epigenetik lautet hier das Schlüsselwort. Denn neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass extreme Stresserfahrungen
genetisch weitervererbt werden können. Hierfür holt der Filmemacher unter anderem einen französische
Wissenschaftlerin vor seine Kamera, die anhand von Mäuseexperimenten diese Theorie untermauern kann. Entstanden
ist mit DER KRIEG IN MIR zwar ein sehr persönlicher Film, dessen Botschaft jedoch stellvertretend für die gesamte
Kriegsenkelgeneration steht: Knoten in der eigenen Familiengeschichte lassen sich lösen und ermöglichen damit
Versöhnung und Heilung zwischen den Generationen. Sehenswert.
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Dienstag, 25. Februar 2020 Echtes Wildleder Passend zum Faschingsdienstag gab es heute reichlich Skurriles MONSIEUR KILLERSTYLE (1:1.85, 5.1) OT: Le Daim Verleih: Koch Films (Central) Land/Jahr: Frankreich 2019 Regie: Quentin Dupieux Darsteller: Jean Dujardin, Adèle Haenel, Albert Delpy Kinostart: tba
Ein Mann gibt sein letztes Barvermögen für eine gebrauchte Wildlederjacke aus und zieht sich in ein abgeschiedenes
Hotel zurück. Dort beginnt er mit seiner Jacke zu sprechen, gibt sich alsbald als Filmemacher aus und verfolgt einen
perfiden Plan: er möchte der einzige Mensch auf Erden sein, der eine Jacke trägt. Koste es was es wolle...Wenn sich ein
Mann mit seiner 100 Prozent Wildlederjacke unterhält, dann kann es nur eines bedeuten: wir befinden uns in einem Film
von Quentin Dupieux. In kontrastarmen, farbentsättigten Bildern bringt Frankreichs Wunderkind sein neuestes Werk ins
Kino. Seltsam, skurril, abartig. Dafür ist Dupieux Spezialist. Was er leider nicht so sehr beherrscht ist das Timing. Wie
schon DIE WACHE so bringt es auch MONSIEUR KILLERSTYLE auf gerade einmal knapp 80 Minuten Spielzeit – und trotzdem
ergehen sich beide Film ab einem gewissen Punkt in Langeweile. Ein sicheres Indiz dafür, dass Dupieux in beiden
Fällen besser Kurzfilme gemacht hätte. Trotzdem natürlich “Chapeau!” für die andersartigen Filmideen.
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Dienstag, 11. Februar 2020 Zweimal um die Welt Die Welle persönlicher Reise-Dokus reisst nicht ab. Heute gleich im Doppelpack. SOMEWHERE ELSE TOGETHER (1:1.78, 5.1) Verleih: Open-Explorers (Camino) Land/Jahr: Deutschland 2020 Regie: Daniel Rintz Kinostart: 13.02.2020
Ihr Ziel: von Nordamerika aus bis zur südlichsten Stadt Südamerikas mit dem Motorrad reisen. Daniel und seine
Partnerin Josephine haben sich ganz schön viel vorgenommen auf ihrem Selbstfindungstrip durch den amerikanischen
Kontinent. Und weil das abenteuerliche Reisen süchtig macht, nehmen die beiden im Anschluss Afrika noch gleich mit!
Die anstrengenden drei Jahre haben sie jetzt in einem knapp zweistündigen Film zusammengefasst. Gelungen sind ihnen
dabei faszinierende Bilder, die zum Schwelgen einladen. Leider gelingt das Schwelgen aber recht selten, da der Film
derart schnell geschnitten ist, dass man schon beim Zuschauen völlig außer Atem kommt. Das kommt fast schon einer
Reizüberflutung gleich, mit der vielleicht noch Teens und Twens Schritt halten können, ältere Semester aber vermutlich
komplett überfordert werden. Man fragt sich spontan, warum man mit einem solchen Tempo um die Welt jagen muss.
Aber ist wahrscheinlich in der Biker-Natur begründet, die einfach nicht auf Rast programmiert ist. Wenn die Abenteurer
tatsächlich rasten, dann liegt es eigentlich immer nur an der Technik, die versagt. Das Crowd-Funding-Projekt
SOMEWHERE ELSE TOGETHER fügt sich nahtlos ein in die schier endlose Zahl persönlicher Reise-Dokus, die mit
dem Überraschungserfolg WEIT ins Leben gerufen wurde. Für Abenteuersuchende und Reisewillige allemal
interessant, für “Couch Potatoes” weniger empfehlenswert.
BESSER WELT ALS NIE (1:2.35, 5.1) Verleih: Kailing Film (24 Bilder) Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Dennis Kailing Kinostart: 13.02.2020
43600 Kilometer per Fahrrad um die Welt – geht das? Und ob. In seinem fast zweistündigen Film dokumentiert Dennis
Kailing seine Reise per Zweirad mit Muskelkraft von Deutschland über Asien bis nach Australien und weiter nach Nord-
und Südamerika. Zweieinhalb Jahre hat er sich dafür Zeit gelassen und liefert den Beweis dafür, dass es nicht immer nur
einem Motorrad oder Kleinbus bedarf, um die Welt zu erkunden. Kailings Leistung kann man einfach nur Respekt
zollen. Wie der Tatsache, dass der junge Mann dabei auch noch einen ebenso ansehnlichen wie unterhaltsamen Film im
Kinoformat abgeliefert hat. Kailing beweist dabei ein gutes Gespür für das richtige Tempo und überfordert dadurch den
Zuschauer nicht mit einer immensen Bilderflut. Obendrein gibt es dazu sogar noch einen passenden Score, der das
professionelle Erscheinungsbild der Reise-Doku komplettiert. Ein Film für alle, die davon träumen wegzufahren um
anzukommen.
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Donnerstag, 06. Februar 2020 Frauenpower Fakt und Fiktion: eine wahre Geschichte aus Hollywood und ein Märchen aus dem DC Comics Universum JEAN SEBERG – AGAINST ALL ENEMIES (1:2.35, 5.1) OT: Seberg Verleih: Prokino (Studiocanal) Land/Jahr: USA, Großbritannien 2019 Regie: Benedict Andrews Darsteller: Kristen Stewart, Jack O'Connell, Anthony Mackie Kinostart: 17.09.2020
Als die angesagte amerikanische Filmschauspielerin Jean Seberg offen Sympathie für die Black Panther Bewegung und
deren Anliegen zeigt und sogar eine Affäre mit dem schwarzen Aktivisten Hakim Jamal beginnt, gerät sie ins Visier des
FBI – mit schwerwiegenden Folgen... Mit seinem Schwarzweißfilm AUSSER ATEM machte sie Regisseur Jean-Luc
Godard über Nacht zur Stilikone der “Nouvelle Vague”: Jean Seberg, die 1979 bei einem bis heute nicht aufgeklärten
Autounfall starb. Sie wurde gerade einmal 40 Jahre alt. In seinem Filmdrama beleuchtet Benedict Andrews ein dunkles
Kapitel im Leben der Schauspielerin, in dem sie Ende der 1960er-Jahre zur Zielperson von Edgar Hoovers FBI
Schergen wurde und sie für Jahre zu Unrecht brandmarkte. Symbolisch dafür steht die Eingangsszene in Andrews‘ Film,
der die Dreharbeiten zu Otto Premingers DIE HEILIGE JOHANNA, während der sie um ein Haar verbrannt wäre.
Verkörpert wird die 60er-Jahre Schönheit von Kristen Stewart, bei der nicht nur der prägende, fetzige Kurzhaarschnitt
ein Hingucker sind, sondern auch ihre wunderschönen Augen. Stewart ist wie geschaffen für diese Rolle einer
emanzipierten Frau, die langsam aber sicher in eine Paranoia driftet, die von den unschönen Abhörmethoden des FBI
ausgelöst wird. Ob Bikini, Abendkleid oder Hot Pants – Stewart macht der Stilikone Jean Seberg alle Ehre.
Aufgenommen auf 35mm Negativfilm im CinemaScope-Format, kleidet Kamerafrau Rachel Morrison ihre Bilder in
vorzügliches Zeitkolorit, unterstützt von einem jazzig angehauchten Score von Jed Kurzel. Ein Film, der sich nicht nur
für Fans von Jean Seberg oder Kristen Stewart lohnt.
BIRDS OF PREY: THE EMANCIPATION OF HARLEY QUINN (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Birds Of Prey: And The Fantabulous Emancipation Of One Harley Quinn Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2020 Regie: Cathy Yan Darsteller: Margot Robbie, Mary Elizabeth Winstead, Ewan McGregor Kinostart: 06.02.2020
Um ihrem Kummer über die zerbrochene Beziehung zum “Joker” Luft zu verschaffen, stürzt sich Goth-Girl Harley
Quinn Hals über Kopf in die Suche nach einen Diamanten, der geheime Informationen über den Verbleib von
Mafia-Geldern enthält. Doch Blondzöpfchen Harley ist nicht die Einzige, die Interesse an dem Stein hat... Mit BIRDS
OF PREY kehrt Margot Robbie in ihrer bislang körperbetontesten Rolle auf die große Leinwand zurück: als die
durchgeknallte “Ex” des Jokers – Harley Quinn. In ihrer Figur, die sie zum ersten Mal in SUICIDE SQUAD spielte,
spiegeln sich Komik und Tragik sowohl nach innen wie nach außen wider. Und diese Frau hat echten Wumms! In
wunderbar choreographierten Fights darf sie der Männerwelt von Gotham kräftig zwischen die Eier treten. Ihr zur Seite
stehen drei weitere toughe Mädels, die Gothams testosterongetränkte Bevölkerung aufmischen. Matthew Libatiques
neonfarbene CinemaScope-Bilder kreieren den passenden Look für die actionreiche DC Comics Verfilmung, die mit
einer sehr dynamische Tonspur auftrumpfen darf – hier gibt es speziell in “Dolby Atmos”-Häusern was auf die Ohren!
BIRDS OF PREY – das ist zwar “Style over Substance”, aber trotzdem irgendwie cool. Kopfschütteln bereitet
allerdings einmal mehr die Altersfreigabe. Wenn das, was hier an Gewalt gezeigt wird, bereits ab 16 freigegeben ist,
dann will man gar nicht wissen, was einen in einem Film ab 18 Jahren erwartet!
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Dienstag, 04. Februar 2020 Fern der Heimat Eine Jugendfreundschaft und ein Vater-Tochter-Konflikt beherrschten heute meinen Filmkonsum ZU WEIT WEG – ABER FREUNDE FÜR IMMER! (1:2.35, 5.1) Verleih: farbfilm Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Sarah Winkenstette Darsteller: Yoran Leicher, Sobhi Awad, Anna König Kinostart: 12.03.2020
In seinem Heimatdorf war der 12jährige Ben als Stürmer der Star seines Fußballclubs. Doch das ist jetzt alles vorbei, da
die Familie umsiedeln muss, um dem Braunkohletagebau zu weichen. In der neuen Schulklasse wird Ben gemobbt und
bei der neuen Mannschaft darf er die Ersatzbank hüten. Erst als der 11jährige Tariq, ein Flüchtling aus Sysrien, ebenfalls
neu in die Klasse kommt, schöpft Ben wieder Hoffnung und freundet sich mit ihm an. Doch die zarte Freundschaft wird
von Tariqs Kriegstrauma überschattet... Thematisch erinnert Sarah Winkenstettes Jugenddrama an den kürzlich in die
Kinos gebrachten ZOROS SOLO. Hier wie dort geht es um die Freundschaft zwischen einem Deutschen und einem
Flüchtlingskind. Genau bei Letzterem versagt ZOROS SOLO, indem Zoro als ziemlich überheblich und dadurch wenig
sympathisch dargestellt wird Und hier gewinnt Winkenstettes Film: Tariq ist ein zurückhaltender und traumatisierter
Junge, dem Überheblichkeit zu keiner Sekunde anhaftet. Ganz im Gegenteil: seiner Figur gelingt es Sympathien auf sich
zu ziehen und Verständnis für seine prekäre Lage zu entwickeln. ZU WEIT WEG ist insgesamt ein schöner Film zu den
Themenkomplexen Heimat sowie länderübergreifende Freundschaft, der allerdings etwas zu stark die Filmmusik bemüht
und dem ein etwas flotterer Inszenierungsstil nicht geschadet hätte.
DAS FREIWILLIGE JAHR (1:1.85, 5.1) Verleih: Grandfilm Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Ulrich Köhler, Henner Winckler Darsteller: Maj-Britt Klenke, Sebastian Rudolph, Thomas Schubert Kinostart: 06.02.2020
Eigentlich will ihr Papa Urs sie nur zum Flughafen fahren, damit Abiturientin Jette ihren Flieger nach Costa Rica
rechtzeitig erwischt, um ein freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren. Doch der Zwischenstopp bei Urs‘ Bruder bringt
den gesamten Zeitplan gehörig durcheinander. Eine zertrümmerte Wohnungstür und eine aufgeschlitzte Autodachbox
sind die Folgen... Man verrät nicht zuviel, wenn man sagt, dass das titelgebende freiwillige Jahr in Ulrich Köhlers und
Henner Wincklers scharf beobachtetem Drama gar nicht zustande kommt. Mit einem exzellenten Ensemble beleuchten
die Regisseure eine spannende Vater-Tochter-Beziehung, die sich erst im Verlauf des Films dem Zuschauer vollständig
erschließt. Ihr Inszenierungsstil setzt dabei auf Authentizität und bindet den Zuschauer sozusagen als stillen Beobachter
in die Geschichte mit ein. Zur Steigerung der Authentizität trägt auch das Fehlen jeglicher Filmmusik bei. DAS
FREIWILLIGE JAHR ist ein intensives Drama, dessen Sogwirkung man sich nicht entziehen kann.
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Samstag, 01. Februar 2020 Vier Schwestern Ein zeitloser Klassiker war heute an der Reihe LITTLE WOMEN (1:1.85, DD 5.1 + Atmos) OT: Little Women Verleih: Sony Pictures Land/Jahr: USA 2019 Regie: Greta Gerwig Darsteller: Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, Eliza Scanlen, Meryl Streep, Laura Dern Kinostart: 30.01.2020
Amerika Mitte des 19. Jahrhunderts. Während ihr Vater noch im Bürgerkrieg kämpft, wachsen die vier
March-Schwestern in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer Mutter auf. Jede von ihnen hat Träume, die sie gerne
verwirklichen möchte, doch sind die Möglichkeiten für Frauen zu jener Zeit sehr eingeschränkt... Der Roman von
Louisa May Alcott ist ein echter Klassiker und dürfte wohl zu den am öftesten verfilmten amerikanischen Büchern
zählen. Jetzt hat sich Multi-Talent Greta Gerwig an eine Neuinterpretation des Werks gewagt. Sie inszeniert die
Geschichte der vier ungleichen Schwestern nicht chronologisch, sondern bedient mehrere Zeitebenen. Das ist für den
Zuschauer anfangs etwas schwierig, weil die Übergänge teils recht abrupt kommen, doch mit der Zeit lernt man dies zu
verstehen. Hilfreich dabei ist die Farbgestaltung, die die Vergangenheit und die Gegenwart deutlich voneinander trennt.
Überhaupt sind die Bilder des französischen Kameramanns Yorick Le Saux, der schon Filme wie PERSONAL
SHOPPER oder DIE WOLKEN VON SILS MARIA fotografierte, von auserlesener Schönheit. Seine Bilder in
Kombination mit Alexandre Desplats dynamischer Filmmusik machen den eigentlichen Reiz des Films aus. Natürlich
darf man auch das brillante Ensemble nicht vergessen, das seinen Teil zum Gelingen des Films beiträgt. Gerwigs Film
ist zutiefst menschlich und liefert damit genau das, was in unserer Zeit so sehr vermisst wird: menschliche Wärme und
gegenseitige Hilfe. Sehenswert (aber Taschentuch nicht vergessen!).
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