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Mittwoch, 26. August 2020 Der bessere Bond Heute kam der erste Blockbuster seit der Corona-Pandemie in die deutschen Kinos – und das noch vor US-Start! Grund genug für mich auf Dienstreise zu gehen, um das Spektakel im IMAX-Format zu beäugen TENET (1:2.20 (Normal) bzw. 1:1.44 & 1:1.90 (IMAX), 5.1) OT: Tenet Verleih: Warner Land/Jahr: USA 2020 Regie: Christopher Nolan Darsteller: John David Washington, Robert Pattinson, Elizabeth Debicki, Kenneth Branagh Kinostart: 26.08.2020
Gleich vorweg: Man mag von Christoper Nolans neuestem “Mindfuck” halten was man will, doch sorgt der
Ausnahmeregisseur dafür, dass sich die Zuschauer nach dem Kinobesuch heftigst über seinen Film diskutieren und gar
in Erwägung ziehen, ihn ein zweites oder gar drittes Mal anzuschauen in der Hoffnung, der Film möge sich ihnen dann
in seiner ganzen Tragweite erschließen. Und genau dafür kann man Nolan nicht genug danken! Persönlich würde ich
sogar so weit gehen und behaupten, dass wir heute vermutlich den besseren Bond gesehen haben. Im November wissen
wir dann mehr... Aber jetzt zum Film. Worum geht es? Um einen Dritten Weltkrieg zu verhindern, müssen sich ein
Agent und seine Verbündeten mit einer vollkommen neuen Technologie auseinandersetzen, die das bisherige Konzept
von Zeit, Leben und Tod ad absurdum führt... Figuren und Objekte, die sich rückwärts bewegen, während sich andere
Figuren und Objekte in derselben Einstellung ganz normal vorwärts bewegen, hat man sicherlich noch nie im Kino
gesehen. Und schon gar nicht in solcher Perfektion, wie sie Nolan hier an den Tag legt! Dass seine Geschichte und deren
Inszenierung wohl durchdacht und überlegt sind, wird man vermutlich erst nach der zweiten oder gar dritten Sichtung
des Films erkennen. Aber genau das ist das Wunderbare daran. Und ganz abgesehen davon: Zeitreisegeschichten waren
schon immer kompliziert. Insbesondere dann, wenn sich mehrere Inkarnationen derselben Figur auf der Leinwand
tummeln. Nolans Film hält hierfür ein paar Überraschungen bereit. Und nicht nur das – mit seinen perfekt inszenierten
Actionsequenzen nimmt er es mit jedem Bond-Film auf! Was die Tonspur angeht, so war ich von der Originalfassung
leider etwas enttäuscht. Die Dialoge sind nicht klar, sondern leiden an Vernuschelung. Bei einer derart teuren
Produktion hätte man da Besseres erwartet. An Dynamik aber mangelt es dem Ton keinesfalls: kräftige Bässe und hohe
Pegel jagen einem Gänsehaut über den Rücken. Typisch für Nolan: wieder hält er in der IMAX-Version an
Formatwechseln fest, die willkürlich und ohne dramaturgischen Bezug zur Geschichte sind. Warum kann der Mann
nicht einfach mal seinen nächsten Film ganz konsequent in bildwandfüllendem IMAX aufnehmen? Letzere sind in der
IMAX-Fassung von TENET ganz klar die Sieger: sie schaffen jenen faszinierenden Anwesenheitseffekt, den kein
anderes Kinoformat erzeugen kann. Was die Besetzung angeht, so hat Nolan mit John David Washington, dem Sohn
von Denzel Washington, quasi einen farbigen Bond besetzt. Sein Kontrahent wird von Kenneth Branagh gespielt, der
sich für diese Rolle einmal mehr eine starken Akzent zulegte. Robert Pattinson als Washingtons Mitstreiter sowie die
hochgewachsene Elizabeth Debicki als “Damsel in Distress” runden den Cast ab. Meine Empfehlung: schauen Sie sich
den Film unbedingt in einem technisch brillanten Kino an, bevorzugt in der IMAX 4K- oder der analogen
70mm-Fassung.
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Dienstag, 25. August 2020 Auf der Suche nach dem Saum des Himmels Ein Animationsabenteuer “made in Germany” lockte mich in die heutige Pressevorführung DRACHENREITER (1:2.35, DD 5.1 + Atmos) Verleih: Constantin Land/Jahr: Deutschland, Belgien 2020 Regie: Tomer Eshed Kinostart: 15.10.2020
Silberdrache Lung und Koboldmädchen Schwefelfell machen gemeinsam sich auf, jenes magische Reich zu finden, in
dem sich Drachen frei bewegen können ohne von den Menschen gejagt zu werden – den “Saum des Himmels”.
Unterwegs stößt der Menschenjunge Ben dazu, ein kleiner Dieb und Hochstapler, der sich als Drachenreiter ausgibt. Die
Reise des ungleichen Trios wird extrem gefährlich, als der böse Metalldrache Nesselbrand ihre Fährte aufnimmt... Man
übertreibt keinesfalls, wenn man diesen von Tomer Eshed inszenierten Computeranimationsfilm als “Drachenzähmen
leicht gemacht für Arme” bezeichnet. Viele der Ideen aus dem amerikanischen Vorbild wurden für diese europäische
Produktion hemmungslos “ausgeliehen”. Das tut wirklich weh und dürfte selbst dem dümmsten Zuschauer auffallen.
Und nicht nur das: schaut man sich die Figur des Koboldmädchens Schwefelfell einmal genauer an, so erkennt man auf
Anhieb große Parallelen zur Hauptfigur (einer Häsin) aus ZOOMANIA. Diese Plagiate sind aber leider nicht das ganze
Elend in diesem Film – die digitale Umsetzung ist teilweise extrem schlecht. Zu nennen wären hier insbesondere die
Hintergründe, die oft Liebe zum Detail vermissen lassen. Dafür gibt es Abzüge in der technischen Note. Aber auch der
Inhalt, also die Geschichte, lässt sehr zu wünschen übrig. Bei einem solchen Flickenteppich kommen echte Emotionen
erst gar nicht auf. Wo sind nur die Figuren geblieben, mit denen man von ganzem Herzen mitfiebert? Alles Fehlanzeige.
Dass die Story nicht viel mit Cornelia Funkes Originalvorlage zu tun hat, ergibt sich dabei zwangsläufig. Großes Kino
für die ganze Familie? Eher nicht. Da schaut man lieber noch einmal den absolut großartigen DRACHENZÄHMEN
LEICHT GEMACHT an – und der Tag ist gerettet! Apropos Rettung: zur Ehrenrettung des
DRACHENREITER-Films sei noch erwähnt, dass die sinfonische Filmmusik von Stefan Maria Schneider durchaus
beeindruckend ist – eine Musik, die man so nicht in einer deutschen Produktion erwarten würde.
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Donnerstag, 13. August 2020 Tänzerin mit Plan Aus Chile bekommen wir nicht sonderlich viele Filme zu sehen. So war die heutige Pressevorführung mehr als willkommen EMA (1:2.35, DD 5.1 + Atmos) OT: Ema Verleih: Koch Films (Studiocanal) Land/Jahr: Chile 2019 Regie: Pablo Larraín Darsteller: Mariana Di Girolamo, Gael García Bernal Kinostart: 22.10.2020
Nachdem sie ihren adoptierten Sohn Polo wieder zurückgegeben haben, möchte sich Tänzerin Ema von ihrem Mann
trennen. Sie stürzt sich in Liebesaffären, um ihre Schuld zu überwinden. Doch Ema verfolgt einen ganz anderen Plan...
Pablo Larrains Drama ist einer jener Filme, die es nicht verkraften, wenn man zuviel von seiner Handlung preisgibt. Ich
möchte es daher bei den einleitenden Sätzen belassen. Was an Larrains Film besonders fasziniert ist seine Hauptfigur
Ema, die von Mariana Di Girolamo gespielt wird. Ihr Charakter erscheint vollkommen unnahbar, aus ihrem meist
stoischen Gesichtsausdruck lassen sich keine Rückschlüsse auf ihr Innenleben zu. Sie hat sich abgeschottet, geht aber
einem ganz bestimmten Ziel entgegen. Die Beziehungen, die sie eingeht – mit Männern und mit Frauen – wirken nach
außen willkürlich, doch sie sind es nicht. Wenn sie tanzt, sich der Liebe hingibt oder im wahrsten Sinne des Wortes mit
dem Feuer spielt, so macht sie das mit kühler Berechnung, um ihre innere Trauer zu überwinden. Im Film ebenfalls
faszinierend ist die Musik, die speziell in Dolby Atmos Sälen ihre ganz besondere Wirkung entfalten dürfte. Trotzdem
diesen schönen Zutaten bleibt der Film über weite Strecken sperrig und mag sich nicht so recht dem Betrachter
erschließen. Mit seinen ungehemmten, aber immer ästhetischen Sexeinlagen verwirrt Larrain seine Zuschauer, scheint er
doch plötzlich in der Mitte des Films in Richtung Softcore fürs Arthouse-Publikum zu schielen. Fazit: auch wenn man
den Film nicht mag, so kann man sich seiner eigenartigen Faszination nicht gänzlich entziehen – und der
Hauptdarstellerin erst recht nicht.
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Samstag, 08. August 2020 Leicht bekleidet und mit kurzen Haaren Heute mal wieder ein Nachholtermin. Da der Film nur in minderwertigen Kinos zum Einsatz kam, habe ich ihn mir jetzt im hochwertigen Heimkino angeschaut UNDERWATER – ES IST ERWACHT (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Underwater Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2019 Regie: William Eubank Darsteller: Kristen Stewart, Vincent Cassel, T.J. Miller Kinostart: 09.01.2020
Nach einem Erdbeben auf dem Meeresgrund versucht sich eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern aus ihrer
Unterwasserstation zu retten. Das Unterfangen wird erschwert, als sich seltsame Lebewesen ihnen in den Weg stellen...
William Eubanks Horror-Thriller lässt sich wohl am besten mit “Alien unter Wasser” beschreiben. Man merkt ihm
deutlich seine Vorbilder an. Die Charaktere, die Sets, die Geräusche – alles ist dermaßen vertraut, dass kaum
nennenswerte Spannung aufkeimt. Einzig das klaustrophobische Element, das sich unter Wasser einstellt, vermag noch
ein wenig an den Nerven zu zerren. Die aufwändige Tonmischung des Films ist leider etwas zu brachial geraten,
wodurch keine echte Dynamik aufkommt. So reiht sich UNDERWATER perfekt in die klassische B-Movie-Schiene
ein, allerdings mit zu wenig echtem Unterhaltungswert. Allerdings sollte sich kein echter Kristen Stewart Fan den Film
entgehen lassen: mit schicker Kurzhaarfrisur und meist leicht bekleidet trägt sie den ganzen Film.
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Donnerstag, 06. August 2020 Jenseits der Schulmedizin Was ist ein gesundes, bewusstes Leben? Der heutige Dokumentarfilm gibt dazu viele Denkanstöße SEIN – GESUND, BEWUSST, LEBENDIG (1:178, 5.1) Verleih: Spuren Pfade Filme (Filmagentinnen) Land/Jahr: Deutschland 2020 Regie: Bernhard Koch Kinostart: 06.08.2020
In seinem Dokumentarfilm spürt Filmemacher Bernhard Koch der Frage nach, was es eigentlich bedeutet, bewusst zu
leben. Mit Hilfe seiner Protagonisten, die ihre Leben aufgrund schlimmer Krankheiten radikal geändert haben, zeigt er
Wege aus der Lebenskrise auf. Wege, die genauso vielfältig zu sein scheinen wie die Menschen, die sie gehen. Ob
Yoga, Meditation, Achtsamkeit, Fasten, Heilkräuter oder Rudersport – alle haben sie ihren ganz persönlichen Weg
gefunden, um mit der Krankheit umzugehen. Die Erfolge sind dabei nicht von der Hand zu weisen und verdeutlichen
einmal mehr, dass es nicht immer nur die Schulmedizin ist, die alles wieder ins Lot bringt. Auch die geistige Haltung
spielt bei der Gesundung des Körpers eine sehr große Rolle. Neben den Betroffenen selbst lässt der Regisseur auch
Mediziner und andere Experten zu Wort kommen. Der entschleunigte, optisch anspruchsvoll gestaltete Film vermittelt
dabei viele Denkanstöße.
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Mittwoch, 05. August 2020 Von Drag-Queens und vermissten Mädchen Einmal mehr gab sich der Kinostar-Filmverleih die Ehre und lud nach Stuttgart zu einem Presse-Doppel STAGE MOTHER (1:2.35, 5.1) OT: Stage Mother Verleih: Kinostar Land/Jahr: Kanada 2020 Regie: Thom Fitzgerald Darsteller: Jacki Weaver, Lucy Liu, Adrian Grenier Kinostart: 20.08.2020
Chorleiterin Maybelline reist gegen den Willen ihres Mannes von der texanischen Provinz nach San Francisco, um an
der Beerdigung ihres Sohnes teilzunehmen. Viele Jahe zuvor hatte der sich zu seiner Homosexualität bekannt und in der
kalifornischen Metropole einen Drag-Club gegründet, den nun Maybelline erbt. Um die Erinnerung an ihren Sohn zu
erhalten und dessen Lebenspartner eine neue Chance zu geben, beschließt die alte Dame, den inzwischen maroden Club
wieder aufzumöbeln... Frei nach dem Motto “Mutti wird’s schon richten” kann sich der geneigte Zuschauer oder die
geneigte Zuschauerin ganz darauf verlassen, dass Jacki Weaver alias Maybelline sämtliche Probleme auf Mutter Erde
mal ganz charmant, mal mit der Pistole in der Hand aus der Welt räumt. Mit ihrer knarzigen Stimme und dem
texanischen Akzent ist sie zwar ein Unikum, doch ist der Film trotzdem weder mitreissend noch spannend inszeniert.
Die Drag-Einlagen im Club sehen alle gleich aus – immer dieselbe Choreographie. Und um den Film in San Francisco
zu verorten, wird mit schöner Regelmäßigkeit Stock Footage eingebaut, was auf Dauer ziemlich billig wirkt. Die
Charaktere im Drag-Club, die Drag-Queens, mit all ihren Problemen sind leider nur Klischees. Weniger wäre hier
sicherlich mehr gewesen. Immerhin rückt der Film “Queer People” in den Mittelpunkt, aber das war dann auch schon
alles. Ein Märchen zum Einschlafen.
STILL HERE (1:2.35, 5.1) OT: Still Here Verleih: Kinostar Land/Jahr: USA 2020 Regie: Vlad Feier Darsteller: Johnny Whitworth, Zazie Beetz, Afton Williamson Kinostart: 27.08.2020
Michael Watson ist verzweifelt. Seit Tagen schon gibt es keine Spur von seiner 12jährigen Tochter Monique und die
Polizei unternimmt kaum etwas. Hat es damit zu tun, dass es sich bei Michael und seiner Familie um Schwarze handelt?
Erst als sich der Journalist Christian Baker einschaltet, kommt Bewegung in den Fall. Bald gibt es einen Verdächtigen –
ebenfalls einen Schwarzen. Und die Polizei schießt über das Ziel hinaus... Was an Vlad Feiers Thriller-Drama wirklich
beeindruckt, ist die Montage. Da gibt es nicht die starre Schnitt/Gegenschnitt-Routine, sondern die wohl komponierten
CinemaScope-Bilder werden oft über Töne gelegt, die zu anderen Bildern gehören. Dadurch wirkt der Film zu keiner
Sekunde langweilig, man bleibt als Zuschauer am Ball. Mit einer nach wahren Begebenheiten inspirierten Story
thematisiert der Regisseur sehr eindrucksvoll den schweren Stand, den Farbige nach wie vor gegenüber der
amerikanischen Polizei haben. Feiers Darstellerensemble spielt seine Rollen sehr überzeugend, was den positiven
Gesamteindruck abrundet. Kein großer Film indes und auch einer ohne Star-Potenzial, dafür aber sehr ambitioniert.
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Dienstag, 04. August 2020 Underdogs Ein filmisches Experiment, wie geschaffen für die große Leinwand DIE RÜDEN (1:2.35, 5.1) Verleih: RealFiction Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Connie Walther Darsteller: Nadin Matthews, Ibrahim Al-Khalil, Konstantin-Philippe Benedikt Kinostart: 20.08.2020
In einer hermetisch abgeriegelten Arena im Nirgendwo werden vier junge Straftäter einem Programm unterzogen, das
sie mit Hilfe dreier äußerst aggressiver Hunde unter Leitung einer erfahrenen Hundetrainerin mit ihren eigenen
Aggressionen konfrontiert. In einer Art Versuchsanordnung lernen die Gewaltstraftäter etwas über Aggression und
Angst und wie Kommunikation funktioniert. Regisseurin Connie Walther hat ihre Dystopie nach einem Konzept der
Hundetrainerin Nadin Matthews, die selbst im Film mitspielt, entwickelt. Kamerafrau Birgit Gudjonsdóttir taucht die
ausladenden CinemaScope-Bilder in ein kaltes Licht und ein Unbehagen verströmendes Sounddesign verstärkt deren
surrealen Eindruck. Es herrscht eine Endzeitstimmung in diesem sehr theatralischen und beängstigenden Setting. Ein
gleichsam faszinierendes wie verstörendes Experiment, das Zuschauern mit Hundephobie nicht zu empfehlen ist, und für
das den exzellenten Darstellern großer Respekt gebührt.
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