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Sonntag, 28. November 2021 Ein Museum in Florenz und die Queen of Soul Eine Doku und ein Biopic buhlten heute um meine Aufmerksamkeit IN DEN UFFIZIEN (1:1.78, 5.1) Verleih: Piffl Land/Jahr: Deutschland 2021 Regie: Corinna Belz, Enrique Sánchez Lansch Kinostart: 25.11.2021
Der unter Regie von Corinna Belz und Enrique Sánchez Lansch entstandene Dokumentarfilm taucht ganz tief ein in den
Mikrokosmos der “Uffizien”, jenem weltberühmten Museum in Florenz. 1581 eröffnet wurde es zum Vorbild aller
Museen. Heute beherbergt es die weltweit bedeutendste Sammlung an Renaissancekunst und wird von dem Deutschen
Eike Schmidt erfolgreich geleitet. Über zwei Millionen Besucher werden jährlich gezählt. Aber was genau passiert in
den alten Gemäuern, wenn die Besuchszeiten längst vorbei sind? IN DEN UFFIZIEN zeigt es mit beobachtender
Kamera. Da geht es mal um ein paar Zentimeter, die eine neue Skulptur nach rechts gerückt werden soll, weil es ihr
Schöpfer so will. Oder um den richtigen Grünton für den Hintergrund eines riesigen Gemäldes. Oder man überlegt sich,
wie denn die Visitenkarten für Museumsmitarbeiter aussehen sollen. Die Situationen, die beobachtet werden, sind
genauso vielfältig wie die Kunstwerke, die hier ihre Heimat gefunden haben. Manchmal erzählen die Museumsleute
etwas in die Kamera, aber meist bleibt sie im Beobachtungsmodus. Besonders schöne Momente fängt die von Johann
Feindt und Thomas Riedelsheimer geführte Kamera immer dann ein, wenn sie die Gesichter der Betrachter der
Kunstwerke in Großaufnahme zeigt. Der Dokumentarfilm ist dabei nicht ausschließlich für Kunstliebhaber von
Interesse, auch wenn er viele der Gemälde mit langsamen Schwenks geradezu detailliert abtastet. Denn er gewährt eben
auch den Blick hinter die Kulissen, wo eine Vielzahl von Menschen tätig ist, um den Museumsbetrieb überhaupt
aufrecht erhalten zu können.
RESPECT (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Respect Verleih: Universal Land/Jahr: USA 2021 Regie: Liesl Tommy Darsteller: Jennifer Hudson, Forest Whitaker, Audra McDonald, Saycon Sengbloh, Hailey Kilgore, Brenda Nicole Moorer
Ihre Gesangskarriere beginnt bereits im Kindesalter. Als eine von drei Schwestern wächst Ree bei ihrem Vater auf, einem
Baptisten-Prediger, der sie immer wieder im Gottesdienst und bei abendlichen Empfängen in seinem Hau auftreten lässt.
Als ihre vom Vater getrennt lebende Mutter stirbt, bricht für die kleine Ree eine Welt zusammen. Erst ganz allmählich
kann sie sich von ihrem dominanten Vater lösen, um als junge Frau schließlich ihren eigenen Weg zu gehen. Doch
Dämonen begleiten den steinigen Weg: als Kind wurde sie missbraucht, als Ehefrau vom Mann verprügelt... Mit ihrem
Debütfilm erweist Regisseurin Liesl Tommy der 2018 im Alter von 76 Jahren verstorbenen “Queen of Soul” Aretha
Franklin Respekt. Das souverän inszenierte Biopic rekapituliert das Leben der großartigen Sängerin von frühester
Kindheit bis zur Aufnahme ihres Gospel-Albums im Jahre 1972. Mit einer grandiosen Jennifer Hudson in der Rolle der
“Ree” sowie einer ganzen Riege hochbegabter Darsteller*innen nimmt sie ihre Zuschauer mit auf eine höchst emotionale
Reise voller Höhen und Tiefen, in deren Mittelpunkt natürlich die Musik steht. Ihr spendiert die Regisseurin breiten
Raum, zeigt wie sich die Musik entwickelt und welche Hürden es zu überwinden galt. Das Produktionsdesign ist ebenso
exzellent wie Kameraarbeit und Filmmusik. RESPECT dürfte ein heisser Oscar-Anwärter sein. Respekt vor einem
solchen Debütfilm.
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Freitag, 26. November 2021 Wie man Feinde zu Freunden macht Nachsitztermin im Dolby Atmos Heimkino RAYA UND DER LETZTE DRACHE (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Raya And The Last Dragon Verleih: Walt Disney Land/Jahr: USA 2021 Regie: Don Hall, Carlos López Estrada Kinostart: 04.03.2021
Die junge Prinzessin Raya soll dem letzten Wunsch ihres Vaters entsprechend die fünf verfeindeten Länder, in die das
Fabelreich Kumandra zerfallen ist, wieder vereinen. Der Schlüssel dazu sind die fünf Teile eines magischen Edelsteins
sowie das Erwecken von Sisu, dem letzten Drachen, der einst die Menschheit gerettet hatte... Dass die Geschichte des
inzwischen 59. Films von Disney Animation an die derzeitige Lage der Menschheit im Hinblick auf das Corona-Virus
erinnert, dürfte Zufall sein. Und doch kann die Story, in der böse Druunen den Großteil der Menschheit zu Stein werden
und die übrigen sich entzweien lassen, als Parabel über die Corona-Pandemie interpretiert werden. Dabei ist die
Botschaft des Films gleichsam universell zu sehen: Make Love, Not War! Nur gemeinsam können schwere Zeiten
überwunden werden. Und auch nur dann, wenn man sich gegenseitig vertraut. Der Konflikt, der die gesamte Menschheit
hier betrifft, wird symbolisch zwischen der mutigen Raya und der ebenbürtigen Namaari ausgetragen. Damit stellt
Disney wieder junge Frauen in den Mittelpunkt der Handlung, womit man dem derzeitigen Trend Frauen zu fördern
nachkommt. Denn viel zu lange waren es männliche Helden, die das Disney Animations Universum beherrschten. Doch
die Macher sind hier etwas zu weit damit gegangen, verkehren sie das Ganze jetzt in das genaue Gegenteil. Denn
männliche Vorbilder gibt es hier praktisch nicht. Aber diese Diskussion soll hier nicht weiter vertieft werden. Wie in
allen Animationsfilmen aus dem Hause Disney gibt es auch jetzt wieder allerlei niedliche Side-Kicks, die Groß wie
Klein entzücken dürften. Ein Schwachpunkt des Films ist leider die Filmmusik. Die stammt zwar vom renommierten
James Newton Howard, erinnert aber zu sehr an Passagen aus Scores anderer Komponisten, so beispielsweise jenen aus
DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT oder HERR DER RINGE. Auch wirkt der Einsatz von Synthesizern
ziemlich billig und nimmt damit etwas vom Glanz des Films. Aber das ist wie immer Jammern auf hohem Niveau.
RAYA UND DER LETZTE DRACHE macht trotzdem großen Spaß, ist oft witzig und manchmal sogar – mit
augenzwinkernden Verweisen auf Indiana Jones - richtig spannend und hat am Ende eine universell gültige, wichtige
Botschaft.
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Dienstag, 23. November 2021 Der Untergang eines Modehauses Nur eine einzige Pressevorführung in dieser Woche. Dazu noch unter erschwerten Bedingungen (2Gplus). Aber die Strapazen haben sich gelohnt HOUSE OF GUCCI (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: House Of Gucci Verleih: Universal Land/Jahr: USA 2021 Regie: Ridley Scott Darsteller: Lady Gaga, Adam Driver, Al Pacino, Jeremy Irons, Jared Leto, Jack Huston Kinostart: 02.12.2021
Eigentlich interessiert sich Sprössling Maurizio für das milliardenschwere Modeimperium seines Vaters Rodolfo Gucci
überhaupt nicht. Viel lieber studiert er Jura und ehelicht die attraktive Patrizia Reggiani entgegen dem Willen eines alten
Herrn in den 1970er-Jahren. Doch Patrizia fühlt sich vom Geld ihres Schwiegervaters angelockt und wirkt auf ihren
Ehemann ein. Denn es wäre doch einfach jammerschade soviel Geld einfach aufzugeben... Endlich mal wieder ein
Ridley Scott Film, der mir gefallen hat! Und bei dem man trotz seiner 157 Minuten Spiellänge keine Langeweile
aufkommt. Mit einem exzellenten Produktionsdesign und sorgfältig ausgewählten Chart-Hits als Zeitkolorit entführt der
Film in das Modeimperium der Familie Gucci. Über einen Zeitraum von fast vier Jahrzehnten darf man als Zuschauer
hautnah miterleben, welche Machenschaften und Intrigen hinter dem Glanz und Glamour des berühmten italienischen
Modemarke ablaufen bzw. abgelaufen sind. Denn Scott stützt sich hier auf die Buchvorlage von Sarah Gay Forden, die
wiederum auf wahren Ereignissen basiert. Dass die Geschichte über den Zerfall des Modeimperiums auch auf der
großen Leinwand funktioniert, verdankt Scott vor allem seinem handverlesenen Ensemble, allen voran Lady Gaga als
skrupellose macht- und geldhungrige Gattin des Gucci-Erben Maurizio, dargestellt von Adam Driver mitsamt
übergroßer Designerbrille. Aber auch Al Pacino und Jeremy Irons als die beiden Gucci-Brüder laufen zu Hochform auf,
ganz zu schweigen von Jared Leto als der ziemlich verschrobene Paolo Gucci. Mit einer Darstellerriege wie dieser
macht Kino richtig Spaß. Drama und Komödie geht hier Hand in Hand, wenn man als Zuschauer viel über die
sogenannten “Probleme” der Superreichen erfährt. HOUSE OF GUCCI hat definitiv Oscar-Potenzial und es lohnt sich
dafür ins Kino zu gehen – auch wenn es aufgrund der jetzt geltenden 2Gplus-Corona-Regeln momentan etwas mehr
Überwindung kostet.
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Donnerstag, 18. November 2021 Schafskopf Subtiler Horror aus dem Land der Legenden und Sagen LAMB (1:2.35, 5.1) OT: Lamb Verleih: Koch Films (Central) Land/Jahr: Island, Schweden, Polen 2021 Regie: Valdimar Jóhannsson Darsteller: Noomi Rapace, Hilmir Snaer Guðnason, Björn Hlynur Haraldsson Kinostart: 06.01.2022
Einem Paar, das weitab der Zivilisation irgendwo in Island eine Farm bewirtschaftet, erfüllt sich der Kinderwunsch auf
bizarre Weise: eines ihrer Schafe gebärt ein Wesen mit menschlichem Körper und Schafskopf. Was für das Paar
zunächst Glück bedeutet, kehrt sich im Lauf der Zeit allerdings in das Gegenteil um... Der von Valdimar Jóhannsson
inszenierte Film entpuppt sich als beklemmender Mystery-Thriller in atemberaubender Landschaft. Das von Mythen und
Sagen beherrschte Island scheint wie geschaffen für eine Geschichte, die nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern
auch Interpretationen zulässt. Die faszinierende Kameraarbeit von Eli Arenson reizt das CinemaScope-Format voll aus,
lässt Berge und Hügel oft in Nebelschwaden verschwinden und weiß auch genau, wo nicht zuviel gezeigt werden darf.
Die Musik von Þórarinn Guðnason setzt die Grundstimmung für dieses alptraumhafte Drama, das in diesem Jahr bereits
auf dem Fantasy Filmfest zu sehen war. Genre-Fans dürften ihre helle Freude daran haben.
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Montag, 15. November 2021 Wenn die Ohren klingeln Eröffnung der Pressewoche mit einer Komödie aus Frankreich SCHMETTERLINGE IM OHR (1:2.35, 5.1) OT: On Est Fait Pour S'Entendre Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Frankreich 2021 Regie: Pascal Elbé Darsteller: Sandrine Kiberlain, François Berléand, Emmanuelle Devos Kinostart: 16.06.2022
Lehrer Antoine kommt mit den Menschen um ihn herum nicht mehr zurecht. Doch nicht weil er das einfach so will,
sondern weil er gar nicht bemerkt, dass er fast taub geworden ist! Den meisten Ärger hat er mit seiner hübschen
Nachbarin Claire, die jeden Tag stundenlang Antoines Wecker ertragen muss, weil der ihn nicht mehr hört. Nach langem
Hin und Her entscheidet sich Antoine schließlich für Hörgeräte. An die muss er sich jedoch erst einmal gewöhnen.
Dabei lernt er zufällig Claires kleine Tochter kennen, die seit dem Tod ihres Vaters kein Wort mehr spricht... Wieder ein
Film in der nicht enden wollenden Flut französischer Komödien – und wieder kein echter Knaller. Immerhin setzt sich
der Film mit dem Thema Schwerhörigkeit auseinander und demonstriert auf der Tonebene die Vor- und Nachteile von
State-of-the-Art Hörgeräten. Auch wenn der Film genau daraus manchmal einen netten kleinen Gag zaubert, so
strapaziert er dieses Thema etwas zu sehr. Allerdings dürften sich nicht alle Hör-Missverständnisse 1:1 vom
Französischen ins Deutsche übertragen lassen. Seine schönsten Momente hat der Film immer dann, wenn sich Antoine
und Claires kleine Tochter einfach ohne Worte verstehen. Das ist dann sehr rührend, weil hier die Filmmusik zu Hilfe
eilt. Sandrine Kiberlain und François Berléand geben ein nettes Paar ab. Beide gehen in ihren Rollen auf, was beim
Zuschauer genau so ankommt. Kein großes Kino zwar, aber eine Feelgood-Komödie die nicht wehtut.
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Freitag, 12. November 2021 Willkommen in den Swinging Sixties! Nachsitztermin im Kino meiner Wahl LAST NIGHT IN SOHO (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Last Night In Soho Verleih: Universal Land/Jahr: Großbritannien 2021 Regie: Edgar Wright Darsteller: Thomasin Mackenzie, Anya Taylor-Joy, Matt Smith, Diana Rigg Kinostart: 11.11.2021
Eloise, behütet bei ihrer Großmutter auf dem Land aufgewachsen, zieht es nach London, wo sie eine Ausbildung zur
Modedesignerin antritt. Neben ihrem ausgeprägten Talent hat die junge Studentin noch eine andere Gabe: sie kann
Dinge sehen, die andere nicht sehen. So geht sie eine über Raum und Zeit hinweg eine mysteriöse Verbindung mit einer
jungen Frau ein, die im London der Swinging Sixties ihr Glück sucht. Was anfänglich für Eloise ein faszinierender
Tagtraum wird, entwickelt sich jedoch bald schon zu einem Spiel auf Leben und Tod... Edgar Wright goes Giallo! Mit
seinem knallbunten LAST NIGHT IN SOHO erweist der Brite jenem Filmgenre die Ehre, die ein ganzes Jahrzehnt
Filmgeschichte geprägt hat: dem italienischen Horror-Thriller der 1970er-Jahre. Ein atemberaubendes
Produktionsdesign und faszinierende optische Einfälle erinnern an das Werk von Altmeister Dario Argento. Wright lässt
die Swinging Sixties wieder auferstehen, nimmt uns mit in das neonfarbene Nachtleben von Soho und verblüfft immer
wieder mit seinen visuellen Effekten, die die Protagonistinnen zweiter Zeitebenen miteinander verbindet. Als “Icing on
the Cake” gibt es dazu eine Dolby Atmos Tonspur vom Feinsten! Allerdings überstrapaziert Wright den Wechsel
zwischen den beiden Zeitebenen auf Dauer etwas und driftet in Beliebigkeit ab. Die Horroreffekte nehmen mit
fortlaufender Geschichte zu und münden sogar in eine Art Zombie-Kabinett, mit dem Wright vermutlich jene Fans
bedienen möchte, die ihm seit SHAUN OF THE DEAD treu sind. Was auffällt: gegenüber Wrights bisherigen Filmen
kommt seine Sixties-Hommage fast vollständig ohne Humor aus – eben ganz im Sinne eines Giallo. LAST NIGHT IN
SOHO ist weit weniger mainstreamig als sein vorheriger Film BABY DRIVER und richtet sich gezielt an Genre-Fans
die das Besondere lieben. Trotz der zuvor angedeuteten Schwachpunkte offenbart sich für echte Film-Gourmets eine
kleine Filmperle.
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Mittwoch, 10. November 2021 Sing um Dein Leben! Mein Filmprogramm heute: quietschbunter Animationsspaß und düsterer Liebesthriller SING – DIE SHOW DEINES LEBENS (1:1.85, DD 5.1 + Atmos, DTS:X) OT: Sing 2 Verleih: Universal Land/Jahr: USA 2021 Regie: Garth Jennings Kinostart: 20.01.2022
Kennengelernt haben wir den Buster Moon, jenen kleinen wuscheligen Koala mit eigenem Theater, vor genau fünf
Jahren. In SING ging es damals um eine im wahrsten Sinne des Wortes tierische Casting-Show, mit der Busters in
Notlage geratenes Theater gerettet wurde. Inzwischen ist sein Theater mitsamt der illustren Truppe aus einer
Elefantendame, einem Stachelschweinmädchen, einer Schweinemama mit unzählig vielen Ferkelchen, einem
Gangster-Gorilla sowie einigen anderen fest etabliert. Aber die kleine Gemeinschaft strebt ein höheres Ziel an: sie
möchten ihre Show in Jimmy Crystals Tower Theater in der glamourösen Großstadt bringen. Allerdings ist Jimmy
Crystal ein weißer Wolf, mit dem alles andere als zu Spaßen ist. Doch Buster hat einen Trumpf im Ärmel: er verspricht
dem bösen Wolf, dass er für seine neue Show den in der Versenkung verschwunden Superstar Clay Calloway wieder
zurück auf die Bühne holt. Und Schwein Gunter liefert auch gleich die passende Show-Idee: ein Science-Fiction
Musicals soll es werden. Als sich jedoch herausstellt, dass Clay Calloway nicht so einfach überzeugt werden kann, wird
es für Buster und seine Gesellen eng... Wie schon im ersten Teil punktet das neue computeranimierte Abenteuer aus der
Illumination-Schmiede (ja, die mit den Minions!) vor allem wieder mit seinen Musiknummern. Da werden bekannte
Pop- und Rocksongs in haarsträubende Showeinlagen verwandelt. Wer Musicals mag, dem dürfte hier das Herz
aufgehen. Trotz atemberaubender Action dazwischen hat Gath Jennings‘ Animationsspaß leider auch öfters
Durchhänger, bevor der Film dann mit pfiffigen Einfällen in sein Tempo zurückfindet. In technischer Hinsicht lässt der
Film keine Wünsche offen. Allerdings wirkt die Tonspur zumindest in der deutschen Fassung etwas kraftlos und
auffallend eindimensional. Und dass der im Original von Bono gesprochene Löwe Clay Calloway ausgerechnet von
Peter Maffay synchronisiert wird, muss man nicht unbedingt mögen. Mit 110 Minuten Spielzeit schlägt der Film etwas
über die Stränge. Kleineren Kindern dürfte das deutlich zu lange sein. Ansonsten aber passable Unterhaltung für die
ganze Familie.
TAGUNDNACHTGLEICHE (1:2.35, 5.1) Verleih: farbfilm (ImFilm) Land/Jahr: Deutschland 2020 Regie: Lena Knauss Darsteller: Thomas Niehaus, Sarah Hostettler, Aenne Schwarz Kinostart: 18.11.2021
Alexander ist zum ersten Mal richtig verliebt: in die Varietékünstlerin Paula, die gegenüber seiner Fahrradwerkstatt
wohnt. Die beiden verbringen die Nacht zusammen. Am nächsten Morgen ist Paula verschwunden. Wenig später erfährt
Alexander, dass sie einen tödlichen Unfall hatte. Alexander wird aus der Bahn geworfen. An Paulas Grab lernt er deren
Schwester Marlene kennen, die ihn gleich überredet mit zu ihren Eltern zu kommen. Schließlich sei er ja der
Schwiegersohn in spe gewesen. Alexander lässt sich auf das Spiel ein und tut so, als hätte er Paula schon lange
gekannt... Mit ihrem Langfilmdebüt TAGUNDNACHTGLEICHE liefert Lena Knauss einen Liebesthriller der
besonderen Art. Schnell vermischen sich hier Realität und Tagträume, wenn sich der von Thomas Niehaus dargestellte
Alexander seine nicht vorhandene Vergangenheit mit Paula imaginiert, perfekt unterstützt durch die
CinemaScope-Bilder von Kamerafrau Eva Katharina Bühler. Hier wandeln sich die ansonsten depressiv düsteren Bilder
aus Alexanders Realität in helle Einstellungen im Retro-Farben-Look. Wichtiges Element in Knauss‘ Film ist der Score,
komponiert von Moritz Schmittat und eingespielt vom City of Prague Philharmonic Orchestra, der dem Film
entsprechende Professionalität verleiht. Auf spannende Weise setzt sich der Film mit dem Thema Projektion in der
Liebe auseinander. “Kann man jemanden erkennen in allen seinen Facetten? Oder ist der Andere hauptsächlich
Projektionsfläche für eigene Wünsche und Sehnsüchte? Macht man sich immer nur ein Bild, dessen Wahrheitsgehalt
nicht überprüft werden kann? Existiert man als Persönlichkeit überhaupt jenseits dessen, was andere in einem lesen,
oder ist das wie bei einer Farbe, die auch im Dunkeln da ist, die aber erst sichtbar wird, wenn Licht darauf fällt?”, so
Autorin und Regisseurin Lena Knauss.
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Montag, 08. November 2021 Weihnachtswunder und Narren Mein heutiges Doppelprogramm macht wieder Mut: es gibt noch gute Filme! EIN JUNGE NAMES WEIHNACHT (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: A Boy Called Christmas Verleih: Studiocanal Land/Jahr: Großbritannien, Tschechien 2021 Regie: Gil Kenan Darsteller: Henry Lawfull, Dame Maggie Smith, Kristen Wiig, Toby Jones Kinostart: 18.11.2021
Der elfjährige Nikolas lebt zusammen mit seinem Vater in ärmlichen Verhältnissen in einer Holzhütte mitten in den
finnischen Wäldern. Als der Vater eines Tages aufbricht, um den legendären “Wichtelgrund” zu finden, soll sich Tante
Carlotta um den Jungen kümmern. Die aber ist derart unwirsch, dass Nikolas beschließt, heimlich seinem Vater zu
folgen. Gemeinsam mit der sprechenden Maus Miika und einem fliegenden Rentier stürzt er sich ins Abenteuer seines
Lebens... Alle Jahre wieder...kommt ein großer Weihnachtsfilm in die Kinos. Zumindest in die deutschen Kinos. Denn
der von Gil Kenan inszenierte EIN JUNGE NAMENS WEIHNACHT ist eine Netflix-Produktion, die in den meisten
anderen Ländern direkt ins Streaming geschickt wird. Hier darf sich Deutschland glücklich schätzen. Studiocanal bringt
ihn dahin wo er eigentlich hingehört: auf die große Leinwand! Eine goldrichtige Entscheidung, da er sich nur dort richtig
entfalten kann und damit vor allem die kleinen Zuschauer voll in seinen Bann ziehen wird. Mit hohem tricktechnischem
Aufwand entspinnt der Film seine Geschichte, die mitunter etwas düster und gruselig erscheint, doch stets im richtigen
Augenblick unterbricht, um Kinder nicht zu überfordern. Eine pädagogisch vollkommen richtige Entscheidung.
Angereichert mit vielen magischen Elementen, zu denen auch eine sprechende Maus gehört (an diesem perfekt
computeranimierten Kleintier könnte sich DIE SCHULE DER MAGISCHEN TIERE ein Vorbild nehmen!), werden
Themen wie Trauerbewältigung kindgerecht aufbereitet. Das spielfreudige Ensemble, allen voran Maggie Smith als
Geschichten erzählende Tante, tut ein Übriges, um Jung und Alt gleichermaßen zu begeistern. Kleinere Abstriche gibt es
leider bei der deutschen Synchronisation, die der Tante lauschenden Kids recht laienhaft erscheinen lässt. Und last but
not least ist der kuschelige Pullover, den Nikolas trägt, viel zu modern. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau.
NARREN (1:1.78, 5.1) Verleih: Edition Kassenfeger Land/Jahr: Deutschland 2019 Regie: Sigrun Köhler, Wiltrud Baier Kinostart: 11.11.2021
Mit NARREN bringt das als “Böller & Brot” agierende Regiegespann Sigrun Köhler und Wiltrud Baier nach WER
HAT ANGST VOR SIBYLLE BERG? einen weiteren Dokumentarfilm in die deutschen Kinos. Dabei ist dessen Titel
gleich mehrdeutig. Denn die beiden zeigen nicht nur begeisterte Narren bei ihrem weltberühmten Narrensprung im
schwäbischen Rottweil, sondern blicken insbesondere hinter die Kulissen einer Tradition, die – so scheint’s – alles
andere als Spaß versteht. Denn: Fasnet ist eine todernste Angelegenheit! Zumindest in den Augen derer, die sich
ehrenamtlich das ganze Jahr über mit den Vorbereitungen beschäftigen. Und das sind fast ausschließlich Männer. Frauen
haben hier nichts zu suchen. Warum? Ist eben so. Schon immer. Und soll auch so bleiben. Es ist in höchstem Maße
amüsant, den Ausführungen der Rottweiler zu lauschen, wenn sie von “ungeschriebenen Gesetzen” erzählen und
sowieso die ganze Sache viel zu ernst nehmen. Köhler und Baier entlarven damit die Narren hinter den Kostümen. Oder
besser noch: sie lassen die Narren sich selbst entlarven. NARREN macht großen Spaß. Vor allem, wenn man des
Schwäbischen mächtig ist. Aber keine Sorge: für “Neigschmeckte” gibt es hochdeutsche Untertitel.
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