Wolfram Hannemann | Talstr. 11 | D-70825 Korntal
| Germany | Phone: +49 (0) 711 838 06 49
| Fax: +49 (0) 711 8 38 05 18
e-mail: info (at) wolframhannemann.de |
|
|
Montag, 31. Januar 2022 Wenn ein Ex-Astronaut mit seiner Ex die Welt rettet Nach dem Weltkriegsspektakel MIDWAY widmet sich Roland Emmerich in seinem neuen Film wieder dem Science-Fiction-Genre MOONFALL (1:2.35, DD 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Moonfall Verleih: Leonine Land/Jahr: USA 2022 Regie: Roland Emmerich Darsteller: Halle Berry, Patrick Wilson, Donald Sutherland, Michael Pena Kinostart: 10.02.2022
Als der Mond durch eine fremde Kraft aus seiner gewohnten Umlaufbahn geworfen wird, droht er auf die Erde zu
stürzen. Ein Ex-Astronaut und seine Ex-Frau sowie ein Raumfahrt-Nerd sind jetzt die einzigen Menschen, die mittels
eines Höllenfahrtskommandos die gesamte Menschheit retten können. Wird es ihnen gelingen? - In den 1950er-Jahren
hätte man die Grundidee von Roland Emmerichs SciFi-Film ganz sicher als originell und womöglich extrem spannend
empfunden. In die heutige Zeit allerdings mag das Werk nicht mehr so recht hineinpassen. Denn SciFi hat sich in den
letzten 50 Jahren deutlich weiterentwickelt. Intelligentes SciFi ist heuer angesagt. Und Trash gibt es eigentlich nur noch
um des Trashes Willen. Emmericha Film gehört dabei zu keiner der beiden Unterkategorien. Ein Film sozusagen “aus
der Zeit gefallen”, in dem der gebürtige Schwabe (wieder einmal) sein gesamtes Repertoire an Filmen verarbeitet, die er
von Kindesbeinen an gesehen hat. Man könnte vermutlich schon fast für jede Einstellung in seinem Film ein Vorbild aus
der Filmgeschichte finden. So erklärt sich auch, warum in MOONFALL ein Klischee das andere jagt. Wirklich
spannend ist das alles nicht, was der in Hollywood ansässige Sindelfinger mit viel Wumms da auf die große Leinwand
zaubert. Die visuellen Effekte sind exzellent, die Darsteller hingegen Abziehbilder ohne Tiefgang. Da wundert es kaum,
dass es einem als Zuschauer einfach nicht gelingt, sich mit dem einen oder anderen Charakter zu identifizieren und
mitzufiebern. Kleiner Tipp: achten Sie mal darauf, wie Emmerich das Problem einer Patchworkfamilie auf einfachste
Art und Weise löst: er entledigt sich auf elegante Weise des Stiefvaters. Die Harmonie ist wieder hergestellt. Alle leben
weiter. Bis zum nächsten Emmerich-Film.
|
Dienstag, 25. Januar 2022 Frauenpower Heute stand mal wieder ein Dokumentarfilm auf meinem Stundenplan THE OTHER SIDE OF THE RIVER – NO WOMEN, NO REVOLUTION (1:1.78, 5.1) Verleih: JIP Film Land/Jahr: Deutschland, Finnland 2021 Regie: Antonia Kilian Kinostart: 27.01.2022
Die andere Seite des Flusses – damit ist der Euphrat gemeint, jenen Fluss, den die 19jährige Hala überquerte, um einer
Zwangsehe zu entkommen. Dort, eben auf der anderen Seite, fand sie bei einer kurdischen Frauenverteidigungseinheit
ein neues Zuhause. Für die Frauen dieser Einheit ist nicht nur der IS der Feind, sondern insbesondere das Patriarchat im
Allgemeinen, mit der Zwangsehe als ultimative Unterdrückungsinstitution. Regisseurin Antonia Kilian beobachtet und
begleitet die willensstarke junge Frau, die sich vorgenommen hat, auch ihre 10 Schwestern aus den Klauen des
Patriarchats zu befreien. Sie zeigt sie von ihrer militärischen Ausbildung bis hin zu ihrem Einsatz als Polizistin. Auch
Halas Eltern holt die Filmemacherin vor die Kamera und lässt sie zu Wort kommen. Kilian verzichtet dabei leider auf
die Erklärung politischer Hintergründe, so dass die Zusammenhänge für unbedarfte Zuschauer nicht ganz
nachzuvollziehen sind. Dennoch beeindruckt ihr Dokumentarfilm, weil er eine Protagonistin zeigt, die ihren eigenen
Weg geht in einem Land, in dem dies alles andere als gewollt ist.
|
Samstag, 22. Januar 2022 Wenn aus Freundschaft Liebe wird Heute war es soweit: mein erstes richtiges Kino-Highlight des Jahres 2022 LICORICE PIZZA (1:2.35, 5.1 / Auch in 70mm & 35mm) OT: Licorice Pizza Verleih: Universal Land/Jahr: USA 2021 Regie: Paul Thomas Anderson Darsteller: Alana Haim, Cooper Hoffman, Sean Penn Kinostart: 27.01.2022
Als sie sich Anfang der 1970er-Jahre kennenlernen ist er gerade mal 15, sie bereits in den Mittzwanzigern: Gary, ein
stabil gebauter Kinderstar, und Alana, eine hochgewachsene junge Dame. Garys extrem charmantes und ungehemmtes
Auftreten imponiert Alana. Die beiden werden trotz aller Unterschiede zu “Best Friends”. Doch sind die beiden wirklich
nur gute Freunde oder gibt es da noch mehr...? - Eigentlich ist er für seine Dramen bekannt, doch für seinen neunten
Kinofilm wechselte er nun ausnahmsweise in das Genre der Komödie: Paul Thomas Anderson, Kult-Regisseur von
Filmen wie MAGNOLIA, THE MASTER und DER SEIDENE FADEN. Dass er auch die Komödie souverän
beherrscht, beweist er mit LICORICE PIZZA ganz vorzüglich. Im Stil von Filmen wie AMERICAN GRAFFITTI
oder jüngst ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD entfaltet er ein Kaleidoskop der ausgehenden 1960er- und der
beginnenden 1970er-Jahre. Mit vielen Referenzen zu Hollywood-Persönlichkeiten, die mal mit richtigem Namen (wie
Jon Peters) oder auch mit Phantasienamen (wie Jack Holden, einer Anspielung auf William Holden) im Film auftreten,
erzählt Anderson in lose zusammenhängenden Episode und Episödchen über mehrere Jahre die Geschichte einer
Freundschaft, aus der ganz langsam Liebe entsteht. Den beiden extrem sympathischen Hauptdarstellern Alana Haim und
Cooper Hoffman ist es zu verdanken, dass diese Geschichte so wunderbar funktioniert. Der von viel Zeitkolorit geprägte
visuelle Stil des Films entfaltet sich speziell in der 70mm-Fassung des Films. Hier sei den Mitlesenden ganz besonders
die Präsentation in der Karlsruher Schauburg empfohlen, auf deren gekrümmter Bildwand Andersons Film sein ganzes
Potenzial entfalten darf. Wie in vielen seiner Filmen setzt der Regisseur auch in LICORICE PIZZA auf viele
Plansequenzen, durch die man als Zuschauer voll in den Film hineingesogen wird. Abgerundet wird der nostalgische
Hollywood-Trip durch eine sehr präzise Tonspur, die nur so gespickt ist von den Hits der 1970er-Jahre. Immer wieder
lässt Anderson Dialoge und Geräusche ausblenden und den ein oder anderen Song in entsprechender Lautstärke die
jeweilige Szene übernehmen. LICORICE PIZZA (wohl eine Anspielung auf eine Kette von Schallplattenläden, die es
zu jener Zeit überall gab) gelingt es, jenen Moment exakt einzufangen, in dem aus Freundschaft Liebe wird. Ich
garantiere Ihnen, dass Sie den Kinosaal mit einem Hochgefühl verlassen werden! Mein definitiver Geheimtipp für
Februar.
|
Dienstag, 11. Januar 2022 Der Championsmacher Der Pressevorführungsauftakt im neuen Jahr begann mit einem Biopic KING RICHARD (1:2.35, 5.1 + Atmos) OT: King Richard Verleih: Telepool (Paramount) Land/Jahr: USA 2021 Regie: Reinaldo Marcus Green Darsteller: Will Smith, Saniyya Sidney, Demi Singleton Kinostart: 24.02.2022
Dass er als Farbiger mit seiner vielköpfigen Familie ein kleines Haus in Compton, Kalifornien, bewohnt, wäre eigentlich
schon mehr als genug. Doch Richard Williams hat einen Masterplan, an den er und seine Familie sich strikt zu halten
haben: aus seinen Töchtern Venus und Serena sollen die weltbesten Tennis-Champions werden! -
In seinem 144 Minuten langen Spielfilm erzählt Regisseur Reinaldo Marcus Green die wahre Geschichte hinter den
extrem erfolgreichen Tennis-Profis Venus und Serena Williams. Ein sichtlich gealterter Will Smith schlüpft hier in die
Rolle des Vaters der beiden Tennis-Schwestern, der alles dafür tut, um seinen lange gehegten Plan in die Tat
umzusetzen, um aus seinen beiden Töchtern Weltklasse-Spielerinnen zu machen. Ein Mann, der von seinen Kindern
stets Demut und Bescheidenheit einfordert, selbst aber nicht immer merkt, dass er selbst sich oft gar nicht an diese
Tugenden hält. Höhepunkt im Film ist das Match zwischen Venus Williams und Jennifer Capriati, das extrem spannend
in Szene gesetzt ist und bei dem der Score von Kris Bowers für die emotionalen Akzente sorgt. Insbesondere ist der
Film natürlich für Tennisfans von Interesse, doch bietet er auch eine größere, allgemeinere Botschaft: mit den richtigen
Förderern kannst Du im Leben alles erreichen.
|
Samstag, 08. Januar 2022 Agentinnen retten die Welt Ein enttäuschender Kinobesuch – zumindest für mich THE 355 (1:2.35, 5.1 +7.1 + Atmos) OT: The 355 Verleih: Leonine Land/Jahr: USA 2020 Regie: Simon Kinberg Darsteller: Diane Kruger, Penélope Cruz, Jessica Chastain, Lupita Nyong'o, Bingbing Fan, Sebastian Stan, Édgar Ramírez Kinostart: 06.01.2022
Als ein skrupelloser Geschäftsmann eine Hightech-Waffe erwerben möchte, die ihm grenzenlose Macht verleiht, müssen
sich drei konkurrierende Geheimagentinnen und eine Psychotherapeutin unfreiwillig zusammenschließen, um die Welt
zu retten... Simon Kinbergs Actionthriller ist so etwas wie die weibliche Antwort auf James Bond. Bedarf es bei
Letzterem nur eines einzigen Agenten, setzt Kinberg hier gleich auf ein weibliches Quartett, das am Ende sogar auf ein
Quintett erweitert wird. Allerdings ohne Wirkung. Denn das Agentenspektakel ist leider von Anfang an auf Langeweile
programmiert. Nimmt man Diane Kruger und Jessica Chastain ihre Rollen als (fast) unfehlbare Agentinnen noch ab,
erweist sich Penélope Cruz als klassische Fehlbesetzung. Die Weiblein bieten kaum Identifikationspotenzial und Humor
bleibt sowieso auf der Strecke. Dass Frauenpower hervorragend funktionieren kann, bewies unlängst GUNPOWDER
MILKSHAKE ziemlich deftig und mit viel Witz und Ironie. Was hätte THE 355 werden können, hätte man etwas mehr
Ironie und Spannung in die Story gekippt. Schade um die vertane Zeit im Kino.
|
Freitag, 07. Januar 2022 Agenten retten die Welt Mein erster Kinobesuch im neuen Jahr erwies sich als Glücksgriff THE KING’S MAN - THE BEGINNING (1:2.35 & 1:1.90, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: The King’s Man Verleih: Walt Disney Land/Jahr: Großbritannien, USA 2020 Regie: Matthew Vaughn Darsteller: Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Rhys Ifans, Matthew Goode, Tom Hollander, Harris Dickinson, Daniel Brühl, Djimon Hounsou, Charles Dance Kinostart: 06.01.2022
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Tyrannen und kriminellen Superköpfe der Welt zusammenschließen, um sich die
Menschen Untertan zu machen, macht ein Mann mobil um dies zu verhindern: Orlando Oxford. Gemeinsam mit seinen
getreuen Bediensteten sowie seines Sohnes Conrad macht er sich auf den Weg, um im Verborgenen gehen die Tyrannen
aufzubegehren... Mit dem dritten Teil der KINGSMAN-Reihe liefert Regisseur Matthew Vaughn nicht nur die
Vorgeschichte zu dem Geheimbund, sondern auch absolut perfektes Popcorn-Kino! Augenzwinkernd und auch gerne
mal etwas brutal präsentiert er eine zwar hanebüchene Geschichte, die dafür aber umso amüsanter und voller
überraschender Wendungen ist. Kameramann Ben Davis komponiert atemberaubende Bilder, die insbesondere in der
IMAX-Fassung mit erweitertem Bildformat ihre volle Wirkung entfalten können. Der Dreikampf mit Rasputin, das
surreale Schlachtfeld des Krieges oder der Absturz mit einem Flugzeug sind geniale Höhepunkte in diesem rasant
geschnittenen Comic-Streifzug durch die Anfänge des Ersten Weltkriegs. THE KING’S MAN wartet zudem mit einer
fulminanten Tonmischung auf, die begeistert: satte Bässe bei Schüssen und spürbarer Tiefstbass bei der Explosion einer
Handgranate. Ganz zu schweigen vom Flugzeugabsturz, der das gesamte tontechnische Register zieht, um beim
Zuschauer Schnappatmung zu erzeugen. Wer die Möglichkeit hat, den Film in einem tontechnisch vorzüglichen Kino
bei richtiger Lautstärke zu erleben, darf sich glücklich schätzen. Der Score von Dominic Lewis und Matthew Margeson
mit dem erhabenen KINGSMAN-Motiv trägt den gesamten Film, der wahrhaftig nach einer Fortsetzung schreit.
|
Datenschutzerklärung All displayed Logos and Product Names may be ©, TM or ® by their respective rights holding companies. No infringement intended. |