Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wird der Physiker J. Robert Oppenheimer von der US-Regierung angheuert, um die Atombombe zu entwickeln. Unter seiner Führung arbeitet eine ganze Gruppe von Wissenschaftlerin abgeschieden von der Öffentlichkeit unter Hochdruck daran, die Vernichtungswaffe noch vor den Russen einsatzbereit zu haben... Mit der Veröffentlichung meiner Kurzrezension habe ich gewartet, bis ich sowohl die IMAX-Fassung als auch die 70mm-Fassung von Nolans Film gesehen habe. Mein Resümee: OPPENHEIMER ist ein starker Film, der trotz seiner 180 Minuten Laufzeit von Anfang bis Ende in seinen Bann zieht. Selten war Kino derart spannend inszeniert! Dass der Film gefangen nimmt liegt auch an der hervorragenden Darsteller-Riege, die Nolan hier zur Hochform aufspielen lässt. Cillian Murphy und Robert Downey Jr. (in der Rolle des Lewis Strauss kaum wiederzuerkennen!) sind sichere Oscar-Kandidaten. Die Kameraarbeit von Hoyte van Hoytema ist dank 65mm Negativfilm von exzellenter Qualität. Und Ludwig Göranssons Score ist ein großer Pluspunkt für den Film, wenn auch vielleicht etwas zuviel davon zu hören ist. Nolans auf mehreren Zeitebenen spielender Film zeigt sehr deutlich die Zerrissenheit der Hauptfigur, die nicht nur von schweren Gewissensbissen geplagt wird, sondern auch noch politischen Machtintrtigen ausgesetzt ist. Was bei der IMAX-Fassung im Vergleich zur 70mm-Fassung negativ auffällt sind gleich zwei Punkte. Zum einen stört Nolans ständig variierendes Bildformat, da es beliebig erscheint und damit dramaturgisch gesehen keinen Sinn ergibt. Diese Herangehensweise an die Bildgestaltung fiel auch beis einen früheren IMAX-Releases negativ auf. Zum anderen ist es die Filmmusik von Ludwig Göransson, die in der IMAX-Fassung sehr viel lauter und aufdringlicher erscheint als in der 70mm-Fassung. Mein Tipp: wenn Sie die Möglichkeit haben OPPENHEIMER in der 70mm-Fassung zu erleben, dann nutzen Sie diese unbedingt!

”Wenn Du von Deinem Fahrersitz aufstehst, fliegt Dein Auto in die Luft!” – Die verzerrte Stimme am Telefon meint es ernst. Zu blöd, dass Matt ausgerechnet jetzt auch noch seine beiden Kinder auf dem Rücksitz hat. ”Du tust genau was ich Dir sage!” befiehlt der mysteriöse Anrufer. Und so beginnt für Matt und seine Kinder eine höllische Autofahrt durch Berlin... Kommt Ihnen bekannt vor? Sollte es auch. Denn es ist das mittlerweile zweite Remake des spanischen Thrillers ANRUFER UNBEKANNT aus dem Jahre 2015. Drei Jahre später nahm sich Christian Alvart des Stoffes an und setzte Wotan Wilke Möhring in STEIG.NICHT.AUS auf den Fahrersitz, auf dem jetzt Liam Neeson Platz genommen hat. Nimród Antal, der durch seinen Film KONTROLL bekannt wurde, hat jetzt das Regie-Steuer in der Hand und demonstriert, dass er damit souverän umgehen kann. Zwar nicht so souverän wie Kollege Alvart, aber dennoch so, dass die Geschichte stets spannend bleibt. Dass ausgerechnet Berlin Schauplatz des Films ist, fällt weiter nicht auf. Es könnte ebenso jede andere westliche Großstadt sein. Wer jetzt anfängt, über die Logik der Story nachzudenken, sitzt ganz sicher im falschen Film. Denn wenn der Drahtzieher dieser bösen Geschichte seinen Coup von der sagenumwobenen Pünktlichkeit der Deutschen Bahn abhängig macht, kann das sowieso nur ein schlechter Scherz sein. Also: Lass.es.bleiben! Kleiner Fun Fact zum Schluss: dass Hauptdarsteller Liam Neeson inzwischen schon ins Alter gekommen ist merkt man daran, dass er im Gegensatz zu seinen anderen Actionern dieses Mal keinen Körpereinsatz absolvieren muss.

Als Barbie feststellen muss, dass sie Plattfüße hat, bricht ihre pinkfarbene heile Welt in sich zusammen. Sie beschließt Barbieland zu verlassen um sich in der Menschenwekt Hilfe zu holen. Derweil entdeckt ihr Freund Ken das Patriarchat für sich – und findet es grandios... Es ist schon bemerkenswert, dass sich Spielzeug-Gigant Mattel auf dieses Wagnis eingelassen hat, lässt er dadurch eine ungeschminkte Kritik auf seine ”Barbie”-Puppen zu. Vermutlich steckt ein genialer Masterplan dahinter, den wir in ein paar Jahren verstehen werden und der dem Konzern ungeahnte Gewinne einfahren wird. Nichtsdestotrotz macht das pinkfarbene Spektakel ungeheuer Spaß, entpuppt es sich doch als durch und durch feministisch. Aber nicht nur. Denn es wird nicht nur das etablierte Rollenbild der Frau in unserer Gesellschaft demontiert, sondern auch das der Männer. Es ist an der Zeit längst überholte Rollenbilder abzulegen. Rollenbilder, die eigentlich niemand mehr braucht. Auch wenn Greta Gerwigs Film zeitweise mit Längen zu kämpfen hat, so überwiegt der positive Eindruck. Dazu zählt auch die quietschbunte Optik des Films. Ganz wichtig: auch wenn es der Filmtitel suggeriert, handelt es sich hier keinesfalls um einen Kinderfilm!

Ihr kleiner Sohn Jason leidet unter dem Aspergersyndrom, was es für die Eltern Mirco und Fatime nicht einfach macht. Während sich Mirco in seine Arbeit stürzt, muss sich Fatime um Jason kümmern. Als Fatime eine Auszeit für sich verlangt, ist Mirco gefordert, sich mit Jason auseinanderzusetzen. Und der erzählt seinem verblüfften Vater, dass er sich einen Lieblingsfußballverein suchen möchte. Und das bedeutet in Folge, dass Jason alle deutschen Bundesligavereine unter die Lupe nehmen möchte – vor Ort. So reisen Vater und Sohn jedes Wochenende quer durch Deutschland zu einem anderen Spiel – und kommen sich endlich näher... Marc Rothemund inszenierte den Film nach einer wahren Geschichte, wie man erst während des Abspanns erfährt. Leider nimmt einen der Film nicht so richtig mit, auch wenn die Filmmusik noch so aufspielt. Seine wahre Stärke entwickelt der Film insbesondere in jenen Szenen, in denen dank des exzellenten Sounddesigns verdeutlicht wird, was es für den Betroffenen bedeutet, unter dem Aspergersyndrom zu leiden. Beeindruckend ist die darstellerische Leistung von Cecilio Andresen, der als Jason seinen Filmvater Florian David Fitz glatt an die Wand spielt. Insgesamt ist der Film etwas zu hektisch geschnitten, obgleich dafür keine Notwendigkeit besteht. Fazit: nur bedingt sehenswert.

Knapp bei Kasse sind sie beide: Holappa und Ansa, zwei einsame Menschen, die sich zufällig treffen und irgendwie hoffen, dass sie ihr Glück im jeweils Anderen gefunden haben. Dumm nur, dass Holappa gleich mal Ansas Telefonnummer verliert und seinen Schmerz weiter mit Alkohol verdrängt, während Ansa auf den erlösenden Anruf wartet... Der finnische Kult-Regisseur Aki Kaurismäki bleibt seinem unverwechselbaren Stil auch in seinem neuesten Film treu. Tristesse dominiert jede einzelne Einstellung seines Films, der zwar in Farbe gedreht wude, aber pures Schwarzweiß-Feeling versprüht. Wenig Dialoge, gebrochene Charaktere und deprimierende Nachrichten aus dem Radio – wie soll man da noch sein Glück finden? Kaurismäki findet immerhin eine Antwort darauf, wenn auch über viele Umwege. Kleiner Tipp: wer einfach nur für 80 Minuten dem tristen Alltag entfliehen möchte, sollte besser den FALLENDEN BLÄTTERN aus dem Weg gehen.

Ethan Hunt und sein Team solln einen geheimnisvollen Schlüssel besorgen, von dem niemand weiß, wofür er gut ist. Alles scheint nach Plan zu funktionieren, doch plötzlich schlägt die Sache um. Grund dafür ist eine KI, die sich als allesbeherrschende Entität outet. Hat man Kontrolle über diese Entität, hat man Kontrolle über die gesamte Menschheit. Das lockt natürlich viele böse Buben an und konfrontiert Hunt zudem mit einer schmerzlichen Vergangenheit... Um es gleich vorweg auf den Punkt zu bringen: der neue MISSION: IMPOSSIBLE ist definitiv der bessere Bond! Was Christopher McQuarrie hier an haarsträubender Action auftischt, lässt einen schon manchmal vergessen Luft zu holen. Ganz speziell gilt dies für das grandiose Finale des Films, das ich persönlich als eine Art Hommage an DAS WAR DER WILDE WESTEN empfunden habe. Zum ”besseren Bond” gehört auch die Tatsache, dass hier HighTech vom Feinsten gezeigt wird und dass die Story auf der Höhe der Zeit ist (Stichwort KI). Wie schon bei Bond gilt freilich auch hier, dass man über viele Dinge, die hier passieren, besser nicht nachdenken sollte. Etwa die Zugfahrt von Venedig nach Innsbruck mittels Dampflok (!) – vermutlich die typisch amerikanische Sichtweise auf Europa. Aber sei’s drum: es ist die atemlose Action, die hier zählt. Und genau damit holen sich Cruise und sein Team die höchst mögliche Punktzahl. Das zu toppen wird nicht einfach. Und wär hätte gedacht, dass es sogar Gänsehautmomente gibt. Zumindest hatte ich einen solchen, als nach langem Warten endlich der energiegeladene Titelvorspann unterlegt mit Lalo Schifrins ikonischem Soundtrack fast den Kinosaal sprengte! Wenn man unbedingt Kritik anbringen möchte, dann betrifft das die Länge mancher Action-Einlage. So erscheint die Verfolgungsjagd durch Rom schier endlos und man ist versucht, irgendwie den schnellen Vorlauf zu aktivieren. Denn 2 Stunden und 45 Minuten sind schon ganz schön lng für einen flotten Actioner. Trotzdem: top unterhaltsames Popcorn-Kino, das schon jetzt die Vorfreude auf Teil 2 der Geschichte befeuert. Mission: Accomplished.

Gleich zu Beginn des Films schließen wir Bekanntschaft mit einer Nixe. Einer überlebensgroßen Nixe aus Bronze, die mit viel Kraftanstrengung in einen Ausstellungsraum gebracht wird. Es ist eine jener gigantischen Skulpturen, die Thomas Schütte erschaffen hat. Wie ein roter Faden zieht sich die Entstehungsgeschichte der Nixe durch Corinna Belz’ Dokumentarfilm über den 1954 in Oldenburg geborenen Künstler. Die Kamera verfolgt wissbegierig jeden der vielen Arbeitsschritte, die notwendig sind, um ein solch monumentales Werk zu kreieren. Dabei wird auch schnell klar, dass für derlei Aufwand ein ganzes Team benötigt wird. Bei fast allen Schritten ist Schütte selbst anwesend und beäugt zigaretterauchend sein Werk immer kritisch. Wie er zu dem wurde was er ist, erfährt man als Zuschauer nur ganz beiläufig vom Künstler selbst. Mal ein Satz hier, mal ein Satz dort. Belz verzichtet auf Off-Kommentare und lässt ihre Bilder sprechen. Die Annäherung an das gigantische Oeuvre, das Schütte im Laufe von Jahrzehnten geschaffen hat, gerät zu einer spannenden Geschichte. Nicht die Person selbst, sondern ihr Werk steht hier im Mittelpunkt. Schüttes schöpferische Kraft wirkt dabei unglaublich ansteckend. So ansteckend, dass man am liebsten gleich selbst eine Knetmasse bearbeiten möchte. Ein intensives Künstlerporträt.

Große Katastrophe im Hause Eberhofer: Oma geht in Rente! Will heissen: die Betagte nimmt sich eine Auszeit und nistet sich in einer Alten-WG ein. Mit schwerwiegenden Folgen für den Rest der Familie Eberhofer: niemand wäscht, putzt und kocht mehr. Die komplette Verwahrlosung droht, zumal die Susi jetzt plötzlich stellvertretende Bürgermeisterin wird und ihren Franz vom Vollzeit- zum Halbtagspolizist macht. Was mit einer Erektionsstörung einhergeht. Probleme über Probleme – da fällt der Rabe, der mit einem menschlichen Ohr im Schnabel auf der Windschutzscheibe des Polizeiautos klatscht, gar nich mehr weiter ins Gewicht... Pünktlich wie jedes Jahr zur Sommerzeit liefert Regisseur Ed Herzog ein weiteres Kapitel aus dem Eberhoferschen Mikrokosmos in Niederkaltenkirchen. Gewürzt mit viel schwarzem Humor und noch mehr bayerischer Schimpfkunst. Wer die Eberhofer-Verfilmungen nach Rita Falk kennt, dem sind die schrulligen Dorfbewohner hinlänglich bekannt. Und genau hier liegt das (zugegeben kleine) Problem: Überraschungen gibt es nicht viele. Man ist mit den Charakteren inzwischen derart vertraut, dass man fast schon selbst die Dialoge sprechen kann noch bevor sie im Film zu hören sind. Also nur eine Film für Neueinsteiger? Wohl kaum, denn ohne Vorarbeit erschließt sich einem dieser Mikrokosmos wohl kaum. Damit bleibt der neue Eberhofer ein Film für die eingfleischte Fan-Gemeinde, die ihn ganz sicher mögen wird. Vergnügliche und unbeschwerte 90 Minuten, die sicher ncht nachhallen werden, aber für viel Gaudi in den Open Air Vorführungen sorgen dürften.

Als es kurz vor der Veröffentlichung ihres zweiten Albums auf der Bühne zu eiem Eklat kommt, werden die ”Fisherman’s Friends” von ihrem Plattenlabel abserviert. Doch so schnell geben die trinkfesten Kerle nicht auf... Sie ist wieder zurück – die älteste Boygroup der Welt: die singenden Fischer aus Port Isaac im wunderschönen Cornwall. Wie schon der erste Film so basiert auch die Fortsetzung auf einer Wahren Geschichte. Bestimmt wurde auch ein bisschen Seemannsgarn gesponnen, aber das geht in Ordnung bei einem Feelgood-Film. Das Wiedersehen mit den charismatischen, raubeinigen Originalen macht Spaß, auch wenn der Film etwas zu lang geraten ist. Das Ende ist zwar vorhersehbar, aber das gehört sich bei einem Film, während dem man seine Alltagssorgen für kurze Zeit wegpacken darf. Das schnuckelige Fischerdorf und die unendliche Weite der kornischen Küste generieren vom ersten Augenblick an Fernweh, zu dem die ins Ohr gehenden Shantys der Männergruppe den perfekten Soundtrack bilden. Meg Leonard und Nick Moorcroft erzählen in ihrem Film auch ein bisschen was über das Leben und veranschaulichen den Prozess des Loslassens auf berührende Weise. Ein netter kleiner Film um dem Alltag zu entrinnen.

Anfang der 1960er-Jahre macht sich der deutlich gealterte Professor Jones gemeinsam mit seinem Patenkind Helena auf die Suche nach einem geheimnisvollen Artefakt, mit dem es dem alten Archimedes angeblich gelungen war, Zeitreisen zu ermöglichen. Doch die beiden sind bei ihrer Suche nicht alleine: böse Nazis sind ihnen auf den Fersen. Und so beginnt augenscheinlih das letzte Abenteuer fürd en Mann mit Hut und Peitsche... Was für ein Spektakel! James Mangold inszeniert den wohl letzten Teil der INDIANA JONES Saga ganz im Geiste eines Steven Spielberg und wird damit der legendären Heldenfigur mehr als gerecht. Die ist freilich schon in die Jahre gekommen, aber seine Fangemeinde eben auch. Und so können die Fans der ersten Stunde (zu denen ich mich zählen darf!) wahrhaftig mit Indy mitfühlen, wenn er in seinem fortgeschrittenen Alter nicht mehr jede Felswand mühelos erklimmen kann. Hochachtung vor dem inzwischen 80jährigen Harrison Ford, der nach wie vor mit vollem Körpereinatz seinen Job macht. Großer Respekt gebührt auch den Machern der visuellen Effekte, denen es wirklich gelingt, Ford in den Rückblenden zu verjüngen! Rasante, atemlose Action angereichert mit Fantasy-Elementen – auch im letzten Teil sorgt dieser Mix für ein perfektes Kinovergnügen. Wenn auch ein etwas zu lange geratenes. Denn mit 154 Minuten ist es Indys bislang längstes Abenteuer. Für die eingeschworene Gemeinschaft der Indy-Jünger gibt es immer wieder kleine Referenzen zu den vorherigen Filmen. Referenzen, die einem jungen Publikum vermutlich verborgen bleiben. Insofern dürften insbesondere ältere Semester große Freude an dieser Achterbahnfahrt haben. Kudos auch an John Williams, der mit 91 Jahren noch einen solch tollen Score abliefert! Ein Score, der sich speziell in der Dolby Atmos Abmischung weiträumig und ungeheuer plastisch entfalten kann. Fazit: Eintrittskarte kaufen, Popcorn mitnehmen, zurücklehnen und genießen! Für ich der Blockbuster des Jahres.