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Donnerstag, 30. November 2023 Ein Opfer wird zur Täterin Langsames SciFi-Märchen und knallhartes Überlebensdrama standen heute auf dem Menüplan A GREAT PLACE TO CALL HOME (1:2.00, 5.1) OT: Jules Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: USA 2023 Regie: Marc Turtletaub Darsteller: Sir Ben Kingsley, Harriet Harris, Jane Curtin, Jade Quon Kinostart: 01.02.2024
Der alte Milton ist Witwer und lebt ganz aleine in seinem großen Haus. Seine Tochter besucht ihn
regelmäßig, den Kontakt zu seinem Sohn hat er aufgegeben. Gebetsmühlenartig trägt er immer dieselben
Anliegen bei den Gemeindesitzungen vor, wo er schon gar nicht mehr ernst genommen wird, weil er sich
zum vergesslichen Kauz entwickelt. Eines Nachts stürzt ein UFO in seinen Blumengarten. Und natürlich
glaubt ihm niemand seine Geschichte. Erst recht nicht, als ein Außerirdischer asu dem notgelandeten UFO
aussteigt... Marc Turtletaubs Film erzählt in sehr gemächlichem Tempo eine Story, die ein wenig an die von
COCOON erinnert. Es ist eine kleine SciFi-Geschichte für ältere Zuschauer, die mit den Schnitt- und
VFX-Feuerwerken aus dem Marvel-Universum nicht mehr Schritt halten können. Auch benötigt Turtletaub für
seinen Filmm nur knapp 90 Minuten, was insbesondere dem Zielpublikum sehr zuträglich sein dürfte.
Letztendlich geht es um das Altern und wie man als Betroffener damit umgeht. Ein wenig witzig, eine Prise
schwarzer Humor, ein auf Sparflamme agierender Ben Kingsley und ein schweigsamer Junge im
Alien-Kostüm machen daraus trotzdem keinen Film, der einen Gang ins Kino rechtfertigen würde. Das ist
leider nur Unterhaltung auf TV-Niveau, auch wenn es nur gutgemeint ist.
STELLA. EIN LEBEN (1:2.35, 5.1) Verleih: Majestic Filmverleih Land/Jahr: Deutschland, Österreich, Schweiz 2023 Regie: Kilian Riedhof Darsteller: Paula Beer, Jannis Niewöhner, Katja Riemann, Joel Basman, Bekim Latifi, Lukas Miko Kinostart: 18.01.2024
Die Geschichte beginnt 1940 in Berlin. Die junge blonde Stella, eine Jüdin, ist eine begnadete Jazz-Sängerin
und möchte das zu ihre Beruf machen. Doch der politische Umbruch durch die Nazis in Deutschland ändert
alles. Von nun an geht es um das nackte Überleben. Gemeinsam mit dem jüdischen Passfälcher Rolf nutzt
sie die Notlage der untergetauchten Juden auf dem Berliner Schwarzmarkt für ihre Zwecke aus. Doch die
Gestapo wird ihrer habhaft und damit wird alles noch schlimmer... Kilian Riedhofs von wahren Begebenheiten
inspirierter Film ist harter Tobak! Kongenial mit Paula Beer in der Titelrolle besetzt schildert er, wie aus einem
Opfer eine Täterin wird. Aufwändig in Szene gesetzt und von Kameramann Benedict Neuenfels opulent in
CinemaScope verpackt, nimmt die Geschichte von der ersten bis zur letzten Minute gefangen. Auch die
sinfonische Filmmusik von Peter Hinterthür sowie eine adäquate Surround Sound Mischung tragen ihren Teil
zum Gelingen bei. Der Gang in ein gutes Kino ist angesagt!
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Mittwoch, 29. November 2023 Das Mädchen im goldenen Käfig Auf Sofia Coppolas Film war ich sehr gespannt. Ob er meine Erwartungen erfüllt hat, verrate ich Ihnen im nachfolgenden Text PRISCILLA (1:1.85, 5.1) OT: Priscilla Verleih: MUBI Deutschland Land/Jahr: USA, Italien 2023 Regie: Sofia Coppola Darsteller: Cailee Spaeny, Jacob Elordi, Dagmara Dominczyk Kinostart: 04.01.2024
Während seiner Militärzeit in Deutschland lernt Superstar Elvis Presley die Schülerin Priscilla Bealieu
kennen, deren Vater ebenfalls im US Stützpunkt arbeitet. Zwischen Elvis und Priscilla entsteht eine
ungewöhnliche Freundschaft die dazu führt, dass Elvis sie nach Beendigung seiner Militärzeit auf sein
Anwesen ”Graceland” in den USA holt. Immer hoffend, dass Elvis in ihr seine große Liebe gefunden hat,
muss Priscilla erkennen, dass sie vor allem ein Vorzeigeobjekt ist, das im goldenen Käfig lebt, während er
seinen Leidenschaften nachgeht... Wären die Protagonisten in Sofia Coppolas Film nicht Elvis Presley und
seine spätere Frau Priscilla, sondern Herr und Frau Müller, so würde man den Film vermutlich als
vollkommen belanglos abtun. Und würde damit wohl den Nagel auf den Kopf treffen. Mit Elvis und Priscilla
jedoch versucht man den Film als sehr wichtig und bewegend einzustufen. Zumal Priscilla Presleys
Autobiographie die Vorlage für Coppolas Film lieferte. Bei genauer Betrachtung hilft dies aber leider nicht,
den Film besser zu machen. Er bleibt irgendwie belanglos. Da kann auch das aufwändige Produktionsdesign
nicht darüber hinwegtäuschen. Für Hardcore Elvis Fans stellt der Film vermutlich sogar einen Affront dar,
zeigt er den Rock’n’Roller von seiner unsympathischten Seite (grandios verkörpert von Jacob Elordi) die bis
zum Psychopathen gereicht. Neben ihm ist Cailee Spaeny als Priscilla eine fast schon blasse Erscheinung,
was natürlich die Figur von Spaeny genau so abverlangt. Wer zwei gute Schauspiler sehen möchte, der ist
hier gut aufgehoben. Fans wirklich interessanter Geschichten werden eher enttäuscht sein.
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Samstag, 25. November 2023 Wünsch Dir was! Heute mal ein bisschen Disney-Magie zur Mittagsstunde WISH (1:2.55, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Wish Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany Land/Jahr: USA 2023 Regie: Chris Buck, Fawn Veerasunthorn Kinostart: 30.11.2023
Direkt vot der inerishen Halbinsel liegt das Land Rosas, das auch als das Land der Wünsche bekannt ist.
Denn der Herrscher von Rosas, Magnifico, bestimmt darüber, welche Wünsche erfüllt werden und welche
nicht. Von jedem Bewohner des Landes sammelt er die Wünsche ein und verwahrt sie in seinem Schloss.
Einmal im Jahr gewährt der Herrscher die Erfüllung eiens Wunsches. Die junge Asha wünscht sich nicht so
sehr, als das der Wunsch ihres Großvaters endlich erfüllt werde. Und der wartet seit fast 100 Jshren darauf.
Bei einer Audienz bei Magnifico muss Asha jedoch erkennen, dass der Böses im Schilde führt... Gib Deine
Träume niemals auf! Das ist die Kernbotschaft des neuesten computergenerierten Animationsfilms der
Disney-Studios. In seinem Aufbau erinnert WISH ein wenig an ENCANTO, den Disney for zwei Jahren in die
Knos brachte. Auch jetzt ist wieder eine Heldin gefragt, die gegen eine böse Macht aufbegehrt. Und dass ihr
das am Ende gelingt ist keine große Überraschung. Denn schließlich sollen die Zuschauer (und
insbesondere die kleinen!) mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Bis es aber soweit ist gilt es einige
Abenteuer zu bestehen, die in schöner Regelmäßigkeit von Musical-Einlagen aufgelockert werden. Ich habe
mich jedenfalls prächtig unterhalten. Übrigens: wie bei allen Disney-Filmen gibt es auch bei WISH einen
Vorfilm. In diesem Fall sigar einen besonders schönen: ONCE UPON A STUDIO. Darin zelebrieren die Walt
Disney Studios ihr 100jähriges Bestehen, indem sie ihre Trickfiguren aus den vergangenen 100 Jahren
gemeinsam auf die Bühne holt um für ein Gruppenfoto zu posieren. Das ist nicht nur richtig lustig, sondern
generiert auch wahre Gänsehautmomente.
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Freitag, 24. November 2023 Liebe auf der Flucht Nach langer Zeit heute mal wieder ein schöner Liebesfilm FALLING INTO PLACE (1:2.35, 5.1) Verleih: Port au Prince Pictures Land/Jahr: Deutschland, Großbritannien 2023 Regie: Aylin Tezel Darsteller: Aylin Tezel, Chris Fulton, Alexandra Dowling, Rory Fleck Byrne, Jerry Hoffmann Kinostart: 07.12.2023
In einem Pub auf der Isle of Skye begegnen sie sich das erste Mal: Kira, die von ihrem Freund verlassen
wurde, und Ian, der in einer Beziehung lebt und hier seine Eltern besucht. Aus der flüchtigen Begegnung wird
ein ganzes Wochenende voller Spaß und Zärtlichkeiten. Nummern und Adressen werden nicht ausgetauscht.
Nach dem Wochenende kehren beide wieder in ihr normales Leben, von dem sie geflohen sind, zurück und
müssen sich – beflügelt durch die Begegnung - ihren innersten Dämonen stellen. Was keiner von ihnen weiß:
sie leben beide in London. Werden sie sich jemals wieder sehen? - Eine Mischung aus Melancholie und
Sehnsucht schwebt über den farbentsättigten CinemaScope-Bildern von Kameramann Julian Krubasik, der
damit die Stimmung in Aylin Tezels Langfilm-Regie-Debüt perfekt setzt. Unterstützt von der Filmmusik (Jon
Hopkins, Ben Lukas Boysen) wird damit ein Gefühl der Zerrissenheit generiert, also genau jenes Gefühl, dem
die Protagonisten ausgesetzt sind. Regisseurin Aylin Tezel, die auch das Drehbuch geschrieben hat, briliert
in der Rolle der Kira und findet mit Chris Fulton als Ian ihr passendes Pendant. Sehr authentisch vermittelt
der subtil inszenierte Liebesfilm wie es sich anfühlt, wenn Beziehungen ganz allmählich zerbrechen und eine
neue Liebe nach und nach Gestalt annimmt.
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Sonntag, 19. November 2023 Zurück nach Panem Nach langer Zeit heute mal wieder eine Stippvisite bei der größten Leinwand der Welt DIE TRIBUTE VON PANEM – THE BALLAD OF SONGBIRDS & SNAKES (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: The Hunger Games: The Ballad Of Songbirds & Snakes Verleih: Leonine Studios Land/Jahr: USA 2023 Regie: Francis Lawrence Darsteller: Tony Blyth, Rachel Zegler, Hunter Schafer, Jason Schwartzman, Peter Dinklage, Viola Davis Kinostart: 16.11.2023
Nach dem großen Erfolg der ersten PANEM-Trilogie wird jetzt also die Vorgeschichte dazu nachgeliefert. Es
ist die Geschichte des jungen Coriolanus Snow, der später zum Präsidenten von Panem aufsteigen würde.
Um seine in Ungnade gefallene Familie wieder zu rehabilitieren, übernimmt er die Funktion des Mentors für
Lucy Gray, einem Mädchen aus dem verarmten Distrikt 12, die für die Hungerspiele ausgewählt wurde... Der
erste Teil der neuen Serie dürfte Fans des Originals nicht ganz zufriedenstellen, werden darin doch
altbekannte Muster des Originals zitiert. Zudem hat Rachel Zegler in der Rolle der Lucy Gray längst nicht die
Power, die einst Jennifer Lawrence als Katniss in den Ring geworfen hat. Immerhin ist der neuen Film, der zu
Teilen in Nordrhein-Westfalen entstand, exzellent fotografiert (Jo Willems) und setzt gezielt auf die Wirkung
speziell in der IMAX-Fassung des Films. Diese enthält sehr viele Sequenzen im erweiterten 1.90 Bildformat.
Wie schon in den bisherigen PANEM-Filmen hat auch jetzt wieder James Newton Howard die musikalische
Ausgestaltung übernommen und liefert damit einmal mehr einen Top Score. Besetzungstechnisch brilliert
insbesondere Viola Davis als die bösartige Dr. Volumnia Gaul – eine Rolle, in der sich Davis richtig austoben
darf. Tom Blyth liefert als junger Coriolanus Snow eine ambivalente Rolle, die die Frage aufwirft: ist er nun
gut oder böse? Die Antwort darauf ähnelt irgendwie der des Darth Vader in den STAR WARS Filmen,
ebenfalls eine Figur, die vom Guten zum Bösen wurde. Alles in allem lässt der neue Film speziell für Fans
der ersten Filme Einiges zu wünschen übrig, versteht es allerdings durch sene tels imposanten Bilder zu
unterhalten.
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Mittwoch, 15. November 2023 An Englishman in France Mittwochmorgen ist Komödientag MONSIEUR BLAKE ZU DIENSTEN (1:2.35, 5.1) OT: Complètement Cramé Verleih: MFA+ FilmDistribution Land/Jahr: Frankreich, Luxemburg 2023 Regie: Gilles Legardinier Darsteller: John Malkovich, Fanny Ardant, Émilie Dequenne, Eugénie Anselin, Philippe Bas, Christel Henon Kinostart: 21.12.2023
Eigentlich soll Andrew Blake zum Unternehmer des Jahres gekürt werden. Doch der Londoner zieht es vor
nach Frankreich auszubüxen. Und zwar in genau jenes kleine Schlösschen im hübchen Nirgendwo, wo er
seine vor vier Monaten verstorbene Frau kennen und lieben lernte. Dort angekommen wird er irrtümlich für
einen Bewerber auf die offene Butler-Stelle gehalten. Blake lässt sich aus einer Laune heraus auf das Spiel
ein... Nicht mehr als eine Feelgood-Komödie möchte Gilles Legardiniers pünktlich zu Weihnachten in die
bundesdeutschen Kinos kommender Film sein. Daran ist auch nichts Verächtliches, braucht es doch gerade
zur besinnlichen Jahreszeit auch mal etwas ohne Mord und Totschlag. Allerdings bedient Legardinier
sämtliche hinlänglich bekannten Klischees derartiger Komödien. Die Zielgruppe wird ohne Überraschungen
berieselt, was letztendlich zu ein bisschen Langeweile führen dürfte. Das Drehbuch geht dabei sogar so weit,
dass bestimmte Klischees einfach ohne Unterfütterung prsentiert werden. Frei nach dem Motto: das habt Ihr
ja schon in vielen anderen Filmen erlebt, das müssen wir also jetzt nicht nochmnal verhandeln! Das aber
führt letztendlich zu Frust. Da nützt es auch nicht mehr, den Film mit großer Orchestermusik aufhübschen zu
wollen. Bemerkenswert indes die Tatsache, dass der Brite John Malkovich in der Originalfassung konsequent
Französisch (with a little bit of British accent) spricht. Spannend wird sein wie die deutsche Synchronisation
damit umgehen wird.
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Montag, 13.November 2023 Don’t Fuck With The Future! Heute ein netter kleiner Beitrag zum Thema Zeitreisen LOLA (1:1.37, 5.1) OT: Lola Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Irland, Großbritannien 2023 Regie: Andrew Legge Darsteller: Stefanie Martini, Emma Appleton, Rory Fleck Byrne, Aaron Monagha Kinostart: 28.12.2023
London 1941. Die Schwestern Thom und Mars sind technikbegeistert und haben eine Maschine erschaffen,
die Funkwellen aus der Zukunft einfangen und sichtbar machen kann. Für die beiden ist es ein Blick in die
Zukunft, der sich ihnen auf einem primitiven Monitor offenbart. Schon bald wird ihnen das ungeheure
Potenzial ihrer Erfindung klar, lässt sich damit doch tatsächlich Einfluss auf den tobendend Zweiten Weltkrieg
nehmen. Gemeinsam mit dem militärischen Geheimdienst setzen sie ihre Maschine gegen die Nazis ein.
Doch genau damit schaffen sie sich ein noch viel größeres Problem... Schon Doc Brown in ZURÜCK IN DIE
ZUKUNFT wusste es: wenn Du Zeitreisen machst, beachte immer das Raum-Zeit-Kontinuum. Und genau
das läuft in Andrew Legges hochpolitischem Zeitreise-Thriller aus dem Ruder. Sein Film präsentiert sich als
”Found Footage”-Werk, das im Jahre 2021 in irgendeinem Keller gefunden wird. Komplett in Schwarzweiß
mit 4:3-Bildformat samt Schrammen und Kratzer und vielen Klebestellen sowie einer Tonspur, die die
Qualität der 1940er-Jahre aufweist, demonstriert er in nur 80 Minuten, was alles passieren kann, wenn man
auf den Lauf der Zeit Einfluss nimmt. Was sich einst zum Besseren wendete, wird gerade deswegen an
anderer Stelle zur Katastrophe. Seine beiden Protagonistinnen scheinen auch irgendwie aus der Zeit gefallen
zu sein: zwei fesche junge Frauen ohne Berührungsängste mit der Technik und aufgeschlossen für alles
Neue von David Bowie bis Bob Dylan. LOLA (so der Name der nach ihrer Mutter benannten Maschine) ist ein
kleiner Geheimtipp für Sci-Fi-Fans mit Anspruch.
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Donnerstag, 09. November 2023 Mit Borderline in die Talentshow Das Pressefinale der Woche wartete mit einem Fortsetzungsfilm auf 15 JAHRE (1:2.35, 5.1 + 7.1) Verleih: Wild Bunch Germany Land/Jahr: Deutschland, Österreich, Luxemburg 2023 Regie: Chris Kraus Darsteller: Hannah Herzsprung, Hassan Akkouch, Albrecht Schuch, Christian Friedel, Adele Neuhauser, Stefanie Reinsperger, Katharina Schüttler, Ninia Lagrande, Marc Limpach, Mariam Hage, Abdolelah Farhoud, Samuel Koch, Désirée Nosbusch Kinostart: 11.01.2024
2006 spielte Hannah Herzsprung zum ersten Mal die begnadete und von psychischen Problemen geplagte
Pianistin Jenny von Loeben. Obgleich sie unschuldig war am Mord des Vaters ihres Freundes, wanderte sie
in dem ebenfalls von Chris Kraus inszenierten Film VIER MINUTEN hinter Gittern. Jetzt sind 15 Jahre
vergangen und Jenny kommt frei – und mit ihr ihre psychischen Probleme, die immer wieder in
Gewaltausbrüche münden. Sie sucht Hilfe im Glauben, doch der Zufall will es, dass sie von ihrer
Vergangenheit eingeholt wird: sie begegnet wieder jenem Menschen, an dessen Stelle sie gesessen hat –
ihrem Ex-Freund. Der hat inzwischen unter dem Namen Gimmiemore als Moderator einer Talentshow für
behinderte Menschen im Fernsehen eine große Karriere hingelegt und sieht sich jetzt mit Jennys
Rachegelüsten konfrontiert. Als Gesangsduo mit dem syrischen Flüchtling Omar will sie an der Show
teilnehmen, um ihren Plan in die Tat umzusetzen... Mit einer auf Borderline-Syndrom gebuchten Hannah
Herzsprung, einem äußerst lebendigen Hassan Akkouch in der Rolle des Omar sowie dem verwegenen
Albrecht Schuch als Gimmiemore hat Chris Kraus sein Dreigestirn für sein Fortsetzungsdrama gefunden.
Einem Drama, das leider ab und an auf der Stelle tritt, aber trotzdem wichtige Fragen (wie jener nach
Vergebung) verhandelt. Beeindruckend im Film ist insbesondere die Filmmusik von Annette Focks, die dem
Film seine emotionale Grundierung verleiht. Vielleicht ist der Film mit seinen 143 Minuten Spielzeit auch
etwas zu lang geraten. Aber das liegt wie immer im Ermessen der Zuschauenden. Gelangweilt habe ich mich
persönlich nicht im Film, aber er setzte zu oft auf Wiederholungen.
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Dienstag, 07. November 2023 Milli Vanilli und ein Geisterschiff Fast wie in alten Zeiten: ein Presse-Doppel! GIRL YOU KNOW IT’S TRUE (1:2.35, 5.1) Verleih: Leonine Studios Land/Jahr: Deutschland 2023 Regie: Simon Verhoeven Darsteller: Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Graham Rogers, Ashley Dowds, Tijan Marei Kinostart: 21.12.2023
Deutschland in den 1980er Jahren. Der extrem erfolgreiche Musikproduzent Frank Farian nimmt die
dunkelhäutigen Tänzer Rob Pilatus und Fab Morvan unter seine Fittiche. Eigentluch wollen sie singen, doch
Farian entscheidet, dass dies andere Künstler übernehmen sollen und Rob und Fab nur als Marionetten
eingesetzt werden. Der erste Hit ”Girl You Know It’s True” wird zum Chartstürmer und bal schon meldet sich
ein großes Plattenlabel aus den USA. Als Popduo ”Milli Vanilli” beginnt für Rob und Fab eine Traumkarriere –
bis der Traum zu platzen beginnt... Regisseur Simon Verhoeven widmet sich in seinem Spielfilm einem der
größten Skandale der Musikgeschichte der 1980er-Jahre: dem Phänomen Milli Vanilli. So interessant und vor
allem wahr die Geschichte auch ist, hält Verhoeven zu seinen Figuren eine zu große Distanz aufrecht, die es
den Zuschauenden nicht einfach macht, sich emotional mit ihnen zu verbinden. Der Film erhält damit fast
schon den Charakter einer Reportage, auch wenn Verhoeven seine Protagonisten immer wieder direkt mit
dem Publikum in Kontakt treten lässt. Mit 125 Minuten ist das Werk dann auch etwas zu lang geraten und der
Tonmischung fehlt es an der richtigen Dynamik, um die Popmusik richtig aufleben zu lassen. Als besonders
störend erweist sich die deutsche Synchronisation, die alles komplett eindeutscht. Immerhin darf sich
Matthias Schweighöfer in der Rolle des Frank Farian so richtig austoben – was für ein schmieriger,
unangenehmer Typ! Alles in allem dürfte der Film in dieser Inszenierung allenfalls für Zuschauende von
Interesse sein, die um den Musikskandal wissen.
THE QUEEN MARY (1:2.00, 5.1) OT: Haunting Of The Queen Mary Verleih: Splendid Film Land/Jahr: USA, Großbritannien 2023 Regie: Gary Shore Darsteller: Alice Eve, Joel Fry, Wil Coban Kinostart: 28.12.2023
Sie war eines der spekakulärsten Kreuzfahrtschiffe der Welt: die ”Queen Mary” – bis sich an Halloween 1938
auf hoher See ein extrem blutiges Gewaltverbrechen ereignete. Heute liegt das Schiff als Touristenattraktion
im Hafen und lädt zu Geisterführungen ein. Bei einer solchen Tour verschwindet der kleine Sohn von Anne
und Ex-Mann Patrick spurlos. Die beiden beschließen an Bord zu bleiben und ihn zu suchen. Immer tiefer
dringen sie in den Ozeanriesen ein und werden mit übernatürlichen Dingen konfrontiert... Was für ein wirres
Spukgeflecht! Gary Shores Film ist der typische Vertreter für sogenanntes ”Füllprogramm”, das es immer
wieder mal beim ”Fantasy Filmfest” zu sehen gibt. Also jene Art von Film, die man eigentlich gar nicht zeigen
möchte, aber aus diversen Grünen dann doch ins Programm nimmt – und damit das Genrepublikum
langweilt. Mit extrem dunklen Bildern, aufdringlicher Filmmusik, minderbemittelten Darstellern, einem
hanebüchenen Drehbuch und einer Lauflänge von mehr als zwei Stunden entwickelt sich der Film binnen
kurzer Zeit zu einem Saalräumer: man möchte einfach nur noch aus dem Kinosaal rennen und die ganze
Sache schnell vergessen. Doch zu spät: man ist bereits traumatisiert! Denn ein solches Machwerk brennt
sich dummerweise ins Gedächtnis und setzt seinen Spuk dort vermutlich über viele Jahre fort. Na ja,
immerhin also nachhaltig. Aber im negativen Sinn. Liebe Genrefreunde: ich rate von diesem Film ab.
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Montag, 6. November 2023 Szenen einer Ehe Heute mal wieder ein sehr berührender Dokumentarfilm FÜR IMMER (1:1.85, 5.1) Verleih: Weltkino Filmverleih GmbH Land/Jahr: Deutschland 2023 Regie: Pia Lenz Darsteller: Eva & Dieter Simon Kinostart: 23.11.2023
Filmemacherin und Kamerafrau Pia Lenz hat über mehrere Jahre das Ehepaar Eva und Dieter Simon mit
ihrer Super 35mm Kamera beobachtet. Zu Beginn der Dreharbeiten waren beide schon über 80 Jahre alt. Sie
eine ehemalige Lehrerin, er ein selbstständiger Architekt. 1952 haben sie das erste Mal zusammen getanzt,
dann geheiratet, später drei Kinder bekommen. Doch wie übersteht eine Liebe eine so lange Zeit? Wir sehen
das Paar bei Alltagsszenen in ihrem Haus mitten im Wald. Sie diskutieren über alte Zeiten und ich das, was
ihnen noch bevorsteht. Eva ist gesundheitlich angeschlagen und wünscht sich, als erste der beiden zu
sterben. Das sei einfach egoistisch, meint sie. Denn für den Anderen sei das viel schwerer. Eva hat über die
ganzen Jahrzehnte Tagebpcher geführt, denen sie alles anvertraut hat, was die Beziehung zu Dieter angeht.
Aus dem Off hören wir Auszüge daraus, vorgetragen von Nina Hoss. Mehrere Ehekrisen, Seitensprünge, der
Tod eiens der Kinder – das ganze Programm. Lenz’ Dokumentarfilm wartet mit vielen berührenden und sogar
intimen Momenten auf und bietet immer wieder Identifikationspotenzial für die Zuschauenden. Mit sorgfältig
ausgewählten Songs wird der Film musikalisch sehr stimmungsvoll kommentiert. Die Regisseurin nimmt uns
mit auf eine sehr emotionale Reise durch eine Liebe, die immer wieder zu Tränen rührt. Ein besonders
schöner Film für Menschen im fortgeschrittenen Alter.
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