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Samstag, 31. August 2024 Alptraum in den Alpen Es gibt sie tatsächlich: deutsche Genre-Filme! CUCKOO (1:2.35, 5.1) OT: Cuckoo Verleih: Weltkino Land/Jahr: Deutschland, USA 2024 Regie: Tilman Singer Darsteller: Hunter Schafer, Dan Stevens, Jessica Henwick, Marton Csókás, Jan Bluthardt, Greta Fernández, Astrid Bergès-Frisbey, Proschat Madani Kinostart: 29.08.2024
Ene Ferienwohnanlage mitten in den bayerischen Alpen. Hier sollen Vater und Stiefmutter von Teenager
Gretchen fürd en Betreiber ein weiteres Resort entwerfen. Für Gretchen, die noch immer unter dem Verlust
der Mutter leidet, wird der Aufenthalt zum Alptraum, als ihr eine unheimliche Gestalt nachstellt... Mit
CUCKOO hat der deutsche Regisseur Tilman Singer einen atmosphärisch dichten und unheimlichen
Mystery-Thriller erschaffen. Neben der exzellenten Kameraarbeit von Paul Faltz, der bewusst auf Zelluloid
gedreht hat, ist es vor allem das sensationelle Sounddesign, das die Zuschauer förmlich in die Geschichte
hineinsaugt und immer wieder für angstvolle Schrecksekunden sorgt. Man kann Singer zu einem solchen
Sound-Team nur gratulieren! Ein weiterer Pluspunkt ist der Score von Simon Waskow, der stets für die
richtige Stimmung sorgt, natürlich inpiriert von einem ausgezeichneten Production Design. Mit Hunter
Schafer in der Rolle der Gretchen hat Singer ins Schwarze getroffen: ein neues Gesicht, mit dem alles
möglich scheint. Mich erinnerte der Film in gewisser Weise an DIE THEORIE VON ALLEM, nicht nur wegen
des Settings, sondern auch wegen der Loops, in die die Protagonisten immer wieder geraten. Letztere sind
visuell und akustisch perfekt umgesetzt. Allein die Story ist der Schwachpunkt des Films. Was anfangs noch
für Mystery und Grusel sorgt, läuft spätestens nach der Hälfte aus dem Ruder und scheint im Nirwana zu
enden. Ein altbekanntes Phänomen, das schon bei so vielen Horrorfilmen aufgetreten ist. Dank der
herausragenden technischen Qualitäten des Films fällt das aber nicht so stark ins Gewicht. Wesentlich
ärgerlicher war da die Notbeleuchtung im Kinosaal, die dafür sorgte, dass die oft dunklen, düsteren Bilder
ihre volle Wirkung leider nicht entfalten konnten. CUCKOO sollte unbedingt in einem richtig dunklen Kinosaal
goutiert werden.
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Dienstag, 27. August 2024 Der Stein des Anstoßes Erst eine essayistische Doku, dann eine deutsche Sage ARCHITECTON (1:2.00, 5.1 + Atmos) OT: Architecton Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Deutschland, Frankreich 2024 Regie: Victor Kossakovsky Kinostart: 03.10.2024
Es ist nicht nur das Fehlen von Erklärungen, wie beispielsweise durch einen Kommentar aus dem Off, die bei
Victor Kossakovskys Dokumentarfilm Erinnerungen an KOYAANISQATSI wachrufen, auch der Einsatz von
Musik und die teils wirklich fulminanten Bilder rücken ARCHITECTON in die Nähe des Films von Godfrey
Reggio. Und so hat Kossakovskys Film natürlich auch eine Botschaft. Stellvertretend lässt er den
italienischen Architekten Michele De Lucchi die Frage stellen, warum moderen Gebäude nur eine
Lebensdauer von 40 bis 50 Jahren haben und dann wieder abgerissen werden, wo doch antike Gebäude
nach wie vor erhalten sind. Das moderen Bauen mit Zement und Beton belastet zudem die Umwelt. Dem
Filmemacher und seinem Kameramann Ben Bernhard gelingen beeindruckende Bilder von Gestein, das in
Bewegung ist, das verarbeitet wird oder einfach nur als Zeugnis alter Zeiten feingeschliffen und
übereinandergestapelt am Boden liegt. Der Film liefert ganz subtil Denkanstöße für ein Umdenken am
modernen Bauen. Lässt man sich auf die steinernen Bilderwelten ein, wird man ein nachhaltiges Filmerlebnis
haben. Wer damit allerdings nichts anfangen kann, wird es in diesem Film extrem schwer haben.
HAGEN - IM TAL DER NIBELUNGEN (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos) Verleih: Constantin Land/Jahr: Deutschland 2024 Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert Darsteller: Gijs Naber, Jannis Niewöhner, Dominic Marcus Singer, Lilja van der Zwaag, Rosalinde Mynster, Jördis Triebel, Jörg Hartmann, Bela Gabor Lenz, Alessandro Schuster, Johanna Kolberg, Emma Preisendanz, Maria Erwolter Kinostart: 17.10.2024
Mit Pflichtbewusstsein hält Waffenmeister Hagen von Tronje das Königreich der Burgunder zusammen.
Sogar seine heimliche Liebe zur Königstochter Kriemhild verdrängt er dafür. Da taucht der Drachentöter
Siegfried von Xanten auf, dessen Unberechenbarkeit die alten Strukturen aufzubrechen beginnt und Hagen
zur tragischen Figur werden lässt... Einmal mehr wird die bekannteste deutsche Sage über Siegfried und die
Nibelungen zum Stoff eines Films. Eines Films, der offenkundig die Kurzversion einer wesentlich längeren
TV-Produktion darstellt. Einer TV-Produktion, der es wohl auch am notwendigen Budget fehlte, wie
beispielsweise eine Szene demonstriert, in der der König mit seiner Gemahlin ans Fenster tritt um das
jubelnde Volk zu grüßen. Denn das Volk gibt es in dieser Szene nicht zu sehen, man hört es nur auf der
Tonspur jubeln. Der Look des Films unterscheidet sich nicht von anderen Filmen dieses Genres: alles ist
düster und farbentsättigt. Gerade so als gelte es zu beweisen, dass auch Deutschland einen GAME OF
THRONES Look generieren kann. Wo bleiben hier eigene und vor allem neue Ideen? Auch die Filmmusik ist
alles andere als neu. Sie gibt sich geradezu beliebig. Die Darsteller passen nicht so richtig in ihre Rollen. Nur
Gijs Naber als Hagen von Tronje macht Eindruck durch seine sehr zwielichtige Erscheinung. Alles in allem
ein sehr bemühter Langweiler, der besser im Fernsehen beheimatet ist denn im Kino.
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Montag, 26. August 2024 Der größenwahnsinnige Biber Zur Einstimmung in die neue Woche einfache Kost FUCHS UND HASE RETTEN DEN WALD (1:1.85, 5.1) OT: Fox & Hare Save The Forest Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Niederlande, Belgien, Luxemburg 2024 Regie: Mascha Halberstad Kinostart: 17.10.2024
Als ein größenwahnsinniger Biber einen monumentalen Bau erstellt, droht der Wald, in dem Hase und Fuchs
mit all ihren Freunden leben, zu fluten. Gemeinsam macht sich die Waldschaar auf, dem Biber sein
Handwerk zu legen. Keine einfache Aufgabe... Mal wieder ein Film für die ganz Kleinen. In sehr einfach
gehaltener Computeranimation wird über Freundschaft erzählt und was sie für den Zusammenhalt von
Lebewesen bedeutet. Natürlich gibt es auch viele schrullige Charaktere und haarsträubende Action, doch hält
sich alles in akzeptablem Rahmen, so dass vor allem auch kleine Kinder ihren Spaß haben könnten.
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Samstag, 24. August 2024 Das war der wilde Westen Heute habe ich mir den ersten Teil von Kevin Costners neuem epischem Western angeschaut. Ob der was taugt lesen Sie unten. HORIZON: EINE AMERIKANISCHE SAGA – KAPITEL 1 (1:1.85, 5.1 + Atmos) OT: Horizon: An American Saga – Chapter 1 Verleih: Tobis Land/Jahr: USA 2024 Regie: Kevin Costner Darsteller: Kevin Costner, Sam Worthington, Sienna Miller, Jena Malone, Jamie Campbell Bower, Danny Huston, Tom Payne, Abbey Lee, Ella Hunt, Giovanni Ribisi, Luke Wilson Kinostart: 22.08.2024
New Mexico im Jahre 1861. Auf ihrem Zug nach Westen besetzen weiße Pioniere das Land der Apachen,
die sich brutal dagegen wehren. Doch auch innerhalb der Siedler gibt es blutige Auseinandersetzungen, als
der Vater der gefürchteten Sykes-Brüder umgebracht wird. Mittendrin der einsame Reiter Hayes Ellison, der
sich der von der Sykes-Gang gejagten jungen Frau und ihrem kleinen Schützling annimmt... HORIZON dürfte
so etwas sein wie Kevin Costners Antwort auf DAS WAR DER WILDE WESTEN. Wie im berühmten
Cinerama-Film inszeniert auch Costner verschiedene Handlungsstränge, die er dann an bestimmten Punkten
zusammenführt bzw. sich kreuzen lässt. Doch vollkommen anders als im Vorbild setzt Costner nicht auf
Kinoformat, sondern auf das 1:1.85-Bildformat, also jenem für das Kino erfunden Bildformat, das dem
TV-Format 1:1.78 (16x9) am nächsten kommt. Hier wird deutlich, dass Costners Werk seine
Hauptauswertung im Streaming finden wird. Das ist natürlich extrem schade, denn die Bilder von
Kameramann J. Michael Muro schreien geradezu nach CinemaScope. Aber genug der Technik. Was bietet
der Film inhaltlich? Auf drei Stunden Spielzeit verteilt führt Costner seine Protagonisten ein und gibt jedem
von ihnen viel Raum. An mindestens einer Stelle wird dabei deutlich, dass der Film für die Kinoauswertung
bereits gekürzt wurde, was der Dramaturgie etwas abträglich ist. Die verschiedenen Episoden werden
abwechselnd präsentiert und mit viel Pathos inszeniert. Dabei kommt vor allem John Debneys orchestraler
Score zum Tragen. Leider gibt sich der Film extrem gewaltbetont und wirft die berechtigte Frage auf, ob eine
Freigabe ab 12 Jahren nicht ziemlich fahrlässig ist. Der Film findet nach drei Stunden ein jähes Ende und
blendet in eine nur mit Musik untermalte Montage über, die der unbedarfte Kinogänger möglicherweise
überhaupt nicht einordnen kann. Es handelt sich dabei jedoch offensichtlich um Szenen aus den nächsten
Kapiteln des Films, sozusagen eine Vorschau frei nach dem Motto: ”Was in der nächsten Episode passieren
wird”. Auch hier lässt das Fernsehen schön grüßen. Immerhin: langweilig wird es beim Zuschauen dieses
Epos nicht.
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Samstag, 17. August 2024 Samstags-Triple Wenn es draußen zu heiss ist, geht man ins klimatisierte Kino NUR NOCH EIN EINZIGES MAL – IT ENDS WITH US (1:2.35, 5.1 + Atmos) OT: It Ends With Us Verleih: Sony Pictures Germany Land/Jahr: USA 2024 Regie: Justin Baldoni Darsteller: Blake Livley, Justin Baldoni, Brandon Sklenar Kinostart: 15.08.2024
Zufällig lernt Blumenliebhaberin Lilly Bloom den Chirurgen Ryle Kincaid kennen, der sie zwar fasziniert,
dessen Verführungskünsten sie aber immer wieder eine Absage erteilt. Doch Ryles Beharrlichkeit kann sie
einfach nicht widerstehen und die beiden werden ein Paar, ja heiraten sogar. Doch dann passiert etwas, was
bei Lilly ein längst verschüttetes Trauma wieder freilegt und damit ihre allererste Liebe wieder aufleben
lässt... Es gab in den letzten Monaten wohl keinen anderen Film, bei dem ich derart viel Gähnen musste. Und
das spricht nicht gerade für den von Justin Baldoni inszenierten Film nach dem Bestseller von Colleen
Hoover. Dabei ist das Thema sehr ernst, geht es doch um häusliche Gewalt. Allerdings erscheint die
Handlung dann doch ein wenig zu konstruiert, um als glaubwürdig durchzugehen. Die vollkommen biedere
Inszenierung rückt das Werk dann auch noch auf TV-Niveau – da hilft auch CinemaScope und Dolby Atmos
Sound nicht viel. Aprops Dolby Atmos: wenn ein Film wie dieser mit einer Atmos-Spur ausgestattet wird, die
absolut keinen Mehrgewinn hergibt, dann wird einem richtig bewusst, dass das neue Tonformat jetzt
endgültig zum Standard geworden ist. Aber zurück zum Film: weibliches Publikum dürfte sich hier mehr
angesprochen fühlen als männliches Publikum. Wem die 135 Minuten Spielzeit also nicht zu lange sind,
sollte gerne den Versuch wagen, während der Filmvorführung wach zu bleiben. Viel Glück!
ALIEN: ROMULUS (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Alien: Romulus Verleih: The Walt Disney Company (Germany) Land/Jahr: USA, Großbritannien, Ungarn, Neuseeland, Kanada 2024 Regie: Fede Alvarez Darsteller: Cailee Spaeny, David Jonsson, Archie Renaux, Isabela Merced, Spike Fearn, Aileen Wu Kinostart: 15.08.2024
Eine Gruppe junger Weltraumkolonisatoren will mit Hilfe der über ihrem Arbeitsplaneten schwebenden
Überreste des Raumschiffs ”Nostromo” in eine bessere Welt fliehen. Wasdie jungen Wilden allerdings nicht
wissen: an Bord der ”Nostromo” lagert eine höchst tödliche Fracht... Mit der nächsten Generation zurück zu
den Wurzeln! Regisseur Fede Alvarez versteht es auf Vortrefflichste, den Mythos des allerersten ALIEN
Films neu aufleben zu lassen. Mit einer etwas verjüngten Crew, aber mit demselben atemberaubenden
Produktionsdesign und einer Kameraarbeit, die großen Wert auf Atmosphäre legt. Dazu ein ausgeklügeltes,
extrem dynamisches Sounddesign, das genau weiß, alle Vorzüge des Dolby Atmos Tonformats
gewinnbringend zu nutzen. ALIEN: ROMULUS erweist sich als ein echter ”Nail Biter”, der seine Spannung
bis zur letzten Sekunde zu halten versteht. Jungstar Cailee Spaeny, die an die junge Ellen Page erinnert, tritt
jetzt in die Fußstapfen von Sigourney Weaver. Und sie macht das richtig gut, mutiert vom ängstlichen
Mäuschen zur echten Kriegerin. Bemerkenswert auch die Filmmusik von Benjamin Wallfisch, der mit
elektronishen Klängen, großem Orchester und Chor den Film dadurch größer werden lässt als er ist. Und er
erweist sogar seinen verstorbenen Kollegen Jerry Goldsmith (ALIEN) und James Horner (ALIENS) Referenz.
Als bewsonderes Bonbon gibt es ein Wiedersehen mit einer der Figuren des Original ALIEN Films. Mehr sei
hier nicht verraten. Ganz wichtig: wenn Sie sich dazu entschließen, Fede Alvarez’ Hommage auf einen der
besten Horrorfilme aller Zeiten anzuschauen, dann bitte in einem richtig guten Kino. Ich konnte mir den Film
in einem ”Dolby Cinema” anschauen und war von Bild (Dolby Vision)- und Tonqualität (Dolby Atmos) massiv
beeindruckt.
SAMIA (1:2.35, 5.1) Verleih: Weltkino Land/Jahr: Italien, Deutschland, Belgien, Schweden 2024 Regie: Yasemin ªamdereli (n Zusammenarbeit mit Deka Mohamed Osman) Darsteller: Ilham Mohamed Osman, Fathia Mohamed Absie, Fatah Ghedi, Elmi Rashid Elmi, Waris Dirie, Riyan Roble, Zakaria Mohammed Kinostart: 19.09.2024
Die kleine Samia wächst in den 1990er Jahren in ärmlichen Verhältnissen im Schoße ihrer Familie in
Mogadischu in Somalia auf. Von Kindesbeinen an liebt sie es zu laufen. Und sie läuft allen davon – ihrem
kleinen Bruder ebenso wie beim Stadtlauf, wo sie als Gewinnerin hervorgeht. Ihr größter Traum ist es, als
Läuferin bei den Olympischen Spielen anzutreten. Doch die politischen Gegebenheiten in ihrem Land
verschlechtern sich stetig. Frauen ist es untersagt, Sport zu treiben. Und es herrscht Hijab-Zwang. Doch
Samia lässt sich nicht entmutigen und trainiert heimlich weiter... Nach dem auf wahren Begebenheiten
beruhenden Bestseller ”Sag nicht, dass Du Angst hast”, inzeniert die in Dortmund geborene Regisseurin
Yasemin ªamdereli die Geschichte jener jungen Frau aus Somalia, die im Alter von 17 Jahren bei den
Olympischen Spielen 2008 in Peking für ihr Land als Läuferin antrat. Auf mehreren Zeitebenen entwirft
ªamdereli das Porträt von Samia, die gegen alle Widerstände ihren Weg geht und sich nicht beirren lässt,
ihrem Traum zu folgen. Nicht einmal die politisch gefährliche Lage, in die ihr Heimatland im Laufe der Jahre
abrutscht, kann sie davon abhalten. Der spannend und in Kinobildern inszenierte Film konzentriert sich ganz
auf seine Hauptdarstellerin Ilham Mohamed Osman, die eine beeindruckende schauspielerische Leistung
abliefert. Der Film zeigt aber auch in eindringlicher Weise, warum so viele Menschen unter
lebensgefährlichen Umständen aus Afrika fliehen, um im gelobten Land Europa ihr Glück zu finden. Die
Leichtathletin Samia verlor ihr Leben beim Versuch, mit einem Flüchtlingsboot die italienische Küste zu
erreichen. Sie war erst 21 jahre alt.
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Dienstag, 06. August 2024 Ein Film in Öl gemalt Der Besuch der heutigen Pressevorführung hat sich für mich in jeder Hinsicht gelohnt DAS FLÜSTERN DER FELDER (1:1.85, 5.1) OT: Chlopi / The Peasants Verleih: Plaion Pictures Land/Jahr: Polen, Serbien, Litauen 2023 Regie: DK Welchman, Hugh Welchman Darsteller: Kamila Urzedowska, Robert Gulaczyk, Miroslaw Baka Kinostart: 12.09.2024
Polen im späten 19. Jahrhundert. Die junge Jagna wird dem reichsten Bauern im Dorf zur Frau gegeben,
doch sie liebt einen Anderen: Antek, dessen rebellischen Sohn. Schon bald entlädt sich der Konfliktstoff
ungehemmt und Jagna wird vor die Entscheidung gestellt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen... Bereits
mit ihrem Film LOVING VINCENT von 2017 setzten DK und Hugh Welchman neue Maßstäbe für den
Animationsfilm: als Realfilm gedreht wurde danach jedes einzelne Filmbild als Ölgemälde nachgemalt und
wieder als Film zusamengesetzt. Der sich ergebende visuelle Eindruck ist absolut betörend. In DAS
FLÜSTERN DER FELDER kommt jetzt dieselbe Technik wieder zur Anwendung. Das Ergebnis ist
atemberaubend: eine wahre Sinfonie der Bilder, ein nicht enden wollender Rausch an Farben und Strukturen.
Der Film ist ein echter Hingucker! Zu diesen Bildern gesellt sich eine fulminante Filmmusik von Lukasz
Rostkowski sowie ein ausgeprägtes Sounddesign, die die Bilder zum Leben erwecken. Die Geschichte ist
sehr einfach, aber vermutlich gerade deswegen sehr packend. Alles in allem ein Meisterwerk, das technisch
gute Kinos verdient. Mein Geheimtipp.
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Montag, 05. August 2024 Zuerst leckerer Wein, dann Alptraum im Kinderheim Der Montagmorgen lud zu einem Dokumentarfilm-Doppel ein DAS LAND DER TAUSEND WEINE (1:1.85, 5.1) OT: Rioja, La Tierra De Los Mil Vinos Verleih: Neue Visionen Land/Jahr: Spanien 2023 Regie: José Luis López-Linares Kinostart: 26.09.2024
Die Region Rioja in Spanien ist eine Hochburg des Weinanbaus, die immer mehr Weinliebhaber aus der
ganzen Welt für sich entdecken. In seinem Dokumentarfilm porträtiert José Luis López-Linares dort tätige
Winzerinnen und Winzer und lässt sie alle ihre eigenen Philosophien zum Weinanbau vortragen.Mit
geschmackvollen Bildern nimmt er uns mit in die Rebstöcke, lässt uns beim Weinmachen zuschauen und an
Weinverkostungen teilhaben. Dabei wird klar, dass Wein weit mehr ist als ein Getränk. Vielmehr dient es als
Bindeglied zwischen den unterschiedlichsten Menschen, die beispielsweise bei einem Gläschen Wein ins
Gespräch kommen und eine schöne gemeinsame Zeit erleben. Mit seinen Bildern und der ansprechenden
orchestralen Filmmusik macht der Film großen Appetit auf die spanischen Weine, gibt sich aber auf Dauer
leider sehr geschwätzig, so dass der reine Genuss manchmal auf der Strecke bleibt. Dennoch ein schöner
Imagefilm für ein wunderbares Weingebiet zwischen Tradition und Moderne.
DIE KINDER AUS KORNTAL (1:1.78, 5.1) Verleih: Salzgeber Land/Jahr: Deutschland 2023 Regie: Julia Charakter Kinostart: 26.09.2024
Filmemacherin Julia Charakter widmet sich in ihrem Dokumentarfilm dem wohl dunkelsten Kapitel seit
Bestehen der Korntaler evangelischen Brüdergemeinde: den massiven Missbrauchsfällen in den
Kinderheimen dieser pietistischen Hochburg, die sich von den 1960er bis in die 1980er Jahre ereigneten.
Charakter holt einige der Betroffenen vor die Kamera, die jetzt im hohen Alter erst kürzlich an die
Öffentlichkeit gingen und die schonungslose Wahrheit über körperliche Brutalitäten bis hin zu systematischen
Vergewaltigungen ans Tageslicht brachten. Es waren weit über 100 Kinder, die in Korntaler Waisenhäusern
ein Martyrium durchleben mussten. Eine Erfahrung, die einie von ihnen im Erwachsenenalter schließlich in
den Suizid führten. Die Situationen, die einige der Betroffenen vor der Kamera schildern, sind extrem
schmerzhaft und man möchte manchmal einfach die Ohren verschließen. Der beste Horrorfilm ist nichts
dagegen. Charakter holt auch den zur Zeit der Entstehung des Films amtierenden Pfarrer der
Brüdergemeinde vor ihre Kamera. Der versucht nach allen Regeln der Kunst den Ball ganz flach zu halten,
was jedoch das Gegenteil bewirkt: die Brüdergemeinde liefert sich mit ihrem Verhalten, das auf Stillschwrigen
und Vertuschung setzt, quasi ans eigene Messer. Viele der Betroffenen haben zwar inzwischen eine
Widergutmachung in Form einer finanziellen Zuwendung erhalten, doch fällt diese im Verhältnis zu den
Leiden, die sie als Kinder durchleben mussten, geradezu lächerlich aus. Nach wie vor kämpfen die Opfer
dafür, dass es endlich eine echte Aufarbeitung der Verbrechen gibt. Charakters Film ist visuell bewusst
extrem kontrastarm gehalten und liefert damit durchweg depressive Bilder, die dem Gefühlsleben der Opfer
Rechnung tragen. Kein Film für zart Besaitete, aber ein wichtiger Beitrag zum Thema Missbrauch in der
Kirche.
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Donnerstag, 01. August 2024 Er sitzt in der Falle Nach langer Zeit habe ich mir mal wieder einen Film vom SIXTH SENSE Regisseur angeschaut TRAP: NO WAY OUT (1:1.85, 5.1 + 7.1 + Atmos) OT: Trap Verleih: Warner Bros. Pictures Germany Land/Jahr: USA 2024 Regie: M. Night Shyamalan Darsteller: Josh Hartnett, Ariel Donoghue, Saleka Shyamalan, Hayley Mills, Alison Pill Kinostart: 01.08.2024
Teenager Riley ist überglücklich: ihr Dad Cooper begleitet sie ins Mega-Konzert von Lady Raven. Die
immense Polizeipräsenz in der Veranstaltungshalle lässt Cooper allerdings immer nervöser werden.
Während Riley das Konzert genießt, wird dem Vater immer bewusster, dass er es ist, den die Polizei sucht.
Cooper sitzt in einer Falle, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt. Aber nur scheinbar... Was ein richtig
guter Thriller hätte werden können, scheitert leider wie so oft vor allem an Logikbrüchen. Wenn schon ein
Popkonzert allein zu dem Zwecke inszeniert wird, um einen brutalen Serienkiller zu schnappen und die
Hundertschaften von Polizisten entsprechend ”gebrieft” wurden, so hat Soziopath Cooper dennoch überhaupt
kein Problem, sich Zugang zu verbotenen Bereichen zu beschaffen. Die dumme Polizei kann offenbar gar
nichts anders, als ihm zu glauben. Das ist vollkommen absurd und wird keinen Thriller-Fan überzeugen. Das
zweite Problem im Film sind die Charaktere, insbesondere der von Josh Hartnett verkörperte Cooper. Als
Zuschauer gewinnt man keinen Zugang zun ihm noch zu den anderen Akteuren. Ein Mitfiebern ist hier
vollkommen ausgeschlossen. Die typischen Shyamalanschen Plot Twists machen die Sache leider auch
nicht besser. Das zumindest meine ganz persönliche Meinung. Aber vermutlich habe ich mal wieder ein
Meisterwerk nicht erkannt.
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