Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

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Freitag, 30. Mai 2025
Maulwurf und Millionär
Um mich vor der Sonne zu schützen habe ich mich heute ins Kino gerettet

BLACK BAG – DOPPELTES SPIEL (1:2.35, 5.1)
OT: Black Bag
Verleih: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2025
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Michael Fassbaender, Cate Blanchett, Gustav Skarsgard, Marisa Abela, Regé-Jean Page, Pierce Brosnan
Kinostart: 15.05.2025

Ein Geheimagent soll einen Verräter innerhalb der eigenen Reihen entlarven. Zum verdächtigen Personenkreis gehört auch seine eigene Frau... Elegant inszeniert Steven Soderbergh das von David Koepp geskriptete Katz- und Maus-Spiel, das zuweilen an die Agentenfilme mit Michael Caine erinnert – nicht zuletzt wegen der Brille, die Hauptdarsteller Michael Fassbaender trägt. Die Welt, in der Soderberghs Film spielt, erscheint irgendwie künstlich und würde wohl auch gut als Theaterstück funktionieren. Es wird viel digitale Technik gezeigt und Begriffe eingeworfen, die unbedarft Zuschauende leicht verwirren könnten. Manches muss man hier einfach glauben, damit der Spaß an der Geschichte nicht verloren geht. Soderbergh hat seinen Film übrigens selbst fotografiert und geschnitten, auch wenn im Abspann andere Namen auftauchen. Ein Verwirrspiel, das mit knapp über 90 Minuten gut unterhält.

DER PHÖNIZISCHE MEISTERSTREICH (1:1.47, 5.1)
OT: The Phoenician Scheme
Verleih: Universal Pictures
Land/Jahr: USA, Deutschland 2025
Regie: Wes Anderson
Darsteller: Benicio del Toro, Michael Cera, Bill Murray, Mia Threapleton, Tom Hanks, Scarlett Johannson, Mathieu Almaric
Kinostart: 29.05.2025

Einer der reichsten Männer der Welt will seine einzige Tochter, die als Nonne lebt, zur Alleinerbin seines Imperiums einsetzen. Damit will der ständig mit Attentaten konfrontierte Unternehmer erreichen, dass sein gesamtes Vermögen auch nach seinem Tod im Familienbesitz bleibt. Seine Tochter jedoch möchte vorher klären, ob ihr Vater tatsächlich ihre Mutter umgebracht hat... Hat man einen Wes Anderson Film gesehen, hat man sie alle gesehen. Der Meister des Skurrilen und Absurden unterwirft sich den etablierten Regeln des Filmemachens überhaupt nicht, sondern erfindet neue. Und das ist das Schöne an seinen Filmen. Im Gegensatz zu den kontrastarmen Bildern seijnes ASTEROID CITY setzt Anderson jetzt auf viel Kontrast und Farbe. Ungewöhnliche Kadrierungen und Kameraperspektiven bestimmen den Look des neuen Films. Wie in fast allen Filmen des Kult-Regisseurs tauchen auch hier unzählige Prominente in zum Teil Kleinstrollen auf (etwa Bil Murray als Gott). Der Handlung zu folgen ist – wie bei Anderson üblich – eine kleine Herausforderung ob der wahnsinnig schnellen Dialoge und der oft überladenen Bilder. Abe rman hat sich im Laufe der Jahre an das Andersonsche Universum gewöhnt und hat es irgendwie lieb gewonnen. Kein Film für jedermann, aber einer für hartgesottene Fans.
Dienstag, 20. Mai 2025
Der fiese Tod
Mein Nachsitztermin im Dolby Cinema Hamburg

FINAL DESTINATION 6: BLOODLINES (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Final Destination: Bloodlines
Verleih: Warner Bros.
Land/Jahr: USA 2025
Regie: Zach Lipovsky, Adam B. Stein
Darsteller: Kaitlyn Santa Juana, Teo Briones, Richard Harmon, Owen Patrick Joyner, Anna Lore, Rya Kihlstedt, Brec Bassinger, Tony Todd, Max Lloyd-Jones, Andrew Tinpo Lee, Yvette Ferguson
Kinostart: 15.05.2025

Als Studentin Stefani einer immer wiederkehrenden Alptraum hat, in dem viele Menschen bei der Eröffnung eines Höhenrestaurants sterben, kehrt sie nach Hause zurück und beginnt in ihrer Familienchronik zu forschen. Dabei rückt ihre als verrückt gebrandmarkte Großmutter in ihren Fokus. Die war es nämlich, die damals aufgrund ihrer hellseherischen Visionen genau das in Stefanis Alpträumen vorkommende Unglück verhindert hat. Damit aber, so sagt sie, habe sie den Tod ausgetrickst. Und der rächt sich jetzt, indem er sich alle Blutsverwandten der Überlebenden holt... Are you ready for the ride? Der von Regie-Duo Zach Lipovsky und Adam B. Stein inszenierte sechst Teil der FINAL DESTINATION Reihe kommt einer Achterbahn fahrt gleich. Einer blutigen Achterbahnfahrt. Aber stets augenzwinkernd für all diejenigen, die sich auf morbiden Humor in all seinen Facette einlassen können. FD 6 ist meine Empfehlung für einen grandiosen Party-Film. Nach Logik darf man hier nicht fragen – die gibt es nicht. Dafür werden die absurdesten Tötungsvariationen zelebriert – auf sehr amüsante Weise. Da setzt die großartige Eröffnungssequenz gleich den Maßstab für die folgenden 100 Minuten.
Samstag, 17. Mai 2025
Wettlauf gegen den Weltuntergang
Tom Cruise muss es mal wider richten. Mein Nachsitztermin im Dolby Cinema.

MISSION: IMPOSSIBLE – THE FINAL RECKONING (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Mission: Impossible – The Final Reckoning
Verleih: Mission: Impossible – The Final Reckoning
Land/Jahr: USA, Großbritannien 2025
Regie: Christopher McQuarrie
Darsteller: Tom Cruise, Hayley Atwell, Ving Rhames, Simon Pegg, Esai Morales, Pom Klementieff, Henry Czerny, Holt McCallany, Janet McTeer, Nick Offerman, Hannah Waddingham, Tramell Tillman und Angela Bassett, Shea Whigham, Greg Tarzan Davis, Charles Parnell, Mark Gatiss, Rolf Saxon, Lucy Tulugarjuk
Kinostart: 21.05.2025

Ethan Hunt und seine Spezialeinheit kämpfen weiter gegen eine Entität, die mittlerweile die ganze Welt zu zerstören droht... Ein (vorerst) letztes Mal geht Ethan Hunt alias Tom Cruise mit seinem IMF-Team an den Start. Was vor zwei Jahren mit MISSION: IMPOSSIBLE - DEAD RECKONING begann, findet nun sein spektakuläres Ende. Nervenaufreibene Action steht dabei auch hier wieder im Mittelpunkt. Und Regisseur Christopher McQuarrie geht damit ”over the Top”. Denn Mehr Action geht nicht! Dioe ist brillant umgesetzt, setzt immer noch eins drauf und lässt dem Zuschauer kaum Zeit zu Atmen. Immerhin bleibt McQuarrie noch Zeit dafür, THE ABYSS und auch TOP GUN Referenz zu erweisen. Man könnte jetzt natürlich in die Versuchung kommen und sagen, dass solche Action-Sequenzen in Wirklichkit niemals möglich wären. Aber Hand aufs Herz: das sagt man doch auch bei einem Bond nicht, oder? McQuarries Film ist unglaublich schnell montiert, inbesondere wenn es um Rückblenden geht. Die werden einfach nur als kurze Flashbacks eingestreut und man muss hier schon höllisch aufpassen (und möglichst alle MISSION: IMPOSSIBLE Kinofilme gesehen haben), um sagen zu können wer hier wer ist. Ein wichtiges Element fehlt auch dieses Mal nicht: Lalo Schifrins pulsierender Score, der von Max Aruj und Alfie Godfey immer wieder in deren Filmmusik integriert wird. Richtig süß wird es dann – Achtung: Spoiler! – wenn sich das gesamte ÍMF-Team inkognito auf dem Trafalgar Square in London trifft und Ethan Hunt am Ende ein kleines Schächtelchen übergeben wird, das einen hell leuchtenden Quader enthält, der die Entität, also die KI, gefangenhält. Da darf man als Ingenieur dann doch Schmunzeln. So einfach funktioniert die Welt. Aber hey – es war eine fulminante Kinounterhaltung! Wenn man Kritik üben wollte, dann an der Lauflänge. Denn knapp drei Stunden wird für jede Blase zu einer Herausforderung.
Montag, 05. Mai 2025
Ihre Heimat sind die Berge
Heute letzte Pressevorführung für lange Zeit

HEIDI – DIE LEGENDE VOM LUCHS (1:2.35, 5.1)
Verleih: Leonine Studios
Land/Jahr: Deutschland, Spanien, Belgien 2025
Regie: Tobias Schwarz
Kinostart: 26.06.2025

Als Heidi einen jungen Luchs aus der Falle des skrupellosen Geschäftsmannes Schnaittinger rettet und ihn heimlich bei sich zuhause versorgt, ist das erst der Anfang eines neuen großen Abenteuers, bei dem es darum geht, die Bergwelt mit ihren Wäldern vor Profitgier zu bewahren... Basierend auf den bekannten Charakteren aus den ”Heidi”-Büchern von Johanna Spyri erzählt Tobias Schwarz in seinem computeranimierten Kinderfilm eine spannende Geschichte um Berg-Kind Heidi, ihren Freund Peter und ihren Großvater. Das ist dann teilsweise so spannend, dass es zwei oder sogar drei Momente gibt, bei denen die jüngsten Zuschauer vermutluch Angst bekommen. Beeindruckend an dem Werk ist seine ruhige Erzählweise, die in brillanter Optik in CinemaScope umgesetzt wird. Da gibt es kein wildes Durcheinander, wie man das aus amerikanischer Ware zur Genüge kennt, sondern hier darf die ”Kamera” quasi in Bildern schwelgen. Neben den spannenden Einlagen gibt es natürlich auch viele witzige Momente, die junge Zuschauende fröhlich stimmen dürften. Fazit: ein gelungener Animationsfilm aus europäischer Produktion.
Samstag, 03. Mai 2025
Flucht und Bandenkrieg
Mal wieder ein gemischtes Doppel

SIEBEN TAGE (1:2.35, 5.1 + Atmos)
Verleih: Little Dream Pictures
Land/Jahr: Deutschland 2024
Regie: Ali Samadi Ahadi
Darsteller: Vishka Asayesh, Majid Bakhtiari, Tanaz Molaei
Kinostart: 15.05.2025

Schon sechs Jahe lang sitzt Maryam im berüchtigten Evin-Gefängnis im Iran, weil sie sich für Menschenrechte und Gleichberechtigung stark macht. Einen krankheitsbedingten siebentägigen Hafturlaub will ihr in Hamburg lebender Ehemann nutzen, um ihr zur Flucht aus dem Iran zu verhelfen. Nur widerwillig lässt sie sich auf die extrem gefährliche Flucht über das verschneite Gebirge ein... Ali Samadi Ahadi inszenierte sein bewegendes Drama nach einem Drehbuch des Oscar-nominierten Filmemachers und Regimekritikers Mohammad Rasoulof. Im Mittelpunkt steht dabei eine iranische Frauenrechtlerin und Mutter, die sich zwischen dem Fortführen ihres Freiheitskampfes und ihren Kindern entscheiden muss. Vishka Asayesh spielt sie sehr souverän in all ihrer Zerrissenheit: soll sie bei ihrer Familie, bei ihren Kindern im Ausland bleiben oder ihren Kampf gegen das Regime in Teheran aus ihrem Gefängnis heraus fortsetzen? In beeindruckenden Bildern (Kamera: Mathis Neumann) schildert Ahadi Maryams Flucht, die von Angst und großen Gefahren geprägt ist. Der Konflikt, den sie schließlich mit ihrer Familie, insbesondere ihrer halbwüchsigen Tochter, ausfechten muss, ist ebenso packend und berührend zugleich inszeniert. SIEBEN TAGE ist ein weiterer Kinofilm, der gegen das diktatorische Regime im Iran Stellung bezieht und auch nach dem Kinobesuch lange nachhallen wird.


KEIN TIER. SO WILD. (1:1.70 & 1:2.39, 5.1)
Verleih: Port au Prince Pictures
Land/Jahr: Deutschland, Polen, Großbritannien 2024
Regie: Burhan Qurbani
Darsteller: Kenda Hmeidan, Verena Altenberger, unter Mitwirkung von Hiam Abbass,
Mona Zarreh Hoshyari Khah, Mehdi Nebbou, Meriam Abbas, Banafshe Hourmazdi
Kinostart: 08.05.2025

Rashida, jüngste Tochter und Anwältin des arabiscehn York-Clans, beendet den Jahre alten Bandenkonflikt mit dem arabischen Lancaster-Clan mit einem blutigen Anschlag auf deren Köpfe. Gibt es jetzt endlich Frieden? Doch in der Welt der Männer ist Rashida nur Spielball. Im Frieden der Gangster ist sie zum Gehorsam verdammt. Doch sie will herrschen. Um ihr Ziel zu erreichen muss sie intrigieren, Feinde verführen und Geliebte töten… Nicht zwei rivalisierende Königshäuser sind die Basis für Burhan Qurbanis Umsetzung von William Shakespeares ”Richard III.”, sondern zwei rivalisierende arabische Clans. Und das nicht etwa in vergangenen Jahrhunderten, sondern im zeitgenössischen Berlin. Auch hat Qurbani die bei Shakespeare titelgebende Figur ausgetauscht. So ist sie hier nicht männlich, sondern weiblich. Dadurch entstehen neue Konstellationen im komplizierten Personengeflecht. Qurbani geht sogar so weit das Shakespeare’sche Versmaß weitestgehend beizubehalten. Nur gelegentlich wird hier aktualisiert, etwa beim berühmten Zitat ”Ein Königreich für ein Pferd”, bei dem aus dem Pferd ein Auto vom Typ Jaguar wird. Die Bildsprache in zwei Bildformaten ist überwiegend statisch und in düsteres Licht getaucht und erweckt dadaurch den Eindruck eines Bühnenbilds. Der düstere Gesamteindruck wird durch Dascha Dauenhauers oft brutalem Score noch verstärkt. Das alles wirkt ziemlich experimentell und man muss sich schon darauf einlassen können, um als Zuschauer dem Film über die gesamte Länge von 142 Minuten treu zu bleiben. Kein Mainstream-Film, sondern ganz spezielles Arthouse, das sich sperrig gibt.

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