Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

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Montag, 30. Juni 2025
Top Gun auf der Rennstrecke
Heute habe ich meinen Nachsitztermin im ”Driver’s Seat” verbracht

F1 (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: F1: The Movie
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany
Land/Jahr: USA 2025
Regie: Joseph Kosinski
Darsteller: Brad Pitt, Damson Idris, Kerry Condon, Tobias Menzies, Kim Bodnia, Javier Bardem
Kinostart: 26.06.2025

Ruben Cervantes, Besitzer eines vor dem Aus stehenden Formel-1-Teams, holt seinen ehemaligen Teamkollegen Sonny Hayes als Fahrer an Bord, um das Ruder herumzureißen. Das passt Joshua Pearce, dem wesentlich jüngeren und eigentlichen Fahrer des Teams, natürlich überhaupt nicht. Die beiden leben ihre Rivalität auf der Rennstrecke aus. Doch sie müssen erkennen, dass man nur als Team in der Formel 1 siegen kann... Filmproduzenten-Ikone Jerry Bruckheimer kennt wie kein Anderer das Rezept für ansprechendes Popcorn-Blockbuster-Kino. Ganz im Geiste seiner beiden TOP GUN Filme legt er jetzt mit einem Rennfahrer-Abenteuer nach. Von Joseph Kosinski souverän in Szene gesetzt und mit Brad Pitt in der Rolle des Lonely Hero erzählt er die Geschichte einer Rivalität auf der Rennbahn, die – wie könnte es auch anders sein – für ein weit höheres Ziel beiseite gelegt wird. Flott geschnitten, bombastisch in Dolby Atmos vertont und kontrastreich in Dolby Vision gegradet, vereinnahmt das Spektakel über zweieinhalb Stunden das Publikum, setzt es direkt in den Fahrersitz und lässt es an den vielen Rennen teilnehmen. Dass die Handlung nur eine Aneinanderreihung von Klischees darstellt, eine völlig hanebüchene Liebesgeschichte einflicht und die Dialoge auf kernige One-Liner reduziert sind, tritt dabei vollkommen in den Hintergrund. Wer anspruchsvolles Kino erwartet, wird sich erst gar nicht in diesen Film verirren, die Popcorn-Community freilich schon. Für Letztere hat Bruckheimer seinen Film produziert. Und die Rechnung geht auf. Immerhin liefert er hier ein Hochglanzprodukt auf technisch höchstem Niveau. Ich rate dringend dazu, den Film in einem Dolby Cinema oder in einem IMAX (mit erweitertem 1:1.90 Bildformat) zu goutieren. Alles andere wäre nicht angemessen. Also schnallt Euch an und genießt die Fahrt!
Dienstag, 24. Juni 2025
Vier Frauen und ein Bauernhof
Der deutsche Cannes-Beitrag heute in der Pressevorführung

IN DIE SONNE SCHAUEN (1:1.37, 5.1)
Verleih: Neue Visionen
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Mascha Schilinski
Darsteller: Lena Urzendowsky, Luise Heyer, Laeni Geiseler, Susanne Wuest
Kinostart: 28.08.2025

Ein einsam gelegener Bauernhof ist Dreh- und Angelpunkt im Leben von vier Frauen aus unterschiedlichen Epochen – Alma (1910er), Erika (1940er), Angelika (1980er) und Nelly (2020er). Ihre Leben scheinen auf unheimliche Weise miteinander verwoben zu sein. Jede von ihnen erlebt ihre Kindheit oder Jugend auf diesem Hof, doch während sie ihre eigene Gegenwart durchstreifen, offenbaren sich ihnen Spuren der Vergangenheit... Mascha Schilinski inszenierte mit IN DIE SONNE SCHAUEN einen jener Filme, die sich nicht jedermann erschließen werden. Ihr Film um vier Frauen unterschiedlicher Epochen gibt sich rätselhaft und mysteriös. Kameraarbeit Fabian Gamper) und Tongestaltung (Billie Mind, Jürgen Schulz, Kai Tebbel) sind beachtlich und sorgen zusammen mit den überwiegend unverbrauchten Gesichtern dafür, dass man als Zuschauer die ganzen 149 Minuten Spielzeit am Ball bleibt. Oder es zumindest versucht. Der nahtlose Übergang zwischen den Epochen macht es mitunter etwas schwierig, den verworrenen Familiengeschichten zu folgen. Irgendwie erinnert man sich zwangsläufig n Michael Hanekes DAS WEISSE BAND, der inhaltlich ähnlich gelagert ist. Schilinskis Film ist Hardcore Arthouse und man muss wissen, dass man unter Umständen mit mehr Fragen den Kinosal verlässt als man ihn betreten hat.
Donnerstag, 19. Juni 2025
Zombie-Apokalypse trifft auf Trauma-Bewältigung
Punktlandung: ein Zombie-Film an Fronleichnam.

28 YEARS LATER (1:2.76, 5.1 + Atmos)
OT: 28 Years Later
Verleih: Sony
Land/Jahr: USA, Großbritannien 2025
Regie: Danny Boyle
Darsteller: Jodie Corner, Aaron Taylor-Johnson, Ralph Fiennes
Kinostart: 19.06.2025

28 Jahre nach Ausbruch des Rage-Virus ist steht ganz Großbritannien unter Quarantäne. Auf einer Insel vor dem schottischen Festland haben sich Nicht-Infizierte eine neue Heimat geschaffen. Der 12jährige Spike und seine Eltern gehören dazu. Doch Spikes Mutter benötigt ärztliche Hilfe. Und den nächsten Arzt gibt es nur irgendwo tief im Festland. Gegen den Willen seines Vaters nimmt Spike sene Mutter mit auf eibe lebensgefährliche Reise hin zu einem mysteriösen Arzt... Mit 28 DAYS LATER hat der Brite Danny Boyle 2002 enen ikonischen Zombie-Film realisiert, der 2007 mit 28 WEEKS LATER unter Regie von Juan Carlos Fresnadillo seine Fortsetzung fand. Fast 20 Jahre später nimmt sich jetzt wieder Danny Boyle der Geschichte an und inszeniert Teil 3 der Saga. Und dieser wird wohl nicht der letzte Beitrag sein, denn das Ende suggeriert bereits eine Fortsetzung. Die Erwartungen an Teil 3 sind natürlich entsprechend hoch, so dass man Gefahr läuft enttäuscht zu werden. Dieser Gefahr habe ich mich bewusst ausgesetzt ohne allzuviel zu erwarten. Wer von einem Zombie-Thriller gnadenlose Spannung erwartet wird sicherlich enttäuscht werden. Über weite Strecken gibt sich das Werk relativ langweilig und konzentriert sich zu sehr auf eine Mutter-Sohn-Geschichte. Gleichwohl liefert Boyles Kameramann Anthony Dod Mantle eine beeindruckende Optik. Aufgenommen wurde im Ultra Panavision Format 1:2.76 unter anderem mit iPhones. Wer die Möglichkeit hat, den Film in Dolby Vision zu sehen, sollte unbedingt davon Gebrauch machen. Insbesondere die Sequenzen im Wald profitieren unglaublich von dieser Projektionstechnik. Die Dolby Atmos Tonspur hätte hier und da noch etwas ausgefeilter ausfallen dürden, aber sie erfüllt ihren Zweck bei entsprechendem Lautstärkepegel. Fazit: technische Werte top, Story mau.

DIE MÖLLNER BRIEFE (1:1.78, 5.1)
Verleih: Real Fiction
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Martina Priessner
Kinostart: 25.09.2025

Nur knapp überlebte der damals 7jährige Ibrahim Arslan einen rassistisch motivierten Brandanschlag auf sein Haus in Mölln. Seine Schwester, seine Cousine und seine Großmutter kamen dabei ums Leben. In der Folgezeit erhielt die Stadt Hunderte von Beileidsbekundungen aus der gesamten Republik. Doch erst Jahrzehnte später erfuhren die Betroffenen von diesen Briefen, die alle geöffnet und von der Stadt teilweise beantwortet wurden. In ihrem Dokumentarfilm begleitet Martina Priessner jetzt Ibrahim und seine Geschwister auf der Suche nach der Wahrheit. Warum wurden die Briefe nicht sofort an die Betroffenen weitergeleitet? Diese hätten doch ganz sicher helfen können, die Traumate der Überlebenden zu lindern. Der Film zeigt auf bewegende Weise, was ein solch schreckliches Erlebnis mit Menschen anstellt. Unkommentiert beobachtet Priessners Kamera Gespräche der Überlebenden mit dem Bürgermeister und dem Archiv der Stadt Mölln, aber auch Gespräche der Opfer untereinander und dokumentiert Begegnungen der Überlebenden mit Menschen, die damals teilweise noch als Kinder Solidaritätsbriefe nach Mölln geschickte hatten. Vieles von dem was zu sehen und zu hören ist, macht sprachlos und wirft die Frage auf wie man mit den Überlebenden eines solch brutalen Anschlags umgehen soll. Im Fall der Stadt Mölln wurde seitens der Behörden ganz offensichtlich versagt. Ohne technischen Schnickschnack, dafür ganz nüchtern, macht Priessners Film betroffen und wütend zugleich.

Dienstag, 17. Juni 2025
Außergewöhnlich und einzigartig
Nach langer Abstinenz bescherte uns Disney heute mal wieder eine offizielle Pressevorführung

ELIO (1:2.35, 5.1 + Atmos)
OT: Elio
Verleih: Disney
Land/Jahr: USA 2025
Regie: Madeline Sharafian, Domee Shi, Adrian Molina
Kinostart: 19.06.2025

Nach dem Unfalltod seiner Eltern lebt der kleine Elio bei seiner Tante. Doch der aufgeweckte Junge fühlt sich vollkommen alleine gelassen und wünscht sich nichts sehnlicher als von Aliens entführt zu werden. Und wer hätte das gedacht: sein Wunsch wird erfüllt! Plötzlich findet er sich in einer fremden Welt voller ungewöhnlicher Lebensformen wieder und muss alsbald gegen einen mächtigen Warlord kämpfen, um diese außerirdische Welt zu erhalten... Die Pixar Animation Studios zeigen sich wieder von ihrer besten Seite mit dieser herzerwärmenden Geschichte um einen Außenseiter, der nach vielen Abenteuern zu seiner Familie zurückfindet. Was uns der Film lehrt: jeder Mensch ist einzigartig. Und je außergewöhnlicher man ist, desto einsamer fühlt man sich. Doch man kann diesen Zustand überwinden, so wie es Elio im Film gelingt. Mit viel Mut zur Farbe und vielen Pointen findet Pixar mit ELIO wieder zu seiner alten Form zurück, lässt Gefühlen freien Lauf und reht die Phantasie an. Für die Sensiblen unter den jüngsten Zuschauenden (der Film ist ab 6 Jahren freigegeben) könnte der Film allerdings an mancher Stelle beängstigend wirken. Erwähnenswert ist auch insbesondere der Score von Rob Simonsen, der unter anderem (bewusst oder unbewusst) Alan Silvestris ABYSS zitiert.
Donnerstag, 12. Juni 2025
Von Hicks, Astrid und Ohnezahn
Nachsitztermin im Dolby Cinema. Man gönnt sich ja sonst nichts.

DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: How To Train Your Dragon
Verleih: Universal Pictures
Land/Jahr: USA, Großbritannien 2025
Regie: Dean DeBlois
Darsteller: Mason Thames, Gerard Butler, Nico Parker, Nick Frost, Julian Dennison, Gabriel Howell, Bronwyn James, Harry Trevaldwyn, Ruth Codd, Peter Serafinowicz, Murray McArthur
Kinostart: 12.06.2025

Wikinger-Teenager Hicks möchte nichts lieber als ein guter Drachentöter zu werden wie all die anderen tapferen Jungs und Mädels aus seinem Heimatdorf. Durch Zufall aber schließt er Freundschaft mit einem Drachen und lernt eine ganz andere Seite der fliegenden Bestien kennen. Er beschließt, sein Geheimnis dem ganzen Dorf preiszugeben. Doch es kommt erst einmal anders... Disney hat es vorgemacht, Universal zieht nach. Statt sogenannter ”Wiederaufführungen” werden die Filme einfach nochmal neu verfilmt. Was einst ein Animationsfilm war, kommt jetzt als Live-Action Version auf die große Leinwand. Über Sinn und Unsinn solcher Aktionen möchte ich mich jetzt nicht auslassen. Es ist jetzt genau 15 Jahre her dass Dean DeBlois den ersten DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT in die Kinos brachte und damit zweifelsohne einen Klassiker des Animationsfilms geschaffen hat. Jetzt hat also DeBlois das Ganze noch als VFX dominierten Spielfilm nachgeliefert. Wer das Original kennt wird hier nicht viel Neues entdecken. Sogar die Filmmusik von John Powell, meiner Meinung nach der letzte richtige Score der im Kino zu hören war, wurde beibehalten. Einzig das grandiose Chorstück über den Hauptendtiteln erschien mir neu. Klar hat der Film Schauwerte. Insbesondere IMAX-Säle und Dolby Cinemas liefern hier erstklassige Resultate. Ich habe mich für eine 2D-Fassung im Dolby Cinema entschieden und habe es nicht bereut. Eine Dolby Atmos Tonspur vom Feinsten, die Sounddesign-Legende Randy Thoms Arbeit sehr präzise zu Gehör bringt und den Score von John Powell grandios in den Raum stellt. Enntäuscht war ich aber trotzdem. Nicht der vorzüglichen Technik wegen, sondern weil mir das Original von 2010 sehr ans Herz gewachsen ist und ich keine Remakes mag. Wem es genauso geht wie mir, sllte auf den Besuch des neuen Films besser verzichten. Wer das Original nicht kennt wird vermutlich viel Spaß haben.

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