Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

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Dienstag, 23. September 2025
Ein Klumpfuß und viele Monster
Nach gefühlt Jahrzehnten endlich mal wieder eine Presse-Doppel

MIT LIEBE UND CHANSONS (1:2.35, 5.1)
OT: Ma Mère, Dieu Et Sylvie Vartan
Verleih: Neue Visionen
Land/Jahr: Frankreich 2025
Regie: Ken Scott
Darsteller: Leïla Bekhti, Jonathan Cohen, Joséphine Japy, Sylvie Vartan
Kinostart: 27.11.2025

Roland wird als sechstes Kind seiner umtriebigen Mutter Esther geboren. Doch er hat einen Schönheitsfehler: einer seiner Füße ist verkrüppelt. Seine Mutter setzt von nun an alles daran, ein Wunder herbeizubeten, die Roland von seinem schlimmen Schicksal befreit. Dazu gehören auch die Chansons von Sylvie Vartan, die der kleine Roland immer wieder hört. Esther setzt alles daran ihr Versprechen einzulösen: Roland soll zu seiner Einschulung ganz normal und ohne Hilfe auf zwei Beinen laufen können... Ken Scott inszeniert seinen Film nach einer wahren Geschichte, die sein Protagonist als erwachsener Mann in ein Buch gegossen hat. Es ist ein Hohelied auf die Liebe einer Mutter, die alles für ihr Kind opfert, um ihm ein gutes Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig aber zeigt der Film auch die Kehrseite der Medaille: zuviel Mutterliebe kann ein Kind davon abhalten für sich selbst zu entscheiden. Leïla Bekhti spielt die quirlige Esther unglaublich gut und schafft es auch sehr überzeugend im letzten Drittel des Films als in die Jahre gekommene Mutter zu überzeugen. Eine mit viel Gefühl sowie Humor erzählte Geschichte, in der sogar die echte Chanson-Sängerin Sylvie Vartan einen Gastauftritt hat.

ALLES VOLLER MONSTER (1:1.85, 5.1)
OT: Stitch Head
Verleih: Wild Bunch Germany
Land/Jahr: Deutschland, Luxemburg 2025
Regie: Steve Hudson
Kinostart: 16.10.2025

Über einem kleinen Dorf im Nirgendwo ragt schon immer hoch oben auf dem Berg eine Burg, die die Menschen im Dorf fürchten. Denn dort gibt es Monster. Tatsächlich experimentiert dort oben ein etwas durchgeknallter Wissenschaftler in bester Frankenstein-Manier und erschafft damit ein Monster nach dem anderen. Auch der kleine Stichkopf gehört dazu, die allererste Schöpfung des Wissenschaftlers. Der aber kümmert sich überhaupt nicht um die zart besaitete Seele seiner Kreatur, die eigentlich nur geliebt werden möchte. Alles ändert sich mit der Ankunft einer Zirkustruppe unter Führung des gewieften Fulbert Freakfinder. Der nimmt Stichkopf unter seine Fittiche und macht ihn zum Star seiner Show. Doch Stichkopf wird vermisst – vor allem von seinem bestesten besten Freund Ungetüm... Der mit viel europäischem Geld unter Regie von Steve Hudson entstandene computeranimierte Film ist eine Kreuzung aus MONSTER AG und NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS – und das definitiv im positiven Sinn! Die liebenswert animierten Geschöpfe sowohl auf Monster- wie auch auf Menschenseite bieten perfekte Identifikationspotenziale für Jung und Alt. Eine erstklassige Tonmischung sowie die große Orchestermusik tragen deutlich dazu bei, den Film nicht als nur einen weiteren Animationsfilm einzustufen, sondern als einen der besseren ihrer Art. Einer, der auch eine schöne Meta-Ebene bereithält in der es um Ängste geht, die in beiden Welten vorhanden sind. Bei den Monstern ist es nicht nur die Angst vor einem wütenden Mob, sondern auch die Angst nicht geliebt zu werden. Bei den Menschen ist es die Angst vor allem Neuen und Unbekannten. Dass die beiden so unterschiedlichen Welten am Ende zusammenfinden steht dabei natürlich von Anfang an fest, doch bis es soweit ist bedarf es vieler Abenteuer und Bewährungsproben. ALLES VOLLER MONSTER braucht sich dabei nicht vor amerikanischer Konkurrenz zu verstecken, sondern liefert eine ebenso spannende wie witzige Achterbahnfahrt für die ganze Familie.
Mittwoch, 17. September 2025
Hurra, hurra – der Pumuckl ist wieder da!
Heute waren wir in der Pressevorführung mal wieder ganz jung

PUMUCKL UND DAS GROSSE MISSVERSTÄNDNIS (1:1.85, 5.1)
Verleih: Constantin Film
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Marcus H. Rosenmüller
Darsteller: Florian Brückner, Maximilian Schafroth, Matthias Bundschuh, Gisela Schneeberger, Ilse Neubauer, Frederic Linkemann, Robert Palfrader, Anja Knauer
Kinostart: 30.10.2025

Aufgrund einer Sperrfristvereinbarung gibt es die Kurzkritik zu diesem Film erst ab 17.10.2025 an dieser Stelle
Montag, 15. September 2025
Ein Paar im neuen Lebensabschnitt
Mit einem Beziehungsdrama startet die neue Kinowoche

DANN PASSIERT DAS LEBEN (1:2.35, 5.1)
Verleih: Majestic
Land/Jahr: Deutschland, Österreich 2025
Regie: Neele Leana Vollmar
Darsteller: Anke Engelke, Ulrich Tukur, Carl Achleitner
Kinostart: 06.11.2025

Aufgrund einer Sperrfristvereinbarung gibt es die Kurzkritik zu diesem Film erst ab 01.10.2025 an dieser Stelle
Montag, 08. September 2025
Hat Solidarität ausgedient?
Zum Wochenstart ein hochaktueller Dokumentarfilm

SOLIDARITY (1:2.35, 5.1)
Verleih: Farbfilm Verleih
Land/Jahr: Deutschland, Schweiz 2025
Regie: David Bernet
Kinostart: 25.09.2025

Was genau ist Solidarität? Dieser Frage geht Filmemacher David Bernet in seiner Dokumentation SOLIDARITY nach. Antworten sucht er mit Hilfe von fünf Akteur:innen der Solidarität. Wenn Migrant:innen an der belarussisch-polnischen Grenze sterben, wenn sich die EU-Grenzen für Flüchtende aus der Ukraine öffnen, wenn der Krieg im Nahen Osten eskaliert und sogar die solidarische Hilfe der UNO in Frage steht, zeigt sich die helle und die dunkle Seite der Solidarität. Muss “globale Solidarität” neu erfunden werden? Hierzu liefert ein Philosoph in Beirut interessante Denkanstöße, während Bernet die tagtägliche Arbeit einer Menschenrechtsaktivistin und einer Migrationsberaterin in Polen zeigt. Auch Vertreter:innen des UNHCR begleitet er mit seiner Kamera im echten Kinoformat bei deren Arbeit in den Krisenherden dieser Welt. Immer wieder hören wir die Stimme des Regisseurs aus dem Off, der seine Gedanken zum Thema Solidarität und die Erkenntnisse, die er während der Dreharbeiten gewonnen hat, zu Gehör bringt. Es sind interessante, teils sehr bewegende Gedanken, die zum Nachdenken anregen. Die Quintessenz der okumentation ist die Tatsache, dass die seit Ende des Zweiten Weltkriegs bestehende Solidargemeinschaft in Form der UNO offenbar ausgedient hat und es dringend neuer Konzepte bedarf, um weitere große Katastrophen abzuwenden.
Sonntag, 07. September 2025
Ein Anschlag und seine Folgen
Heute stand ein interessanter Dokumentarfilm auf dem Programm

DAS DEUTSCHE VOLK (1:2.00, 5.1)
Verleih: Rise and Shine Cinema
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Marcin Wierzchowski
Kinostart: 04.09.2025

Am 19. Februar 2020 fallen im hessischen Hanau 9 Menschen einem rassistischen Anschlag zum Opfer. Der Täter, ein deutscher Neonazi, erschießt 8 Männer und eine Frau mit Migrationshintergrund, bevor er seine Mutter und danch sich selbst erschießt. Weil auch der Täter nicht mehr lebt, kann die Staatsanwaltschaft auch keine Klage erheben. Der Fall gikt dür sie als abgeschlossen. Doch ganz anders sehen das die Hinterbliebenen, aus deren Lebensmitte die Kinder gerissen wurden. In die große allgegenwärtige Trauer mischt sich allmählich auch Wut. Berechtigte Wut. Und es werden Fragen aufgeworfen. Filmemacher Marcin Wierzchowskis Schwarzweiß-Kamera agiert als stiller Beobachter. Sie dokumentiert über einen Zeitraum von mehreren Jahren den Kampf der Hinterbliebenen für Gerechtigkeit und lässt sie ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. Deren Grundtenor ist ganz klar: wie kann es sein, dass in einem Land wie Deutschland derartige Verbrechen nicht konsequent aufgearbeitet werden? War die Arbeit der Polizei in jener Schreckensnacht genau richtig? Zu spät wird klar, dass nicht wenige der vor Ort im Ensatz gewesenen Polizisten selbst Rassisten waren. Auch schildert der Film den Versuch der Hinterbliebenen, den Opfern ein Denkmal zu setzen. Genau an der Stelle, an der auch das Gebrüder-Grimm-Denkmal steht. Was zu Widerstand im Gemeinderat führt. Wierzchowskis Film macht betroffen und dokumentiert eigentlich, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland auch heute noch immer Steine in den Weg gelegt werden. Und man wird das Gefühl nicht los, dass alles ganz anders gelaufen wäre, wenn die Opfer des Anschlags von Hanau keine Migranten gewesen wären.
Donnerstag, 04. September 2025
Dämonenschlacht
Horrorfilme werden immer wieder gerne genommen

CONJURING 4: DAS LETZTE KAPITEL (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: The Conjuring: Last Rites
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany
Land/Jahr: USA, Großbritannien 2025
Regie: Michael Chaves
Darsteller: Vera Farmiga, Patrick Wilson, Mia Tomlinson, Ben Hardy, Steve Coulter, Rebecca Calder, Elliot Cowan, Kíla Lord Cassidy, Beau Gadsdon, John Brotherton, Shannon Kook
Kinostart: 04.09.2025

Ed und Lorraine Warren, Spezialisten für übernatürliche Phänomene, werden 1986 in Pennsylvania mit einer dämonischen Kraft konfrontiert, die eine einfache Großfamilie in deren Haus in Angst und Schrecken versetzt... Mit CONJURING 4 wird das letzte Kapitel über die ”Geisterjäger” Ed und Lorraine Warren aufgeschlagen. Wie bereits die ersten drei Teile, so beruht auch der vierte Teil angeblich auf wahren Begebenheiten. Das kann man glauben oder nicht – für den Film selbst spielt das keine Rolle. Denn hier geht es ausschließlich um den Thrill. Und Regisseur Michael Chaves beweist, dass er sein Handwerk versteht. So gibt es mehr als nur einen ”Jump Scare”, der in den Zuschauenden Adrenalinschübe auslöst. Bildgestaltung und Sounddesign stehen ganz klar auf der Habenseite, insbesondere wenn man sich den Luxus leistet und sich das Werk in einem ”Dolby Cinema” anschaut und anhört. Was am Ende allerdings etwas stört ist der Bombast, mit dem der Kampf gegen gleich drei Dämonen angegangen wird. Das erinnert dann etwas an POLTERGEIST, der Spannung mit ebenso einfachen wie subtilen Mitteln aufbaut nur um dann am Ende in einer gigantischen Materialschlacht zu enden. Genau das trifft auch auf Chaves Film zu. Der hat seine allerbesten Momente immer dann, wenn sich das Grauen ganz leise und allmählich in die Geschichte einschleicht. Und gerade wegen solcher Momente lohnt es sich den überlangen Film anzuschauen.
Mittwoch, 03. September 2025
Der gefallene Engel
Heute mal wieder Hochsicherheitsvorkehrungen bei der Pressevorführung

GOOD FORTUNE – EIN GANZ SPEZIELLER SCHUTZENGEL (1:1.85, 5.1)
OT: Good Fortune
Verleih: Leonine Studios
Land/Jahr: USA 2024
Regie: Aziz Ansari
Darsteller: Keanu Reeves, Seth Rogen, Aziz Ansari, Keke Palmer, Sandra Oh
Kinostart: 16.10.2025

Arj lebt auf der untersten Ebene der Nahrungskette. Mit schlecht bezahlten Tagelöhnerjobs hält er sich gerade so über Wasser und schläft in seinem Auto. Aus Sicht des Schutzengels Gabriel ist er eine verlorene Seele. Und die gilt es zu retten. Obwohl es gar nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fällt, versetzt er mit himmlicher Magie Arj in das Leben des superreichen Jeff - und Jeff in das Leben des bettelarmen Arj. Was Gabriel jedoch nicht kommen sieht: er wird seines Amtes enthoben und muss als Mensch das gleiche Schicksal erleiden wie Arj, als der noch arm war... Ein Schelm, der sich Böses dabei denkt.... Nichtsdestotrotz konnte ich mich bei Aziz Asaris Film nicht des Gedankens erwehren, dass es sich bei dieser Geschichte um eine von wenigen Wohlhabenden Ersonnene handelt, die sicherstellen wollen, dass die Mehrheit der armen Schlucker bloß nicht auf die Idee kommt, dass ein Leben mit ausreichend Geld ein tolles Leben sei. Denn wie im Film zu sehen ist scheint Armut ein erstrebenswertes Ziel zu sein. Denn nur dann – so der Film – ist man tatsächlich glücklich. Eine sehr zweifelhafte Botschaft, die hier – absichtlich oder unabsichtlich – von der Leinwand rieselt.Dabei ist Ansaris Film eigentlich nur eine neue Variante des Klassikers DIE GLÜCKSRITTER, in dem Eddie Murphy einen von Armut geplagten Mann spielt, der plötzlich über sehr vie Geld verfügt. Abgesehen davon erweist sich GOOD FORTUNE als ein unglaublich geschwätziger Film, der zudem auch noch visuelle Anleihen von Wim Wenders’ DER HIMMEL ÜBER BERLIN holt. Keanu Reeves outet sich in der Rolle des Engel Gabriel als unbeholfen und mitunter sogar unbegabt. Fans von Reeves dürften schnell enttäuscht sein. Eine glatte Fehlbesetzung. Aziz Ansari (der auch Regisseur des Film ist) hingegen läuft in der Rolle des Arj zu Hochform auf und Seth Rogen überzeugt ala A****loch Jeff. Alles in allem ein Film der etwas Größeres sein möchte als er ist und das dann mit zweifelhafter Botschaft abliefert.
Dienstag, 02. September 2025
Autorin im Gefühlschaos
Zum Auftakt der Pressewoche eine Komödie aus Frankreich

JANE AUSTEN UND DAS CHAOS IN MEINEM LEBEN (1:2.35, 5.1)
OT: Jane Austen A Gâché Ma Vie
Verleih: Splendid Film
Land/Jahr: Frankreich 2024
Regie: Laura Piani
Darsteller: Camille Rutherford, Pablo Pauly, Charlie Anson
Kinostart: 16.10.2025

Die junge Agathe arbeitet in einer Buchhandlung und schreibt in ihrer Freizeit einen Roman. Zumindest versucht sie es. Ihr Kollege und bester Freund Félix, der gerne mit seinen weiblichen Eroberungen prahlt, reicht heimlich einen ihrer Texte bei einem Wettbewerb ein. Und prompt gewinnt Agathe einen Aufenthalt in der “Jane Austen Writers’ Residency” in England. Der intensive Abschiedskuss von Félix stürzt Agathe in ein Gefühlschaos, das sich in einer Schreibblockade manifestiert. Erst recht, als sie Oliver kennenlernt, den Ur-Ur-Ur-Neffen von Jane Austen... Laura Pianis Film richtet sich an alle Romantiker*innen. Ihr Film versteht sich ganz im Geiste Jane Austens, jedoch auf die heutige Zeit projiziert. Da gibt’s dann durchaus mal Kotzeinlagen und Dirty Talk, was den Charme dann leider etwas vergrault. Aber mit der hübschen Camille Rutherford in der Hauptrolle als Buchhändlerin und Möchte-Gern-Autorin auf der Suche nach ihrem ”Mister Darcy” ist man durchaus gewillt, über derlei grobe Passagen hinwegzusehen. Schöne Locations und noch schöneres Dekor verpassen dem Film das passende optische Outfit. Kein richtig großartiger Film, aber eine gute Wahl für ein Kino-Date.

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