Wolfram Hannemann
Filmkritiker / Freelance Journalist / Filmemacher

Wolfram Hannemann | Talstr. 11 | D-70825 Korntal | Germany | Phone: +49 (0) 711 838 06 49 | Fax: +49 (0) 711 8 38 05 18
e-mail: info (at) wolframhannemann.de

Home      Referenzen      Filmblog      Videoproduktion    Jugendschutzbeauftragter      Impressum
Filmblog Aktuell           Filmblog-Archiv           Filmtitel-Index
Mittwoch, 26. November 2025
Tiere und Hexen
Heute wieder ein Double Feature mit zwei Nachsitzterminen

ZOOMANIA 2 (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Zootopia 2
Verleih: Disney
Land/Jahr: USA 2025
Regie: Jared Bush, Byron Howard
Kinostart: 26.11.2025

Erinnern Sie sich noch an die riesige Metropole, in der sich Fuchs und Hase nicht nur gute Nacht sagen? Willkommen zurück in Zoomania (im Original Zootopia), der Mega-City, in der nur Tiere leben. Häschen Judy Hopps und Schlaufuchs Nick Wilde sind jetzt offiziell Rekruten bei der städtischen Polizei. Und weil Judy überehrgeizig ist und oft schon Verbrechen wittert, wenn sie noch gar nicht passiert sind, bringt die Hasendame das ungleiche Duo oft in missliche Lagen. Aber sie hat ja recht – denn ihr Näschen täuscht sich nie. So werden Hopps und Wilde in einen mysteriösen Fall verwickelt, bei dem es um ein geheimnisvolles Reptil und ein wertvolles Buch geht. Dabei passt der Spruch ”More than the Eye can see!” perfekt zum neuesten computeranimierten Abenteuer aus dem Hause Disney. Denn man braucht wirklich ein flinkes Auge, um die vielen kleinen Gags und (Film)Referenzen (sogar Kubricks SHINING wird auf wunderbare Weise eingeflochten!) wahrzunehmen, die in einem Höllentempo über die CinemaScope-Leinwand huschen. Das farbenfrohe (Dolby Vision!) Spektakel lässt einen kaum zu Atem kommen und strapaziert dabei die Lachmuskeln immer wieder. Allerdings gibt es eine Sequenz, die für kleinere Kinder etwas zu heftig sein könnte. Hier ist also Vorsicht geboten. ZOOMANIA 2 liefert atemberaubenden Dolby Atmos Sound, der vor allem auch Michael Giacchinos Score richtig zur Geltung bringt. Mein Fazit: perfektes Popcorn-Kino für die ganze Familie, das man sich unbedingt in einem technisch gut ausgestatteten Kino anschauen sollte! Tierisch gute Unterhaltung garantiert.

WICKED: TEIL 2 (1:2.35, 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Wicked: For Good
Verleih: Universal
Land/Jahr: USA 2025
Regie: Jon M. Chu
Darsteller: Cynthia Erivo, Ariana Grande, Jeff Goldblum, Michelle Yeoh, Jonathan Bailey, Ethan Slater, Marissa Bode, Bowen Yang, Bronwyn James, Keala Settle
Kinostart: 20.11.2025

Verteufelt als Böse Hexe des Westens, lebt Elphaba im Exil in den Wäldern und führt ihren Kampf für die Freiheit der zum Schweigen gezwungenen Tiere fort. Verzweifelt versucht sie, die Wahrheit über den Zauberer von Oz ans Licht zu bringen. Unterdessen ist Glinda für ganz Oz zum strahlenden Symbol des Guten geworden. Unter der Fuchtel von Madame Akaber dient Glinda als schillernde Trostspenderin, die den Bewohnern von Oz versichern soll, dass unter der Herrschaft des Zauberers alles zum Besten steht... Frei nach dem Motto ”Aus eins mach zwei” wurde die Verfilmung des erfolgreichen Musicals WICKED nicht als ein einziger Film für die Leinwand umgesetzt, sondern kommt als zwei separate Filme in die Kinos. Wo es früher bei Musicalverfilmungen also eine Pause gab, die meist 15 Minuten dauerte, gibt es eben auch jetzt wieder eine Pause, die allerdings ein Jahr dauert. Will man jetzt Teil 2 der Geschichte anschauen, ist man gut beraten, zuvor nochmal Teil 1 zu sichten, um direkt in die Geschichte zurückzufinden. Auch die Fortsetzung ist wieder sehr opulent in Szene gesetzt und zieht alle Register visueller Effekte, um die Geschichte glaubhaft dem Publikum zu vermitteln. Das ist so überwältigend, dass die Songs fast schon in den Hintergrund treten. Mit 137 Minuten Spielzeit ist die ganze Geschichte dann leider etwas zu lang geraten, aber ob der Opulenz verzeiht man das gerne. Fans des Musicals sollten sich das Finale auf jeden Fall anschauen – sie werden nicht enttäuscht.
Dienstag, 25. November 2025
Von Wyoming nach Deutschland
Erst Dienstag und schon ein Double Feature

WOODWALKERS 2 (1:2.35, 5.1 + Atmos)
Verleih: Studiocanal
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Sven Unterwaldt
Darsteller: Emile Chérif, Oliver Masucci, Martina Gedeck, Lilli Falk, Johan von Ehrlich, Sophie Lelenta, Hannah Herzsprung, Lucas Gregorowicz, Moritz Bleibtreu, Tom Schilling, David Schütter, Olivia Sinclair, Emil Bloch
Kinostart: 29.01.2026

Aufgrund einer Sperrfristvereinbarung gibt es die Kurzkritik zu diesem Film erst ab 17.01.2026 an dieser Stelle

IM ROSENGARTEN (1:1.85, 5.1)
Verleih: Four Guys Film Distribution
Land/Jahr: Deutschland 2024
Regie: Leis Bagdach
Darsteller: Kostja Ullmann, Safinaz Sattar, Verena Altenberger, Tom Lass, Nico Seyfrid aka Nico K.I.Z
Kinostart: 11.12.2025

Yak, ein erfolgreicher Deutsch-Rapper, wird aus der Bahn geworfen, als sein vor über 30 Jahren in seine Heimat Syrien ausgewanderter Vater, in einem Kölner Krankenhaus im Koma liegt. Und mehr noch: er muss sich plötzlich um seine 15jährige Halbschwester kümmern, von der er bisher nichts wusste und die sein Vater aus Syrien mitbrachte. Das ungleiche Geschwisterpaar macht sich auf eine Reise durch Deutschland, auf der Yak wieder mit Erinnerungen konfrontiert wird, die er jahrelang erfolgreich verdrängt hatte... In seinem Debütfilm geht der Deutsch-Syrer Leis Bagdach der Frage nach, was eigentlich Heimat ausmacht. Ist es das Land in de man lebt oder etwa das Land, aus dem der Vater kam, also das Vaterland? Bagdachs Protagonist Yak, exzellent dargestellt von Kostja Ullmann, muss die Antwort auf diese Frage finden, als er ganz unvermittelt mit seiner Halbschwester (Neuentdeckung Safinaz Sattar) konfrontiert wird. In Form eines Roadmovies lässt der Regisseur und Drehbuchautor das grund verschiedene Paar durch ein winterkaltes Deutschland reisen, konfrontiert sie mit dem, was Deutschsein ausmacht, und mit dem, was es bedeutet ein Flüchtling zu sein. Als verbindendes Element zwischen den beiden Welten dient die (Volks)Musik beider Länder.

Sonntag, 23. November 2025
Die unheimliche Waldhütte
Als Kontrast zum Sonntag ein Horrorfilm

KEEPER (1:1.85, 5.1 + 7.1 + Atmos)
OT: Keeper
Verleih: DCM
Land/Jahr: USA, Kanada 2025
Regie: Osgood Perkins
Darsteller: Tatiana Maslany, Rossif Sutherland, Birkett Turton, Eden Weiss, Logan Pierce, Claire Friesen
Kinostart: 20.11.2025

Eigentlich soll es ein romantisches Wochenende in einer kleinen Waldhütte werden, als sich die frisch verliebten Liz und Malcolm auf den Weg machen. Doch Liz fühlt sich nicht wirklich wohl in der überall einsehbaren Hütte. Bald taucht auch noch ein unangnehmer Cousin auf, der die Zweisamkeit stört. Als Malcolm dann auch noch ganz plötzlich zu einer im Koma liegenden Patientin aufbrechen muss, bleibt Liz ungewollt alleine in der unheimlichen Hütte zurück... Albtraumhafte Bilder gefällig? Dann ist Regisseur Osgood Perkins die richtige Anlaufstelle! Wie schon in LONGLEGS, so entfaltet auch KEEPER sein Grauen durch unkonventionelle Bilder (Kamera: Jeremy Cox), die oft nur andeuten und ungewöhnliche Blickwinkel einnehmen. Gepaart mit einem passenden Sounddesign entwickelt der Film ein extrem beklemmndes und unheimliches Feeling, das fast bis zum Ende anhält. Letzteres ist wie so oft in Horrorfilmen etwas gewöhnungsbedürftig, weil es wie angeflanscht wirkt. Ein offenes Ende wäre mir persönluch viel lieber gewesen und hätte die Wirkung des Films, in dessen Subtext es um toxische Männlichkeit geht, wesentlich nachhaltiger gemacht.
Mittwoch, 19. November 2025
Eine Frau zerbricht
Extremes Kino war heute angesagt

DIE MY LOVE (1:1.37, 5.1 + Atmos)
OT: Die My Love
Verleih: Mubi / Studiocanal
Land/Jahr: Kanada 2025
Regie: Lynne Ramsay
Darsteller: Jennifer Lawrence, Robert Pattinson, Sissy Spacek, Nick Nolte
Kinostart: 25.12.2025

Kaum sind Grace und Jackson in ihr neues Häuschen eingezogen, meldet sich auch schon Nachwuchs an. Als das Baby schließlich geboren wird, beginnt sich Jackson ganz allmählich urückzuziehen. Damit lastet der Druck des Familienlebens immer stärker auf Grace und setzt einen Prozess in Gang, der Grace zusehends verfallen lässt... Wer sperriges Kino mag, ist hier genau richtig. Die schottische Regisseurin Lynne Ramsay hat den gleichnamigen Roman von Ariana Harwicz (in Deutsch: ”Stirb doch, Liebling”) für die Kinoleinwand umgesetzt. Und dieses Mal nicht wie etwa bei WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN oder A BEAUTIFUL DAY in breitem CinemaScope, sondern im stark beengenden Academy Format. Das passt perfekt zum Innenleben ihrer Protagonistin Grace, deren Abdriften in eine schwere Psychose bis hin zur Selbstzerstörung von Jennifer Lawrence sehr überzeugend dargestellt wird. Ramsays Film wird dabei nicht linear erzählt, sondern bruchstückhaft und voller Zeitsprünge, die die Zuschauer:innen fordern werden. Seine Spannung bezieht der Film allein daraus, dass man sich automatisch in die toxische Beziehung zwischen Grace und Jackson hineindenkt und helfen möchte. Ein aussichtsloses Unterfangen. DIE MY LOVE ist alles andere als Wohlfühlkino.
Dienstag, 18. November 2025
Die Jagd nach dem Geld
Eine schwarzhumorige Geschichte aus Dänemark flimmerte heute über die Leinwand

THERAPIE FÜR WIKINGER (1:1.37 & 1:2.35, 5.1)
OT: Den Sidste Viking
Verleih: Neue Visionen / Splendid
Land/Jahr: Dänemark 2025
Regie: Anders Thomas Jensen
Darsteller: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Lars Brygmann, Nicolas Bro, Sofie Gråbøl
Kinostart: 25.12.2025

15 Jahre hatte man Anker für seinen Geldraub aufgebrummt, das Geld fand man jedoch nie. Denn das hatte er seinem nicht ganz zurechnungsfähigen Bruder Manfred vor der Verhaftung übergeben, der es im ehemaligen Gehöft der Familie verstecken sollte. Jetzt will es Anker wieder haben. Doch sein Bruder, der sich jetzt John (in Anlehnung an John Lennon) nennt, kann ihm nicht mehr sagen, wo er das Geld vergraben hat. Gemeinsam fahren die beiden zum alten Familiensitz in der Hoffnung, das sich John erinnert – nichtsahnend, dass der brutale Flemming ihnen bereits auf den Fersen ist... Mit Filmen wie ADAMS ÄPFEL oder DÄNISCHE DELIKATESSEN hat er sich als Regisseur einen Namen gemacht. Und auch mit Drehbüchern für Filme wie NACH DER HOCHZEIT oder IN EINER BESSEREN WELT hat sich Anders Thomas Jensen als einer der besten dänischen Filmautoren profiliert. Nach DIE HELDEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT kommt nun seine neueste Regiearbeit in die deutschen Kinos. Geprägt von schwarzem Humor spult er eine aberwitzige Geschichte ab, in der es um viel Geld, multiple Persönlichkeiten und tief eingeschlossene Traumata geht. Gewaltspitzen inklusive. Das ist aber alles so perfekt inszeniert, in packende CinemaScope-Bilder gegossen (Kamera: Sebastian Blenkov), hochkarätig besetzt (Mikkelsen, Kaas, Bro) und mit einem perfekten Score (Komponist: Jeppe Kaas) abgerundet, dass man sich über die zwei Stunden Spielzeit keine Minute langweilt und sogar die Gewaltszenen akzeptiert. Auch wenn man es kaum glauben möchte: hier kommen Genre-Fans ebenso auf ihre Kosten wie Beatles-Fans. Lasst Euch also nicht vom Kinogang abhalten, auch wenn der Film hierzulande an Weihnachten ins Kino kommt. Denn mit Weihnachten hat die THERAPIE FÜR WIKINGER genausoviel zu tun wie der Osterhase.
Samstag, 15. November 2025
Die letzte Vorstellung
Heute auf dem Menü: der Eröffnungsfilm der Filmschau Baden-Württemberg 2025.

KINOLEBEN – ÜBER DAS ARSENAL IN TÜBINGEN UND WEITERE PROGRAMMKINOS (1:1.78, 5.1)
Verleih: Arsenal
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Goggo Gensch
Kinostart: 12.03.2026

Ohne ihn hätte es in Deutschland vielleicht nie Programmkinos gegeben: der gebürtige Leipziger Stefan Paul, Filmemacher, Filmverleiher, Kinobetreiber. In den 1970er-Jahren übernahm er das ”Arsenal”-Kino in Tübingen und wandelte es um in ein Mekka für Filme jenseits des Mainstreams. Mit großem Erfolg. Als Filmverleiher holte er u.a. die Filme von John Waters, das Kultwerk DIVA oder den Talking Heads Konzertfilm STOP MAKING SENSE nach Deutschland. Ebenfalls mit großem Erfolg. Als Filmemacher bannte er u.a. Konzerte von Bob Marley auf Zelluloid. Auch sehr erfolgreich. Jetzt, nach 50 Jahren, muss er sein geliebtes ”Arsenal” aufgeben, weil ein neuer Immobilienbesitzer ganz andere Pläne für das Gebäude hat. Der Stuttgarter Filmemacher Goggo Gensch nahm dieses traurige Ereignis zum Anlass, Stefan Pauls bewegtes Leben Revue passieren zu lassen. In vielen Interviews mit Paul selbst sowie einigen seiner Weggefährten wird dabei die Geschichte der Programmkinos in Deutschland rekapituliert. Der Film geht auch der Frage nach, welche Bedeutung Kinos überhaupt noch haben angesichts der Flut von Streamingdiensten. Eingerahmt wird der Exkurs durch die modernere deutsche Kinogeschichte mit Bildern von den letzten Tagen des ”Arsenals”: die letzte Vorstellung, das Demontieren der Kinositze, das Räumen der Technik. Besucher:innen erinnern sich wehmütig an die schönen Zeiten, die sie hier erleben durften und sind manchmal den Tränen nahe. Wen wundert’s angesichts dieser Kultur-Oase mit integrierter Kneipe, die viele Jahrzehnte lang kleinen und auch großen Underground- und Arthouse-Filmen Heimat war. Auch ich selbst war mit zwei meiner Kino-Dokumentarfilme in der Vergangenheit dort zu Gast und erinnere mich gern an diese Zeit. Genschs Film empfiehlt sich allen die Kino lieben. Und sein Film entlässt das Publikum sogar mit ein wenig Optimismus für die Zukunft.

Freitag, 14. November 2025
Sterben leicht gemacht
Heute mal eine Doku mit einem ungewöhnlichen Thema

DER TOD IST EIN ARSCHLOCH (1:1.78, 5.1)
Verleih: Mindjazz Pictures
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Michael Schwarz
Kinostart: 27.11.2025

Das Sterben und der Tod sind zwar elementarer Bestandteil des Lebens, werden aber in unserer Gesellschaft weitesgehend ausgeblendet. Dabei bräuchte es mehr denn je einer Abschiedskultur, die den Hinterbliebenen Halt und Kraft gibt weiterzumachen. In seinem Dokumentarfilm porträtiert Regisseur Michael Schwarz den Bestatter Eric Wrede, der mit seinem Team neue Wege öffnet zum Umgang mit Abschied, Schmerz und Erinnerung. Wrede gilt angeblich als Deutschlands unkonventionellster Bestatter. Vor der Kamera erzählt er wie er zu seinem Beruf kam, wie er selbst mit dem Tod umgeht, was ihn an seiner Arbeit fasziniert. Wrede ist dabei nicht nur Bestatter, sondern auch Sterbebegleiter, hilt also Sterbenden dabei, ihre Beerdigung bereits im Vorfeld zu organisieren. Dabei bleibt er stets sehr menschlich, humorvoll und empathisch. Gleiches gilt für sein Team, das nur aus Frauen besteht. Die Kamera beobachtet die Bestatter:innen bei ihrer tagtäglichen Arbeit, z.B. beim Umgang mit den Leichen, der sehr würdevoll ist, und wahrt dabei stets große Diskretion. Das jedoch führt dazu, dass es viele Bilder, die man als Zuschauer gerne gesehen hätte, einfach nicht gibt. Letztlich bleibt der Film auch eine Erklärung dafür schuldig, dass Wrede der unkonventionellste Bestatter der Republik ist, weil es keine Vergleiche gibt.

Dienstag, 11. November 2025
Misgunst und Intrigen
Heute gab’s in der Presse was an Weihnachten auf deutsche Leinwände kommt

DER MEDICUS II (1:2.35, 5.1)
Verleih: Constantin Film
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Philipp Stölzl
Darsteller: Tom Payne, Emily Cox, Áine Rose Daly, Owen Teale, Emma Rigby, Malick Bauer, Jaouhar Ben Ayed, Harry Redding, Rosie Boore, Sara Kestelman, Evelyn Craven, Leonard Scheicher, Máté Haumann, Finty Williams, Francis Fulton-Smith, Anne Ratte-Polle, Liam Cunningham, Aidan Gillen
Kinostart: 25.12.2025

Nach seiner Studienzeit in Persien kehrt der Mediziner Rob Cole mit seinen Kollegen nach England zurück, um dort seine Dienste den Menschen anzubieten. Das aber stößt den alteingesessenen Medizinern alter Schule sauer auf. Cole und seine Mitstreiter sehen sich mit Misgunst und Intrigen konfrontiert, die bis in die höchsten Kreise reichen... Vorsicht: nicht überall wo ”Der Medicus” draufsteht ist auch ”Der Medicus” drin! So auch im vorliegenden Fall, der sich zwar als Fortsetzung der Romanverfilmung aus dem Jahr 2013 tarnt, in Wirklichkeit jedoch nichts mit dem Bestseller von Noah Gordon zu tun hat. Genau das könnte das Problem bei diesem Machwerk sein, das sich wie eine mehrteilige TV-Saga auf 142 Minuten gekürzt anfühlt. Die Probleme sind gleich von Anfang an präsent, wenn beispielsweise das Segelschiff, mit dem die Mediziner aus dem Orient auf die englische Küste zusteuern, quasi aus dem Nichts von einem heftigen Sturm erfasst wird, der das Schiff zum Kentern bringt. Absurd mutet es an, wenn Rob Cole im 11. Jahrhundert die Psychoanalyse erfindet und damit seinem späteren Kollegen Sigmund Freud alle Ehre erweisen würde. Und dann ist da noch die durchtrieben böse Königin Mercia (gespielt von Emily Cox), die so redet, als würde sie im 20. Jahrhundert leben. Das alles passt einfach nicht zusammen. DER MEDICUS II ist eigentlich eine Art Historien-Fantasy-Geschichte, die alles andere als packt. Finger weg!

SPLITTER AUS LICHT (1:1.78, 5.1)
Verleih: Barnstener
Land/Jahr: Deutschland, Ukraine 2025
Regie: Marcus Lenz, Mila Teshaieva
Kinostart: 30.10.2025

Die Stadt Butscha wurde zum Synonym für Kriegsverbrechen, als sie durch die russische Armee bei ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine besetzt wurde. Im März 2022, als sich die russsiche Armee gerade aus Butscha zurückgezogen hatte, kamen die Filmemacher Marcus Lenz und Mila Teshaieva in die Stadt, um zu dokumentieren, wie die Menschen dort mit der russischen Belagerung umgehen und was der Krieg aus ihnen gemacht hat. Zweieinhalb Jahre lang begleiteten die Filmemacher fünf der Überlebenden des russischen Besatzung. Dabei bleibt ihre Kamera stets beobachtend, eine Kommentierung aus dem Off gibt es nicht. Dafür sprechen ihre Bilder eine deutliche Sprache, zeigen, was Krieg aus den Menschen macht. Da gibt es beispielsweise jenes frisch vermählte Paar, das durch den Krieg zerrissen wird. Bei seiner Rückkehr von der Front ist der Mann nicht mehr derselbe. Oder jener Mann, der seine Familie in die Schweiz in Sicherheit gebracht hat, selbst aber in Butscha blieb und dessen Telefonate mit seiner kleinen Tochter ihn zu Tränen rühren. Und dann ist da auch noch Olga, die bezichtigt wird, mit den Russen kollaboriert zu haben und vor ein ukrainisches Gericht gestellt wird. Der erschütternde Dokumentarfilm zeigt auch die Spätfolgen, mit denen die Kriegsheimkehrer zu kämpfen haben. Er zeigt aber auch, dass das Leben weitergeht – anhand einer Schulklasse, die ihren Abschluss macht. Bei der Verabschiedung ihrer Schüler:innen bricht die Lehrerin in Tränen aus. Der Krieg hat sie alle verändert.

Dienstag, 04. November 2025
Ein flotter Dreier
Ich habe es mal wieder geschafft und gleich drei Filme reingezogen.

DER HELD VOM BAHNHOF FRIEDRICHSTRASSE (1:1.85, 5.1)
Verleih: X Verleih
Land/Jahr: Deutschland 2025
Regie: Wolfgang Becker
Darsteller: Charly Hübner, Christiane Paul, Leon Ullrich, Leonie Benesch, Daniel Brühl, Jürgen Vogel, Thorsten Merten, Dirk Martens, Peter Kurth, Eva Löbau, Jörn Hentschel, Leslie Malton, Lilli Fichtner, Claudia Eisinger, Bernhard Schütz, Katarina Witt, Annabelle Mandeng, Adisat Semenitzsch, Holger Handtke
Kinostart: 11.12.2025

Weil der Berliner Videothekenbesitzer Micha Hartung wie immer knapp bei Kasse ist, kommt ihm der Journalist Alexander Landmann wie gerufen. Denn der glaubt in Hartung jenen Mann gefunden zu haben, der in der Nacht des 23. Juni 1984 als stellvertretender Stellwerksmeister am Bahnhof Friedrichstrasse absichtlich eine Weiche so gestellt hatte, dass eine ostdeutsche S-Bahn mit 127 Fahrgästen in den Westen umgeleitet wurde. Der von Landmann angebotene Geldbetrag lässt bei Hartung alle Bedenken fallen und er lässt sich auf das Spiel ein. Ein Spiel, das ihn bald zum Medienstsr werden lässt und sogar seinem Liebesleben neuen Inhalt gibt... Mit GOOD BYE LENIN! hatte Regisseur Wolfgang Becker 2003 einen großen Kinoerfolg abgeliefert. Mit seinem neuen Film versucht er nun an diesen großen Erfolg anzuknüpfen. War es damals Daniel Brühl als Sohn, der seiner kranken Mutter Glauben macht, Westdeutschland hätte sich der DDR angeschlossen, so ist es jetzt Charly Hübner als abgehalfterter Videothekenbesitzer, der als Hochstapler wider Willen zum Held der deutschen Wiedervereinigung wird. Mit viel Humor und einigen Filmzitaten inszeniert Becker, der bereits im Dezember 2024 verstorben ist und damit die Premiere seines Films leider nicht mehr selbst erleben wird, eine deutsch-deutsche Komödie, bei der man tatsächlich lachen kann. Dank gebührt hier einem pfiffigen Drehbuch und einem gut aufgelegten Ensemble, mit dem alles möglich wird. Auch wenn Beckers letzter Film nicht dieselbe emotionale Kraft wie GOOD BYE LENIN! inne hat, beweist er, dass es tatsächlich noch gute Komödien made in Germany gibt. Noch ein kurzer Kommentar zu Lorenz Dangels Score. Als ich in der Vorführung saß, hatte ich das untrügliche Gefühl, die Musik bereits zu kennen. Kurz vor Ende des Films fiel es mir dann schlagartig ein: die Filmmusik erinnerte mich stark an John Williams’ Score zu CATCH ME IF YOU CAN – ebenfalls ein Film über einen Hochstapler. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Rohschnittfassung des Films mit Williams’ Score unterlegt war, um dem Komponisten einen Anhaltspunkt zu geben, in welche Richtung die Filmmusik gehen soll. Aber egal was dahintersteckt: Dangels Musik passt perfekt zum Film und gibt ihm den notwendigen Einschlag von Abenteuer und Spionage.

BIBI BLOCKSBERG – DAS GROSSE HEXENTREFFEN (1:2.35, 5.1)
Verleih: Leonine Studios
Land/Jahr: Deutschland, Österreich 2025
Regie: Gregor Schnitzler
Darsteller: Nala, Carla Demmin, Balthazar Gyan Alexis Kuppuswamy, Philomena Amari, Shanti Celik, Fia-Marie Lin, Rosalie Thomass, Friedrich Mücke, Heike Makatsch, Maria Happel, Sophie Rois, Lorna Ishema, Palina Rojinski, Robert Palfrader, Alli Neumann, Lisa Wagner
Kinostart: 11.12.2025

Junghexe Bibi ist ganz aufgeregt: denn in ihrem Heimatort Neustadt wird das große Hexentreffen abgehalten, bei dem sie mit ihren Hexen-Freundinnen Schubia und Flauipaui als Helferin teilnehmen darf. Als jedoch der gesamte Hexenkongress aus dem Ruder läuft, sind die Junghexen gefragt, die Situation wieder zu bereinigen... Mit der Live-Action-Verfilmung von BIBI BLOCKSBERG soll an den großen Erfolg des DIE SCHULE DER MAGISCHEN TIERE Franchises angeknüpft werden. Hier wie dort gibt es immer wieder Song & Dance Sequenzen mit einfachen Ohrwurm-Liedern, die das Zielpublikum (Kinder zwischen 6 und 10 Jahren) zum Nachsingen animieren wird. Die einfache Geschichte der drei Junghexen, die am Ende alles retten, liefert viel Identifikationspotenzial speziell für kleine Mädchen. Ausgestattet mit viel Magie in Form gelungener visueller Effekte und einem flotten Erzählrhythmus dürfte der Film sein Publikum 90 Minuten lang bei Laune halten.

BUGONIA (1:1.50, 5.1 + Atmos)
OV: Bugonia
Verleih: Universal Pictures
Land/Jahr: Irland, Großbritannien, Kanada, Südkorea, USA 2025
Regie: Yorgos Lanthimos
Darsteller: Jesse Plemons, Emma Stone, Aidan Delbis
Kinostart: 30.10.2025

Weil sie glauben, in der erfolgreichen Karrierefrau Michelle eine Außerirdische entdeckt zu haben, deren Ziel die Vernichtung der Menschheit ist, entführen Teddy und sein minderbemittelter Cousin Don die junge Frau. In ihrem Einsiedlerhof fühlen die beiden Freaks der jungen Dame auf den Zahn, damit diese ihre Peiniger ihrem Imperator vorstellen soll... Er gehört längst zu einem der originellsten Filmemacher der Gegenwart: Yorgos Lanthimos. Wie ein Bessessener liefert er Jahr für Jahr einen neuen skurrilen Film ab: 2023 war es POOR THINGS, 2024 KINDS OF KINDNESS und 2025 nun BUGONIA. Wie in den vorherigen zwei Filmen hat er auch heuer wieder Emma Stone gecastet. Und wie schon in POOR THINGS fordert er in der Rolle der entführten Geschäftsführerin wieder alles von der Schauspielerin ab. Und Stone liefert auch jetzt wieder eine atemberaubende Performance. Die wortreichen Psychoduelle, die sie sich mit ihren Entführern liefert, erinnern an Dialoge aus Tarantino-Filmen oder auch an jene Psychoduelle aus HERETIC. Dabei ist Lanthimos’ Film wie üblich unberechenbar. Und genau das macht seine Qualität aus: Lanthimos läuft konträr zur Erwartungshaltung des Publikums und inzeniert ständig spektakuläre Plot Twists. Aber Vorsicht: das Drehbuch hat auch eine Menge Gewaltorgien im Köcher. Ganz im Geiste Tarantinos. Lanthimos’ bizarre und äußerst zynische Gesellschaftskritik wird von Kameramann Robbie Ryan mit ungewöhnlicher Optik eingefangen, die die Figuren meist aus einem niedrigen Blickwinkel einfängt. Ungewöhnlich auch Jerskin Fendrix’ Filmmusik, die verstörend und brachial zugleich ertönt. Ein großartiger Film, von dem zart Besaitete allerdings besser ihre Finger lassen sollten.

© 2009-2025 Wolfram Hannemann
Datenschutzerklärung
All displayed Logos and Product Names may be ©, TM or ® by their respective rights holding companies.
No infringement intended.