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FANTASY FILMFEST NIGHTS 2016 (Stuttgart, 09./10.04.2016) EMELIE (1:2.35, 5.1) USA 2015 / 80 min / englische OV REGIE: Michael Thelin DARSTELLER: Sarah Bolger, Joshua Rush, Carly Adams, Thomas Bair, Elizabeth Jayne DREHBUCH: Rich Herbeck PRODUZENT: Andrew Corkin KONTAKT: 6 Sales
Ausgerechnet als die Thompsons ihren Jahrestag in trauter Zweisamkeit außer Haus feiern wollen, fällt der
Babysitter aus. Doch die Thompsons haben Glück: die charmante Anna springt kurzfristig ein. Nichtsahnend
was Anna wirklich im Schilde führt, lassen sie ihre drei Kinder in ihrer Obhut zurück. Ein fataler Fehler, wie
sich herausstellen soll... Immer wieder gibt es böse Nannys im Thrillergenre. Doch die hier hat sich
gewaschen. Ihren Schützlingen zeigt sie nicht nur Pornos, sondern animiert sie auch, den kleinen Hamster in
das Schlangenterrarium zu werfen! Solide inszenierter kleiner Thriller, der leider ein paar Längen nicht
verbergen kann, dafür aber mit ein paar Überraschungen auftrumpfen kann.
WHAT WE BECOME (1:2.35, 7.1) OT: Sorgenfri / Dänemark 2015 / 85 min / dänische OmeU REGIE: Bo Mikkelsen DARSTELLER: Mille Dinesen, Ole Dupont, Mikael Birkkjær, Troels Lyby, Marie Hammer Boda, Therese Damsgaard, Benjamin Engell DREHBUCH: Bo Mikkelsen PRODUZENT: Sara Namer VERLEIH: Capelight Pictures
Der Name des kleinen Ortes ist bezeichnend: “Sorgenfri” (auf Deutsch: sorgenfrei). Hier läuft alles
beschaulich ab und alle haben sich lieb. Bis zu dem Tag, an dem der Ort aufgrund einer unerklärlichen
Seuche unter Quarantäne gestellt wird... Mit seinem Horrorfilm beweist Bo Mikkelsen, dass auch Dänemark
eine Zombie-Invasion inszenieren kann. Handlungstechnisch läuft hier alles in den üblichen Bahnen,
Überraschungen gibt es nicht. Trotzdem vermag der Film über die gesamte Länge spannend zu unterhalten,
was insbesondere an seinen handwerklichen Qualitäten liegt. Besonderes Augenmerk verdient die
ausgefeilte Tonspur, die wie selten nur das 7.1 Audioformat zur Geltung bringt. Futter fürs Heimkino.
THE LOBSTER (1:1.85, 5.1 Irland, Großbritannien 2015 / 118 min / englische, französische OmdU REGIE: Yorgos Lanthimos DARSTELLER: Colin Farrell, Rachel Weisz, Jessica Barden, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Olivia Colman, John C. Reilly DREHBUCH: Yorgos Lanthimos, Efthymis Filippou PRODUZENT: Ceci Dempsey, Ed Guiney, Yorgos Lanthimos VERLEIH: Sony Pictures
Weil er wieder Single ist, muss David ins Hotel. Nicht irgendein Hotel, sondern jenes, in das alle Singles
kommen. Dort haben sie 45 Tage Zeit, um wieder eine Partnerin zu finden. Klappt das nicht, werden sie in
ein Tier ihrer Wahl verwandelt und im Wald ausgesetzt. Ihren Aufenthalt können sie dadurch verlängern,
indem sie im nahegelegenen Wald Jagd auf die gesetzlosen “Loner” machen, einer Gruppe von Menschen,
die eine vollkommen andere Auffassung von Partnerschaft hat. Für David ist klar, dass er bald in einen
Hummer verwandelt wird. Doch das Schicksal meint es anders mit ihm und so findet er sich selbst bald
inmitten der “Loner”... Liebe macht blind – wir alle wissen es. Dass man das aber auch wortwörtlich so
verstehen kann, beweist jetzt erstmals Yorgos Lanthimos in seinem alle Vorstellungskraft sprengenden Film
THE LOBSTER – HUMMER SIND AUCH NUR MENSCHEN, der es zu Unrecht zu keiner regulären
Auswertung in deutschen Kinos bringt sondern dafür nur ein bescheidenes Dasein auf DVD fristen wird.
Lanthimos‘ Film war der Höhepunkt der “Fantasy Filmfest Nights 2016”. Skurril, aberwitzig, tragisch,
schwarzhumorig und dennoch tiefgründig liefert Lanthimos eine Parabel über das menschliche
Zusammenleben. In seinem Film wird dies auf groteske Weise überhöht: nur wenn der Partner oder die
Partnerin dasselbe Gebrechen hat, passt man zusammen. Und als Single ist man gar nichts, sondern gehört
zum Abschaum, den man in den Städten nicht haben möchte. Mit Colin Farrell und Rachel Weisz prominent
besetzt, bietet der Film das wohl großartigste Ende, das man seit langem im Kino sehen durfte.
HIGH-RISE (1:2.35, 5.1) Großbritannien 2015 / 119 min / englische OmdU REGIE: Ben Wheatley DARSTELLER: Tom Hiddleston, Jeremy Irons, Sienna Miller, Luke Evans, Elisabeth Moss, James Purefoy DREHBUCH: J.G. Ballard (Buchvorlage), Amy Jump PRODUZENT: Jeremy Thomas VERLEIH: DCM
Als der Physiologe Dr. Laing ein Apartment im 25. Stock eines Hochhauses bezieht, beginnt ein neues Leben
für ihn. Das vollkommen autarke System mit Einkaufszentrum und Fitness-Angeboten. Dazu Cocktailpartys
ohne Ende und sexuelles Amüsement inbegriffen. Stromausfälle bringen es jedoch ans Licht: das System
beginnt marode zu werden, die unteren Etagen begehren auf. Schon bald läuft alles aus dem Ruder... Die
Stockwerke eines Hochhauses als Metapher für die verschiedenen Schichten der Gesellschaft. Die Armen
ganz unten, die Reichen ganz oben. Je höher man kommt, desto dekadenter geht es zu. Am Ende versinkt
alles in Anarchie. Was als Roman sicherlich gut funktioniert, geht in Ben Wheatleys Bilderorgie leider etwas
daneben. Für mich persönlich die größte Enttäuschung bei den “Nights”, wo es definitiv weitaus bessere
Filme zu sehen gab. Aber vielleicht gebe ich dem Film noch eine zweite Chance, wenn ich ihn außerhalb
eines Festivals noch einmal zu fassen kriege.
MOONWALKERS (1:2.35, 5.1) Großbritannien, Frankreich 2015 / 107 min / englische OV REGIE: Antoine Bardou-Jacquet DARSTELLER: Ron Perlman, Rupert Grint, Robert Sheehan, Stephen Campbell Moore, Kerry Shale DREHBUCH: Dean Craig PRODUZENT: Georges Bermann VERLEIH: Universal Pictures
Die erste Mondlandung steht kurz bevor. Um auf Nummer Sicher zu gehen, will die US-Regierung präventiv
einen Film in Auftrag geben, der bei missglückter Landung im Fernsehen ausgestrahlt wird und die
Bevölkerung Glauben machen soll, dass die Landung erfolgreich war. Ein unter Wahnvorstellungen leidender
CIA-Agent wird beauftragt, den britischen Filmregisseur Stanley Kubrick mit einem Koffer voller Geld für das
Projekt zu gewinnen. Doch es kommt zu einer Verwechslung und so müssen ein verschuldeter Konzertagent
und dessen Freund das Filmprojekt stemmen... Stanley Kubrick als Teil einer großen Verschwörung? Warum
nicht. Der Mann hat schließlich mit 2001: ODYSEE IM WELTRAUM einen der bedeutendsten SciFi-Filme
aller Zeiten realisiert. Da wird er doch auch eine Apollo-Mondlandung täuschend echt inszenieren können!
Dass der ursprüngliche Plan dann aber doch ganz anders kommt als erwartet, dafür sorgen Rupert Grint als
erfolgloser Konzertmanager und Ron Pearlman als von seinen inneren Dämonen beherrschter CIA-Agent.
MOONWALKERS hat bestes Schenkelklatscherpotenzial und sollte unbedingt in geselliger Runde
konsumiert werden.
PANDEMIC (1:2.35, 5.1) USA 2016 / 91 min / englische OV REGIE: John Suits DARSTELLER: Rachel Nichols, Missi Pyle, Alfie Allen, Mekhi Phifer, Paul Guilfoyle DREHBUCH: Dustin T. Benson PRODUZENT: Gabriel Cowan, John Suits, Michael Tadross Jr. VERLEIH: Splendid Film
Eine unbekannte Seuche hat Menschen weltweit in Zombies verwandelt. Während noch nach einem
Impfstoff gesucht wird, soll ein kleiner Militärtrupp in Los Angeles nach Überlebenden suchen. Ein
Himmelfahrtskommando... Wackelkamera und Ego-Shooter-Perspektiven snd nicht gerade originell, passen
damit aber zum Film selbst, der eben auch nicht sonderlich originell ist. Die Handlung wurde vermutlich dem
“Handbuch für Zombie-Filme” entnommen: jeder kleinste genreübliche Fehler wird penibel genau
durchexerziert. Langeweile auf der ganzen Linie. Hier darf man sich nicht darüber wundern, dass der Film
nur auf Heimkinomedien erscheinen wird.
THE SURVIVALIST (1:2.35, 5.1) Großbritannien 2015 / 104 min / englische OV REGIE: Stephen Fingleton DARSTELLER: Mia Goth, Martin McCann, Olwen Fouere DREHBUCH: Stephen Fingleton PRODUZENT: David Gilbery, Wayne Marc Godfrey, Robert Jones VERLEIH: Pierrot Le Fou
Die Verknappung der Ressourcen hat dazu geführt, dass die Weltbevölkerung dezimiert wurde. Einer der
wenigen Überlebenden hat sich irgendwo in Nordirland ein kleines Refugium geschaffen, das ihn ernährt. Als
plötzlich eine alte Frau und ihre junge Tochter vor seiner Hütte stehen, ändert sich alles für den
Eigenbrödler... Der minimalistisch anmutende Film kommt vollkommen ohne Musik aus (die gibt es nur
während des Abspanns), was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Auch gesprochen wird nicht gerade
viel, aber auch das geht in Ordnung. Alleine mit Blicken lässt sich bereits sehr viel ausdrücken. Trotzdem
erscheint der Film mit seinen nur 104 Minuten Laufzeit etwas zu lang geraten.
GREEN ROOM (1:2.35, 5.1) OT: Green Room USA 2015 / 94 min / englische OmdU REGIE: Jeremy Saulnier DARSTELLER: Imogen Poots, Anton Yelchin, Patrick Stewart, Alia Shawkat DREHBUCH: Jeremy Saulnier PRODUZENT: Neil Kopp, Victor Moyers, Anish Savjani VERLEIH: Universum Film
Eine abgehalfterte Punkband landet irgendwo in der amerikanischen Pampa und soll ausgerechnet vor einer
Horde Neonazis ein Gig spielen. Besser das als gar keins, denken sich die Musiker. Als sie jedoch nach
ihrem Auftritt im Green Room Zeuge eines Mordes werden, sitzen sie knietief in der Patsche... Die Situation
kennen Zombie-Fans schon lange: da sind die Protagonisten in einem Zimmer gefangen und draußen wartet
eine Überzahl Untoter auf sie. In Jeremy Saulniers ebenso hartem wie komischem Actioner sind es keine
Zombies, sondern Neonazis, die der Punkband an die Gurgel gehen möchten. Angeführt wird die Nazi-Brut
von keinem Geringeren als Patrick Stewart. Der macht seine Sache derart grandios stoisch, dass man
vollkommen vergisst, dass wir hier Captain Picard vor uns haben. Der Film wartet mit hohem Body Count auf
und das Blut spritzt nur so. Der richtige Film zum Bier.
THE WITCH (1:1.66, 5.1) OT: The VVitch – A New-England Folktale USA, Großbritannien, Kanada 2015 / 92 min / englische OmdU REGIE: Robert Eggers DARSTELLER: Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Kate Dickie, Harvey Scrimshaw, Ellie Grainger, Lucas Dawson DREHBUCH: Robert Eggers PRODUZENT: Daniel Bekerman, Lars Knudsen, Jodi Redmond VERLEIH: Universal Pictures
Neuengland im 17. Jahrhundert. Eine aus der alten Welt emigrierte, gottesfürchtige Familie lässt sich auf der
Ebene vor einem großen Waldstück nieder, um einen Neuanfang zu wagen. Als jedoch das jüngste Kind, ein
Baby, urplötzlich und mitten am Tag spurlos verschwindet, nehmen seltsame Ereignisse ihren Lauf: die Ernte
verdirbt, die Tiere verhalten sich ungewöhnlich. Der Wahnsinn nimmt ganz allmählich am Tisch der Familie
Platz... Es sind die hypnotischen Bilder (im altmodischen europäischen Breitwandformat) und die atonalen,
an Ligeti erinnernden Klangwelten von Mark Korven, die Robert Eggers Horrormär von Anfang bis Ende
extrem spannend machen. Ein brillantes Sounddesign, das mit beunruhigenden Tönen spielt und eine
Farbdramaturgie, die ganz unmerklich vom Farbigen ins fast Schwarzweiße gleitet, sind weitere Accessoires,
die den Film zu einem der alptraumhaftesten Horrorfilme der letzten Jahre machen.
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